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überwunden werden müssen, wenn die Schaffende Menschheit aus einem Objekt zum Subjett allen Schaffens werden soll. Die Durchführung des Referentenentwurfs be­deutet die Berewigung der hemmungslosen Profitwirtschaft. Schleunige Errichtung paritätisch von Unternehmern und Arbeitern verwalteter Wirtschaftskammern für Industrie, Handel, Handwerk und Landwirtschaft und Umgestaltung des Borläufigen Reichswirtschaftsrates zu einem wirklid organisd aufgebauten Wirtschaftsparlament nach dem Wortlaut des Artikels 165 der Reichsverfassung bedeutet aber den Beginn einer Wirtschaftsordnung, den ersten Auftakt zur wirt lichen Wirtschaftsdemokratie. Für dieses nächst­liegende Ziel werden Arbeiter und Angestellte den Kampf in den kommenden Wochen mit aller Entschiedenheit führen.

Sinowjews schwielige Faust. Wie das unverschämte und freche intellektuelle Bonzentum geschlachtet wird.

Das Exekutivkomitee der kommunistischen Internationale das Ekki, wie es die Moskauer ohne Gefühl für die deutsche Sprache nennenappelliert gegenüber der bisherigen linten Führung der deutschen Kommunistischen Partei an die schwie­lige Fauft. Es hat plötzlich entdeckt, daß es die einfachen Arbeiter gegen eine Clique von frechen und anmaßenden intel­leftuellen Bonzen" zu vertreten hat. Es hofft, daß die ein­fachen, naiven Arbeiter", wie es bei Sinomjem heißt, sich den Moskauer Befehlen ohne zu muden fügen werden. Aus diesem Grunde wird der einfache Arbeiter Thälmann als Sprech und Schreibautomat in das Bordertreffen des Kampfes gegen die Ruth- Fischer Maslom Leute geschoben, und Sinom­jew streckt ihnen zwar nicht die eigene, aber die schwielige Faust Thälmanns entgegen. Mit dem fann er alles machen.

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Die Tonart des Kampfes der feindlichen Brüder in der APD. ist entsprechend brüderlich. Die linke Opposition, die beschimpften und abgefägten Führer, benußen das von M a s- Lom geschaffene Organ der Berliner Funktionäre" Der Junte", um gegen die Erefutive zu polemisieren. Diefer Bersuch, wider den Moskauer Stachel zu löden, wird von der Roten Fahne" mit der grobfloßigsten Antwort bedacht. Sie polemifiert im besonderen gegen den verantwortlichen tommunistischen Parteileiter in Groß- Berlin. Er muß sich jagen laffen, er treibe mit bewußten Entstellungen und Ver­drehungen Pogromheze gegen Sinomjem"-armer, be­armer, be­drohter Sinowjem!- er sei umehrlich, demagogisch", er lüge, fälsche, entſtelle mit Liſt und Schlauheit", und schließlich wird ihm der folgende massive Saz von Sinowjew an den Kopf geworfen:

Ich kenne die Psychologie von vielen Arbettern: Ja, wie kann ich, ein naiver Arbeiter, die Bartei führen, und solche ehrliche proletarische Bescheidenheit hindert ihn, diese historische Mission zu übernehmen. Das ist ein sehr schönes Gefühl, das man verstehen und schäzen muß, aber in der jezigen Lage ist es nicht am Plazz. Bei den Intellettuellen haben Sie eine andere Psychologie. Dort haben Sie diese Zweifel nicht. Lenz wird sagen: Es wundert mich nur, warum man mich nicht schon vor zwei Jahren vorgeschlagen hat. Ich kann das gut machen. Dieses unverschämte und freche intellektuelle Bonzenfum man hat drei Broschüren gelefen und nicht verdant und darum fann man alles. Wenn Sie in ein anderes System verfallen, so werden Sie dieser Frechheit helfen. Einer allein fann es nicht, aber wir werden unsere Kräfte verbinden, mir werden das zusammen machen."

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Sino wjew wird sich also mit der schwieligen Fauft Thälmanns verbünden, um den unverschämten und frechen intellektuellen Bonzen Rögler zu zermalmen. Einstweilen wird dem bescheinigt, daß er ein Trottel sei:

" Der Genoffe Rögler ift der Leiter der Berliner Organisation, der größten Parteiorganisation in Deutschland und dieser Genoffe Rögler fennt noch nicht einmal das ABC der fommu­nistischen Organisationsform."

