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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 139.

Gerichts- Beitung.

Gewerbegericht.

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Dienstag, den 18. Juni 1895.

12. Jahrg.

Jskraut, der Wahrheitsfreund. In Bischhausen   fand

gegeben. Nach seiner freien Beurtheilung der Sache sei nun der nung gelaufen war und den auf der Flucht gestürzten Waisenknaben Senat zu der Ueberzeugung gelangt, daß nicht festgestalt werden durch Faustschläge gegen den Kopf mißhandelt hatte. Unter könne, daß die Verleitung zum Meineide aus Gewinnsucht statt- Aufhebung des ersten Urtheils erkannte die Straffammer auf Weil sie sich nicht gegen den Kolonnenführer, einer Bestrafung zu entgehen. Dieses ideale Motiv müsse als fand. Am nächsten liege die Annahme, sie sei nur begangen, um 20 M. Geldbuße event. 4 Tage Gefängniß. sondern gegen dessen Auftraggeber mit ihrer Entschädigungsklage vorliegend angenommen werden, da keine thatsächlichen Umstände Der Silberdiebstahl beim Admiral Stengel in Lichier gewandt hatten, wurden drei Puzer von der Kammer III unter für einen materiellen Beweggrund sprächen. Somit ſei die selde, der am 26. März d. J. verübt wurde, gelangte am Sonn­Dem Vorsitz des Assessors Lohmeier abgewiesen. Die Kläger   Revision des Klägers begründet. abend vor der ersten Straffammer am Landgericht II zur Ab­( Grabert und Genossen) behaupten, von dem Puzzer Sommer, urtheilung. Es erhielten als Diebe Sattler Pospisch 2 Jahre einem fogenannten Kolonnenführer, zur Arbeit bestellt worden zu Der verfolgte Bankier. Der Kellner Erich Böhme, 1 Monat Gefängniß und Arbeiter Odebrecht 2 Jahre Gefängniß, sein, ohne daß sie diefelbe nachher antreten durften. Sie ver- der gestern unter der Anklage der versuchten Erpressung stand, wogegen die Näherin Dümke und der Schuhmacher Will als langten deshalb eine angemessene Entschädigung für die Zeit vom gehört zu jenem lichtscheuen Gesindel, welches abends im Hehler mit je 6 Monaten Gefängniß davonkamen. Dazu wurde Tage des Engagements bis zu dem Tage, an welchem sie ander- Kastanienwäldchen sein Wesen treibt und Jagd auf Männer auf je 2 Jahre Ehrverlust erkannt. weitig Beschäftigung erhielten. Als ihre eigentlichen Arbeitgeber macht, die einem gewissen Laster fröhnen. Es besteht eine ganze betrachteten sie die Bauunternehmer Ernede und Pietsch, welche Bunst solcher Subjekte und ihr häufiges Erscheinen vor Gericht dieser Tage ein Privatklage- Prozeß des antisemitischen Reichs­ihrerseits die Passivlegitimation bestritten und sich zum Beweise beweist, daß es nicht schwer fein muß, Opfer für ihr er­er des Fehlens derfelben auf das Zeugniß des Sommer bezogen. prefferisches Gewerbe zu finden. Böhme, ein noch jugendlicher tags- Abgeordneten Pfarrers Jstraut gegen den Zigarren Dieser sagte aus, er habe die Kläger nicht vorbehaltlos eingestellt, Mensch, ist in die Schliche und Kniffe dieser Zunft schon fabrikanten Hesse- Waldkappel statt. Nach dem Bericht der sondern ihnen in Aussicht gestellt, daß sie Arbeit bekommen würden, völlig eingeweiht und verbüßt zur Zeit eine ihm wegen straut zweimal einen Lüguer" genannt zu haben. Er gab das Fuld. Wer. 3tg." war Herr Hesse beschuldigt, den Herrn wenn sein Freund Seifert gleichzeitig