Das einmütige Kabinett.
Und der tendenziöse Schwindel der Deutschen Tages. zeitung".
Die Deutsche Tageszeitung" bezichtigt die volksparteiliche Lägliche Rundschau", das Organ Herrn Siresemanns, des tendenziöfen Schwindels", weil fie erflärt hatte, daß das Kabinett insgesamt auf dem Boden dessen steht, was in Locarno erreicht worden ist". Seltsamerweise beruft sie sich dabei auf den Vorwärts". Sie schreibt::
Nun ist durch eine Mitteilung bes„ Borwärts" über eine Aeußerung des Reichskanzlers im Auswärtigen Ausschuß ganz flar der Beweis erbracht, daß die tatsächlichen Borgänge innerhalb des Stabinetts feinerlei Anhalt für eine derartig tendenziöse Auslegung geben, wie die„ Tägliche Rundschau" sie vornimmt. Nach dem Borwärts" nämlich hat Dr. Luther im Ausschuß festgestellt: „ Der Herr Außenminister hat auf Grund eines einstimmigen Kabinettsbeschluffes berichtet. Das entscheidende Wort in dieser Feststellung ist das leßte. Herr Dr. Stresemann hat in der Tat berichtet; aber der Kabinettsbeschluß, der ihn dazu ermächtigte, war rein formaler Art und bedeutete feinerlei ma terielle Stellungnahme zu den Ergebnissen von Locarno . Selbst für einen bescheidenen Verstand ist dieser Unterschied bei einigem Bemühen zu begreifen. Wir wollen dahingestellt sein laffen, worauf die Begriffsstuhigkeit der Täglichen Rundschau" beruht. Daß diese selbe Begriffsftußigkeit beim Vorwärts" Dorhanden ist, daß er, schlimmer als das Rammerfäßchen in Minna von Barnhelm"," Geschriebenes nicht gut lesen tann", selbst wenn er's felbst geschrieben hat, braucht nicht zu verwundern. Denn dieses Unvermögen entspringt bei ihm der heißen Sehnsucht, möglichst bald die Dinge in eine Regierungsfrise hineinzutreiben, wozu ihm jeder Schwindel eben recht ist.
Dazu haben wir zu bemerken: Die sozialdemokratischen Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses hatten sich noch während der Sigung an maßgebender Stelle danach erfundigt, ob der Kabinettsbeschluß etwa nur eine Ermächti gung zur Berichterstattung bedeute, also nur formaler Art
Schüßengraben nicht nach der Ronfeffion gefragt habe,| einzustellen, wenn die bulgarischen Truppen feinen neuen
fo müsse man auch in der Erziehung des deutschen Bolles zusammenhalten.
Die Faschisten wüten weiter. Das sozialistische Parteibureau zum 4. Male verwüstet! Bon der italienischen Partei wird uns aus Rom mitgeteilt, daß in der Nacht zum 6. Oftober die Faschiffen zum vierten Male in die Cofale des Partelvorstandes eingedrungen sind und alles verwüstet haben. Zum vierten Male in einem Jahre! Die wachhabende Karabinieri hat den Eindringlingen nur eine der Partei gestohlene Schreibmaschine abgenommen. Vieles andere wurde gestohlen Auch die magimalistische Partel hat dasselbe Schidjal erlebt. Nachwirkungen des Presseboykotts gegen Mussolini .
Rom , 23. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Als der italienische Ministerpräsident in Locarno versuchte, einen internationalen Breffe empfang zu veranstalten, blieb ein großer Teil der Korrespondenten und Korrespondenzvertreter der Einladung fern. Mussolini wurde zum allgemeinen Gespött, und das scheint jetzt seine Nach mir. tungen haben zu sollen. Am Donnerstag hat bereits der„ Popolo d'Italia" nicht nur die dem Empfang ferngebliebenen. Breffe. vertreter, sondern auch den Außenminister Vandervelde an geflegelt, weil er es nicht für notwendig gehalten hat, Musso.
