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Deutschnationales Preissenkungstheater.

Im Rathaus haben die Deutschnationalen bekanntlich einen An­trag über die Teuerung eingebracht. Ausgerechnet die Partei der Bollwucherer und Steuerräuber will vom Magistrat wissen, was er gegen die von ihnen verschuldete Teuerung zu tun gedenkt. 11m die Abfichten des hochwohlweislichen Magistrats zu ergründen, tagte heute vormittag ein Stadtverordnetenausschuß. Der deutschnationale Stadtrat Dr. Richter referierte und tam zu dein Ergebnis, daß die Stadtverwaltung gar nichts tun könne. Der deutschnationale Pfarrer Koch war mit der Leistung seines Barte: freundes sehr unzufrieden und wünschte vom Magistrat die Aus­arbeitung einer Denkschrift und die Beschaffung statistischen Ma­terials. Bon seinen eigenen Parteifreunden mußte er sich sagen lassen, daß aus der ganzen deutschnationalen Attion selbstverständ­lich nichts werden kann. So beschloß denn der Ausschuß nach furzer Debatte, vom Magiftrat weiteres Material zu verlangen und sich felber zu vertagen. Das Ganze nennt sich: deutschnationale Preissentung.

Wieder ein Kriegerdenkmal.

Wilhelm II.   und Sohn telegraphieren!

Die Kriegerdenkmäler mehren sich in Berlin  . Am Sonntag wurde wieder ein Denkmal dieser Art enthüllt und eingeweiht. Den zum Feuerwerfs- und 3eugpersonal der Armee und Marine gehörenden Toten des Krieges 1914-18" haben überlebende Kameraden ein Denkmal gewidmet, das in dem Garten der ehemaligen Oberfeuerwerkerschule an der Invaliden­straße aufgestellt ist.

Zur Enthüllungsfeier war Reichspräsident hinden burg eingeladen worden. Er sprach brieflich sein Bedauern aus, daß er nicht an der Feier teilnehmen fönne, weil er zurzeit nicht in Berlin   sei. Hätte er, der bei seinem Rheinlandbesuch sich mit den Farben Schwarz- Rot- Gold schmückte, sich darüber gewundert, daß bei dieser Denkmalseinweihung das schwarzrotgolbene Banner der deutschen Republik fehlte? Man sah nur die feine schwarzrotgoldene Gösch an der deutschen   Kriegs­flagge, deren sich breit machendes Schwarz- Weiß- Rot alles be­herrschte. Die Weiherede des früheren Feldpropftes Schlegel wünschte den leberlebenden ein Feuer von oben. Der Geistliche sprach davon, daß beim Feuer nicht die Zerstörung das Letzte sei, sondern das Neue, das aus der Zerstörung fommt. Meinte er mit dem neuen die Staatsumwälzung. die aus dem Weltbrand des Krieges gefommen ist? Nein, er dachte an das Feuer, das Jesus   auf die Erde wirft", an das Feuer, das Läuterung durch den Geist Gottes ift". Das Dentmal aber, deffen Hülle dann fiel, hat mit Gott   und dem Feuer Jesu nichts zu tun. Es zeigt bie rohe Kraft einer Waffe des Krieges, die furchtbare Gewalt einer einschlagenden Granate. Das von dem Bildhauer Boltel Friedenau gefchaffene eigenartige Bert stellt Die bei der Explosion des Geschosses auffliegende Erdfahne" dar. Den Künstler foll, erzählt eine zur Dentmalsenthüllung herausge­gebene Festschrift, die Absicht geleitet haben, in der Darstellung Ser emporreißenden gewaltigen Kraft auch den Beschauer emporzu reißen aus der Not und Qual unserer Tage".

