2ebensmittelzölle einverstanden? Wer ist blind und humpf genug, noch immer nicht zu begreifen, daß alle nationalistische Demagogie, alle fchwindelhaften Versprechungen nur dem einen 3med gedient haben, der Deutschnationofen Bartei und ihren Mitläufern die Kraft zu verleihen, die brauchten, um brutale Besiginteressen burchzu fegen?
Zwei Mittel haben die Vertreter herrschender Klassen, ihre Herrschaft zu befestigen: die Rechtlosigkeit der Maffen und ihre politische Unwissenheit. Jetzt, wo die Rechtlosigkeit ein Ende gefunden hat, feßen fie ihre ganze Spekulation auf die Unwissenheit. Sie soll ihnen helfen, in Der Demokratie zu regieren, wie sie unter dem Dreiklassenwahlrecht regiert haben. Wie lange soll ihnen das gelingen?
Der Preußische Minister des Innern, Genosse Sepering, hat an Frau Preuß folgendes Schreiben gerichtet:
die Sozialdemokratie ein großer Schritt vorwärts ist, dann Die Beileidskundgebung des Preußischen Innenministers gilt es, nicht über ihn zu debattieren, sondern ihn zu tun. Und wer ihn verhindern will, der. handelt, trotz der allerrevolutionärsten Redensarten, die er im Munde führt, gegen den Fortschritt der sozialen Umwälzung, fonterrevolutionär. Sehr verehrte gnädige Frau! Auf der Rückkehr von einer Bierzehn Tage sind's noch bis dahin! Bierzehn Tage furzen Reife erreichte mich die Nachricht vom Tode Ihres von mir Zeit, um Licht in die Köpfe zu bringen! Bierzehn Tage Zeit, hochverehrten Gatten. Tief erschüttert von dieser Trauerkunde bitte den Sieg vorzubereiten. Keiner darf nuklos verloren gehen! ich, Ihnen und Ihren Angehörigen meine herzlichste Teilnahme verfichern zu dürfen. An der Bahre des Berstorbenen trauert mit Ihnen der größte Teil des deutschen Voltes, das dankbar der hingebenden Arbeit gedenkt, die er an dem großen Verfassungswerte von Weimar geleistet hat. Mit diesem festen Fundament der Neuordnung unseres staatlichen Lebens wird das Andenken Hugo Preuß ' auf immer verbunden sein.
Wie sie kämpfen.
Es ist eine der großen politischen Fragen des 25. Oktober, wie sich die Erfahrungen, die die Wähler mit der Rechts- Partei wird in der Roten Fahne" fortgesetzt. Die Form Demagogie gemacht haben, jetzt in ihrer Entscheidung aus
wirken werden?
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Und die andere große politische Frage: Wieweit sind wir auf dem Wege gekommen, der das ganze arbeitende Volk wieder unter dem Banner der Sozialdemokratie zu sammenführt? In welchem Maße ist es gelungen, die Störungen und Schädigungen zu beseitigen, die der Kommunismus der Arbeiterbewegung zugefügt hat?
Auch für den Fortbestand der Kommunistischen Partei wirft heute nur noch ein Gesez, das Gesetz der Trägheit. Rommunistisch wählen tann nur, wer es bisher getan und fich inzwischen nicht mehr die Mühe genommen hat, die Ent wicklung der Partei, der er gedankenlos feine Stimme gibt, meiter zu verfolgen..
Begeisterte Kommunisten gibt es heute ebensowenig wie es begeisterte Deutschnationale gibt.
Sinnlosen Streit und 3ant haben die Kommunisten in die Arbeiterbewegung hineingetragen, in finn losem Streit und Zant verzehren sie sich jetzt selbst. Den Glauben an die nahe Weltrevolution haben sie verloren, zur praktischen Vertretung von Arbeiterinteressen innerhalb der gegebenen Berhältniffe fehlt ihnen jede Möglichkeit und Fähig feit. Ihre Unfähigkeit bescheinigen sie sich selbst, indem sie jede Führergarnitur, der sie gestern noch zujubelten, heute davonjagen, wie das alles zermalmende Mostau ihren befiehlt. Kommunistisch wählen wahrhaftig, ein stumpfsinniges Bergnügen! Glaubt etwa jemand, die in innerem Stant erstidende Kommunistensette tönnte im Berliner Stadtparlament die Mehrheit erringen? Glaubt jemand, fie fönnte mit dieser Mehrheit etwas Bernünftiges anfangen? Was tann also die Stimmabgabe für die Kommunisten anderes fein als eine boshafte Schädigung der Arbeiter bewegung?
