+42. add 1. Beilage des Vorwärtssid
Jahrgang
Nr. 475 42.Jahrgang
Wie wählt der städtische Arbeiter?
Donnerstag, 8. Oktober 1925
Aus der Geschichte sozialdemokratischer Arbeiterpolitik in den Gemeinden.
Lohnfragen und Arbeitszeit.
50 000 städtische Arbeiter und Angestellte einschließlich der Be-| Genossen hinge, Weŋl und Zubeil, um nur einige Namen. schäftigten in den städtischen G. m. b. H. und Aktiengesellschaften zu nennen, haben in jener schweren Zeit die Interessen der städtischen wählen am 25. Oftober zur Stadtverordnetenversammlung. Mit Arbeiter auf das wärmste und entschiedenste vertreten. ihren Angehörigen ein Heer von annähernd 100000 Wählern. 1½ Dugend Parteien bewerben sich bei den bevorstehenden Wahlen um die Stimmen der Arbeiter und Angestellten. Es ist notwendig, an der Hand der Geschichte der Berliner Kommunalpolitik festzustellen, welche Parteien für sich das Recht in Anspruch nehmen können, als Vertreter der städtischen Arbeitnehmerschaft bezeichnet zu werden.
Erste Arbeiterpolitik in der Gemeinde. Bis zum Jahre 1883, dem Jahre, in dem zum ersten Male Sozialdemokraten in die Berliner Stadtverordnetenversammlung einzogen, war die Behandlung von Arbeiter- und Angestelltenfragen durch die Stadtverordnetenversammlung unbekannt. Trotzdem Berlin schon damals in seinen Werken und Kämmereibetrieben viele Taufende Arbeiter und Angestellte beschäftigte, hielten es die Vertreter des Bürgertums unter ihrer Würde, die Angelegenheiten der Arbeiter und Angestellten zum Gegenstand von Erörterungen im Stadtparlament zu machen. Bezeichnend ist, daß noch im Jahre 1892 ein Führer der bürgerlichen Fraktionen, der Stadtverordnete Mener 1, erflärte, daß es unmöglich Aufgabe der Gemeindever tretung sein könne, sich über die Löhne und Arbeitsbedingungen der untergeordneten Domestiken der Stadt zu unterhalten. Von irgend welchen Grundfäßen in bezug auf Lohnpolitit, Arbeitszeit, foziale Einrichtungen usw. war keine Rede; der Herr- im- Hause- Standtpunkt" gegenüber den Tausenden von Arbeitern und Angestellten galt als Selbstverständlich. Die städtischen Arbeiter und Angestellten mußten demütig das entgegennehmen, was ihnen von den Bätern der Stadt wohlwollenderweise gewährt wurde. Mit dem Eintritt der Sozialdemokratie in die Stadtverordnetenversammlung änderte fich das Bild. Neben den allgemeinen großen Gesichtspunkten sozialdemofratischer Gemeindepolitit war das Spezialgebiet der Arbeiterpolitit in allen ihren Einzelheiten Gegenstand von Anträgen der jungen Sozialdemokratischen Fraktion. Bei jeder Etatberatung und bei allen fich bietenden Gelegenheiten hielt es die kleine sozialdemokratische Fraktion für ihre Pflicht, die Interessen der Arbeiter und Angestellten der Stadt wahrzunehmen, und als im Jahre 1896 die Organisation der Gemeindearbeiter geschaffen wurde, war es die sozialdemokratische Fraktion, die mit allem Nachdruck die Forderungen und Wünsche der Organisation dem Magiftrat und der Stadtverordnetenversammlung gegenüber vertrat. In Hunderten von Anträgen hat die Fraffion im Laufe ihrer mehr als 40jährigen Tätigkeit im„ oten Haufe" ihre programmatischen Forderungen zur Arbeiterpolitik in der Gemeinde vertreten. Die erste Konferenz der sozialdemokratischen Ge meindevertreter der Proving Brandenburg, abgehalten in Berlin , im Jahre 1898, ftellte programmatische Grundsäge für