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wies die Verteidigung darauf hin, daß hier in Grevesmühlen  eine völlig neue Art der Prozeßführung auf- gekommen fei. Früher genügte ein Gendarm, um durch fein Zeugnis zehn Unbeteiligte als unglaubwürdig hinzustellen, und wenn es sich gar um Sozialdemokraten handelte, wurden 20 Eide als Meineid angesehen gegenüber einem Beamteneid. Hier hat das Gericht dieeidlicheAusfaae vondrei unbescholtenen Beamten für falsch erklärt zugunsten von fünf Leuten, die selbst das größte Interesse hatten, sich durch ihre eigene Aussage zu entlasten. Um das Bild zu vervollständigen, muß man noch die Art und Weife der ganzen Prozeßführung betrachten. Wir ver- weisen auf die Tatsache, daß drei Zeugen(Suerbier, Ieoe und Burmcister) unter Eid aussagten, ihreAussagen seien nicht richtig protokolliert, und zwar in wesent- lichen Punkten. Sie bättcn sich nie bestimmt ausgedrückt, sondern nurgemeint' undvermutet". Sie hätten auch niemand bestimmt erkannt, sondern stets nur Verdacht geäußert. Und so ging es auch in der Verhandlung. Der Herr Staatsan- walt jonglierte mit fabelhafter Virtuosität mit den Aussagen der Zeugen, und wenn die Verteidigung das Protokoll kon- trollierte, stellte sich auffallend oft heraus, daß in den Aus- sagen der Belastungszeugen abschwächende Worte wie:«ich glaube, ich meine, ich habe die Ueberzeugung" usw. weg- gelassen und dafür eine ganz bestimmte Ausdrucksform ge- wählt war. Heber die Grevesmühlener   Unruhen ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Verteidiger haben neues, um» fangreiches Material, namentlich über die Tätigkeit der Roßbacher, jener nach dem Urteil des Staatsanwalts harmlosen und friedfertigen Menschen" herbeigebracht, und werden in der zweiten Instanz die ganze Oeffenllichkeit in Deutschland   auf jene skandalösen Zustände aufmerksam machen. Wir fürchten nur, daß es nicht zu einer zweiten Instanz kommt, und daß der Herr Staatsanwalt auf An- weifung der Mecklenburgischen   Regierung den Greves  - mühlener Fall nur deshalb so aufgebauscht hat, damit die Reichsbannerleute nach ihrer Verurteilung zusammen mktdenFememördernamne stiert werden können.
verüunkelungsmanöver. Ter Skandal vom Garnisonfriedhof. Nichts zeigt besser die Umnögllchkeit und Unwahrhaftig- keit der gegenwärtigen Regierungsverhältnisis im Reiche als das Verleiten der Rechtspresse zu dem Skandal vom Gar» nisonsfriedhof. Diese Presse fällt jetzt mit den unflätigsten Be- schimpfungen über denVorwärts" und die übrige republi- kanische Presse her, weil sie es gewagt haben, die Republik  gegen die monarchistische Herausforderung vom letzten Sonntag in Schutz zu nehmen. Beispielsweise stellt derTag" die Dinge so dar, als ob wir den Reichspräsidenten angegriffen hätten, weil er an einer Totenehrung teilnahm. Da seien die auf der Rechten doch bessere Menschen, denn als der Reichspräsident Ebert den toten Legion ehrte, hätte kein Mensch daran etwas ge- funden. Hindenburg   aber werde wegen feiner edlen Hand- lungsweisedurch die Gosse gsschleift. DieKreuz-Zeiiung" schreibt, die Sozialdemokratie laufe �gegen den Staat Sturm  " und reiße sichdie staatsfrvmme Maske vom Gesicht". Dann druckt sie nachträglich noch die Arm in-Rede mit der nicht unglaubhaften Versiche- rung, ihre Leser wurden cm ihr Freude empfinden. Es gehört eine unglaubsiche Dreistigkeit dazu, den Fall Ebert mit dem Fall Hindenburg   zu oergleichen. Ebert ist mit den schmutzigsten Verleumdungen, die sich samt und sonders als erlogen erwiesen haben, zu Tod« gehetzt worden. Gegen- über dem gegenwärtigen Reichspräsidenten übt die republi- kanische Presse größte Zurückhaltung. Kein Mensch hat ihm einen Borwurf daraus gemacht, daß er an einerTotenehrung" teilnahm. Unser Borwurf geht dahin, daß er an einer aus-
