Einzelbild herunterladen
 

Richtung der Zusammenarbeit mit den Deutschnationalen. Er hat mit diesen Richtlinien einen so völligen Bankrott erlitten, wie ihn nur eine Regierung immer erleiden fann. Und jetzt follte die Sozialdemokratie Herrn Luther aus allen Verlegen­heiten helfen, in die er sich selber hineingebracht hat? Wir nehmen an, daß bei allen falschen Rechnungen, die Luther jetzt anstellt, er diese falsche Rechnung selbst nicht anstellen wird. Nein, diese Rechnung auf die Unterstützung durch die Sozialdemokratie ist falsch. Die Sozialdemokratie will die Auflösung des Reichstags. Die Auflösung aber will wieder die Regierung Luther nicht. Was will sie denn also? Mit welchen Möglichkeiten fann sie praktisch rechnen?

Spaltung bei den Deutschnationalen.

Wie der Reichsdienst der deutschen   Presse erfährt, beschäftigt man sich in parlamentarischen Kreisen der Deutschen   Bolkspartei eingehend mit der Frage einer eventuellen Spaltung der Deutschnationalen Partei. Man berechnet die Zahl der Abgeordneten, die bei einer solchen Absplitterung und der Bildung einer Art von Freitonservativen" in Betracht fämen, auf etwa 35. Die Gerüchte erhalten Nahrung durch die Ver­mutung, daß die Kreuzzeitung  " einer solchen Richtung nicht ablehnend gegenüberstehen würde, was sich demnächst auch hinsicht lich der Person des Chefredakteurs auswirten foll.

Die Krise des Linkskartells. Eine gemeinsame Besprechung der Fraktionen. Paris  , 27. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Frattionen des Linkskartells versammelten sich am Dienstag vormittag, um über die politische Situation zu beraten. Diese Bersammlung ist auf Antrag der Sozialisten zustande gefommen, die wie er innerlich, eine Interpellation über die finanzielle Lage eingebracht haben. Angesichts der gespannten politischen Situation dürfte diese Besprechung von größter Bedeutung für den Ausgang der schweben­den Krise sein.

Rajkowki Botschafter in Paris  .

Er und Kraffin tauschen.

|

führer eine gewiffe Gefahr beftand, sich öffentlich zu beschweren.| piefgenannte Emil Barth   gestanden habe. Dem Zeugen sei bekannt, Der Zeuge ist der Meinung, daß die Mannschaften mit der Wahr- daß namentlich Emil Barth   auf die Revolution hingearbeitet habe, heit aus Furcht vor Strafe zurückhaltend gewesen seien. R.-A. Besta ihm sei aber auch bekannt, daß an dem Ausbruch der Revolution in lozza erklärt, daß sich der Zeuge bewußt sein müsse, daß alle diese lozza erklärt, daß sich der Zeuge bewußt sein müsse, daß alle diese Berlin   die Barth  - Liebknecht- Gruppe völlig unbeteiligt gewesen sei. Fragen wohl lediglich auf der persönlichen Autorität seines Urteils Sie hatte beschlossen, am 4. November loszuschlagen. Ledebour hat beruhten. Der Beuge Buffner antwortet, daß er im Laufe seiner Bernehmung in der Lage gewesen wäre, einen großen Teil seiner zum Losschlagen der 11. November bestimmt worden. Aber bereits aber das Losschlagen verhindert. Daraufhin sei als nächster Termin Behauptungen mit Originalen zu belegen. Auf die Frage, welchen am 8. November seien in vielen deutschen   Großstädten die Kämpfe Eindruck auf Grund der eingegangenen Beschwerden er von seinem im Gange gewesen, die mit der Ausrufung der Republik   endeten. Standpunkt als vaterlandsliebender Mann gehabt hätte, antwortet Suttner, er habe den Eindruck gehabt, daß

