Nach öer Herlin Der Katzenjammer Die Lektüre der Rschtsblätter nach dem Kamps um die Berliner Stadtverordnetenversammlung muß eigentlich jedem ungetrübte Heiterkeit bereiten. Die größten Schreier, die den Mund gar nicht voll genug nehmen konnten, sind sehr, sehr kleinlaut geworden. In ihrer Lerzweiflung be- quemt sich z. V. die„D. A. Z." sogar dazu, zuzugestehen, daß an der Niederlage der Bolkspartei, die nicht weniger als 22 von 35 Mandaten eingebüßt hat, auch die Führung der Bolkspartei im Rathaus schuld sei, und sie bemerkt in diesem Zusammenhang, daß„die Mangelhaftigkeit dieser Führung viel bemerkt und oft festgestellt worden" sei. Wir können uns nicht erinnern, in der„D. 21. Z." oder in einem anderen volksparteilichen Blatt jemals einen gleichen Hinweis gelesen zu haben, und wir glauben auch nicht, daß die „D. A. Z." etwa auf den„Vorwärts" anspielen will, der immer wieder betont hat, wie verhängnisvoll die beschränkte und doktrinäre Haltung der beiden Hauptsprecher der Volkspartei im Rathaus in den letzten vi» Jahren gewesen ist. Die„Männer mit dem weiten Blick" und mit dem hohen, gutgebügelten Stehkragen, voller Arroganz, Juristendünkel und Hochnäsigkeit haben das A und O ihrer Politik darin gesehen, gegen die Sozialdemokratie eine kom» pakte Majoritätsbildung zustande zu bringen. Gerade die beiden volksparteilichen Führer haben immer wieder in Wort und Schrift auf die Notwendigkeit des Gegensatzes zwischen Bürgertum und Arbeiterschaft hingewiesen, haben in der arrogantesten Weise das Privileg verantwortlicher Politik f ü r s i ch in Anspruch nehmen wollen, trotzdem sie in Wirklich- leit, nur wie weiland Don Quichotte einen lächersichen Kampf gegen Windmühlenflügel führten. Die Volksparteiler sind nicht nur äußerlich die Be- siegten des Berliner Wahlkampfes. Auf der Strecke geblieben sind nicht nur 22 Männer mit„weitem Blick", auf der Strecke geblieben ist vielmehr die„J d e e", um deretwillen die Ritter der Volkspartei zu fechten vorgaben. Der Bürgerblock ist auch nicht an irgendwelchen Zufälligkeiten der momentanen Wahl- konstellation gescheitert. Er ist gescheitert, well er überhaupt in Berlin eine Utopie und eine politische Sinnlosigkeit ersten Ranges ist. Berlin ist eine Arbej,terstadt und wird in seiner Stadtverordnetenversammlung infolgedessen immer eine proletarische Mehrheit haben. Der Sieg des Bürgertums im Oktober 1921 ist nur aus den besonderen Verhältnissen der Inflationszeit und der damaligen ungewöhn- lichen Zersplitterung der Arbeiterschast zu erklären. Die Ent- Wicklung, die über die Entscheidungen bei den letzten Reichs- tagswahlen schließlich zu dem jetzigen Wahlsieg der Arbeiter- schaft geführt hat, ist eine durchaus organische und natur- gemäße gewesen. Wer so gerne sich seines„weiten Blickes" rühmt, täte gut, nach seiner vernichtenden Niederlage e n d- l i ch die Wurzeln dieser Niederlage zu begreifen, über sie nach- zudenken und die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen. Die Wahl vom Sonntag hat die Sozialdemokratie wieder nach allen Irrungen und Wirrungen der letzten Jahre nicht nur zur weitaus stärksten Fraktion gemacht, sondern ihr auch die entscheidende Position un Berliner