Dokumente zur Dolchstoßlegenöe. Schreibe« des bayerischen KriegsmiaisterS»nd deS Bauernführers Heim. In den nächsten Tagen wird vor einem Münchener Ge» richt die Dolchstoh-Legende neu aufgerollt werden. Der Heraus- geber der„Süddeutschen Monatshefte", C o ß m a n n, hat unser Münchener Parteiblatt wegen Beleidigung verklagt, well es die Wahrheitsliebe der Coßmanfchen Dolchstoß-Bewoise an» gezweifelt hat. Die Absicht Coßmanns ist, nachzuweisen, daß die Sozialdemokratie lyährend des Krieges die Disziplin im Heere und die Stimmung in der Heimat geflissentlich gestört habe, um den sonst unfehlbaren Sieg Deutschlands zu verhindern und die Revolution vorzubereiten. Die„Frankfurter Zeitung " ist nun in der Lage, zwei bisher unbekannte Dokumente zu ver- öffentlichen, die einen neuen Schlag in das Gesicht aller Dolch» stoßlügner bedeuten. Das erste ist ein B r i ef des bayerischen Bauernführers Dr. Heim an das bayerische Kriegsministe» rium, vom 17. Februar 1916 datiert, und zeigt, daß schon In diesen Tagen die Stimmung gerade des bayerischen Land- volkes, bei dem die Sozialdemokratie bisher am wenigsten Einfluß hatte, von Tag zu Tag ungünstiger wurde. Aus dem Schreiben seien folgende Stellen hervorgehoben: „Aus allen diesen Veobachtungsquellen ergibt sich überein- stimmend die Tatsache, daß die Stimmung im Landvolk Tag für Tag ungünstiger wird, zum Teil«in« er» bittert« ist. Es dürfte z. B. als bezeichnend betrachtet werden, daß ein Urlauber, der auf dem Begriff war, zu seiner Truppe ins Feld zurückzureisen, im Eisenbahnwaggon an einem öffentlichen Platz erklärt hat:„Liebknecht hat vollständig recht!" Und daß das Publii tum in dem Wagen ihm zugestimmt hat, darunter auch Militärs. Ich kann außerdem bestätigen, daß aus dem Feld ganz erbitterte Briefe, besonders aus bäuerlichen Kreisen... kommen.... Das Schlimmste, was eintreten kann, ist eingetreten. Die bäuerliche Bevölkerung sagt, dl« Behörden hat ten sie angelogen. und das Vertrauen ist untergraben, die Glaubwürdigkeit der De. Hörden erschüttert. Ich kann tonstaileren, daß bislang unsere baye- rische bäuerlickie Bevölkerung allen Anforderungen in geradezu her- vorragender Weise nachgekommen ist. Ich kann aber konstatieren, daß seit dem 17. Januar die Stimmung vollständig um» geschlagen hat.... Die Erbitterung unter der Landbevölke- rung findet Ihr Echo in zahlreichen Briefen von Mannschaften in Feindesland. Dazu kommt die allgemein« wirtschaftliche Lage, die lange Dauer des Krieges, und es Ist keine Aeberlreikmng. wenn ich sage, daß eine Stimmung im Volke herrscht, die nicht schlimmer sein könnte." Wie gesagt, dieses Schreiben stammt aus dem Anfang des Jahres 1916! Troß dieser schon damals vorhandenen„Stim- mung, die nicht schlimmer sein könnte" hat das deutsche Volk noch zweieinhalb Jahre die Leiden des Krieges getragen! Das zweite Dokument ist ein Schreiben des baye» rifchen Kriegsministeriums an die Kommandeure aller mobilen Formationen und vom 11. Auaust 1917 datiert. Dieses Schreiben betont die Wichtigkeit der Stimmung in der Heimat für die glückliche Beendigung des Krieges, erklärt, daß die.Wjdttstarl!lskrast unA Opferwilligkeit des Volkes von Mo- pni m Monat immer bedenklichere Einbußen erleidet und , jährt dann fort: „Die bei Kriegsbeginn herrschend« Begeisterung ist längst ab- geflaut: sie hat vielfaib«inem weitgehend«» Pessimismus riatz gemacht, dessen Gefahren