diese Mißstände eine ungeheure Gefahr für das Baterland dargestellt hätten. Das Verhältnis zwischen Offizieren und Mann­schaften sei immer gespannter geworden, es sei nicht mehr möglich gewesen, den Kampfesmut aufrechtzuerhalten. Das positive Moment der Begeisterung für das Vaterland sei durch das negative Moment der Verärgerung durch schlechte Behandlung und Verpflegung zer­stört worden. Der Zeuge erklärt weiter, daß er es für seine Bilicht erachtet habe, all diesen Gefahren, die für das Baterland bestanden, entgegenzutreten, wenn ihm die Möglichkeit dafür zur Verfügung gestanden hätte. Aber jede öffentliche Kritik sei unmöglich gewesen, da die Vorzenfur alle Nachrichten unterdrückt hätte, die sich mit den Verhältnissen an der Kampffront und in der Etappe beschäftigten. deutschen Monatshefte" bereits in früheren Heften ähnliche Klagen Auf die Frage, ob dem Zeugen bekannt sei, daß die Süd­in Auffäßen behandelt hätten, wie sie der Zeuge hier vorgetragen habe, antwortet Kuttner, daß ihm lediglich bekannt sei, daß auch rechtsstehende Persönlichkeiten öffentlich Kritit über die von ihm gleicherweise angeführten Zustände geübt hätten. Auch von einer Eingabe, die Professor Coßmann am 29. September 1918 dem bayerischen Kriegsministerium über die

bewußte Unterdrückung der Wahrheit über die Cage an der Front durch die Regierungsstellen eingereicht habe, ist dem Bolte nichts bekannt.

R.-A. Pestalozza ersucht darauf den Zeugen, bestimmte Angaben über Personen zu machen, die sich zwar Sozialdemokraten nannten, nach seinem Dafürhalten aber nicht auf demfelben Standpunti ständen wie der Zeuge selbst.

R.-A. Pestalozza stellt dann fest, daß er den Eindruck gewonnen habe, daß der Zeuge Kuttner nichts von den revolutionären Be­wegungen gewußt habe. Auch Dr. Hirschberg greift ein und ver wahrt sich gegen die Art der Fragestellung durch die Gegenpartei. Der Zeuge Kuttner erflärt, er habe als Zeuge ausgesagt, was er wisse. Auf einige Fragen des Klägers, Profeffor Coßmann, ver wahrt sich der Zeuge dagegen, daß ihm Aeußerungen unterstellt werden, die er nie getan habe. Die Auseinandersetzung zwischen den Parteien und dem Vorsitzenden wie auch dem Zeugen über die Wahrung der beiderseitigen Rechte nahmen lebhafte Formen an, so daß sich der Präsident gezwungen sah, die Befragung des Zeugen für beendet zu erklären.

Beuge Admiral   v. Trotha hält gegenüber der Darstellung des Beugen Kuttner seine Schilderung über den Verlauf der Unterredung mit Kuttner in der Redaktion des Borwärts" aufrecht. getroffen ist, wird der Nachdem der zunächst geladene Zeuge Wels noch nicht ein­

Reichstagsabgeordnete Candsberg- Berlin

als Zeuge vernommen. Er gibt eine Schilderung der Haltung seiner Partei im Kriege, wobei er u. a. ausführte: Wenn ein Bolf wie das deutsche, vier Jahre lang gegen die ganze Welt im Felde stand, abgeschnitten vom Ozean und den schwersten Entbehrungen aus= gesetzt, die sich so ziemlich auf alles erstreckten, was zum Leben notwendig ist, dann fönne man sich nur wundern, daß es überhaupt pier Jahre lang ausgehalten hat. Ich glaube nicht, daß man nach irgendwelchen anderen Ursachen des Busammenbruches fuchen darf. Während des Krieges ist auch von feiner Seite die Behauptung aufgetaucht, daß irgendeine Riditur am Werke sei, einen Zusammenbruch herbeizuführen. Troßdem muß ich offen gestehen, daß ich diesen Angriff erwartet habe, un ich fann mich auf eine Rede beziehen, die ich selbst in einer Fraf. tionsfigung meines Bartei turz vor dem Zusammenbruch gehalten habe. Es wurde uns damals mitgeteilt, daß sich in allen Teilen des Reiches

