Die Denksthrist Dr. Drauns. Das Reichsarbeitsmiuisterium zu der Aktennotiz.
Man mag von der Aktennotiz des Dr. Mesisinger ein ziemliches Teil auf Konto der Betriebsamkeit und nicht geringen Selbstgefällig- keit dieses Herrn setzen, es bleibt immer noch ein erheblicher Rest peinlich zu trogen iibng� Das Reichsarbeitsministerium hatte sich zweifellos der Lohnpolirik der Regierung angeschlossen, die ihr von dem Unternehmertum suggeriert wurde und die darin bestand, Lohnerhöhungen zu verhindern. Die als Gegengewicht gedachte Preisabbauaktion läßt sich jetzt in ihrem Ergebnis so zieinlich überblicken! es bestätigt vollauf— gelinde gesagt— die starken Zweifel, denen die Ankündigung des Preisabbau» von vorn- herein begegnen mußte. Und solange im Reichsarbeitsministerium noch Schiedssprüche möglich sind, die im Braunkohlenberg« bau eine zehnstündige Arbeitszeit und eine zwölf- stündige Schicht zeit zulassen, solang« kann sich diese» Mini- sterium zum Schutze der Arbeiter in Arbeitnehmerkreisen keine besonderen Sympathien erwerben. Die„Aktennotiz" hat das Mißtrauen der Arbeit- nehmerschaft gegen die Tätigkeit des Reichsarbeitsministeriums nicht erst hervorgerufen, sie Hot vielmehr dem Faß den Boden vollends ausgeschlagen. Diese Aktennotiz ist insofern zu begrüßen, als sie den G e w e r k s ch a f t e n einmal Gelegenheit gab. über die Wirksamkeit des Arbeitsministeriums ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen, wie auch dem Reichsarbeitsmini- sterium sein Verhalten zu erklären, was m der D e n k s ch r i f t ge- schehen ist. aus der wir hier das Wesentliche wiedergaben. In der Frage der Lohnpolitik betont der Minister in der Denkschrift, stets den Standpunkt vertreten zu haben, daß es in er st er Linie Sache der Gewerkschaften und der Arbeit- gebervereinigungen sei, sich über die Löhne und sonstigen Arbeits- bedingungen zu verständigen. Nur wo eine solche Verständigung nicht gelinge oder eine Partei zu schwach sei, um die notwendige soziale Gestaltung der Arbeitsbedingungen durchzusetzen, greife das Ministerium ein. Dabei beschränke es sich zunächst aus Bestellung eines Schlichters. Die Unabhängigkeit der Schlichter be- zeichnet der Minister als besonders wichtig. Deshalb seien in Fällen, in denen das Ministerium schon vorher mit der zu schlichtenden Angelegenheit befaßt war, absichtlich vom Ministerium unabhängige außenstehende Personen zu Schlichtern bestellt worden, so insbesondere auch bei dem Arbeitskampf im B a u g e- werbe. Ständige Fühlung mit Arbeitgeber- und Ar- beitnehmerkreisen sei zulässig und zur Infor- mation notwendig. Das Ministerium habe sich n i e m a l» all- gemein gegen Lohnerhöhungen ausgesprochen, sondern jede wirtschaftlich tragbare Verbesserung(!) de: Arbeitsbedingungen begrüßt und sich im Rahmen des wirtschaftlich Möglichen für den Schutz derwirtschastlich Schwächeren eingesetzt. Auch in den letzten beiden Monaten haben nach einer vom Minister beigefügten Uebersicht Schiedssprüche oder Eini- gungen im Reichsarbeitsministerium fast durchweg Lohner- höhungen, und zwar zwischen 3 und tll Proz., erbracht. Wa« die vom Reichsarbeitsministerium in den letzten Monaten ausgesprochenen Verbindlichkeitserklärungen betrisst, so werden folgende Zahlen angegeben: Im September haben in sieben Fällen die Arbeitnehmer, in sechs Fällen die Arbeitgeber Verbindlichkeit beantragt; in vier Fällen wurde Einigung er- zielt. Drei Arbeitgeber- und zwei Arbeitnehmeranträge wurden abgelehnt, je zwei Anträgen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern würde stattgegeben. Die in den letzten Monaten für verbindlich er- klärten Schiedssprüche bringen Lohnerhöhungen bi» zu 8 Proz. Auch die Begründung der Entscheidungen wende sich nirgends allge- mein