mit anfange. Seifert habe Erpressung zudiktirte Strafe von 1 Jahr 9 Monaten über die neu zu bildende Kolonne die Kontrolle über Gefängniß. Diesmal trat als Belastungszeuge ein Bankier 3, erbot sich, den Wahrheitsbeweis zu erbringen, und erhob nehmen sollen, da er, 3euge, a cht Kolonnen gehalten und diese Fr. aus der Dorotheenstraße auf. Dieser war eines Nachts gegen ihn gethan. Nach fünfstündiger Verhandlung, in welcher zehn Widerklage wegen beleidigender Aeußerungen, die skraut über natürlich nicht allein habe übersehen können. Das Gericht sah 2 Uhr aus dem Klub von 1791 aufgebrochen, um nach Hause zu Ernecke und Pietsch nicht als Arbeitgeber der Kläger an. Das gehen. Er hatte sich im Kastanienwäldchen einen Augenblick auf eine Beugen vernommen worden waren, verkündete das Gericht das abweisende Urtheil begründete der Vorsitzende damit, daß aus der Bank gesetzt, als der Angeklagte sich zu ihm herandrängte, ein Urtheil dahin, daß der Angeklagte und der Privatkläger wegen Aussage des Zeugen dessen Unternehmerstellung hervorgehe, die Gespräch mit ihm begann und in deutlicher Weise den Zweck Beleidigung zu je 30 M. Geldstrafe verurtheilt worden, die Koften aber von jedem Theil zur Hälfte zu tragen feien. In einem Falle infolge der obwaltenden Umstände nicht zu verkennen sei. Wenn seiner Annäherung zu erkennen gab. Der Baufier will nun, da jemand über acht Kolonnen verfüge, fönne er unmöglich als es ihm unheimlich wurde und er in der Nähe noch einige bat das Gericht den Wahrheitsbeweis als erbracht erachtet, also bloßer Akkordarbeiter betrachtet werden. In diesem Urtheil ist Männer sah, dem Angeklagten einige Mark geschenkt haben angenommen, daß skraut bewußt die unwahrheit unschwer der Einfluß des Landgerichts- Urtheils, daß von uns und dann nach Hause gegangen fein. Nunmehr unter- gefagt hat. Dieser Fall betrifft eine Aeußerung des Iskraut in veröffentlicht und besprochen wurde, zu erkennen, allein es be- nahm der Angeklagte mit Hilfe seiner Komplizen einen förmlichen einer Wahlversammlung zu Wanfried.  deutet noch nicht die absolute Anerkennung desselben durch das Raubzug gegen F. Wohnung und Komptoir wurden förmlich be Aus Bochum   wird über einen intereffanten Beleidigungs Gewerbegericht. Diese soll jedoch bereits in einigen anderen lagert, F. wurde von Abgesandten des Angeklagten mehrinals prozeß berichtet: Der Papierfabrikant Robert Barlen wurde bes Entscheidungen der Kammer III ihren Ausdruck gefunden haben. herausgerufen und ihm allerlei dunkle Andeutungen gemacht; fanntlich Anfang des Jahres von der hiesigen Straskammer Nachdem die Versammlung sämmtlicher Arbeitnehmer- Beisitzer wenn er in seiner Equipage von Hause fortfuhr, wurde er von wegen Beleidigung des hiesigen Ersten Staatsanwalts Nuckfer des Gewerbegerichts gegen die erwähnte Landgerichte- Entscheidung einer ganzen Gesellschaft verfolgt- turz er befand sich gewiffer nach einer sehr interessanten Verhandlung, über die wir damals cinstimmig einen energischen Protest beschloffen hat, darf man maßen im Belagerungszustande. Echließlich richtete der ausführlich berichteten, zu 100 Mark Geldstrafe verurtheilt. In gespannt darauf sein, wie sich von nun ab die übrigen Mit- Angeklagte noch einen dreisten Brief an fein Opfer, jener Verhandlung wurde