Beuge Kuttner antwortet, man müsse hier zwei Gesichtspuntte unterscheiden: die Frage der Vaterlandsverteidigung und die Frage der Kriegstredite. Er gebe zu, daß bei dem größten Teil feiner Partei und auch bei ihm diese beiden Fragen miteinander identisch gewesen wären. Es habe sich aber eine Be­megung innerhalb der Bartzi gegen die Kriegskredite bemerkbar Richtung. Er, der Zeuge, halte es aber für völlig falsch, wenn man gemacht. Es handle sich um die sich dann entwickelnde USP.. behaupten würde, daß diese Herren keine Baterlandsverteidiger ge­wefen feien. Er selbst habe Rautsty, Haase, Ledebour   usw. gekannt. Er habe immer den Eindruck gehabt, daß die USB. den Gedanken der Landesperteidigung immer hochgehalten hätte. Bedingungen und Auswirkungen des Friedens fennen gelernt hatten,

Paris  , 27. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) Die französische  Regierung hat ihre Zustimmung zu der Ernennung des bisherigen russischen Botschafters in London   Rattowski zum Bot fchafter in Paris   gegeben. Rakowski wird am Mittwoch vor­mittag hier eintreffen und am Abend desselben Tages bei einem Bankett zur Feier des Jahrestages der Anerkennung der Sowjet- züglich der Kriegstrebite hätte sie aber auf einem anderen republik durch die französische   Regierung den Borsiz führen. Der bisherige russische   Botschafter in Paris   Krassin   wird zum Nachfolger Rakowskis in London   ernannt werden. Er wird seinen Posten an­treten, sobald der Beschluß der russischen Kommiffion zur Reorgani­

fierung des Außenhandels vorliegt.

Vom Dolchstoß- Prozeß.

Die Abg. Kuttner und Landsberg   als Zenge. München  , 27. Oktober.  ( BD3.) In der heutigen Berhandlung murde die Bernehmung des Zeugen Erich Kuttner   fortgesezt. R.- 2. Pestalozza geht in jeiner Fragestellung auf die von dem Zeugen angeführten Be­fd; werden der Soldaten über Behandlung, Berpflegung usw. durch das Offizierkorps ein und stellt die Frage, ob der Zeuge die Be schwerden, die ihm zugegangen feien, eingehend geprüft oder ohne meiteres als richtig unterstellt habe. Der Zeuge antwortet, das sei ihm unmöglich gewesen, da er sonst ein. ganzes Bureau mit 1000 An­geftellten hätte einrichten müssen. Es gebe ein bestimmtes Maß von innerer Wahrscheinlichkeit, wenn er eine persönliche Absicht in den Beschwerden festgestellt habe, dann seien fie für ihn erledigt gewesen. R.-A. Pestalozza weist dann auf die Aussage des Majors v. Manten hin, der festgestellt habe, daß man an maßgebender Stelle allen Beschwerden nachgegangen sei, und daß bei eingehender Brüfung dieser Beschwerden nur eine einzige begründet gewesen sei.

Der Zeuge steht auf dem Standpunkt, daß das sehr gut möglich sei. Er habe schon darauf hingewiesen, daß für die Beschwerde

Standpunkte gestanden. Während die Mehrheitssozialisten nicht an den Optimismus der Obersten Heeresleitung glaubten, habe die USP. immer an die Möglichkeit ausgedehnter Eroberungen geglaubt. So sei denn innerhalb der USB. der Glaube start ge worden, daß der Krieg nur noch um der Eroberungen willen geführt werde. Aus diesem Grunde hätte sie sich dann fortgesetzt gegen die Kriegstredite ausgesprochen. Im übrigen hätte fich zwischen der USP. und der SPD  . bald eine Feindschaft ent­midelt, die oft genug in persönliche Gehässigkeiten ausgeartet sei. RA. Pestalozza fragt: 3ft dem Zeugen bekannt, daß namhafte Führer der USP. bewußt zum Borstoß gearbeitet haben?

