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die Sache bemüht habe. Allerdings habe von den beteiligten Offizieren bisher nur der General v. Hagen einen Bericht erstattet, der gegenwärtig geprüft wird. Der General Sirt von Armin aber, der als Pensionär der Republit sich noch immer in Treue dem einstigen obersten Kriegsherrn verbunden fühlt, ist der Aufforderung, seine Rede im Wortlaut einzureichen, bisher nicht nachgekommen. Angeblich trägt sich Dr. Geßler mit dem Gedanken, in Zukunft die Genehmigung zur Teilnahme von Reichswehrangehörigen an ähnlichen Enthüllungsfeiern zu untersagen, um die Wiederholung solcher Zwischenfälle zu verhindern.
bei ihren Freunden danach erfundigt haben, ob etwa die Gefahr" einer Annahme bestünde. Erst als die EttiBrüder ihre Freunde auf der Rechten darüber beruhigten, ist die Einbringung der Anträge erfolgt. So wird sich also alles in schönster Ordnung vollziehen. Jedermann hat seine Seele salviert. Die Rechten haben ihren Theaterdonner gegen Severing losgelassen, die Kommunisten können in schönen Artiteln nachweisen, daß sie nicht mehr die ,, Steigbügelhalter der Reaktion", sondern daß fie ungewöhnlich brauchbare und zuverlässige Menschen geworden sind, und alle zusammen wissen sie, daß Severing bleibt und damit ein Objekt zum Schimpfen für sie gerettet wird.
Aehnlich steht es mit den Liquidationen deut| Urlaub zurückgekehrte Minister Dr. Geßler sich persönlich um, fich natürlich vor dem Einbringen ihrer Mißtrauensanträge schen Eigentums. Es ist bekannt, daß dies Recht", eine besonders unglückliche Erfindung des Kriegsendes, allen alliierten und assoziierten Staaten zustand und daß eine ganze Reihe ganz oder teilweise darauf verzichtet haben, ebenso wie auf andere Rechte, die außerhalb der Versailler Atmosphäre nicht mehr recht vertretbar erschienen. Polen hat einen solchen Verzicht nicht nur nicht ausgesprochen, sondern seine diesbezüglichen Befugnisse derart extenfio ausgelegt, daß por bem deutsch - polnischen Schiedsgericht dem einzigen, das in starkem Maß in Anspruch genommen ist, was ebenfalls zeigt, daß sich die Liquidation der Kriegsfolgen mit den andes ren Ländern wesentlich reibungsloser vollzieht viele Hunderte von Prozessen schweben. Daß auch sonst Polen dem Versailler Vertrag, der ihm recht unvermuteterweise wie eine reife Frucht in den Schoß gefallen ist, angebliche Rechte abgewinnt, an die feiner der Siegerstaaten gedacht hat, zeigt die Tatsache, daß bis heute alle ehemals feindlichen Staaten für ihre tonfularischen Vertreter die Zustimmung der Reichsregierung, das Erequatur einholen; einzig Bolen glaubt sich berechtigt, Ronfuln zu ernennen und einzusehen, ohne des wegen irgendeine Anfrage nach Berlin zu richten.
Hinter der erwähnten Aufrechterhaltung des Liquidationsrechtes, von der bisher noch feine einzige Ausnahme gemacht wurde, steht natürlich wieder das Entdeutschungsbestreben, der Wunsch, kleinen und großen deutschen Besitzern Grund und Boden wegzunehmen und dadurch auch anderen, weiten deutschen Kreisen, Handwerkern, Gewerbetreibenden, Lehrern, Förstern, Landarbeitern, Inspektoren usw. das Berbleiben im polnisch gewordenen Land unmöglich zu machen. Dazu foli noch eine letzte Reihe von Mitteln helfen, die nicht polnische Erfindung find, sondern heute leider mit der Existenz jeder deutschen Minderheit unzertrennlich zu sein scheinen: all bie Schikanen auf dem Gebiet von Schule und Kirche, Praf fizierverbot an längst bewährte Aerzte, die das Examen des neu erstandenen Staates nicht gemacht haben, gleiche Schritte gegen Lehrer und Pfarrer, Einreiseverbote auch für die nächften Anverwandten und bei den dringendsten Familienanläffen: eine endlose Liste, um so länger, als auf diesen Gebieten der Willfür der größte Raum gelassen und der mehr oder weniger gewogene fleine Beamte dabei ausschlaggebend ist. Hier fei übrigens eingefügt, daß die polnische Minderheit bei uns auf dem Schulgebiet ebenfalls Anlaß zu lebhaften Klagen zu haben glaubt und daß es eine ziemlich sinnlose Sache ist, wenn man, wie unsere Rechtskreise, für die deutsche Minderheit in Polen mehr Rechte verlangt, gleichzeitig aber in wildes Geheul ausbricht, wenn in Breußen ein Bolnischstämmiger zum Gutsvorsteher ernannt wird.
