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die diktatur von Mostan. Statt der Demokratie in der Partei schärfste persön- liche Diktatur. Di- russische Exekutive der Kommumstischen Jnternatio- fiole in Moskau hat im Kampf gegen die frühere deutsche linke Zentralleimng der KPD., Ruth Fischer und M o s l o w, das Schlagwort von der Demokratie innerhalb der Partei in die kommunistischen Mit- gliedschasten geworfen. Sie hat die nunmehr abgesägte Parteiführung der Ausübung einer rein persönlichen Diktatur, eines mechanischen Drucks von oben auf die Mitgliedschaften beschuldigt. Aber das Schlagwort von der Demokratie innerhalb der Partei war nur ein Kampfmittel. Es war nicht ernst gemeint. Wer in der Kommunistischen Partei geglaubt haben sollte, daß er minmehr frei seine Meinung sagen dürfe, wird heute schon eines Besseren belehrt. Der Berliner Zentral- v o r st a n d stellt in einer am 23. Oktober angenommenen Resolution die These auf, daß die demnächst stattfindende Parteikonferenz der KPD . den A b s chl u ß der bis- herigen Parteidiskuffion bilde. Diese Parteidiskussion ist also sch o n zu Ende. Nur war sie sehr einseitig. Die russische Exekutive und ihre Kreaturen haben in endlosen Aussätzen und Reden ihre Ansichten vertreten. Wer immer gegen sie eine andere Ansicht zu äußern wagte, wurde aufs Maul geschlagen. In der Praxis sah die Demokratie innerhalb der Partei folgendermaßen aus: Willkürlich zusammengesetzten Organisationskörpern wur» den in Berlin die Beschlußrechte der bisherigen Organisation?- kärper übertragen, um eine der russischen Exekutive genehme Entscheidung durchzusetzen. Jede Publikation der Verteidigungsrede von Ruth Fischer in Moskau wurde unterdrückt. Als die An- gegriffenen im Berliner FunktionärorganDer Funke" in mehreren Artikeln ihre Ansichten darlegten, wurde dies Vor- gehen mit einem Bannfluch belegt, weil nicht zugleich die Gegenargumente der Exekutive veröffentlicht wurden. Ein einziger in der Kommunistischen Partei hat den Versuch gemacht, wirklich und freimütig und politisch zu dis- kurieren, R e i n h o l d S ch ö n l a n k. Dieser Versuch, von der angeblich gewährten Demokratie in der Partei Gebrauch zu machen» wurde von der Zentrale der Kommunistischen Partei sofort mit dem Ausschluß beantwortet und S ch ö n la n k als Agent einer gegnerischen Partei in den Reihen der Kommunistischen Partei bezeichnet, der die theo- relischen Grundlagen für die Liquidierung der Kommunisti - sehen Partei schassen und die Partei in das Lager des Re- formisnuis führen wolle. In der Sitzung der Zentrale hat als einziger der Kom- munist Schol'em nicht für den Ausschluß von 'S ch L n l a n k gestimmt. Daraufhin hat der Berliner Zsntraloorstand folgende Resolution gegen ihn gefaßt: Der Fall Schönlenk hat gezeigt, daß liquidatorisch«, rechte Ge­fahren bestehen. Das ZK. hat auf den menlchewistischen Vorstoß Schön- lanls mit dessen sofortigem Ausschluß geantwortet. Die Mitgliedschaft verurteilt aufs schärfste das schwankende Verhalten des Genossen Scholem , der gegen den Ausschluß Schönlanks Stellung nahm und sich bei der Abstimmung im ZK. als einziger der Stimme enthielt. Dadurch bewies Genosse Scholem , daß er liouidatorische Tendenzen in der Partei dulden will." Es darf also selbst in den Zentralsitzungen der Kommu- nistischen Partei nur so abgestimmt werden, wie es den Mos- kauer Befehlen entspricht. Am besten beleuchtet wird jedoch die Demokratie inner- halb der Partei durch den Beschluß des Berliner Zentralvor- standes, die Plattform von Ruth Fischer , die sie der Reichspartei konferenz vorlegen wollte, nicht zu veröffentlichen. Die Demokratie in der Partei besteht also darin, daß die Gegner der russischen