die Regelung der Arbeitsverhältnisse der städtischen Arbeiter und Angestellten auf. Alle die sozialen Einrichtungen, die heute in den Gemeindebetrieben für die Arbeiter und Angestellten bestehen und als etwas Selbstverständliches angesehen werden, sind im allerschwersten ti Stampfe, mit Unterstützung und durch die sozialdemokratische Fraktion, spodem Berliner Magiftrat und der Stadtverordnetenverfammlung ab gerungen worden. Die Koalitionsfreiheit, heute ebenfalls etwas Selbstverständliches, war damals in den städtischen Betrieben unbekannt. Immer wieder mußte sich die Fraktion gegen die Be ftrebungen der Betriebsleitungen wenden, Arbeiter wegen ihrer Zu gehörigkeit zur und Tätigkeit für die Organisation zu maßregeln. Wenn vom Magistrat, dem Oberbürgermeister auch versichert wurde, bie Stadt dente nicht daran, das Koalitionsrecht der Arbeiter zu beschneiden, so stand diese Erklärung im Widerspruch zu den Hand lungen ber Betriebsleitungen. Nur nach und nach gelang es der Fraktion, die Maßregelungsmut der Beamten einzudämmen. Der ausschließlich aus Bertretern der bürgerlichen Barteien zufammen gelegte Magistrat lehnte jede offizielle Verhandlung mit Bertretern der Organisationen ab. Dies traf selbstverständlich auch auf die Betriebsleiter der städtischen Unternehmungen zu. Die sozialdemo fratische Frattion, wir nennen hier besonders die verstorbenen Genoffen Singer und Bergmann und die heute noch tätigen
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Das unbegreifliche Ich.
Geschichte einer Jugend. Roman von Tom Kristensen. ( Berechtigte Ueberlegung aus dem Dänischen von F. E. Bogel .) Eines Sonntags sah ich sie mit einem Tennisschläger unterm Arm und einem Neg mit weißen Bällen angegangen tommen. Sie trug einen langen faltigen Rod, der sich über den Knien bauschte. Eine dünne, weiße Bluse lag wie ein Schleier über einigen Spitzen und der schimmernden Haut. Es schwebte gleichsam ein Leuchten um Hals und Gesicht, so daß alle Linien meich und verschwommen wurden. Jede Be megung war rund.
Ich sah sie vom Maden aus. Ich verfolgte feine Linien von der Schulter an bis hinauf unter den gelben Haarknoten, und ich ahnte die Fortsetzung in ein edles Geficht und eine edle Seele. Bie konnte ihre Stimme flingen? Wie waren ihre Augen? Waren sie blau mit tiefviolettem Schein?
An ihrer Seite ging ein junger Mann in einem grauen Anzug, der fest am Rüden anschloß. Er ging leicht nach vorn gebeugt mit den Händen in den Hosentaschen und machte lange Schritte, als ob nichts auf der Welt ihm imponieren fönnte. Ich fannte den Typ. Der war hin und wieder daheim in Samuelsens Laden aufgetaucht und hatte gefragt, ob mir eine rauchbare Bigarren hätten. Samuelsen pflegte stets über derartige Herren loszupruften und ich befam einen roten Ropf, benn fie fprachen mit einer Stimme, die höher lag, als ich für gewöhnlich zu hören gewohnt war.
Ich bekam es mit der Angst. Wie leicht fonnte sie sich nicht in ihrem Schicksal irren und glauben, daß er es war, mit dem sie sich verheiraten sollte! Ich war arm und fonnte noch nicht in ihre Nähe gelangen. Was sollte ich tun? Ich stand hilflos da.
An der Haustüre trennten sie sich. Sie niďte, und mir schien, als ob ich sehen könnte, wie die große Haarmelle über ihrer Stirn fich sentte, und wie ihre Augen darunter tiefer leuchteten, während fie den Kopf neigte.
