- Sonntag 4. Oktober 1425
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Seilage öes vorwärts
Die Zilme öer Woche. , Liebe macht blind'. (Zm neu eroffneleu ZNozartsaal.) Die Ufa hat ihren zahlreichen Berliner Kinotheatern ein neues angegliedert, den Mozartsaal, in dem seit 13 Iahren das Kino eine vornehme Stätte gesunden hat. Es ist sozusagen ein historisches Haus, das die.Tradition eines wohlausgestattelen und vor allein mit guter Musik versehenen Hauses mitbegründet hat. Die Ufa will den Saal im gleichen Sinne weiterführen als Musterstätte der Technik, des Kunstgewerbes und der Kunst. Das Innere ist neu hergerichtet und bietet in seinem neuen Farbenschmuck eine an- heimelnde Stätte. Getreu dem neuen Ufa-Programm wird auch in diesem Hause dem Filmspiel immer eine Schau vorausgehen, die im Einklang steht mit dem nachfolgenden Filmwerk. So war denn der erste Abend ganz aus den Lustspielton gestimmt, der dem Film- stück seinen Charakter gibt. Ein vortresjliches Orchester, das dies» mal Dr. Becce leitete, gab als Austakt Nicolais Ouvertüre zu den .Lustigen Weibern von Windsor". Dann folgte die Ufa-Wochen- schau mit allerlei Aktualitäten, unter anderem dem Umzug der Assen in unserem Aoo, und einem neuen englischen Unterseeboot, das sich wie ein Koloß neben einem Unterseeboot von 1913 ausnahm. Einer der prächtigen amerikanischen Tricksilms„Der Storch hat sich geirrt' im Stile der Felix-Kater-Idecn gab zu ungemeiner Heiterkest Anlaß. Das Spiel„Bunte Perücken', deren färben- prächtige Tänze George Blanoalet einstudiert hat, führte»u dem Hauptsilm hinüber. Der neue Film.Liebe macht blind', der dos Thema der Doppelgängerin in einem etwas dünnen Manuskript von Robert L i e b m o n n behandelt, ist ein anmutiges Lustspiel voller Reize und Pikanterien. Lothar Menkes macht wißige Anmerkungen zu der Art, wie die ehrbare Frau es anstellt, um ihren aus Aden- teuer gehenden Gatten wiederzugewinnen. Ein reines Gesellschasts- stück, das Gelegenheit gibt zu schönen Milieus, Ballszenen, Amateur- silmausnahmen, zu Komfort und der Kostiimeentsaltung der Welt, in der man sich nicht langweill. Georg Alexander ist der ele- gante Schwerenöter, den seine Gattin Diane— Lil D a g o v e r— in abenteuerlicher Verkleidung aus dem Ball und im Separt an sich lockt, bis er gesteht, dieses sei die unvergleichlichste Frau, und sie seiner eigenen Frau zuführen will als ihre Doppelgängerin, natürlich um dann zu erfahren, daß es seine wirkliche Frau ist. Lil Dagover entfaltete ihren ganzen Charme in dem Wechsel der Per- kleidung und zeigte ihre aparte Wandlungsfähigkeit(dunkle und weiße PerückeU wie sie den Mann, der ihr zu entgleiten droht, durch ihre Bezauberung wieder einzusangen weiß, ist höchst omü- sant. Eine absonderliche Rolle spielt Eonrad B e i d t in dem Film, er versucht sich als dämonischen Bersührer, der in der Berkleidung eines Maharadscha und durch hypnotische Einwirkungen Diane ein, zufangen versucht, aber immer mir ein genasführter Tölpel bleibt und mit Erstaunen sehen muß. wie alles gegen ihn ausschlägt. Ein paar vergnügte Momente brachte Emil I a n n i n g s. der in die Amateurfilmaufnahme hineinschneit. D.