G'Neill:Gier unter Ulmen." (L e s s i n g t h e a t« r.) D« Weibsteufel geht wie ein lächelnder Engel zum Galgen. Das kann Zlbbie Putnam tun, obwohl sie ihr Kind umbracht«. Als der alte Cabot sich die blühend« Abbie auf seine Form holte, war er schon 73 Jahr«. Und es waren auf der Farm noch fein Sohn Eben, den der Alte wie ein Schinder behandelte. Der Alte jagt Sohn und Stiefmutter durch Berferkertum und Salbaderei ins' Sündenbett. Doch er, noch ein Säufer und ein Tänzer, meint, daß aus seiner Greisenlende dieser Sohn stammt, der einmal die Kühe un!»1ie Felder und das bequeme Haus erben soll. Derdammr, da kommt die ganz« Ehebruchsgeschichte und die halbe Blutschande an den Tag. Vater und Sohn ringen auf Tod und Leben. Beinahe ist es, als wenn der Junge unterliegen soll. Es kommt anders und zum großen Ge- ftändni«. Als der Sherif klopft, um die Kindsmörderin abzuholen, flellt sich der sündig«, von der Ehebrecherin verführte Sohn an die Seite der Frau, chosianna. trotzdem der Galgen bald zusammen- gehämmert wird. Und Sonnenschein über der friedlichen Landschaft. Amerikanisches Bauernleben, Goldklang aus Kalifornien  , der in die Farm hineinklirrt und zwei muskulöse Söhne des Allen hinaus- lockt. Alle gehen aufs Ganze. Die Söhne nennen den Allen einen Esel und ein Stinktier. Der große, biblisch geladene Fluch des Alten. Berftecktss Geld wird aus der Kellerluk« gestohlen. Der' Junge läßt sich im Sterbezimmer der Mutter von feiner Stiefmutter verführen, und Leichenkerzen leuchten dazu. Der Alle stampft in Holzschuhen. daß die Wände dröhnen. Bei der Kindstauf« ist die ganze Dauern- schoft besoffen. Der Alle redet aus dem salomonischen Psalter, wenn er die blühende Abbie für sein Bell gewinnen will. Schönherr in der Prärie. Milieu mit schreienden Farben und Worten. Eine Bühne, die O'Neill selber aufbaute, indem er vier Räume aus der viereckigen Hintsrwand der Bühne herausschneiden ließ. Und die Ulmen beschatten das Gebäude, in dem Daterhaß und Ehebruch und Kindsmord geschehen, mit ewiger Ruhe. Die Kontraste sind stark, überall volkstümliche Wirkungen. Die Psychologie der Menschen ist von einem väterlichen Derklärer der Leidenschaften gesehen. Ein Dialog, der im Urtext dialektisch gefärbt ist und der trotz der ent- mannenden Umschmelzung ins Hochdeutsche noch immer oerrät, daß viel Saftigkeit in dem Amerikaner lebt. Er ist wirklich so etwas wie ein transatlantischer Schönherr. Er verschmäht es auch nicht, mitten- durch im Ganghoserfchsn Lcderhosendialekt zu dichten. Dann aller- dings hört man nicht mehr die Natur, sondern nur noch«in« tüchtig« Aühnenholzerei. B e r t h o l d Viertel hat das Stück kräftig inszeniert. Aller­ding» halfen ihm Gerda Müller. Paul Wegen« und Lothar Müthcl. Ein tolles Frauenzimmer, diese amerikanische   Farmerin, die Gerda Müller spielt. Ihr Lächeln, Ihr Locken, ihr verführerisches Räkeln, endlich ihre Verzweiflung und ihr Entschluß, den letzten Büßgang mutig zu gehen, das find alles Wandlungen, die der Künstlerin vor- züglich gelingen. Herr W e g e n e r liebt es. diese grimmen   Unhold« mit dem unergründlichen Herzen darzustellen. Wundervoll füllt er den Raum, seine Red«, die dickflüsfig und dunkel aus dem Tiesstcn stammt, all dieses Gedrungene und Gespannte entspricht volllommcn semer Natur. Hott« man einstmals gefürchtet, daß Lothar M ä t h« l allzu rhetorisch und süßlich heldenhaft werden könnte, so freut man sich heute bei der Feststellung, daß dieser Sünstler die