Stilleben in Locarno.

Bon Hans Besemann

Der Fremdenverkehrsverein von Locarno hat es leicht, den Fremden zu imponieren. Der berühmte ewig blaue Himmel, der Schimmernde See, romantische Berge, Zypressenhaine- furz, alles, was zu einer richtiggehenden italienischen Landschaft gehört, ist in reichstem Maße vorhanden. Aber man tut noch mehr. Straßen werden aufgeriffen und gepflastert, und auf der Piazza Grande fährt ein Sprengwagen herum und verscheucht die angestammten Köter und Spaßen. Die Taris haben neue Zähler angeschafft ( der Preis wird je nach der Nationalität des Fahrgastes mutipli­zierf), und jeden Abend deklamieren alle Hausdiener vor dem Bahn­hof: Durch diese hobie Gaffe müssen sie tommen!"

An der Bia del Palme liegt das Gerichtsgebäude. Hier wird die Weltgeschichte gemacht werden. Im großen Saal im ersten Stock steht ein feierlicher grüner Tisch. Da merft man gleich, was los ift. Unten vor der Tür aber steht ein alter Harfner mit seiner Mignon und singt die ergreifende italienische Canzone: Ich möchte einmal, ich möchte zweimal..

Bir Journalisten aber tagen im früheren Regierungsgebäude. in einem richtigen Balazzo mit Turm und Zinnen, mit großen Höfen und Sälen, und ein ganz berühmtes Deckengemälde von einem ebenso berühmten Maler ziert unser Arbeitsgemach. Auf schauend von Stimmungsbild und Interview sehe ich eine angenehm rundliche nackte Göttin in den indigoblauen Himmel steigen. Rings herum Rosen, mufizierende Engel und fröhliche Greise, die gern mitmachen möchten.

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Die Hoteliers find jympathische Leute, alle loben sie Deutsch land und sind von seiner Wiedergeburt aufrichtig überzeugt- be­sonders wenn man bei ihnen wohnt. Deutschland kommt wieder hoch nehmen Sie doch noch etwas Spaghetti.." sagte der freundliche Wirt gestern abend zu mir. Ich dankte ihm im Namen meines schwergeprüften Baterlandes es geht wirklich wieder vor­wärts. Welch eine Wendung durch Stresemanns Fügung! Diese Wiedergeburt farm man übrigens auch in der Spielhölle wahr­nehmen nebenbei gesagt, eine neckische Sache. Ein fleiner Schlit: ten bekommt einen Schubs, und wenn er irgendwo anhalt, dann hat die betreffende Ede gewonnen. Diese besagten Ecken bedeuten ver­schiedene Länder: England, Frankreich, Italien, Belgien, die Schweiz und seit der Konferenz auch Deutschland. Bolen und die Tschecho­ slowakei sind nicht vertreten.( Was wird Herr Benesch dazu sagen!) Deutschland gewann so ziemlich während Frankreich schlechter ab­schnitt am besten ging es natürlich England. Der Croupier aber, ein Schweizer, blieb neutral und fäckelte ein. Am späten Nachmittag besuchte ich die Madonna del Sasso. Hoch hinaufgestellt am Bergeshange, von Rofen und Flieder um geben, steht die schöne, mütterliche Madonna, die Hände jegnend über See und Band erhoben zu ihren Füßen faß ein eifriger

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Aber das Verbrechen des Funfen" ist auch zu arg. Er hat es gewagt, fieben antifinowjewistische Artikel" bitte nicht mit der Zunge zu stolpern zu veröffentlichen, und sich ein Alibi zu verschaffen, indem er einen älteren Artikel von Sinowjem voranstellte. Darüber tobt die Rote Fahne" in moralischer Entrüstung:

Aber gerade dieses Alibi ift die frechste Verhöhnung der Erefutive und des Genossen Sinomjew, den man über ein ganz anderes Problem zu Worte kommen läßt, als zu dem strittigen, über das man beabsichtigt, selbst zu sprechen. Das ist ein Vorgehen, das bisher in der Partei ohne Beispiel dasteht.