Der Wahlkampf im entscheidenden Stadium!
Heute und morgen noch steht die Berliner Sozialdemokratie in einem entscheidungsvollen Kampfe. Heute, neben der letzten Flugblattverbreitung, andere Arbeiten der Propaganda und des Werbens. Morgen früh Fortsetzung derselben und die notDarum wendigen Schlepp- und Wahlarbeiten. Genoffen und Genoffinnen:
Angriff mehr unternehmen. In einer Bekanntmachung erklärt die Regierung, daß sie zur Betonung ihres Friedenswillens ihrer Note an Bulgarien feinen ultimativen Charakter gegeben habe..
Sofia , 23. Dtt.( Bulg. Telegr.- Agentur.) Die Regierung hat die Mitglieder der Militärtontrolltommission eingela. den, sich an den Ort des bulgarisch - griechischen Grenzzwischenfalls zu begeben, um sich an Ort und Stelle zu unterrichten. Es liegt alle Veranlassung vor, anzunehmen, daß Griechenland die Aftion gegen bulgarisches Gebiet seit langem forgfältig porberettet hat. Schon feit gewisser Zeit fuchten griechische Soldaten fyfte matisch, einen Zwischenfall herauszufordern. Sie haben sich nicht gefcheut, Grabdenkmäler der im Baltantrieg gefallenen bulgarischen Offiziere und Soldaten zu beschädigen. griechische Vormarsch auf bulgarischem Gebiet scheint gegenwärtig zum Stillstand getommen zu sein.
Südslawien neutral.
Der
Belgrad , 23. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Die Regierung teilt amtlich mit, daß sie in dem griechisch- bulgarischen Konflikt v oll, tommene Neutralität wahren wird.
einer
Die Buße von Damaskus . Nach dem Sieg der Franzosen . Paris , 23. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Die Stadtväter von Damaskus haben nach englischen Meldungen folgende fran1. Entrichtung zösischen Bedingungen angenommen: Schadenersaßsumme von 40 000 ägyptischen Pfunden, 2. Einführung der Kriegsgelege während 15 Jahren und 3. Auslieferung von 50 000 Gemehren. Die durch bie Beschießung der Stadt verursachten Schäden sollen sehr groß sein. Biele Gebäude seien in Brand geschossen worden, dar unter der Bahnhof von Meidan und ein Teil des Palaftes Azi. Etwa 1000 Menschen seien getötet oder verwundet worden. 400 französische Soldaten, zum größten Teil Al gerier, follen gefangen worden sein. Die Berbindung zwischen Damastus und Deraa sei unterbrochen. Das Eintreffen von 10 000, Mann französischer Verstärkungen wird für die nächste Woche er
gewesen sei, oder ob er eine materielle Stellungnahme Auf zum Kampfe und zum Siege der Sozialdemoftratie! wartet.
zu den Ergebnissen von Locarno in sich schließe. Das lettere murde ausdrücklich bejaht
Wir bedauern, daß ein so hervorragendes Organ der größten Regierungspárten wie die Deutsche Tageszeitung" offenbar teine Möglichkeit befigt, sich über die Bedeutung eines Kabinettsbeschlusses zu informieren. Denn daß die ,, Deutsche Tageszeitung" andere des tendenziösen Schwindels bezichtigt, während fie felber bewußt schmin delt, wagen wir natürlich nicht anzunehmen. Nun wird fie gewiß ihre unbeftechliche Wahrheitsliebe dadurch beweisen, daß sie unsere Feststellung schleunigst ab druckt. Sie würde sonst allerdings dem Vorwurf, ihren Lesern absichtlich die Wahrheit zu verschweigen, nicht entgehen
fönnen. 02
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Nur Redensarten!
ihm nichts!
