nur um eine private Feier" gehandelt, obfchon auch die ,, Kreuz- Zeitung " nicht verrät, was der Reichspräsident und die Reichswehr bei einer solchen privaten Feier zu tun hatten! Am drolligsten ist freilich die ,, Tägl. Rundschau", heute das Organ Stresemanns. Sie findet von allen Rechtsblättern die wärmsten Töne in der Verteidigung der Rachekundgebung, monarchistischen während ihr Herr und Meister in Locarno um den Niewieder Krieg Bertrag handelt! Wenn man eine unhaltbare Sache halten soll, fommt man freilich oft ins Gedränge. So auch das Stresemann- Organ. Nachdem es zunächst alles, was sich auf dem Garnisonfriedhof ereignete, in schönster Ordnung befunden hat, stellt es plöglich fest, daß wenigstens in Anwesenheit Hindenburgs ,, nichts Ungehöriges" vorgekommen sei! Wer zuviel beweisen will, bemeist nichts! Aber wir werfen noch einmal die Frage auf, wie lange der Unfug dieser militärischen Rachedenkmalsfeiern noch dauern foll? Von Döberig bis zu den Augustanern läuft schließlich eine gerade Linie. Die Republikaner sind nicht blind dafür, wohin sie schließlich laufen könnte. Aber die Gefahr ist erfannt, und deshalb werden die Republikaner sich diesen Unfug nicht mehr bieten lassen. Wenn die Gegendemonstrationen, die unweigerlich kommen werden, wenn der Skandal nicht aufhört, sich schließlich auch gegen die Person des Reichs präsidenten richten, so wäre das im Interesse der Republik zu bedauern, aber unabänderlich, wenn er selbst und seine Rat geber nicht wissen, wie weit er gehen darf!
Eine Erklärung des Reichswehrministers. Nachdem die vorstehenden Zeilen bereits gesetzt waren, erhielten wir diesen Bericht über eine Erklärung des Reichswehrministeriums:
Das Reichswehrministerium erklärt, daß es zu den Angriffen wegen der Vorgänge bei der Enthüllung des Dentmals für die gefallenen Angehörigen des ehemaligen Garderegiments Augusta noch nicht Stellung nehmen fönne, weil noch nicht zweifeisfrei festgestellt sei, was der General a. D. Sirt von Arnim wirt fich gesagt habe. Es stehe Aussage gegen Aussage, und es feien Berichte von Ohren- und Augenzeugen eingefordert. Das Reichswehrministerium erflärt weiter, daß für solche Veranstaltungen, d. h. für die Mitwirkung der Reichswehr , feste Bestimmungen vorliegen, wonach der Antragsteller sich schriftlich verpflichten müsse, daß die Würde und der unpolitische Verlauf der Feier gewährleistet sei, Kosten für die Staatstasse nicht entstehen, feinerlei Reden oder Kundgebungen gegen die Regierungsform oder den Reichspräsidenten erfolgen, die firchliche Feier nicht gegen andere Konfeffionen zugeschnitten werde und Borbeimärsche und Ehrenbezeugungen der Reichswehr nur vor ihren direkten militärischen Vorgesetzten stattfinden.
Der Borsigende des Vereins Alt- Augusta, General a. D. D. Saad hat diese schriftliche Verpflichtung abgegeben und noch hinzugefügt, daß bei unvorhergesehenen redne. rischen Entgleisungen er sofort einschreiten würde. Das Reichswehrministerium meint, wenn die Presseberichte über die Borgänge stimmen, dann habe v. Haad zweifellos gegen die von ihm abgegebene Berpflichtung verstoßen.
Die Angriffe der republikanischen Presse aus diesem Anlaß haben sich befanntlich auch darauf bezogen, daß in Gegen wart des Reichspräsidenten , also der offiziellen Vertretung des Reiches, und gerade in der Zeit, wo man in Locarno über den ewigen Frieden verhandelt, ein Kriegerdenkmal enthüllt worden ist, auf dem die Worte stehen: Aus unferen Gebeinen wird ein Rächer erstehen." Auf den schreienden Widerspruch zwischen dieser Widmung und der offiziellen Reichspolitit aufmerksam gemacht, hat die zuständige amtliche Stelle teine Antwort gefunden. Auch in diesem Fall ist keine Antwort auch eine!
