übernehmen und solle für diese im völligen Zusammenbruch befindlichen Unternehmungen eine jährliche Gegen- leistung von 600 000 M. on die politische Spitze 'des Reichslandbundes abführen. Man kann Verständnis dafür haben, daß der Reichslandbund für die- jenigen seiner Genossenschaften, die noch gesund sind, einen entsprechenden Kaufpreis hahen will. Aber eine dauernde jährlich zu zahlende Abfindung dafür zu verlangen, das beweist doch, wie der Reichslandbund Geschäft und Politik so vortrefflich zu verbinden weiß. Dies alles wird natürlich den Reichslandbund und seine Presse nicht abhalten, zukünftig auch für die„Reinheit des politischen Lebens" einzutreten. In der letzten Zeit wurde auch berichtet, daß eines der Vorstandsmitglieder des Reichslandbundes, nämlich Herr S t u b b e n d 0 r s, in der Provinz Branden- bürg als deutschnationaler Reichstagsabgeordneter gewählt, seine Vorstandsämter in der Reichslandbund-Aktien-Gesell» schaft niedergelegt hat. Stubbendorf gehört zu denjenigen, die z. B. den in die Kottbuser Landbundaffäre verwickelten Herrn v. R a tz m e r finanziell gestützt hat. Herr v. Ratzmer hatte die Leitimg des gesamten Londbundkonzerns. Das sind Genossenschaften, die sich vorübergehend vom Reichs- landbund abgetrennt hatten, aber schließlich wieder zum Reichslandbund zurückgekehrt sind. Im Mai d. I. wurde im Haushaltsausschuß des Reichstages festgestellt, daß dieser Landbundkonzern einen Kredit von der Reichsgerreidestelle in Höhe von 1 Million Mark erhalten hatte mit dem Auftrag, Getreide einzukaufen. Es wurde aber nur für 290 000 M. Getreide geliefert und es verblieb eine R e st s ch u l d m Höhe von 710 000 M. Mit Mühe und Rot ist es gelungen, mit Hilfe des Reichslandbundcs die Hälfte dieser Restsumme zu decken. Ob die r e st l i ch e n 350 000 M. bis jetzt durch Herrn v. Ratzmer oder den Reichslandbund an die Reichsgctreidestelle zurückgezahlt sind, entzieht sich unserer Kenntnis. Jedenfalls wird die Summe noch nicht zurück- gezahlt sein. Als zu jener Zeit der„Vorwärts" auf diese Mißstände aufmerksam machte, wußte die„Deutsche Tages- zeitung" darauf nichts weiter zu erwidern, als daß dieser ' Teutone 0. Ratzmer nur deshalb oerfolgt werde, weil er ein niationuler Mann sei. Stubbendorf war es ober auch, der seinen Freund D e u ß e n Mitte 1924 bevollmächtigte, nach Amerika zu reisen und einen Hundertmilllonenkredit locker zu machen zur Deckung der Schwierigkeiten in den Landbundgenossenschaften. Dieser Kredit ist schließlich durch Vereinbarung mit der Ren- tenbank bzw. der Rentenbankkreditanstalt z u st a n d e ge- kommen. Jener H-rr Dcußen bemüht sich nun darum, feine Provision zu erhalten, die bei einem Hundertmillionenobjekt nicht gering sein dürfte. Der Reichslandbund, der aus eigener Machtvollkommenheit diesen Auftrag an Herrn Deußen erteilt hat, lehnt es ab, die sehr hohen Kosten, besonders die Pro- vision zu bezahlen. Der Reichslandbund bemerkt in dieser Beziehung, er beanspruche keine Ausnahmestellung, verlange aber, daß ihm dieAnerkennungseinerIttitiative und des Erfolges in dieser Sache nicht ver- sagt werden könne, d. h. mit dürren Worten, daß er die Kostendeckung nun der Rentenbankkreditanstalt zu- schieben will Bemerkenswert ist in dieser Vollmachtserteilung an Herrn Deußen der Hinweis, daß die Mitglieder des Reichs- landbundes in den Landbundgenossenschaften mit u n b e- schränkter Nachschußpflicht zusammengeschlossen sind. Bekanntlich sind in den einzelnen Gebieten Deutschlands , wo die Landbundgenossenschaften in Schwierigkeiten geraten sind, die kleinen und mittleren Bauern in großer Aufregung, weil sie nun zu unbeschränkter Nachschußpflicht herangezogen werden und, wie aus unwidersprochen gebliebenen Presseäußerungen hervorgeht, die großen Grundbesitzer zu einem erheblichen Teil s i ch rechtzeitig als Mitglleder abgemeldet haben Bekanntlich werden die meisten Menschen erst durch Tatsdchen klug. Doch man kann nun annehmen, daß die Bauern nicht mehr für den