Bei der Feier gab es eine leberraschung", ein Telegramm aus Schloß Doorn in Holland   oder für die Renner war es vielleicht doch keine Ueberraschung. Wilhelm II.  , der im November 1918 fein Heer verließ und ins Ausland floh, schichte jetzt ein teilnehmendes Begrüßungstelegramm. Ein Gene ral a. D., der es vorlas, nannte es eine allerhöchste Botschaft" von Seiner Majestät dem Kaiser  ". Daß er dem geflohenen Ertaiser noch den Titel allerhöchster Kriegsherr gab, follte feine Bronie Jein. Auch Wilhelm, der Sohn des Ertaisers, hatte aus Schloß Dels, wo er als Bürger des Deutschen Reichs( der Republif) gebulbet wird, ein Telegramm gesandt. Als Seine fönigliche Hoheit den Kronprinzen" bezeichnete ihn der das Telegramm vorlesende Ber. treter des Dentmalsausschusses. Wilhelm II.   und Sohn sollten, empfehlen mir, ihren Telegraphiereifer ein bißchen zügeln. Gerade bei der Enthüllung eines Kriegerdenfmals täten fie beffer, fich noch tiefer in ihre Wintel zu verfriechen. Die meisten der gestern zu der Enthüllungsfeier erschienenen Hinterbliebenen, die in Trauer um ihre Toten an die schweren Opfer des Arieges dachten, werden für den Ertaiser samt dem Erkronprin­zen nicht sehr freundliche Empfindungen gehabt haben.

Dachstuhlbrand am Kottbuser Ufer.

Die Reihe der Dachstuhlbrände wurde auch am Sonntag fort­gesetzt. Am Vormittag in der 10. Stunde wurden die Löschzüge 8 und 11 nach dem Kottbuser Ufer 58, nahe der Admiralstraße, von mehreren Seiten alarmiert. Hausbewohner hatten die Feuer­wehr benachrichtigt. Als die Wehr an der Brandstelle erschien, stand der mächtige Dachstuhl des zweiten Quergebäudes schon in solcher Ausdehnung in Flammen, daß unverzüglich mit Die mehreren Motorsprigen Wasser gegeben werden mußte. Die Treppenaufgange maren vollständig verqualmt, so daß eine große mechanische Leiter auf dem zweiten Hofe aufgerichtet und zum Angriff benutzt werden mußte. Leider ertranften mie. der einige Feuerwehrmänner. Nach zweistündiger Tätigkeit war um mittag das Feuer in der Gewalt der Behr. Die Aufräumungsarbeiten nahmen längere Zeit in Anspruch. Den Flammen find eine Menge Möbel und Hausrat der zahlreichen Mieter mit den Bodenräumen und der Dachkonstruktion zum Opfer gefallen. Die Polizei war gleich nach Ausbruch des Brandes zur Stelle und vermutet wieder Brandstiftung. Genaue Ermitt lungen werden noch angestellt. Der Schaden ist abermals ganz er heblich und nur teilweise durch Bersicherung gebedt.

Ein geheimnisvoller Schuß.

Mit einer schweren Schußperlegung in der Brust wurde gestern Nacht der 25 Jahre alte Kutscher Willy B. auf einer Bank in den Anlagen am Weißen See aufgefunden. Gegen 2 Uhr fam ein Bekannter des W. durch die Anlagen und fah plöglich, wie der junge Mann sich von einer Bant erhob und auf ihn zu taumelte. 3. gab an, daß er, von einem Bergnügen heimfehrend, fich ein Weilchen auf die Bant gefeßt habe und eingefchlafen fein muffe. Plötzlich habe er in der linken Bruftseite einen stechenden Schmerz verspürt. Es müffe also ein unbefannter Schüße auf ihn geschossen haben. Der Bekannte benachrichtigte die Po fizei, und da die Begleitumstände verdächtig erschienen, so wurde die Mordkommiffion alarmiert. Die Ermittlungen ergaben, daß die Aussagen des jungen 23. allem Anschein nach nicht stimmen. Es wurde teine Baffe bei ihm gefunden, doch hatte er in seinen Taschen Briefe, aus denen Lebensüberdruß spricht. Auch Freunden und Bekannten gegenüber hat er in letzter Zeit wieder holt Selbstmordgedanken geäußert. Bermutlich hat der junge Mann sich selbst den Bruftschuß beigebracht und ist dann, während er bewußtlos auf der Bant saß, um die Waffe bestohlen worden. W. felbst, der in das Auguste Bittoria- Krantenhaus in Weißensee übergeführt wurde, liegt dort noch vernehmungsunfähig darnieder.

