Nr. 505 ♦ 42. Jahrgang
1. Seilage öes vorwärts
Sonntag, 25. Gktober 1025
Lerlw hat heut« das Dort! Die vielen hunderttausend«, die das einzigartige Räderwerk Berlins in harter Arbeit in Gang bringen, das Volk Berlins , erhebt seine Stimme. Mit einem giftigen Ansturm ohnegleichen, mit einem Trommelfeuer verlogener Flug. blätter und hetzerischer Bersammlungsreden hat die Reaktion dos gefestigt« Bollwerk der Republik mürbe zu machen versucht. Das rote Berlin , das Berlin der Arbeit und der Freiheit, soll schwarzweißrot, soll ein Tummelplatz der Finsterlinge und Kulturrückschrittler werden. Soll jene zu ollem entschlossene Rotte der Zollplünderer das Heft in die Hand erhalten? Mögen sie mit den Wahlmillionen einer interesiierten Industrie Berlin in einem Meer lügnerischen Druckpapiers ertränken, mögen sie die Spritzer ihres Hasses, ihrer bodenlosen Hetze, ihrer Derleumdungssucht an dem Bug des sieg- haften Schiffes der Sozialdemokratie zerschellen lassen: die reaktiv- näre Flut wird geteilt Blusser und Auswertungsbetrüger, die Fraktion der schworzweihroten Schwerindustrie, die kommunistischen Zersplitterer, sie alle müssen schwimmen lernen. • Der von den Bewohnern einer Stadt heute noch nicht weiß. daß in allen Lebenslagen sein Geschick mit dem seines Gemeinwesens unlösbar auf Gedeih und Verderb verbunden ist, dem wird nie zu helfen sein. Bei der Wahl am heutigen Sonntag muß von den Wählern nicht nur die große Zahl und Wichtigkeit der wirtschaftlichen Auf- gaben unserer Stadt ins Auge gefaßt werden, sondern diese Wahl hat vor allem auch seine große politische Bedeutung. Wie m Berlin , dem Brennpunkt des ganzen öffentlichen Lebens in Deutsch - land, gewählt wird, findet überall im Inland wie in den fremden Ländern die größte Beachtung, und der Ausgang solcher Wahlen gilt ollgemein als Barometer der jeweiligen politischen Stimmung Deutschlands . Mit den Wahlen zur badischen Landesversammlung sind die heutigen Stadtverordnetenwahlen die ersten Wahlen, die in Deutsch - land nach dem ungeheuerlichen Raubzug vorgenommen werden, den die Rechtsparteien im Derein mit dem Zentrum durch die neue -Zoll- und Steuergesetzgebung auf die Taschen des arbeitenden Volkes verübt haben. Aus allen Wählcrversammlungen der Rechts- Parteien ging hervor, wie sehr sie die Abrechnung der werktätigen Bevölkerung fürchten. Die Acbeilermassen Verlins werden durch die Mahl der sozialdemokratischen Liste dafür sorgen, daß diese Abrechnung zu einer wuchtigen und eindeutigen gemacht wird. Der heutige Wahltag hat zugleich aber erneut die Antwort zu geben auf die Frage: Wie steht Berlin zur Republik? Bei den beiden Reichspräsidentenwahlen am 2S. März und 26. April hat Berlin sich gut bewährt. Seitdem ist ein halbes Jahr verflossen. Seitdem sind Provokationen der republikanisch gesinnten Bevölkc- rung erfolgt, wie sie vorher kaum erhört waren. Auf diese Herausforderungen gilt es heule die Antwort zu erteilen. Nicht lau und
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zögernd, sondern in voller Hingabe für die Republik . Unsere Gegner von rechts und llnt» sind Feinde der Republik , die sie lieber heute als morgen beseitigen möchten. Die Mittelporteien sind Bernunft» republikaner. Nachdem die Dinge sich nun mal so entwickelt hoben, glauben sie, die gegebenen Tatsachen anerkennen und sich auf den Boden der Republik stellen zu sollen. Mit dem herzen stehen zur Republik nur die sozialdemokratischen Massen. Nur sie sind der Fels, auf dem unsere demokratische Republik fest und unerschütterlich ruht Dieser Tatsache gilt es, heute klaren, sinnfälligen, weithin sichtbaren Ausdruck zu geben. Jeder sozialdemokratische Stimmzettel ist«ine solche Antwort. Darum, sozialdemokratische Wähler und Wählerinnen: Geht heute lückenlos zur wahk und macht diesen Tag zu einem Siegestag für die Republik und für unsere Partei! Auszug aus See wohlorünung. Dahlzeit von 9 Uhr morgens bis S Uhr abends. Der Tisch, an dem der Wahlvorstand Platz nimmt, soll so ausgestellt werden, daß er von allen Seiten zugängig ist. Es tst Vorsorge zu treffen, daß der Wähler seine Stimmzettel unbeobachtet in den Umschlag zu legen vermag. Die Stimmzettel müssen für die Stadtverordnetenwahlen von weißem oder weißlichem Papier, für die Bezirksverordnetenwahlen von hellgrünem Papier sein. Der Wähler hat für beide Stimmzettel nur einen Umschlag zu benutzen. Die Abgabe von zwei Umschlägen durch einen Wähler ist unzulässig. Zutritt zum Wahlraum hat jeder Wähler. Ansprachen darf niemand darin halten. Nur der, Wahlvorstand darf über das Wahlgeschäft beraten und beschließen. Der Wahloorstand kann jeden aus dem Wahlraum verweisen, der die Ruhe und Ordnung der Wahlhandlung stört: ein Wähler de« Abstimmungsbezirks, der hiervon betroffen wird, darf vorher seine Stimme abgeben. Nachdem der Wähler in dem Nebenraum den Stimmzettel in den Umschlag gelegt hat, tritt er an den B o r st a n d s t i s ch, nennt seinen Namen, und übergibt, sobald sein Name in der Wählerliste aufgefunden ist, den Umschlag mit den Stimmzetteln dem Wahl- Vorsteher, der ihn sofort u n e r ö f s n e t in die aßahlurne legt. Wähler, die des Lesens unkundig oder durch körperliche Gebrechen verhindert sind, ihre Stimmzettel eigenhändig auszufüllen oder in den Umschlag zu legen und diesen dem Wahlvorsteher zu übergeben, dürfen sich der Beihilfe eines Vertrauensmannes bedienen. Nach Schluß der Mahlzeit dürfen nur noch die Wähler zur Stimmabgabe zugelassen werden, die zu diesem Zeitpunkt im Wahlraum schön anwesend waren. Hierauf erklärt der Wahlvorsteher die Abstimmung für geschlossen. Bei der Ermittlung des W a h l r e su l t a t s ist zu bc achten, daß in folgenden Fällen Stimmzettel ungültig sind: 1. die nicht in einem amtlich abgestempelten Um- schlag oder die in einem mit einem unzulässigen Kennzeichen versehenen Umschlag übergeben worden sind, 2. die nicht als amtlich h e r g e st e l l t e erkennbar sind. 3. aus deren Kennzeichnung der Wille des Wählers nicht u n- zweifelhaft zu erkennen ist, 4. denen irgendein durch den Umschlag deutlich fühlbarer Gegen st and beigefügt ist, 5. die mit einem unzulässigen Vermerk oder mtt einem Vorbehalt oersehen sind.