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Guter Lohn volle Läden Hochbetrieb

Ronrad Zeröinanö Meper. Zu seinem 100. Geburtslage. Goethe hat das Wort von der wiederholten geistigen Pubertät des Genie» geprägt. Konrad Ferdinand Meyer aber ist das seit- same Beispiel einer Spätbubertät, die erst im fünsten Jahrzehnt des Lebens die schöpferischen, zeugenden Triebe der Persönlichkeit zum Durchbruch und zur Entfaltung gelangen läßt. Das Patrizierblut in seinen Adern war in der Edelzucht der Generationen dünner ge- worden, und seine Lebenstriebe hemmte die Lebensjcheu. die Lebens- angst der Ueberzartheit.. Früh stirbt ihm der Pater, und er bleibt tu der Obhut einer Mutter, die, geistig bedeutend, umschattet ist vom drohenden Gespenst eine» Gehirnleidens. Seine eigene Jugend ist Kampf mit depressiven Vorstellungen der Unfähigkeit. Er verbirgt sich, und als Dreihigjähriger sucht er für eine Welle Rettung in einer Irrenanstalt. Aber sein Wille ringt gegen das Erliegen, gegen das Versinken. Reisen bringen die Rettung. Sie füllen sein Aug« mit Bildern und befreien seine Seele zum Leben. Seine Schwäche hebt sich an der Bewunderung der Größe. Nach 18(50 erscheinen seine Balladen. Das Jahr seiner Befreiung, seiner wirk- liehen Geburt ober wird das Jahr 1870. Das Schwankende seines Wesens, zwiespältig auch zwischen französtscher und deutscher Art geteitt, fand im Geschehen jenes Jahres den inneren voltlichen An- schluß an die deutsche Stammesverwandtschaft, und in jenen Tagen schrieb er, der Schweizer , jenes Gedicht vom Kämpfer für Deutsch - lands Einheit: Ulrich Hutten , damit sein Dichtertum begründend und zugleich den Reigen jener Werke erössnend, die seinen Namen bisher unvergeßlich gemacht haben. Wenn man den Namen Konrad Ferdinand Meyer nennt, kommt einem gleichzeitig und unwillkürlich der Name des anderen Großen ein, der gleichzeitig mit ihm in Zürich lebte und schuf: der Name Gottfried Kellers . Es ist kein Gegeneinanderausspielen, wenn man beide miteinander mißt, vielmehr bestimmt stch auf diese Weise einer am anderen, und e« ist vielleicht nicht ohne Sinn, daß derselbe Boden zu gleicher Zeit zwei solch« Erscheinungen aus seinen Kräften hervortreibt, saftreicher Stamm der ein« aus dem breiten Schoß des Dolkswms, Edelgewächs der andere und feinste zarte Kultur- blüte: Vollendung in jedem Worte. Meyer hat nicht Kellers quellen- den Reichtum, nicht seine ursprüngliche Frische und den natürlichen Glanz seiner Farbe; aber er hat den großen Kunstverstand und den unablässigen Kunstwillen, der nichts aus der Hand läßt, das nicht vollkommen durchgebildet ist, und sein Werk in seiner scheinbaren Kühle umschimmert der Goldglanz der späten, ihrer selbst be- wußten Schönheit. In polaren Gegensätzen äußert stch hier das- selb« Volkstum: die ewig stch neu zeugende Grundkrast und die Vollendung in Kultur und Tradition. Beide Erscheinungen aber haben hier ihr« Größe, die keins dem anderen mindern kann. Dollendung: da» ist in jedem Sinne das Wort, dos für Meyer gilt. Sein Werk ist das Gebild eines überwachen Kunstwillens, der das Produkt langer Zucht und aller Tradition ist. Es ist künstlerischer Aristokratismus, der nur die vollkommene Form gelten läßt. Ihr Prinzip ist edle Gleichmäßigkett und Abgerücktheit der Gestaltung: Altmeisterlichkeit, für die frühere Künstlergeschlechter nicht umsonst ihren Besitz an Schönheit aufgehäuft haben. Für Meyer ist nur da» darstellbar, was stch restlos in die Plastizität des Bildes fassen läßt, das ganz aus stch selbst lebt und in nichts die subjektiv« Bewegtheit des Schöpfers und den Schmerz der Empfängnis verrät. Er kennt nicht das Gelegenheitsgedicht, sondern nur das bewußt gehämmerte und ausgefeilt« Kunstgebilde. Ja. diese bildnerisch« Neigung führt ihn in den Novellen oft zu einer Ueberbetonung de» plastischen Moments auf Kosten der psycholo- zischen Deutllchkeit und Wahrhett. Denn noch kann man Meyers Schäpfertum nicht als Artismus im Sinne