Zenge: Ich verweise auf meine geftrigen Ausführungen in dieser Beziehung, in der oft genug der Name Ledebour   gefallen ist. mancher andere. Ich selbst habe das Verhalten der USB. immer Ledebour ist aber sicher ein größerer Patriot gewesen als verurteilt. Ich glaube aber, daß die USB. die große Gefahr ihres Alldeutschen schließlich zum Zusammenbruch im Jahre 1918 geführt. Berhaltens nicht erkannt hat. Nicht zuletzt habe das Verhalten der

R.-A. Dr. Hirschberg legte Verwahrung gegen diese Art der Befragung des Seugen ein. Es entspann sich eine Auseinander fegung zwischen den beiden Barteien. R.-A. Graf Pestalozza er flärte, daß er noch lange nicht fertig fei, da der Zeuge noch fein Wort darüber gesprochen habe, ob er ein eigenes Wissen darüber habe, daß eine bestimmte Vorbereitung zum Um= sturz innerhalb des Heeres und der Marine bestanden habe. Der Präsident gab daraufhin die weitere Befragung des Zeugen zu.

Genosse Kutiner erklärte sodann, daß in Berlin   eine Kommission der revolutionären Obleute bestanden habe, an deren Spitze der

Hamburger   Auswandererhallen. Beige Gampe dort glüht rot aus dem Dämmer des Schiffes.

Bon Heinrich Braune  .

Die Beddel", eine der von Hafenbecken zerschnittenen und von den Eisengerüsten der Brücken mirr überkreuzten Hamburger   Elb­infeín, zeigt im Süden das typische Bild großstädtischen Bebauungs­geländes. An den grasdurchwachsenen Straßenzeilen strecken sich Sunderte von Kleingärten der Hamburger Arbeiterschaft. Und hin und wieder erheben sich über dem freien Feld die fahlen Quadern nüchterner Kasernenblocks. Mittendrin haben groß und breit die Auswandererhallen der Hapag  , der Hamburg- Amerika- Linie   ihren Plaz gefunden. Irgendwie springen mehr oder weniger flare Ge fühle und Gedankenreihen auf, liest man vom vorbeiratternden Zug aus an den grauen Planten in großen Lettern Auswanderer­ hallen  ", oder, wie es jegt heißt, lleberseeheim". Irgendwie aben­teuerliche, ins Weite schweifende Gedanken sind es, die auftauchen, in die sich andererseits wieder ein unbestimmtes Grauen vor un­bekanntem Los, vor der grausamen Macht einer fremden Welt ein­mischt. Ein bittersüßes Mitgefühl ist es, das jene Lettern wecken, eine sonderbare Anteilnahme am Schicksal der Unbekannten hinter jenen Blanken. Hier ist der Ort, wo alle, die die Kreise ihrer heimat­lichen Umwelt verließen, aus allen Winkeln des Kontinents zu jammenströmen, wo ihnen noch in den wenigen Tagen unruhiger, nervöser Erwartung eine Scheinheimat vorgegaufelt wird, wo alle die zu einem letzten Aufenthalt auf dem Festland der alten Welt gezwungen werden, die sich bereits längst von ihm gelöst haben, deren Gedanken drüben in dichtem Urwald oder auf weiter Steppe Luftschlösser bauen.