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lini aufzusuchen. Am Freitag wird in der gesamten faschistischen Presse diefe Kampagne fortgesetzt, und selbst das Organ Farrinaccis, die„ Terra nova", ein Blatt, das sich bisher nur für innerpolitische Dinge interessiert hat, bringt einen Leitartikel über die Beziehungen zwischen Frankreich und Italien . In ihm wird unter dem Vorwurf der Undanfbarfeit für die von Italien dem westlichen Europa ge währte Kriegshilfe, von Vergiftung der politischen Atmosphäre durch die französische Presse gesprochen und von der Pariser Regierung verlangt, daß sie durch Einschränkung der Pressefrei. beit(!) diefen Feldzug steuere.
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Getreu seiner sozialistischen Ueberzeugung hat Genoffe Ban. dervelde in der Tat jede Berührung mit dem Anftifter zur Er mordung Matteottis in Locarno vermieden. Nicht nur, daß er ihn Sixt v. Armin verleugnet den Kaiser". Aber es hilft nicht besuchte, sondern er ignorierte ihn auch im Sigungssaale der Konferenz. Chamberlain und Briand waren übrigens von dieser Absicht Vanderveldes unterrichtet und haben nicht den geringsten Versuch unternommen, ihn umzustimmen. Auch sie hätten es zweifei los vorgezogen, wenn ihnen die Begegnung mit Mussolini erspart geblieben wäre. Jedenfalls gereichen die Anpöbelungen durch die Faschistenpreffe dem Genossen Vandervelde mir zur Ehre. übrigen ist die But der Faschisten über den Breffebontott gegen Mussolini um so größer, als die Bresse der ganzen Welt aus. führlich darüber unterrichtet wurde, namentlich burch ein längeres Telegramm der Havas - Agentur, und als diese Blamage des„ Duce auch in den italienischen Blättern registriert werden mußte. Der Faschistenüberfall auf den Korrespondenten des Pariser Deuvre in Locarno , Barbe, am Tage nach Schluß der Konferenz, hat die moralische Isolierung Mussolinis nur verstärkt.
Der Reichsdienst der deutschen Presse erfährt: Die Entscheidung des Ministers in der Affäre Sixt von Armin steht unmittelbar bevor. Aus den Akten geht hervor, daß Sirt von Armin erklärt, nur von einem Gruß des Raisers" gesprochen zu haben, nicht aber von einem Auftrag des Raisers Diese Darstellung wird vom General von Haac, dom Vertreter des, Reichswehrminifteriums, und von dem General a. D. von Wrisberg bestätigt. Sigt von Armin hat ferner erklärt, Teinen Auftrag von Raiser Wilhelm erhalten zu haben. Aftenmäßig teht feft, daß General Sigt von Armin im Bereiche des früheren rierten Korps( Magdeburg ) rund 40 Denkmäler für gefallene Heeresangehörige eingeweiht hat, ohne daß von diesen Feiern irgend ein Anstand gemeldet wurde. Der General gibt zu, den paffus von dem„ erlauchten Sproß gesprochen zu haben, legt aber diesem Sah nar den Wert einer Rebensart bei. Wie man hört, wird nun der Borfall bei der Auguftaner- Feier von den zuständigen Stellen faum zum Anlaß genommen werden, ein generelles er bot der Teilnahme von Reichswehrangehörigen an derartigen Feierlichkeiten zu erlassen.. Man hofft auch fernerhin mit einer ftraffen Handhabung der seinerzeit vom Reichspräsidenten Ebert er. laffenen Vorschriften das Auslangen zu finden. Da die Affäre Sigt von Armin beim Oberreichsanmalt schwebt, so ist es deffen Aufgabe, den einwandfreien Tatbestand festzustellen. Sobald die Entscheidung des Reichswehrministers gefallen ist, wird die Deffentlichkeit durch eine offiziöse Kundgebung benachrichtigt werden.