das Spielzeug von Paris. (Marmorhaus.)? Das Leben einer Pariser Tänzerin, die won einem älteren •Schönheitssucher entdeckt, in ein besseres Theater lanicert wird, die große Karriere macht und in ihrer Liebe zu einem Gesandtschafts» artache tragisch endet, ist der Inhalt dieses Films. Der Regisseur Michael K e r t e s z beherrscht den Apparat der äußeren Aufmachung. der großen Szenen»nd der Theatralik. Aber es dauert sehr long«. bis sein Schiff in Fahrt kommt. Das Glück dieses Films ist eine neue Filmspielerin: Lily D a m i t o, eine höchst rassige, geschmeidige, ousdrucksvolle und tänzerisch begabte junge Darstellerin. Offenbar eine Naturbegabung, die noch des Schliffes bedarf. Diese Tänzerin zeigt in der Vorstadtkneipe eine fabelhafte Ungebundenheit, aber sie bleibt auch auf der Höhe ihrer Triumphe ganz Natutckind, jeder Stimmung folgend. Eben noch ganz im Glück ihrer Liebe zu dem von ihr gewählte Menne in der Einsamkeit ausgehend,°olzt sie alsbald wieder der Lockung ihres reichen Verehrers ins rauschhafte Leben des Luxus und der Feste. Und dann oerläßt sie alles n ieder, um den irre gewordenen Geliebten aufs neue an sich zu fesseln. Im Unwetter zieht sie sich eine Lungenentzündung zu. und so endet aller Glanz ihres Aufstiegs in einem frühen Tode. Blicke vor und hinter die Theaterkulisse, Kostümprunk und Nacktheitscntfostung. Festalanz und Idyllen am Mceresftrand sind die Anziehungsmittel des Films. Die Handlung ist zum Teil naiv und kitzelig, der Lieb- haber sehr langweilig und ohne Ausdruck. Sehr einprägsam gibt Hugo T h i m i g einen alten Theaterdirektor. Alles ist auf die schone Tänzerin gestellt, die das Spielzeug von Paris und Kameliendame zugleich ist._. r- Oer Leidensweg der kleinen Lllo. Seitdem Iackie und Peggy Allerweltslieblinge geworden sind, ertönt in jedem Lande der Schrei nach dem Filmkinde. Doch Wunderkinder sind, im Interesse der Kinder gesprochen, hochersreu- licherweise sehr selten. Darum sind auch die vielen Besuche, die Mamas meistens init recht verzogenen und sehr herausgeputzten Lieblingen bei den Regisseuren machen, ergebnislos. Man muß eben für den Film geboren sein, was viele Schauspieler von der kleinen Lilo Hermann behaupten. Die Vierjährige wurde zum erstenmal vor die Kamera geholt und sogleich in den Mittelpunkt eines sechs- aktigen Großfilms gestellt. Das ist natürlich ein Wagnis. Ohne Mängel kann ein solches Unterfangen schon rein filmisch kaum sein. Zumal das Manuskript, wie das fast durchweg in den Kinderfilmen (nur die Jackie-Filme machen eine Ausnahme) der Fall ist, versagt, Eine Tänzerin gibt ihr Kind weg, eine reiche Frau, deren Mann nicht kinderlieb ist. adoptiert es. Der Mann verläßt die Frau, sie zieht mit dem Kinde aufs Land, wo sie stirbt. Nun bringt das Bor- mundschaftsgerichl, wie der Text behauptet, Klein-Lilo zu einer Frau, die trinkt. Das Kind muß Streichhölzer verkaufen. Der Zimmernachbar ist ein Blinder, der auch für die Frau betteln� muß. Als die Frau, wegen Diebstahls verhaftet ist, muß das Kind für den Blinden, seinen Hund und sich sorgen. West davon eMsernt zu de- haupten, in Deutschland gibt es kein Ztinderelend. muß man hier aber doch betonen, daß wir noch Kinderschutzgesetze haben. Da der Deutsche an und für sich so gründlich in seiner Arbest ist, nimmt man ihn ernst, darum hätte auch diese Milieuschilderung etwas anders gestaltet werden müssen. Na, Klein-Lilo tanzt aus der Straß« und wird von einer gefeierten Tänzerin entdeckt, die nachher zu
ihrem großen Glück erfährt, daß sie die richtige Mutter des Kindes ist. Manche Szenen wirken zu gewollt, die andern handelnden Per» sonen sind zu sehr bloher Rahmen für das Kind. Wiederholt photo- graphiertc man das kleine Mädchen mit jungen Tieren. Solche Auf- nahmen treffen erfahrungsgemäß den Geschmack des großen Publi- kums. Das Kind ist sehr talentiert und ohne Zweifel recht film- willig. Die Hauptsache ist nun, daß Klein-Lilo nicht übernommen wird und ihr die Natllrlichkest erhalten bleibt. e. b.