eines leeren Schönheitsbegriffs bezeichnen. Vielmehr ent- stammt sein Wille zur Form dem Willen zur Größe. Sie ist Pro- dukt der Zucht; ist auch der Panzer um die Unbewehrthett seiner überzarten Seele: die Marke seiner Scheuheit. Aber ste ist auch da» Gefäß für die großen Inhalte dieser Seele, für die Kämpfe zwischen Leidenschaft und solchem Wollen, denen er nur den höchsten und letzten Ausdruck zu finden strebt. Wirklichkellsfern, dünn- blutig, flieht er in die Geschichte, In das Geformte des Lebens. Aber wie er die, bereits Abgerückte nimmt und in künstlerisches Formgebilde wandelt, wie er es von innen her mit Größe füllt, hebt er mit seinen Bildnerhänden das Kunstwerk in die Höhe des Monumentalen. Monumentalität ist es, die er nicht immer er- reicht, aber immer erstrebt, und in Werten wie.Der Heilige" und .Die Sünde des Pescara " und in einigen Gedichten ist er dem Letzten nahe. Heut« neigt man dazu, die Größe Meyers zugunsten derjenigen seines Landsmannes»eller herunterzusetzen. Eines freilich läßt sich nicht verrennen: daß manches heute atelierhaft wirkt. Man stellt feine Beziehung zur historischen Schule fest und zu den Geschmacksneigungen einer vergangenen Zeit. Seine Farben er- scheinen oft schon verblaßt, wenn die Kellers von Jahr zu Jahr tiefer leuchten, lind dennoch bleibt der Schimmer von Schönheit um sein Werk, und ol» Ganze» ist e» edelste« Gewächs aus dem Boden eines hohen Kunstwillens und eines großen wollenden Menschentum»._ Peter Hamecher .

Eine moralische Geschichte. von Paul Ilg . Das wird Ihnen nie gelingen. Haha! Ein« wahrhaft mora- tische Geschichte? Nein, unmöglich geben Sie stch keine Mühe!" lachte die reizende Frau des Hauses und sah mich dabei fast mitleidig an. als hätte sie das Bild meines inneren Menschen völlig ver- wachsen, mit abstoßendem Faunsgesicht deuttich vor Augen. Ich konnte der Spötterin leicht mit Maximen klassischer Kalle- gen über Kunst und Moral aufwarten oder ganz einfach ver- ächtlich die Achseln zucken. Statt dessen fühlt« ich den Stachel und ließ mich weiter auf» Glattein» locken. Bitte, erklären Sie doch, weshalb diese untergeordnet« Fähig- teit mir durchaus abgehen soll!" Ein Geburtsfehler vielleicht... Ich kann mich nicht deutlicher ausdrücken. Aber ich bin gewiß, wenn es hieße:.Entweder schreiben Sie bis dann und dann eine richtiggehend« moralische Ge- schichte oder Sie werden enthauptet daß Sie dann... nun ja, Ihren Kops verlieren würden." An jenem Abend setzte ich mich mit dem festen Vorsatz hin, da» scheinbar Unmögliche zu vollbringen. Ein saures Stück Arbelt, wahrhaftig! Stundenlang mühte ich mich vergeblich, den rechten Tonfall(der bei solchen Geschichten nicht tief genug angeschlagen werden kann) herauszubekommen. Und erst die Fabel! Das Mora«

lisch« versteht stch durchaus nicht von selbst. Kurz, nun gast e», alle Elemente schlichter Lebensweise und biederer Denkart zu- sammenzusassen, eine schon durch die Stoffwahl geadelte Erzählung zu ersinnen, die einst die Fibel der Schuljugend zieren mochte. Ich gab ihr den verheißungsvollen Titel: Da« große Los l In dem Dörfchen Ix. unwett der Stadt Dpstlon, lebt« ein wackerer Bauer mit Frau und Kind, nicht eben mit großen Gütern gesegnet, doch kraft ihrer Hände Fleiß auskömmlich und ehrenwert. Die Kuh kalbte, das Schwein warf, was es in naturgebotenen Ab­ständen nur immer konnte und die allergrößten, bodenguten Kar- toffeln taten ein Uebriges, den jungen Wohlstand zu fördern. Das alles, die unschätzbare Gottesgabe Gesundheit miteingerechnet, hätte jedoch ein dauerhaftes Glück schwerlich verbürgen können. Dazu gehört« vor allem jene wurzelhafte Frömmigkeit des Mannes, die bewirkte, daß er nach des Tages Müh und Deschwer nimmer die Muße des Trinkens und Spielen» am Wirtstisch erstrebte, sondern gelassen zu Hause saß und sich nach alter Väter Sitte in der Au»- legung der helligen Schrift übte. Sein beste» Erbteil war nämlich eine mächttge alle Bibel, Inkunabel genannt, in