Deutsche Wahlbeteiligung in Bromberg und Graudenz . Bei den gestern in Bromberg und Graudenz stattgefundenen Stadtverordnetenwahlen erhielten die Deutschen in Bromberg zehn Mandate von der Gesamtzahl sechszig und in Graudenz sieben von zweiundvierzig.
Pirandellos Komödianten.
( Gastspiel im Staatstheater.)
Diese Geschichte von den sechs Menschen und Menschlein, die um jeden Preis ihren Familienstandal vor die brennende Theaterrampe und das mitleidspendende Parkett bringen wollen, dieses Drama von den Sechs auf der Autorensuche keuchenden Persönlich feiten wird von den Komödianten des Dramatifers und Theaterdirektors Pirandello gewiß so forgfältig gespielt wie der Dichter, der cuch fein eigener Regiffeur ist, es träumte.
Da sehen wir nun diese italienischen Komödianten zugleich in ihrem Glanze und ihrer Unzulänglichkeit. Sie sind nicht verwöhnt, wenn fie fich zum Auftreten schminken und tostümieren. Bajazzo freudigkeit, die auch manchmal in Melancholie verfällt, das ist ihr Temperament. Ihr Ehrgeiz zielt auf die starke Wirkung. Sie wollen das Parkett ebenso mächtig niederdonnern wie die Galerie. Sie zielen besonders auf die starke Einzelwirkung und zerlegen fich auch das ernste, psychologische, ausgerundete Theaterstück, genau so wie ihre Opern, in herrliche Arien und andere Bravourpartien. D, diese reine Komödiantenfreude, dieser ästhetische Vagabundentrieb, dieser füdliche Vulkan in Gemütern, die bereit sind, sich jeden Augenblick zu entladen, die aber natürlich auch manchmal ermüden müssen, weil selbst der leidenschaftlichste Mensch gelegentlich im Innersten erlischt. Da die vulkanischen Gemüter so leicht zusammenfallen fönnen, haben Zeremonienmeister und Hygieniker der Kunst im allgemeinen und der Theaterfunft im besonderen die Disziplin erfunden: jebe explo dierende Improvisation soll irgendwie gezügelt und im Drama dem ganzen Seelenstoff unterworfen werden.
Pirandello, der sein Drama, d. h. seine Seelenabenteuer, so gut auswägt, wollte nun auch seine Sprecher und Spieler disziplinieren. Er wollte aus dem überlieferten Stegreif und Wandertheater ein richtiges Kunsttheater machen. Er wollte sein südliches Theater beinahe entnationalisieren, es durchtränken mit dem diceren und widerspenstigeren Theaterblut des Nordens und es schließlich jenen ernsten, methodischen Menschen- und Kulturbetrieben nähern, die im westlichen und zentralen Europa am höchsten geschäzt werden. Darum versuchte er, feinen Romödianten den Zigeunertrieb auszutreiben. Er machte sie zunächst seßhaft, indem er ihnen ein eigenes Haus gab. Prüfen wir nicht lange, fagen wir: die Italiener find famose Theaterzigeuner und Improvisatoren der schmetternden Detlamation trotz der Erziehung Pirandellos geblieben. Auch Birandello hat ihnen faum jenes Kunsttheater inspiriert, das von fandinavischen Reformatoren und von östlichen Erneuerern seine tieffte Befeelung und psychologische Beredelung empfing. Pirandello, der lateinische Kopf, der mehr flug als empfindsam ist, wollte ein nordisches Ideal erfüllen, als er seine Komödianten ausbildete. Dem Theaterdirektor gelang dieses Wert faum, auch nicht dem Regisseur. Cine entzückende, durchaus fesselnde Schmiere, mit einer Brimadonna und einem urfomischen Spaßmacher das brachte er zusammen. Für diese Leute dachte übrigens auch Pirandello, der das Theater mit allen Strippen und Kulissen fennt, sein Stüd aus. So mie er felbft es fpieten läßt, fteckt gar fein Ueberfinn darin. Unnüßg, eine Philofophie herauslesen zu wollen. Nur Schmiere und schmerzliches Leben sollen gemischt werden.( Man möchte eher mit dem