Der Schulmeister im Grünen. Von Rudolf Zwetz. Zu.unserer" Zeit war der Klassenausslug ein Ereignis, das wochenlange Vorbereitungen verlangte. Einmal im Jahr, im Mai gewöhnlich. Ich sehe noch, wie mein Dater mit sorgenvoll gekrümm- tein Finger das Barometer beklopfte, den Papiertrinkbecher und die Holzschachtel mit kristallisierter Zitronensäure zurechtlegte— tagelang vm her. Heute weiß man: ein Tag im Grünen kann eine Woche Schul- stubenarbeit aufwiegen; so gehts mindestens einmal des Monats hinaus.� Kann, betone ich. Denn was man zu gewissen Zeiten in Werder beobachten konnte, Lehrer im Kreise aufgelöster Klassen. zeigt beschämend, was man hier und da aus der Klassenfahrt macht. Gewiß, der alte Professor mag mit seinen Primanern den um vermeidlichen Bierabend feiern und sich Prüfungsgeheimnisse abluchsen lassen. Doch es gibt auch Leute, die sich den erzieherischen Wert des Togesausflugs nicht verkümmern lassen wollen. Bürgerliche Eltern können sich freilich nur schwer entschließen, solchen Führern ihre Kinder zu vertrauen, die ohne Rücksicht auf Unfall- und Hastpslichtgefahr ihre Klasse mn Beginn der Wanderung in lauter selbständige Gruppen zerfallen lassen. Wir entsteigen in Potsdam dem Zuge. Run grade mal das alte sriderizianische Potsdam ! Wer den.Geist von Potsdam " verstehen will, muß seinen Ursprung besuchen. Aber nicht Massen- Hordenzug mit Oberlchrerfinger und Vortrag. Freundeskreise haben sich gebildet, jeder sein ungefähres Marsch- ziel gesagt. Der Führer jeder Gruppe bekommt einen Marschzettel mit Vorschlägen, Fragen, Aufgaben zur Auswahl; Karten und Skizzenbücher sind reichlich vorhanden, und jeder weiß: Morgen Erwartet die Klasse Gruppenberichte. Um es gleich zu sagen: Aus diesen Berichten erfährt man selber mit' Staunen, wie diese zwölfjährigen Jungen, wenn sie nur erst mal zu beobachten wissen, Dinge sehen, an denen der geschichtswütige Fachführer glatt vorbeisi-ht; sie suchen sich schon selber das heraus. was ihnen zusagt. Alles Zechnische, vom Glockenspiel bis zum Dorfbackofen, zur Fähre und zur Futterst-'lle wird begierig aufgefaßt: jede Gruppe will am meisten gesehen haben. Und komisch: ohne Lehrer kommen sie manchmal sogar— u m s 0 n st in die Herrlichkeiten der„Königs- siadt" rein, wenn ein Diener Verständnis für Iungens hat. oder sie kriegen zurückgesetze Ansichtskartea geschenkt und Anekdoten er- zählt obendrein. Sie biedern sich mit Schupo und Militär. Förstern und Fährleuten an. lernen sich zurechtfinden und— die Menschen kennen., Gefahr, sagen Sic? Beim lieb ersetzen? O nein, die Berliner Jungen sind gic so vorsichtig wie dann, wenn sie allein sind. Wissen sie den erwachsenen Führer in der Nähe, der für alles verantwortlich ist, denken sie: Ach, der muß uns raus holen, wenn wir zu weil
Reichslandbund, in dem die großen herrschen, so sehr begeistert sind. Die Sozialdemokratie hat wiederholt durch ihre Anträge bewiesen, daß sie bereit ist, der tatsächlichen Not in den lano- wirtschaftlichen Betrieben entgegenzutreten Wir müssen uns aber dagegen wenden, daß der Reichslandbund seine große Rot nun verallgemeinert, um damit wieder zu bluffen und die Allgemeinheit zu beeinflussen, daß ihm unter dem Bor - wand, die landwirtschaftliche Produktion sei gefährdet. aus seiner schweren Rot geholfen wird Wir wollen nicht noch daraus eingehen, daß unter der Rot der Landwirtschast auch hunderttausende von Landarbeitern leiden, die mit kärglichem Lohn abgefunden weichen und in ihrem Aufwärtsstreben ganz besonders durch den Reichslandbund gehindert