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der Zall tzöfle km k!anötag. Ei« Opfer deutschuationaler Hetze und Verleumdung. Der Preußische Landtag setzte heute in seiner zweiten Beratung des Haushalt» des Justizministeriums die allgemeine Aussprache über den Jall Höfte fort. Genosse KuUner hält dabei eine scharfe Abrechnung mit der von den Deutschnotionalen so durchsichtig zu politischen Zwecken be­triebenen Ausschlachtung der Fälle Barmat und Höfte. Di« Le- schlüffe des Ausschusses seien taktisch richtig gewesen, in ihnen komme aber nicht der unmittelbare Eindruck dessen zur Geltung, was die Mitglieder des Ausschusses schaudernd erleben mußten. Um den Fall Höfte richtig beurteilen zu können, müsse man in die Unter- gründe und Hintergründe hineinleuchten. Es fei festgestellt worden, daß so wenig der Gefängnisarzt Dr. T h i e l e wie der Medizinal- rat Etörmer pflichtgemäß gehandelt haben. Dazu komme der Mißbrauch mit narkotischen Mitteln, der die falsche Anwendung des Ofrlasses des Wohlfahrtsministeriums, die vom Terror Auhenftehen- beeinflußt« Stellung des Untersuchungsrichters und zu alledem >e Zaghaftigkeit des Justizministeriums, das zu spät eingegriffen ab«. Besonders ungeheuerlich sei gewesen, daß im Anschluß an den Offenbarungseid das Meineidsverfahren durch- geführt worden ist. Auf Grund einer öffentlich betriebenen Hetze ist hier ein Terror ausgeübt worden, wie man ihn ähnlich nur in Frankreich seinerzeit im Dreyfus-Prozeß erlebt habe. Jetzt erst nach dem Abschluß der Ausschußberawngen spricht der Abg. Dr. Pinkerneil von einem preußischen Pana» wo. Wer das vor sechs Monaten gesagt hätte, der wäre in einer Flut von Beschimpfungen und Gelächter erstickt worden, wie hat man gegen Sbert gehetzt! Selbst der deutschnationale Herr v. W a l d- hausen hat das Verlangen gestellt, daß man Ebert Genugtuung für die Verleumdungen, die gegen ihn geschleudert worden sind, ver- schaffen müsi«. Es gäbe keinen 5afl Höste, wenn es keine deutfchaakionate und kommunistische Hetze gegeben hätte. Hier hat Herr Seelmann fachlich gesprochen. Aber seiner Fraktion muß man das Dichterwort entgegenrufen:Ihr sätet Blut und steht bestürzt, da» Blut ist ausgegangen!' Was hat man nicht alles dem Ministerium vorgeworfen, man behauptet sogar, daß es sich einer Begünstigung in der Barmat» ossäre schuldig gemacht hätte. In der deutschnationalen Press« tonnte man lesen, daß das Justizministerium eineBs- treiung des Oberschiebers Höfie" unternehmen wolle. Jetzt betiagca sämtliche Parteien den traurigen Ausgang diese» Falles. Die Deutschnattonalen und die Kommunisten soll- nn aber bei sich zu Rate gehen, dann würden sie die eigene Schuld daran feststellen. In der deutschnationoten Presse wurde der Tat­bestand vollkommen verdreht, aber die deutschnalionalen Ausschuß» Mitglieder haden es nicht für notwendig befunden, gegen die Urheber dieser Artikel irgend etwa» zu unternehmen. Der Redner erinnert die Kommunisten daran, daß sich dieRote Fahne' zuerst an der Hetze gegen Höst« beteiligt habe, daß dieRote Fahne' verlangt habe, Höst« solle strenger behandelt werden, daß dieses Blatt sich auch schützend vor die Amtsvergehen des Herrn K u h m a n n gestellt hat. Viele an diesem Fall beteiligte Beamte sind dem Terror erlegen. Man hat keine Rücksicht auf die