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SonaabeaS 10. Gktoberl92S

Unterhaltung unö ÄNissen

Settage des vorwärts

hohenzollern im Nachtgewanö. Bon Hermann Schützinger. DieS i e g e s a l l e e� wird renoviert. Bretterzöim« wachsen an den Denkmälern empor, um die.schadhaften" Herren des Hohen- �ollernhauses zu.reparieren" und die vielen abgebrochenen Krönlein, Adlerschnäbel und-schwingen wieder anzupappen. Der deutsche Spießer stößt sich nicht daran, dgß in der belebtesten Ecke des.Tier- gartens" immer noch die Kitschware des.Wilhelminischen Zeit- geistcs", die schlechteste Durchschnittsware der Berliner Ateliers um die Jahrhundertwende sich breit macht. Er hält es für vollkommen richtig, daß die Republik in den kommenden Jahren Unsummen in die Reparatur dieserDenkmäler" steckt, deren Marmorblöcke west auseinanderklaffen und deren Fundamente nach rechts und links in den Sandboden.absacken". E i n Gutes hat die Verschleuderung der Gelder an das monu- mentalfte Denkmal von Wilhelms Geschmacklosigkeit aber doch! Die Erinnerung an diese eigenartige Familie, die dort in Marmor ver- ewigt ist, und zwar an alle zusammen, nicht an besonders ausge- wähste Musterexemplare, bleibt! Seit ich das Buch von Dr. Graß- hoffDas wahre Gesicht der Hohenzollern "(Verlag Gustav Ziemsen, Berlin ) gelesen habe, sage ich sogar: Steckt den legten Pfennig der Republik in die Siegesalle«! Kümmert euch um den allerletzten dieser Steinklötze neben der Friedrich-Ebert-Straße, damit gar nichts kaputt geht an diesem Man- slrum der Hohenzolleln-Dynasti.e! Denn jeder davon ist sein Geld wert in seiner Art für die Republik ! Mehring und Maurenbrecher haben ja die politischen Unter- und Hintergründe derHohenzollernlegende" schon gründlich aufgedeckt und den permanenten Verrat der Hohenzollern am Kaiser und am Reich und letzten Endes auch am eigenen Volk gebührend in den Vordergrund gerückt. Graßhoff aber hat sich die Mühe genommen. die Menschen dieser spaßig-ttagischen Dynastie so zu zeichnen. daß sie uns von jetzt an als liebe und freundliche, gute, aste Bekannte von ihre» Sockeln heruntergrüßen, mit einem Augenzwinkern, das uns bedeuten fall: Heda, wir kennen uns, aller Freund! Da steht der erste brandenburgische Hohenzoller, der Burg- gras Friedrich, wie ein Gralsritter auf seinem Postament! Wie er in die Mark Brandenburg gekommen ist, verschweigt der Zollernhisioriograph: Der Adel verweigert ihm die Huldigung: die Städte, vor allem Berlin , hauen ihm die Tore vor der Nase zu und am.Kremmer Damm" bezieht er im Jahre des Heils 1412 zunächst einmal tüchtige Prügel und die Hälfte semer fränkischen Ritterschaft beißt ins Gras. Markgraf Kasimir. Ein feiner Herr!Ein Scheusal in Menschengestalt: durch und durch feige, grausam, heuchlerisch und verlogen." Seine erste Tat war der.Dolchstoß" gegen den Vater! Mit feinen beiden Brüdern fiel er über den Alten her raubte ihm den Markgrafensessel, sperrte ihn zwölf Jahre in die.Plasienburg", bis er elend verkam! Im übrigen pflegte er sein Mütchen an den Bauern zu kühlen.Markgraf Kasimir ", berichtet nach Graßhoss der.Ehrliche Heller" in seiner.Bayreuther Chronik",lieh etlich tausend Bauern durch sein Kriegsvolk hin und wieder im Land um- bringen, zog danach gen Culmbach, da ließ er in zwei Tag 14 Mannen von Bayreuth , Pegnitz und Culmbach die Köpfe abschlagen: ferner zu Kissingen ließ er 32 Bürgern und Bauern die Augen