gesprochen monarchistischen, d. h. im Simr? der Verfassung staatsfeindlichen Kundgebung teilgenommen hat. Unser Vorwurf geht dahin, daß die Reichswehr   zur Teil- nähme an dieser Kundgebung kommandiert wurde. Unser Vorwurf geht schließlich dahin, daß in Verlin mit amtlichem Pomv ein Denkmal eingeweiht wird, das den Gegnern Deutschlands   im Krieg Rache ankündigt, während die Rc- gierung in Locarno   über Verträge zur Beseitigung jeder Kriegsgefahr verhandelt. Wer das nicht versteht, versteht es nicht, weil er es nicht verstehen will. Wer das nicht versteht, beweist damit, daß er dem gegenwärtigen deutschen   Staatswesen, der Republik  , mit unveränderter Todfeinschaft gegenübersteht. Eine solche Feindschaft, dokumentiert von der Presse dergrößten Regie- rungspartei", zeigt, wohin der Weg geht. Die Regierung, die dazu berufen ist, die Verfassung zu schützen, läßt Kundgebungen wie die vom letzten Sonntag nicht nur zu, sondern verleiht ihnen noch durch die Beteiligung des Rsichsoberhauptes und der Reichswehr   offiziellen Charakter. Dadurch setzt sie sich mit ihnen Pflichten in den schärfsten Widerspruch und ruft m der repubsikantsch ge- Sinnten Bevölkerung eine Stimmung gegen sich hervor, die mrch den Ausdruckschärfstes Mißtrauen" noch viel zu ge- linde gekennzeichnet ist. Sie schafft eine Deunruhi- g u n g. die über kurz oder lang zu verhängnisvollen Ereig- nissen führen muß. Dafür trägt si« die Berantwortung, sie ganz allein!_
Repubiikscheu im Runüfunk. Nichts von Preust. Unsere Leser werden sich erinnern, daß wir anläßlich des Todestages von Walter Rathenau   berechtigten Protest dagegen ein­gelegt haben, daß der Berliner Rundfunk die an diesem Tage stattgefundenen großen Demonstrationen des Reichsbanners vollständig ignorierte, während ex sich sonst gut deutsch ge- sprachen um jeden Dreck bei seinem posttischen Nachrichtendienst kümmert. Di« Herren in der Potsdamer Sttaße hielten es auch gestern abend nicht für notwendig, der großen Trauerfeierlich- leiten für den früheren deutschen   Reichsminist« Hugo Preuß  auch nur mit einem einzigen Worte zu gedenken, erwähnt wurde nur in einem winzigen Sätzchen die Ansprach« des Landtagspräsi- deuten Bartels zu Beginn der Landtagssitzung. Ist de» Herren unbekannt, daß Hugo Preuß   der Schöpfer der deutschen   Reichsverfassung ist? Haben sie die Trauerfeierlichkeiten deshalb ignoriert, well diese Derfassung zu ihrem Bedauern eine republikanische ist? Im Auftrage der Rcichsregierung hat Herr Brauns am Sarg« von Hugo Preuß   gesprochen. Hat Herr Schiele dem Rund- funk verboten, mitzuteilen, was ei gesagt hat? Gibt es für ein Institut, das unter der Oberaufsicht des gegenwärtigen Reichsinnen- minister» steht, in der Taktlosigkeit überhaupt keine Grenzen?
vor neuen Gptantenausweisungen. Kein Entgegenkommen Warschans trotz Loearuo? Nach dem Wiener Vertrag zwischen Deutschland   und Polen   muß vor dem 1. November wieder eine Anzahl deutscher Optanten Polen   oerlassen. Es handelt sich um etwa 2 0 0 0 Besitzer von Grund und Boden in den Grenz- gebieten und in den Festungsrayons. Das Lager in Schneide- mühl, das im Juli die erst» Gruppe der Optanten aufge» nommen hatte, steht wieder zum Empfang bereit. Polen   stützt sich auf das f o r m a l s R e ch t. Es hat sich weder durch den Schritt des deutschen   Gesandten in Warschau  . noch durch den einhelligen Protest des Reichstages davon ab- bringen lassen, von der Ausnutzung seines Vertragsrechts Ge- brauch zu machen. Skrynsti erklärte damals, die polnische Regierung verstehe nicht, daß dadurch Schädigungen in den Beziehungen der beiden Völker eintreten würden. Aber Polen   ist zur Ausweisung der Optanten nicht gezwun-
wirkliche Geschmeidigkeit und auch die tragische Anmut besitzt, um junge Menschen mit einem schweren Schicksal dem Herzen des Zu- schauer» nahezubringen. Ein Stück, das erfolgreich war. Schauspiel«, die hohe» Lob ver- dienen. M. H.