Familien der Angegriffenen genommen, ebenso wie vor einigen Tagen der Minister H i r t s i e f e r. sind Männer, die sich nicht verteidigen. konnten, durch die Gosse geschleift worden. Es steh« fest. daß die moralisch« Schuld am Tode Höstes die Staat sanwallschast trage. Sie hat um ihr« Existenz gekämpft. Au» Karrte«gründen such» sie altes zusammen, um ihr« Stellung zu halt««. Bezeichnend ist da» Wart des Herrn Linda: wenn mir die Sache mißlingt, denn bin ich irgendwo in Pose- muckel.' Den Medizinern ist von außen he? suggeriert worden, daß Höste an einem Selbstmord zugrunde gegangen sei. In geradezu infamer weise haben sich dt« vevtsSinaSonatea in diesem Fall« benommen. Im Ausschuß verhandeiten ihre Vertreter allerding» sachlich, umso

Trudc Hesterberg als EIrce. Für alles Gepfeffert« und De- falzenc, für die erotischen Ungezogenheiten, die sichtbaren und hör- baren Eochonerien sind die Pariser Vühnenratlkel wie emst im Mai wieder unentbehrlich. Die Ehebruchschwänk« grassieren aufs neue bei uns. und kann man im Refidenz-Theater eine unserer origxnellstcn, vollsaftigsten, korikawrbegabtesten Künstlerinen kCrnde Hesterberg nach Ihren Experimenten und Kabarett und Operette, nunmehr wieder der Sprechbühne dienstbar machen will. n: eine französische Komödie von Picard und Jäger- Schmidt den Texr dazu liefern. In Circes Heirat sind olle wirksamen Ingredienzien für ihre Launen. Canaillerien, derben Lustigkeiten, Spöttereien enthalten nnd noch einige mehr, die man ihr und dem Stück« gern geschenkt hätte. Di« Hesterberg ist in ihrem Element, wenn sie den Zirkus Ihrer Verehrer in Freiheit dressiert verführt. Sie ist auch eine kluge Bändigerin ein»? Millionc-s, der guter Junge und etwas trottelhaft ibr fein« Millionen zu Füßen legt und sie durchaus heiraten will. Ihre ganze Höh« zeigt sie aber in dem ausgelassenen zweiten Akt, wo sie Abschied feiert und im Scktrausch Ehanson singt und tanzt. In der Rocht darauf entdeckt sie die wahr« Liebe in Gestalt eines jungen Anbeters und ftol; proklamiert sie am nächsten Morgen, auf ihrem Lette, wie auf einem Throne stehend, ihre Liebeskreihelt. Der Millionär fliegt, aber die Illusion der Liebe ist vorbei, der junge Mann ist viel zu praktisch, um sich in Ihre Unkosten zu stürze««. So kehrt CIrce wehen Herzens zu dem Millionär zurück, der sie wie«in treuer Hund liebt und selbst d»n Dritten dulden würde. Aber sie mag den nicht mehr, und so schließt das Stückchen höchst sentimental mit einer Apnthese der Liebe bei bengalischer Beleuchtung. Reben der Hesterberg konnte sich Adolph« Engers , als herzensguter, schick-gemütlicher Millionär und Andre M a t t o n I als der erwählte Herzensfreund und schwach» tend« Jüngling wohl sehen lassen. Herr Engers hatte eine an- steckende Fröhlichkeit. Der starke Erfolg der Hesterberg enthebt uns nicht der Frage: gibt«» kein« besser« Aufgaben für sie? r. Ein fliegendes Aulomobll. Man ist bereits seit längerem be- strebt, ein«'praktische Verbindung zwischen einem sich aus festem Boden bewegenden Krasiwagen und einem Wasserfahrzeug herzu- stellew Wie inReclams Universum' berichtet wird, ist nun ein« Darmstädter Flugzeugsinno mit einer eigenartigen Neukonstruktion an die Oeffentlichkeit getreten, dem sogenannten Aeromobil. Dieses ..fliegende Automobil verbindet ein Leichtsegelflugzeug