gegen Lohnerhöhungen und niemal» sei Material dieser Art an die Arb eitgeberverbände gesandt worden. Auch abgesehen von den angeführten Beispielen der Verbindlichkeftserklarung von Schiedssprüchen habe sich die Stellung de» Ministerium» zu dies« Frage nicht geändert. So wünschenswert fortschreitende Selbstverantwortung und freie Verständigung der Parteien sei, so könne, zumal die Parteien selbst wirksam« Tarifinstanzen leider nicht geschassen hätten, eine G e- setzesänderung in der Richtung einer Preisgabe der Verbind- lichkeitserklärung nicht erfolgen. lieber die viel erörterten Schlicht erbesprechnngen sagt der Minister, sie seien nach der Schlichtungsordnung zulässig und in der Praxis notwendig. Die Schlichter müßten sich über recht- lich«, soziale und wirtschaftliche Fragen, das Ministerium über die Anregungen und Erfahrungen der Praxis unterrichten. Heber die Wirtschaftsfragen werde regelmäßig vom zuständigen Sachbe- orbeiter des Reichswirtschaftsministeriums«in Dortrag gehalten, auch seien Vertreter der Sozialministerien der Länder zugegen. Schon die Größe des Teilnehmerkreises, zu dem auch gelegentlich die Spitzenoerbände der Arbeitgeber und Arbeitnehmer gehört haben, schließe eine unzulässige Beeinflussung der Schlichter au«. Totsächlich seien bindende Anweisungen in lohnpolitischen Fragen niemals gegeben worden. Sehr ausführlich be- handelt der Minister dann die Fragen der Arbeilszeilgefetzgebanz-- und der Ratifizierung des Washingtoner Abkommens. Der Stand- punkt der gegenwärtigen Reichsregierung fei unverändert der gleiche wie derjenige des früheren Kabinetts. In Bern fei zwischen den Arbeitsministern von Frankreich , Belgien und Deutschland die Ratifizierung nicht vereinbort worden. Man habe damals nur ge- meinsam den Eindruck festgestellt, daß es möglich sein würde, zu einer gemeinsamen Ratiftzierung zu gelangen. Tatsächlich habe nur Frankreich ratifiziert, aber unter der Bedingung,
daß auch Deutschland ratifiziere, wobei man in Frank- reich sehr gut wisse, daß Deutschland ohne England und Belgien nicht ratifizieren kann. England aber, wo ja inzwischen ein Regierungswechsel eingetreten ist, Hobe die Absichi der Ratifizierung nicht mehr erkennen lassen. Inzwischen habe das Ministerium all« nach dem Personal- a b b a u noch verfügbaren Referenten des Ministeriums und der Reichsarbeitsverwaltung für eine befriedigende deutsche Rege» lung eingesetzt. Einmal handelte es sich darum, die Arbeiten zur Durchführung des§ 7 der Arbeitszeitoerordnung zu fördern. Der Reichswirtschafterat wurde am 9. Oktober 1924 gebeten, die ol- besonders dringlich erachtete Regelung für Hochösen- und Kokerci- betriebe vorweg zu erledigen. Nach mehrfachem Drängen des Ministeriums habe es am 10. Januar 19ZS das Gutachten des Reichswirtschaftsrates erhalten und am 20. Januar 192S die Der- ordnung über die Arbeitszeit in Hochöfen und Kokereien erlassen. Da» Ministenum habe mit den Landes- regierungen vereinbart, daß von der Besugins des Inkrafttrelcns aus Artikel 2 der Verordnung f|ar kein und von behördlichen Aus- nahmedewilligungetz nur ein möglichst sparsamer Gebrauch gemacht werden soll. Dem sei auch entsprochen worden. Für die endgültige Regelung der Arbeitszeitgcsetz- g e b u n g habe das Ministerium die Mitarbeit der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einem paritätischen Ausschuß angestrebt. Als dieser endlich zustande gekommen sei, hätten die Arbeitgeber sich auf den Standpunkt gestellt, man könne an eine endgültige gesetzliche Rege- lung erst herantreten, wenn die vollen Auswirkungen des Dawes- Planes sich übersehen ließen. Schließlich habe sich gezeigt, daß die gesetzliche Regelung nicht auf die reinen Arbeitszeitoor- schriften für erwachsene männliche