Rathaus ein- geräumt. Die Sozialdemokratie hat in den letzten Jahren bewiesen, daß sie die Verantwortung für die Entwicklung der Berliner Gemeinde übernehmen wlll. Sie hat diesen Willett unter den schwierigsten und ungünstigsten Verhältnissen schließlich mit steigendem Erfolg ig die Tat umgesetzt. Es ist unausbleiblich, daß sie gerade nach dem Wahlergebnis des Sonntags nun erst recht chren Willen zu verantworllicher Gestaltung der Berliner Kommunalverhältnisie bekundet. Das nicht sehr geistvolle Rätselraten der Bllrgerblockpresse über die künftige Entwicklung und die kommenden Parteibeziehungen im Roten Hause zeigt immer wieder di.e e r st a u n l i ch e B e» s ch r ä n k t h e i t weiter Kreise des Bürgertums. Selbstver- ständlich wird die Sozialdemokratie in der neuen Stadwer- ordnetenoersammlung mit allen Parteien zusammenarbeiten, die bereit sind, Berlins Entwicklung zu fördern. Selbstver- ständlich wird irgendeine Entscheidung o h n e die Sozialdemo- kratie nicht möglich sein. Bei ihr liegt der Schlüssel für die künftige Entwicklung. Jeder, der auf diese Entwicklung Einfluß zu gewinnen wünscht, wird mit der Sozialdemokratie rechnen und ibrer Auffassung in entscheidenden Punkten sich anschließen müsien. Dabei wird niemand mehr verkennen können, daß dem Willen der Wählerschaft in mehr wie einer Beziehung Rech- nung getragen werden muß. Die Sprache der Wahlziffern zeigt deutlich den Protest der Sßolksmasfen gegen die reaktionäre
er wahlsthlacht. des Bürgerblocks. Wirtschaftspolitik der Rechtsregierung, gegen die ungebührliche Steuerbelastung und nicht zum wenigsten gegen die gewalt- same, wirtschaftlich unverantwortliche und kurzsichtige Nied- righaltung des Lebensniveaus der Arbeiter- schaft. Nichts hat so sehr verbitternd gewirkt, wie das wochenlange Feilschen um Pfennige bei den Lohnbewegungen der Arbeiterschast, die mit Ingrimm sehen mußte, daß ein, dank der kommunistischen Taktik sozialistenrein gewordener Magistrat durchaus am Strange der Privatunternehmer zog. Die wirtschaftsreaktionäre Haltung der bürger- lichen Parteien hat eben so sehr aufreizend gewirkt wie das trottelhaste Bramarbasieren abgetakelter Generäle. 2IIIzu scharf macht schartig. Das Scharfmache rtum findet seine natür- liehe Reaktion und auch in dieser Beziehung ist die Sprache der Wahlen mehr wie deutlich. Die Sozialdemokratie wird und muß die Ehance, die ihr durch die Wahlen gegeben ist, mit aller Kraft ausnutzen. Auch die bürgerlichen Parteien sollten sich überlegen, ob sie nicht einen guten Tell ihrer Niederlage ihrer eigenen Haltung in diesen Fragen zuzuschreiben haben und ob sie nicht besser tun, auch hieraus eine Lehre für die Zukunft zu ziehen. Die Kommunisten haben vor der Wahl unter deutlichem Bruch mit ihrer bisherigen Taktik versichert, daß sie sich b e s- se r n werden, daß sie bereit sein wollen, sich auf den Boden der Tatsachen zu stellen und von da aus„praktische Arbeiterpolitik" zu treiben. Die Sozialdemokratie hat nicht die geringste Veranlassung, ihnen dazu nicht sofort heute und morgen jede Möglichkeit zu geben und zu hoffen, daß die Kommunisten von solcher Möglichkeit den denkbar besten Gebrauch machen. Nichts würde mehr im Interesse