Exekutive in Moskau nach allen Regeln der Kunst mundio! gemacht werden. Die Kommunistische Partei besitzt eine Reihe von Ab- geordneten im Parlame n t. Diese Abgeordneten könnten die Demokratie so auffassen, daß sie ihren Wählern über ihre Tätigkeit Rechenschaft oblegen und ihre Parlamenlstätigkeit nach den Beschlüssen ihrer Wähler regeln dürften. Um diesem Irrtum vorzubeugen, hat die Zentrale der 5ioinmunistischen Partei folgenden Beschluß über die Kontrolle der Parlamentsabgeordneten gefaßt: 1. Das Zentralkomitee erinnert an die Bestimmungen der 21 Bedingungen über die Aufnahme in die Komintern, der Statuten der KI. und der KPD. bezüglich der strengsten organisatorischen und politischen Unterordnung der Parlamentsfraktion unter das ZK. der Partei. 2. Diese Bestimmungen sind strenger als bisher in An» Wendung zn bringen. 3. Die Reichstags- und Landtagsabgeordneten der Partei dürfen nur mit Genehmigung des P o l s ek r et a riat s der Partei in den Bezirken tätig sein." Dieser Beschluß macht die kommunistischen Abgeordneten im Reichstag wie in den Landtagen zu Marionetten in der chand der Führung der russischen Exekutive in Moskau . Die Zentrale der Kommunistischen Partei hat oersichert, daß sie keinen politischen Schritt unternehmen werde, ohne sich vorher mit der Erekutioe und der Leitung der russischen Kommu- nistischen Partei verständigt zu haben. Die Abgeordneten werden durch diesen Beschluß auf das strengste an die Befehle der Zentrale, d. h. also an die Befehle von S i n o w j e w und B u ch a r i n gebunden. Die kommunistischen Abgeordneten bringen im Parka» ment nicht die politische Willensrichtung der Wähler zum Ausdruck, sondern den Willen der beiden Diktatoren von Moskau . Wohl noch niemals haben zwei Männer einen zahlenmäßig so starken Einfluß in dem Parlament eines anderen Landes besessen, wie S i n o w j e w und B u ch a r i n im Deutschen Reichstag und in den deutschen Landtagen. Die angebliche Demokratie innerhalb der Kcmnnumstischen Partei ist nichts anderes als die schärfste persönliche Diktat urvon S'nowjew, dem Vorsitzenden der Mos- kauer Exekutive der Kommunistischen Internationale und von B u ch a r i n, dem Vorsitzenden der russischen Kommunistischen Partei. Derneue Kurs" der Kommunisten besteht in der vollständigen Unterwerfung unter die Willkür der Moskauer Diktatoren.

Die üeutscbe �brüstunasnote. Ein Bericht der Militär-Kontrollkommiffio«. Die sogenannte Botschafterkonferenz in Paris , d. h. die Vertreter der Ententegroßmächte, treten am Dienstag früh zur Prüfung der deutschen Abrüswngsnote zusammen. Dazu ist ein Bericht des Ge- nerals Walch eingegangen, worin laut einer Havasmeldung aus London , stehen soll: Mit der Ausführung der Abrüswngsbestimmungen sei be- gönnen worden. So sei z. B. in den K r u p p werken das Material zerstört, das zur Herstellung derDicken Bertha" gedient habe. Andere Abgill>erungsn seien noch lange nicht soweit fortge» schritten. Am wichkigsten scheine den Alliierken Punkt 1 über die voll» machten des Generals von Seeckt . Es werde festgestellt, daß General o. Seeckt nicht nur Oberkom- luandierender sei, sondern auch die Ernennung der Offi» zieredes General st abes vornehme. Die Regelung dieser Frage sei für die deutsche Regierung besonders schwer, doch be- anspruche sie vom a l l i e r t e n Standpunkt aus größere Be­deutung als alle anderen Punkte. Das Oberkommando und die Organisierung des Gcneralstabes, sowie die Ernennung der Offiziere müsse künftig wieder dem Wehrmini st er unterstellt werden. Außerdem müßten die Bureauoffiziers und technischen Offiziere des Generalstabes zu einer einzigen Kategorie vereinigt werden. Immer- hin seien durch die Verhandlungen zwischen General Walch und den zuständigen Stellen gewisse Fortschritte erzielt worden.