Das ist, mit vielen Auslaffungen, welche der Raum erzwingt, der heutige Befund, der Status diefer Tage, die in einem zwiefachen Zeichen stehen: Wirtschaftstrieg und Konferenz von Locarno . Wie ist dem polnisch- deutschen Gegensaz abzuhelfen, wie verhüten wir Einnistung und Verschärfung dieses politischen und wirtschaftlichen Kampfzustandes, der ohne Zweifel eine der stärksten Bedrohungen des europäischen Friedens darstellt? 3wei Mittel bieten sich dar, leicht zu nennen, schwer herzustellen, am schwersten, den ihnen notwendigen Umfang zu bestimmen und durchzusetzen: Schiedsvertrag und Handelsvertrag!
( Ein zweiter Artitel folgt.)
Geßler in Verlegenheit.
Der Minister bekommt keine Berichte... Das Reichswehrministerium hat, unmittelbar nachdem es von den Stürmen der Entrüftung Kenntnis erhielt, den die propotatorische Monarchistenre de des Generals Sigt von Armin ausgelöst hatte, mitteilen laffen, es habe von den beteiligten Offizieren der Reichswehr Bericht eingefordert und außerdem den Beauftragten Wilhelms von Doorn, nämlich Sigt von Armin selbst, um Einreichung des Wortlautes feiner Rede gebeten.
Jegt weiß die B. 3. am Mittag", die dem Reichswehr minister parteipolitisch nahesteht, zu melden, daß der aus dem
Die geftrige von Jürgen Fehling besorgte Neueinstudierimg von Schniglers Liebelei im Staatlichen Schiller Theater war eine Art Jubiläum. Bor genau 30 Jahren hatte die Uraufführung im Wiener Hofburg- Theater stattgefunden und Schrihlers Ruhm begründet. Aus der gestrigen Vorstellung hätte sehr leicht etwas fühles, Unlebendiges werden können: ein historischer Kücblid, eine theatergeschichtliche Erinnerung, wie es vor drei Jahrzehnten auf der deutschen Bühne zugegangen ist. Es wurde mehr: die Tragödie des fleinen füßen Mädels, das an ihrer großen Liebe zu dem Mann aus der anderen Gesellschaftsschicht zugrunde geht. Diese alltägliche Geschichte stahl sich leise in die Herzen der Zuschauer, wurde zum persönlichen Erlebnis. Das spricht um so mehr für den Wiener Dichter, als an der Fehlingschen Juszenierung mancherlei auszusehen ist. Er läßt im Kostüm der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts spielen. Warum eigentlich? Darin besteht ja das Wertvolle an Schnißlers Drama, daß es heute so gut wie damals lebendig ist. Die Buffärmelchen und die himmelStürmende Frisur, auf der das Hütchen ängstlich turnt, tragen in das empfindsame Schauspiel einen Ton von Lächerlichkeit, für den es zu schade ist. Ueber den Dialert hat sich Fehling nicht emig werden fönnen. Dtande reden meanerisch, manche reines Hochdeutsch, andere
Wenn Sirt oon Armin auch den Wortlaut seiner Rede nicht einreicht, so hat er doch bisher den Wortlaut nicht beftritten, der durch die Presse veröffentlicht ist, und die Kreuz Zeitung " hat ihn bestätigt, indem sie ausdrücklich hinzu fügte, daß die Rede ganz aus dem Herzen der KreuzZeitungs"-Leser gesprochen sei. Warum wartet der Minister also noch auf Berichte?