mit einer autotechntschen Fohrvorrichtung für den Stroßc-nverkehr. Es kaim ror dem Start mit eigener Kraft durch die Straßen zum Flugplatz fahren und nach wenigen Handgriffen als Flugzeug benutzt werden. vle Russen vertragen keinen Schnaps mehr. Die sowjewress« ist äußerst erregt über den großen Alkoholgenuß in der letzten Woche. Im Zusammenhang mit der Einberufung des Jahrgangs 1823 war der Verkauf von Alioholgetränken verboten. Am 4. Oktober wurde der Verkauf von«Oprozentigem Schnaps freigegeben. Die Folge davon war«in« unoloubllch« Schnapsoertilgung. Am S. Oktober wurden In die Krankenhäuser Moskaus 4S00 Personen in sinnlos betrunkenem Zustand« eingeliefert. Ate«alerte V».«»lblchmibk. vr. Vallerstetn. S»Sneberger Wtx 96a nMrnt Ihr«»'«»jährige«u«ilk0ung»sailon mit»emälden von M a u r i r. Ntrill» iwvte«tt««er Seih««-»gewähtter Aquarelle von Paul Signa»

größer war die Schlammflut von Verleumdungen, die von ihrer Presse in das Land gewälzt wurde. Jetzt«roch wird ein deutfchnationales Flugblatt zu den Berliner Stadtverordnetenoerfammlungen verbreitet, auf dem weder der Lerfasier, noch der Verleger, noch der Drucker vermerkt ist. Nur aus dem Anmeldeformular ergibt es sich. daß es sich um ein d e u t s ch n a l i o n a l e s Flugblatt handelt. Hier werden alle Verleumdungen wiederholt, die im Ausschuß selbst von deutschnationaler Seite als unrichtig gekennzeichnet worden sind. (Stürmische Zurufe von links.) Wir werden dafür sorgen, daß diese lluwahrhasiigkeit der Deuischaationalen vor den Wählern ausgedeckt wird. Der Redner erklärt zum Schluß, daß es nicht positio festgestellt worden fei, wie Höfte geerrdet habe. Einen Selbstmord halt« er für ausgeschlossen. Die indirekte Ursache des Todes von Höst« fei hetze und Verleumdung.(Lebhaftes sehr richtig links.) Jetzt muh dafür gesorgt werden, daß ähnliche Fäll« sich nicht mehr ereignen. Es sei anzuerkennen, daß das Justizministerium Besserungen herbeiführen will. Solange es aber in Deutschland üblich sei, fachliche Gegensätze mit persönlicher Hetz« und Verleum- dunz auszutragen, solange wir an diesem Krebsschaden zu leiden haben, können wir leider nicht die Gewißheit haben, daß sich der Fall Höste nicht wiederholen wird.(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) Der nächste Redner ist Abg. Dr. Böhm«(v. Dp.)-

tzeute Kabinettsitzung. Unter Borsitz des Reichspräfidente«. Da« Reichskabinett ist heute vormittag lOX Uhr unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten o. Hindenburg erneut zusammen- getreten, um die gestrigen Beratungen über das Vertragswert von Locarno fortzusetzen. Erst heute nachmittag 4 Uhr werden die Ver- treter der Parteien und wirtschaftlichen Verbände des befetzten Ge- biets empfangen werden. Sie werden hierbei der Reichsregierung eingehend ihre Wünsche hinsichtlich des Befatzungsregime» sowie auch der wirtschaftlichen Auswirkungen der Abmachungen von La- carno zum Ausdruck bringen im Zusammenhang mit den von den Alliierten in Locarno gemachten Zusagen, von deren Erfüllung die Unterzeichnung der Verträge wesentlich abhängen dürste. Heut« trifft im Reichstag der Vorstand der deutsch - nationalen Reichstogssraktion zusammen, um sich mit den Ergebnissen der Locarno -Konserenz zu befassen. Die Gesarnt- sraktion ist für Mittwoch einberufen.

