des deutschen Volkes nicht gerecht wird und der einen Ver- zicht auf deutsches Land enthält? Aber diesem so gekenn- �ichneten Benrag haben die deutschnationalen Führer im Kabinett— mit Ermächtigung der Fraktion— schon ihren Segen gegeben. Die anderen werden folgen, sobald die Reihe an ihnen ist, abzustimmen, sobald es für sie heißt: „Vogel friß oder stirb!" Die Deutschnationalen tun jetzt so, als verlangten sie neue Verhandlungen. Aber, so kindisch sie auch sind, s o kindisch sind sie doch nicht, daß sie neue Verhandlungen für möglich halten könnten. Die Verträge enthalten, wie sie wissen, die Klausel„ne vgxietur", i». h.„es darf nichts geändert werden". Luther und Stresemann haben sich in Locarno der anderen Seite gegenüber verpflichtet, für die Verträge, so wie sie sind, einzutreten, wie das Chamber- lain, Briand und Vanderoelde in ihren Ländern gleichfalls tun werden. Sie würden wortbrüchig werden, wenn sie anders handeln wollten; neue Verhandlungen würden gar nicht zu standekommen, schon das offiziell geäußerte Verlangen nach ihnen würde alles zerschlagen. Tatsächlich denken Luther und Stresemann nicht einmal im Traume daran, der unsinnigen Forderung der Deutschnatio- nalen nachzukommen. Sie lehnen sie ab und befinden sich damit wiederum im Einvernehmen mit den deutschnationalen Ministern Schiele, Schlichen, Neuhaus und Kanitz! Es sind eben nur Schein forderungen, dazu bestimmt, denen, die nicht alle werden, Sand in die Augen zu streuen.„Man so duhn", sagt man in Berlin . Die Ueberwindung des politischen Gauklertums, das sich deutschnationale Posttik nennt, ist eine Angelegenheit nicht nur der Moral, sondern auch der Intelligenz. Wenn die Deutsch » nationalen schließlich doch für Locarno stimmen werden, dann sollte, denken wir, wenn nicht für alle, so doch für Millionen der Zeitpunkt gekommen sein, an dem sie anfangen zu be- greifen. Der Vertrag von Locarno wird angenommen werden. Die Deutschnationalen aber werden daran zugrunde gehen, daß sie die Dummheit der Menschen überschätzt haben. Westarps Wähler. Der Landesverband Potsdam II der Deutschnationalen Volks- partei faßt« in seiner gestrigen Sitzung folgende Entschließung: Der Vertrag von Locarno mit seinem Verzicht aus beut- s ch c s Land im Paragraphen 1, seiner Verewigung des Ver- sailler Diktats und des Londoner Paktes im Paragraphen K, seiner Preisgabe des deutschen Ostens durch die Schieds- vertrage, seinem hattlosen Versprechen für den Westen, ist, zumal bei seiner tatsächlichen Unkündbarkeit, für den Landesverband Potsdam ll der Deutschnationalen Dolkspartei gerade In allen diesen Hauptpunkten völlig unannehmbar. Der Landesverband fordert deshalb vom Parteivorstand, den Landes- verbandsvorfitzenden und der Reichstagsfraktion die rückhalt- lose Ablehnung dieses oder eines ähnlichen Ver- träges im vollen Bewußtsein für alle Folgen, die hinsichtlich des Bestandes der gegenwärtigen Reichsregierung daraus entstehen.