der Erste Staatsanwalt als Zeuge ver­glieder des Gewerbegerichts einschließlich des Vorsitzenden zur in welchem er in leicht erkennbarer Absicht ihm nommen. Herr Robert Barlen hat nun aus den Ergebnissen der Frage: Kolonnenführer- Sub- Unternehmer?" stellen werden. androhte, daß er ihn wegen Sittlichkeitsvergehen denunziren Verhandlung und den Bekundungen des Ersten Staatsanwalts werde. Der Empfänger des Briefes übergab letzteren der Veranlassung genommen, demselben einen geharnischten Brief voll Ober- Verwaltungsgericht. Eine Berleitung zum Kriminalpolizei und daraufhin wurde die Anklage erhoben. Der der schwersten Beschuldigungen zu schreiben. Er wird sich dieser­Meineide, wegen welcher der Händler Opper mit 4 Jahren Angeklagte versuchte, den Charakter des Belastungszeugen anzu- halb am 21. Juni vor der Strafkammer zu Düsseldorf   wegen Be Zuchthaus bestraft worden war, bewog den Bezirksausschuß zu schwärzen und sein Vertheidiger Dr. Coßmann hatte nach diefer leidigung des Ersten Staatsanwalts zu verantworten haben. Wiesbaden  , dem Manne zunächst durch Bescheid, später durch Richtung hin einige Zeugen vorgeladen. Der Gerichtshof hatte Auch diesmal wird die Beweisaufnahme ziemlich umfangreich Urtheil die Legitimationstarte zu versagen, welcher nach§ 44 a feinen Zweifel daran, daß hier ein ganz unverschämter und werden, da der Angeklagte den Wahrheitsbeweis antreten will. der Gewerbeordnung jeder bedarf, der als Angestellter oder In gemeingefährlicher Erpressungsversuch vorliege und er verurtheilte haber eines stehenden Gewerbebetriebes auch außerhalb des deshalb den Angeklagten zusäßlich zu nech 9 Monaten Ge­Gemeindebezirkes dieser gewerblichen Niederlassung für die Zwecke fängniß. des Gewerbebetriebes Waarenbestellungen aufsucht oder Waaren auffauft. Das Gericht war der Meinung, daß die§§ 44a, Abs. 3 und 57, Abs. 3 der Gewerbeordnung die Versagung rechtfertigten. Nach den angezogenen Bestimmungen ist die Legitimationskarte zu versagen, wenn der Nachsuchende wegen strafbarer Handlungen aus Gewinnsucht gegen das Eigenthum u. f. w. zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Monaten verurtheilt ist, und seit der Abbüßung der Strafe 3 Jahre noch nicht verflossen find. Im Falle Opper waren die drei Jahre noch nicht um. In der Verleitung zum Meineide fand der Bezirksausschuß das Motiv der Gewinnsucht. Er führte aus, der Kläger   habe sich jener Strafthat schuldig gemacht, um einer Bestrafung wegen Forsidiebstahls zu entgehen, aber auch noch deshalb, weil er nicht erfaspflichtig gemacht werden wollte, was bei Forsidiebstählen gesetzlich zulässig sei. Ter Bezirksansschuß zog außerdem das Vergehen gegen das Eigenthum, welches der Forstdiebstahl darstellt, zur Begründung seines Urtheils heran. Dasselbe wurde vom Ober- Verwaltungsgericht aufgehoben. Die Gründe dafür waren nach den Ausführungen des Senate­präsidenten Rommel folgende. Das vom Revisionskläger be­gangene Bergehen gegen das Eigenthum scheide von vornherein aus, denn die Bestrafung wegen des Holzdiebstahls wäre so geringfügig gewesen, daߧ 57 der Gewerbe- Ordnung in dieser Beziehung nicht anwendbar sei. Es bliebe also nur die Ver­Ieitung zum Meineide. Diese aus den gedachten beiden Gründen begangen zu haben, hätte Kläger   jedoch nicht zu