der Llrbeiterschaft und auch Berlins liegen, als ein wirklicher Wandel der kommunistischen Taktik, wenn er von Dauer und Stetigkeit wäre Unsere Zweifel in solchem Wandel zu be- heben, wird Sache der K o m m u n i st e n selber sein. Es hat wenig Sinn, jetzt zu prophezeien, oder zu sagen, was wir befürchten. Die Sozialdemokratie weiß, was sie will und sie wird sieb von niemandem von ihrem Wege abdrängen lassen. die neue Staötverorönetenfraktion. Auf(Bnind des bisherigen Wahlergebnisses können folgende(5e- nassen als gewählt angesehen werden: 1. kreis Mille: Dr. W e y l, Siegbert L ö w y, Paul Harsch, Adolf H o s f m a n n sen. 2. Kreis Tiergarken: Karl B u b l i tz, Hermann C l a j u s, Alfred P o e r s ch, Dr. Kälhe Frankenthal. Z. kreis Wcdding: Fritz Brolat, Wilhelmine Weide, Mar II r i ch, Walter R i e ck, Bruno Krause, Fritz D r e w s, Custao B l a s ch z i k. 4. kreis Prenzlauer Berg : Theodor Fischer , Helene Schmitz, Max Kemnitz, ivtar Kreuziger. Adolf D ö h n e r t. Georg M aderholz, Lisbeth Zern. S. kreis Friedrichshaln: Michael K a y s e r. Agnes Fahren. w a l d, Christian G u t e k u n st, Karl K l i n g l« r, Martha Hoppe. <5. kreis kreu)öerg: Fritz Z u b e i l, Hermann Schweickardt, Dr. Witte. Gustav Häußer. Dr. Richard Loh mann. Lisbeth R i e d g e r. Otto Z ö p f e l. Heinrich Schröder. 7. kreis Charlolienburg: Albert Horlitz, Otto Schmidt» Dr. K a w e r a u, Johanna Kühn. 8. kreis Spandau : Mar Schulze. Fritz Kranz. S. Kreis Wilmersdorf: Georg Oppel. lfl. kreis Zehlendors-Sleglitz-Tem pclhos: Friedrich Vinte, Otto Klose. Richard Draemert . ll. kreis Schöneberg : Franz Czeminski, Georg Wendt. Erich F l a t a u. 12. Srels Ztenkölln: Hermann Harnisch. Franz Gut» s ch m i d t. Anna B o r m a n n, Kurt Gärtner. August Händel. Max F e ch n e r. 1Z. kreis Trepkow-Köpenick: Wilhelm Ret mann, Fritz W o i k, Wilhelm Strieder. 14. kreis Lichleuberg: Fritz Thurm, Gustav Tempel, Ernst Arndt . 15. kreis Weißensee-Pankow -Relnickendors: Hermann A m- b e r g, August Schmidt, Ludwig H o d a p p, Heinrich Schäfer. * Skadkllsle: Hugo H e i m a n n, Johannes Haß. Ernst Reuter, Richard K r i l l e, Minna Todenhagen , Theodor Glocke. Robert Rohde, Siegfried Weinberg. Georg Rogatz. Dr. W y g o d c z i n s k y.(?)
der bekanniNch in seiner Zeugenaussage versucht hat, seinem Desuch in der Redaktion des„Vorwärts" im November 1918 einen ganz anderen Sinn zu unterlegen. Kuttner, der seinerzeit die Unter- redung mit Herrn von Trotha geführt hat, wies überzeugend nach, daß der Admiral damals den beabsichtigten Flottenvorstoß nur als Entlafluag für die Westfront verstanden wissen wollte, während er heute behauptet, daß es sich lehr wohl um eine Entscheidungsschlacht mit der englischen Flotte gehandelt hat. und zwar hinter dem Rücken der Reichsregierung. Mit außerordentlicher Wirkung schloß Kuttner:„Wenn man von einer Marincmeuterei redet, so muß man es sich immer überlegen, daß die Weuterei begonnen Hai bei der Leitung der Warine und e r st dann auf die Mannschaft übergegriffen hat." Kuttncr soll am Dienstag noch einem eingehenden Kreuzverhör des Coßmannfchen Anwalts unterworfen werden. Dann kommen als Zeugen die Genossen Wels und Landsberg.