Die Erklärung befriedigt in feiner Weise. Sie geht an den Tatsachen, auf die es ankommt, vorbei. Nicht bestritten wird, daß der General, der sich jetzt in so heldenhafter Weise aus der Affäre zu ziehen versucht, in Gegenwart der Tra ditionskompagnie der Reichsmehr von Seiner Majestät, dem Kaiser und König und von der ehrfurchtsvollen Dankbarfeit und unwandelbaren Treue zu ihm gesprochen hat. Nicht bestritten wird vor allem der Paffus in seiner Rede:
„ Das oberste Gefeß für uns alle ift das der Pflichterfüllung. getreu den Kriegsartikeln und dem Fahneneid, den wir Seiner Majestät geschworen haben."
Das ist eine glatte Aufforderung zum Hochverrat, ge richtet u. a. auch an die Mitglieder der Reichsmehr. Und
darüber hilft feine Berlegenheitsphrase von allgemeinen
Redensarten" hinweg!
Stresemann gegen das Reichsschulgesetz. Für Freiheit der Erziehung.
Karlsruhe , 23. Ottober.( TU.) Im Verlaufe seiner heutigen Rede fam Reichsaußenminister Dr. Stresemann auch auf den Reichs hulgelegentwurf zu sprechen und wies in feinen Ausführungen den Vorwurf, er habe den Reichsschulgesetzentwurf gebilligt oder zum mindesten nicht gegen ihn Stellung genommen, entschieden zurüd. Aus seinen Ausführungen ging hervor, daß der betreffende Entwurf dem Reichskabinett überhaupt noch nicht porgelegen habe, daß er also in diesem Rahmen noch feine Stellung habe nehmen fönnen. Er wolle aber einer Stellungnahme nicht aus dem Wege gehen, und seine Auffaffung zu dem Entwurf des neuen Reichsschulgesetes sei durch die Eigenschaft der Deutschen Beltspartet als einer liberalen Partei gegeben. Die Deutsche Bolts partei und damit auch er als deren Führer vertrete getreu der Ueberfteferung, der Nationalfliberalen Bartei, aus ber sie hervorgegangen sei, den Standpunkt der Freiheit der Erziehung. Er be taure den Streit der Ronfeffionen in Deutschland aufs schmerzlichste. Die Deutsche Boltspartei merde sich im Ranipfe um die geistige Freiheit von feiner anderen Partei übertreffen lassen. In wirt fchaftlichen und anderen Fragen fönne wohl ein Kompromiß möglich fein, aber in dieser Frage, der Frage der Erziehung, tönne es ein selches unter feinen Umständen geben. Wenn man im Weltfricge im
Schweizer Nachspiel zum Faschistenüberfall.
Bern , 23 Oktober.( WIB.) In der heutigen Bundesrats. figung wurde der Locarneser Zwischenfall Casetti- Barde behandelt. Bekanntlich hatte der italienische Kriegsverstümmelte und ehemalige Hauptmann Casetti den Mitarbeiter des Pariser Blattes Deuvre" megen einer Bemertung über die faschistische Bemachungs. mannschaft des italienischen Ministerpräsidenten Musolini geohr feigt, ein Zwischenfall, der unliebjames Aufsehen erregt hatte. Ter Bundesrat hat beschlossen, Casetti eine Berwarnung er teilen zu lassen mit der Androhung der Landesvermei. sung für den Fall einer nochmaligen Berlegung der schweizerischen Gastfreundschaft.
an ihre Völkerbundspflichten. Paris , 23. Oktober. ( Eigener Drahtbericht.) Ueber die Einberufung des Böllerbundsrates auf Montag nachmittag nach Paris hinaus hat Briand an die Regierungen von Sofia und Athen Telegramme gerichtet, in denen er ihnen die Verpflichtungen ins Gedächtnis ruft, die sie auf Grund des Artikels 12 des Bölferbundffatuts übernommen haben, und sie auffordert, die militärischen Operationen fofort einzustellen und ihre Truppen jenseits der Grenze zurüd nehmen.