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Negativ geht es am 25. Oftober um die Frage, wieviel vom Bürgerblockbrei und Kommunistensput übrig bleiben wird. Positiv geht es um die Frage, ob die Sozial demokratie aus dem Wahlkampf start genug hervorgehen wird, um die Verwaltung der Hauptstadt der deutschen Republit in ihre Hand nehmen zu fönnen.
Alles Geschwäß von sozialer Revolution ist nichts gegen über den Tatsachen der sozialen Umwälzung. Daß es gelang, in Deutschland alle politischen Privilegien der be fizenden Klassen zu beseitigen, war eine große Tatsache der fozialen Umwälzung. Und wenn es gelingt, der Masse des arbeitenden Boltes den entscheidenden Einfluß in der größten Gemeinde des europäischen Kontinents zu nerschaffen, so wird auch das eine große Tatsache der sozialen Umwälzung fein: ein großer Schritt vorwärts! Freilich, gewiß, es geht nur Schritt für Schritt. Aber fann jemand behaupten, daß es irgendwo und irgendwie anders geht? Selbst der gläubigfte Kommunist wird nicht finden können, daß das heutige Rußland mit einem Sprung zur sozialen Bollkommenheit gelangt sei. Auch dort fann es, wenn es gut geht, höchstens Schritt für Schritt vorwärts gehen.
Ein Kampfruf Gerhart Hauptmanns .
In dem Stampfe gegen bie Unterbrüdung der Cafe bebeteanfationen er gefigen Arbeiter am Sonntag im Theater am Nollendorfplatz ausfechten wollen, erscheint Gerhart pauptmann als Bundesgenoffe. Er hat an den Berliner Schriftsteller Heinrich Eduard Jacob , einen der geistigen Urheber der Berfammlung, das nachstehende Schreiben gerichtet, das zur Veröffentlichung bestimmt an temperamentvoller Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Hochgeehrter Herr Jacob!
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Persönlich fern Ihrer Protestversammlung, bin ich im Geisie bei Ihnen. Das, wofür Sie fämpfen, ist größter deutscher Kultur. besig. Das, wogegen Sie tämpfen, stammt aus einer verstaubten Rüft- und Folterfammer überlebter Zeiten. Das eine heißt Frei
heit der Kunft. Das andere--? Ja, wie nennen wir bas? Wollen wir die Liste unfagbarer Fehlgriffe, blinder Fäuste, Deutscher gegen Deutsche , wie sie vergangene Jahrhunderte gesehen haben, aufrollen? Sie gewänne ben Umfang eines Konversations. legitons. Unnüße, finnlose Martern, blind um sich wirkend, Erzeugniffe der Unduldsamkeit, Denfträgheit und höchft lächer licher, gegenstandsloser Furcht! Unsere regierenden Herren, der Herr Reichspräsident an der Spize, felen mit allem hohen Respekt ersucht, ihren Blick auf diejenigen lebens. wichtigen Gebiete der deutschen Republit hinwenden zu wollen, wo man hysterisch- dratonisch mit Kanonen nach Spaßen schießt. Gewiß, ein Staatswesen hat sich so gut wie der menschliche Körper iciner Feinde, fie mögen von innen oder außen fommen, mit Kraft und Entschiedenheit zu erwehren. Aber, um bei dem Bilde des menschlichen Körpers zu bleiben: man jagt ihm nicht, um einen läftigen Floh zu töten, einen Dolch in den Unterleib! läftigen Floh zu töten, einen Dolch in den Unterleib! Wenn man dem verantwortungsvollen deutschen Richter auf poli tischem Gebiet etwas wünschen soll, bas man eigentlich zu fordern hat, so ist es ein leidenschaftsloser