Die Nr. 17/18 des Funken" wurde herausgegeben zu dem 3wed, zu den im Etti- Brief aufgeworfenen Fragen Stellung zu nehmen. Bierzehn Seiten dieser Nummer sind dieser Aufgabe ge= widmet, zwei Seiten sind Sinowjem eingeräumt, um damit zu doku­mentieren, daß man auch die andere Seite" zu Worte tommen nicht in der Streitfrage, um die es geht, erteilt, sondern in ganz läßt. Aber wie wir oben schon festgestellt haben, wird das Wort anderen, diese Streitfrage nicht berührenden Problemen. Das ist das frivolste Spiel, das wir je erlebt haben. Warum hat die Bezirksleitung Berlin- Brandenburg gegenüber ihren Funktionären und den Lesern des Funken" nicht auch Sinom jew über die deutsche Streitfrage sprechen lassen? Liegen doch gerade von Sinowjem hierüber genügend Dokumente und Aus­laffungen vor. Also ein Mangel an Material, Sinomjem zur deutschen Frage reden zu lassen, besteht absolut nicht. Die Absicht, die mit der Methode der Bezirksleitung verfolgt wird, ist doch gar zu offensichtlich. Wenn das die Methoden der Diskussion in Berlin werden sollen, dann hört jede sachliche Dis­tuffion auf. Wir sind überzeugt, daß auch die Funktionäre und die Mitglieder in Berlin es entschieden ablehnen werden, folche Distussionsmethoden als Grundsatz der Partei disfuffion in Berlin gelten zu lassen."

Diefe Distuffionsmethoden, die hier so entrüftet gebrand­markt werden, sind nämlich der Erefutive vorbehal ten. Sie hat unter dem Titel Der neue Kurs" eine Sie hat unter dem Titel Der neue Kurs" eine Anklageschrift mit Reden von Bucharin und Sino wjem, mit Resolutionen und Erklärungen gegen die bisherige linfe Führung veröffentlicht. Von der abgefägten Führung, speziell von Ruth Fischer, liegen genügende Dokumente und Auslaf­fungen vor, ein Mangel an Material, sie zur deutschen Frage reden zu lassen, besteht absolut nicht. Aber in der 87 Seiten langen Broschüre tommt sie nicht mit einem Wort und einer Zeile zu Worte. Der Leser fragt sich immer wieder: was haben die so grausam Geschächteten geantwortet? Haben sie nur meinend und reuig ihr Haupt verhüllt, als man ihnen nicht mir Unterwerfung, sondern auch ausdrücklichen Widerruf und Vergewaltigung des eigenen Intellettes und der eigenen Würde zumutete? Man sieht aus Sinomjews und Buchárins Reden, daß Ruth Fischer geantwortet hat. Warum dürfen die deutschen kommunistischen Arbeiter nicht erfahren, was sie sagte?

Es ist sicher eine freche, unverschämte intellektuelle Bonzen­anmaßung, daß die von Ginowiew als schlachtreif angesehenen linten Kommunisten im Funfen" gewagt haben, diese Dis­fuffionsmethode von Sinowjem nachzuahmen. Da hört freilich jede fachliche Diskussion auf, wenn neben Sinomjew auch noch ein anderer sich untersteht, zu reden!

Die fommunistischen Führer, die fo graufam von Sinom iem geschlachtet werden, tun uns nicht leid. Sie haben es felbft genau fo getrieben. Aber die fommunistischen Arbeiter tun uns leid. Sie werden von den Sinomjem und Ronforten in Moskau samt und fonders für Joioten gehalten, mit denen man alles anfangen kann, wenn man nur etwas der schwieligen Faust schmeichelt und gegen das freche intellektuelle Bonzentum donnert,

legten Kämpfen in Marotto neue, faft geräusch lose ante Fortschritt. Wie Havas aus Fes berichtet wird, find bei den berwendet worden; sie haben einen Attionsradius von 50 km und eine Schnelligkeit von 12 km.

Journalist und studierte in der Gera" die neuesten Depeschen. Da bei drehte er der Madonna oftentativ die Kehrseite zu. Sie hat es ihm aber nicht übel genommen, sondern nur still gelächelt.