nicht unterschätzt werden dürfen. Vet- h"llv.lrmäßig am beste» werden die morallscheu und materiellen Drüfungea von der oroanisl orten Arbeiter schafl ertragen. Hohe Lohne , die straffe Organisation und der starke Einfluß der Führer der Sozialdemokralischen Alehrhelkspartol sowie der Freien, Christ- lrch-n und Hirsch-Drinckerschen Gewerkschaften stützen und stärken ihren Willen zum Aushalten so nachhaltig, daß— wenigstens in Bayern — von dieser Seite her ein Nachlassen der seelischen Wider. scandetrast zunächst nicht zu befürchten ist." Das Kriegsministerium macht dann aber auf die Mit- tellungen aufmerksam, die die Urlauber über das Leben des Kaisers und übe? die Verpflegung und das Leben der Offiziere an und hinter der Front machen und„hierdurch dem Mißvergnügen mit den Verhält- nisten in der Heimat noch ein weitgehendes Mißtrauen über das Leben in der Front und den Etappen hinzufügen." Sowohl der bayerische Vauernbündler wie das bayerische Kriegsministerium hatten also schon in der ersten Hälfte und in der Mitte des Weltkrieges die Stimmung im Volke sehr deutlich beobachten können. Nachdem die Wirkung dieser Miß- stimmung und der völligen Erschöpfung des Volkes im Feld und in der Heimat sich auswirkte in der Waffen- stillstandsforderung Ludendorff . Hinden- b u r g s, stnd die Dolchstoßschwindler aufgestanden, um durch ihre Lügenkamvagn« die Aufmerksamkeit von den wirklich ver- antwortlichen Kräften abzulenken auf diejenigen, die nach dem Zeugnis des bayerischen Kriegsministers dank ihrer straffen Organisation den meisten Widerstand in der Heimat bewiesen haben.__ volle Aufwertung für öen Welfen! Die Entscheidung deS Rechtsblocks in Braunschweig . Vraunschweig, 17. Otkober.(Eigener Drahtbericht.) Der große Raubzug gegen das Braunschweiger Land und Volk ist am Sonn- abend im Landesparlament vollzogen worden. Mit 24 Stimmen der bürgerlichen Mehrheit(Deutschnationale, Volksparteiler und Wirtschaftliche Bereinigung) gegen dt« Stimmen der 19 Sozial- demokraten, 2 Kommunisten und eines Demokraten Ist der Ver» gleich mit dem am 7. Nooeurber ISIS weggelaufenen Welsen- Herzog angenommen worden. Ein Demokrat hat sich der Stimme enthalten, weil er ol» Rechtsanwalt in den jahrelangen Verhandlungen juristischer Vertreter dt» Landes war. Don der parlamentarischen«rbeitsgemeinschast(Rechtsblock) enthielt sich der völkische Abgeordnet« der Stimme. Die Abstimmung war nament- lieh. Als dem Völkischen nach der Entscheidung der Vorwurf ge- macht wurde, er habe aus agitatorischen Gründen gegen sein Ge- wiffen und gegen die heimlich getroffenen Abmachungen mit dem Herxogshause sich der Stimm« emhalten. konnte er auf diese schweren Vorwürfe nicht« erwidern. So ist nun enbgDiig entschieden, daß der ExHerzog, der vor seiner Flucht im November ISIS in Schloß Blankenburg wehmütig an die Wand schrieb:„Zum letztenmal!" vom Land Braunschweig zwei Blankenburger Schlüsser, vier Domänen,«in Gestüt und 44 000 Morgen Forsten und über 5000 Morgen Ackerland erhalt und er Mitbesitzer der reichen Schätze im Landesnmseum und der Landesbibliothet wird. Ferner werden ihm in bar 16000 bis 20 000 Mark. Kosten für Anwälte, Reisen und Rechtsgutachten zurückerstattet. Der jährliche Ausfall an Einnahmen de« Staate« infolge de, Herzog-Vevgleichs wird noch der sicher sehr vorsichtigen Schätzung der schwarzweißroten Regie. rung über 500000 Mark betrage».