werden. Vor kurzem erst wurde bekannt, daß in der Grenzmark, also in einem räum- lich begrenzten kleinen Gebiet, der Reichslandbund be- schlössen hat, nicht weniger als sechs gelbe Arbeitnehmersekretäre anzustellen und natür- lich auch aus der Kasse des Reichslandbuildes zu besolden. Es ist keine Gewähr dafür geboten, daß bewährte Kredite dazu verwendet werden, um die freigewcrkschaftliche Arbeiterbewegung unter den Landarbeitern zu bekämpfen. Auch dieser Um- stand muß ein Grund für die maßgebenden Instanzen sein, den Kreditgesuchen des Reichslandbundes gegenüber sehr vor» sichtig zu sein. Die heute stattfindende Tagung wird also bewußt unter einer falschen Flagge segeln. Denn es soll dabei nicht den Bauern oder den Landarbestern in ihrer großen Rot ge- Holsen werden, sondern die Klemme des Reichsland- bundes zu beseitigen ist der Zweck dieser T a g u n g. die in großer Aufmachung über die Bühne gehen soll. Wenn Mittel aus der Steuerleistung der Allgemeinheit verwendet werden, dann darf es nur in wahrem Volkswirt- s ch a f t l i ch e n Interesse geschehen. Daß dieser Grundsatz vom Reichslandbund beherzigt wird, ist nach den bisherigen Erfahrungen leider nicht zu erwarten. * Der Hansabund ist bei dem preußischen Handel», und Finanzministerum dagegen vorstellig geworden, daß die im Zu- sammenbruch stehenden Organisationen der Landbundge- nossenschaften in Verbindung mit dem Reichsverband der landwirtschaftlichen Genossenschaften und der preußischen Zentral- genossenschastskasse mit Hilfe öffentlicher Gelder gestützt werden. Der Hansabund wendet sich insbesondere dagegen, daß die aus der Zcrmürbung der Steuerkraft der von ihm vertretenen Berufsstände gewonnenen Staatsmittel dazu oerwandt werden sollen, Fehlunternehmungen aus der Gründungsperiode der In- flotionszeit aufrechtzuerhalten. Dazu erfährt der„Soz. Pressedienst", daß bei dem Reichs» ernährungsminister Gras Könitz, den die Deutschnotionalen leider vergessen haben, mit aus der Regierung zu nehmen, eine Besprechung mit den Landbundführern stattgefunden hat. Gegenstand der Besprechungen waren abermals die geplanten Kredit st undungen. Es sollen durch das Ministerium ganz bestimmte Zusicherungen gemacht worden sein. Weiter wurden abermalige Stundungen der seit dem Sommer entstandenen Steuerrückstände in Aussicht gestellt. Wir haben Grund anzunehmen, daß die Zusicherungen des Grafen Könitz äußerst weit gehen. Grundsätzlich haben wir berests betont, daß natürlich dem Test der Landwirtschaft, der z. B. durch WetterschSden usw. in seiner Finanzkroft beengt ist, geholfen werden muß. Das wird vorzugsweise Aufgabe der Länder sein. Dagegen müssen die übrigen finanziellen Forderungen des Reichslandbunde«, schon im Interesse der Kreditpolitik der Landwirtschaft selbst, abgelehnt werden. Eigentümlich berühren auch die weiteren Zusicherungen auf steuerlichem Gebiet, die sehr wahrscheinlich in Fühlungnahme mit dem F�nanzministe- rium gemacht worden sind. Es geht nicht an. daß die breiten Massen der Bevölkerung durch den unerhört harten Lohnabzug und die Umsatzsteuer bis auf die Haut ausgesogen werden, während man den Großgrundbesitzern in fteigebigster Weis« Steuerstundungen zukommen läßt.
schwimmen. Dann protzen sie kraftmeierhast mit ihrem Mute. Doch allein? Borsichtl Ich habe als verborgener Zuschauer Gruppen beobachtet, die allein waren, und über die naive Aengstlichkeit ge» lächelt, mit der sie da am Wasser hantierten. Dielleicht bringt dieser einfache Gedankengang unsere Arbeiter- eltern dazu, dem Führer zu vertrauen, der auf solche Weise zur Selbständigkeit zu erziehen sucht. Denn das ist gewiß: Solche Jungen werden im„Leben" mal ihren Mann stehen und schließlich auch als Staatsbürger selbständig denkende und handelnde Männer werden.