ausstechen. Mindestens 50l1 Personen überlieferte dieser grausamste Bauern- und Lürgerschinder dem Scharfrichter und zog über 100 000 Gulden Strafgelder ein." Ein reizender Landesvater, wirklich ein seiner Herr! Ein guter.Geschäftsmann" war Markgraf Albrecht! Er ließ sich zum Hochmeister des Deutschen Ordens wählen und legte mit einem widerwärtigen Kuhhandel das Fundament zum Preußen st aat. Seine Hochmeisterwürde benutzte er nämlich lediglich dazu, um durch Eid- und Wortbruch den Lrdcnsstaat als weltliches Herzogtum in die Tasche zu stecken. Schließlich begab er sich alsteutscher und protestantischer" Mann zur Sicherung des schweren Kicchenraubes unter die Oberhoheit des katholischen Polen- königs. Um eine Ausrede ist ein Hohenzoller natürlich nie verlegen: Solche Mummerei kann mit gutem Gewissen geschehen zur Beförde- rung der göttlichen Lehre." Ja, die Hohenzollern und der üeb« Gott die stehe?!, wie man sieht, schon seit fünfhundert Iahren in engstem Kompaniegeschäft! Markgraf Albrecht Friedrich war ein Schwächling übelster Sorte. Bald verfiel er in Blödsinn. Damit sich die Dementis präcpx" im Hause Hohenzollern nicht zu rasch wieder verflüchtige, zwang ihn der märkische Adel zur Heirat mit einer ebenfalls blödsinnigen Prinzessin v. Cleve. Als der hohe Herr den Vollzug der Trauungszeremonie verweigert«, sagte ein Herr o. Wam- bach zu seinemangestammten Fürsten ":.Wollen Euer Gnaden nicht folgen so wird man nicht sagen, gnädiger Herr, sondern du Lecker! Und über den Tisch gezogen und ein Gut's abgestrichen!" Wirklich eine rührende Anhänglichkeit an das Hohenzollernhaus! Unter Kurfür st Joachim steigerte sich die Liebe des bran- denburgischen Adels zum angestammten Fürstenhaus zu schwindeln- der Höhe. Ein Herr v. Otterstedt schrieb mit Kreide an die Tür des Herzogs die sinnigen Worte:Jochimke, Jochimke, hüte dich wo wir dich krygen, hangen wy dich!" Er wurde hingerichtet und ge- vierteilt. In kurzer Zeit sielen mehr wie 70 altadelige gut branden- burgische Köpfe. Im übrigen hat sich Joachim durch seine stumpfsinnigen und grausamen Judenverfolgungen und durch seinen Streit mit Martin Luther einen Namen gemacht. Joachims Frau war, angeekelt von ihres Mannes sexuellen Exzessen, zu dem Wittenberger Reformator geflüchtet. Luther aber hat den Markgrafen durch sein« offenen Briefe und durch einjge moralische Ohrfeigen zum Gespött des da- maligcn Deutschlands gemacht. Bekannt ist Joachims plötzliche Flucht vor der dem Rurfürsten im Jahr» 1525.unter dem Siegel der Verschwiegenheit" prophezeiten Sintflut" aus dem Berliner Schloß auf den Kreuzberg . Die Berliner konnten seinetwegen mit Mann und Maus versaufen! Wenn nur er selber in Sicherheit war! Ein echter Hohen- zoller! Der Mann verdient seinen Stein! Kurfürst Joachim II. zeichnete sich vor allem durch seine negativen Feldherrnqualitäten aus. In der Schlacht bei Ofen. zog er ab mit Spott, der ganzen Christenheit zum Nachteil, über 15 000 Mann der guten Streiter gingen verloren. Nie ist so große Schmach und Unehre im Reiche geschehen!" Man sieht, lauter Fridericus- Nexe sind's nicht gewesen! I o h a n n G e o r g ist ein prächtiger Ahnherr, wie ihn Wilhelm der Letzte sich nicht schöner denken kann. Aberglaube und Mystizis- mus,Klingclrennen, Turniere und Mummenschanz" mischen sich mit lärmenden Gesten und prahlerischen Reden. Er starb hochbetagt pnd ließ uns 23 junge Hohenzollern zurück.