Inzwischen hat sich in Bayern der unglaubliche Fall ereignet, daß die Reichswehrabteilung bei einer der üblichen Rupprecht - Baraden nicht an dem Vorbeimarsch vor dem Wittelsbacher Thronprätendenten sich beteiligt hat, und zwar, wie es heißt, auf allgemeine Anordnung aus Berlin , wonach bei solchen vaterländischen" Feiern ein Borbeimarsch der Reichswehr nur an ihren eigenen Vorgesetzten, nicht aber an Prinzen oder Vorgesetzten aus der früheren Armee erfolgen dürfe. Wenn eine solche Anweisung wirklich ergangen sein sollte, so wäre sie mehr als be rechtigt und nur zu begrüßen. Der Hugenberg ,, Tag aber, der bekanntlich nach München zur Eröffnung des Staatsstreiches der Hitler- Ludendorff- Rahr Sonderberichterstatter entsandte, ist über das Verbot höchft entrüftet. Denn der Borbeimarsch habe doch gar nicht dem ,, Thronprätendenten", sondern dem gefeierten Heerführer des Weltkrieges" gegolten.
Ach wie niedlich! Läßt sich wirklich Rupprecht Wittels bach in amei Teile zerreißen? Läßt er sich nicht dauernd als angeftammten Rönig" feiern? Hat er nicht selbst feine Hände im Spiele Kahrs gehabt?
Jegt foll er plöglich nur Seerführer" sein? Wenn Dr. Geßler wirklich ein Berbot erlassen hat, das die Rupprecht Paraden der bayerischen Reichswehr verhindert, wäre das sehr richtig, und es ist nur zu wünschen, daß auch in Preußen die Reichswehr in Zukunft die erlauchten Sprossen des Hohenzollernstammes" mit ihren Kriegervereinen unter sich lassen wird. Dann hätte wenigstens Sigt von Armin einen richtigen Erfolg gehabt.
Kommunistischer Umfall.
Sie haben Angst vor Neuwahlen.
In der Roten Fahne" ergreift Wilhelm Pied, der jetzt nach dem neuen Kurs in der Kommunistischen Bartei wieder eine Rolle spielen darf, das Mort, um der Mitwelt zu verkünden, wie die Kommunisten bei einer Abstimmung über das deutschnationale und voltsparteiliche Mißtrauensvotum im Landtag zu verfahren gedenken. Stolz lieb ich mir den Spanier. Pied hat die richtige Entdeckung gemacht, daß die Deutschnationalen und Bolisparteiler die größte Angst por einer Auflösung haben, und er hat mir vergessen hinzuzufügen, daß diese Angst in genau dem gleichen Maße von den Kommunisten geteilt wird. Die Etti- Brüder wissen sehr genau, daß die breiten Massen mit ihrer Politit genauso abrechnen werden wie mit der Politik der Zollwucherer und Steuerräuber. Die Kommunisten haben auf Anmeifung des Etti entdeckt, daß sie bei dem bisherigen Berfahren schließlich überhaupt ganz aufgerieben werden. Des halb wird prompt eine Schwenfung vorgenommen. Bied versichert, daß die kommunistische Landtagsfraktion dem Mißtrauensvotum der Rechtsparteien nicht zustimmen wird. Er vergißt mur vorsichtshalber mitzuteilen, daß die Rechtsparteien
gehoben worden sein. Aus dem Außenseiter, der fich und der Welt durchaus seine Ehrenhaftigkeit demonstrieren will, hat dort schau spielerisches Können eine interessante Persönlichkeit gemacht. In der italienischen Darstellung blieb alles in dem Rahmen der Bürgerlich feit, der Müchternheit und des Kaffenrapports. Man wurde nicht warm, die Dialektif Pirandellos, die, wie in all seinen Stüden, auch in diesem zu endlosen Monologen führt, riß nicht mit. Dafür sah man um so deutlicher das Konstruierte und Leere, das bei einer deutschen Aufführung weit weniger offenbar wird, weil man jedes Wort versteht. Der Hauptdarsteller Lamberto Picasso ent faltete alle Rhetorit und entwickelte ein reiches Gestenspiel Aber er fonnte uns nicht interessieren. Von den übrigen Darstellern ist wenig zu fagen. Der Marchese des Herrn Olivieri blieb auch für den des Italienischen Kundigen unverständlich.