piranöellos zweiter fibenö. Das Pirandella-Ga st spiel im Staatlichen   Schau­spielhaus bracht« gestern ein in Berlin   nicht gespieltes Werk ves ftalienischen Dichters.Heinrich IV." ist ein historische», in die Gegenwart versetztes Drama aus dem Mittelall«. Bei einem Fest steckt sich eine Gesellschaft in die Kostüme vom Hos des un- glücklichen deutschen   Kaisers, und der Darsteller Heinrich« IV.   büßt durch einen Sturz auf den Kops seinen Versland«in. In seinem Wahn hält er sich wirklich für den Kaiser und führt, von vorgeb- lichen kaiserlichen Räten umgeben, durch zwanzig lange Jahre das von der Geschichte vorgezeichnete traurige und zerrissene Leben des Herrsch«?. Bei Beginn de, Dramas erscheinen die Teilnehmer der einstigen Maskerade in Begleitung eines Arzte», teils aus Reu- gier, teils aus Mitleid und im Bestreben, dem Unglücklichen zck helfen. Da stellt sich heraus, daß er schon vor acht Jahren aus Sinem Wahn«wacht ist, seiner Umgebung gegenüber aber seine olle wefterspiell. Auch das wirklich« Leben da» ist seine Philo- sophi« stellt nichts anderes vor, als«ine große Maskerade, wo einer nicht die Tür zum Herzen des anderen findet, well sich beide nicht so geben, wie sie wirklich sind. Welch ein Reich dagegen, aus der fernen Zeit, aus dem sicheren Hafen der Geschichte die heutigen, 800 Jahre späl« hastenden Menschen in ihrem unruhevollen. un- sicheren Streben zu beobachten! Auch in dieser Tragödie funkell Pirandellos an» Bizarre und Groteske streifende Phantaftif, die überrascht und irgendwie an unser Inneres greift. Er hat gewiß«in originelles Thema an- geschlagen, ab« seine grüblerische Logik, so bunt und leicht sie sich anhört, wird hier zur Tüftelei. Pirandello   voltigiert mit Einfällen und scheinbar tiekgründigen Problemen. Ein festes und überzeugen- des Gedankengebäude entsteht daraus nicht. Dem Meister der theo- tralischen Wirkung gelingt es auch nicht, seinen Stoss dramatisch auszugestalten. Die Tragödie erscheint al» konstruktive Zusammen. stellung von Einzelgesprächen. Und manch« von ihnen ermüden. Der Regisseur Pirandello   vermag nicht sein« Truppe den Fimten zu vermitteln, der über diese Schwäche des Stücks hinweg- greifen könnte. Wie ein akademischer Dortrag wirkt der Dialog. Nicht etwa, als ob der Eindruck eingelernter Deklamation ensstllnde. Dazu haben die Schauspieler zuviel Theaterblut, aber die Worte strömen nicht aus-ihrem Herzen. Trotz allem- Temperament bleiben die Italiener Mimen. Bon der Bühne her senkt sich ins Parkett das Gefühl der Leere und Kälte. Bei langen Zwiegesprächen stehen die übrigen Darsteller fast hilslos auf der Szene. Bon einem nur spinnen sich Fäden ins Publikum, vom Heinrich des Lamberts Picasso. Man glaubt diesem die tllfllerlsche Ueberspanntheft seines Wesens. Echt und beinahe spukhaft grausig wirken die Au»- bräche des gespielten Wahnsinns. Die plötzlichen Ueberoänge von Geducktheit und Herrschertum finden in ihm erschütternd« Gestaltung. Der Gewinn des Pirandello  -Gastspiels scheint der Schauspieler Picasso   zu sein, von dem der Deutsch  « manche seine Nuance lernen kann. ik. Dgr.