und vor allem parteilofer Blick und ein wohlgeschultes Gehen in richtiger Proportion. Wenn man unter anderem einen Mimen wegen des Auffagens einiger überall bekannter Gedichte und der Inszenierung einer fleinen Bretterrevolte, sei es auch in ausgesprochen politischer Atmosphäre, etwa mit einer ganz geringen Geldstrafe büßte, so ließe sich das möglicher wetse verteidigen. Der größte Industrielle von Effen, den feiner zeit die Franzosen seiner Freiheit beraubt haben, sagte mir: 3d würde unseren Richtern wünschen, einmal meine Gefängniserfahrung gemacht zu haben, damit sie einen Begriff davon befommen, was die Strafe, die sie verhängen, eigentlich ist. Ein so geschulter Richter würde niemals feine Hand bazu bieten, diesen fleinen Mimen für einen Sturm im Wasserglase einundeinviertel Jahr einzufertern. Und was die fittliche, was die feguelle Frage betrifft: heimliche Schäden find immer die ärgften gewefen. Wollte man hier überall mit dem Strafgesetzbuch dazwischen fahren, es müßte sich ein Zustand ergeben, wie der im Märchen,
Das Verhältnis der Kommunisten zur Wahrheit. Der Kampf der Richtungen in der Kommunistischen dieser Diskussion läßt den Schluß zu, daß die Haupttätigkeit der gereinigten Zentrale der KPD. darin besteht, täglich gemeinsam mit einem Bertreter der Erefutive die Argumente und Barolen auszufnobeln, die in der Roten Fahne" den Diskussionsartikeln der mit dem großen Erefutivebann belegten Linten entgegengehalten werden. Dabei erfährt die Deffentlichkeit ungewollt Einzelheiten über das Ausmaß des Rampfes in der KPD .
Gestern erwiderte die ,, Rote Fahne " entrüftet auf einen Diskussionsartikel von Lilli Korpus:
" Dann beschwert sich die Genoffin Korpus über die Bor= mürfe der doppelten Buchführung" gegen die bisherige Führung. Nun, Genoffin Rorpus, mir fragen Dich, was ist das, wenn die Genoffin Ruth Fischer in Moskau den Brief der Crefutive unterschreibt und damit bestätigt, daß sie alle Vorwürfe, die gesamte Rritit der Crefutive anertennt und dann diefelbe Genoffin Ruth Fischer , faum nach Berlin zurückgekehrt, den Rampf gegen ben tribrief mit ihren Freunden und Anhängern organisiert?"
und der Widerruf von Ruth Fischer in Mostau nur ein Daraus geht also hervor, daß die reuiae Unterwerfung sie ohne Widerruf nicht die Möglichkeit haben würde, nach Täuschungsmanöver war. Bielleicht hat sie geglaubt, daß Deutschland zurückzukehren, um hier den Richtungstamof gegen Sinowjem zu organisieren. Sie fämpft alfo, aber wie es scheint, nach den Methoden der Erefutive selbst, unterirdisch und mit List.
Lift und Täuschung sind also die Kampfmittel der Kom muniften bei ihren inneren Barteiauseinandersehungen. Rommuniften untereinander können sich nicht auf einander gegebene Bersprechungen und auf feierliche Unterschriften verlaffen. Wieviel weniger mert müssen da erst die Versprechun gen und Unterschriften sein, die Kommunisten gegenüber Nichtkommunisten abgeben!
Die Kommunisten brauchen fich nicht zu wundern, daß die sozialdemokratischen Arbeiter hinter jedem ihrer Worte eine argliftige Lüge, und hinter jedem Vorschlag zu angeblich gemeinsamer Aktion einen bewußten Täuschungsversuch sehen. Auch eine Zwecklüge?
