Einzelbild herunterladen
 

3

Der Prozeß der 500 Bauern.

Die Affäre von Tatar- Bunar.

Bon Alexander Baciu, ehemals Landeshauptmann in Siebenbürgen  

In der ganzen Weltpresse wird vieles über diesen Prozeß geschrieben. Gutes und Schlimmes, Wahres und Unwahres. Aber den eigentlichen Kernpunkt der ganzen Sache hat man, ob absichtlich oder unabsichtlich, bleibe dahingestellt, noch nicht berührt.

500 Bauern find wegen Hochverrats angeflagt; Klein bauern, die im schärfsten Gegensatz zu den Bojaren( Groß grundbefizern) stehen.

Welcher Verbrechen sind diese Bauern eigentlich ange­flagt? Durch welche Berhältnisse sind sie unter die Anflage gefommen? Und was ist die treibende Rraft ihres Tuns?

Angeflagt find fie des Hochverrats, begangen in Tatar­ Bunar   im Jahre 1924. Die treibende Kraft war die maß Infe, teilweise gewaltsame Agitation russischer tom munistischer Banden, die wiederholt den Djnefter überschritten Sie nuzten, unterstützt durch reichliche Geld­mittel aus Mostau, die Unzufriedenheit und Bedrüdtheit der Kleinbauern mit vollendeter Demagogie aus, und hatten durch einen Gewaltstreich leichtes Spiel, die verirrte Bevöl ferung zu bewaffnetem Borgehen gegen ihre Unterdrüder zu bewegen.

Die rumänische Verfassung stellt zwar das König­tum auf demokratische Grundlage, sie wird jedoch an allen Eden und Enden von der herrschenden Klaffe durch brochen. Nach der vorübergehenden Regierung von Tate Jonescu berief der König den Großbojaren Bratianu  . Dieser schrieb Neuwahlen aus. Durch Terrorismus schlimmster Art auf der einen Seite, wie durch Versprechung einer Agrar reform nach der anderen Seite erlangten die Bojaren die Mehrheit im Parlament. Ihre erste Handlung war, sämtliche wichtigen Regierungsposten mit sicheren Mitgliedern ihrer Partei zu besetzen, d. h. die Stellen der Präfekten, der poli tischen Landeshauptleute  ( Chef de Sigurantza), fouie der Berwaltungschefs der neurumänischen Gebiete wurden erz reftionären Militärs in die Hände gespielt, gerade auch in Baffarabien. Diese leitenden Beamten sind zum Teil die. felben, die vorher wegen forrupter Amtsführung, wegen Ge fezwidrigkeiten sowie wegen sonstiger Bergehen abgesetzt waren. Die unteren Beamten sind um nichts besser. Zu ihrer

Berfügung stand die Sigurantza) politische Polizei), und diese wurde zahlenmäßig in Bessarabien   in gewaltigem Maße eingesetzt. Aufgabe dieser Beamten war speziell, das Vor­dringen des Bolschewismus zu verhindern. Der Bol fchemismus aber fing für die Polizisten bei jedem Anders benfenden an, zumal in der unterdrückten Landbevölkerung, die oft anderer Meinung wie die herrschende Raste war und dem oft Ausdrud gab. In den Grenzgebieten wurde der Belagerungszustand verhängt.

Die von der Zentralregierung eingesetzten Bürgermeister ufw. waren geldgierige Glücksritter, die vor allem sich die Taschen füllen wollen. Zu diesem Zwed wurde die Bevölke rung mit illegalen Steuern belegt. Wurden diese nicht bezahlt, so sperrte man einfach den Betreffenden ein, und in einem abgekürzten Verfahren wurde er zu 25 Gtod hieben verurteilt! Das geschah manchem freien rumänischen Bauern in einem Lande, das die Prügelstrafe feit langen Jahren abgeschafft" hat. Außerdem tam er auf die schwarze Lifte, d. h. er war ein Bolschewit. Unter diesem Syftem wurde aus der sogenannten Agrarreform zugunsten der Klein­bauern natürlich nichts. Es war daher nicht zu verwundern, wenn in dem nördlichen Teil Beffarabiens, dessen Bevölke rung zum großen Teil aus Ruffen, Bulgaren   und Deutschen   besteht, die Mostauer Agitation leicht Eingang fand und diesem Landvolk eine bolschemistische Regierung er träglicher schien als die meiß- bolfchemistische der Bojaren! Es ist daher zu verstehen, daß einer größeren bolfchemistischen Bande unter Führung Klujnitschoffs als Befreier zu gejubelt wurde. Um so mehr, als die verhaßten Bürgermeister und Gemeindevorsteher von den Bolschemisten verjagt oder sogar hingerichtet wurden. Da die Bolschewisten ver:

57]

Das unbegreifliche Ich.