g e n; Deutschland   hat oft genug zu erkennen gegeben, daß es die Ausweisung polnischer Optanten nur deswegen vornahm. weil Polen   voranging. Eine Wiederholung der Optantenousweifung im No- vember und eine zweite Wiederholung im Juli 1S2S, wo die übrigen Besitzer von Grund und Boden das Land verlassen sollen, würde die deutsch  -polnischen Beziehungen abermals ver- giften und die innere Annäherung der beiden Völker er» schweren._ i Russische   Freiheit. Sozialdemokraten im Gefängnis. Das kölnische sozialdemokratische Partelblatt, dieR h« H Nische Zeitung", hatte vor kurzem an die Rußlandsahrer lt. a. folgende Frage gerichtet:.Gibt es für die sozialdemokratischen Tlrbeiter in Rußland   eine unbeschränkte Freiheit der Presse, der Versammlungen und der B e r n d e?" Die Moskau  «P r o w d a" vom 29. September antwortet daraus, daß diese Frageveraltet" undkurios" sei. da menschewistisch« Arbeit« in Rußland  nicht mehr vorhanden" seien. Frei- lich, gesteht diePrawda", habe es sozialdemokratisch« Arbeiier früh« in Rußland   gegeben; so sei im Jahre 1020eine große menschewistisch« Fraktion bei den Buchdruckern" vorhanden gewesen. Hat etwa diese große Fraktion sozialdemokratisch« Arbeiter die erwähnten Freiheiten genossen? O nein, erwidert diePrawda": Damals haben wir den Sozialverrätern die Freiheit verweigert» die Revolution von innen zu sprengen." Gibt es aber in Ruhland wirklich keine Sozialdemokraten? Em- spricht es den Tatsachen, daßdie deutsche Arbellerdelegat ion sie überall gesucht, aber nirgends gesunden habe"? Gefunden hat sie sie frellich, aber wie diePrawda" gesteht, nur i m Gefängnis? Jetzt ist alles klar: Wenn Sozialdemokraten vorhanden sind, darf man ihnen keine Freiheit geben. Wenn sie nicht mehr vor- Händen sind, hateskeinenZweck. ihnen Freihellen zu gewahren. Aber damll sie nicht vorhanden sein sollen, setzt man si« ins Gefängnis. Und wie nun diePrawda" v«sichert, sind die im Gefängnis etngeschlossenen Sozialdemokraten mit dies« Methode völlig e i n v« r st a n d« n". Welch ein idyllisches Land ist doch das russisch  « SowjÄparadies!
Die belgilcbe Zmanzreform. Scharfe Kritik de Brouckdres. Brüssel, 14. Oktober.  (Eigen« DrahtberichtJ Der Generolrat der Arbellerpartei beriet am Dienstag über die politische Lage, ins- besondere über den Frank-StabUisierungsplan der Regierung. liefen Eindruck macht««In heftiger Angriff des Genossen de Droucksre gegen den Regierungsplan. Dieser bezwecke ln Dirk- lichkell nicht eine Stabilisierung, sondern«ine Frank aufwertung. was die schwersten Folgen für die Arbellerklasss und den Mittel­stand haben würde. Ferner sei beabsichtigt, den Ertrag der auf» zunehmenden Auelandsanleihe d« Rationakbank auszuliefern zur Rückzahlung ein« eigentlich fiktiven Schuld des Staates. de Brouckere mahnt« zurDorfichtgegenüberdemFinanz- minister Janßen. der Direktor der Nationalbant war und es wohl wieder werde und d« vor allem die Jnteressen dieser Bank vertrete, Ueherhaupt sei«ln Bersuch der Sanierung durch eine Aus- landsanleihe gefährlich, wie die Erfahrungen anderer Länder bewiesen. Der erste Schrllt müsse das Gleichgewicht de» Budget» sein. Dazu bedürfe es ob« allerdings hoher Steuern auf den Besitz, dem sich die bürgerlichen Minist« und Parteien widersetzen. Di« Diskussion wurde auf nächsten Dienstag»«tagt. Dann wird Minist« Genosse W a u t e r» ant­worten und verinutlich eine Kommission zur Bereinigung der Streit- frage ernannt werden. Dke Diskussion ist überaus wichtig, denn wenn die Mehrhell des Gennalrate» die ablehnende Hallung de Brouckere» teilt, können die sozialistischen   Minister kaum in der Regierung bleiben.