Arbeiter be- schränkt werden könne, sondern daß man die besonderen Arbeitszeit- beschränkungen für Frauen, Jugendliche und Kinder mit einarbeiten müsse, wie auch die Vorschriften über Sonn- t a g s r u h e. Das geplante Arbeikszeikgessh soll zu einem vollständigen Arbeiterschutzgesetz ausgestaltet werden, das mit dem Wust der jetzt in Gewerbeordnung, Ausführungsver- oldnungen, Kinderschutzgesttz, Demobilmachimgsverordnungen und Arbeitszeitverordnung zersplitterten Bestimmungen reinen Tisch mache und eine einheitlicheRegelungdes gesamten Arbeiter- schütze?«inschließllch der Arbeitszeit bringe. Die Arbeiten seien mit äußerstem Nachdruck und ohne Rücksicht auf die Urlaubszeit gesördert worden. Mehr als 60 Sitzungen haben dazu stattgcftinden, der Minister selbst habe die Arbeiten dauernd überwacht. Der Ministerialdirektor Sitzler habe noch elbst am 17. August 1926 nach Ausweis der Akten seinen Vertreter christlich beaustragt, die' Arbeiten beschleunigt und umfassend zu ordern, dazu ins einzelne gehende Anweisungen gegeben und mit >en Worten geschlossen:»Bei der Wichtigkeit des Arbeiterschutzgesctzes müssen sonstige Arbeiten unbedingt hinter diesem zurücktreten.. Tatsächlich liege zurzeit bereit» ein abgeschlossener Kom- missionsentwurf vor, der allerdings noch eingehender Nach- Prüfung bedürfe. Der Minister schließt mit dem Hinweis,„daß sich da» Reichs- arbeitsministerium In all seinen Teilen auch heute noch mit derselben inneren Ueberzeugung und mit der gleichen Unparteilichkeit s ü r den sozialen Fortschritt einsetze, wie es das seit jeher getan habe". Neben dieser Darstellung des Ministsrs geht den Gewerkschaften noch eine ausführliche Mitteilung des Ministerialdirektors Sitzler zu, in der er im Anschluß an die von den Gewerkschaften ousge- stellten 22 Fragepunkte den tatsächlichen Inhalt seiner Unter« redung mit Dr. Meißinger und dessen Mißverständ- nisse im einzelnen klarlegt. Das Ministerium versichert, es habe sich für jede wirtschaftlich tragbare Verbesserung der Arbeitsbedingungen eingesetzt. Hier taucht die Frage auf die den Kern der Dinge berührt. Wa» ist wirtschaftlich trogbar? Wer zieht den Rahmen des wirtschaftlich Möglichen? Für die Unternehmer ist die Lohubelastung, die Sozialbclostzing, Ist längst alles untragbar, was irgendwie den Profit beengt. Schließlich kommt es doch aber auch mit darauf an. was für die Arbeiterschaft tragbar ist. Auch darauf muß wähl oder übel Rücksicht genommen werden. Der deutsche Arbeiter kann sich nicht zu dem Experiment der Unternehmer gebrauchen lassen, zu erproben, mit wie wenig Lohn er noch vegetieren kann. Bezeichnend ist. daß das Ministerium extra versichern muß. es Hobe sich nicht allgemein gegen jedwede Lohnerhöhung go wandt. In Fällen, in denen selbst die Unternehmer einsehen, daß r« nicht ganz ohne eine Zulage davonkommen, wird es nicht gut möglich sein, die Lohnforderung prinzipiell abzuweisen. Es kommt auf die Fälle an, in denen die Unternehmer sich absolut weigern, eine Lohnerhöhung zuzugestehen. In dem trüben Kapitel der Z w ö l s st u n d e n s ch i ch t an Hochöfen und in Kokereien sei nur aus die Entscheidung des Oberbergamts Breslau hingewiesen, das die Der- Ordnung des Re'.chsarbeitsministcrs für die oberschlesische Montan- industrie„aus Gründen des Gemeinwohls" einfach außer Kraft setzte, den Z e-h n st u n d e n t a g bi» Ende d. I. verlängerte. Wir hoffen, daß durch da» angekündigte Arbeitszeit- bzw. A r b e i t e r s ch u tz g e f e tz die Frage der Arbeitszeit in absehbarer Zeit eine befriedigende Regelung findet. Im übrigen wird durch die fernere Tätigkeit des Reichsarbeitsnnnisteriums, dessen schwierige Stellung nicht verkannt werden soll, dos Mißverständliche der Aktennotiz zu erweisen sein.