Sprechende Hände. Wenn wir über die Bedeutung der drei Worte: blind, taub und stumm nachdenken, häuft sich vor uns eim Elend, das uns er- schauern läßt. Die geschichtlichen Nachrichten über die taubstummen Blinden fließen recht spärlich. Erst in der neuesten Zeit wurde das Allgemeininteresss aus dieses Elendsgebiet hingelenkt durch Helen Keller , diese blinde Taubstumme, die studiert hat und fünf Sprachen spricht und in ihnen schreibt. Durch diese Frau lernte znan die Methoden kennen, den Seelen der taubstummen Blinden beizukommen. Behördlicherseits wußte man in Deutschland mit den taubstummen Blinden nicht wohin,— denn ein Taubstummer ge- hört nun mal eben nicht in die Blindenanstall und ein Blinder nicht in die Taubstummenanstalt. Den Armen aber mußte geholfen werden und so entstand in Nowawes bei Potsdam das O b e r l i n- Hau» unter Leitung des Pfarrers D. Dr. med. Hoppe. Da die nordischen Länder in der Krüppelfürsorge vorbildlich sind, hoste sich der Anstaltsvorsteher auch dort seine Anregungen. Jetzt sprach Dr. Hoppe im Stein-Lyzeum über das Oberst»- Haus. Er ist kein hinreißender Redner, doch fein Werk spricht für ihn. und der Film, der von der Evangelischen Bildkommer heraus- gebracht wird, spricht für das Werk. Gertrud David hat in
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(Jabsnll Ut«. Wochenschau Nr.3
Flora-Uchlsplelc Landsberger Allee 40-41 Heute and morgen x Die Verstossenen t. Teil: Der Eifersüchtige 2. Teil: Die Beichte Beide Teile 14 Okt. i. einem Programm Ab Dienstag: i Der Kleine Lord Nacn dem �ieichnamigen Roman
Pnölmann«n, Berlin , Schönhauser Allee 148 Vom Z bis 5. Oktober J925 CSrcns Pat n. Patachon Lustsp JKaudi macht d. Rennen Auf der Bühne: La CamorgO) Musik. PhSnomen Karmanow, W"""" Dress r-Akt mit 10 Hunden Jugendliebe haben Ztrlltl
unermüdlicher Kleinarbeit Eindruck auf Eindruck gesammest, so daß die sprechenden Hände uns interessieren und erschüttern. Wir sehen, wie beim taubstummen Blinden die Eindrücke des Gefühls. des Geruch» und des Geschmacks in ihm gebunden liegen. Alles muß erst geweckt werden. Hierbei spielt das Fingeralphabet die größte Rolle. Die Worte werden in die Hand gefingert. Oft ver- gehen Wochen, bis ein Kind begreift, daß der von ihm betastete Gegenstand und das gefingerte Wort zusammengehören. Eine große Freude bedeutet es für den Lehrer, wenn ein aufgewecktes Kind, sobald es etwas ihm Fremdes betastet, selbst fragt. Im Oberlin-Hause lernen die Krüppel, dank dem Braille-System, lesen: ferner lernen sie schreiben und lautieren. Für gewöhnlich wird d'e Blindenschreibmaschin« benutzt, doch brachte es eine Heiminsassin auch auf der gewöhnlichen Schreibmaschine zu einer beachtenswerten Fertigkeit. Durch die Braille-Schrift werden den Blinden oll« Schätz« der Wellliteratur erschlossen. Selbst von dem Segen der Arbeit sind die Krüppel nicht ausgeschlossen, denn das Heim unter- hält ein« Mattenflechterei, Weberei, Bürstend inderei und Korb» flechtcrei. Zwei begabte Insassinnen bestanden sogar ihre Gesellen- Prüfung mit gut. Abends findet gemeinsames Zestungslesen statt, dann wird der Text von Hand zu Hand weiter gefingert. Im Film sah man, wie Amundsens Nordpolflug vorgelesen wurde und der Reiseweg auf der Relieslandkarte verfolgt ward. Rührend waren die Bilder von einer Geburtstagsfeier, bei der einem kleinen Mädchen seine Gespielinnen selbstgefertigte Geschenke überreichten. Der Film ist auf jeden Fall sehenswert, er hinterläßt einen tiefen Eindruck, und so wird der großen Not das Helfenwollen erwachsen. c. b. die neue Großmacht. Ein internationaler Film der deutschen Werksilm-Gesellsäiaft im besten Sinne des Wortes, denn an ihm haben die Arbeitersportler vieler Länder mitgewirkt und der Gedanke der Internationale wirkt sich in starken Rhythmen aus. Die Frankfurter Arbeiter- o l y m p i a d e ist von dem Regisseur Willy P r a g e r, der sich schon mit seinem Film.Wege zu Kraft und Schönheit' einen Namen erworben., in einem fesselnden Film für künstige Zeiten festgehalten worden. Der Arbeiterturn- und Sportbund hat die Zeichen der Zeit verstanden, denn dieser Film wirkt propagandistischer für den Arbeitersport als je bedrucktes Papier es vermögen würde. Gerade well die Bilder nicht gestellt worden sind, sondern den lebendigen Rhythmus und Wetteifer einsangen, wirken sie so stark. Der Festzug. die Radlervorhut der 23 000 Radler, die Massenturnübungen, die Kinderübungen aus dem Stadion, das bewegte Treiben im alten Frankfurt und auch Einzelkämpse mit Großaufnahmen verschiedener Typen, das sind Bilder, die sich unvergeßlich einprägen. Aus dem äden Schießplatz Frankfurts eisstand das Stadion, nach Kriegshaß soll der körperfrohe Wetteifer der arbeitenden Völker entstehen. Dieser Gedanke, anfangs symbolisch ausgedrückt durch Schieß- scheibensiguren, die unter Schüssen verschwanden und dem neuen Menschen wichen, zog sich durch den ganzen Film. Dia Eindringlich- keit gab ihm die Olympiade selbst. Am stärksten wirkten die Massen- szencn, die öfters einen spontanen lauten Beifall hervorriefen. Die Aufstellung von Rekorden, so sehr sie im Menschen liegen mag, be- deutet ein gewisse Gefahr des Gemeinschaftsgedankcns und ein Ver» fangen in der bürgerlichen Ideologie. Der Film rollte über IVi Stunde, die Musik hätte noch etwas mehr aus dem Rhythmus der Bewegung schöpfen sollen. Außerordentlich lehrreich und bild- schön waren die Zestlupenbilder, die durch ihr geschicktes Verwenden eine Ermüdung der Schauenden vorbeugen. Auch dem Humor ist Rechnung getragen, so durch die rührendschöne Aufnahme der Kinder- sreiüdmigen mit der kleinen Uedereisrigen. Der Film wird sicher seinen Weg über die Grenzen des Reiches machen und überall für den Gedanken werben, die Arbeiterschaft aller Länder zur Erkennt- nis der.Körperkultur und des gemeinsamen Wettkampfes und dos nicht nur im Sport, zu bringen. sch.