In der Roten Fahne" vom Sonnabend finden wir folgende Beruhigungsnotiz:
Aus Oberschöne weide wird uns berichtet, daß dort in der Mitgliederversammlung der Partei der Genosse Paul Schlecht ausgeführt hat, der Abonnenten stand Der R. F. fet infolge der Schreibweise bei der Parteidistuffion um mehrere Taufend zurückgegangen. Den Mitgliedern von Oberschönemeide zur Kenntnis, daß diese mitteilungen des Genossen Schlecht glatt erfunden sind. Die Barteidiscussion in der„ R. F." geht seit dem 1. September. Geit dieser Zeit hat sich der Abonnentenstand der R. F." um einige Hundert gehoben und nicht um mehrere Tausend gesenkt."
Bei der hemmungslosen Verwendung der Smedlüge bei ben Rommunisten werden die fommunistischen Mitglieder dies Dementi mit einigem Achselzucken zur Kenntnis nehmen.
wo ein armer Schwartenhals" den lieben Herrgott auf seinem Thron vertritt und sich, mit Blige und Schemelschleudern auf die Erde, im Strafen nicht genug tun tann, bis ihm der gute nachsichtige Throninhaber lächelnd die Macht aus den Händen nimmt, so daß die nuglos verwirrte Erde wieder aufatmet.
Die gewaltige Bewegung, die sich in Deutschland erhoben hat, um für das Recht der Kunst, für die Freiheit der Kunst einzutreten, ist ein Beweis für die immer noch vorhandene Macht des deutschen Geistes. Er möge fie behalten und im Kleinen und Großen immer neu beweisen.
Städtische Oper: Don Pasquale.
und stürmischen Zuspruch gesehen; zum erstenmal vielleicht tonnte Zum erstenmal hat man im neuen Haus wirkliche Begeisterung jeder bem Gefühl Recht geben, daß auch dieser Stätte der Oper eine Zukunft in Berlin blüht. Befürchtungen mußten zunächst überwunden werden, zum Beispiel, ob das Spielorchester Donizettis den Raum füllen, ob ein Wagnerfänger den Ernesto stimmlich beherrschen werde, ob Erinnerungen an Brodersen, Mantler, Erd unterdrückt werden könnten durch Frische und Jugend bes neuen Eindrucks. 3ador ist ein guter, fein idealer Don Basquale, Dazu fehlt ihm bei aller Deutlichkeit der Zeichnung der breite, felbstber ständliche Humor, die Komit der Figur, das Feifte und auch das Gebrechliche. Er scheint relatis hübsch, jung und gefund. Gutt mann spielt den Malatesta sehr favaliermäßig, mit andeutender, nicht ganz ausgesponnener Gesangswärme. Krauß war im Entfalten feiner Stimme gehemmt, er preßte start und fählen müde vom Lied der Erde. Dies alles fei vorausgeschickt. Dennoch: eine here liche, fingende und quellende Aufführung. Das Wunder vollbrachte einer feiner Lieblingsstüde, bas er als Spielleiter und Dirigent auf Bruno Walter , von dem wir das Werk schon mehrfach hörten, Bastelltöne stellt, dessen durchsichtige Partitur er mit zarfester Hand flingen macht, verliebt und boch minutiös ausbeutend, piano und doch ausdrucksvoll, wie im Hauch einer alten, nicht schlechteren Zeit schwebend. Das Orchester folgt dieser Zurückhaltung und bringt dadurch den Reiz langer Vorschläge, finnlicher Läufe, das wizice Bibrato von Hörnern, das ironisch- elegische Säufeln und das ſtille Begleiten um so besser heraus. Alles aber verblaßt vor der mas fie geben fann, das Beste aber auch, was es im Biergefang Joogün. Ihre farbfrohe Norina ist eben der Zerdinetta das Beste, der Oper überhaupt gibt. Die gesunde Lebendigkeit der wieder glodenflaren Stimme, das Charmante, Beherende und Luftige ihrer Koloratur, das Schnippische, Schmollende, meibhaft Ueberlegene ihrer Bewegung, ihrer Haltung, ihres Mäulchens das ist aus dem Geist der Buffooper geboren, die ein schönster Nachklang Rossinis bleibt. Die Joogün ist die Führerin auch im Quartett. Als fie nach dem zweiten Aft frohlockend und steghaft den kleinen Fuß auf den breiten Rücken Don Pasquales setzt, da jubelt ihr das Haus Der Barbier von Sevilla ", der Figaro" und der Falstaff" lohnten zu. Mehr von diefer Roft!" möchte man in den Jubel hineinrufen. die schnellste Einstudierung. In einer Zeit des Leidens ist die fomische Oper allein fähig, Geld in die Kaffe zu tragen. R. S.