Der Nord- Ostsee- Kanal  .

I.

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Eine Festwoche ist angebrochen. Addeutschland" rüstet sich, um sich an dem höfifchen Gepränge zu berauschen, das bei den Eröffnungsfeierlichkeiten des Nord- Ostsee- Kanals entfaltet werden soll. Seit Wochen jagen sich in den Spalten der bürgerlichen Zeitungen die Notizen über diese Feierlichkeiten, und in dieser Woche werden die Festberichte zu wahrhaft beängstigenden Dimensionen auschwellen. Freilich, mit 1 700 000 m., in Worten eine Million siebenhunderttausend Mark, die der ganze Krempel toftet, muß sich schon etwas herrichten lassen.

Wir werden unsere Leser damit natürlich nicht behelligen, da es ihnen wahrscheinlich im Grunde genommen höchst gleich giltig sein wird, was die hohen Herrschaften bei dieser Gelegenheit trinken, essen und reden werden. Es wird sich übrigens von dem Bisherigen wohl auch nicht viel unterscheiden. Dennoch erfüllen wir unsere publizistische Pflicht und werden auch hier vertreten sein. Sollte sich also dennoch etwas Erwähnenswerthes ereignen, so werden unsere Leser rechtzeitig unterrichtet werden.

Versammlungen.

Wie er über die Sonntagsruhe denkt. Vor der 3. Straf Eine Konferenz der Textilarbeiter der Provinz Kammer des Landgerichts 11. führte in gefiriger, unter dem Brandenburg   wurde am Sonntag im oberen Saale bei Vorsitz des Landgerichts- Direttors Hellwig statt Steller abgehalten. Aus neun Orten waren siebzehn Delegirte gehabter Verhandlung die Naivetät des Angeklagten zu einem erschienen, vertreten waren Berlin  , Brandenburg  , Bernau  , erheiternden Zwischenfall. Wegen Mißhandlung des Waisen- Nowawes, Rigdorf, Guben  , Nieder- Schönweide, Finsterwalde   und naben Rottlich war der Schiffseigner Johann Ludwig Luckenwalde  . Punkt 1 der Tagesordnung: Organisation Schulze aus Teupit angeklagt. In der Sache hatte die und Agitation, behandelte in einem Referat Hübsch= Staatsanwaltschaft gegen ein freisprechendes Urtheil des Schöffen Berlin  . Der Redner mißbilligt es, daß die Kollegen aus der gerichts Mittenwalde   Berufung eingelegt und Bestrafung des Provinz zu einem Theil immer noch an den lokalen Vereinigungen Schulze beantragt, weil derfelbe bei einer gelegentlichen hängen, die in feiner Weise leistungsfähig sind. Die Agitation Prügelei seines Sohnes mit dem Waisenknaben R. sich zu für die Gewerkschaft müsse in ganz anderer, schärferer Form be brutalen Mißhandlungen des letteren hinreißen liep. Bom trieben werden; Redner schlägt vor, zu diesem Zweck Agitations= Vorsitzenden, Landgerichts- Direktor Hellwig, wurde der An- tommissionen zu bilden. Lehmann Berlin   beantragte, den geklagte bei Beginn des Verhörs gefragt:" Nun sagen Sie' mal, beiden Kommissionen je einen Regierungsbezirk zu überweisen, die­Schulze, weshalb haben Sie den Rottlick gebauen?" felben sollen ihren Sitz in Berlin   resp. Guben   haben. Gallasch= Im Schuldbewußtsein und trockenen Tons antwortete Schulze: Nieder- Schönweide gab ein Bild der Lohn- und Arbeits­Na et war ja Sonntagsrube!"-- Die Heiterkeit der zu verhältnisse seiner Mandatgeber; 9 bis 10 Mark Wochen­hörer wurde darauf allerdings gedämpft durch die Gegenrede des löhne find feine Seltenheiten. Der Streit von Kuhnheim Herrn Vorsitzenden: Nein, Schulze Sie meinen wohl, weil es wird von dem Redner eingehend behandelt. Galte- Guben ein Waisenknabe war!" Nach der fundgegebenen, landläufigen beilagt die Lauheit der Berufsgenossen gegenüber der gewerf­Ansicht des Angeklagten glaubte derselbe berechtigt zu sein, den schaftlichen Organisation; der Lohn am Orte ist bis auf 8 M. Kottlich, welcher auf Kosten des Berliner   Magistrats einem herunter gegangen. Man solle die Frauen mehr zur Organi Nachbarn des Echulze in Pflege gegeben war, ohne alle Umstände fation heranziehen, sagt der Redner, der Prozentsatz derselben züchtigen zu dürfen. Die Beweis aufnahme ergab, daß Echulze, als innerhalb der Gewerkschaft sei ein lächerlich geringer. Ein Theil Kottlick dessen Sohn bedrohte, auf Strümpfen aus seiner Woh- der Delegirten ging auf die Frage der Organisation ausführ=

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Ostfecplätzen einen neuen, vom dänischen Einflusse unabhängigen für maritime Zwecke ausgeben wollen, dann bauen Sie lieber Weg zu schaffen.

Erst in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts wurden die Bemühungen, einen Wasserweg zwischen den beiden Meeren herzustellen, von Erfolg gekrönt. In den Jahren 1777 bis 1785 entstand der Giderlaual. Dieser Kanal geht von der Kieler Bucht   aus bis in die Nähe von Rendsburg  , wo er durch eine Schleuse in die Eider fällt, die nach einem stark gekrümmten Laufe bei Tönning   in die Nordsee   fließt.

cine zweite Flotte; denn dann haben wir in jedem Meere eine starke Flotte, durch den Kanal hätten wir aber nur die Möglichkeit, die eine Flotte bald hier, bald da erscheinen zu lassen. Das ist doch wirklich prächtig! Gin Kanal und eine Kriegsflotte sind ihm vollständig gleichartige Dinge, die nur mili­tärischen Zwecken zu dienen haben und nur vom militärischen Standpunkte aus bewerthet werden können!