Msklang v Das Urteil dl V. Pcl. ßocffrno, 17. Oktober. (Eig. Drahtber.) Die Konserenz von Locarno Hot von der ersten bis zur letzten Stunde ihren streng geheimen Charakter beibehalten. Roch kurz vor der Schlußsitzung hatten führende Journalisten verschiedener Länder einen Vorstoß bei den Delegationen im Sinne der Zulassung derPresseoertreter zu dem feierlichen Schlußakt unternommen. Auch das wurde a b g e- lehnt mit der Begründung, der Saal fei zu klein, um auch noch die Presicvertreter fassen zu können. Unmittelbar nach Beendigung der Schlußsitzung waren einzelne Delegierte die ersten, diese Erklärung zu bedauern, denn, wie sie selbst sagten, sei die Unterzeichnung so weihevoll und seien die folgenden Reden so erhebend ge- wesen, daß es ein Jammer gewesen wäre, daß nicht die Ver- treter der öffentlichen Meinung als unmittelbare Zeugen dem hatten beiwohnen können, um als eigenes Erlebnis berichten zu können, daß nun die Aera des wahren Friedens in Europa tatsächlich angebrochen sei. Aus den Schilderungen der Ministerreden, die zuverlässige Zeugen gleich nach der Sitzung gegeben haben, geht hervor, oaß die Reden tatsächlich viel m e h r e n t h i e l t e n. als die später veröffentlichten offiziellen Versionen, die erst nachträglich auf- gesetzt worden sind. Stresemanns Ausfuhrungen machten durch ihre Wärme und Offenheit einen ganz vorzüglichen Ein- druck auch auf diejenigen, oie nur die französische Uebersetzung verstanden, wodurch die Rede natürlich von ihrer unmittelbaren Wirkung einiges verlor. Besonders Briand sprach gleich nach der Sitzung sehr warm über die würdigen und außerordentlich loyalen, sowie eindrucksvollen Worte Stresemanns. Stresemann soll u. a., was die offizielle Fassung nicht er- wähnt, sehr eindringlich betont haben, wie s ch w e r es für die deutsche Regierung gewesen sei, den Weg nach Locarno zu gehen, trotz der entgegenstehenden Haltung größerer Teile der deutschen öffentlichen Meinung; in diesem Zusammenhang sprach Stresemann die Hoffnung aus, daß die alliierten Regierungen dies bei der Behandlung der deutschen Wünsche nicht vergessen würden und könnten. Wie ein Teilnehmer der Sitzung mir gesagt hat, schwebte in diesem Augenblick der Schatten Walther Rathe- «aus über dem Saal. Sowohl Briand wie Vandervelde brachten in ihren Ansprachen viel d« u t l i ch e r, als der offi- zielle Text vermuten läßt, zum Ausdruck, daß sie die geradezu tragische Bedeutung dieses Appells begreifen. Daher die zwar nicht offiziell veröffentlichte, aber tatsächlich gefallene Rede- Wendung Briands, daß Luther und Stresemann ihr Vaterland nicht nur nicht verraten, sondern den wahrsten Interessen ihres Volkes einen bleibenden großen Dien st erwiesen hätten— bald würden die Deutschen kontrete Beweise dafür haben! Briand hob auch sehr warm hervor, worüber die offizielle Version leider nichts sagt, daß man endlich andere Methoden im Verkehr zwischen den Nationen anwenden müsse, wenn nicht die Zivililation einer neuen Katastrophe entgegen- eilen solle; man müßte den. Weg zu einer Internationa- lisierung der europäischen Interessen ein- schlagen, der zu den Vereinigten Staaten von Europa führen würde. Vandervelde fügte den(von uns bereits gemeldeten Red. d.„Vonpäpts") Worten über seine Unterzeichnung des Verfailler Vertrages hinzu, zu seinem tiefsten Schmerz habe er oft und lange sehen müssen, daß seine Freunde auf der ande- ren Seite feine damalige Haltung nicht begriffen hätten. Aber der Weg von Versailles nach Locarno habe ihn zu der Ueber- zeugung gebracht, daß er tatsachlich damalsdasRichtige getan habe. ♦ Allgemein wird erwartet, daß in allernächster Zeit eine VollversammlungdesVölkerbundes einberufen werden wird mit dem einzigen Punkt der Tagesordnung: Bei- triftserklärung Deutschlands . Diese Dollverfammlung muß um so früher stattfinden, als ja die gestern unterzeichneten Verträge erst dann in Kraft treten, wenn Deutschland dem Völkerbund beigetreten ist. Man plant, diese Vollversammlung, deren Kosten sonst durch die Reise der Vertreter von Südamerika , China usw. nach Genf sehr Hoch werden, dadurch zu verein- fachen, daß man sämtliche Mitgliedstaaten des Völkerbundes anssordert, chre ständigen diplomatischen Ver- t r e t e r in Bern oder Paris als Vertreter zur Völkerbunds- Versammlung zu schicken. „Die parte! öer Loearnksten". V. 8cb. Locarno . 17. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Am Rachmittag waren etwa 60 Pressevertreter von Dr i a n d zu einer dreistündigen Dampferfahrt eingeladen. E» nahmen teil: Briand und seine engerm Mitarbeiter als Gastgeber. Ehamberlain und Frau, der Bürgermeister von Locarno und etwa je ein halb