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Aber auch Preußen ist ihm für sein raftlojes Mühen um das dig. Bis zum letzten Tage feines erfolgreichen Lebens ftritt er um Zustandekommen der preußischen Berfassung Dant schulwichtige staatsrechtliche Aufgaben, deren Lösung das von mir geleitete Ministerium vorzubereiten hat, mit unermüdlicher Zähigkeit und doch in Formen, die ihn stets als den lauteren, guten Menschen ertennen ließen.
Mir war er ftets ein unschäzbarer Berater, ein uneigennügiger, treuer Helfer, ein guter Kamerad. Sein Tod reißt eine Lücke, die nur schwer auszufüllen sein wird. Aber sein Wert und sein Wirken werden lebendig bleiben.
Genehmigen Sie, verehrte gnädige Frau, die Versicherung meines aufrichtigen Beileids. Ihr ergebener Severing, Staatsminister."
Eine Katastrophe.
Republikaner werden befördert! Gibt es eine Klaffenjuftiz?
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Genosse Kroner, bisher Landgerichtsdirektor, ist zum Das bringt die gute„ Kreuz 3eitung" so außer Fassung, Oberverwaltungsgerichtsrat ernannt worden. daß sie in folgendes Wehgeschrei ausbricht: republikanischen Richterband ist, bei seiner bewiesenen Einstellung gar nicht in der Lage ist, unparteiische Entscheidungen zu treffen, liegt auf der Hand. Es geht mit der preußischen Justiz iegt in der Tat im Sturmtempo bergab. Für das Oberverwaltungsgericht bedeutet die Ernennung des Herrn Kroner einen Affront schlimmster Art."
" Daß Herr Kroner, der noch überdies führender Mann im
Dem Blatt der deutschnationalen Regierungspartei entschlüpft damit ein niedliches Geständnis. Republikanische Juftigbeamte dürfen also nicht befördert werden. Das be deutet für die Herren Richter einen Affront schlimmster Art. ibt es nun eine schwarzweißrote Justiz
oder nicht?
Nein, es gibt feine schwarzweißrote Klaffenjuftiz! Denn wir erhalten aus Leipzig einen Bericht, in dem zu lesen steht:
Der Ehrengerichtshof für Rechtsanwälte in Leipzig hat am 10. Oftober einen sozialdemokratischen verurteilt, weil er in einer öffentlichen Versammlung im Januar Rechtsanwalt t wegen Beleidigung der deutschen Richter 1924 gegen die deutschen Richter den Vorwurf der Klassenjustiz erhoben hatte. Das aus 7 Mitgliedern der Deutschnationaten Boltspartel, darunter 4 Reichsgerichtsräten, bestehende Gericht hat ausgesprochen, daß der Vorwurf der Klaffenjuftiz abfolut un wahr fel. Der deutsche Richter sei an sich auch ein Mensch mit allen Fehlern, aber sobald er sein Amt ausübe, sei er absolut unpartelisch.(!) Ein sozialdemokratischer Rechtsanwalt habe daher gerade die Pflicht, gegen diefes vollkommen unbegründete Borurteil anzufämpfer. Selbst wenn er den Vorwurf nur objektiv für gerechtfertigt erachtete, müsse er doch damit rechnen, daß von der masse der Parteimitglieder dies anders verstanden werde; da. her habe er die Pflicht, diefen Borwurf überhaupt nicht zu er heben, sondern im Gegenteil gegen ihn Stellung zu nehmen, denn cr sei ein Organ der Rechtspflege.(!)
Wir fragen nochmals: gibt es nun eine schwarzweißrote, eine Klaffenjuftiz oder nicht?