„Slrtadne auf Raxos" wurde in de? Städtischen Oper zum ersten Male aufgeführt. Damit feierte Richard Strauß seinen Einzug in einem neuen Berliner Haus: wenn auch nicht mit dem großartigsten, so doch mit einem besonders reizvollen, im Stil aparten, auf Kammermusikton«ingestellten Werk. Nicht jedem wird es gleichmäßig gefallen, denn die vielen gesungenen Rezitative müssen eigentlich von musikantisch wohlerzogenen Ohren genossen werden, und alte Oper mischt sich nur knapp mit der Buffomusik der Nebenhandlung. Diese Oper, ein Unglückskind der Bühnen, hat ihre Schicksale. Mir scheint, daß die ursprüngliche Fassung die musikalisch gesättigste Form darstellte, daß in der jetzigen Zu. sammenziebung, in der Betonung des Ariadne-Stofss und Zurück- drängung der lustigen Partien manches wertvolle Musikdetail ver- loren gegangen ist. Bruno Walter läßt dieses tleine Orchester in zarten, klangseligen Pastelltönen aufklingen. Die hübsche, intime Innendekoration zusammen mit der flotten Regie T i dt j e n s und der Geigenzurückhaltung Walters lassen die akküstischen Schwierig» keilen spielend überwinden. Ebenso die vollendete Stimmkunst und das in allen Gliedern federnd» Spiel der I 0 0 g ü n. Auch Frau L e t t e n d 0 r f weiß unter guter Führung ihrer Ariadne Töne der Andacht, Stille, Feierlichkeit zu entlocken, während Maria S ch r e k e r den Gegensatz zwischen Ton und Roumfülle erst durch ein Außerordentliches an Spielfertigkeit, Intelligenz und beseelte Gestaltung wettmacht. Auffallend die Tenorstimme O e h in a n n t und das bezeichnende Spiel von Emil Ritsch und Anton Bau- m 0 n n. Die Ausführung wurde bejubelt. Die Städtische Oper dürste hier neben dem„Don Pasquale " bei Richard Strauß das Zugstück haben, wie die Staatsoper im„Zigeunerbaron " von Ja- dann Strauß. Man lasse ober«in Werk von zweistündiger Dauer statt um 7 erst um 8 Uhr beginnen. A. S. Da» neue deutsche Kabel Emden -Azoren . Unser« Kadelverbin- düngen mit Nordamerika , die durch den Krieg zerstört worden waren, werden jetzt wiederhergestellt. Nachdem es der Deutsch -AUantischen Telegraphen-Gesellschaft gelungen war, die portugiesische Erlaubnis für die Landung eines neuen deutschen Kabels auf den Azoren zu erlangen, ist jetzt, wie die»Elektrotechnische Zeitschrift" mitteilt, mit der Legung begonnen worden. Die Verbindung zwischen den Azoren und Nordamerika war schon 1924 durch ein amerikanisches Kabel hergestellt, diesem muß sich nun das neue deutsche Kabel anpassen, damit die ganze Strecke Emdcn-New Park einheitlich betrieben wird. Wie das amerikanische ist daher auch dos deutsche ein„Permallery- Kabel", so genannt, weil das Kabel mit Permallery umwickelt ist, einer Legierung aus Eisen und Nickel, die besonders günstige
Strefemanns Partei orakelt« Ein Beschluß über Locarno und zur Regierungskrise. Partsioorstand und Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei haben gestern über die Ergebnisse von Lo- carno und die durch den Austritt der Deutsch- n a t i 0 n a l e n aus der Reichsregierung geschaffene Lage be- raten. Sie haben einstimmig eine Entschließung gesaßt. in der lang und breit auseinandergesetzt wird, in welchen Punkten das Vertvagswerk von Locarno mit den Ansichten der Volkspartei vereinbar fei, und in der es zum Schlüsse heißt: „Wenn der Vertrag von Locarno . wie es alle Beteiligten zum Ausdruck gebracht haben, ein Werk dauerirden Friedens sein soll, so muß dieser Friedenszustand sich