kreftinski be! Stresemann. Der russische Botschafter in Berlin Krestlnski, der sich gleich«nn ersten Tage nach der Rückkehr der deutschen Delegation beim beut» scheu Außenminister angesagt hatte, ist. wie TU. meldet, am Montag nachmittag von Dr. Stresemaim zu einer längeren Besprechung empfangen worden. Süüüeutsche Dolchstößerei. Prozeß Coßmann Gruber. München , 20. Oktober. (Eigener Bericht.) Der Mllnchener Dolchstoh-Prozeß nahm am Montag vor dem Amtsgericht in der Au einen recht stillen Anfang. Das Publikum interessiert« sich wenig dafür. Die paar Bänke im Zuschauerraum waren nur schwach desetzt. Dagegen ist fast die Hälft« des Saales von«ircheimifchen und auswärtigen Pressevertretern mit Beschlag belegt. An die 40 Journalisten mögen anwesend sein. Bon den ursprünglich für«inen späteren Termin vorgesehenen Sachverstän- digen waren nach dem Willen der Verteidigung bereits am Montag anwesend. Anusgerichtsrat Hertz, Dr. Fischer. Sekretär des Unter- suchuilgsausfchusses, Oberst a. D. Jochim. Reichsarchwrat Voll- mann und Simon Katzenstern. Die Anklage lautet auf Vergehen der Beleidigung und der üblen Nachrede, begangen durch die Press«. Nach Verlesung de» Erösfnungsbcschlussss erhob Dr. Hirschber� Einspruch gegen den Sachverständigen Jochim. Oberst a. 2.. d? dieser bei der März» offensive 1S18 an hervorragender Stelle der 17. Armee Bülow stand, die sowohl nach dem Urteil Ludendorsks als auch nach dem Urteil des militärischen Sochoerstöndigen im Untersuchnngsausfchuß bei jener Offensive besonders versagt hat. Jochim müsse also unbe- dingt als befangen erklärt werden, da er kein positives Urteil über die Frage der Unzulänglichkeit der Obersten Heeresleitung abzugeben in der Lage sei. Der Vorsitzende forderte den Sachverständigen Jochim auf, sich in den nächsten Tagen schriftlich zu dem Antrag der beklagten Partei zu äußern, woraus dann das Gericht Beschluß über den Antrag fassen wird. Hierauf verlas der Vorsitzende sämtliche Artikel derMümhener Post', die zur Abwehr der beiden Do'ckstoßnummern derSüd- deutschen Monatshefte' im April und Mai 1824 geschrieben wurden u«rd gab dann dem Beklagten, Genossen Grober, das Wort. Diefer erklärt, daß er den s a ch l i ch e n Inhalt aller dieser Artikel kennt und die Verantwortung für sie übernimmt. Diese Artikel sind geschrieben zur Abwehr von verleumderischen An- griffen aus die Sozialdemokratisch« Partei, ihr« Führer und ihre Politik. Unserer Partei imd ihren Führern ist nicht» Geringeres vorgeworfen, als daß sie die Front im Rücken erdolcht und den Zusammenbruch herbeigeführt und daß sie dabei sogar im Einverständnis mit den Feinden gehandelt haben. Diefer Vorwurf kann nicht erhoben werde««, und es ist daher be- greiflich, roenn gegen einen derartigen, nach unserer Ueberzeugung völlig unbegründeten Vorwurf in der allerschärssten Weif« vorge­gangen wird. Dazu kommt, daß der Privatkläger sich in da» Mäntelchen der Wissenschaft gehüllt hat und weiter, daß da» ge- fchehen ist in einem Zeitpunkt, da wir ln einem heftigen Wahlkampf standen. Wenn man eine solche Arbeit herausgibt mitten im