Die grüne Lampe. Bon K n u l p. Heute habe ich zum ersten Male die grüne Lampe angezündet. Es ist eine Petroleumlampe mit blinkendem Messingständer und grünem Glasschirm. Ich nenne sie immer nurdie grüne Lampe ". Wenn ich sie zum ersten Male angezündet habe, dann weiß ich: der Winter hat begonnen! Holz und Kohlen kommen in den Ofen, die Borhänge werden vor die Fenster gezogen, die Bücher, die schon lange daraus warten, in die Hand genommen zu werden, zurecht- gelegt und die Arbeit beginnt. Ich lese ich lerne ich schreibe Praktisches Müßiges wie es gerade kommt, wie ich es gerade will. Die grüne Lampe wirft ihren goldgelben und warmen Schein über melns Hände. Sonst ist das Zimmer ganz in Dunkel getaucht. Rur mein Kopf ist in das Licht gerückt. Ganz in das Licht der grünen Lampe . Wie meine Hoffnung sie steht im Licht! Der Winter ist der Sommer meiner Arbeit: da reifen und fallen die Früchte. Mag draußen der Schnee lautlos und endlos niedergeben und die Welt weih und totenstarr aussehen ich habe die Fenster gsschlojsen, die Vorhänge zugezogen und die grüne Lampe ange- zündet. Während draußen so mancher zum Winterschlaf geht, bin ich zum Leben erwacht. Zum Arbeiten, Schassen, Ringen, Kämpfen! Ich habe die Lampe der Hoffnung angezündet und bin wie auf einem einsamen Schisf, das durch die Nacht fährt; die grüne Lampe am Bug und vor sich Sturm und Unendlichkeit..,

Strauß-Zeier. Die erste fand als Festvorstellung desR e i ch s v e r b a n d s s deutscher Presse" statt. Die Städtische Oper hatte ihr Haus hergegeben, der zweite Akt derFledermaus" war unter T i e t j e n s Regie und Bruno Walters Leitung der künsllerische Mittelpunkt. Die«Stimmung des Hauses, in der sich wie üblich die Minister mit der Presse und der eleganten Welt ein Stelldichein gaben, war eine gute. Sie wäre in einem kleineren Räume, und wenn man dieFledermaus" von ihrer Exposition an zu Gehör gebrocht hätte, noch intimer gewesen. Jubel brach los, als Walter mit wirklich delikatem Empfinden, aus dem Geist des alten Wien heraus einen Walzer als Einlage dirigierte, gleich als wenn Lohann Strauß in Andacht gefeiert werden sollte, und als Lucie Kiesel- hausen als später Gast des Prinzen Oriowsly einen Walzer schwebenNei'bt« n?te. Um die Auffüh'-img bemüMm sich-sonders Elisabeth Schumann , Emmy Sturm, Frau Letten- Sari, sowie Tauber und Z a d o r. Die zweite Feier in der S t a a t s o p e r. Zum erstenmal Z i g e u n e r b a r o n". Es darf gesagt werden, daß in solcher Reinheit und Lust, in solcher technischen Vollendung ein Orchester niemals die Musik dieses genialen stücks exekutiert hat. Berantwori- sich f> diesen Abend ist Erich Kleiber . Schon als er die Ouvertüre begann/ merkte man. daß er alle Allüren de« denkenden Musiker» beiseite gelassen hatte. Das heißt nicht, daß er sich irgend.