In der Fischerhütte an der Großen Krampe wurde gegen Mittag des 4. die Leiche eines unbekannten etwa 30 bis 35 Jahre alten Mannes mit einer Schußwunde aufgefunden. Die Leiche hat etwa 2 bis 3 Wochen gelegen. Die Kriminalpolizei stellte einwand­frei fest, daß es sich hier um einen Selbstmord handelte.

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Bezirkstag der Frauen.

Zollpolitik und Gemeindewahlen.

Im Plenarsigungsfaal des Preußischen Staatsrates   tagte gestern, wie die neue Zollvorlage, beschlossen werden, find alle fürsorge­unter dem Borsig der Genoffin Wengels die Frauenfonferischen Geseze hinfällig. Aus der Begründung der soll. renz des Bezirksverbandes Groß- Berlin Saal und vorlagen geht mit aller Deutlichkeit hervor, daß die Lebens­Tagesordnung zur Erledigung vor: Die Berichte von den Frauen müssen. Die Hoffnung, daß die Industrie die Berteuerung der Galerien sind start besetzt. Der Konferenz lag eine reichhaltige Der Konferenz lag eine reichhaltige mittel- und Industriezölle ganz wesentlich zur Einschräntung der Lebenshaltung weitester Boltstreise führen tonferenzen in Marseille   und Heidelberg  , das Referat fonferenzen in Marseille   und Heidelberg  , das Referat Lebenshaltung durch Lohnerhöhungen ausgleichen werde, ist bei uns und die soziale Lage des Volkes und auf die Gemeindepolitit", die letzten Zeit haben uns Recht gegeben. über die Wirkung der 3ollpolitik auf die Bolksgesundheit von Anfang an nicht vorhanden gewesen und die Ereignisse der stattet wurden. von den Genosfinnen Dr. Stegmann und Todenhagen er mußte wegen Behinderung der Genoffin Wurm abgefeßt werden. Das Referat über Lebenshaltung und 3ölle" Bor Eintritt in die Tagesordnung begrüßte Genosse Künstler im Namen des Bezirksvorstandes die Konferenz. Er betonte, daß die Frauenfonferenz nicht nur im Interesse der Frauen und Mäd chen, sondern für die Gesamtpartei zu arbeiten haben werde. Ein Hinweis auf die Bedeutung der bevorstehenden Stadiver ordnetenwahlen wurde von den delegierten Genosfinnen mit startem Beifall aufgenommen.

Den Bericht

von der Internationalen Frauenkonferenz in Marseille  erstattete Genessin Bohm- Schuch. Die Rednerin gab einen Ueber­blid über die Ergebnisse der Frauenkonferenz, die im Anschluß an den allgemeinen Sozialistenkongreß stattfand. Besonders erwähnte die Rednerin die große Entschließung, die die wirtschaftliche und politische Gleichberechtigung und die Erfüllung der sozialpolitischen Forderungen der Frauen verlangt. Der allgemeine Internationale Rongreß stimmte auch dem Berlangen der sozialistischen   Frauen nach einer Vertretung im Internationalen Bureau zu. Damit foll teine besondere Frauenorganisation in der Internationale verbunden sein. was unter Zustimmung aller Frauendelegationen von der Genoffin Popp- Desterreich besonders betont wurde. Als Hauptergebnis des allgemeinen Kongresses bezeichnete die Referentin die allgemeine Friedensrefolution, die von der Notwendigkeit der Mitarbeit der Sozialisten in den Länder­regierungen und im Bölterbund spricht. Zusammenfassend tönne die Internationale Frauenkonferenz sowohl inhaltlich wie äußerlich als ein Ereignis bezeichnet werden, das die gewünschten Aus wirfungen auf die sozialistische Frauenbewegung haben wird.

Ueber die deutsche Frauenbewegung in Heidelberg  sprach Benoffin Schmit. Sie berichtete über das Referat der Ge noffin Juchacz, die die Gleichberechtigung der Frau behandelte und über den Bericht des Parteivorstandes. Der Borstandsbericht und über den Bericht des Parteivorstandes. Der Borstandsbericht habe gezeigt, daß die Mitgliedschaft der Frauen in unserer Partei durchaus noch ausbaufähig ist. Aus dieser Situation ergibt sich die scheinbare Zurückjegung der Frau im öffentlichen and im Partei leben. Mit einer eingehenden Berichterstattung über das Referat des Genoffen Sänger," Die Frau im Strafrecht, beschloß Be noffin Schmit ihren Bortrag. Die Berichterstattungen wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen.