Die Volkspartei mißbilligt Republikaner . Vorstotz der Volkspartei gegen ihren Darmstädter Bürgermeister. Darmfladt, 22. Oktober. (Eigener DrnbtSericht.) In Darmstadt -ist es zwischen der Deutschen Volkspartei und dem Ober- bürgermeister Dr. Glässing. der Mitglied der Volkspartei ist, zu einem schweren Zerwürfnis gekommen. Die Partei hat dem Oberbürgermeister in einem offenen Schreiben ihr Mißtrauen ,zmn Ausdruck gebracht. Der Oberbürgermeister antwortete ebenfalls in einem offenen Brief. In ihm wies er u. a. darauf hin, daß dr die Interessen der Stadt und nicht die seiner Partei wahr- zunehmen habe. Die Deutsche Volkspartei begründet nunmehr ihr Mißtrauensvotum in einem offenen Antwortschreiben wie folgt:
die Erhebung. von Haus Kafka . In einem ausändischcn Kino war Festoeranstalmng— ein hochpatriotischer Film wurde vorgeführt. Mitten drin erschien plötzlich das Bild des Königs auf der Leinewand. Sein Schnurr- bart glänzte vor Würde und Kriegslust und all die vielen Orden auf serner Brust, mit denen er von seinen Berusskollegen geschmückt worden war und andere, die— seiner außerordentlichen Verdienste wegen— er sich selber verliehen hotte, glänzten ordentlich mit. Eine glänzende, eine— wie der technische Ausdruck lautet—, eine erlauchte Erscheinung aus der breiten Projektionsfläche, etwas flächig, natürlich— dos schadete aber den in der Mitte sitzenden Leuten nichts. Bloß, wenn man sie schief, d. h. von der Seite ansah, sagen wir von der äußerste« Linken, kam sie in eine etwas kuriose, etwas seltsam verzerrte Beleuchtung. Doch davon wollen wir später reden. Die Kinokapelle begann sofort den Königsmarsch zu intonieren. Es war ein erhebender Augenblick. Die Gesamtheit der anwesen- den Untertanen erhob sich denn ouch von ihren Sitzen. Da sich ober darunter auch die auf der Galerie miterhoben, das richtige Volk, das sich mit seine,, Einkünften keinen feinen Sitz dort unten zu Füßen der glänzenden Erscheinung leisten konnte, geschah etwas Peinliches: sie gerieten selber in den glänzenden Lichtkreis des Projektionsapparates, so daß von der Lcinewand das dort befind- liche Bild ougenblicks verschwand und statt dessen, riesengroß, fast dräuend, die schwarzen Schatten von Arbeiterköpfcn erschienen. Das war nicht der Zweck der Uebung. Einige setzten sich sofort wieder erschrocken nieder.„Aufstehen!" schrie ein Offizier.„Niedersetzen!" schrie der Kinoopcrateur.„Höhö" antworteten einige schlechte Untertanen.„Ihr beide scheint die Smatinn noch nicht zu verstehen." Ihr seelischer Zustand war ein- fach: sie freuten sich. Die guten Untertanen dagegen waren in einem komplizierten Dilemma: Blieben sie stehen— ja. dann war es ja gar nicht mehr nötig, stehen zu bleiben, denn das Bild des Königs war dann nicht mehr vorhanden. Setzten sie sich aber des- halb nieder, dann war es Untcrtanengebot, sich sofort zu erheben: denn sofort erschien wieder das Bild des würdigen und kriegerischen Königs. Was um Himmelswillen sollten sie in dieser Zwickmühle anfangen? Im Parterre sahen zwei Deputierte der Königspartei. Der eine war Idealist. Er sagte:„Ich sehe keine Silhouetten von Ar- beiterköpfen, Ich sehe kein Volk. Ich sehe einfach nichts. Ich sehe, ganz wie vorher, immer nur das Bild des Königs vor mir."— „Nein", sagte sein Freund, der praktischer dachte,„so kann man das Problem nicht lösen. Das Problem steckt in dem völlig sinnwidrigen Brauch, daß sich dos Volk zum Zeichen der Verehrung just erheben muß. Erheben! Es ist immer gefährlich, wenn das Voll
„Wir erinnern Sie daran, daß wir schon vor längerer Zeit an- läßlich Ihrer Bemühungen, in der Stadtverordnetenversckmmlung einen Platz der Republik durchzusetzen, in einer sehr ernsten Aussprache den politischen Gegensatz zu Ihnen seststelleir mußten. Sie haben sich damals zwar darauf berufen, daß andere Ober- bürgermeister, die der Deutschen Bolkspartei angehören, in ähnlicher Weise vorgegangen sind. Nun haben Sie neuerdings den Gegen- satz auf das schärfste öffentlich hervortreten lassen, daß Sie gegen- über sozialdemokratischen Angriffen wegen Nichtbeteiligung der Stadtverwaltung an der Reichsbannertagung in Darmstadt sich ausdrücklich entschuldigen zu müssen geglaubt haben, und zwar in einer Weise, die Ihr Ansehen in weitesten Kreisen der Bevölkerung untergraben hat. Ein solches Verhalten des Ober- bürgermeisters, der aus unseren Reihen hervorgegangen ist, vermögen wir nicht mehr zu decken, und haben Ihnen deshalb zur Vermci- dung schädigender Rückwirkungen auf uns selbst unsere M i ß b i l l i- gung ausgesprochen." Eberts Grabmal. Enthüllung am Zt. Oktober. Nach einer bei der Stadtverwallung in Heidelberg eingegange- nen Mitteilung des Bureaus des Reichspräsidenten soll das Grab- mal Friedrich Eberls der Obhut der Stadt Heidel- berg nicht am 1. November, sondern bereits am ZI. Oktober übergeben werden, allerdings unter der Nor- aussetzung, daß bis dahin die Arbeiten beendigt sind. Bis zur Stunde steht noch nicht fest, w e r an der Feier im Auftrage der Reichsregierung teilnehmen wird. Bisher ist nach der „Vosi. Ztg." nur bekannt, daß Frau Luise Ebert und ihre Kinder bei der Uebergabe zugegen sein werden.