Schnell setzte ich mich in Bewegung und holte den Herrn im grauen Anzug ein. Er trug aufgeschlagene Beinkleider, und das war es vielleicht, was feinem Gang eine cornehme Gleichgültigkeit verlieh. Ich ging rasch an ihm vorbei und wartete vor dem Schaufenster eines Edladens auf ihn. Ich jah in dem Spiegelglas die Gestalt herangeschlendert tommen,
von Ruhelohn und Hinterbliebenenversorgung für die ohne Pensions. berechtigung im Dienste der Stadt beschäftigten Personen ohne Bei tragsleistung der Arbeiter. Die Forderungen, den städtischen Arbeitern einen Rechtsanspruch auf diese Einrichtung zu geben, scheiterten immer wieder am Widerstand des Magistrats und der bürgerlichen Mehrheit, Bis zur Revolution und heute wieder erneut war und ist bis endlich nach der Revolution die sozialistische Mehrheit diese Fordie Lohnfrage stets Gegenstand heftiger Auseinandersehungen derung zur Durchführung brachte. Besonders energisch vertrat die in der Stadtverordnetenversammlung. Die Anträge der Organi fationen fanden stets die verständnisvollste Unterſtügung der Betrieben. Jahrelang wurden die Forderungen auf Errichtung von in der Stadtverordnetenversammlung. Die Anträge der Organi. Fraktion die Frage der Schaffung von Arbeitervertretungen in den Fratton. Es sei hierbei daran erinnert, daß zum erstenmal im Arbeiterausschüssen auf Grund des§ 137 d der GD. erhoben. Es hat Jahre 1886 der Genosse Goerdi die Forderung nach ausfömm eines Kampfes von fast zwei Jahrzehnten bedurft um die Arbeiterlicher Bezahlung der Gemeindearbeiter erhoben hat. Er beantragte, cusschüsse, die Vorläufer der Betriebsräte, in den Gemeindebetrieben die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen, den Magistrat durchzuführen. Die Schaffung einer Arbeitsordnung, des Arbeitsaufzufordern, den Mindestlohn für die städtischen Arbeiter auf nachweises für städtische Arbeiter, sowie das gesamte Gebiet des 3 Mt. pro Tag festzusetzen. Der Antrag wurde damals durch die lozialen Arbeitsverhältnisses hat durch die sozialdemo bürgerlichen Fraktionen abgelehnt, die zwar immer erklärten, im fratische Fraktion stets Unterstützung und Förderung erfahren, und wie im alten Berlin , so waren bis zur Bildung der Einheitsgemeinde Wohlwollen sich von niemand übertrumpfen zu lassen, bei der Probe in Charlottenburg , Neukölln, Lichtenberg Schöneberg, Spandau , auf das Erempel aber stets versagten. Auch heute ist bei den Entfcheidungen in Lohnfragen die sozialdemokratische Fraffion die Köpenid, turz, in allen Vororten die sozialdemokratischen Stadtverordneten und Gemeindevertreter die einzigen Bertreter der Insicherste und bewährteste Vertreterin der städtischen Arbeiter und Angestellten. Die gegenwärtige Lohnbewegung in den teressen der städtischen Arbeiter und Angestellten. In der Zeit nach der Revolution hat die Partei bis auf den letzten städtischen Betrieben, in der die bürgerlichen Barteien faft geschlossen Tag die Forderungen vertreten, die die städtischen Arbeiter und Anfich gegen eine mäßige Erhöhung der Arbeiterlöhne wenden, bestätigt dies aufs neue. Die Arbeitszeit betrug beim Eintritt der stätigt dies aufs neue. Die Arbeitszeit betrug beim Eintritt der gestellten und ihre Organisationen im Rahmen des möglichen und Sozialdemokratie in die Stadtverordnetenversammlung normal notwendigen erhoben haben. Bei der Umwandlung der städtischen Betriebe in G. m. b. H. und Akt.