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Welche Folgerungen ergeben sich aus den erwähnten Tatsachen? Bereits die Entwicklung der Steuereinnahmen des Reichs im ersten Halbjahr des Rechnungsjahres 1925 hat zu einer Verschärfung des Steuerunrechts gesührt. Trotz der viel holderen Belastung durch die Lohnsteuer ist im Jahre 1924 der Anteil der Massensteuern an den Gesamtsteuerlasten nie über 70 Pro� hinausgegangen. Jetzt dagegen ist er bereits auf 74 Proz. gestiegen. Also fast dreiViertel aller Einnahmen werden durch die Belastung des Arbeitseinkommens und des Verbrauchs der unteren Voltsschichten aufgebracht, nur ein Viertel durch Steuern auf die übrigen Einkommen, Bermögen und Erbschaften. Und wenn diese Steuern auch im Einzelfall oft unangenehm und drückend empfunden werden mögen, als Gesamtlost des Besitzes sind sie nicht zu hoch, sondern zu niedrig. Eine bessere Berücksichtigung der Vsrhqltnisie des gewerblichen und kaufmännischen Mittelstandes, der klein- und mittelbäuerlichsn Bevölkerung sowie weniger Ent- gegenkommen an die großen Steuerzahler würde die Klagen wesentlich eindämmen. Jetzt aber wird gerade den großen kapitalistischen   Unternehmungen ein Ent- gegcnkommcn gewährt, das nichts anderes bedeutet als daß die ihnen fehlende.» Betriebsmittel durch Erlaß oder Stun- d u n g von Steuern aus der R e i ch s k a s s e gewährt werden. Diese Beträge muffen also von den Nichtlei st ungs» fähigen erpreßt werden, um den Lei st ungs- fähigen zu helfen! Zu einem allgemeinen Abbau ser Besitzstenern aber liegt keine Veranlaffung vor. Die Ein- kommen- und Vermögenssteuern sind in Deutschland   nie- drigcr als im Auslande und rechtfertigen in keiner Weise die Ueberweltmarktpreise. Auch ohne Ermäßigung dieser Steuern ist das Verlangen nach Abbau der Preise volks- wirtschaftlich berechtigt. Dringend erforderlich aber ist eine erhebliche Er- Mäßigung der Lohnsteuer. Die bisherigen Sen- hingen dieser Steuer sind völlig ungenügend und durch die Preissteigerungen mehr als ausgeglichen. Am 1. Oktober ist überdies für viele Lohn« und Gehaltsempfänger init der Neu- regelung der Lohnsteuer sogar eine Erhöhung ihrer Steuer- leistung eingetreten. Nachdem überdies die Regierung alles tat, um die Lohnerhöhungen zu verhindern, trotzdem die Preis« weiter steigen. nn»ß der Senkung des Reallohnes durch die Ermäßigung der Lo.'msteuer entgegengewirkt werden. Ferner ist mit fortschreitender Sanierung der Reichsfinanyen der Abbau der Umsatzsteuer anzustreben, nachdem sich erwiesen hat, daß die langsam« und allmähliche Senkung keine Wirkung auf die Preisgestaltung ausgeübt hat. Vor«inigen Wochen hat der Reichsfinanzminifter S ch l i« b e n erklart, daß der Gesamteingang der Steuern im ganzen Rechnungsjahr den Voranschlag kaum erreichen»verde. Auch der preußisch« Finanzminister Höpker-Aschoff   hat diese Ansicht vertreten. Richtig ist sie aber durch diese Wieder- holung dennoch nicht geworden. Beide Herren berufen sich darauf, daß die neuen Steuergesetze sich erst vom 1. Oktober ab voll auswirken werden. Das ist teilweise richtig. Die Er- Mäßigung des Tarifs der Vermögenssteuer»vird ihren Ertrag sicherlich unter die geschätzten 500 Millionen herab­drücken. Auch bei der Körperschafts st euer wird man mit einem geringeren Ertrage rechnen muffen, sofern die Be- günst'gung der Großunternehmungcn höher gestellt wirb als " das