Diese Gedankenreihen, die jene großen Lettern weden, bleiben auch vorherrschend, wenn man hinter die Mauern dieser Kolonie tommt. Alles erhält durch sie eine eigentümliche Beleuchtung, seinen befonderen Stimmungswert. Dieses Ueberseeheim ist ein Dorf, eine Stadt für sich, init Kirchen und Synagoge, mit eignem Kranken­haus und Kino, Alleen und Blägen, von Bavillons und Hotels begrenzt, in denen 5000 bis 6000 Bersonen Unterkunft finden. Eine drakonische, aber vom Standpunkt der Hygiene notwendige und wertvolle Ordnung zwingt jeden Quarantänepflichtigen, sich zunächst einer gründlichen Reinigung und ärztlichen Untersuchung zu unter­ziehen, bevor er in die eigentliche Kolonie übergeführt wird, wo er sich dann frei, ungehindert, Bürger dieser Stadt der Auswanderer, bewegt. Ein sonderbares Lebensmilieu entwickelt sich hier. In der großen Garfüche für die Angehörigen der mosaischen Konfession achtet ein Beamter des Rabbinats peinlich genau auf foschere Be reitung der Speisen, und in den großen Sälen hoden zur Mittags zeit Angehörige eller Nationen. In den Straßen zwischen den Bavillons spielen Kinder, schwarzlockige Juden und Slamen mit flachsgelben Haaren, Serben und Rumänen. Ihre Sprachen sind einander fremb, aber im Spiel vereinigen fie sich zu friedlicher Ein tracht und natürlicher Berständigung. Auf den Bänken vor den Pavillons fizzen Frauen in bunter Nationaltracht oder in unschein bare Tücher gehüllt, in sich versunken, den weiten grenzenlosen Blick des Heimwehs in den Augen. Männer gehen unruhig hin und her, blicken, an die Bäume gelehnt, abwesend in das unbefangene Spiel der einen. Die niedrigen Dächer der Pavillons überragt ein Turm mit roten Ziegeln. Die evangelische und katholische Kirche  .

In der Nähe erhebt sich die Synagoge. Hinten sigt irgendwo ein alter Jude und murmelt, über große Bücher gebeugt, uralte Gebete in heiliger Sprache. Rhythmisch pendelt der greise Kopf beim Lesen von einer Seite zur anderen. Bon draußen dringt das laute Rufen der Kinder herein, von dem Play, wo Sonntags oder vor der Abfahrt der Dampfer sich alles versammelt und die Schiffs fapelle, die hier die letzten schweren Stunden durch luftige Weisen

ühertönt.

Gegenwärtig find nur wenige Hundert Auswanderer hier an wesend. Die strengen Einwanderungsgesetze der Vereinigten Staaten  beschränken ihre Zahl außerordentlich. Aber überall auf dem Kon­tinent fämpfen noch viele, denen die Heimat feine Erfüllung ihrer bescheidenen Wünsche und fargen Hoffnungen geben konnte, mit der letzten schweren Entscheidung, die der Anschluß bedeutet an den großen Strom der modernen Bölferwanderung, in dem Glauben, daß drüben eine neue, möglichst beffere und glücklichere Existenz minfe. Hier die Auswandererhallen werden der letzte Aufenthalt auf europäischem Boden sein, und für viele wohl die letzten Tage geordneter Zivilisation und Menschenwürdigkeit überhaupt!