wie versehen hätte, sondern er dirigierte aus der Fülle eines lust- vollen Musikantenherzens heraus, völlig berauscht von der Schön- heit der Rhythmen und Melodien, selbst begeistert und dadurch be- geisternd. Niemals noch sah ich Kleiber in solcher lebhasten Ver- fassling, und es kam der Ausführung noch besonders zugute, daß er eben ein Wiener ist und die Tradition wie die Sinnlichkeit wiene­rischer Musik erbmäßig in sich trägt. Im Gegensatz zu Bruno Waller fehlt ihm die Abklärung des Alters, die aber der Mischung von österreichischen und ungarischen Melodien nur unzuträglich gewesen wäre. Die Aussllbrung hatte ciwas geradezu anregend und auf- regend Frohes an sich. Das ist das Höchste und Schönste, was man zu ihrer Ehre sagen kann. DieserZigeunerbaron " wird alle Er- folge, der Smatsopcr in den Schatten stellen. Wenn es einer Reha. bllitierung des oftmals so intellektuell musizierenden Kleiber bedarf, so ist sie hier gegeben. Ein herrlicher Musikant! Die Bühnenbilder von Aravantinos waren still und romantisch, das letzte Wiener Bild bezaubernd in der Idylle eines Wien von ISöl). Bon den Darstellern seien in gleicher Anerkennung genannt Richard Tauber als außerordentlich beweglicher und eindringlich spielender Emigrant, Leo S ch ü tz e n d o r f in der vielbcwährten komischen Rolle des Schweinezüchters, L i o l e t t a de Strozzi in der sinnlich-beionten Wiedergabe ihrer Zigeuner- lieder, Margarete Arndt-Ober als scharf charakterisierende Zigeunerin. Als das Finale des zweiten Aktes in seiner lied- und marschmäßigen Meisterkontrapunktik aufrauschte, da war das erreicht, was nicht alltäglich ist: Berlin schien mit dem Herzen von einigen tausend Menschen dem Wiener Herzen von Johann Strauß zuzujubeln.____ K. S.

Andersen- Matinee im Schauspielhaus. Es war eine Morgen- feier, die dem Märchendichter Andersen gerecht wurde. Ein wunder- voll zusommengesetzes Programm, das nur einmal von Gertrud Bindernagel eigenmächtig durchbrochen wurde, indem sie eine Arie ausFidclio" einfügte. Der Zauber der Andcrsenschen Märchen- stimmung wird so in einer Weise unterbrochen, die taktlos gegenüber Andersen und Beethoven zugleich war. Ihre schöne Stimme, konnte mit dieser Eigenwilligkeit nicht versöhnen. Die einleitende Ansprache hielt Herbert Eulenberg , der mit feinem Nachsühlen ein Märchen vom kleinen Andersen und einem Storch erzählte. Odense , die Heimatstadt des Dichters, und die verträumte Jugend des mi< rnosenhaflen Knaben wurden lebendig.Den einen nichts, den anderen viel, ein Märchenerzähler, nur ein Dichter" das war die Prophezeiung, die er als letzte Worte durch seinen Storch dem zum Jüngling gewordenen Knaben sagen ließ. Dann sagte ein Kind ein paar Verse auf, die ein Dank dem Mörchendichter und ein Dank seinem Volke waren, das sich der hungernden deutschen Kind«? in ihrer schwersten Zeit angenommen. Wundervoll, wie dann Mar- garete Schöndie Prinzessin auf der Erbse" und das trotz aller Weichheit bitterböse Märchen vomWassertropfen" las. Auch die Wiedergabe desStandfesten Zinnsoldaten" durch Lucie Mann- heim und derNachtigall " durch Arthur Krauhneck war ganz mit Andersenscham Geist erfüllt. Gertrud Binder- nagel sang vier kleine Airdersan-Lieder nach Musik von R. Schu- mann und Grieg . Die Margenseier war so alles in allem eine w'rt» liche Feierstunde, die nachdenklich und erfreut zugleich macht und groß und klein in ihren Bann zog. L. Sch.