Gespenster im Rundfunk. Und zwar Ibsen  »Gespenst«. Packen sie hier? Oder vielmehr: Packen sie übnhaupt noch? Einen Akt lang, auch anderthalb, dann ist es aus. unwiederbringlich aus. Wo das" Ohr auf der Bühne nur Schwächen hört, spürt man beim Radio gleich Ueberschwächen. Radio ist KonzeMrationskunst; also e» müßte vor ollem so etwas wie eine raffende, straffende, streichende, gleichend« Rundfunkregie merkbar sein. Bannte den Stoff heut« ein« im Drama, er ginge ja auch mehr in die Tiefe als in die Brelle. Ab« dieses Drama würde von einem Heutigen kaum ge- Ehrieben werden können. Stimmstärke und Stimmhall waren bei er Aufführung gut abgetönt. Die Männer gefielen: Flora th als Cngstrand, Braun als der junge Aloing, Ebert al» Pastor Mandcrs. Hedwig W a n ge l, die Mutter, war entschieden eine Fehlbesetzung: da war zuviel Pose im Wort, nur der Mund war zu hören, nicht das Herz zu spüren; einmal muß es trotz des großen Namens gesagt werden: die fünfzehn Jahre Bühnenentsagung scheinen künstlerisch kein Fortschritt gewesen zu sein. Und wer hat Felix Hotländer zu einer s o banalen Einführung veranlaßt? Dos Ganze ist, besonders wenn man bedenkt, daß Wedekind und Strindberg im Dramenzyklu» später folgen sollen, immerhin ein Fortschritt: Neulich war ein ganzer Abend Rudolf Baumbach   ge- widmet.... orgo. Das Problem der volomltblldung gelöst? Man hat bisher die Dolomlle teilweise als vulkanisch« Ausbrüche, teilweise als Korallen- risse der Urzeiten angesehen, ohne daß«ine dieser Erllärungen ein- leuchtend zu beweisen gewesen wäre. Nun scheint Professor Michael Nösza(Graz  ) das Problem sowohl theoretisch wie experimentell gelöst zu haben. Er führt die Entstehung des Kalks, des Doloniits und der Eisenkarbonatablagerungen darauf zurück, daß sie sich am Rande des Meeres als chemische Lagunensedimente abgelagert baben. Parallele Erscheinungen zeiaen sich heute an den östlichen Küsten des Kasvifchen Meeres. Rösza stellt die Randgebiete des Meeres, wo die Ablagerungen erfolgten, von Tirol bis nach Nordungarn in einem einheitlichen Zuge fest. Die Entdeckung ist auch von praktischer Bedeutung: wenn diese Ablagerungen nicht durch vulkanische Kräfte entstanden sind, so kann die außerordentlich kostspielige Tiesbohrung»- r.icihode im Bergbau v«mieden und Magnesit und Eisenerze können in der Längsrichtung der Uferränd« d« Urmeer« gesucht werden. «Msssplele be» 7>!o,kinl« Kilnkllrr-rhealer» Musikalische Sühne im Bettln« Ihea'er. Von den zur Aussührnna gelangenden Werken werden mir je zwei bi» drei Wiederholungen stattfinden.Lysiltrata-(Erstauk- iübrung grestagi wird auch am t?., t8. und 20. Otiober gegeben. Am t». Oktober zum ersten Make»Carmencita und der Toldat". Zm Üsindworth-Scharwenkolaal tanzt am IS. Oktober. LUbr. Taljana Barbcktosf n. a. au» einer illt-Mo« kauer Suite. Parodie aus vadeiSmuS, KudiSmnS. Expressionismus, Wege zur Srost und Schinheit, Skizze einet chinesischen Schauspieler». laqmiz de» Verein» gege» de»«lkodosiimu». Der Deutsche   Verein gegen den AlkoholiSmuS tagt zum dritten Male in Schleswig-Holstein   und zwar in Kiel   vom t. bi» 4. November. (bin Riesenflugzeug trn verkehr London  -var!». Auf der Strecke Pari» London   wild ein locben snliggesiellies Rlefcnflugzmg in Dienst gestellt werden, da» mit zwei Motoren von 600 La. ausgerüstet ist und da» größte Flugzeug darstellt, da» je für VcrlchrSzwecke verwendet wurde. Di» Bemannung besteht au« vi« Personen. Da» Flugzeug kann 24 Per. fönen befördern und wird eine Stundengeschwindigkeit von ISO Km. haben.