Relchsintereffc. Anders aber ist es schon bei der Ein» kommensteuer der Veranlagungspflichtigen. Hier hängt viel von der Durchführung der Veranlagung der Landwirtschaft ab, die jetzt nach dem am 30. Juni endenden Wirtschaftsjahr besteuert wird. Deshalb sollte ein Minder- ertrag völlig ausgeschlossen sein, so daß nicht nur die aus der Entfornmensteuer erwarteten 500 Millionen eingehen müssen, sondern noch mehr, zumal bereits in den ersten sechs Monaten 380 Millionen eingegangen sind. DieBesitzsteuernzu- faminen werden also keinen wesentlichen Fehlbetrag aufweisen können. Bei den M a s s e.n st e u e r n ist das sogar völlig ausge-
schloffen. Hier ist ein lleberfchuß absolut sicher. Das gilt in erster Linie von der Lohnsteuer. Die Be- merkung des preußischen Finanzministers, ihr Ertrag gehe ständig zurück, entbehrt jeder Berechtigung. Die Neuregelung ab 1. Oktober wird das Steigen des Ertrags der Lohnsteuer nicht aushalten. DieZölleundBerbrauchsabgaben dagegen werden noch wesentlich steigen. Lediglich die Um- s a tz st e»i e r wird infolge der Herabsetzung auf 1 Pro.i. sinken. Der hierdurch verursachte Ausfall wird im zweiten Halbjahr 1925 höchstens 215 Millionen betragen. Gewiß sind alle derartigen Berechnungen Schätzungen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß sie zuverlässiger sind als die des ReichssinanMimsteriums. dag sich dabei stets mehr von der Tendenz des Schutzes der Besitzenden hat leiten lassen alz von der Tendenz zur Sachlichkeit. Bei vorurteilsfreier Betrachtung der bisherigen Steuereinnahmen und ihrer vor- aussichtlichen weiteren Entwicklung im zweiten Halb- jähr des Rechimngsjahres 1925 ergibt sich folgendes G e- samtbild: Neberichuh im t. Halbjahr......... 412 Mikl. M.
a) bei der Lobmieuer...... 120 Mill. 51. b),. VeiörderiinaSsteiier... 42,» c), den llollen u Berbronchgabeab. 270.
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Jnlflesam! 844 äm 5t .... 21S..
Minderertrag der Umlotzstener_ verbleibt ein Gc omlüberlchvb von 629 Hiil». Bl Angesichts dieser Sachlage ist es die dringend« Pflicht de» Reichstags, sich alsbald mit der S e n k u n g d e r M a s s e n» st e u e r n zu beschädigen, zumal da die Gefahr besteht, daß die Mehrerträge der Steuern unzweckmäßig verwekrdet werden.
Innerpolitische Komplikationen! Ter RcichSlandbund hat Angst vor ihnen. Die deutschnationale Presse hält es diesmal mit dem Grundsatz, daß man n i e in a l sNiemals!" jagen soll. Zwar hat sie der Zweifel und Bedenken eine game Menge. aber sie ist zu vorsichtig, daraus den Schluß zu ziehen, daß deswegen alles abgelehnt werden müsse. Nur dieDeutsche Zeitung" tobt weiter, indem sie aus Anlaß der französischen  Ostoerträge verkündet, der Ring um Deutschland   sei ge- schloffen, und das kleine Pastorenblättchen, derReichsbote", nennt den Bertrag denHexenhammer von Locarno", wobei die Frage offen bleibt, ob das Lob oder Tadel fein soll: denn der vomReichsboten" vertretenen Auffassung nach ist der Hexenhammer" doch wohl ein recht sympathisches Buch. DieDeutsche Tageszeitung" hat es mit demVor- warte". Hätte der allem, was in den Verträgen steht, begeistert zugestimmt, so hätte sie gewiß gesunden, er halte es mit den Feinden. Da«r, trotz grundsätzlicher Zustimmung, an Einzelheiten Kritik übt, kommt sie anders herum, nämlich so: Wenn der.Vorwärts", und gerade er. sich auf Zweifelspunkte. die noch der