S!e brauchen neue Tricks. tz

Vu August, schaff mir eine neue Hammer. Wir find mit unfern Kühlern sehr in Äöten. Wenn vir nicht veiter ihr Gehirn verlöten, Geht noch das ganze publilum uns fiöten... Schon schmeckt dem hergt nicht Mmpe mehr noch Sommer.

Su August, schaff mir einen neuen Schvindel, Saß wieder in Segeiffrung fie geraten. Avfvettvng, Patt, deotschnationale Taten, Wie stinlen unsre allerbesten Braten... Such neues Schwein mit schvarzweißroter Windel.

Georg Wilhelm ist zweifellos der Traurigste aller Hohe?»- zollern. Boll viehischer Genußsucht u?tt> Geldgier, besessen von Aus- schweifungen und Saufereien, verlaust er sich in der traurigen Zeit des Dreißigjährigen Krieges heute dem Kaiser, morgen dem König von Frankreich :.Was geht mich die gemeinsame Sache an, wenn ich alle meine Reputation und zeitliche Wohlfahrt verlieren soll?" Höchstens der.Große Kurfürst" kommt ihm an Skrupel- losigkeit und Virtuosität im Reichsverrat gleich. Ihm ist bekanntlich die Preisgabe des Elsaß und der linksrheinischen Gebiete in erster Linie zu danken! Ueber den ersten Preußenkönig Friedrich schreibt Friedrich II. , sein Enkel:Groß in Kleinigkeiten und klein in großen Sachen war er eine falsche Größe, die nur in eitlem Gepränge und prunkvoller Schaustellung leerer Zeremonien bestand." Und so rollt dann die Hohenzollerntragödie über denrohen Schinder und Pferdeknecht" Friedrich Wilhelm I. (wie ihn seine leibliche Tochter bezeichnet), über den skrupellosen ur?d ehr- geizigen Friedrich II über die beiden Schrvächlinge und Nullen FriedrichWilhelm II. und III. in dieherrliche"«aiserjett hinein. Trotz alledem den kläglichen Abschluß mit Wilhelm IL haben die Hohenzollern nicht verdient. Es waren auch ein paar ganze Kerle dabei! So erbärmlich braucht« die Dynastte nicht gerade zu enden. Wilhelm» de» Letzten Steingalerie Im Tiergarten aber wollen wir stehen lassen! Die nach uns kommen, sollen auch daraus lernen und sie richtig betrachten dürfen die Hohenzollern im Nacht- gewandl. Heilige Vögel. In der Bedeutung, die aller Volksglaube heute noch vielen Tieren und Pflanzen, Tagen und Monaten zulegt, in der Ausdeu­tung, die er manchen Naturereignissen gibt, in alten Sprüchen zu sympathetischen Kuren, kurz in allem, was man gewöhnlich als Aberglauben zu bezeichnen pflegt, hat die Wisienschaft ein wichtiges Quellenmaterial erkannt für die älteste deutsche Vorzeit, für das germanische Heidentum und seinen Mythus. Dieser Aberglaube hat, ebenso wie manche Kinderspiele, ein Stück alter deutscher Kultur und Religion bewahrt. Unter den Tieren sind es besonders die Vögel, denen oft eine besondere Bedeutung zugeschrieben wird. In vielen Gegenden Deutschlands gilt die Schwalbe als Beschützerin des Hause« gegen Blitzcinschlag und Feuersnot. Das findet seine Erklärung darin, daß bei den alten Deutschen die Schwalbe wegen ihrer roten Brust und ihres blitzschnellen Dahinschießens dem rotbärtigen Donar ge- weiht war, dem Beherrscher des Blitzes und des Feuers. Wer eine Schwalbe fing oder gar tötete, erregte den Zorn des Donar, der beim nächsten Unwetter den Blitz in das Anwesen des Uebeltäters einschlagen ließ oder, wie es auch in manchen Gegenden hieß und noch heißt, die Milch seiner Kühe rot färbte, daß sie unbrauchbar wurde. In manchen Teilen Deutschlands gelten die Schwalben auch als Verkünder eines bevorstehenden Sterbefalls, die das Haus ver- lassen, in dem bald ein Toter stehen wird. Aus ihrem GezwiHcher hört man überall menschliches Sprechen heraus. Sie kummern sich um die Wirtschaft und lieben, vor allem an der Hausfrau, Sauber- keit und Ordnung. In einem Harzer Spruch lobt eine Kirchen- schwalbe das Aussehen und die Kleider einer jungen Frau. Aber die Küchenschwalbe, mit der sie sich unterhält, antwortet daraus: Wenn du se sehst, wenn ick se seh wenn je Middags in ehr Köken steht, süt se ut as de Düwel in de Hölle!" Die Störche waren ebenfalls Donar und außerdem noch der mütterlichen und ehelreundlichen Frau Holle geweiht. Daher ist der weitverbreitete Kinderglaubc vom Storch als Kinderbringer ebensowenig ein Zufall wie seine in Norddeuischland vorkommenden