Wahl- kämpf, dann verrat man damit ohne weiteres, daß es einem nicht um gewissenhafte Erforschung des Zusammenbruchs, um die Er- forfchung der Wahrheit zu tun ist, sondern, daß es sich um ein« parteipolitische Hetze handelt zu rein parteipolitischen Zwecken, um eine Hetze gegen oie Sozialdernokratie, die man in diesem Wahl- kämpf so stark als möglich schwächen wollte- Wenn Eoßnrann in seinem ersten Heft gegen die Sozialdemokratie etwa» zurückhalte«» mar, aber im zweiten Heft in voller Eindeutigkeit sein« schimpflichen Vorwürfe gegen unsere Partei und ihr« Führer erhob, so ist dos wohl darauf zurückzuführen, daß feine Hintermänner, nämlich Gras Reventlow und er alldeutsch-völkische Klüngel von ihm ein etwas deutlicheres Auftrumpfen verlangt haben, und es ist nicht unbe- kannt, daß Reventlow sogar gedroht haben soll, er«verde sonst den Zuschuß von 13 000 Mark sperren, und daß zu>eite Hest würde dann nicht erschienen sein. Wenn es Coßmonn um die Wahrhest zu tun gewesen wäre. dann durfte er nicht einzeln« Tatfachen, die ihm zugetrogen wurden. ohne ihr« Richtigkeit zu prüi-n, einfach veröffentlichen, und das, was er sonst noch wußte, oerschweigen. Er durste vor allem nicht verschweigen, was in den Tagen vom 29. September bis zum 3. Oktober 1918 vorgegangen ist, und wenn er es verschwiegen hat. dann braucht er sich nicht zu wundern, wenn ihm der Vorwurf der GefchichtsfSlschung gemacht wird. Die schlimmste politifch« Geschicktsfälschiing. die wohl fe vorgekommen ist, ist das, was in diesen Dolchstoßhcfien niedergelegt ist. In diesem Ginne sind dl« Artikel derMünchener Post' zu verstehen: lediglich als Abwehr Segen die verleumderisiben Angriffe. Wir haben keinen Anlaß, en Vorwurf der bewußten Gefchtchtssälfchung und der politischen Brunnenvergistung heute zurückzunehmen. Wir halten diele Vor- würfe gegenüber Coßmann aufrecht, und wir werden den Beweis für ihre Richtigkeit erbringen.

Anschließend an diese eindrucksvolle Selbstverteidigung des Ge­nossen Gruber gab dann Verteidiger Dr. Hirschberg ein" Bild dar Taktik der Coßmonnfchen Geschichtssälschung. Der Vorwurf d?r Geschichtsfälschung ist vor allem gegeben durch die zahllosen Weg- l a s f u n g e n in den beiden Heften, die das geschichtliche Bild für den unkundigen Leser zu fälschen suchen. Zum Beweis dafür hat Dr. Hirschberg in 14 Punkten die wichtigsten Fälschungen zusammen- gestellt und ihnen jeweils die Antithese der geschichtlichen Wahrheit gegenübergestellt. Dieses gedruckt vorliegende Beweismaterial wird im Laufe des Prozesses noch eine bedeutende Roll« spielen. An die Verlesung dieses Materials schloß Dr. Hirfchberg dann folgend- Aus- fühnrngen: Die Vorbereitung des Prozesses hat ungewöhnlich lange Zeit gedauert. Während dieser Zeit ist, im Jahre 1923, ein neues Heft derSüddeutschen Monatshefte" erschienen, und dieses Heft enthielt nicht mehr und nicht weniger als eine Preisgab« der beiden Dolch st-Hefte durch den Prioatkläger selbst. Im übrigen ist die Frage, ob der Inhalt beider Hefte Geschichte- fälfchungen sind, ausschließlich eine Frage der Sachverständigen. Bei Eoßmann