Außerdem wisse man, daß General o. Seeckt gewisser Amtsbefug» nisfe nur durch ein besonderes Gesetz entkleider werden könne. Die deutsche Note werde in Paris und London als be, f r i e d i g e n d angesehen. Man sei deshalb der Ansicht, daß die Rachprüfung der begonnenen Adrüsiungsmahnahmen er- lauben werde, einen Anfang mit den Erleichterungen des Lesatzungsregln.es zu machen, die Deutschland in Locarno versprochen wurden. Es fei allerdings nicht möglich, beim gegenwärtigen Stand der Dinge ein Datum für die Räumung Kölns anzugeben. Die Engländer könnten eurerseits Köln nicht verlassen, bevor nicht gewisse französisch« Truppenabteilungen aus Wiesbaden abgerückt seien, anderer- seits seien Abänderungen in der Einrichtung der Kasernen in der zweiten und dritten Rheinlandzone notwendig, damit Platz geschaffen werde. Die Umwandlung in der zivilen und juristischen Per- waltung des besetzten Gebietes, die Deutichland zugestanden werden konnten, setzten eine vpllständige Neuorganisation voraus. In diesem Zusammenhang gelle es zu entscheiden, welche Vergehen in die Kompetenz der Zivil- und der Kriegsgerichte fielen und ob gewisse gemeine Rechtsvergehen wie Diebstähle, Gewall- tätigkeiten usw. von anderen Gerichten abgeurteill werden sollten, als von denen, die bisher zuständig waren, wobei ein« mögliche Heranziehung deutscher Behörden zu berücksichtigen sei. Wettere Milderungen des Vesatzungsregimes bezögen sich auf die Aufhebung gewisser Verkehrsoorschriften_ wie Pässen, Erlaubnisscheinen usw. Man sehe also, heißt es zum Schluß der Havasnot«, daß die Aenderungen des Regimes alle recht kom- pliziert seien und daß man nicht wisse, welche Zeit die Aus- führung in Anspruch nehmen werde. Deshalb sei es nicht möglich, ein Datum für die Umgruppierung der Truppen und die Räumung Kölns anzugeben, besonders wenn man berücksichtige, daß der eng- tische Generalstab ursprünglich eine Kündigung von vier Mo» naten gefordert habe. London ,. Oktober.(WTB.)Daily Expreß " läßt sich au» Köln melden: Es besteht für dieses Jahr keine Aussicht auf Räumung des Kölner Brückenkopfes. Eine Er- kundung des Wiesbadener Gebiets, in das die Besatzung übersiedeln soll, werde wahrscheinlich diese Woche beginnen. Beabsichtigt sst, daß, wenn der Locarnopakt im Dezember unterzeichnet wor- den ist, die Räumung Mitte Januar beginnen zu lassen. Gleichzettig werde eine große Verminderung in der Stärke des brttischen Besatzungsheeres mcht vorgenommen werden, da es bereits unter der im Versailler Vertrag festgelegten Stärke sich bewege.

Caillaux gcg»n Vermögensabgabe. Paris , 26. Oktober,(ffifiener Drahtbericht.) Der sranzösisch» Finanzminister C a i l l a u x hat sich iy einer am Sonntag in seinem Wahlbezirk gehaltenen Rede ganz entschieden gegen die von den So- zialisten und Radikalsozialen verlangte Bermögensabgabe aus- gesprochen und sich aus'diese Weise in einen offenen Gegensatz zu dem Linkskartell gestellt. Während P a i n l e o e in seiner am Sonntag gehaltenen Ansprache zwei Wege zur Lösung der schwe­benden Finanzkrije als möglich bezeichnet und die Entscheidung dem Montag-Ministerrat vorbehalten hat, sprach sich Caillaux . ohne den InHall seiner Finanzxläne bekanntzugeben, nur für die eine der beiden Möglichkeiten aus. Er wies daiauf bin, daß anläßiich des Verfalls der hohen Betrage von Schatzscheinen ihm sich die Möglichkeit geboten habe, ctnet zwangsweisenK o s o l i- dierung"'dieser ischatzschetnc zu schreiten. Er habe ledoch diesen Weg, der eine Ablehnung der vom Staate übernommenen Verpflich- tungen bedeutet hätte, ablehnen müssen.- Ebenso müsse er auch die von den Sozialisten. norgeschenc Vermögensabgabe ab- lehnen. Die Erfahrungen, die man damit im Lluslonde gemacht habe, hätten gezeigt, daß.die Vermögensabgabe überall, wo man sie durchzuführen versucht. Habe, kläglich gescheitert sei und überall Ruin und Verfall hinter sich gelassen höbe. Auch habe er bemerkt, daß diese sozialistischen Gedankengange merkwürdigerweise eine Unter­stützung bei den Mächtigen der Finanz fänden, und das müsse noch das Mißtrauen gegen die Kapitdlabgabe steigern. Denn die Finanz« macht hege die Hoffnung, aus der durch die Kapllalabgabe hervor- gerufenen Verwirrung in der ganze» Wirtschaft Kapital zu schlagen. Caillaux erklärte sich dann als Anhänger der demokratischen Finanz- gesetzgebung, die neben einer progressiven Einkommensteuer und Luxussteucrn auch eine strikte Oekonomie der Ausgaben einbegreife. Rur auf diese Weise werde man, so erklärte er, die gegenwärtigen Schwierigkellen überwinden können. Der Weg sei jedoch weit, Zeitz Ausdauer, Methode und Vertrauen den Regierenden sei die Formel.....