Schweinsleder ge- Kunden, mit Cisenbeschlägen, prächtigen Stichen und himmelstreben- der gotischer Schrift. So teuer war ihm da» ehrwürdige Buch, daß wäre ein Brand ausgebrochen er gewißlich zuvörderst dieses Erbstück und dann erst Weib und Kind in Sicherheit gebracht hätte. Die junge Bäuerin hörte meist strickend und flickend zu. wenn der Geist über ihn kam, ja, sie achtet« ihn hoch ob seiner tief- gründigen Belesenhett. Und dennoch tonnte es geschehen, daß ihre Gedanken abschweiften, an irdischen Dingen hänge«, blieben: zum Exempel an dem so viel stattlicheren Anwesen des Nachbars, der mit hurtigen Pferden pflegte, während ste nur einen alten Leimsieder von Ochsen anzuspannen hatten. Diese stumm wuchernde Habsucht und Unzufriedenheit des Weibes war der Boden, auf dem der Bcr - fucher sich festsetzen konnte. Eines Tages machte die Familie stch auf, mit Körben voll Kohl, Rüben und Eiern den Markt in Apstlon zu befahren. Indes die rührigen Eltern Seite an Seite den schweren Handwagen zogen (der barbarische Brauch eines Ziehhundes war dem Bauer ein Greuel), saß das vierjährig« Knäblein so recht al» Fuhrmann auf einem Salatkorb und freute stch ohnegleichen, Vater und Mutter durch und Hott anzuspornen. Zuweilen steMen die beiden stch säumig, um den zornigen Zuruf des Lenker» herauszufordern und sodann in drolligen Trab zu verfallen. Ein rührendes Bild, wohl wert, von einem niederländischen Meister verewigt zu werden! Aber auch aus dem Markt durfte der Kleine stch durch Handreichungen nützlich machen, was ab und zu eine vornehme Käuferin bewog, ihm wohlwollend übers Kraushaar zu streichen und angesichts der bukolischen Glückhaftigkeit ihren Bedarf reichlicher als sonst zu decken. Kein Wunder, daß die Vorräte der braven Leutchen schneller als die der anderen zur Neig« gingen. Des schönen Erlöse» froh, wollten sie just den Heimweg antreten, als ein rechter Schreihals von Los- Verkäufer die Marktstraße entlang kam:Da» große Los! Bare Hunderttausend. Wer will sein Glück oersuchen?" Der Bauer lachte geringschätzig. Sein Weib jedoch hatte den höllischen Lockruf nicht sobald vernommen, als ste schon wie behext in die Tasche griff. Ebensogut könntest du'ne Mandel frische Eier auf die Straße schmeißen!" versuchte der rechtschaffene Mann zu wehren. Umsonst, die törichte Habgier hiell bereits so ein täuschendes Spieglein künfti- gen Reichtums in Händen und auf dem ganzen Heimweg wiegte sie stch, aller klugen Einreden ungeachtet, in Hoffnungen eines un> wahrscheinlichen, ja verwerslichen Glücks. Zu Hause schrieb sie die Nummer des Lose» vorsorglich an die Wand, um sie stets vor Augen zu haben und verwahrte den Schein in ihrer Schatulle. Indes ihr närrisches Gehaben verdroß den Bauer so sehr, daß er an diesem Abend nicht wie sonst Kraft und Erbauung aus der Postille gewann. Die Vorsehung jedoch bemächtigt« sich der Seele des unschuldigen Kindes, das einen Augenblick des Alleinseins be- nützte, um das geheimnisvoll« Papier aus der Schublade zu holen. Die Neugier war freilich bald gestillt. Das Los blieb zwischen den Blättern der Bibel, an deren Bildern stch der Kleine ergötzte, liegen und dieser vergaß sein« Missetat. Dann kam aber ein Morgen, an dem ein unfaßbarer Segen vollends alle Stützen redlichen Gedeihens zunichte machte... Der Briefträger brachte die heißerfehnte Lifte der Gewinne und kaum hatte dos betörte Weib einen Blick darauf geworfen, war sie wie in