Tragödie der Elternschaft. An Paul Graldys Schauspiel Hochzeitstage", das gestern das kleine Theater" zum erstenmal aufführte, fann man feine an Ereignissen reiche Handlung und keine dramatische Zuspizung bewundern. Es behandelt auch nicht ein tiefgründiges, weit abliegendes Problem. Was auf der Bühne vorgeht, ist ganz alltäglich. Ein junges Paar heiratet, entschwirrt dem sorgenden Elternhaus, ein Jüngling wird zum Mann, hat un­glückliche Liebschaften und vertraut sich weder Bater noch Mutter an. Alles dreht sich um die junge Welt, die fieghaft und rücksichts­los fich und ihre Angelegenheiten wichtig nimmt. Niemand denkt in dem haftigen Wirbel, den die Jugend aufrührt, an die Eltern. stehen sie ohnmächtig in der Ede. Abgehalfert. Sie wagen nicht sich Sie wollen raten und wollen helfen; aber zur Untätigkeit verurteilt, über diese aus Beichtfertigkeit geborene Herzlosigkeit zu beklagen, weil sie fürchten, das Restchen von Kindesliebe auch noch zu verlieren. Was das Stück über die dramatische Serienproduktion hinaushebt, ist der tändelnde und selbstverständliche Ton, in dem das schwermütige

Lied ertönt.

Der Regisseur Erich Pabst hatte es an sich nicht schwer, uns fteller stand ihm zu Gebote. Auf seine Gutseite kommt das Gefchic, einen genußreichen Abend zu schenken. Eine Reihe erlesener Dar­die Klippe der Rührfeligkeit zu umschiffen und ein harmonisches Zu sammenspiel zu schaffen. Das Elternpaar spielen Lucie Höflich und Eugen Burg. Eugen Burg vornehm mit verhaltenem Tempe rament, das Muster eines fürsorglichen Vaters. Alles verstehen heißt alles verzeihen, wollte jede seiner Szenen jagen. Luci Höflichs Kunst fließt von der Bühne ins Partett herab. Wer dachte gestern nicht an die Tragödie der eigenen Mutter, wenn diese Künstlerin ganz Innerlichkeit, ganz Entsagungsbereitschaft sich an das letzte Quentchen Liebe ihrer Kinder flammert. Wolf ersten, Otto Schmöle, Dagny Serva es fügten sich gut in den Rahmen. Nur Grete Jacobsen ließß es an Natürlichkeit mangeln. Es schien alles gewollt, nicht aus dem eigenen Herzen strömend und auch teit, was sicherlich nicht dem Willen des Autors entspricht. Dgr. nicht durchdacht. Ihre Leichtfertigkeit grenzte an herzlofe Grausam­Ruhe ist die erste Gesundheitspflicht. Der Sport ist heute die Parole des Tages, und derjenige, der sich gegen den Rugen der törperlichen Uebungen wenden wollte, dürfte tauben Chren predigen. Aber wie jede llebertreibung bringt auch das allzu eifrige Training gar manche Gesundheitsschädigung mit sich. In unserem haftigen Lebenstempo verlernen wir das geruhjame Behagen immer mehr, und der nervösen Anspannung aller Kräfte entspricht auch die so leidenschaftlich betriebene Steigerung der förperlichen Leistung. Da darf denn wohl auch ein Lobredner der Ruhe einmal gehört werden, und es ist bezeichnend, daß es eine englische Stimme ist, die sich gegen den Trainingwahnsinn" wendet. Neill Bell schreibt in einem Londoner Blatt: Der Anblick Don Sportsleuten, die sich trainieren, ist ein trauriges Schauspiel. Rein Sklave auf den Galeeren hat jemals härter gearbeitet als diese Leute. Und doch überanstrengen fie damit nur ihre Herzen und verkürzen ihr Leben. Die Leiden

Stahlhelmpleite.