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Das zufriedenstellende Ergebnis. Locarno , 13. Oftober:( Drahtbericht unseres Sonderforrefpondenten.) Die am Montag zwischen dem englischen und dem fran zösischen Außenminister und Dr. Luther und Stresemann geführte Unterhaltung hat nach allgemeiner Auffassung zu einem voll. tommen zufriedenstellenden Ergebnis geführt. Es bezieht sich weniger auf die Ostfrage als auf die Räumung der Kölner Zone, die Entwaffnung und die Milderung des Besatzungs. regimes in den vertragsmäßig auch weiterhin besetzten Zonen. Soweit die Ostfrage besprochen wurde, handelte es sich überhaupt nicht um die Garantierung Frankreichs , sondern um das Bestreben, den französisch - polnischen Militärvertrag und das französisch tschechische Bündnis mit den im Sicherheitspaft und Bölkerbundspaft enthaltenen gegenseitigen Verpflichtungen in Eintlang zu bringen. Die Arbeit galt ausschließlich der Form, in der das geschehen soll und kann. Die Besprechungen der übrigen, hier als Nebenfragen" bezeichneten Verhandlungsgegenstände sind am Montag so gut wie abgeschlossen worden. Die Zufage, die Kölner Zone zu räumen, ist nur die Bestätigung eines alten Be: schlusses, den die alliierten Außenminister schon vor Wochen gefaßt haben. Die deutsche Regierungspresse sollte sich schon deshalb hüten, von einem„ Sieg“ zu reden. Die baldige Räumung Kölns wurde schon vor Locarno auch von den Alliierten als eine Selbstverständlichkeit betrachtet. Die Ansprüche unserer Regierungsparteien find jedoch in den letzten Monaten so gering geworden, daß sie schon einen Erfolg sehen, wo es fich nur um eine Selbstverständlichkeit handelt. Es scheint, daß man auf dem besten Wege ist, die Formulierung über die Eintrittsformalitäten, oder wie man auch fagen fann, über das Beschwichtigungsmanöver, das vor dem Abschluß steht, zu finden.
Die deutsch - polnische Beratung.
Locarno , 13. Oktober. ( TU.) Nach Beendigung der Besprechung zwischen Dr. Stresemann und dem Grafen Strzynski wurde von polnischer Seite offiziell erklärt, daß die Besprechung einen günstigen Verlauf genommen und bewiesen hätte, daß eine deutsch - polnische Verständigung über einen Ostpakt mög lich sei.
Ein Bericht Vanderveldes.
Brüffel, 13. Oktober. ( Eigener Drahtbericht.) Im Ministerrat wurde am Montag ein äußerst optimistisch gehaltener Bericht Banderveldes aus Locarno verlesen.
Kein Sowjetbeobachter.
Mostau, 13. Oftober.( WTB.) Die Telegraphenagentur der Sowjetunion teilt mit: Die Meldungen der ausländischen Bresse, monach angeblich ein Sowjetvertreter als Beobachter der Locarnoer Konferenz in Strefa eingetroffen sei, entsprechen nicht den Tatsachen.
Der Temps ist beunruhigt.
dingt werden. Man würde einen schweren politischen Fehler begehen, wenn man die Unterzeichnung direkten oder indirekten Arrangements unterordnen würde, die nur von der Treue abhängen würden, mit der Deutschland in Zukunft seine allgemeinen Verpflich tungen erfüllen würde.
Thüringische Landtagstagung.
Völkische Kulturträger.