Geschichte einer Jugend.

Roman von Tom Kristensen. ( Berechtigte Ueberlegung aus dem Dänischen von F. E.   Bogel  .) Samuelsen zog ein Taschentuch heraus und trodnete sich die Stirn.

,, Wollen wir uns nicht versöhnen, alter Tanzbär?" schlug ich neckend vor. In meiner neuen, flaren Welt war Sa muelsen mit dem dicen Bauch und der faltigen Beste lächer­lich wie ein Hahnrei geworden. Er hing fest und zappelte in seiner eigenen Gemeinheit. Ich hielt mir sein Mädel für fein eigenes Geld. Es war zum schreien fomisch.

,, Das ist denn doch zu start!" brüllte er und flog in die Höhe. Ich stand ebenso schnell auf und rief: Achtung, die Lampe fällt um!"

Er setzte sich verwirrt.

,, Was ist denn mit dir los?" jammerte er.

Laffen Sie mich doch ungeschoren!" antwortete ich höhnisch und fah ihm grade ins Gesicht. Er schlug die Augen nicder. Er war unsicher. Er war endlich besiegt!

In der Nacht schlief ich bei verschlossenen Türen, damit er mich nicht überrumpeln und durchprügeln fonnte, während

ich schlief.

Die folgenden Tage verliefen unter Stillschweigen. Sa muelsen blies sich auf, wenn ich ihn ansah; doch ich lächelte bloß hinterliftig, so daß er die Brauen runzelte und sich am Bart zupfte.

Chne ein Wort zu sagen, ging ich an dem Abend aus; ich follte Klara und ihren Bater besuchen. Danit Samuelsen mich nicht ausspionieren fonnte, schlug ich die Richtung nach Nyhavn hinunter ein und gelangte so auf einem Umweeg nach dem alten Haus, wo ich einmal ge­wohnt hatte und wo immer noch Klaras Heim lag.

Ich hatte früher noch teinmal darüber nachgedacht. Ich mar heiß vor Sehnsucht die altbekannte Treppe hinaufge­schlichen; doch an diesem Abend tam es mir plöglich zum Be­mußtsein, daß sich mein Leben spiralförmig bewegt hatte. Ich war wieder an die alten Orte zurückgekommen; doch trotz dem hatte sich alles etwas verschoben. In unserem Laden wohnte noch der Radfahrhändler. Die Kirchendienerin wohnte auch noch im Hause. Auch Klara wohnte noch da. Aber ich fehrte als Frember zurüd

ficherten, fie feien nur die Bortruppe und ganz Rußland   werde| fetarier waren, bei seiner Anklage bebenten und jeden ein

jezt Bessarabien   befreien und den Bauern zu ihrem Recht Derhelfen, schenkte man ihnen Glauben. Einer Division ruma nischen Militärs gelang es leicht, den Aufstand zu unter. brüden. Der Führer Klujnitschoff, dem auch zur Last gelegt war, 350 000 Lei aus den Gemeindefassen geraubt zu haben, wurde ft andrechtlich erschossen. Die Bevölkerung des Norddistrikts, insbesondere die auf der schwarzen iste stehende, wurde gefangen genommen, und jetzt wird 500 von ihnen der Prozeß wegen Hochverrats vor einem Standgericht gemacht. Das ist der Aufstand von Tatar­Bumar! Die Angeklagten haben beinahe ein Jahr unter förperlichen und seelischen Qualen in den noch unter dem ziristischen Regime gebauten Kasematten von Rischinem ge­fchmachtet. Wer diese Kasematten fennt, weiß, daß der Auf­enthalt in ihnen schon Strafe genug ist. Das sollte auch der Antläger Beerchtt, dessen Vorfahren selbst Pro­

Wähler- kundgebungen

heute, Sonntag, den 11. Oktober: Charlottenburg  ( 52. und 53. Abteilung): Lokal Bretschneider, Königsdamm( a. d. Rennbahn). Beginn vorm. 10% Uhr. Schöneberg  : Schloßbrauerei, Hauptstr. 124. Beginn vorm. 10 Uhr.

Cantwith: Lehmanns Feftfäle, Kaiser- Wilhelm- Straße 23/31. Beginn vorm. 10 Uhr. Blankenfelde  : Lokal Stab. Beginn nachm. 3 Uhr.