Die Setrugspartel. Ein Urteil aus dem eigenen Lager. Den vielen Grüppchen der Rechtsparteien im Berliner Rat- Haus, die meistens noch in den politischen Babyschuhen einher- trippeln, passieren zuweilen so kleine Molheurchen. Zum Beispiel ist da der Wahlvorschlag„Deutschnatiönaler Bund der Hauswirte" von dem deutschnationalen Stadtwahlleiter Dr. Richter beanstandet worden,„weil er eine Irreführung der Wähler der Deutschnationalen Volkspartei befürchtet". Nun, man kann die Bedenken des Herrn Richter verstehen; er hat ja schließ- lich Ursache dazu. Denn wenn selbst die Hausbesitzer nicht mehr mitmachen, wer wählt denn noch deutschnational. Das wird auch ebenso treffend wie liebenswürdig in einem Protest des Bundes der deiiischnationolen Hauswirt« an das Hauptwahlamt Berlin er- örtert. Wir lassen das klassische Schreiben, unter Weglassung einiger unwesentlicher Stellen, im Wortlaut folgen: Berlin , den 6. Oktober 1925. An das Haupt wahlamt Berlin Berlin T., Rathaus, Zimmer 16. Auf das Schreiben vom 5. Oktober erwidere ich ergebenst folgendes: Der Siadtwohlleiter hat das Kennwort unseres Wahl- oorschlages:„Deutschnationaler Bund der Hauswirte" beanstandet, weil er eine Irreführung der Wähler der Deutschnationalen Volks- Partei befürchtet. Das Wort �Deutschnational" soll geeignet sein, diese Irreführung herbeizuführen. Wir bestreiten, daß ein normal veranlagter Wähler nicht imstande sein soll, die Bezeichnungen „Deutschnationale Volkspartei " und„Deutschnationaler Bund der Haus wirte" zu unterscheiden und sind der Ansicht, daß es heißt, die deutschen Wähler geradezu beleidigend minderwertig ein- zujchätzen, wenn man ihnen dieies Unterscheidungsvermögen ab- spricht. Wer das nicht unterscheiden kann, kann überhaupt nicht lesen und nicht schreiben und das deutsche Boll besteht doch nicht aus lauter Analphabeten. Die Deutschnationale Volkspartei hat kein Monopol oder Prioritätsrecht auf das Wort„Deutschnational", sie ist auch nicht die erste gewesen, die dieses Wort benutzte, sondern schon 20 Jahre früher gab es einen Deutschnationalen Handlungs- gehilfenverband.... Als die Sozialdemokratische Partei sich spaltete in Sozialdemokratische Partei Deutschlands und in Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands , hat niemand diese Kcnnworte dieser Parteien beanstandet, trotzdem sie in der Tat sehr ähnlich klingen. Sollten wirklich die deutschnationalen Wähler beschränkter sein als die sozialdemokro- tischen??? Bei der letzten Reichstagswahl gab es nicht weniger als drei Auswertung?- und Aufbauparteicn und diese Bezeichnungen wurden nicht beanstandet. Diesmal gibt es eine Wirtschastspartei des deutschen Mittelstandes und eine Deutsche Mittelstandspartei. Das sind sehr ähnliche Bezeichnungen.... Bei unserem Kenn - wart ist lediglich das Wort. deutschnational" gemeinsam, alles andere ist verschieden!!! Wer das nicht unterscheiden kann, kann auch schwarz und weiß nicht unterscheiden. Es kommt nicht daraus an, od es gelingt, irgendeinen schwachsinnigen Menschen heranzufchleppen, der so blöde ist, daß er beide Bezeichnungen verwechselt, sondern darauf, ob ein normaler Mensch den Unterschied sieht.... Nicht freiwillig, sondern nur wenn wir durch«ine uns ungünstige Entscheidung des Wahlausschusses dazu gezwungen würden, würden wir da» Kennwort umändern in ,.S t a e g e- manns Bund der Hauswirte", wobei wir uns durchaus bewußt sind, daß durch diese plötzliche Aenderung unseres Namens, den wir seit fünf Iahren führen, unsere Wahloussichten bedeutend verschlechtern würden, da die meisten gar nicht wüßten, daß es sich um den Deutschnationalen Bund der Hauswirte handelt und