- Gef. hat, die Fraktion mit Erfolg 10 Stunden, in der Parfverwaltung 11 bis 12 Stunden, in den Gasdie Aufrechterhaltung der Rechte der Arbeiter in bezug auf Lohn, werfen war die 18- und 24stündige Wechselschicht die übliche. Die Hinterbliebenenversicherung, Urlaub ufro. vertreten. Daß die städti werfen war die 18- und 24ftündige Wechselschicht die übliche. Die Arbeitszeit in den Pflegeanstalten und auf den Gütern war über- schen Betriebe in der schweren Zeit der Inflation nicht dem Privathaupt unbegrenzt. Besonders in den Pflege anstalten haben tapital ausgeliefert wurden und auch in der umgewandelten Form die Genoffen Dr. Weyl und Dr. 3 adet sich stets für eine rein städtische Betriebe geblieben sind, ist der Sozialdemokratie zu menschenwürdige Existenz des dort beschäftigten Personals eingesetzt. verdanken. Als bei Beendigung der Inflation der Ansturm auf die Jm hartnäckigstem Kampf hat die Fraktion, gemeinsam mit der achtstündige Arbeitszeit auch in den Gemeindebetrieben unternommen Organisation, es erreicht, daß bis zum Jahre 1914 für die Schicht Organisation, es erreicht, daß bis zum Jahre 1914 für die Schicht wurde, hat die Fraktion, entsprechend ihren Grundsägen, sich mit arbeiter der Gaswerke und für den größten Teil der Straßenreiniger allem Nachdruck für die Beibehaltung der achtstündigen Arbeitszeit die 8stündige Arbeitszeit, für die übrigen Arbeiter, abgesehen von die 8stündige Arbeitszeit, für die übrigen Arbeiter, abgesehen von eingefeht. Dem Eintreten der sozialdemokratischen Aufsichtsratsmitden Pflegeanstalten und Gütern, die 9stündige Arbeitszeit ein glieder ist es zu verdanten, daß in den Gas- und Wafferwerfen im geführt wurde. Herbst 1924 die achtstündige Arbeitszeit wieder zur Einführung fam. Durch den Abbau sozialdemokratischer Magistrats- und Bezirksamtsmitglieder, bei dem die Kommunisten eus rein partetGründen ohne das ohne Rücksicht auf politischen Wohl der Arbeiterschaft mit den Deutschnationalen Hand in Hand Hand gingen, find die städtischen Arbeiter und Angestellten bei der Vertretung ihrer Interessen auf das schwerste benachteiligt worden. Durch den Ruf nach der Einheitsfront am 25. Oftober will die KPD . die schweren Sünden verdecken, die sie auch tommunalpolitisch zum Schaden des Broletariats in den Jahren 1921 bis jetzt begangen hat. Wie in den drei Jahrzehnten sozialdemokratischer tommunalpolitischer Bolitif vor der Revolution die bürgerlichen Parteien sich gegen die städtischen Arbeiter und Angestellten wandten, so auch heute noch. Die Wahrnehmung der Infereffen der städtischen Arbeiter und Angestellten und damit die Erzichung dieses großen Heeres von Proletariern zu denkenden Urbeitern und Gewerkschaftlern wird stets ein Ruhmesblatt in der Gefchichte der sozialdemokratischen Kommunalpoliit Berlins feln und Die städtischen Arbeiter und Angestellten und ihre Angehörigen mählen am 25. Ottober sozialdemokratisch. Karl Bolenste.
Die Schaffung sozialer Einrichtungen.