weiteren Klärung bedürfen, verbeißt und sie in einer den deutschen Interessen abträglichen Welse auslegt, so stellt er damit wieder einmal sein Parteiinteress« über da» Allgemein- wohl, denn es ist ihm dabei nur darum zu hm, innerpolitisch« Komplikationen zu schassen. E, wird auch rociterhin, abge- sehen von der Frag« der Rückwirkungen, sorgfältig zu prüfen sein, wieweit und mit welchem Gewicht sich aus dem in Locarno   Formu- Herten Zweifel und Bedenken erheben. Für dies« Prüfung wird man sich auf der Rechten aber schwerlich desVorwärts" als Anwalt bedienen. Die.Leulsche Tageszeitung" unterstellt uns damit die Absicht, den Deutsch  »rationalen die Zustinunung zu dem Per- trag zu erschweren. Die GereiMeit, mit der sie sich des- halb gegen uns wendet, ist überaus aufschlußreich. Sie meint. wir wollteninnerpolitische Komplikationen schaffen", d. b. die Ablehnung des Vertrags durch die Deutschnatiorialen und damit die Zertrümmerung des Rechtsblocks herbeiführen. Solcheninnerpolitischen Komplikationen" ist
das Organ des Reichslandbimdes gänzlich abgeneigt. Das heißt: die mächtigste Jntereffentengruppe in der deutschnatio- nalen Partei wünscht Annahme, weil sonst die Vormacht- stellung des Großgrundbesitzes in der Reichswirtschaftspolitit verloren gehen könnte. Wir können derDeutschen Tageszeitung" zur Teruhi- gung versichern, daß»ms die Annahme des Vertrages durch die Deutschnationalen mindestens ebenso angenehm ist wie die Ablehnung. Denn durch sie wird auch dem Blindesten klar werden, daß die nationale Phrase der Deutschnatlonalen nur ein Köder war, um das Boll in die Z o l l f a l l e zu locken. Deutjchlonö streicht feine Kriegsflagge. Zur LebenSgefchichte einer Fälschung. Zum eisernen Bestand unserer Gegner von rechts gehört die Behauptung, derV o r w ä r t s" habe es während des Krieges als seinen Willen verkündet: Deutschland   solle seine Kriegsslagge für immer streichen, ohne sie das letztemal sieg- reich heimgebracht zu haben. Daraus wird gefolgert, daß derVorwärts" und die von ihm vertretene Partei die Nieder- läge Deutschlands   gewünscht hätten. Wir haben dieses Zitat, das sich jetzt auch pünktlich wieder in den Flugblättern der Voltspartei zu den Stadt- verordnetenwahlen«instellt, schon längst als eine der gemein- sten Fälschungen nachgewiesen. Die zitierten Worte waren Ende Oktober 1918 geschrieben, d. h. zu einer Zeit, als die Niederlage DeuiMands schon besiegelt war, und sie stellten einen Appell an die Entente dar, Deutschland   einen g e r e ch- ten und menschlichen Frieden zu gewähren. Ge- rade weil es für Deutschland   eine schwere Zumutung sei. seine Kriegsslagge für immer zu streichen, ohne das letztemal gesiegt zu haben, sei ein Frieden der Versöhnung notwendig, andernfalls würde In Deutschland   der Revanchegcdanke über- mächtig werden. Wir hätten darauf verzichtet, diesen Tatbestand noch ein- mal darzulegen die Fälschung wird ja deswegen gewiß auch nitbt aus der Welt verschw'nden wenn sich nicht gerade in diesem Augenblick eine interessante Ueberlegung ein- stellte. Durch den Vertrag von Locarno   wird näm- lich zur Tatsache, was derVorwärts" damals als Ziel in Aussicht nahm: Deutschland   verzichtet frei- willig durch Vertrag trotz seiner Nieberlage auf den Revanchekrieg,Deutschland   streicht seine Kriegsslagge für immer, ohne sie das letztemal siegreich heim- gebraHt zu haben" und das