Diese, übrigens auch vom rein militärischen Standpunkte Der Eiderkanal mag den Schiffahrtsbedürfnissen seiner aus rückständige Ansicht Moltke's wurde aber von den maß­zeit ganz gut gedient haben. Als aber die kapitalistische Ent- gebenden Kreifen und auch von ihm selbst bald überwunden. wicklung auch das Schiffsgewerbe ergriff und die Echiffe immer A13 man erst eine namhafte deutsche   Flotte hatte, erkannte man, größer wurden, da genügte der Kanal mit seiner Tiefe von wie außerordentlich ihre Aktionsfähigkeit durch den Mangel eines 3,2 Metern sehr bald nicht mehr den Anforderungen, den die Nordostsee- Kanals gehemmt wurde und daß ein solcher Kanal große Schifffahrt an einen Nord- Ostsee- Kanal   ftellen mußte. Der auch in militärischer Beziehung eine Flotte aufwiege. Nord- Ostsee  : Verkehr wuchs immer mehr an, und der Kanalverkehr ging immer mehr zurück. Da tauchten denn auch bald wieder neue Pläne zu einem nenen Nord- Disee- Kanal auf, der im stande sein sollte, den großen Schifffahrtsverkehr aufzunehmen.

Als diese Erkenntniß sich erst Bahn gebrochen hatte, da ging es mit Riesenschritten vorwärts. Man knüpfte an das 1878 ver­öffentlichte Projekt eines Hamburger Rheders, namens Dahlström, an, weil dieses Projekt die den militärischen Interessen am besten Aber in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts halten die dienende Linie Brunsbüttel- Kiel   vorschlug, die in wirthschaftlicher Regierungen bekanntlich besseres zu thun, als sich um solche Hinsicht durchaus nicht an erster Stelle steht. Wie der Kanal Je gleichgiltiger uns die Eröffnungsfeierlichkeiten des Kanals Dinge zu fümmern. Temagogenverfolgungen und ähnliche schöne überhaupt militärischen Erwägungen seine Entstehung verdankt, laffen, desto mehr interessirt uns der Kanal selbst. Sachen nahmen ihre Zeit vollauf in Anspruch. Erst als das so ist auch die gewählte Linie durchaus von militärischen Inter Die Bestrebungen, die Nordsee   und die Ostsee   durch eine Volt sich 1848 auf sich selbst besann, bekam die Frage einen essen diktirt worden. Lübeck   hätte als Endpunkt den wirthschaft­fünftliche Wasserstraße zu verbinden, sind ganz außerordentlich neuen Anstoß, der aber von der schnell folgenden Reaktion glücklichen Interessen weit besser gedient; bei der Wahl von Eckern alt; fie reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Man könnte eine lich parirt wurde. Dann kam die Blut- und Eisenzeit, die eben förde als Ausgangspunkt hätte man fast ein volles Drittel der ganze Geschichte dieser Bestrebungen schreiben. Den hauptsächlichsten fein anderes Intereffe hatte als Blut und Eisen. Der Soldat Herstellungskosten gespart. Der Golbat Herstellungstoffen gespart. Aber siel war num eben einmal Antheil daran hatten die dänischen Könige, die schleswig  - Holsteinischen war Trumpf in Deutschland  , und die militärischen Interessen unser Ostsee  - Kriegshafen und deshalb mußte der Kanal von Kiel  Herzöge, sowie die Allerweltskrämer der Freien und Hansastädte gingen allen anderen voran. Hamburg   und Lübeck  . Es fehlten aber auch kleinere Lichter nicht, Und so ist es bis auf den heutigen Tag auch geblieben, das die theils im Eigenintereffe, theils auch im Gemeininteresse mit sieht jeder, der mit offenen Augen einhergeht. Wenn wir in Wort und That diese Bestrebungen unterstützten. diesen Tagen trotzdem die Eröffnung des Nord- Ostsee- Kanals  , Die erste Verbindung zwischen den beiden Meeren tam ohne Frage eines Kulturwerkes allerersten Ranges, erleben bereits in den Jahren 1391-98 zu stande, in denen der Etecknitz- dürfen, so verdanken wir das eben nur der zufälligen That­tanal gebaut wurde, der Hamburg   und Lübeck   verband und nur sache, daß sich in diesem Falle militärisches und kulturelles für die kleine Schifffahrt brauchbar war. An seine Stelle tritt Interesse die Hand reichten, ein Zufall, den man leider nicht allzu jetzt der Elbe- Trave- Kanal  . 1525 wurde eine neue direkte Ver- oft fonstatiren fann.