Ahm Lemderger flttentatsprozeß. Gefahr eines Justizmords? Landtageabgeordneter Genosse Dr. B a d t hat an die preußische Regierung folgend« Klein« Anfrage gerichtet: Am 12. Oktober d. I. hat m Lemberg der Prozeß wegen de» am 5. September v. I. begangenen Bombenattentats gegen den polnischen Staatspräsidenten begonnen. Dieses Verfahren droht zu einem zweiten Dreyfus-Prozeß zu werden, wenn nicht rechtzeitig die in Frage kommenden preußischen DeHörden dasjenige, was ihnen nach meinen Informationen über die Person de« wirtlichen Attentäter» bekannt sein soll, zur Kenntnis der OesfenUichkelt und damit auch des Lemberger Gerichts bringen. Angeklagt wegen des Attentats ist der Student Stelger, der jedoch mit dem Attentat nach der Auffassung hervorragender Juristen nicht das mindeste zu tun hat, sondern lediglich stch damals zufällig in der Zufchauermenge befunden hat. Wie ich Zeitungs- berichten entnehme, find auch der früher« polnisch« Innenminister Hübner und bedeutend« Warschauer Sicherheitsbeamte von der völligen Unschuld Steiger» überzeugt. Der wirklich« Täter ist«in Utreiner namens Theophil Olszanfki, der von«inem ukrainischen Militär. tomitee für diese Tat bestimmt worden ist und sie auftragsgemäß ausgeführt hat. Theophil OlszansN hat. wie sich au« einem bei den Akten des Lemberger Gerichts befindlichen Bericht ergeben soll, am 2. Ot- tobcr 1S24 die deutsche Grenz« in Beuthen über» schritten und ist dabei von den deutschen Grenzposten angehalten worden. Lei seiner Vernehmung hat er, wie ich Zeitungsberichten entnehme, sich offen zu dem Attentat bekannt und diese» Geständnis glaubhast gemacht. Er war im Besitz einer größere» Geldsumme
m Locarno . s Auslandes. Dutzend Journalisten aus allen Ländern der Mlt. Stich dies« Fahrt verlief in bester St im mung, wobei Briand durch seinen Witz die Anwesenden in guter Laune hielt. Er unterhielt sich längere Zeit mit den meisten seiner deutschen Gäste. Am amüjan- testen war seine Begegnung mit einem bekannten deutschnatio- nalen Journalisten, dem er u. o. sagte: Na, Sie haben wohl nicht allzu großes Vertrauen in diese Konserenz gehabt oder vielmehr Vertrauen darin, daß sie scheitert. Aber wissen Sie, in meinem Wer lernt man als Philosoph sich mit unoer- weiblichen Dingen abfinden. Zum Schluß sagte er dem deutschnationalen Pressevertreter: Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wir bilden eine neue Partei, die Partei der Locarnisten, wallen Sie mtt mir Pate sein? Als der deutschnationale Journalist dies bejaht«, reichte er ihm die Hand und schüttest« sie ihm herzlich.
Washington uns locarno. Offiziöse Erklärung im Namen Eoolidges. washingkon, 17. Oklober.(WTB.) Obwohl Präsident C o o l i d g e noch keine offiziellen Mitteilungen über da» Sicherheit»' abkommen von Locarno erhielt, glaubt er auf Grund der»er- öffenllichlen Berichte, daß das Abkommen eine der wichtigsten Errnogeafchafteu Europa » feit der Annahme de» Dawe»- Plane» fei. Eoosidge erblickt in dem Abkommen einen weitere« Schritt zum Weltfrieden und eine neue Verheißung der Srleichteruag für die Nationen, die jetzt ausgedehnte militärische Rüstungen ualer- halten. Zu dieser Verbindung erwartet Eoolidge, daß da» Ab- kommen eine endgültige Wirkung zugunsten de» Vorschlag» haben werde, daß eine zweite Abrüstungskeaserenz in Amerika abgehalten werde. Räch Eoolidge« Ansicht war die Anaohme de» vawe».planes da» wichtigste Ereignis in Europa nach der Unter- Zeichnung de» Friedensvertrage ». Sie war Ihm ein vewei«, daß die am Weltkriege beteiligten Rattonen fähig sind, ia Lebensfrage» ein Abkommen zu erzielen. Er bekrachlet den Sicherheilspakt al» eine« wetteren Beweis dieser Fähigkeit.