öaöifther Kurs. Nach de» Neuwahlen. Karlsruhe , 26. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Die Form der künftigen Regierungskoalition steht jetzt im Mittelpunkt der Crörte- rungsn. Das Frciburger Zentrumsblatt, die„T a g e s p o st", be- merkt:„Das badische Volk hat sich in erdrückender Mehrheit für die Fortführung der bisherigen Koalitionspolitik(Zentrum, Sozialdemo- kraten, Demokraten) ausgesprochen." Der sozialdemokratische Karls. ruher„Volksfreund" erklärt:«Nach dem Ausfall der Wahl kann die alte Koalition wiederkehren." Die volksparteiliche„D a- d i s ch e Presse" tritt dagegen mit folgender Lockung an das Zcn- trum heran:„Der Führer des Zentrums, Dr. Schofer, wird sich er> klären müssen, ob er mit der Volkspartei oder mitder Sozialdemokratie regieren will. In elfterem Fall könnte man dem Zentrum den Posten des Staatspräsidenten auf die nächsten vier Jahre überlassen. Bisher trat alljährlich ein Wechsel zwischen den Koalitionsparteien ein."
vor öem Rücktritt j)amlev6sZ Tie Caillaux-Krise dauert an— Briands Koutpromitz- versuche gescheitert. pari». 26. Okiober.(Eigener Drahiberichl.) Die Lösung der französischen ZRinisterkrife, die allgemein für Wonlag erwartet wurde, ist auf Dicuslag oder Mittwoch verschobeo worden. Der kablnekisral befchäfligle sich am Mouiag vormillag ein- gehend mik den Finanzplänen Eaillaux'. Die Aus- spräche darüber Hai so viel Zeil iu Anspruch genommen, daß der für 1l Uhr angesagie Kablneklsral unier Vorsitz der Präsidenten der Republik abgesagt werden muhte. Da Außenminister V r i a n d durch die Sitzung des Völkerbundsrais und auch der Präsident der Republik durch andere verpflichluagcn verhindert waren, konnte der Kabinetlsrai auch am Rachmiliag nicht stattfinden. Die polttifche Krise Hai dadurch allerdings keine wesentliche Aenderung erfahren. Die von vriand unlernommenen Vcr- suche, ein Kompromiß zwischen paialeoS und Eaillaux herbei- zuführen, sind, wie wir hören, gescheiiert. paialevä und mit ihm die Mehrhett des Sabiuells ist nach wie vor der Auffassung. daß die Regierung den Forderungen der Mehrheit des Kartells auf Einführung einer Vermögensabgabe Rechnung tragen muß, während Eaillaux sich dieser Forderung unverändcrk enlgegenstellt. ,-„Der Meinunzsunielschied zwischen dem Zinanzminister und der Mehrheit feiner Kollegen." schreibi der„Paris Soir",„besteht we'.icr. Man kann sogar sagen, daß die Rede Eaillaux' am Sonniag ihn noch oerschär fi hak. Die Unterredung, die pain- lev£ am Moukag vormillag mit Eaillaux und vriand Halle, führte zu keiner Einigung. Am Dienstag vormillag wird nach dem Ausgang des K-lbincltsrais höchstwahrscheinlich der Gesamt» rückiritk des Kabinett» dem präsidenle« der Republik überreicht werden. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Präsident nach den übliche« veralungeu wiederum paiuleö« mik der Sabineltz- bttdung betrauen wird." Manöver gegen den 5?rank. Paris . 28. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Im Kabinettsrat hat Finanzminister Eaillaux am Montag vormittag bekannt- gegeben, daß nach Nachrichten, die im Außenmimsterium eingetroffen sind, französische Spekulanten im Auslande er- hebliche Käufe fremder Devisen getätigt haben. Es wurde deshalb be- schlössen, daß die zuständigen Stellen zur Unterdrückung der Spekula- tion die erforderlichen Maßnahmen ergreifen. Die Nachricht von diesem Beschluß des Kahinettsrats hat einen günstigen Ein- sluß auf die Haltung des Frankkurses ausgeübt, dessen rapides Sinken jäh unterbrochen worden ist. Das Pfund, das am Montag früh bereits mit 121,50 notierte, ging auf 115 zurück: der Dollar ist ebenfalls von 25 aus 23,75 zurückgegangen.