ausgehen.

Im Jahre 1881 wurde mit den Vorarbeiten begonnen, und 1885 wurde die fertige Vorlage im Reichstage eingebracht. Der Rostenanschlag lautete auf 156 Millionen Mark, wovon Preußen einen unverzinslichen Vorausbetrag von 50 Millionen über­nehmen sollte. Am 25. Februar 1886 wurde die Vorlage im Reichstage endgiltig in dritter Lesung angenommen. Auch unsere Vertreter im Reichstage fonnten sich entschließen, für dieses Gesetz zu stimmen, da dieser Kanal in hohem Maße

bindung zwischen Hamburg   und Lübeck   hergestellt durch den Alster  - Ja, darüber kann gar kein Zweifel herrschen: Der Nord- Ostsee- auch den wirthschaftlichen Interessen zu dienen im stande ist, wie Trave  - Kanal, der aber nach 25 Jahren bereits vollständig unbrauchbar Kanal ist in allererster Linie bestimmt, militärischen Interessen zu wir in einem weiteren Auffaße zeigen werden. Daß unsere geworden war. Einen wirklichen Nord- Ostsee- Kanal   zu bauen, dienen und verdankt auch, wenn nicht ausschließlich, so doch Partei dagegen im Reichstage der Forderung von 1700 000 M. baran batten die beiden Hanfastädte damals gar kein Intereffe; vorwiegend, militärischen Erwägungen seine Entstehung. Man für die Einweihungsfeierlichkeiten nicht zugestimmt hat, wird fie fonnten im Gegentheil nur fürchten, daß ihnen dadurch un- war natürlich flug genug, das nicht so fraß hervortreten den Genossen wohl noch im Gedächtnisse sein und ist ja auch Liebfame Konkurrenz gemacht verden könnte und sie an ihrem zu lassen und benutzte sehr gern die unleugbar vor- selbstverständlich. Profite etwas einbüßen könnten. handene kulturelle und wirthschaftliche Seite des Kanals, Jm Juli 1886 bewilligte auch der preußische Landtag den In den folgenden Jahrhunderten wurden eine Menge Pläne un dem Volte und der Volsvertretung gegenüber den bei diesen Vorausbetrag, und nun stand dem Beginn des Banes nichts Am 3. Juni 1887 wurde durch Kaiser geschmiedet, von denen jedoch keiner zur Ausführung fam. Be- Faktoren in nicht sehr gutem Geruche stehenden traffen Militarismus mehr im Wege. sonders interessant sind die Thatsachen, daß Wallenstein   einen in schamhafter Weise etwas zu verkleiden. Aber ein naiver Wilhelm I.   an der Schleuse zu Holtenau   der Grundstein gelegt. Nord- Ostsee- Kanal   in Angriff nahm, um sich in den Meeren Mann hat einmal die Ideen, die in diesen maßgebenden Köpfen Am Freitag wird die Feier der Schlußsteinlegung stattfinden, die Herrschaft zu sichern, die er zu Lande bereits ausübte, sowie herrschten, in unvorsichtiger Weise ausgeplaudert. Es war das und damit ist dann ein Riesenwerk beendet, ein glänzendes der englische   Diktator und Königsmörder" Grom- niemand anders, als der Feldmarschall Moltke  , der ursprünglich Zeugniß menschlichen Könnens, das viel Mugen schaffen wird, einen solchen Kanal der Elbe nach Wis- ein Gegner des Kanals war und das in einer Reichstags- das wir aber erst in Zukunft zu dem machen werden, was es plante den verhandlung ungefähr so motioirte: Wenn Sie 150 Millionen der Menschheit sein könnte. um dem englischen Handel nach

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