Nach einer Meldung des Temps" follen außerdem bereits zwischen den Kabinetten von Paris , London und Rom Berhand. lungen darüber im Gange sein, ob ein gemeinsamer Schrift in Athen und Sofia angebracht fel. Chamberlain hat bereits fein Erfcheinen zur Sihung des Bölferbundsrates zugefagt.
Der griechische Einmarsch in Bulgarien . Sofia , 23. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Amtlich wird mit geteilt: Die griechischen Truppen find am Freitag früh 2 Uhr in Bulgarien mit drei Regimentern Artillerie und einigen Regimentern Infanterie mit Maschinengewehrabteilungen eingebrungen und haben fofort drei bulgarische Grenzbefestigungen eingenommen Sie sind im Laufe des Tages bereits 6 kilometer in bul. garisches Gebiet eingedrungen. Die bulgarischen Grenz machen haben den Befehl erhalten, sich zurüdzuziehen und alles zu tun, um weitere Bwischenfälle zu vermeiden. Einige Dörfer bei Petritsch haben sie breits geräumt. Trotzdem wurde das Dorf Martoftinovo, östlich von Petritsch, von den Griechen be. fchoffen Gelbst griechische Bombenflugzeuge find bereits in Attion getreten. Der bulgarische Generalffab hat sich daraufhin entfchloffen, aus feiner bisher geübten Defensive herauszutreten. Der Kriegsminister hat entsprechende Beisungen gegeben.
Die offiziöfe
Athen . 23. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Agence Athen " meldet, daß die griechische Heeresleitung befchloffen hat, die Stadt Petritsch nur einzuschließen, um etmaige Berlufte durch einen frontalen Angriff zu vermeiden. Die Regierung hat dem Generalstab strenge Weisung gegeben, den Vormarsch sofort
London , 23. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Aus Beirut wird gemeldet, daß die letzten. Unruhen in Damastus auf die öffentliche Ausstellung der Leichen von 24 Räubern, die von den Franzosen erschossen waren, zurückzuführen seien. Die Stadt selbst ist jetzt ruhig, es werden jedoch neue Unruhen bes fürchtet. Die Zahl der Opfer der Beschießung wird auf min destens 1000 Personen(?) geschäßt.( Englische Zeitungsmeldungen über die Vorgänge in Syrien haben sich in letter Beit meist als übertrieben erwiesen. Red. d. B.)
Kriegsreden eines Konteradmirals im Cofmann- Prozeß. München , 23. Oftober.( Eigener Drahtbericht.). Wenn schon die Zeugenaussagen der vier ersten Verhandlungstage im Dalchstoße prozeß flar gezeigt haben, daß sich der Kläger Coßmann ausschließ lich auf typische Vertreter des wilhelminiſchen Obrigkeitsstaates ſtügt, fo brachte der fünfte Berhandlungstag durch die Bernehmung des Konteradmirals a. D. v. 2evehow den nicht mehr zu überbietenden Höhepunkt in dieser Richtung. Was sich dieser Zeuge als früherer Chef des Stabes der Seefriegsleitung, also die rechte Hand des Admirals Scheer im Großen Hauptquartier , an Anmaßung und Terror des ganzen Gerichtsfaales leistete, dürfte wohl in den Annalen der deutschen Prozeßgeschichte einzig dastehen. Es hafte zunächst den Anschein, dah feine Bernehmung recht furs fein mürbe, da der Zeuge felbft erflärte, der von ihm im ersten Dolchstoßbeft abgedruckten Denfschrift nich Befentliches hinzufügen zu tönnten. Durch das Drängen bes Borfigenden ließ er sich jedoch herbei, die 17 Seiten seiner Denfschrift in den Süddeutschen Monatsheften nahezu Bort für Wort vorzulesen und dazu überall boy, mo er es aus politischen Gründen für vorteilhaft hielt, lärmenbe und schimpfende Einschaltungen fritischer Art zu machen, so daß seine „ Bernehmung"
eine Philippila gegen das Kriegsfabinett des Sanzlers Prins Mag von Baden wurde und drei volle Stunden in Anspruch nahm. Wie oft er auch feinen Rafernenhofton bis zum Gebrüll fleigerte, mie oft er auch mit beiden Fäuften in die Luft und auf den Tisch trommelte, wie rübe und über. heblich er sich wiederholt gegen den Brinz Mag von Baden, gegen Herrn v. Baner und andere ausließ mal unterbrach ihn der Borsigende. Gegen einen in unerhörten Mißbrauch einer Beugenaussage fann nicht scharf genug Einspruch erhoben werden.