aber auch im besetzten deutschen Gebiet auswirken. Das ganze Wert darf somit erst dann in Kraft treten, wenn nicht nur die alsbaldige Räumung der ersten Rheinlandzone unabhängig von der Bereini- gung der Entwaffnungsfrage sicher gestellt ist, sondern auch die be- teiligten Mächte den mündlichen Zusicherungen ihrer Delegationsführer entsprechend im übrigen besetzten Gebiet alsbald einen Zu- stand herbeiführen, der eine grundlegende Aenderung des Bs- satzungsrsgimes und den Anfang der endgültigen Räumung dar- stellt. Ohne solche entscheidenden Maßnahmen der Vertragsgegner kann der Deutsche Reichstag den Vertrag von Locarno nicht an- nehmen. Es ist Pflicht der politischen Organe des Reiches und Dolkss. mit allen Kräften auf solche Ergänzungen und sofortige Auswirkungen der Vereinbarungen von Locarno hinzu- arbeiten. Diese außenpolitische Aufgabe steht im Vordergrund. Ihre Erfüllung wird durch das verhalten der Deutschnotionalen Volksparlei g-sährdet. Statt mit uns und den anderen Parteisn an der Durchführung der von ihr selbst bisher verfolgtea Polilik mitzuarbeiten, hat sie kurz vor Erreichung des Ziels sich von der weitere» Mitwirkung selbst ausgeschallel. Für die außen- und innenpolitischen Folgen trägt sie die volle Verantwortung." Aus Zentrumskreisen hört der Reichsdienst der Deutschen Presse, daß der Austritt der Deutschna- t i 0 n a l e n aus dem Kabinett Luther auch für den bis- herigen Streit im Zentrum ein wichtiges neues Moment darstellt. Im wesentlichen beruhten doch die gegen- sätzlichen Auffassungen im Zentrum aus der Frage, ob es richtig war, sich am Kabinett Luther zu beteiligen oder nicht. Bisher stand in dieser Frage Behauptung gegen Behauptung; mmmchr aber baben, so wird in weiten Kreisen der Partei festgestellt, diejenigen Zentrumspolittkcr praktisch recht behalten, die mit dem Reichskanzler a. D. M a r x der Auffassung waren, daß gerade aus außenpoliti- fchen Gründen die Zusammenarbeit mit den Deutsch - �nationalen auf die Dauer unmöglich sein würde. Zweifellos l)at der Austritt der Deutschnationalen aus dem Kabinett mich den Fall Wirth in ein ganz neues Licht gerückt, und es wird erwartet, daß die kommende Auseinandersetzung auf dem Zentrumsparteitag nunmehr angesichts der politischen Entwicklung der letzten Tage eine weit größere Bedeutung erlangen wird. Um den Deutschnationalen ein Pslästerchen auf ihre Wun- den zu heften, jubiliert der„Völkische Beobachter" Hillers in München , daß der Rücktritt der Schiele-Schlieben-Neühaus ein Erfolg der Völkischen sei: .«Es steht außer Zweifel, daß die deutschnakioriale L eilung schließlich durch die Kräfte von unten, durch jene völkischen Kreise ihrer Wähler gezwungen wurde, das Steuer ihrer schmachvollen bisherigen Ersülluagspolilik herumzudrehen. Vor allem erblicken wir aber hier auch einen Erfolg unserer nationalsoziakistischeu Tätigkeit. Seit dem schmählichen Unifall am 29. August 1924 haben wir keinen Tag Ruhe gegeben und die ganze Erbärmlichkeit der deutschnalionaleo Haltung gegeißelt. Di« Furcht, jetzt die Partei nicht mehr halten zu können, hat den deutschnationalen Parlamen- tariarn Courage gemacht. Wollen wir uns keiner Täuschung hin- geben: au» den Za- und Netn-Sagern werden keine Männer»erden. sie müssen andere» Platz machen... Also selbst nach der großen Geste wird den Deutschnallo- nolen kein Glauben geschenkt und kein Pardon gegeben! Sie