einen Wirbel gerissen, bald rot, bald blaß, kaum mehr der Sprache mächtig. Die Ziffer an der Wand, die Ziffer des Hauptgewinns wahrhaftig, es war die gleiche! Dann wurden die Zahlen vor ihren Lugen zu tanzenden Hieroglyphen. Die ganze Stube begann sich um sie zu drehen. Doch keinen Laut brachte sie über die Lippen. Erst als sie die Schatulle aufriß, entfuhr chr ein gellender Schrei. 3)as große Los... wer hat mir das Los gestohlen? Gib's her, du Dieb, du scheinheiliger Gauner! Mein ist der Gewinn!" drang sie gleich einer Furie auf den bestürzten Mann ein, der ver- geblich seine Unschuld beteuerte. Sie war gewiß, daß er das Los gestohlen habe, um sich mit dem gewonnenen Gut heimlich aus dem Staube zu machen. Durch Tage und Nächte schrie und suchte sie nur nach dem verlorenen Schein, sie lief aufs Gericht und zur Lotteriekommisston... alles umsonst, die Leute spotteten ihrer Trä- nen und Flüche. So wandelte sich nach geraumer Zeit der ver- sallene Hauptgewinn in ein heilwirkendes Bächlein der Wohl- tätigkeit... Monde waren seitdem vergangen. Das unglückselige Weib verfiel mehr und mehr in Trübsinn und der geschlage Mann nahm seine Zuflucht zum Maßkrug. Armut und Elend hausten in der verwahrlosten Hütte... Allein an einem stürmischen Winterabend, während draußen körniger Schnee gegen die Fenster prasselte, kam es den armen Teufel von Bauer an, nach langer Zeit heilloser Ab- kehr wieder einmal die ganz vergessene Bibel vom Schranke zu holen und da Trost zu suchen, wo er ihn früher immer gefunden hatte. Eine gute Weile blätterte er verlegen hin und her... dann hielt er unversehens inn« und starrte, starrte, als schaute er das jüngste Gericht. Allmächtiger Himmel, da, wo während Monden kein Aug es gesucht hatte, lag das verhängnisvolle täuschende Spieglein des Glücks... Daruter jedoch stand zu lesen:Was hülfe es mir, wenn ich die ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an meiner Seele?" Stumm ergriff er das wertlose Blatt Papier , hielt es über die Lampe und ließ es langsam zu Asche werden. Es war wie eine Beschwörung anzusehen. Ein Blitzschlag der Erkenntnis erhellte die lichtscheuen Seelen. Mann und Weib hatten den tiefen Sinn, die Weisheit des Himmels verstanden. Erschüttert hielten die beiden sich umschlungen und von stundan zog der Friede wieder in chre Herzen ein, jenes einzigwahre Glück, das nicht an irdische Güter ge- Kunden ist. * .Urteilen Sie, ob ich meinen Kopf verloren habe!" sagte ich zu der reizenden Frau des Hauses, als ich das Manuskript dieser wohldurchdachten Geschichte mit zuversichtlicher Miene in ihre Hände legte. Sie sah mich eine Weile sehr merkwürdig an und begann zögernd zu lesen. Aber bald grundgütiger Himmel! kein Zweifel, ihre lieblichen Züge verzogen sich zu tränkender Heitertest und end- lich lachte sie, daß ihr die hellen Tränen herunterliefen. O Gott, verzeihen Sie," lallte ste atemlos,ich kann nicht mehr. Da» ist je«in« Geschichte, wie sie höchstens noch Karlchen Mi«»nick geschrieben hoben könnte!" Bestürzt ergriff ich die beiden Zipfel meiner Weste und zog daran, doch die verletzende Heiterkeit der Dame wollte kein Ende nehmen. .Nicht mal ein Schuljunge wird Ihnen das glauben. Lassen Sie um Himmelswillen die Hände davon. Nie werden Sie eine wahrhaft moralische Geschichte schreiben!" Gegen Vorurteile kämpfen Götter selbst vergebens. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Kurz entschlossen tilgte ich meinen ehrlichen Namen auf dem Manuskript und setzte das Pseudo- nym Traugott Kohlrausch hinein. Unter dieser Flagge hatDa» große Los" seither Millionen Herzen gerührt. Es gilt weit und brest als Muster einer moralischen Geschichte, die namentlich der reiferen Jugend nicht warm genug empfohlen werden kann.

Das Spektrum de» Slriusmondes. Einem amerikanischen Astronomen ist e» gelungen, das Spekirum des kleinen Begleiters des Doppelsternes Sirius zu photographieren Das wäre an sich für den Laien kein sonderlich erschütterndes Ereignis, wenn das Ergebnis der Aufnahmen nicht zugleich auch die letzte noch aus- stehend« Bestätigung der Einsteinfchen Relativitätstheorie darstellte. Die komplizierten Berechnungen Einsteins führten seinerzeit zu drei wesentlichen Schlußfolgerungen, deren Nachweis die Bestätigung seiner Lehre bedeutet. Die ersten beiden Punkte wurden bereits im Jahre 1910 bestätigt, der letzte, die Verschiebung der roten Linien im Eirwsspettrum, ist also jetzt nachgewiesen, womit die Ummgreiü barkeit der Einsteinfchen Lehre festgestellt scheint.