Ein besonderes Rapitel war die Einfübrung von jozialen Einrichtungen für die städtischen Arbeiter und Angestellten ( Krankenlohn, Urlaub, Alters- und Invalidenversicherung, Arbeiter. Bertretungen, hygienische Einrichtungen in den Betrieben). Die Gewährung der Differenz zwischen Lohn und Krankengeld im Krankheitsfalle ist, entsprechend den wiederholten Anträgen der sozialdemo. kratischen Frattion, zum ersten Male im Jahre 1901 burchgeführt worden und zwar bis zur Dauer von 4 Wochen. Die sozialdemokratische Fraktion hat jahrein, jahraus am Ausbau dieser Bestimmungen gearbeitet. Im Laufe der 90er Jahre beantragte die Frattion wieder. holt die Gewährung von Sommerurlaub an flädtische Arbeiter. 1902 gelang es endlich, zum ersten Male dem Antrag Geltung zu ver fchaffen. Der Antrag Hinge, allen Arbeitern, die länger als ein Jahr bei der Stadt beschäftigt seien, Urlaub zu gewähren, wurde abgelehnt. 3ur Annahme fam ein Antrag, der den städtischen Arbeitern nach 5jähriger Dienstzeit einen Urlaub von einer Woche gewährte. Die Berlängerung bes Urlaubs und die Berkürzung der Wartezeit ist mit in erster Linie der sozialdemokratischen Fraktion zu banten. Interessant ist, daß damals der Stadtverordnete Wallach seine ablehnende Haltung damit begründete, baß bei Annahme diefer Borlage auch die Kuhmägde auf den Gütern Urlaub erhalten würden!! Heute ist dies selbstverständlich. Schon im Jahre 1888 forderte Ge. noffe Singer bie Gewährung von Ruhelohn und Hinterbliebenenversorgung an die städtischen Arbeiter und Angestellten. Die wieder holten Anträge verfielen der Ablehnung durch die bürgerliche Mehr. heit. Ein Antrag der Fraktion wurde im Jahre 1897 von der Stadtverordnetenversammlung durch Uebergang zur Tagesordnung er. ledigt. Dem fortgesezten Drängen der Fraktion nachgebend, beschloß im Jahre 1899 die Stadtverordnetenversammlung, den Magistrat um eine Borlage wegen Einrichtung einer Benfionstaffe für die städtischen Arbeiter zu ersuchen. Die langwierigen Berhandlungen führten dann am 9. Mai 1901 zu dem Gemeindebeschluß über die Bewilligung
und als er gerade neben mir war, drehte ich mich um und musterte ihn verächtlich.
Er hatte keine Augenbrauen, und sein Blick war scheu und nervös. Ein Zuden seines schmalen Mundes verriet, daß ich ihn beunruhigte. Ich wurde milder gestimmt, und wie um eine Erklärung für mein Benehmen zu geben, lüftete ich den Hut und sagte: Berzeihen Sie, Sie haben wohl nicht zufällig ein Streichholz bei sich?" Ich zog eine Zigarette aus der Tasche.
,, Ja, das ist vorhanden, bitte!" sagte er mit einem leichten, fpigen Lächeln. Seine hellen Augen blizten mich scharf an.
Ich machte schnell Feuer, bedantte mich und ging. Der Blid war wie eine Demütigung gewesen. Es war eine fremde Gesellschaftsklasse, die mich angesehen hatte.
Als ich nach Hause fam, war Samuelsen nicht da. Auf dem Tisch lag ein Zettel: Ich tomme erst morgen früh. Essen steht für dich im Schrant.
daß es einer seiner Sonntagsausflüge mit Frau Petersen sein mußte. Morgen würde er sich wie gewöhnlich die Hände reiben und sagen: Ach, es wohnt sich doch famos in einem Hotel, aber es ist rasend teuer."
Wo er hingefahren war, wußte ich nicht; doch ich ahnte,
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Ich setzte mich mit einem Heft Buffalo Bill und einer Dose Tabat zurecht und vertrieb mir so den Nachmittag.
Als ich zu Abend gegessen hatte, fing ich an, feine Regale zu untersuchen; doch es waren feine von den mich intereffierenden blauen und gelben theosophischen Büchern vor handen. In dem illustrierten Decameron hatte ich oft genug geblättert.
Ich ging in Samuelsens Zimmer und wollte ben neuesten Nid Carter hervorsuchen, als ich ein Lederalbum erblickte, das ich niemals vorher gesehen hatte. Ich öffnete es.