Weimar , 13. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Der Landtag von Thüringen trat nach längerer Bause am Montag zusammen, um zur Amnestiefrage der Regierung Stellung zu nehmen. In der sich bis in die späten Abendstunden hinziehenden Sizung kam immer mehr zum Ausdruck, daß die bisherigen amtlichen Mitteilungen über den Umfang der beabsichtigten Amnestie mehr oder weniger die Deffentlichkeit irreführen mußten. Bon sozial bemokratischer Seite sprachen die Abgeordneten Dr. Rieß und Frölich, die die Wiederherstellung des geschwundenen Bertrauens der Bevölkerung zu der Justiz als eine unbedingte Notwendigkeit bezeichneten und die in der Amnestie einen Ausgleich für wendigkeit bezeichneten und die in der Amnestie einen Ausgleich für richterliche Fehlsprüche erblicken. Die Amnestie, wie sie die thürin gische Regierung durchzuführen beabsichtigt, sei nicht umfassend genug. Einmal müßte der Zeitpunkt hinter den 1. Oftober 1923 gelegt werden, da gerade die schlimme Inflationszeit eine große Menge Verurteilungen brachte. Dann müsse der Endtermin für die Amnestie nicht auf den 1. Juli d. J., sondern auf den Tag festgelegt werden, an dem das Gesetz von dem Landtag verabschiedet würde. Die sozialdemokratischen Redner, die eine Reihe thüringischer Urteils fprüche charakterisierten, forderten die Ausdehnung der Amnestie auf den Abtreibungs. paragraphen, auf die Baragraphen über Landesverrat und über Widerstand gegen die Staatsgewalt. Die Zahl der Am. neftierungen würde in Thüringen nach der Regierungsvorlage nur 2600 betragen. Die Regierung sah sich durch die Ausführungen der sozialdemokratischen Redner so in die Enge gedrängt, daß sie durch den Minister Leutheusser bitten ließ, von der Besprechung von Einzelfällen abzusehen. Gegen 9 Uhr abends nahm Abg. Dinter als Antwort auf die Rede des Abg. Frölich, der auf die Vorfälle anläßlich der Tagung der internationalen Frauenliga in Weimar zu sprechen gekommen war, das Wort zu einer furzen Erklärung, in der er ausführte, er sei stolz darauf, daß die Weimarer Nationalsozialisten in der bekannten Form gegen die Internationale Frauenliga vorgegangen seien. Er könne ihr Vorgehen nur gut heißen. Mit erhobener Stimme erflärte er dann weiter, daß die Nationalsozialisten dafür sorgen würden, daß das Judengesindel aus Weimar verschwände, und wenn es nicht anders ginge, würde man sich dabei der Reitpeitsche bedienen.
Der Montantrust perfekt.
Solingen , 13. Oktober. ( Eigener Drahtbericht.) Wie heute morgen die Rheinisch Westfälische Zeitung" mitteilt, sind sich in den legten Tagen die leitenden Persönlichkeiten der an der Bildung des Montantrusts beteiligten Werke darüber einig geworden, die Bilnehmen. Die Neugründung soll in der Form vor sich gehen, daß die beteiligten Werte ihren gesamten Besitz in die neue Aktiengesellschaft als Sachwerte einbringen gegen eine entsprechende Bahl von Aktien der neuen Gesellschaft. Die bisherigen Gesell fchaften bzw. Firmen bleiben beftehen, jedoch werden sie in Zukunft nicht mehr über Wertbesig, sondern nur über Aftien der neuen Gesellschaft verfügen. Die endgültige Regelung der ganzen Angelegenheit hängt nur noch davon ab, ob die Regierung der Industrie in der verlangten Weise bezüglich der Herabsetzung der Stempel Bertehrs- und Grundsteuern für die neue Gesellschaft zustimmt.
Paris , 13. Oftober.( WTB.) Zu den Verhandlungen von Locarno schrieb Temps" in seinem gestrigen Leitartikel: Benn es richtig sei, daß die Verhandlungen von Locarno über die Tagesdung der neuen Aktiengesellschaft nunmehr vorzu ordnung der Konferenz hinausgegangen feien, fo werde dies bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge ziemlich beunruhigen. Die Konferenz der Außenminister sei nur zusammen berufen worden, um die Fragen des gegenseitigen Garantiepaftes für die Rheingrenze und die der östlichen Schiedsgerichtsverträge zu regeln. Es sei möglich, daß Briand , Chamberlain und Vandervelde bei ihren Verhandlungen mit dem Reichskanzler Dr. Luther und Außenminister Dr. Stresemann andere Probleme erwähnt hätten, die Deutschland und die alliierten Länder beträfen, und daß man durch die Verkettung der Tatsachen veranlaßt worden sei, eine Art Prüfung der Gesamtlage vorzunehmen. Aber es sei schwer zuzulassen, daß im Laufe diefer privaten Verhandlungen Verpflichtungen übernommen werden könnten bezüglich einer Regelung, die vom eigentlichen Batt selbst vollständig unabhängig bleiben müßte. Dieser dürfe durch feine Berpflichtungen hinfichtlich der Erfüllung irgendeiner Friedensvertragsflaujel be.