Trothas Erinnerungen. Getrübt und ungenau. Zu der Aussage des Admirals v. Trotha im Münchener Dolch- stoßprozeß tellt uns Genosse K u t t n e r mit: „Herr Admiral von Trotha hat über eine Unterredung aus- gesagt, die er im November 1918 in der Redaktion des„Vorwärts" mit mir über den Sinn des letzten Flottenvorstoßes gehabt habe. Da ich in derselben Sache als Zeuge geladen bin, so will ich mich zu der Darstellung des Herrn Admiral o. Trotha fach- lich einstweilen nicht äußern. Trifft der Bericht zu, so hat Herr v. Trotha selber zugegeben, daß seine Erinnerungen an dieser Unterredung bereits verblaßt und ungenau sind. Meine Erinnerung ist noch sehr fest und wird durch gewisse urkundliche Belege unterstützt. Ich werde nicht verfehlen, den Inhalt der Unterredung nach meiner genaueren Erinnerung dem Gericht vorzutragen und kann vorläufig nur davor warnen, aus der einseitigen und ungenauen Darstellung des Herrn Admirals v. Trotha irgendwelche Schlüsse auf den tatsächlichen Her- gang der Unterredung zu ziehen." Cohmanns Zeuge«. München , 22. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Der Berliner Landgerichtsrat D o b r i n g führte im Coßmannprozeß weiter aus: Mit der gleichen Sicherheit, mit der ich sagen kann, daß die Sozial- demokratie gegen die Meuterei war, muß ich behauplen, daß olles. was vorgekommen ist, zurückzuführen ist auf Leute, die sich als An- Hänger der USP. bekannten. Der Kopf der Organisation war, wenigstens nach der Angabe des Matrosen Reichpietsch , im Fraktion?- zimmer der USP. im Reichstag, die Abgeordnelen Dittmann, Haase, Ledebour und Vogtherr. Der kritische Punkt, um den sich die ganze Sache drehte, war die Konferenz von Stockholm am IS. August 1917. Der Zeuge schildert dann ausführlich den Verlauf der Meuterei auf den Schiffen„Prinzregent Luitpold",„Westfalen ",„Friedrich der Große " und die Tätigkeit der„Rädelsführer" R e i ch p i s t s ch, Köwes, Sachse und Beckers. Letzterer hat in seiner Aussage erklärt, daß sie entschlossen waren, das, was sie als den Willen der USP. kannten, mit Gewalt durchzusetzen, nämlich die sofortige Herbeiführung eines Friedens ohne Annexionen und Kriegsentschädigung.„Nach meiner heutigen Auffassung haben die
überhaupt sichtbar wird. Es ist am gefährlichsten, wenn der Kopf des Volkes oben ist. Die orientalischen Könige sahen ihn viel lieber vor sich im Staub liegen. Die schreckliche Situation da im Kino hätte sich erspart, wäre dieser Brauch auch hierzulande üblich. Ich werde demnächst einen diesbezüglichen Antrag stellen." Aber selbst diese Aussicht konnte die Situation für den Moment nicht lösen. Einzig und allein der Königssilm selber, der unaufhalt- sam weiterrollte, seinem Ende zu, um dann der Komödie„Jack, der Abenteurer" Platz zu machen.