Redner: Großmann, Hetzschold, Ad. Hoffmann, Cempert. Montag, den 12. Oktober, 8 Uhr abends: Grunewald  : Gymnasium, Cafpar- Theyß- Straße. Redner: Rob. Breuer, Dr. Treitel.

Dienstag, den 13. Oktober, 7% Uhr abends: Mikolasfee: Lofal Wezel, am Bahnhof. Brig  - Budow: Beders Gefellschaftshaus, Briz, Chauffeestr. 96. Blantenburg: Klug, Dorfstr. 2.

zelnen Fall dieser 350 Seiten umfassenden Antlageschrift rein menschlich, unter Würdigung der Berhältnisse, behandeln! Er sollte nicht vergeffen, daß schuld an diesem Brozeß die Rommunisten, sowie die herrschende Regierung im gleichen Maße haben. Deshalb steht auch weder der einen, noch der anderen Seite ein Recht zu, sich in diesem Prozeß zu empören. Die Bojaren haben durch ihre Unterdrückungs­politif das Bolt zur Berzweiflung gebracht, und die Kommu­nisten haben durch ihre gewiffenlose Agitation die unglüc feligen 500 in dieses Wirrsal gestürzt. Auch über mein Ru­ mänien   wird eines Tages die Sonne scheinen, aber nicht durch das blutige Gewölf von Aufruhr und Unterdrsdung. Dapon haben wir auf dem Ballan genug. Die Gerechtig feit muß durch die Macht ihrer Idee fiegen.

Die ganze Opposition, alle gerecht denkenden Rumänen werden sich mit allen Mitteln den bei dieser Zusammensetzung des Gerichts zu erwartenden harten Strafen widersezen. Die Demokratie aller Länder fordert das.

Amtsniederlegung der Verteidiger.

Da der Befehl erteilt ist, den Prozeß bis Anfang November zu beendigen, wird jeht auch nachts bei Bechfadelschein ,, verhandelt". Die 485 Angeklagten müssen während der ganzen Berhandlungs. dauer stehen und vorher dreistündige schwere 3wangsarbeit leiften, damit sie müde genug sind. Schußbereite Maschinengewehre find stets auf sie gerichtet. In schier unendlichen Kämpfen hatten die Berteidiger es erreicht, daß die Angeklagten die Massenmorde der rumänischen Soldatesta und ihre eigenen grauenhaften Leiden zur Zeit der Niederwerfung des Aufstandes und während der Berfolgung und Untersuchung schildern konnten. Der vorfizende Oberst sagte Dazu öfter: ,, Das intereffiert uns nicht, außerdem weiß man das.

Am 2. Oftober machte der Militärauditor 3 eciu mit einem einzigen lapidaren Ausspruch dem Gezänt der Advokaten ein Ende. Gezänfe" nennt er nämlich die stetigen Einwände der Ver­teidiger gegen die vom Vorsitzenden aufoftronierte neue Prozeß­ordnung, nach der den Angeflagten das Recht genommen wird, sich in freier Rede zu verteidigen. Beciu erklärte: Wir fennen die Beweggründe zu diesen unausgesetzten Protesten. Die Angeflag. ten sollen in die Lage verjetzt werden, noch mehr Greuel. geschichten zum besten zu geben. Wir werden aber nicht zu­laffen, daß die Ehre der rumänischen Nation und unserer Armee

Buchholz: Lokal Rochow, Bajewalter Straße. Redner: Amberg  , Gutschmidt, Dr. Löwenstein, Schröder, in den Kot gezerrt wird. Dr. Silberstein, Dr. Wagner.

Tagesordnung:

Berlin   im Spiegel der Parteien. Die Pofifit im roten Haufe!

Oeffentliche Beamtenkundgebung Dienstag, den 13. Oktober, abends 7, hr, in Charlottenburg  : Leibniz- Schule, Schillerstr. 125.

Vortrag des Ministerialrats a. D. Albert Faltenberg über Die Zukunft der Beamtenschaft im Spiegel der polis tischen Parteien." Parteigenössische Beamte! Helft mit, daß diefe Rundgebung zu einer eindrudsvollen Demonstration gegen die Bollräuberparteien wird.

Frauenkundgebungen

zur Stadtverordnetenwahl am Montag, den 12. Oktober, 71, Uhr abends:

2

Neuföln: Aula Realgymnasium, Kaiser- Friedrich- Str. 208/10. Rednerin: Frau Prof. Dr. Anna Siemfen. Prenzlauer Berg  : Lyzeum, Greifswalder Str. 25. Rednerin: Frau Hilde Wegscheider, M. d. L.

Dienstag, den 13. Oktober, 71% Uhr abends: Tiergarten( 8. Abt.): Nationalhof, Bülowstr. 37.