Meister hinter der Bar sagen: gemirt.) Das bedeutet: es muß sich ein aufregendes Gebräu ergeben, dessen Genuß die Nerven tüchtig pact. Pirandello denkt gar nicht daran, das Schicksal seiner Berfonen ins Uebermenschliche oder Gespenstische zu erheben, wie das fürzlich Mar Reinhardt, sein phantastischer Regisseur, tat. Ihm ist schon genug an einem Theater, das der Vorstadt und der Hauptstadt gleichmäßig gefällt.
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So fönnen wir die wichtigsten Persönlichkeiten dieses Theaters bald begreifen: die Primadonna ist schön, förperlich verlockend, jede ihrer Bewegungen ist eine Augenfreude, mehr noch das rein Weibliche, das Üeppig- Körperliche, imponiert fofort. Die Primadonna liche, das Üeppig- Körperliche, imponiert sofort. Die Primadonna magnetisiert alles. Ist es zufällig, daß der Regisseur ihr eine wundervolle blonde Perücke auffezt, so daß sie einem internationalen, durch Kindermärchen und Kinofolportage geheiligten Frauentyp ähnlich wird und ihr ursprüngliches Nationalgesicht verliert? Die Prima donna Martha Abda ist ihr unvergeßlicher Name verfügt über erschütternde Töne. Sie ist der bessere Mensch unter den Runstzigeunern. Sie ist, wenn man will, das raffenlose Element unter ihnen. Sie ist die brillanteste Birtuosin und wird trotzdem schließlich mit Wehmut entlarvt. Denn, ach, man entdeckt, daß ihre Routine größer ist als der Reichtum ihrer Seele. Dann will noch der junge Held Renato Ferrari aus dem Zigeunertum heraus, und eine dauerhaftere Efstase überrascht bei ihm. Endlich der Romifer Barontini, närrisch auf flaffische Neapolitanermanier. Im Norden und im Zentrum Italiens lachen sich die Leute tot, wenn Spadaro und Pasquarello, Urenfel einer jahrhundertealten Narrendynastie, mit ihrem Sade voller Späße aus Neapel antommen. Von folchem zwerchfellerschütterndem Schlag ist dieser Romiter.
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Der Chef und seine römische Truppe wurden von den Kindern Italiens , die in Menge erschienen waren, und von den Freunden Italiens mit Beifall überschüttet. Nach der Vorstellung bot Intendant Jeßner den beglückten Gästen die Ehrung eines Imbisses und einer wohlgeformten Rede. Der italienische Botschafter dankte geschmeichelt und schmeichelnd. Max Hochdorf .
Künstler und Kunsthändler. Die Anwälte des Malers Marc Chagall fenden uns folgende Mitteilung mit der Bitte um Veröffentlichung: Der Maler Marc Chagall führt, wie bekannt, seit Jahren einen Prozeß gegen den Inhaber der Kunsthandlung Sturm", Herrn Herwarth Walden , in welchem er die Herausgabe des größten Teiles feiner künstlerischen Produktion verlangt, die Chagall Herrn Walden vor dem Kriege anvertraut hatte. Herr Walden ist bis zum Reichsgericht in allen Instanzen zur Ausfunfterteilung verurteilt worden, sodann vom Landgericht und vom Rammergericht zur Herausgabe von drei Bildern, da der Heraus. gabeprozeß zunächst auf drei Bilder beschränkt worden ist. Bei diesen drei Bildern handelt es sich um die größten Delgemälde von Chagall : Ich und das Dorf, Biehhändler", Ruß land den Eseln und den Anderen", Werke, welche aus der früheren Entwicklungsperiode Chagall's stammen und einen befonders hohen fünstlerischen Wert darstellen. Befremdenderweise war die Vollstreckung des auf Herausgabe lautenden Urteils erfolglos, obwohl die Bilder noch während des Schwebens des Prozesses vor.