Die„gefährliche' Silöung. Von Dr. Alfred K o r a ch. Ein ganz merkwürdiger bevölkerungspolitischer Sachverständiger und Schulpolitiker in einer Person ist zweifellos der Leipziger Hygieneprofessor Kruse. Er äußerte sich vor kurzem zur Frage der„Fortpflanzung der Tüchtigen" aus einer Tagung ia Bonn in folgender Weise: Eine Forlpflanzung der Tüchtigen sei heute besonder» nötig. well feststehe, daß gerade sie dem Zuge der Welt nach künstlicher Geburtenbeschränkung am meisten nachzugeben pflegten. Neben der Frühehe empfahl nun Herr Kruse, man möge„st a n d e s- gemäße Kinde rzulagen trotz der heute bestehenden Sucht zur Gleichmacherei bewilligen". Offenbar hält er die Ge- Währung derartiger Zulagen für die Arbeiter, Angestellten und die Beomien der umeren Besoldungsgruppen nicht für erforderlich.� Es kommt aber noch besser. Herr Kruse meint:„Diese Förde- rung der Tüchtigen darf aber nicht, wozu heute große Neigung be- steht, zur künstlichen Züchtung eines gebildeten Proletariats ausarten." Diese Sätze sind offenbar gedacht als Aufschrift für die Pforte der„freien Bahn der Tüchtigen",„wie Herr Professor Kruse sie auffaßt", erdacht nach dem alten zaristischen Grundsatz von der Gefährlichkeit der Bildung! Dann heißt es aber in den Kruseschcn Leitsätzen weiter:„Gewiß enthalten auch die ungebildeten Klassen viele wertvolle Anlagen, ihre Entwicklung soll man unterstützen. Wenn man aber alles, was über dem Durchschnitt steht, von den Volksschulen auf die höheren Schulen schickt, erschöpft man nur die Kraft, die in den Massen steckt." Die breiten Mafien nannte man bisher Arbeiter. Angestellte, Bauern oder auch kurzweg Proletariat. Herr Professor Kruse nenm sie„die u n g e b i l d e t e n K l a s s e n". Für dies« freundliche Bezeichnung ist das Proletariat Herrn Kruse nicht gerade zu Dank verpflichtet. Was die Volksschullehrerschast zu dieser Aeußeruna sagt, muß man abwarten. Hossenllich belehrt sie Herrn Kruse, daß es im deutschen Reich keine Analphabeten gibt, und nimmt die Gelegenheit wahr, auf die Güte der deutschen Volksschule hinzu- weisen, die ja von den ungebildeten Klassen" besucht zu werden pflegt. Vielleicht hört Herr Kruse dann auch wieder einmal die schöne Geschichte, wie der preußische Dolksschullehrer den Krieg 1870/71 gewann. Dann wird er vielleicht seine Meinung über die „Unbildung" der Arbetterbevölkerung nachträglich ändern. An politischer Bildung und Schulung werden sich bestimmt viele
genannten Abgeordneten der USP., zu denen sich noch Frau Zieh gesellte, die ganze Meuterei vielleicht nicht inauguriert, aber in jeder Weise beeinflußt und gefördert. Auch der Redakteur der.Leipziger Volkszeitung" Herr« ist damals stark hervorgetreten."— Das Gerichtsverfahren gegen die Meuterer endete bekanntlich mit der Erschieß img von Reichpietsch und Köwes, die anderen Angeklagten er- hielten zusammen über 200 Jahre Zuchthaus. Auf eine Frage des R.-A. Pestalozza, warum gegen DIlkmann und Genossen durch den Obermchs- anwait nicht wegen Landesverrat vorgegangen wurde, erklärt der Zeuge: Das Marinegericht oersuchte diese Anklage zu er- wirken, ist aber aus politischen Gründen nicht durchgedrungen. Der Oberreichsanwalt sagte, daß er nur im Auftrage des Staatssekretärs des Reichsjustizamtes handeln könne, und dieser Auftrag erfolgic niemal. Nach einer nachträglichen Untersuchung äußerte der Ober- reichsanwalt: Der äuße.e Tatbestand von Landesverrat sei Zweifel- los gegeben, für den inneren Tatbestand könne er aber Zwingendes nicht nachweisen. Jedenfalls sei die moralische Mitschuld der UsP.