geschieht, genau sieben Jahre später durch eine Nechtsregierung, und die Rechts- Parteien werden dazu ihre Zustimmung geben! Reinige? Veutscklanös. Tannenzapf wegen Wuchers vernrteilt. Der berühmte Sensationszeuge im Barmat-Ausschuh Herr Tannenzapf, ist rvn einem peinlichen Malheur vetroffen wor­den: Er wurde vor kurzem vom Amtsgericht Wedding wegen Zinswucher» an Stell« einer verwirkten Gefängnisstrafe auf Grund des Geldstrasengcsstzes zu 2000 M. Geldstrafe verurteilt. Herr Tannenzapf ist entschieden vom Pech verfolgt. Bereits in einer der letzten Ausschutzsttzungen hatte Rechtsanwalt Dr. Reis, der Vertreter der Staatsbank in der Treuhandgefelllchast, misget-ilt, daß Tannenzapf ihn am Schluß einer Unterredung in nicht nllßzu- verstchender Form rm Ersatz seiner hohen Auelagen gebeten hatte, die ihn angebHch au» seiner E nt h 2 lle rt ä ti g. keit erwachsen scken. Herr Dr. Reis hat das Ersuchen Tannen- zapf» glatt abgelehnt, da er für Ersatz von Auslagen nicht zusrünt-ig sei und offenbar auch nicht gewillt war. K dieser verkappten Form Herrn Tannenzapf für dessen Angebot zu honorieren. Die» hat bisher mir der Chefredakteur dar deutschnationalen Börsenzeitung  " fertig bekommen. Herr Dr. Oest»:eich, der an Tannenzopf für Auslagen 500 Mark in bar ausgezahlt hat. Die Deutschnationolen haben an Ihrem ostgolizischon Schützling und Sensatümszeugen wenig Freud« erlebt.
Ein Herbstausflug. vou Ernst Schermer. Grau i» Grau ist der Himmel, als wir von der Bahnstotion «uibrechen, um einen Tag draußen zu verbringen. Räch dem Wetter- bericht sollte es trocken bleiben, nach dem Aussehen der Luft knnn es in einer Viertelstunde Bindfaden regnen.Also wo» wollen wir?".Losgehen!"Sehen uns die Welt einmal bei Regen- wetter an." Ein von Knicks eingefaßter Landweg nimmt uns auf. Aber die Lücken bieten häufig genug schöne Ausblicke. Wir sind noch garnicht weit gegangen, da huscht der erste Sonnenstrahl über die Flur. Da werden auch die Farben lebendig und beginnen zu leuchten, hellgelb die Hainbuche, bräunlich die Eiche, orange die Esche und scharlachrot die Brombeere und wilde Kirsch«. Und mit den Blättern wetteifern die Früchte, die roten Beeren des Schneeball» und des Weißdorns, und die Hagebutten wollen alles übertreffen. Wie armselig nehmen sich dagegen die verspäteten Bluten einiger Sommerblumen au». Rur   einzeln« sind es, die sich schüchtern an den Grabenrand drücken oder an windgeschützten Stellen am Hange des Knicks einsam ver- blühen. Rrrrr..! Ein Volt Rebhühner! Mitten' auf dem Wege waren sie. Wir wurden sie nicht gewahr. So erdfarben ist ihr Kleid. Da lassen sie sich aus der Koppel nieder und weg sind sie. Aber was steht denn dort?Ein Rehbock da auch ein Tier! Da noch eins. Wie gebannt verhoffen sie und äugen zu uns her» über. Ihr Gesicht ist schwach, und ihr Eeruchsinn läßt sie im Stich«, denn der Wind steht ab. Jetzt äsen sie ruhig weiter. Nur eiu Tier schaut noch immer beunruhigt her. Ein Pfiffl Wie sie die Köpfe hochwersenl Gefahr? Alle Augen sind auf un» gerichtet. Ein zweiter Pfiff! Da gehen sie hin. In wetten Fluchten über den Sturzacker und die Wiese zum Wald«. Ein prächtige» Bild. Da tauchen breite Strohdächer auf. Ein Dorf liegt vor uns. Wir durchqueren es. Kaum«in Mensch läßt stch sehen. Alles ist draußen beim Kartoffelsammeln. Ein schönes Dorf! Schade, daß ein paar städtisch gebaut« Häuser es verschandeln. Selbstbewußt