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Bei den lettländischen Parlamentswahlen hat die Sozialdemo fratie zwei neue Size erhalten. Die Rechtssozialisten zählen also insgesamt 33 Abgeordnete, der Demokratische Block 4, der Bauernbund 16, die Rechte 33 und die äußerste Rechte 16.
handen waren und obwohl sich Herr Walden ausdrücklich verpflichtet hatte, während der Dauer des Prozesses an dem Bestand der Chagall 'schen Bilder in der Walden'schen Privatgalerie nichts zu verändern. Herr Walden selbst erflärte dem Gerichtsvollzieher, der die Räume nach den Bildern durchsuchte, daß die Bilder nicht vor handen seien und daß er über ihren Berbleib teine Kenntnis habe! Herr Chagall wird jezt, um den Berbleib dieser Bilder zu ermitteln, Herrn Walden zum Offenbarungseid laden laffen. Da Herr Walden außer diesen Delgemälden noch zahlreiche andere Bilder aus der Periode vor dem Kriege Herrn Chagall vorenthält, wird allen intereffierten Kreisen empfohlen, sich vor dem Ankauf Chagall 'scher Bilder mit Herrn Chagall selbst oder seinen Anwälten( Dr. Ernst Asch und Dr. Harry Knopf, Berlin W. 15, Kurfürstendamm 185), in Berbindung zu setzen. Bemerkt wird, daß die Bilder aus der Vorfriegszeit in der Chagall 'schen Monographie, Verlag Gustav Kiepen heuer , Potsdam , 1921, behandelt und größtenteils abgebildet sind."
Spielgemeinschaft Berliner Jung'ozlafiften. Heinrich erfch wird nafiums, Stoppenstr. 76, aus eigenen Werfen vorlesen. am Sonntag, 1. November, abends 8 Uhr in der Aula des Andreas- GymEintritt 50 Pi Borverkauf derStarten: Buchhandlung Diez, Lindenstr. 2, Buchhandlung des AD6B., Ballstr. 64/65, Landsgemeindehaus, Alte Schönhauser Str. 8.
Luigi Pirandellos neuestes Bühnenwert, die Tragödie, Das Leben, ba si Dir gab, wird als nächste Erstaufführung des Renaissance Theaters vorbereitet. Für die Hauptrolle wurde Rosa Valetti ver pflichtet. Die Regie führt Theodor Tagger .
Wilhelm von Scholz lieft am 14. Dftober, abends 8 Uhr, in der Buch handlung J. M. Spaeth, Berlin , Königstr. 52, aus einem ungedrudten Roman.
Seminar für orientalische Sprachen. Mit dem Winter- Semester 1925/26 beginnt am Seminar für Orientalische Sprachen zum ersten Mal ein Kursus in Malatisch. Damit hat das Seminar ieinen Unterricht auf eine Sprache ausgedehnt, die unentbehrlich ist für alle, die in Nieder ländisch- Indien oder auf der Malaltabalbinsel irgendwo tätig sind, da sie als Vermittlungssprache auch gegenüber den vielen nichtmalalischen Völlern dieses Gebietes im Gebrauch ist.
Herausgabe eines Riefenwerks der deutschen Lifera ur. Bie Wiener Blätter erfahren, findet in dieser Woche in Wien eine Beratung der Germanisten der deutschen , schweizerischen und österreichischen Hochschulen wegen der vom österreichischen Bundesbücherverlag geplanten Herausgabe des Riesenwerkes der deutschen Literatur statt. Das auf etwa 150 Bände veranschlagte Bert wird den Belamttitel führen: Deutsche Literatursammlung der Kunst- und Kulturdenkmäler in einzelnen Darstellungen".
Die dentiche Faffung der Auguftana entdeckt? Wie ein Münchener Blatt meldet, ist es dem Pfarrer a. D. Dr. Bilhelm Gusmann gelungen, in einem Folioband der v. Scheurlschen Bibliotbet auf dem germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg die seit Jahrbunderten vergebens gefuchte deutsche Fassung des Augsburger Glaubensbefenntnisses zu entdecken, die die Nürnberger Gesandten in Augsburg am 15. Juni 1530 dem Rate ihrer Stadt übersandt haben.
Jubiläum des Psychologischen Jnflituts in Ceipzig. Das Psychologische Institut der Universität Leipzig feiert am 21. November fein 50jähriges Bestehen. Das Institut ist im Herbst 1875 von Wilhelm Wundt als erste feiner Art begründet worden.
Eine Fafitfchule in Paris . Vor einiger Zeit machte der Falir Thara Bei in Paris mit seinen schmerzloser Caratini- Demonstrationen von fich reden. Er will sich jest dauernd dort niederlassen und eine Fakirscule aufmachen.