magnetische Eigenschaften besitzt. Dadurch wird die Telegraphier- geschwindigkeit ganz außerordentlich erhöht, und man wird aus dem neuen Kabel 1500 Buchstaben in der Minute geben können, weit mehr als auf den üblichen Landleitungen. Die Telegramme werden unmittelbar zwischen Deutschland und Amerika gewechselt, wobei die Station Horta aus den Azoren nur zur Ucbertragung dient. „Perichol." Mit der Aufführung des Offenbachschen Melodramas„Perichol" hat das Moskauer Künstler- t h e a t e r wiederum seine große Kunst, Spiel und Gesang zu einem einheitlichen Ganzen zu bringen, bewiesen. Das Textbuch ist aucy in diesem Fall von Galperin umgearbeitet worden.' Der politische Hintergrund des von den Spaniern besetzten Perus tritt stärker hervor. Der Stil in der Kunst der B a k l a n 0 w a, der kleinen Bänkelsängerin Perichol, die trotz der Lockungen des Vizekönigs ihrem Piquillo treu bleiben will, war von eigenartigem Reiz und von vollendeter Darstcllungskunst. Di« drei peruanischen Schwestern, scheinbar den Spaniern ergeben, in Wirklichkeit aber die Peruaner gegen den Vizetönig Don Andreas aufwiegelnd, wurden von den Damen Polosowa, Kemarskaja und Sadlukowa vor- züglich gesungen und dargestellt. Das Ganze sprühte von Frohsinn und Witz und angeregt durch die politische Umgebung von zeit- gemäßer Satire. H.H. Eine Begegnung mit Oscar wilde. Die große Sängerin R e l l i e M e l b 0, die jetzt ihre öffentliche Laufbahn beendet und nicht mehr auf der Bühne oder im Konzertsaal erscheinen will, schildert in ihrem soeben erschienenen Buch„Melodien und Erinnerungen" ihren Auf- stieg aus dem australischen Busch zur weltberühmten Primadonna. Unter ihren Erinnerungen an berühmt« Persönlichkeiten findet sich auch eine Erzählung von ihrer letzten Begegnung mit Oscar Wilde , als er nach seinem Sturz in Paris lebte.„Um die Ecke," so schreibt sie,„schlürfte ein großer, schäbig aussehender Mann, der Kragen hing ihm lose um den Hals, nnd in seinen Augen lag«in hündischer Blick. Ich woll« vorübergehen, als er mich ansprach.„Mme. Melba — Sie wisien nicht, wer ick, bin. Ich bin Oscar Wilde, " sagte er. „und ich will eben etwas Furchtbares tun; ich will Sie um Geld bitten." Ich konnte kaum ertragen, wie er mich anblickte, nicht aus Abneigung, sondern aus Scham und Mitleid. Ich nahm alles, was ich in meiner Börse hatte— etwa 10 Louisdors—, und er nahm sie rasch, riß sie mir fast aus der Hand, stammelte ein Wort des Dankes und war fort. Ich habe ihn nie wiedergesehen." »einharbl�iofilplel I« Cesilug-Tdeater. Max Zkeinvardt ist von Direktor Hrllmer eingeladen worden, mit seiner Inszenierung der Panio- mime„Die grüne FlSte» im Leising-Tbeater.»u postieren. Die Auifübrungen werden vom 6. 6i« 12. November mit Ernst Matrav. Katla Eterna und Maria Solveg swilsinden. Heinrich Lersch liest Sonntag, t. November, abend« 8 Mr. in der Aula de« Andrea«. Realghmnasium«. AoppenNraf,« 76 fwibt Schief. Sabnhost 011« eigenen Werte». Karten im Vorvertaus lBrei« 50 Bf): Buch. Handlung Di«d, Lindenilrahe 2: Buibbandlung de« ADGB. , ZSaltstrane 64;6ä: Landsgemeindebau«, Alte Schönhauser Str. 8. Ein« deutsche Sesellschast ifir Eingeborenen kund« bat sich au« der vor dem Kriege gegründeten Deutschen Kesellichast für Einqeborenenichufc ge- gründet. Sie will Kenntnisse über die Sage der Uebcrseei'cken Völker ver- breiten und vertiefen, ihre sanitären und WirlichastSveebälinisse iördern. Borst, ender ist Prof. Dr. D. Wesrermann, Schristsührer Dr. ManuSjeld in Berlin ,