Der Solkankonflikt vor öem Völkerbuvö. Die Pariser Sitzung des Rates. Paris . 26. Ottober.(Eigener Drahtbericht.) Unter Vorsitz des französischen Außenministers Vriand ist am Montag nachmittags um 5 Uhr der V ö l t« rb u n d s r a t in Paris zu einer außer- ordentlichen Sitzung zusammengetreten, um den griechisch-bulgarischen Konflikt beizulegen. Sämtliche Mitglieder des Rates, mit Ausnahme des tschechoslowakischen Außenministers Venesch, sind zu dieser Sitzung nach Paris gekommen: auch der Sekretär des Völkerbundes, Str Drummond. ist in Begleitung einer Anzahl von Mitarbeitern in Paris eingetroffen. Die beiden streitenden Mächte norden vor dem Rat durch ihre Ge- sandten tn Paris oertreten. Der öffentlichen Sitzung des Rates ging eine vertrauliche Besprechung der Ratsmttglieder unter Aus- schluß der Vertreter Bulgariens und Griechenlands vorauf. Beide Seiten beteuern Unschuld. pari». 26. Oktober. (EP.) Die heutige Sitzung des Völker- bundsrates für die Beilegung des griechisch-bulgarischen Zwischen- falls ist mit cinstündiper Verspätung erst um 6 Uhr abends e r- öffnet worden. Infolge des regnerischen und naßkalten Wetters hatten sich nur wenige Neugierige vor dem Quai d'Orsay eingefunden. so daß die Ankunft der verschiedenen Delegierten ziemlich ungestört oerlies. Die Sitzung fand im Uhrensaale, der durch die Pariser Friedenskonferenz bekannt ist, statt. Es war bcmerkens- wert, daß die I o u r n a l i st e n sich beim Erscheinen Chamberlains im Sitzungesaal einmütig erhoben, anscheinend, um dem englischen Delegierten in Locarno ihre Achtung zu erweisen. Die Sitzung wurde ohne lange Einleiwng durch Vriand für eröffnet erklärt. Zunächst wurde die offizielle Korre- s p o n d e n z, die bisher in der Angelegenheit ausgetauscht worden ist. verlesen. Die griechische und die bulgarische Regierung werfen sich darin gegenseitig die Schuld an dem Grenzzwischenfall vor und beteuern ihre Unschuld. Die Sitzung stand in der Folge ebenfalls im Zeichen dergeaenseitigenBeschuldigungen. Der Völkerbundsrat beschloß zunächst auf Dorschlag des spam- schen Delegierten Quinones de Leon, an Vriand ein Donk- schreiben für dessen rnsche Jnitiatioe in der Angelegenheit zu
richten. Dann kam eine Rote der bulgarischen Regie- r u n g zur Verlesung, in der der Tatbestand geschildert und fest- gestellt wird, daß die Angelegenheit jetzt der Entscheidung des Völkerbundes untersteht. In Anbetracht der Unschuldsbeteue- rungen der beiden Regierungen werden der bulgarische und der griechische Delegierte aufgefordert, sich zu äußern und insbesondere zu sagen, in welchem Maße die beiden Regie- rungen der Aufforderung Briands, die Feindseligkeiten einzustellen und die Truppen hinter die Grenze zurück- zuziehen, Folge geleistet haben. Die Erreichung dieses Zieles wird als dringend bezeichnet, während die Festsetzung des Tatbe stände? einstweilen aufgeschoben werden könne. Der bulgarische Delegierte Marow dankte zunächst dem Völker- bund dafür, daß er sich des Konflikts angenommen habe und wiederhatte dann im großen und ganzen den Inhalt der bulga- rischen Rote an den Völkerbund über den Konflikt. Auch der griechische Delegiert« ging in seiner Erwiderung kaum über den Rahmen der ofsiziellen Korrespondenz hinaus. Der Völkerbunds- rat beschloß dann, eine halbstündige Geheimsitzung ab- zuhatten, worauf die Journalisten den Saal verließen. Die Entscheidung des völkerbonürats. P a r i s. 26. Okiober.