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nicht ein einziges
Abgesehen davon, daß es nicht statthaft ist, daß ein Beuge feine Aussage größtenteils wörtlich aus einer gedruckten Zeitschrift ablieft,
entbehrte es vollständig jeden Zusammenhanges mit dem Prozeßftoff.
menn diefer beschäftigungslose Admiral in einer langen Randbemertung zu seiner Dentschrift eine leidenschaftliche persönliche Berteidigungsrede auf Ludendorff hielt und ihn als einen gewaltigen Menschen, eine Titaneriraft", im Vergleich sehte zu den jammervollen und kläglichen Gestalten des Kriegslabinetis Prinz May von Baten. Was fümmerte diesen Militaristen reinsten Wassers die zwiespältige Hasardeurhaltung Ludendorffs vom 29. September bis 1. Oftober 1918, als dieser von der Reichsregierung die fofortige Einleitung von Waffenstillstandsverhandlungen verlangte, während er ihm gegenüber nur den Wunsch nach baldigen Berhandlungen aussprach!
Auf den materiellen Inhalt dieser Zeugenaussage einzugehen, erübrigt fich; denn sie ist nachzulesen im ersten Dolchfloßheft des
Klägers Cozmann. Auf Grund der schweren Beschuldigungen des
Admirals v. Lepehom gegen den Prinzen Mar von Baden und den Bizetangler ron Bayer erklärte der Verteidiger Dr. Hirschberg, daß er im Anschluß der bisher vom Vorsigenden zugelaffenen Zeugenliſte seinen schon vor Monaten geftellten Antrag auf
Ladung des Prinzen Mag von Baden und v. Payers als 3cugen wiederholen merde, damit diese beiden Männer Gelegen. heit hätten, von der Stelle des Gerichts aus für den Schuß ihrer Ehre felbst einzutreten. Die fachlich notwendige Berichtigung zur Klarstellung ter politischen und militärischen Berantwortung während ber Oftoberiage 1918 wird bei der Erstattung des Sachverständigen gutachtens durch die Herren Delbrüd, klud und Schwerdtfeger erfolgen. gutachtens durch die Herren Delbrüd, klud und Schwerdtfeger er
Einige furze Fragen des Verteidigers Dr. Hirschberg lehnte der Zeuge in schnodderigem Feldwebelton ab zu beantworten. Begreif lich, denn diese Fragen waren ihm außerordentlich unbe quem, so vor allem die Frage, ob ihm befannt sei, daß sich Prinz Mag von Baden der Forderung Ludendorfis nach fofortigem fügte, als Ludendorff sein Verlangen mit der fatastrophalen Cage an Waffenstillstand mit allen Mitteln widerfekte und sich erst dann der Weltfront begründete. Daß der Zeuge als einer ber verantwort lichen Männer der Marine nie von der Stimmung der Mannschaft auf den Schiffen mußte, gab er selbst zu.
Drei weitere Stunden füllte die Bernehmung von brei ehemaligen Kapitänen, Hingmann, Scheibe und v. Waldener- Hark, cus.