handelt es sich nicht um einen Fanatiker seiner Joe«, son- dern um«inen skrupellosen Fanatiker, der in der Wahl feiner Mittel nicht«vählerifch ist. Zum Beweis für diese Behauptung führte Dr. Hirschberg eine Reihe von Urkunden an, so einen Brief des Berliner Historikers Marcks an Valentin, weiterhin einen Briefwechsel des Legationsrots Rietzler mit Coßmann, in dem gegen letzteren infolg« eines schmählichen Vertrauensbruch» außerordentlich schwere Vorwürfe persönlichster Art erhoben wurden, ohne daß Eoß- mann Anklag « erhoben hätte. Hierauf nahm der Kläger Eoßmann dos Wort und«rNürt«, daß er später ausführlich auf die persönlichen Angriff« gegen ihn ant- warten werde. Zur Frage Reventlow wußte er nur zu sagen, daß er den Grasen nur einige Male gesehen hat. nämlich einmal im Jahr- 1918 und zwei- bis dreimal im Jahre 1918/19. Verbindungen zu diesen völkischen Kreisen habe er niemals gepflogen. Am Dienstag früh begann die Beweisaufnahme mit der Der« nehmung des früheren Majors Roeder, der während des Krieges im Generalstab die Spionogeabieilung leitete und ausführlich schll- dert, wie die gegnerische Propaganda in Deutschland betrieben wurde, oder wie da» Militär diese Propaganda ansah.

ßememorö oüer Unglücksfalls Eine Berichtigt!« Wir erhalten aus Wismar von dein Londessuperintendenten R t s ch e eine Zuschrift, die sich auf eine in unserer Sonderausgabe gegebene Darstellung de» Todes des Seeoffiziers Otto bezieht. Dieser Seeossizier Otto ertrank aus einer Segelfahrt auf der Ostsee . die er mit einem Sohn des Wismarer Superintendenten unter- nommen hatte. Allgemein wird allerding» bezweisett, daß es sich nur um einen Unglücksfall geharrdelt hat. Herr Superinien- denl Rische schreibt un» aber: Der Seroffizter Otto war niemuls ein Freund Bauers. Dagegen war Otto der beste Lugendfreund und Kriegskamerad meine» Sohne» Berno. Di« drei jungen Leute«oaren aus einer Vergnügungsfahrt nach Kopenhagen auf der Eegelsacht Ottos. Bei der stürmischen Einfahrt am 3. September 1822 in den Tuborghasen von Kopenhagen vurde Otto, während meine beiden Söhne vorne da» Focksegel«inzogen, vom berumschlagen- den Groß bäum über Bord gefegt. Aus seinen Hilferuf .Mann über Bord' eilten beide Brüder schleunigst noch hinten und warfen Ihm Taue und Kissen hin: Otto aber versank, wie auch ein Mann auf dem etwa 59 Meter entfernten User gesehen und ausgesagt hat, plötzlich im Wasser. Er litt schon lärrgere Zeit am Herzen und hat also einen Herzschlag bekommen. Dies alles ist dort in Kopenhagen von der Polizei, sodarm hier von dem belannten gegenvölkisaren Oberst der Sicherheit?- polizei Lang« in Schwerin und endlich endgültig vom Land- geeicht in München im Februar 1923 festgestellt.' Wir können die Richtigkeit dieser Angaben im Augenblick nicht nachprüfen, geben sie aber layalenveise wieder. Di« Kreis« der völti- scheu Hetzer brauchen sich nickst zij wundern,«verrn bei den nach­gewiesenen zahlreichen Fememorden auch einmal ein Unglücksfall irrtümlich auf i h r Konto gesetzt wird. Sie haben e» sich selber zu zu- schreiben, wenn man ihnen«be» alle» zutraut.