(MTV.) 3« der E a 1 s ch e 1 d n n g de» Völkerbundrais über den griechisch-bulgarischen Grenzzwischenfall werden die verlrelcr der beiden Regierungen ausgesorderi, die notwendigen Maßnohmen zu trcssen. daß die militärischen Operationen eingestellt werden und die Truppen sich hinler die Grenze zurückziehen. Die Vertreter beider Regierungen haben binnen 24 Stunde n mltzutcllea. daß die bulgarische und griechische Regierung Befehl gegeben haben, daß ihre Truppen sich bedingungslos hinter die Grenze zurückziehen, daß dieser Beschluß binnen 60 Stunden durchgeführt wird und samt- liche Feindseligkeiten eingestellt sind. Der bulgarische Vertreter nahm diesen Vorschlag bedingungslos an. der griechische erklärte: er fühle sich veepfllchkek. seiner Regierung Bericht zu erstatten, die. wie er hinzufügte, sich s i ch e r nach dieser Entscheidung richten werde.
RumänZsthe Vermittlung in fithen augenommen. Athen . 26. Oktober. (Meldung der Agence d'Athene».) Der rumänische Gesandle hakte heute mit dem Ministerpräsi- deuten p a a g a l o s eine Unterredung, in der er im Ramen seiner Regierung und aus Ersuchen der bulgarischen Regie- rung die Räumung des bulgarischen Gebiete» durch die griechi- schen Truppen anregle, um der Gefahr neuer Zwischenfälle zu be- gegnen. Bei voller Anerkennung der Berechtigung des griechischen Vorgehens, das eine Folge der forkwährendeu Herausforderung der Komitalschis fei, deren Urheber der Völkerbund feststellen follie. er- suchte der Gesandte die griechische Regierung, au» Ehrerble- lung für den Völkerbund die Berufung an diesen anzu- nehmen unier der Voraussetzung, daß das bulgarische Gebiet ge- räumt werde, wenn die Bulgaren den von ihnen besetzten Posten ihrerseits geräumt hätten. Da die griechische Regierung sich jedem Versuch, den Frieden zu sichern, anzuschließen wünscht, nahm sie den rumäa. Ischen Vorschlag unter folgenden gemeinsam verab- redeten Bedingungen an: 1. Ein griechischer und ein bulgarischer Generalsiabsofsizier werden sich morgen um 4 Uhr nach- mltlags nach Demir Kapu begeben, um die griechischen Grenzwachen auf ihre Posten zu führen. 2. Sodann werden die griechischen Truppen, die auf dem bulgarischen Gebiet um kula stehen, den Rückzug anlrelea und so schnell wie möglich zu Ende führen. Z. Während dieses Rückzuges werden die bulgarischen Truppen ihr Gebiet nicht wieder besehen, bis die Griechen hinter ihre Grenzlinie zurück- gegangen sind._ Fortgang der Handel-werlragsverhandlungen mit Frankreich ? Der französische Handelsminister Chaumet hat am Montag vormittag dem Vorsitzenden der deutschen Handelsvertragsdelegation, Staats- selretär Trendelenburg, die französischen Gegenvorschläge aus die legten deutschen Angebote und Forderungen überreichen lassen. Beide Schriftstücke sollen als Grundlage für die in Aussicht genommenen mündlichen Verhandlungen zwischen der französischen und deutschen Delegation dienen.