die nationale" Bresse Mitteldeutschlands auf den Stahlhelm­Sporttag aufmerksam gemacht, der am Sonntag stattfand und angeblich eine Wiederholung des Ludendorff- Tages sein sollte. Flugzeuge und Automobile sollten in ungeahnter Schönheit durch ihre Darbietungen Publikum und Fremde herbeiziehen. Wer jedoch am Sonntag die historische Rennbahn sehen konnte und dort statt der versprochenen nationalen Fronikämpfer die armselige Ge­sellschaft betrachten durfte, die sich zum Teil in blauer Friedens­uniform mit den ungeheuren Ordensschnallen, einem Gemisch von unverdienten Kriegs- und sicher hoch verdienten Phantasie orden der Baterländischen Verbände" dort bewegte, den packte tatsächlich Mitleid. Auch die Herbeiziehung des alten Herrn Mack ensen und seine Beförderung zum Ehrenmitglied des Bundes der Frontsoldaten hat den Tag nicht verschönen können. ganzen Berlauf des Festes" war, von der Ehrung alles andere, els Offensichtlich ist Mackensen, der zwar sichtlich erfreut über den begeistert gewesen; denn der mangelnde Flaggenschmuck, die Gleichgültigkeit des Publikums mußten ihm sagen, daß es vorbei ist mit der erstrebten Herrschaft der Stahlhelmleute. Der Regierungspräsident von Merseburg hatte für diesen Tag das Tragen von Stöden verboten. Es war daher ein er freulicher Anblick, die Herrlein, die sonst mit Knüppelschwenken durch die Straßen gingen, diesmal ihre Hände in der Hosentasche ver­bergen zu sehen. Während des Tages kam es daher nicht zu Zu­sammenstößen und Unruhen irgendwelcher Art. Erst als die ,, na tionalen" Herrlein in der Nacht wieder im Besiz ihrer Knüppel waren, fam es in einer Anzahl von Stadtteilen zu Schlägereien, aber nicht zwischen Stahlhelmleuten und Andersdenkenden, sondern die Stahlhelmmer prügelten fich untereinander, augenscheinlich unter dem Einfluß des um 20 Prozent verbilligten Alkohols.

Halle, 5. Oftober( Eigener Drahtbericht). Seit Monaten hatte

Gegen Schieles Schulgesetz.

Köln, 5. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Eine Konferenz der der Demokratischen Partei des Wahlkreises Köln­Aachen beschäftigte sich mit dem neuen Reichsschulgeset­entwurf und nahm nach gründlicher Aussprache eine Ent­schließung an, in der der Parteitag mit aller Schärfe pro­te stiert gegen den Reichsschulgefeßentwurf, weil er die Ber­faffung verletzt, die Hoheitsrechte des Staates über die Schule auf­gibt und Bildung und Erziehung unter den alleinigen Einfluß der Kirche( oder der Weltanschauungsgesellschaften) stellt und weil er die rechtliche Stellung des Lehrers gefährdet. Der Parteitag er wartet von der Parteileitung, daß fie mit aller Energie dahin wirft, daß dieser Entwurf zurüdgezogen und durch ein Reichsschulgeset ersetzt wird, das der Berfassung entspricht und die Gemein. schaftsschule( Simultanschule) mit Religionsunterricht erstrebt.

Pariser Zeitungsgründungen.

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La Volonté" ein nenes Blatt des Kartells. Paris, 6. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Unter dem Namen a Bolonté"( Der Wille") wird Ende dieser Woche in Paris ein neues Blatt erscheinen, das sich die Förderung der Kar tell politit zum Ziele fezt. Der Neugründung soll u. a. auch Herriot nahestehen. Der Anlaß zu dieser Neugründung dürfte die Tatsache sein, daß vor einiger Zeit der Finanzminister Caillaug die Ere Nouvelle", die bis dahin die Vorfämpferin des Ge bantens eines engen Zusammenschlusses der Linksparteien gewesen ist, an sich gebracht und sie in ein ausgesprochen antisoziali. stisches und demigemäß fartellfeindliches Fahrwaffer ge leitet hat. Die politische Leitung des neuen Blattes wird der bis­herige politische Direktor der Ere Nouvelle", Dubary, über­nehmen, dem ein großer Teil seiner bisherigen Mitarbeiter in die

Redaktion der Bolonté" folgen wird.