Dars bietungen des Gesangvereins Liedertafel- Weft. Rednerin: Frau Liesbeth Riedger, Stadtverordnete. Wilmersdorf  : Vittoria- Luife- Schule, Uhland- Ede Gasteiner Straße. Musikalische Darbietungen. Rednerin: Schrift stellerin Adele Schreiber  .

Genoffinnen! Agitiert für diese Kundgebungen, rüttelt

Die Angeklagten haben so zu antworten, wie es uns gut fcheint. doch nicht so auf, meine Herren, weil diese Banditen in der Bor Wir handeln übrigens in höherem Auftrag. Regen Sie sich untersuchung mißhandelt wurden. Ist es denn nicht Tatsache, daß in allen Ländern die Untersuchung durch Prügel vor. trefflich gefördert wird? Der Gerichtshof muß bei seinem Beschlusse bleiben, denn schließlich sind alle diese Greuelgeschichten ja Iängst befannt."

Unter dem Eindrud dieser Ertlärungen verließen die Berteidiger torporatio den Saal

Vorträge, Vereine und Versammlungen.

Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold". Gefäftstelle: Berlin   6. 14. Sebaftianfte. 87/38. Sof 2 Tr. Waffersport- Wht. Rua Sanel. mi., 6. 14. geselliges Beifammen fein mit Damen in Wilhelmshof. Charlottenburg  , Spreefte. 8. Ein führung von Gästen erwünscht. Mitte. Rug 1. Mo., b. 12, 8 Uhr, Sophien. Straße 30/31. Wilmersdorf  . Rameradschaft Beft. Mo., b. 12., 7 Uhr, Grunewald- Gymnasium, Cafpar- Thenk- Straße: Do., b. 15., 7 Uhr, Johann.

Georg- Säle, Salenfee, Johann Georg- Straße, Bollaähliges. Antreten mit Fahnen

Aur Wählerverfammlung. Der Ramerabfchaft Gülb wird der Besuch ber Frauen. Lundgebung, die am Di., d. 13., 8 Uhr, in der Bittoria- Buife- Schule, Bilmers

borf. Gasteiner Straße, ftattfindet, empfohlen.- Bohnsdorf. Sonntag, b. 11.,

madim. von 2 Uhr ab, Sufammenkunft 8iebarth, Faltenhorst. Brandenburger  Jugendkapelle. Brenzlauer Berg. Conntag, b. 11., nachm. 12 Uhr, Antreten Danziger Ede Greifswalder Straße. Reinidenborf. Achtung! Sonntag, Kreuzberg  . b. 11., Antreten um 12 Uhr( nicht 11!) Stettiner Borortbahnhof. Di., d. 13., 7% Uhr, Abt. 10 Berfammlung bei Mendler. Dieffenbachstr. 54.

1

Gauvorstand. Die Beisekungsfeierlichkeit bes Reichsministers a. D. Sugo Breus findet Di., d. 13., vorm. 10 Uhr, im Breußischen Landtag ftatt. Rahl Kameradschaftsführer.

reiche Teilnahme der Rameraden bringend geboten. Räberes burd bie

Berliner   Taubftummen- Schwimmverein 1900. Sonntag, ben 18. Oktober, nadym. 3 Uhr, im Stadtbad Wedding, Gerichtftr. 65/66, neuntes verbands. offenes Schwimmfeft aus Anlaß des 25jährigen Bestehens. Gesellschaft für Segualreform. Bortrag Mittwoch, ben 14. Oftober, 8 Uhr, tritt für Mitglieder 30 Vf. einfchl. Steuer, fülr Gäfte 75 Bf. einschl. Steuer.

die uns fernstehenden Frauen und Mädchen auf und bringt in der Comaula Friedrichstr. 126. Oskar Sübner: Cheliche Brobleme". Ein­fie mit in eure Versammlungen.

Ich flingelte.

"

Klara machte auf. Sie hatte eine Wirtschaftsschürze um. ,, Das ist schön, daß du kommst! Famos, famos, famos!" flüsterte sie und zog mich schnell herein. Nun mußt du bloß nicht überrascht sein, wenn er anfängt von Verlobung und ähnlichem Quatsch zu reden. Er ist so tomisch in solchen Dingen, obgleich man, weiß Gott  , annehmen sollte, daß Mutter ihm das abgewöhnt hätte!"

Ich hängte meinen Hut an einen Hafen und besah mich in einem Spiegel.

,, Er ist ja blind!" ficherte Klara. ,, Bas schadet es, wenn du aussiehst, als ob die Mäuse in deinen Haaren gewesen wären!"