Die PosseStall Levy mit Ppsilon" von Anton Herrn- feld, deren Erstausführung am Sonnabend im Herrnfeld- Theater(früheren Intimen Theater) stattfand, sst eine der üb» lichen Herrnfeldiaden. Der hervorragend geschäftsuntüchtige Herr Kratki hat einen Rennstall gekauft, versteht aber nichts von Pferden. Da er die«ache, die ihm heillos über den Kopf wächst, vor seiner Frau verbergen will und bei diesen Versuchen die ungeschicktesten Ausreden macht, gerät er in den Verdacht, verrückt geworden zu sein. An seiner Stelle kommt aber infolge einer Personenoer- wechslung sein Freund ius Irrenhaus. Dos dadurch entstehende unentwirrbare Durcheinanid-r gibt den Anlaß zu einigen luftigen Szenen. Die Theaterdirektion halte außer der Theaterkritik auch die Sportredaktion geladen. Richtiger wäre gewesen, den Referenten für Aittiquttäten zur Vorstellung zu bitten. Der hätte sich gefreut, ein Kunstprodukt iu etwas veränderter Form wiederzufinden, das schon vor vielen vielen Jahren verschollen schien. Die eigentliche Possenidee, die Intcrnierung eines ahnungslosen Gesunden im Irren- Haus, hat nämlich das alte Herrnfeld-Theatsr schon vor langer Zeit aufs Tapet gebracht. Der Theaterkrktiker seinerseits kann nichts wetter Wn, als die Fessstellung machen, daß sich das Publikum aufs beste amüsiert, auch wenn die Witze noch so ausdauernd breitaetreten werden, und daß Herr Anton Herrnfeld regelmäßig de» größten Lacherfolg erzielt, wenn er feine Rotte in einem abenteuer. lichen Dialekt herausstottert. Das WortRennstallbesitzer" spricht er Rinnstullbeefiezerr" aus und sagt ganz verwundert, wenn ihn einer nicht versteht-Jich sprrich buch ganz duttlich." Dgr. Essener medizinische Woche. Die von der Rotgemeinschast der Deutschen Wissenschaft auf Anregung der Gewerkschaften veranstaltete E s s e n e r W o ch e, die es sich zum Ziele setzt, die medizinische Wissenschaft und das werktätige Volk einander näher zu bringen und der Arbeiterschaft einen Ueberblick über den gegen- wärtigen Stand der medizinischen Forschung zu geben, ist am Sonn- tag eröffnet worden. Im großen Saal der Kaupenhöhe hatte sich zum ersten Vortrag eine große Teilnehmerzahl.. besonders aus Ge- werkschaftstreisen, eingefunden. Oberbürgermeister Bracht begrüßte dr« Veranstaltung immens der Stadl. Er gab zunächst sein Be- dauern über das durch die politische Lage veranlaßte Fernbleibe» des Reichskanzlers Dr. Luther Ausdruck und richtete dann Worte der Begrüßung an den Präsidenten der Ro'gemainschaft, Staats- minister a. D. Dr. Schmidt- Ott, an den Regierungspräsidenten Bergcmann(Düsseldorf ), an die Sekreräre der Gewerkschaften und an den Redner des Tages. Geheimrat Bier tBerlint. Dr. Schmidt- Ott, der alsdann das Wort nahm, sprach kurz über dte Ziele der Rotgemeinschast der deutschen Wissenschait, nämlich: planmäßige Arbeit am W'eberaufbau und an der Gesundung des deutschen Volkes, besonders der arbeitenden Schichten. Danach referierte G e. heimrat Bier überDie Bsdeutung der Leibesübungen für dl« Verhütung der Tuberkulose". vo�sbühue. Am �snilerstaa, den??.. abends 8 Uhr, ließ Mar Halde aui Einladung der Volksbü.ne im Rittersaal der Oper am KönigSPlatz auS i einen Serjcn aar. XBie man Affen särgtz wird am 2L, 7 Ndr atzendS. in der Urania, Taubeniiratze 48, 4S, Herr Dr. üutz Sf e d antätzlich seine» Bari rage» über .Die abefstnisch« Aiersavgezpedttüm' deS Berliner Zoologischen EaUen» «zähle».