Das Echo üer presse. England. London , 17. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Au» allen ofsi- ziellen und unoffiziellen Aeußerungen geht die außerordent- lich« Befriedigung der hiesigen amttichen Kresse über Lo- carno hervor. Wie verlatttet, hat Baldwin im eigenen wie im Namen des gesainten Kabinetts dieser Ausfassung in einem Glück« Wunschtelegramm an Ehamberlain Ausdruck verliehen, gm Hinblick auf die Unterzeichnung des Paktes in London wird hier allgemein angenommen, daß angesichts der außerordent- lichen Bedeutung dieses Paktes der Patt nicht von den Botschaftern, sondern von den Staatsmännern, die in Locarno verHandel» ten, selbst unterzeichnet wird. Mtt besonderer Aufmerksamkeit wird hier die unerwartete enthusiastische Beurteilung festgestellt, die da» Resultat von Locarno in den Vereinigten Staaten findet. Au« amerikanischen Pressestimmen geht hervor, daß von der Presse und der öffentlichen Meinung nunmehr«in starker Druck auf Coo- lidge zur Einberufung der fett langem geplanten Ent-vaff» nungskonferenz ausgeübt werden müsse. Ihr Koc-espon- dcnt wird darauf hingewissen, daß, tm Gegensatz zu früheren Bo- fürchtungen der deutschen Rechten. Deutschlands bevorstehen» der Eintritt in den Völkerbund in Amerika durchaus positive Beurteilung gefunden und günstige Rück- Wirkungen auf Deutschlands Kreditfähigkeit ausüben wird. Der Presseboykott gegen Mussolini hat hier auch im bürgerlichen Lager durchaus sympathische, teilweise sogar lebhast zustimmende Beurteilung gefunden So schreibt der liberale.Star" in einem Leitartikel, es sei wahrhaft erfreulich, daß Diktatoren auf solche unmißverständliche Weise an die Grenzen der Macht und Tyrannei erinnert würden. Die Demonstration der Iour- nalisten in Locarno werde trotz Mussolini in Italien durchsickern und werde zweifellos Italien mtt anspornen» die erniedrigende Knechtschaft abzuschütteln. Teutsch-Oesterreich. Wien . 17. Oktober. (MTV.) Der Ausgang der Konferenz von Locarno wird tn den hiesigen Blättern als«in Triumph de« Friedensgedankens begrüßt,«s wird aber hinzugefügt, daß er die Hoffnungen, welche er hervorgerufen habe, noch erfüllen müsse. In der„Arbeiterzeitung" wird die RealttSt d« Friedensbotschaft von Locarno bezweifelt und als das wichtigste Ergebnis der Konferenz bezeichnet, daß Deutschland zum erstenmal fest dem Kriege wieder alsvöllig gleichberechtigte Macht behandett worden sei.
und gab cm, nach Berlin zu reisen, wohin ihn«in dortiger Frevntt «ingeladen hatte. Nach telegraphischer Rücksprache bei diesem Freund sollen der Weiterresse nach Berlin keine Schwierigletten in den Weg gelegt worden sein. Olszanski soll darauf vom IL. Oktober 1024 ad ktt Berlin ordnungsmäßig gemeldet gewesen sein und hier als pold tischer Flüchtling das Asylrecht für sich in Anspruch genommen haben; wegen des unbefugten Grenzübertritts soll er lediglich mtt einer geringen Geldstrafe belegt worden sein. Ich frage nun: 1. Wieviel von dem vorstehend geschilderte» Sachverhalt ist preußischen Polizeibehörden bekannt geworden? 2. Ist Veranlassung genommen worden, diese Kenntnis an die polnische Etaatsregierung weiterzuleiten und wann ist das geschehen? S Ist beabflchttgt. falls die zu 2. erwähnt« Weiterleiwng bis- her noch nicht oder nur unvollkommen erfolgt fein sollte, st« mtt tunlichst« Beschleunigung nachzuholen, damit in Lemberg nicht in- zwischen ein Unschuldiger zum Tod« verurteilt, damit ferner vermiesen wird, daß Unterlassungen preußischer Polizeibehörden für den Ausgang dieses zweiten Dreysus-Prozesses mitverantwortlich gemacht werden? wacdonald in Wien . Ramsay Maedonald blatte geliern ve» sprechungen mit Bundeskanzler Dr Siamet.«ußenminister Dr. Matoj« und dem Bürgermeister der Stadt Wien Seitz. ES fand ihm zu Ehren bei der englischen Gesaudtschait ein Frühstück stat,. an dem auch eine Reihe sozialdemokratischer Abgeordneter ieiknchmen. ver polnisch« Laudiag ist für Dienstag kommender Woche ein- berufen worden. Die ffchechoflowafischen Vahle« sind vom Präger Anne» Ministerium auf Sonntag, de« Iii. November festgesetzt worden.