" Steppe und Pußta  ". Unser Bezirksbildungsaus= schuß hat für sein Winterprogramm die sehr glückliche Idee ge­habt, internationale Bolts tänze und Lieder in einer Reihe von Sonntagsveranstaltungen vorzuführen. Im großen Gaal der Philharmonie finden sie statt. Terpis, der Ballettmeister der Staatsoper, arrangiert sie. Die erste brachte Tänze und Lieder der Steppe und Pußta  . Vornehmlich Tänze. Ungarische, polnische, rumänische, froatische, russische und Zigeuner- Reigen, Baar- und Einzeltänze. Und zwar nicht in eratten Kopien, sondern gesehen durch das Temperament von Mag Terpis. Also eigentlich moderne Tänze nach volkstümlichen ungarischen, polnischen, russi­schen usw. Motiven. Uebersetzungen alter fremder Boltstänze in das Deutsch der neuen förperrhythmischen Kunst. Ich fürchte zwar nicht, daß unser Publikum unfähig wäre, die echten Tänze mitzuerleben, denn im Tanz spielen Zeit und Rasse nicht die Rolle, die sie etwa in der Poesie oder in den bildenden Künften spielen. Der Tanz spricht eine allgemeine Sprache, die allen Bölfern und Epochen ver ständlich ist. Aber das Kopieren ist nicht Sache jedes schaffenden Künstlers. Und wem der Tanz Ausdruck persönlichen seelischen Er­lebens ist, der fann fremde Tanzschöpfungen nur als Stoff und Motiv für eigenes Gestalten nügen. Jedenfalls wirkten diese Uebertragungen", die Terpis mit dem Ensemble und einigen erften Soliften der Staatsoper vorführte, nicht wie Kunst aus zweiter Hand, sondern sie rissen das Publikum hin mit der elementaren Bucht ursprünglicher Schöpfungen. Elisabeth Grube  ( Un garischer Tanz), Harald Kreuzberg( Tartarischer Tanz), Dorothea Albu( Russische   Tänze), Daisy Spies  ( Grusini scher Tanz) und Ruth Martus( Polnische Mazurka) wären be­sonders zu nennen. Terpis selber fonnte als Tänzer leider nicht mit­wirken. Die weiteren Veranstaltungen sollen orientalische( 6. De­Die weiteren Veranstaltungen sollen orientalische( 6. De zember), amerikanische( 17. Januar) und deutsche Tänze( 7. März) bringen. Vielleicht läßt es sich ermöglichen, daß in Zukunft die Szene ein wenig stimmungsvoller ausgestattet wird. Das herbstlich dürre Bäumchen, das am Sonntag als einsame Zierde auf dem Podium trauerte, wirfte gar zu power. I. G.

"

der Ruf nach Friede um jeden Preis erhob. Ich habe gewarnt, darauf zu hören, und habe erklärt, wir würden es zu büßen haben, denn ich sei überzeugt, daß dieselben Leute, die damals von uns den Frieden verlangten, wenn sie erst die Bes

uns den Vorwurf machen würden, daß wir daran schuld feien. Für mich ist diese Doich stoßlegende derselbe Vorwurf, den die Franzosen   1870/71 ihren Generalen machten, sie hätten ihr Baterland an Deutschland   verkauft. Während des Krieges hat man der Sozialdemokratie nicht nur feinen Vorwurf gemacht, sondern man hat sich ihrer in weitgehendem Maße bedient. Man hat sogar Reichstagsabgeordnete zu den Soldaten sprechen lassen, um ihre Stimmung zu beeinfluffen.

So sollte ich noch am 8. November per Auto zu den Marine­mannschaften gebracht werden, um sie zu beruhigen. Ich habe in den Beitungen gelesen, daß hier erklärt worden ist, die meuterei bei der Marine habe zum Anlaß gehabt, daß die Flotte auslaufen und sich noch einmal zum Kampfe gegen England stellen solle. Ich erinnere mich auf das bestimmteste, daß mir vom damaligen Chef des Reichs marineamis, Herrn Ritter v. Mann, versichert worden ist, daß

die Meuterei auf einem Irrtum der Leute beruhe. Es si fein Gedanke gewesen, ihnen das finalofe Auslaufen zuzumuten. Es hätte ja gar feinen 3werk gehabt, nochmals eine Geeschlacht aufz nicht mit Entrüstung, fondern mit Trauer gegant. nehmen. Der Zeuge fährt fort: Ich stehe der Dolchstoßlegenbe über, weil ich überzeugt bin, daß die Bergifting ber politischen Atmosphäre, die durch diesen Vorwurf bewirti murde, nicht so leicht beseitigt merden fann.

Der Belagerungszustand in Bulgarien  , ber am Tag nach dem Attentat in der Kathedrale St. Medilia vertündet wurde, ist nun aufgehoben morden. Ob das nicht nur ein Formiache, die au der Weißen Terrorherrschaft nichts ändert, wird sich bald zeigen. Bei der Präsidentschaftswahl in Chile   foll Senor Figueroa mit großer Mehrheit gewählt fein.