wir gar nicht in der Lage sind, unsere Wähler in der kurzen noch zur Verfügung stehenden Zeit zu verständigen. Im übrigen ist es gerade heute höchst zweifelhaft, wer mchr Anspruch aus die Bezeichnung deutfchnaiional hak. wir oder die veuisch- vokionale Volkspartei, die sich össenlllch al» Betrugspartei be- schimpfen läßt und nicht« daraus zu erwidern weiß. Unshatnoch niemand Betrüger geschimpft.... Wir traten immer für ehrliche, volle Aufwertung«in. Wir stehen aus deutfchnotionalem Boden und lassen uns deshalb auch nicht das Recht, die Bezeichnung„Deutschnational" zu führen, streitig machen. Es fragt sich noch sehr, wer die wahren Deutschnationalen sind. Zu Deutfchnational gehört Ehr- lichkeit und wa» man verspricht, muß man auch halten. Wir bitten den Wahlausschuß, die Beanstandung unseres mit Recht geführten Kennwortes zu verwerfen. Deutschnatiönaler Bund der Hauswirt«. Staegemann. Ob die deutfchnattonale Partei wohl von dieser Seite solche markigen und treffenden Bemerkungen erwartet hat. E» fft doch immerhin nicht ganz angenehm, sich von Gesinnungsgenossen sagen lassen zu müssen, daß da» Wort„Betrugspartei" nicht so ungerecht- fertigt war und daß zum deutfchnationalen Wesen Ehrlichkeit gehört und die Bedingung, daß man auch hält, was man verspricht. Unbeantwortet bleibt vor allem die Frage: Wer sind nun die wahren Deufschnatioualen: Die Brotverteuerer oder dir Hauswirte?_ der Autounfall am kützowufer. Verhandlung vor dem Schöffengericht Schömberg . Der folgenschwere Autounfall, der sich am 8. Januar dadurch ereignet«, daß ein Autoomnibus zwischen der Bendlerbrücke und Genthiner Straße umkippte, wodurch ein Fahrgast getötet und 36 weitere mehr oder weniger schwer verletzt wurden, beschäftigt gegenwärtig in einer mehrtägigen Verhandlung das Groß« Schöffen- gericht Schöneberg . Die Berhondlungen, die heute früh begannen, finden mit Rück- ficht auf die große Zahl der geladenen Sachverständigen im Schwur- gerichtssaal statt. Die von Staatsanwaltschaftsrat Dr. Ortmonn er- hoben« Anklage richtet sich sowohl gegen den Krajtwagenführer des Autoomnibuffe» Karl N e u m a n n als auch gegen den praktischen Arzt Dr. Max Silberberg , der fein Auto an dem Verhängnis- vollen Tag« lenkt« und angeblich durch ein Ueberholen de» Auto- vmnibusies mit dem rechten Rad den Raddeckel des linken Rade» des Autoomnibusses gestreift haben sollt«. Beide Angeklagte Höpen sich daher unter der Anschuldigung der fahrlässigen So r p« r- verletzung und in einem Falle wegen schwerer Korper- Verletzung mit Todesausgaug zu verantworten. Zunächst wurde der Angetlaate Karl Neumann vernommen, der behauptete, daß er in gleichmäßiger Fahrt von der Po�damer Brücke her ge. kommen fei; hinter der Bendlerbrücke aber habe ihn«in Privat. wagen überholt und fein Auto am linken Rod« berührt, was er durch den Ruck am Steuer bemerkt«. Der Privatwagen sei ohne Hupen ganz schnell vorbeigefahren. Da er nun bemerkt hatte, daß er durch den Ruck au» der Richtung und in eine knttfch« Situation kommen mußt«, wenn der Wogen zu weit noch links aus die Bordschwelle käme, habe er die Brems« angezogen und mit dem Fuß den Motor abgestellt. Er muhte aber wohl infolge des Bremsens gegen einen Baum gekommen sein. Als der Wogen dann kippte, habe er sich noch aus dem Führersitz befunden. Es sei ihm nichts passiert und er sei dann josort dem Privatwogen de» Dr. Silberberg nachgelaufen, der schon über die Genthiner Straß« hinaus hielt. lfr habe sofort zu Silberberg gesagt, daß er ihn anqriahren hätte. Dieser hotte erwidert, daß er nichts davon gemerkt hätte, ober der Chauffeur des Dr. Silberberg habe schon an dem Motor gearbeitet.