- Abgeordneten gegeben. Der Zeuge zitierte dann aus einem Protokoll einer Sitzung des Reichskanzlers mit einer Reil)« von Abgeordneten(22. August 1917) verschiedene Einzelheiten. Der Abgeordnete Ebert sagt« damals, jeder Versuch, die Landesverteidigung zu stören oder zu schwächen, sei nicht billigenswert. Da auch Admiral von Trotha bei dieser Sitzung im Reichskanzlerpalais anwesend war, wurde er nochmals aufgerufen und erklärte, daß er in jener Sitzung gesehen habe, w:s die führenden Persönlichkeiten der Sozialdemokratie zwar soschnell wie möglich den Frieden wollten, wie jeder andere auch, daß sie aber gleichzeitig den Widerstand des deutschen Volkes in der heiligen Verteidig�ig des Vaterlandes zur vollen Geltung gebracht haben wollten. � � � R.-A. Pestalozza: Sind dem Zeugen Tatsachen über den Umfang der USP.-Organisation in der Marine 1917 bekannt? Zeuge D o b r i n g: Alst Sicherheit kann ich nichts angeben. Soviel ich mich erinnere, kommen 12 000 bis 14 000 Mann in Frage. P e st a l o z z a: In dem Magdeburger Rothardt-Prozeß hat der Abgeordnete D i l t- mann als Zeuge erklärt, daß er nie an der Meuterei in der Flotte teilgenommen habe. Ich beantrage deshalb, den Abg. Dittmann als Zeugen zu bitten und ihn zu lad eil.. Als nächster Zeuge wird dann der ehemalige Kontreadmiral Heinrich vernommen, der von 1916 bis zum Schluß des Krieges Chef der gesamten Torpedostreitkräfte war. Er erklärte ausdrücklich unter seinem Eid, daß er in seinem Befehlsbereich bis zum Kriegs- ende niemals ein« Mißstimmung erlebt habe und daß auch die mUi- tärischen Leistungen seiner Truppe bis zum Schluß sich in auf- steigender Kurve gelitten hätten. Gerüchtweise sei ihm osler Mit- teilung von Unterwühlung der Marine durch gewisse politische Pgr- teien gemacht worden und er habe die Ueberzeugung, daß diese Wühlarbeit planmäßig und von langer Hand vorbereitet worden war. Er für seine Person hatte diese Dinge für absolute Wahrheik, aber beweisen könne er sie nicht. Einzelheiten über Sabotage und Meuterei erzählte dann der Zeuge aus den letzten Tagen des Oktober, wo bekanntlich die Mannschaften der Schiffe „Tann ",„Dersslinger".„Markgras".„Kronprinz" und„Thüringen " sich weigerten, zu dem-beabsichtigten Vorstoß in den Kanal aus- zufahren.... Wes Geistes Kind dieser Zeuge ist, guig mit aller Deutlichkeit aus der Beantwortung von Fragen des Verteidigers hervor. Er erklärte unter seinem Eid, daß nach seiner Kenntnis Scheidemann und seine Darlei im Zuii 1913 die Knegskrediie verweigert hätten.(I!). Auf Vorhalt schränkte er sein- Aussage dann dahin ein, daß Scheide- mann damals jedenjalls eine Hetzrede gegen die Kriegstredite ge- halten habe; ob er gegen sie gestimmt habe, wisse er nicht mehr genau. Da seine weiteren Aussagen stets eine deutliche Spitze gegen die Sozialdemokraten enthalten, fragt ihn Dr. H i r s ch b e r g. ob er denn keinen politischen Unterschied zwischen Scheldemann und Liebknecht kenne. Darauf erklärte der Herr KoMreadmirol:„Glei-yc Brüder, gleiche. Kappen! Scheidemann ist gleich Liebknecht!" Am Schluß wußte dieser.?lolieosührer nicht einmal, von wem das sofortige verlangen nach ltzafseastillfland am 29. September 19l3 ausgegangen war, ob von der Obersten Heeresleitung oder von der Reichsregicrung. Noch seiner Meinung habe dieses Angebot an die Feinde auf die Haltung der Truppe und der Marine auch gar keinen Einfluß ausgeübt? Nächste Sitzung Freitag._ Katharina v. Oheimb, die frühere volksparieiliche Abgeordnete ist der WirtfchaftSpartei beigetreten.