In der Diskussion

forderte die Genoffin Adele- Schreiber- Krieger  , daß die Bartei. genossenschaft in den Frauen die Empfindung fördern möge, gleich gefchäßt und gleichgeachtet zu sein.

Genoffin Lodenhagen verpflichtete die Genoffinnen, im wirt.  schaftlichen und politischen Konturrenzfampf nicht freiwillig zurüd zutreten. Dadurch werde dem Manne der so oft betlagte Bortritt crleichtert; dagegen muß auf den Frauenabenden die Frau sich çanz als Sozialistin fühlen und mirten, um so auf die Gäfte und Zuhörer sozialistisches Fühlen, Denten und Benehmen auszuftrahlen.

Gegenüber der Beschwerde einer Diskussionsrednerin erklärte Genosse Künfiler, daß der Bezirksvorstand feinen Einfluß auf die Kandidatenaufstellung der Kreise zu den Stadtverordnetenwahlen ausgeübt habe. Das läge auch weder in der Zuständigkeit, noch in der Absicht des Borstandes.

Genoffin Jahrenwald trat dafür ein, daß die Reichs- Frauen­fonferenzen wieder wie früher vor dem Parteitag stattfinden mögen. Im übrigen sprach sie sich für den Ausbau der Frauenleseabende aus. Nach einem Schlußwort der Gen. Schmih und Bohm- Schuch hält Gen. Dr. Stegmann das Referat über

die Wirkung der Zölle auf Volksgesundheit und foziale Lage

Die Gefundheit des Boltes, so führte die Bortragende aus, ift ein Gut, für das sich verlohnt, au fämpfen. Wir haben eine Für forge für alle möglichen Krankheiten, Seuchen und Gefahren, und wenn man unseren rechtsstehenden Regierungsleuten glauben wollte, wäre fein Anlaß zum flagen. Sobald aber von der Rechts­regierung und den hinter ihr stehenden Parteien solche Maßnahmen. regierung und den hinter ihr stehenden Parteien solche Maßnahmen,

Schluß der Kipho.

Die Nipho, die Kino- und Photo- Ausstellung am Kaiserdamm, ist am gestrigen Sonntag geschlossen worden. Der letzte Sonntag führte der Ausstellung noch einmal einen Besuch zu, wie ihn die größten Tage der Herbst- Ausstellungen und Messen nicht zu ver zeichnen hatten. Die geschäftlichen Erfolge der Aussteller finotechnischen und phototechnischen Branchen konnten auch eine An­waren über alle Erwartungen befriedigend. Die Lieferanten der zahl von Auslandsverkäufen buchen. Anläßlich des Besuches der Ripho durch ausländische Filmfadhleute ist in Berlin   auch eine be­mertenswerte Anzahl von deutschen   Filmen nach dem Ausland ver­tauft worden.

Die 14. Große Allgemeine Seifenfachmesse, die alljährlich zweimal vor sich geht, wurde am gestrigen Sonntag unter Anwesenheit der Vertreter der Behörden und der Presse eröffnet. Die Ausstellungsleitung hatte diesmal auch Bertreter der ausländischen Handelsvertretungen gelaben. Die Ausstellung selbst, die in den Gesamträumen der Neuen Welt" untergebracht ist, gibt wieder einen interessanten Ueberblid über die Erzeugnisse der Geifenindustrie. Die Veranstalter haben sich redlich Mühe gegeben, diese Fachmesse gegenüber der letzten Ausstellung noch weiter aus­zubauen. Man findet alle in das Fach des Seifenhandels fallen­ben Artikel, wie einfache Waschseifen, feinste Toilettenfeifen, Parfü merien, Bußmittel, Scheuertücher, Besen- und Bürstenwaren­furzum, all die Dinge, die die Hausfrau in ihrem Haushalt braucht. Auch größere Wirtschaftsartikel, die für den Seifentleinhändler be­stimmt sind, werden zur Schau gebracht. Die Messe, die vom Schuhverband Deutscher Seifenhändler E. B. und der Einkaufs­zentrale der Seifenhändler von Groß- Berlin e. G. m. b. 5. veran­staltet ist, bleibt noch heute, Montag, und morgen, Dienstag, von 3 bis 10 Uhr geöffnet.