Wie wir weiterhin hören, soll auch Tarbien, der ehemalige Mitarbeiter Clemenceaus, die Absicht haben, das von ihm gegründete Echo National", das nach der Niederlage des Nationalen Blods im vergangenen Jahre eingegangen ist, wieder erscheinen zu laffen.

| schaft für Körperübungen ist der letzte Wahnsinn der Menschheit. Man vergißt darüber, daß die Ruhe die Mutter aller großen Ent­schlüsse und aller genialen Taten ist, daß im Stillen das Ewige reist. Es gibt zu denken, daß man großen Männern immer wieder Träg­heit nachgesagt hat. Diogenes in seiner Tonne, Sokrates auf seinem Zager, Napoleon in seinem Wagen begnügten sich mit dem Mindeſt­maß förperlicher Bewegung, um ihre geistige Arbeit nicht zu beein­trächtigen. Man betrachte die Tiere. Das Pferd rennt wie wahn­sinnig, wenn es angestachelt wird, und es stirbt mit 30 Jahren; der Hund ist sein ganzes Leben in ewiger Bewegung und bringt es mit Mühe auf ein Dugend Jahre; die beweglichen Katzen, die Nacht für Nacht durch die Gärten und über die Dächer turnen, werden nicht älter als 15 Jahre. Kein Tier, dem das Bedürfnis nach schneller Bewegung angeboren ist, bringt es zu einem hohen Alter. Auf der anderen Seite aber wird der schwerfällige, fich mühsam bewegende Elefant 100 Jahre; der Papagei, der seine und die Riesenschildkröte, die sich faum bewegt, überdauert zehn Stange nicht verläßt, bringt es sogar bis auf zwei Jahrhunderte, Generationen der Menschen. Der Mensch scheint mir von Natur nicht zu den beweglichen Tieren" zu gehören. Auch er bedarf der Ruhe, und je weniger er sie sich gönnt, desto stärker zehrt er an seinem Lebensmart."

am

Londoner Court- Theater

Shaw ohne Striche. Shaw hat jetzt bereits in England die klaffische Geltung erreicht, daß man seine Werke ohne Striche spielt. gabe auf der Bühne starke Ansprüche an die Aufmerksamkeit der Nun sind manche von ihnen so lang, daß ihre mortgetreue Wieder­Buschauer stellt. Sein umfangreichstes Drama ist Burück zu Methu falem", und dieses Werk murde 5 Abende hintereinander gespielt, so daß die Aufführung des ganzen Stückes 22 Stunden dauerte. Bei der Berteilung auf 5 Aufführungen ließ sich das immerhin noch aushalten. Jezt aber wird im Regent- Theater Mensch und lebermensch" gegeben und zwar mit dem 3. Aft Don Juan in der Hölle", der sonst gewöhnlich fortbleibt. Die Aufführung dauert länger als 6 Stunden und wird daher schon um 5 beginnen.

Die Siegfried- Aufführung in der Stadtijden Dper" beginnt heute um 6 Uhr.

Ueber Jugendbewegung und Voltshochschule fpricht Dr. Billor Engelhardt am Donnerstag, 8 Uhr, in der Gemeindeschule Treptow, Wildenbruchstr. 33. Eintritt unentgeltlich,

Für die Freiheit der Kunst, der unter Borantritt der Bühnengenoffen.

ihaft zahlreiche Verbände und Persönlichkeiten in der vorigen Boche einen Aufruf widmeten, findet am Sonntag, borm. 11 Uhr, eine öffentliche werden sprechen; Staatsminister a. D. Bolfgang Heine, Senats­Protestversammlung im Theater am Rollendorfplatz statt. präsident Freymuth und Dr. Ludwig Fulda. Eintritt frei.

Eine neue Zeitschrift. Am 9. Oktober beginnt im Ernst- Rowohlt- Verlag, Berlin W 35, unter der Schriftleitung von Willy Haas eine neue illuftrierte literarische Wochenzeitung, die Literarische Welt" zu erscheinen, die den Versuch machen will, im Rahmen des Zeitungsformats ein breites Bublifum für die wichtigsten Probleme der deutschen und ausländischen neueren Literatur zu gewinnen. Preis der Nummer 20 Pf.

Der Maler der Bretagne" gestorben. Der Maler der Bretagne", Charles Gottet, ist dieser Tage im Alter von 62 Jahren nach einem langen Leiden gestorben. Seine letzten Arbeiten liegen schon verschiedene Jahre zurüd.