Eine Menge weiblicher Gesichter sahen aus den Blättern des Buches hervor, eine Photographie nach der anderen, und barunter standen Daten und Jahreszahlen: 7. 8. 19013. 5. 1902-9. 11. 1901-1. 2. 1902. Ich starrte lange auf die Gefichter. Da war Frau Petersen mit der hohen Frisur und dem hochmütigen Mund, und das Küchenmädchen mit den dummen starren Augen; fie trug eine große Schleife an der Brust. Ich blätterte um. Acht neue Frauengesichter starrten mir entgegen. Ich fannte feine von ihnen, und feine von ihnen war so hübsch, schien es mir. Dann blätterte ich meiter. Da war Fräulein Lauritsen mit der spigen, ge puderten Nase. Aber wo war Mutter? Sie war nicht dabei!
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bleiben.
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Reine neve Polizeiverordnung über Kraftdroschtenpreise. Durch die Bresse geht eine Notiz, daß vom Polizeipräsidium eine neue Bolizeiverordnung vorbereitet merde, die eine einheitliche Preisregulierung für Kraftbroschten durd, führen solle. Wie wir dazu an zuständiger Stelle erfahren, ist diese Notiz weder vom Polizeipräsidium ausgegangen, noch ist dort von der Bor bereitung einer derartigen Polizeiverordnung nur das geringste befannt.
Gott sei Dant, es war fein Bild von ihr da und auch keine tompromittierenden Daten mit zierlicher Schrift hingeschrieben, die so zynisch wirkten, weil sie so sorgfällig aufnotiert waren.
Jah durchblätterte noch einmal alle Bilder und wurde immer froher. Mutter war nicht dabei und keine von den anderen war hübsch. Mein Schreck ließ nach. Was ging das mich an, daß Samuelsen mit all den dummen Gänsen in Berbindung gestanden hatte! Wenn sie nicht hübscher waren, lag nichts Unheimliches in all dem Getue und Geficher des Nachts.
Es war kein Bild von Mutter dabei. Was sollte sie auch zwischen diesen dummen Gesichtern mit den schmutzigen Bliden?
Ich flappte überlegen das Album zu und legte es wieder auf seinen Plaz. Darauf steckte ich die Lampe an und machte es mir mit dem legten Rid Carter gemütlich.
Um die Mitternachtszeit flopfte es an der Küchentür ,, Wer ist da?" fragte ich ängstlich.
Darauf hörte ich eine weibliche Stimme lachen. ,, Hast du Angst, Waldemar? Das brauchst du wahrhaftig nicht. Ich bin's bloß, Klara!"
,, Rlara?" rief ich aus.
Ja, mach mal auf. Ich habe keine Luft hier draußen im Bechdunkeln zu stehen. Ich muß mit Herrn Samuelsen sprechen.
Ich öffnete vorsichtig die Tür; doch sie drückte sie ganz auf und trat ungeniert näher. Sie hatte ein enganschließendes Jadett an und eine fleine Tasche in der Hand,
,, Herr Samuelsen ist nicht zu Hause," sagte ich. Sie blieb stehen und biß sich in die Unterlippe. ,, Ach, das alte Etel! Nun ist er nicht da, und ich sollte doch noch etwas Geld bekommen."
Ich sah sie verständnislos an. Dann redte fie ihre ganze Gestalt, drehte sich auf den Hacen herum und lachte:
,, Gott , wie bist du dumm! Glaubst du, ich würde sonst bet so' nem Alten zu Besuch tommen!"
Ist dir Samuelsen Geld schuldig?" Sie richtete ihre schwarzen funkelnden Augen gerade auf mich und schüttelte lächelnd mit dem Kopf.
,, Schuldig? Wenn er nicht hier ist, tann er mir auch nichts schuldig merden; aber ich muß zwei Kronen haben. Ich habe darauf gerechnet. Kannst du sie mir nicht geben?" ( Fortsetzung folgt.)
Ich lachte verlegen.