Einige fchwere Schritte erflangen und eine Tür wurde geöffnet. Eine große, schwere Gestalt tam heraus und reichte die Hand an mir vorbei.

,, Guten Tag, Herr Rasmussen!"

Die Hand ging hin und her in der Luft; doch ich war viel zu sehr mit dem Weißen in den Augen und dem unsicheren Lächeln, das gleichsam auf ein unbestimmtes Ziel gerichtet war, beschäftigt, so daß ich die Hand nicht bemerkte, bevor ich nicht seinen Mund sich hilflos öffnen sah.

,, Guten Tag!" antwortete ich herzlich und griff nach seiner Hand. Sie befand sich gerade vor meiner Jacentasche. Klara schüttelte den Kopf und lachte lautlos. ich fann ja nicht so gut sehen, ich muß hören. Ach Gott ja." ,, Sie haben eine gute Stimme!" sagte der Bater. Ja,

Komm nun herein, Waldemar, damit wir es uns ge­mütlich machen können," sagte Klara und legte die Arme um mich. Sie führte mich in ein EBzimmer mit hellen Eichen möbeln; doch plötzlich sah ich sie erschrocken an. War es ein dunkler Lader, in den sie mich führte? War es eine Gelb­schublade, zu der ich hingedrängt wurde?

Ich sah auf Klara herunter. Ihre Knie bewegten sich unter einer züchtigen, strahlend reinen Schürze, und ich beugte mich herab und füßte sie unterm Ohr, weil ich Schmerz empfand.

Wir setzten uns an einen gedeckten Kaffeetisch. Vor Klaras und meiner Tasse stand ein Likörglas, und ich erhob das meine mit einer festlichen Bewegung. Da traf mich ihr Blick, drohend und liftig zugleich mit seinem schwarzen Gefunkel, und ich stellte das Glas wieder hin.

Klara half dem Bater die Serviette unters Rinn binden.

Er wiegte den Kopf hin und her, als ob er darauf lauschte, wo ihre Hände waren, und mit einem tagenartigen Sag fing er fie, streichelte sie und ließ sie wieder los. Sie war ge­dämpft und ruhig in ihren Bewegungen, doch sie verzog den Mund.

,, Klara ist so lieb!" sagte er und lächelte in die leere Luft. ,, Ja, das finde ich auch," antwortete ich unsicher. Ich drehte nervös das Liförglas.

,, So, Sie sind also der fleine Junge mit den blonden Haaren, der hier unten im Laden wohnte," wandte er sich an mich. Ich fonnte die matten Augäpfel hin- und hergleiten sehen, als ob sie suchten.

Ja!" antwortete ich, und nun richteten sich die Augen grade auf mich.

,, Bott, ich fonnte ihn damals nicht ausstehen; ist das nicht Spaßig, Bater?" fagte Rlara. Sie schenkte den Raffee ein und ich sah zu ihr auf. Ich erkannte auf einmal ihre Stimme wieder, und ahnte ihre Glieder, ihre Brüste, ihre Hüften, so wie sie unter dem schwarzen Kleid und der Schürze waren. Sie wirkte plöglich, als ob fie verkleidet märe.

,, Es ist meistens gut, wenn es so anfängt!" antwortete der Vater und führte vorsichtig die Tasse an den Mund. Ich schütte gewiß etwas über, das tue ich immer!"

Klara zeigte eifrig auf etwas, und ich sah einen großen, braunen Kaffeefleckt sich über die Serviette breiten. Dann beugte er sich über den Tisch und lachte unhörbar. Ich schüttelte mit dem Kopf.

,, Herr Raßmussen, können Sie sich darauf besinnen, wer damals hier im Hause wohnte?" fragte er und stellte tastend die Tasse weg..

Klara war dabei, Likör einzuschenten. Sie ließ die flare Flüssigkeit langsam an den Seiten der Gläser heruntergleiten, daß fein Laut zu hören war.

so

Ja, ich besinne mich auf Remn." ,, Uh, er war so verlaufst!" rief Klara.

Der Vater lächelte. Dann hob er plöglich den Kopf und schnüffelte. Das ist ein merkwürdiger Geruch, so was Süß­liches!" bemerkte er ,,, was fann das sein?"

Klara schnitt eine ärgerliche Grimaffe.

Ich fann nichts riechen, riechst du was, Waldemar?" ,, Nein, nichts.

Sie

,, Na, dann ist es wohl auch weiter nichts. Also befinnen sich auf den Schauspieler. Ja, er hat sich ja erhängt!" Was hat er?" rief ich aus.

( Fortsetzung folgt.)