Dänische oder auftralische Butter?

Der Butterbedarf Deutschlands   wird, soweit er nicht aus der heimischen Produktion der Landwirtschaft und der Molkereien gedeckt werden fann, zum größten Teil durch dänische Butter befriedigt. Dänemart ist ein Land, das einen Produktionsüberschuß an Butter hat und gerade deswegen fällt es auf, daß die dänische Handelsbilanz in der Einfuhr bedeutende Mengen australischer Butter aufweist. Diese australische Butter, die

Nach den Errechnungen der Regierung belasten die neuen Jölle den Jahresetat einer fünftöpfigen Familie um jährlich 150 mt., wobei man fich den schlechten Scherz erlaubte, die Lebensverhäll­nisse der Kohlrübenzeit während des Krieges zugrunde zu legen. Auch die Industriezölle belasten gerade den Arbeiterhaushalt am stärksten. Schon bei dem jungen Menschen, dem Säugling, wirten die Zölle Wenn heute 59 Proz. der Säuglingssterblich feit auf Ernährungsschwierigteiten zurüdzuführen sind, so bedeutet das doch, daß daran vornehmlich die Prole= tarierfinder beteiligt sind. Infolge der Lebensmittelzölle schlecht ernährte Mütter fönnen ihre Kinder auch nur unvoltommen nähren. So wirft die Zollvorlage schon auf die Kinder, obwohl man die Milch zollfrei ließ. Die 3ölle auf Gemüse und Obst verteuern ebenfalls nur die Ernährung der Arbeiterschaft. wollte, hätte, statt Zölle beschließen zu lassen, für Aufklärung in Eine Regierung, die wirklich etwas für die Bolksgesundheit tun Ernährungsfragen forgen müffen.

Bei der Wohnungsfrage

ist die Regierung gleichfalls untätig geblieben. Auf der einen Seite schützt man die gefährdete Sittlichkeit vor, um den berüchtigten§ 218 bestehen zu lassen, andererseits gestattet man die fürchter lichsten Wohnungsverhältnisse. Da die Zölle die Bodenrente erhöhen, der Grund und Boden also teurer wird, sa wird auch an einen ausreichenden Wohnungsneubau nicht zu denken sein. Das Bolf trägt schwer an dieser Bodenrente und muß einen großen Teil des Einkommens dafür opfern. So geht der Kreislauf fort. Wenn heute die Frauen infolge der schweren Lebensverhält­niffe ihres Lebens nicht froh werden, wenn sie am Leben fast ver. zweifeln, fo wird man von ihnen nicht erwarten fönnen, daß fie frohen Herzens Rinder gebären, die auch nur wieder diese elenden Zustände durchleben müßten.

So wirten die 3ölle nicht nur auf die Ernährung und Cebens­haltung, sondern direkt auch auf die Erhaltung unseres Boltes. Grenzen und Zölle find Mittel des Imperialismus; fie tönnen nie zur Berständigung der Bölker beitragen. Deshalb muß unser Kampf dem Zolltarif gelten.

Zolltarif und Gemeindepolitik.

Dann behandelte Genossin Todenhagen   die Wirkungen des Zoll­tarifes auf die allgemeine Wirtschaft, um dann die Auswirkungen auf die Gemeindepolitit zu untersuchen. Daß die Zölle als Schus für die einheimische Industrie versagen, beweisen am beften die Arbeitslosenziffern, ble feit dem Infrasitreten der Zölle, ja felbft schon seit der Anfündigung und Beratung im Reichstag im Steigen sind. Das sind neben der Berteuerung aller Lebensmittel und Bedarfsartikel die ersten Wirkungen der deutsch­national- vollsparteilichen Zollpolitit. Genoffin Todenhagen zeigte weiter an unzähligen Beispielen, wie die Berelendung der Massen durch die verschlechterte Lebenshaltung gerade die Gemein­den belafte. Die gemeindliche Wohlfahrtspflege hat die Sünden wieder gut zu machen, die die Rechtsparteien an den unteren Boltsschichten begangen haben. tolug

So war es auch eine elende Komödie, wenn fürzlich die Deutsch nationalen in der Stadtverordnetenversammlung vom Magiftrati Mittel und Wege erfahren wollten, die geeignet feien, die Lebensmittelpreise zu jenten.