nehmen die zahlreichen Gänse unsere Lobsprüche entgegen, die nicht nur dem Dorfe, sondern auch ihnen gellen. Befriedigt schnattern die Dorsschänen ab. Bergan geht es in den Wald hii»in. Di« mit glitzernden Tau- tropfen bedeckten Zweige der Fichten prahlen mtt ihrem frischen Grün. Doch die leichtbewegten Birken wollen nicht zurückstehen und wiegen Ihre goldgelben Blätter im Wind«. Gelbbraune» Farnkraut breitet stch am Wege au». Da flitzt ein Eichhörnchen über den Weg. Heidi geht e» an der Buche empor und verbirgt sich im gelbroten Laube. Run haben mir die Höh« erreicht, und frei schweift der Blick «Iber die Fluren. Am Waldrand ertönt die Stimme des einzigen
Sänger» in dieser Zeit. Zaunkönig ist es, der muntere kleine Kerl. der keine Sorgen kennt und stch weder vom Herbst noch vom Winter unterkriegen läßt. Rätsch! Der Eichelhäher! Er hat un» erst jetzt entdeckt und glaubt sich oerpflichtet, uns den Bewohnern des Walde» melden zu müssen. Wir schauen hinunter ins Tal. Unten Hegt ein kleiner See. so windgeschützt, daß kein Luftzug das Wasser kräuselt. Aus der einen Seite spiegelt sich ein dunkler Erlenbusch in der klaren Flut, auf der anderen Seite dehnen sich frischgrüne Weiden aus. Schneeweiße Haufenwolken ziehen darüber hin. Hinunter ans Wasser! Auf der Koppel, die wir üderschretten, treiben wir Stare auf. Ein« dichte Schar stiebt davon. Auch am See Ist der Herbst eingekehrt. Die Zeit der schönen Wasserpflanzen ist vorüber. Di« Seerosen geben ihr« Blätter preis und ziehen stch in ihr« schuppigen Wurzelstöck« zurück. Der Froschbiß hat bereits seine Winterknospen angesetzt, die am Boden den Frühling erwarten. Und die Tierwett zieht sich in die Tiefe zurück, um den Gefahren des Einfrierens zu entgehen. Da fährt ein Windstoß in den Crlenbusch und führt abg«. schüttelte Blätter spielend über die Wasserfläche. Eine Wolke schiebt sich langsam vor die Sonne. Wir fühlen die Herbstkühle und brechen auf. Heimwärts geht es. Wohl den», der«in« wann« Stube zu Haufe findet._ Kellermanns �Wiedertäufer von Münster�  (Uraufführung in Dessau  .) Es gibt Romane, die einen starken dramatischen Schwung haben, und es gibt Dramen, die in der Brette und Getragenheit ihrer Schilderung episch wirken. Die größte Gefahr, in romanhafte Breite der Schilderung zu verfallen, laust der Romancier, der den Schritt aus seinem eigensten Gebiet auf das ihm fremd« der Dramatik tut: und auch Bernhard Kellermann  , der allfettig Bekannte und Geschätzt«, ist dieser Gefahr in ieinenWiedertäufern von M ü n st e r" nicht entgangen. Trotzdem ist das Drama so stark, daß dies« Unzulänglichkeiten überbrückt werden und e» bei der Urauf- sührung in D e s s a u zu einem schönen Erfolg für den Dichter wurde. Die Handlung des Werkes spiell in der Zell der Wiedertäufer. bewogung   in Münster  : Mittelpunkt de» Geschehens ist Johann von Leyden. um dessen Wesen und Wirken häufla schon Strettfragen ent- standen sind. Ist er der Fanaiiker. der an seine Gottgesandthctt al, zweiter Christus und Erlöser der Vtenschhett glaubt? Oder ist der Willensstärke, suggestiv wirtende Spekulant, der sich die Wirrnis der damaligen Zeit zunutze machte, um iu der Maske de» Erlöser» dl« Menschen zu seine« Füßen niederzuziehen? Kellermann macht einen Märtyrer aus ihm, der von reinstem Feuer beseett für seine Ideen und seine Erfüllung einer göttlichen Ausgab« an der leidenden Menschhett lebt und stirbt. Di« tragende Roll« des Johann wurde von dem begabten und ganz an da» Wert hingegebenen Herrn Bar thel gespielt, eine