Nachmftiagsvorstellangen in der.Rakete". Wutzrend des Oktobers veranstaltet dos Kabarett der Komiker,„Die Rakete", in der Santstraße, Nachmittogsooiftellungea. Zur Ausführung gelangt die parodistisch« Operette.Ovo o a d i»" von Kurt Roditschek
und Paul Morgan . Musik von Willy Rosen , die gestern ihr« hundertste Wiederholung erlebte. Das Stück wirkt noch immer, trotzdem es reichlich abgespielt fft. Aber das Beiprogramm sällt- manchmal aus dem Rahmen diese« Kabaretts heraus. Zauber- künstler, die Kartenkunststücke und Aehnliches vorführen, find ganz unterhaltend, passen aber wenig in das Programm der.Rakete". Und da» Ehanson, mit dem Leo Balberg, ein ausgezeichneter Conferencier, auswartet, ist bereits dagewesen und erinnert zu sehr an.Nur eine Nacht" und ähnliche Dinge. Ausgezeichnet allein ist Willy Rosen , der Schlager au » seiner Operettenpartie.Aspasia " vorträgt._ drei Nackttavzstätten ausgehoben. Eine warmmg. die zu spät kam. Nach kurzer Pause schemen neuerdings die Nockttonz-Unter- nehmungen wieder zur Blüte gelangt zu sein. In� den letzten Nächten wurden drei derartige.Vergnügungsstätten" von dem Sonderdezernat der Kriminalpolizei ausgehoben. In einem der alten Häuser der Hedemannstraße in der Nähe der Königgrätzer Straße waren in einem Keller, der höchst dürsttg ausgestattet war. «in« Anzahl Personen versammelt, die von den eindringenden Be- omten zur Feststellung Ihrer Personalien mit zur Wache genommen wurde». Wesentlich eleganter war der Nachtbetrieb in einem Rureauraum in der Zimmer st raße. in dem tagsüber eine Konfektionzfirma tätig ist. Die Geschäftsinhaber hatten keine Ahnung, welchen Zwecken ihr Bureau zur Nachtzeit diente. Die nüchternen weißen Arbeitslampen waren nächtlicherweile mit roten und violetten Schleiern verhängt worden, vermutlich,«n.Stim- mung" zu erziel«». Während die Polizei noch«tt der Aufuechm»
des Befunde, beschäftigt war, läutet« das Telephon. Erst nach län- gerem Suchen entdeckte man den Apparat unter einem mit Stosf bezogenen Pilz. Eine ängstliche schüchterne Stimme teilt« mit, daß die Polizei im Zlnzuge sei, und daß man sich schleunigst au» dem Staub« machen solle Der am Apparat stehende Beamte dankt« verbindlich für die gutgemeinte Warnung, die für den Unternehmer und die Gäste leider zu spät kam. Schließlich wurde noch eine sehr luxuriöse Nackttanzstätte in der Grunowoldstraße ausgehoben.
Zeuge« gesucht! Zeugen, die am 4. September 192ä gegen 12 Uhr mittags den Su tabu«, Linie 2, benutzten und beobachtet haben, wie der Schaffner mehrmol» fragte»Wer bekummt den Fahrschein," ohne daß flch der betr. Herr. für den er bestimmt war, meldete, werden um Angabe ihrer Adresse gebeten. FnSbesonder« wird der betr. Herr um Mitteilung von Kamen und Wohnung ersucht. Der Schaffner ist diese» vor- fglls wegen unter dem Verdacht de« vetruge» entlassen worden. Gest. Zuschriften erbeten an Johannes Köstermann, Berlin dl. Ll, Swindemünder Str. 40. II. Qu., IV. vi« Hmuboldl-hochschnle eröffnet ihre Ardelt durch eine Feier an, nächste» Sannadend, abend« 8 Uhr, An!« Dorotheenstr. 18, mit einer Anlprack« de» Vorsitzenden Proi . Dr. Gram»a«:.Die geistig« Kriie der»»«genwart--, und einem Ltchtbildernorttag de« Studien- rat« Schubert:.Mit der Humbaldt-Hochschule durch die Schwei ».'
Hroß-Seeliner parteinachrichten. lt.*vtu«MBIIa. che*«ta*»»»«Utk AmiMMchMMtnB d» feffli Ix tarnten SdCqE.