Jum 100. Male: Annemarie". Das Thalia Theater ist versorgt und aufgehoben. Das Gilbertsche heitere Spiel, das schon im Schillertheater als Sommeroperette einschlug, hat im zweiten Hause schon die 100. Aufführung erreicht( und weitere werden folgen). Lotte Neumann ist jetzt die Annemarie. Sie ist vom Film her gewöhnt, das füße Mädel zu sein und bringt alle Qualitäten der Filmberühmtheit auch auf der Sprechbühne zur vollen Wirtjamkeit. Sowas von Augen gibt's sonst gar nicht mehr auf der Bühne! Da sie ebenso gewandt im Gesang und Tanz, wie liebreizend in ihrer Erscheinung ist, schwimmt das Haus in Bonne. Die anderen Rollen sind ebenfalls bis auf die letzte erfttlaffig befeht, so daß man seine Freude an der gesamten Aufführung hat. Bafelt und Diegelmann stellen ein paar ullige Nudein auf die Beine; Paul Heidemann ist unübertrefflich und unerschöpf lich in der Ausgeftaltung feines Liebhabers. Josefine Dora , Mizzi Dienerphyfiognomie auf, die unvergeßlich ist. Und das Orchester Mateltä, fie alle verdienen volles Lob. Edgar Kanisch setzt eine holt unter Rudolf Berats schneidiger Leitung den letzten Peraks Schmiß aus der Partitur.
D.
The fünfundzwanzigjähriges Bestehen feierte in diesen Tagen bie Meteorologische Station auf der 3ugipize. Zu der Jubiläumsfeier hatten sich befannte Meteorologen und Wiffenfdjaftler aus allen Zeilen Deutschlands eingefunden. Glückwunsch telegramme waren eingelaufen von der Zentralftelle für Meteorologie in Berlin und der Deutschen Seemarte in Hamburg , pon der Ungarischen Meteorologischen Gesellschaft, von der Meteorologischen Anstalt in Zürich , von dem Leningrader Beniralobfervatorium ufm. Während der Feier auf dem 3000 Meter hoch gelegenen Observatorium auf der Zugfpipe freifte ein Flugzeug des Süddeutschen Mero Lloyd, von München fommend, über dem Observatorium und warf einen Stranz mit weißblauer Schleife als Glückwunsch über dem Observatorium ab. In allen Ansprachen, die während der Feier gehöchsten Observatoriums in Deutschland hingewiesen. halten wurden, wurde auf die Notwendigkeit und die Wichtigkeit des
Dirantello in Betfn. Quigi Pirandello, der, mole toir bereits Berichtet baben, mit feinem Teatro d'Arte vom 12. bis 14. im Berliner Staatstheater gastieren wird, trifft mit der Truppe am Eountag, den 11, nachmittags bier ein. Sonntagabend gibt der italienische Botschafter einen großen Empfang zu Ehren des Dichters und Montagabend wird der Sntendant die fremben Gäite im Anschluß an die Festborstellung in den
Räumen des Staatstheaters festlich begrüßen.
Stailer- Friedrich Museum: Holländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Führungen in den staatlichen Museen. Sountag, den 11. Ditober, Stlosterstr. 36: Die Eigenart deutscher Slämme. In beiden Beginn 10 Uhr. theater eine Wiederholung der englischen Vorstellung„ The Laughing English Theatre. Sonntag, vormittags 11, Ubr, findet im ResidenzLady" von Alfred Sutro statt.
der
Elfa Federn- Kohlhaas beginnt ihre Vorträge am Mittwoch 8 Uhr in Wer fireude", Potsdamer Str . 104, Eingang Kurfürstenstraße. Die Vorträge Rathenau als titer finden Freitags statt.
Die Herbst- Unsstellung der Berliner Sezeffion wird im Laufe der Woche niiten von Signac bis Zeger wird ausfüörlich gezeigt werden. Gerner eröffnet. Die Bewegung der französischen Runit nach den großen Impressio fommen die letzten Werte Corinths neben den neuesten Arbeiten der übrigen Mitglieder und Gäste zur Ausstellung.