gleichwertige Leistung der Knipperdolllng de» Herrn Eichhorn. Auch die kleineren Rollen waren durchweg gut besetzt, und man ist freudig überrascht zu sehen, über welch reichhattiqe» und gutes Schauipielermaterial das Dessauer Theater ocriüqt. Der Spielleirer, Herr Echoen selb, hatte in den vielen Mossenszenen auf dem historisch-schönen Hintergrund der allen Bischofsstadt Münster   0c lcgenheit zu weitester Kroftentfaltung. Die große ihm geltell!« Auf- gab« gelang ausgezeichnet. Das Werk wurde vom Publikum mtt größter Anteilnahme oerfolgt, die sich zum Schluß in lebhaftem Beifall äußert«. Der Autor, der der Uraufführung beiwohnte, Darsteller und Spielletter wurden oft und leb hast gerufen. W. B. vi aller Zellen. Man hätte gewünscht, daß Garten» £- vf k 6''! 1' �er dies.'m Thema im Rahmen der H u m- b�o ld t. 4) o cy s ch ule sprach, den Stoff doch etwas begrenz» hätte. ?.? K1® es. durch die wohlbekannten Gartenstile einen onberlhakb- stundigen Eilmarsch, dessen Ausbeute für die Hörer kaum großer !??!' v i',e dasselbe Thema im Lexikon nachgelesen hätten. ü rn r? J*41, k" einzelne wie zufällig unterlaufende Worte, daß füx.b�ufener Führer durch Gärten stand, der in meiser Be- über.Schöne Gärten überaus plestisch hält« gcflallcn können. Schölt« Gärten der Renaissance, schöne Gärten der cvecicnwart. schöne Gärten nord- oder südeuropäischen Einschlags, schöne Gärten des Orients hätte nicht schon eins dieser Themen reichen Stoff für 144 Stunden geboten und dabei dem Redner erlaubt, statt eines trockenen üWerat» einen perfö nlichkeitser s ülllen Vortrag zu geben? Allzu auffällig wurde allerdings der Manr.tl wohl den wenigsten, da der Abeich gleichzeitig von geschickt gewählten Lichtbildern ausgefüllt wurde, die neben Dekanntem manche. Neu« und Ueberraschende zeigten:(a das pittoreske Rofengärtchen de» Schlosses F ü r st e n st e i n. das mit feinen zahllosen Rofen- rabatten und Springbrünnlein wohl kaum einer der Hörer in Schlesien  ,«ett eher im maurischen Spanien   gesucht hätte. Te». Auch einer. Weshalb Joseph Otto Günther zu der Vorlesung aus seinen Werken im L e s s I n g- M u s« u m die Presse lud, ist nicht recht zu verstehen. Mag er stch au» der bereiten Familien- gewürztonne«in Lorbeerkränzlein winden lassen! Wozu behelligt er die OeffentHchkeit mit feinem unfertigen, meist ganz inhattlosen Geschreibe? Nur zweimal, in»Nachtgestalten" und»Der große Wurf", fand er überhaupt eine Fühlung zu echten Problemen, ohne daß es ihm aber gelang noch dem Gebotenen zu urteilen diese wirklich dichterisch zu gestatten. Auch seine Lyrismen geben durchaus nichts originell Empfundenes und sind auch formal nicht so beachten»- wert, daß sie damit wenigstens über diesen Mangel hinwegsehe» ließen. Alles in allem: ein verlorener Abend, an den die Vor- tragende. Paula Fischer, chre Begeisterung vergeben, ver- schwendete._
abend» Rudolf* ixinnn. um prrdiaq. nuDf-), iibt, roiro eaicBtmtr« Pawloc wfillrnt de» Stoalistlicken Instiiul» in Leningrad  , einen Bortraa über.Da« neue Tdeater in Sowlelrubl-md' dalten Ja der cvaieri« Jteamann A Jtlereabotf, Lütowflr. 82, gz« Paul Seit 6(im au, deuitaen Mittwoch.  «>», abend«, eine«»«ltiaai»Die Kunst verrdett de« Mensch«»", Giossen»um Lunstbe trieb.