Tausend« von Arbeitern mit zahlreichen Profefioren messen können! Weiter sei bemerkt, daß kein vernünftiger Kuttrn Politiker jemals verlangt hat. einen übermäßig großen Teil der Schüler auf die höheren Lehranstalten zu schicken. Heutzutage hoben aber immer noch zahlreiche hochbegabte Schüler, die aus der Arbeiter» klafie stammen, keine„Freiheit des Zutritts" zu den höheren Schulen. Dieses schreiende Unrecht der Jetztzeit gilt es zu beseitigen. Wenn demgegenüber Herr Professor Kruse davon spricht, man strebe danack), alles,„was über dem Durchschnitt ist", auf die höheren Schulen zu schicken(offenbar denkt er an sozialdemokrattsche Kreise), so kann man darauf nur antworten: Herr Kruse kennt die heutigen Verhältnisse auf diesem Gebiete vermutlich gar nicht ge- nügend: seine Aeußerungen hierzu sind jedenfalls nicht gerade„über dem Durchschnitt". Dieser Umstand bildet ja aber kein Hindernis dafür, daß der Reichsinneimiinittsr, Herr Schiele, einen so werbekräftigen Mann wie Herrn Professor Kruse als Mitarbeiter für die weitere Aus- gestnllung des herrlichen neuen Aeichsichulgesetzentwurfs gewinnt. Warum auch nicht? Wäre Herr Professor Kruse überdies weiter entfernt von der Attersgrenze, als er es ist, und seines Zeichens nicht Arzt, sondern Pädagoge, so würde er sicherlich nach dem Geschmack der Reaktion auch einen samosen Berliner Stadt- s ch u l r o t abgeben........
Gesellschaft ehemaliger politischer Gefangener. Die große Um- wälzung in Rußland brachte mit dem Sturz des Zarismus zahlreickicn Gefangenen die Freiheit, die wegen revowtionärer Umtriebe ein- gekerkert waren. Diese ehemaligen Gefangenen haben eine Gesell- schaft gegründet, die jetzt in dem Sowjetstaat mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Bor kurzem hat sich dieser Verband veranlaßt gesehen, eine genaue Sichttmg der Mitglieder vorzunehmen, da der Verdacht bestand, daß auch Verbrecher sich der Gesellschaft unter der Vorspiegelung angeschlossen hatten, daß sie wegen politischer Ver- gehen eingekerkert bzw. nach Sibirien verbannt gewesen wären, während es sich tatsächlich um gewöhnliche Kriminaloerbrechen ge- handett hotte. Auf Grund dieser Untersuchung sind 791 Personen aus der Gesellschaft ausgeschlossen worden, die zwar keineswegs alle Kriminaloerbrechen begangen. hatten, aber doch aus verschiedenen Gründen als ungeeignet zur Mitgliedschaft befunden wurden. Zu diesen gehörten u. a. 170 Personen, die seinerzeit Begnadigungsgesuche an die Zarenregierung gerichtet hatten. Es verbleiben nun- mehr in dem Verband« 1620 Personen. Diese haben zusammen 10 036 Jahre in Gefängnissen bzw. in den Bergwerken Sibiriens verbracht. Die Gesellschaft will jetzt ein Museum gründen, in wel. cbem das Leben der Sträflinge in der sibirischen Verbannung durch Bilder, Dokumente usw. dargestellt werden soll. Dle Z«b«m».Zlravtz.5eIer in der S t S d t i s ch e n O V e r am 24. d. TO. erhält eine besondere Anziebungelraft durch die Mitwirtung der Kammer- sävgerin Elisabeth Schumann - Wien , die siir die erkrankte Frau Claire Dur eingesprungen ist und die Rolle der Adele fingen wird. Eine Screicherung erfäbrt da« Piagramm durch die endgültige Zuiaae von Lucie Kieselhausen- Wien , die den„Plauen- Donau- Walzer' tanzen wird. Die Galerie). ilasper, Kurfürfienbamm 233, eröffnet eine AuZfellung von Gemälden von Lore Feldberg- Hamburg . Außerdem tverden Leichuuoge» deutsch er Smprejstonijte» gezeigt.