Namen Adebar, Attebar, Hadebar tt. a., die alle soviel wie Kinder- oder Seelenträger bedeuten. Denn nach altem heidnischen Glauben behütete Frau Holle die Seelen der Ungeborenen in einer Höhle, in einem hohlen Baume oder einem See. In vielen Städten des Mittelalters gab es Storchenbrunnen. Der Dresdener Queck- brunnen" Lebensbrunnen entstand aus solchem alten Brunnen, der mit einer Kapelle überbaut wurde, weil man seinem Wasser die Kraft zuschrieb, kinderlosen Frauen zur Nachkommenschaft zu ver- helfen. Auf Rügen glaubt man, daß in einem Hause, auf dem Störche nisten, aber keine Eier legen, auch keine Kinder geboren werden. Zluf dieser Insel darf man auch keinen Storch schießen, zveil er dann Tränen weint, von denen jede ein Vorbote eines großen Unglücks ist. Auf die Beziehung des Storches zur Ehe deutet auch der westfälische Glaube, nach dem Störche das Dach verlassen. unter dem zwischen den Eheleuten Zank und Streit herrscht, ebenso wie die schwäbische Ueberlieferung, daß die Störche vor ihrer Abreise im Herbst einenUngraden" töten, d. h. ein überzähliges Männchen oder Weibchen, die keinen Ehegefährten finden werden.

Sett rvann benutzt mm» die Sohle? Die Kohl« ist zwar schon seit aller Zeit bekannt, aber ihre technische Ausnutzung setzte doch erst viel später ein. Allerdings wurde, wie in der Leipziger Illu- ftrierten Zeitung" ausgeführt wird, die Kohle von den Schmieden und Erzgießern des Altertums bereits benutzt, und auch China besaß die Kenntnis der Kohlen schon lange, aber in Europa wurde ihr Nutzen während langer Zeit vollkommen vergessen. Erst im Jahre 1113 wird hier in Urkunden der bis jetzt als der älteste be- kannte Berghau auf Kohlen erwähnt. Das Augustiner -Klosier Klosterode bei Aachen betrieb Koblenberabau. In der Zwickauer Gegend reicht der Kohlenbergbau wahrscheinlich bexeits in das 10. Jahrhundert zurück, in Urkunden wird er hier jedoch eist im Jahre 1348 angeführt. In England baute man schon im Jahre 1183 in Sheffield Kohlen ab. Belgiens Kohlenbergbau geht bis auf das Jahr 1300 zurück. Der schlesischs Kohlenbergbau begann erst iii? 16. Jahrhundert. Was damals an Kohle gewonnen wurde, benutzte man zum Schmieden, als Heizunzsmaterial kamen die Kohlen nicht in Frag«, da man in den Wäldern noch ungeheure Holzvorräte hatte. Erst um das Jahr 1750 herum wurden die Holzbestände knapper und man begann mit Kohle zu heizen, aber die Entwicklung ging zunächst nur langsam vor sich. Noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ist die Förderung von Stein- und Braunkohlen recht gering In> Jahre 1860 gewann man in 1000 Tonnen an Steinkohlen 12 347,8, an Braunkohlen 4362,7: im Jahre 1921 hatte sich die Gewinnung von Steinkohlen etwa auf das elffache, von Braunkohlen auf das mehr als das fünfundzwanzigfachc gesteigert. Vermehrung der Unterseekabel. Man könnte versucht sein an- zunehmen, infolg« der Entwicklung des Funkverkehrs müßte der weitere Ausbau der Unterseekabellinien unterbleiben. Das ist aber keineswegs der Fall, denn Ende 1923 gab es auf der ganzen Welt 3621 Linien mit 610 731 Kilometer Länge gegenüber 3566 Linien mit 590181 Kilometer im Oktober 1922. Das bedeutet eine monat- liche Zunahme von 1400 Kilometer. Im Juni 1925 zählte man schon 3650 Linien mit 637 741 Kilometer. Die monatliche Zunahme betrug also schon 1600 Kilometer. Den Löwenanteil an den Kabellinien haben natürlich England und die Dereinigten Staaten. Gauriscmkar und Mount Everesl. In dem BeitragDie Tier- welt des Mount Everest "(in Nr. 469) ist nach dem alten populären Gebrauch der Mount Everest mit dem Gaurisankar gleichgesetzt. Tatsächlich sind es nach dem heutigen Stande der Forschung ganz verschiedene Gipfel. Der Gaurisankar istnur" 7144 Meter, der etwa 60 Kilometer davon entfernte Mount Everest dagegen 8880 Meter hoch. Letzterer allein verdient den Titel des höchsten Berge» der Erde. Der Gaurisankar wird von einer ganzen Reih« von Bergen ganz erheblich an Höhe übertroffen und zwar vom Tschomalhari(7346 Meter), Gosaitham(8011 Meter). Hokaln (8473 Meter) und Kantschindschinga(8557 Meter).