Deutjibe Hochschule für polstik. Borlesungen deS Wintersemesters. Die Hochschule für Polttik versendet das Borlesungsverzeichnis für das Wintersemester 1923/28. Es ist vom Sekretariat, Berlin W. 38, Schinkelplatz 8, Alle Bauakademie, zu beziehen. Die Hochschule für Politik ist eine freie Hochschule. Ihr i Besuch ist deshalb grundsätzlich nicht an dem Nachweis besondere- Prüfungen geknüpft. Ihre Vorlesungen nehmen darauf Dedacht, daß Hörer mit verschiedeuarttgen Voraussetzungen der Vorbildung mit Nutzen an ihren Vorlesungen teilnehmen können. Di« Anmeldefrist für das Wintersemester hat vor einigen Tagen begonnen: sie läuft am 7. November ab. Zum Zweck der Anmeldung und der Belegung von Vorlesungen steht dos wochentäglich sonst von 19 bi» 2 Ahr g»- öffnete Sekretariat vom 28. Oktober ab täglich van 19 bis 8 UI,r zur Verfügung. Um allen Werktätigen und Verusstätigen, die da» Streben nach ernster politischer Ausbildung haben, zugänglich zu sein, firrden die Vorlesungen ausschließlich nach- Mittagsundabend« in der Zeit zwischen 3 und 9 Uhr statt. Die Hochschul« für Politik, die durch die Art ihre« Ausbaue» die Ziel« einer Volkshochschule mit der einer wissenschafflichen Air- stall verbindet, ist eine überparteiliche Organisation: Vertreter aller Weltanschauungen kommen ln ihr zu Wort. Wir er- wähnen, daß die Sozialdemokratie in ihrem Vorstand durch den Ge- nassen Pros. Dr. Radbruch. In dem Berliner Kollegium durch Dr. Nu» dolf Hilferding und Karl Mennicke vertreten ist. Die Hochschule für Politik hat einen zweijährigen S t u d i« n g a n g, der in vier Semester zerfällt. Diese viersemestrige Gliederung bedeutet keinen schematisch zu befolgenden Schul- gang: da» Studium kann ftderzeit begonnen und je nach de» Interessen, Bedürfnissen und der Vorbildung des Hörers zusammen, gestellt werden. Don den 21 für da» nächst« Semester angekündigten Vorlesungen erwähnen wir die nach dem Gegenstände oder nach dem Vortragenden für unsere Leser besonders interessanten: Falk: Di« deutsch « Reichrrsrsassung unter vergleichender Berücksichtigung frem» den Staatsrechtes: Wilhelm Haas: System der Polittk: Strunz: Imperialismus der großen Mächte im und nach dem Kriege: Pro- fessor v. S ch u l tz e- G ä v e r n i tz: Die geistige Prägung des Angel- sachscn und England-Amerika in Wirtschaft und Politik: Professor Bonn : Krise der Demokratie: Reichstagsabgeordneter H« u ß: Ge- schichte der politischen Parteien: Reichsgenchtspräsident Simons: Ausgewählte Probleme de« Böllerrechtes: Ministerialdirektor S ch ö f f« r: Die wirtschaftlichen Probleme des Friedensvertrages von Versailles : Dr. Palyi(ein Schüler Max Webers): Grundzüg« der Wirtschaftsgeschichte: Dalberg: Gegenwartsprobleme der Währung»- und Kreditpolitik: Staatssekretär Hirsch: Moderne Industrieproblem«: Prof. Kaskel: Arbettsrecht: Regierungsrat Wal dt: Produktionstechnik und Beiriebsorganisttion in der In- dustriewirtschast: Mennicke: Soziale Volkskunde. Zu den Vorlesungen fügen sich die Hebungen, wie: Polltische Debatteübungen. Praktisch« Fragen der Wohlfahrtspflege usw. Zum ersten Male ein geopolitlsches Seminar statt, in dem von de» Staatswissenschasten und der Politik ausgegangen wird.