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im Hause Bellevuestraße 14 große lichtdurchstrahlte Pforten, der Fröhlicher Auftakt. Abends um 9 Uhr war es, da öffneten sich Weg führte eine Schar festlich gestimmter Besucher in den neu eröffneten Grotrian Steinweg Saal, das Auge fah eine bunte turzweilige geschmackvolle Architektur, das Ohr fonstatierte eine gute Afuftif, die Sinne tummelten sich wie selten. Nachdem man Herrn Hermann Boettcher hinter sich hatte, der zu einer verstimmten Laute stimmungslos fang, neue eindrucksvolle Steige rung: In großer Bielfalt Kammertänze von den Solisten des Balletts der Staatsoper unter Leitung von Mag
Dom Dache"
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wieder ein Dialektgemisch. Das sind Aeußerlichleiten. Ein sorgsamer Terpis; eine„ Sfizze" von Kurt Goeg, sie hieß:„ Der Spaß Regiffeur muß aber auch darüber Klarheit schaffen, besonders wenn er im übrigen so gute Arbeit leistet. Lucie Mannheim , das jawohl, es war weiß Gott eine Stizze, aber mie füße Mädel, versucht sich mit viel Geschid in einer hoch teagischen hat Goetz selber durch sein schlicht- großes Spiel den Schmarren zur Rolle. Sie reißt die Zuschauer mit, und manche Träne rann im Geltung gebracht!; ein füß- saures Liebesspiel Berschlafen" von Tarkett. Das legte in der Gestaltung tiefer Innerlichkeit gelingt Eugen Rex , sehr hübsch im Einfall, prachtvoll in der Aufführung ihr nicht. Irgend etwas Kühles, Fremdes ging von ihrer Darstellungent als fonfurrierender Liebhaber bei der valettigleichen Olga mit Eugen Reg als Groß- Berliner Schnorrerfaufmann, Erhard aus. Jakob Liedtke dagegen, den wir sonst als famosen Darsteller tomischer Rollen fennen gelernt haben, schafft in seinem Limburg . Ein langer, reicher und restlos fast gelungener Abend. Mufiter Meiring eine Geftalt von reiner und ergreifender Menschlichkeit. Den Liebhaber des füßen Mädels, Frig, spielt Richard Duschinsky . Auch er fand ergreifende Töne, wenngleich sein Aeußeres weniger an den behutsamen Schwerenöter und Melancholiter als an einen modernen Caféhausliteraten erinnert. Mathilde Sussin , Maria Baubler als leichtsinniges Wiener Flittchen, erwarben sich Verdienste.
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Der Biebelei" Doraus geht der Einafter Weihnachtseintäufe" aus Schmizlers Anatole"-Zyklus. Die„ Weihnachtseinläufe" wirken nur als Füllfel, das ebenso gut hätte wegbleiben fönnen. Hier fönnen wir wieber Lina Lossens Kunst in der Verförperung matronenhafter Mütterlichkeit bewundern. Leider paßt dieser Ton nicht in Schniplers zierliches und liebenswürdiges Wiener Wortgepläntel. Der Beifall des hingeriffenen Publikums war außer ordentlich nachhaltig. Dgr.
Pirandello im Schauspielhaus. Das legte Gastspiel der Italiener mar eine Enttäuschung. Die Wollust der Anständigkeit" ist ein bürgerliches Rührstück, das auch por 50, ja vor 100 Jahren hätte geschrieben sein fönnen. Augier, Iffland, ja Rozebue haben Bate bazu gestanden. Das Stüd ist im Deutschen Theater bereits gegeben worden. Hier soll es aber ich habe es nicht gesehen durch die individualisierende Kunst Klopfers auf ein höheres Niveau
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ergo.