Der Kampf um das Marburger   Kunsthaus. Aus Hessen   wird uns geschrieben: Die Universität Marburg   feiert 1927 thr 400jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß wurde in der Provinz Hessen- Nassau  eine Sammlung unter Kommunen und Privaten veranstaltet, deren Ergebnis zum Bau eines Kunsthauses, das der Universität anzugliedern sein würde, Verwendung finden soll Inzwischen ist das Geld beisammen; rund eine Million Mark find aufgebracht worden. Die praktische Ausführung des Vorhabens tönnte also/ bc= ginnen. Nun aber erhebt das preußische Finanzministe­rium Anspruch auf Planung und Ausführung des Baues, der ein Kunst den fmal unserer 3eit sein muß. Die Provinz hin­gegen fordert den freien Wettbewerb aller schaffenden und schöpferischen Kräfte der Bauwelt. Der Arbeitsausschuß der Uni­ versität Marburg  , der Oberpräsident der Provinz, Dr. Schwan der, die Stadtverordnetenversammlungen und Magistrate Heffen­Nassaus, um nur Kassel   zu nennen, der Bund deutscher Architekten  , furz gefagt, alle Instanzen der Provinz, die ein starkes heimat­liches Interesse an der Jubiläumsgabe haben, fordern diesen freien Wettbewerb, gegen den das Finanzministerium sich mit Händen und Füßen sträubt. Warum? Das Ministerium begründet feine Haltung damit, daß es später die Unterhaltungskosten für den Bau 311 tragen hätte und daher nur allein am Bau interessiert sein tönnte. Die Unterhaltungskosten aber entstehen auf alle Fälle, gleichviet, mer das Gebäude errichtet. Ferner wird behauptet, die Beamten des Ressorts Bauabteilung" arbeiten schon seit Jahresfrist an dan Entwurf, der zur Begutachtung der Akademie des Bauwesens vore gelegt werden sollte. Bis heute aber ist der Entwurf noch nicht vorgelegt worden, obwohl die Behauptung schon einige Monate zurückreicht. Das Verhalten des Finanz ministeriums hat bereits bedenkliche Folgen gehabt. Unter den Stiftern macht sich eine tiefe Mißstimmung bemerkbar und men hört bereits von Leuten, die willens find, ihre Stiftung rüd­gängig zu machen, weil die Behandlung, die der ganzen An­gelegenheit in Berlin   zuteil wird, den berechtigten Forderungen der Einwohner und der Baufünstler durchaus nicht entspricht. Was den freien Wettbewerb um den Entwurf angeht, sei noch bemerit, daß es jedem Beamten der Bauabteilung natürlich freisteht, sich zu be teiligen. Auch die Frage der Bauausführung soll durchous fein Streitgegenstand sein. Es handelt sich hier nur um den Entwurf zu dem Kunsthaus.

9

Das Finanzministerium mag sich darauf gefaßt machen, daß auch die Landtagsabgeordneten des heffen nassauischen Wahlkreises, die bereits über den Gang aller bisher gepflogenen Verhandlungen unterrichtet sind, keine Schritte unversucht laffen, um der Provinz zum Recht zu verhelfen.

Der

3m Berein für Deutsches Kunstgewerbe spricht Mittwoch, den 28., Stapell meister Dr. Mag Burtbardi, Berlin  , über Das Drefter und seine Instrumentation", mit mufifalischen Eriäuterungen. Vortrag findet im Hörsaale des alten unitgewerbe- Museums, Brinz- Albrecht- Straße 7a, statt. Beginn pünktlich 8 Uhr abends. Eintritts. wird auf Anruf durch Fernsprecher, Lüzom 4067, fostenfrei durch die Ge arten am Saaleingange. Das Winterprogramm 1925/26 des Vereins schäftsstelle zugesandt.

-

Spielplan- Henderung. In der Städtischen Dber wird am Sonntag, den 1. November, 7%, Uhr( Turnus I) Die Fledermaus gegeben.