Renn eine schöne Iran treu sein! sRichord-Oswald-eichtspiesse.) Dieses Thema kann man sehr tiefgründig und auch sehr ober- flächlich behandeln, aber langweilig braucht man dabei auf keinen Oall zu werden. Jedoch regt der— nach den Toiletten der Damen zu urteilen— angejahrte amerikanische Film, zum Gähnen an. Der Inhalt ist, obwohl man textlich eine Novelle lesen muh, nicht des Erzählens wert. E ist olles aus der Perspektive des amerika - nischen Bürgers gesehen, der im sicheren Besitz seiner Bankdepots ist. Man könnte auch fragen, wo flirtet die Frau am vorteilhaftesten, zu Hause oder im Geschäft? Filmisch bringt der Regisseur H c n g h e s. außer vielen guten Großaufnahmen typisch amerikanischer Schau- spielergesichter. nichts van Bedeutung. Seine Ideen, sobald er Visionen erfaßt oder Erzählungen der handelnden Personen bildlich darstellt, sind sogar derartig primitiv, daß sie unfreiwillige Lach - erfolge einheimsen. Alles in allem ist diese schöne Frau, die sowohl treu wie untreu ist, eine tolpatschig behandelte Filmangrlegenhcit.
Ter erfle Film der Bea-Sokal-G. nt. i. H.„Die Kwei und die Tamc" nacki einen: Roman von Sven Elvestad wird von dem Regisseur Älwin Reith in Szene gesetzt werden. Für die weibliche Hauptrolle wurde Agne? Eszterliazv verpflichtet, während die anderen Rollen von Bernhard Goetzkc, Albert von Kcrstcn, Karl Platen , Henry Stuart und JuliuZ von Szöreghy dargestellt werden. Der nächste Film, den die Sascha für die PhoetmO Film A.-G. herstellen wird, führt den Titel:„Fiaker Nr. 1Z'. Dos Manuskriht stellt eine von Michael KeneSz und Dr. Alfred Schirokouer ausgeführte Be- arbeitung des gleichnamigen Romans von Tavier de Montcpin dar. Tie Regie führt Michael Kertesz . x „Ter SbentenreT." Die Aafa-Film-A-G. verpflichtet für ihren neuest großen Romanfilm„Der Abenteurer', der ein Werk von Rudolf Herzog auf die Leinewand bringt, n. a. Harry Liedtke , Mady ChristiawZ, HonA Brausewetlcr nnd Ernst Hofmann . „Freie» Volk.' Die„Beritge-Film'-Giss. nt. b. H, Berlin , hat mit den Ausnahmen zu ihrem ersten Großfilm„Freie» Boll' begonnen. Regie führt Martin Beiger. Conrad Beidt in einer Doppelrolle. Conrad Veidt spielt in dem neuest llfa-Film„Die Brüder Schellenberg', der van Carl Grüne jetzt in den Tempelhoscr Ateliers gedreht wird, die Doppelrolle der Brüder Wenzel und Michael Schellenberg. Cirkn» Renz. Die Firma Althoff tt. Co. kGustav Altstoff> hat en, Manuskript„Cireus Renz' erworben. Mit den Aufnahmen wir» demnächst begonnen werden. Kultur, ond LehrMmverzeichni». Der Bildspielbund Deutscher Städte. Berlin , ist im Begnss, ein Gesamtverzeichnis der Kultur- und Lebrfilme herauszubringen.