Die Firma Grotian- Steinweg weihte ihren neuen Saal in der Bellevuestraße mufitalisch mit wenigen Worten und sehr viel Mufit. Mar Bauer spielte Johann Sebastian Bachs Italienisches Konzert" in schlichter Größe, mit feinster Erfühlung der Bedingtheiten des Raumes und aus einer Spielfreudigkeit heraus, die für Ort und Buhörerschaft reinste Erfüllung bedeutete. Seine einfach herzliche Art der Nachgestaltung von Schumanns„ Kinderszenen" fann nur feffeln. Friß Soot singt Schubert, Schumann, später Schönberg und Szymanowffy in großzügiger Darstellung, packend besonders dort, wo er fich dramatisch auswirkt, bei allem von Romuald Wifarsti delikat begleitet. Margot Hinnenberg Lefebre erzählt voll drastischer Sanglichkeit Stücke aus Moussorgsfys Kinderstube", dieser so ganz unfindlich primitiven Musit. Schließlich läßt das Deman- Quartett Schuberts nachgelassenes G- Moll- Wert erflingen. Die Zuhörerschaft bringt nicht ganz die Ausdauer und Stetigkeit auf, die einer solchen, von der Regie des Konzerts" allzu reich bedachten Vortragsfolge gegenüber nötig ist. S. G.
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Immerhin, den Kommunisten wird man dankbar dafür fein müssen, daß sie jetzt wenigstens sich zu der Anerkennung der Tatsachen bequemen, daß es gegenüber der ,, Gemeinheit fozialdemokratischer Minister im Kampfe gegen die Arbeiter" doch noch eine Steigerung gibt, die deutschnational heißt. Benn Pied versichert, daß eine Zustimmung zum deutschnatio nalen Mißtrauensantrag eine dirette Unterstützung der Reattion sein würde, so gibt er damit selber zu, daß ihre bisherige Tattif eine Unterstügung der Reaktion bedeutet hat, daß sie also in Wahrheit die„ Steigbügelhalter der Reaktion" gewesen sind. Im übrigen entspricht mindestens augenblicklich ihre Zurückhaltung durchaus den Absichten der Reaktion. Und auch später wird sich schon immer wieder Gelegenheit finden, die„ Linie der Komintern den Absichten der deutschen Reattion anzupassen. Welche Dafeinsberechtigung hätte sonst die kommunistische Zersplitterungsarbeit?
Aufgehobener Abbaubeschluß.
Die Folge des„ neuen Kurses". Bielefeld , 15. Dftober.( Eigener Drahtbericht.) In der Stadtberordnetenversammlung am Mittwoch wurde auf sozialdemo fratischen Antrag der Beschluß vom 20. November vorigen Jahres, den fozialdemokratischen Bürgermeister Köllner abzubauen, mit den Stimmen der Sozialdemokraten, Demokraten und Kommunisten gegen die bürgerlichen Fraktionen und Böllischen aufgehoben. Die Angelegenheit, die feinerzeit viel Staub aufwirbelte, fonnte dadurch zugunsten der Arbeiterschaft beigelegt werden, daß die Kommunisten, die damals für den Abbaubeschluß gestimmt hatten, sich nunmehr genötigt sahen, ihre Haltung zu revidieren.
Hamburg gegen das Schiele- Geseh.
Alle Parteien lehnen ab.
Hamburg , 15. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Die Hamburger Bürgerschaft trat am Mittwoch abend in die Besprechung der Inter Der Senat hatte pellation über den Reichsschulgesetzentwurf ein. erklären laffen, daß er bereit sei, mit allen Mitteln die Gesetzwerdung dieses Entwurfes zu verhindern. Die Redner aller Frat tionen, auch der völkischen und der in Hamburg sonst so radikalen Deutschnationalen, sprachen sich gegen den Gefeßentwurf aus. Der deutschnationale Schuldirektor Dr. Bohnert erklärte, daß die Ham burger Deutschnationalen weder die geistliche Schulaufficht noch die Beschränkung der Freiheit der Lehrer, noch die SerSchlagung des gut aufgebauten hamburgischen Schulwesens durch diesen Entwurf wollten. Scharf fritisiert wurde der Entwurf von dem demokratischen Redner und besonders von dem Präses der Unterrichtsverwaltung, Senator Krause, der als Sprecher der So. zialdemokratie unter lebhafter Bewegung die Behauptung, daß der Reichsinnenminister Schiele für den Entwurf nicht verant. wortlich sei, als falsch zurüfwies. Herr Schiele habe vielmehr den Entwurf den Unterrichtsverwaltungen der Länder mitgeteilt und erklärt, daß er beim Reichskanzler eine Abſt im. mung über den Entwurf beantragen werde. Herr Schiele habe den Entwurf, wie er befannt wurde, gegengezeichnet. Sein jetziges Dementi zeuge lediglich davon, daß er einsehe, mit einem solchen Entwurf vor der Deffentlichkeit nicht bestehen zu fönnen. s Ergebnis der Aussprache fann festgestellt werden, daß in Hamburg der Entwurf oon allen Parteien abgelehnt wird.