Dieselben Kreise, die durch den Bolltarif erft alles verteuerten, fügen jegt zum angerichteten Schaben noch den Spott. Mit einem lieber­blid über die Arbeiten der Arbeiter- Wohlfahrtspflege und mit einem Appell an die Frauen zu tatkräftiger Hilfe.und Mitarbeit in der Partei und bei den Wahlen schloß Genossin Toden­hagen ihren interessanten Bortrag.

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Die beiden Referate wurden mit lebhaftem Beifall aufgenom Die Diskussionsrednerinnen unterfirichen die Referate, oder gaben ihre Erfahrungen in der Wohlfahrtspflege zum besten. Damit war die Tagesordnung erschöpft. In ihrem Schlußwort ermahnte Genoffin Wengels die an­wesenden Barteigenoffinnen, alle Kräfte dafür einzusetzen, daß am Tage der Stadtverordnetenwahl die Mehrheit des Bürgerblods gebrochen werde. Mit einem Hoch auf die Bartei schloß gegen 5 Uhr die Frauenkonferenz.

qualitativ sehr minderwertig ist, und deswegen im Preise sehr niedrig. fommt auf dem Umwege über London   nach Dänemart. Der größte Teil dieser Butter soll, Fachblättern zufolge, nach Deutschland   gehen und hier in der Hauptsache zu Badzweden verwandt werden. Mit der australischen Butter haben wir schon in Borfriegszeiten sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Sie fommt infolge der schlechten erpadung und des langen Transportweges zum größten Teil zum Genuß nicht besonders geeignet hier an. Es wäre fehr angebracht, wenn sich die zuständigen Behörden einmal mit dieser Frage beschäftigen würden und eine Untersuchung dahingehend vornehmen würden, ob nicht erhebliche Mengen der australischen Butter dirett dem Berbrauch zugeführt werden, und ob nicht unter der Flagge der dänischen Butter australische Butter nach Berlin  fommt. Auslandsbutter mird bekanntlich zu höheren Breisen ver fauft als Inlandsbutter. Wenn aber die billige australische Butter das Signum dänische Butter trägt, so wären die hohen Preise zum mindesten für diese Butter nicht gerechtfertigt.

Friedrich- Ebert- Straße in Niederlehme. Die Gemeindevertretung Nieber

lebme( Kreis Beestow- Stortom) hat auf Borschlag des Gemeindevorstandes

mit allen gegen 2 Stimmen beschlossen, die Straße am Stroffinsee Friedrich Ebert   Straße zu benennen. Dagegen ftimmte bezeichnend genug 1 Kommunist und 1 Vertreter vont fogenannten Ordnungsblod", der sich politisch zu knüppel- Kunze rechnet.

Achtung, Teilnehmer am Gymnaffiffurfus! Der für Dienstag, hen 6. d. M., angelegte Uebungsabend muß umständehalber ausfallen. Der nächste lebungsabend wird voraussichtlich am 27. b. M. stattfinden.

aus

Autounglück auf einer Reichsbannerfahrt. Bochum  , 5. Ottober.( Eigener Drahtbericht.) Als ein in voller Fahrt mit 40 Reichsbannerleuten belegtes 2astauto Linden Dahlhausen die Hattinger Straße durchfuhr, brach plöglich der adet aften auseinander. Sämtliche Infassen stürzten auf das Pflaster. 3ehn Mann erlitten Knochenbrüche. Die Arbeiter Raumann und Chur   wurden schwer verletzt. Sämtliche Verletzten wurden ins Elisabeth- Krankenhaus gebracht, einer fonnte nach Anlegung eines Notverbandes wieder entlassen werden. Das Auto wurde von der Polizei beschlagnahmt.

Jungfozialisten: Die Mitgliederversammlung und die Arbeits­ausschußigung finden nicht im Landtag, sondern im Friedrich. Wilhelm- Gymnasium, Kochstr. 13, statt.

Morgen, Dienstag, abend Wählerfundgebungen der Sozialdemokratie

Berlin