Auf der Tagung der Deutschen Goethe - Bünde , die gegenwärtig in Bremen stattfindet, wurde folgender Antrag Berlins einstimmig angenommen: Die Deutschen Goethe - Bünde halten es für bringend angezeigt, daß die Regierungen der deutschen Länder nach dem Vorbild Preußens Sachverständigenausschüsse ernennen, deren Gutachten vor jedem polizeilichen oder gerichtlichen Einschreiten gegen Werte der Literatur oder der Kunst gehört und in Berücksichtigung gezogen werden müssen. Es wurde ferner b schloffen, angesichts der Tatsache, daß der Staats- Schiller- Preis au in der neuen Aera nicht zur Verteilung gelangt ist, einen Bolts Schiller Preis von neuem einzurichten, der in drei Jahren zum ersten Male zur Verteilung gelangen soll. Als Vorort wurde auf drei Jahre Bremen gewählt und als der nächste Tagungsort Dresden in Aussicht genommen.
Rouffeau- Museum. Der letzte Beschützer Rousseaus, der Marquis von Girardin, bei dem er auch in Ermenonville gestorben ist, hatte in pietätvoller Weise alle die Gegenstände aufbewahrt, die dem Philosophen gehörten, und diese Sammlung durch Bücher, Handschriften, Kunstwerte und zahlreiche Gegenstände bereichert, die zu ihm in Beziehung stehen. Diese tostbare Sammlung ist von den Nachkommen des Marquis treu behütet worden; nach dem Tode des legten Girardin fam sie in den Besitz des Institut de France . Die Sammlung ist nunmehr in der Abtei von Chaalis in der einzigartiges Rousseau - Museum, das allen Besuchern zugänglich ist. Nähe von Ermenonville aufgestellt worden und bildet ein ganz Die größten Kostbarkeiten sind die Büsten, die Houdon nach dem Lode Rousseaus von ihm geschaffen. Die letzten 15 Jahre seines Lebens hatte Rousseau feinem Künstler mehr Modell gestanden. Girardin aber berief fofort nach seinem Hinscheiden Houdon herbei, Schuf. Die zahlreichen„ Andenken". die sich auf ihn beziehen und der eine Totenmaste nahm und einige meisterhafte Porträtbüsten zum Teil aus den fernsten Gegenden stammen, vermitteln eine Anschauung von dem Weltruhm, den er genoß.
Spielpland derang. Begen Erkrankung des Herrn Günther kann die für heute angefündigte Neueinstudierung der Afrikanerin nicht statt finden. Statt bessen: Stojen tavalier. Die zugesandten Karten ( 10. Reservesat) behalten Gültigkeit für die Rosenkavalier Aufführung.
Bolfsbühne. Bei der Aufführung von Arnold Schönbergs Bierrot Innaire", die am Sonntag, den 18. Ditober, mittags 12 Uhr, im Theater am Bülowplas unter Leitung von Dr. Frig Stiebry Mattfindet, bat Frau Gutheil Scheder Wien die Sprechstimme libernommen.
„ Schöne Gärfen aller Zeiten", einen Vortrag mit zahlreichen Lichtbildern, wird Gartendirettor Leifer für die bumboldt- Hochschule am 17. in der Aula Dorotheenstr. 12, abends 8 Uhr, halten.
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Martha Erbs- kürtel hat den Erlös ihres Reger Klavierabenda, am 16. Bechstein jaal , zum Besten des Neger- Archivs in Weimar bestimmt. Eine neue moderne Galerie in Berlin . Am Sonntag, den 18., 11, Unternehmen der Firma Neumann& Merendorf eröffnet. Es ist hervor. 1hr vormittags, wird im Hause Lügomstraße 32 das neue Ausstellungs gegangen ans dem Graphischen Kabinett J. B. Neumann und der Kunsts bandlung Starl Rierendorf und wird sich in erster Linie für lebende deutsche Waler einlegen. Die Gröffnungs- Anstellung bringt Gemälde der nam gaffetten über der beutigen Generation.