Mittwoch 2S. Gktober 1925
Unterhaltung unö ÄVissen
Seilage ües vorwärts
/Ibsthieö von öer Arbeit! Von Hans Prienus. Vierzehn Tage war die ganze Belegschaft schon gekündigt, die arbcitsgeseglichen Formalitäten waren erfüllt. Wenn kein Wunder gcs6»ah, muht« das Werk stillgelegt werden, eine lodernd« Flamme der Arbeit mehr auf dem Altar der Arbeit erlöschen. Ob für lange? Ob für immer?— Nichts Ueberraschendes für die Leute— man hatte es längst kommen sehen. Auch nichts Neues— es war ja überall dasselbe, im nächsten Ilmkreis, im Lande, auf der ganzen Welt. Kein Trost für einen, den es traf, auch kein« Hoffnung. Die große Mrtschastskris«, das mangelnde Kopital, die allgemeine Blutleere zerstörten den Wirt- schaftskörper. Sturmvögel umkreisten seit langem das Werk, Boten des nahenden Unheils, des kommenden Zusammenbruchs. Mit un» pünktlichen Lohnzahlungen setzte es ein. Abzüge und Lohnstreitig- leiten zwischen Leitung und Belegschaft waren an der Tagesordnung. Schleppender und schleppender wurde der Geschäftsgang, immer weniger Rohmaterial, immer schlechteres kam ein, schließlich blieb es ganz aus. Der Betrieb zehrt« von der Substanz, unproduktiv« Arbeit wurde geleistet. Die Arbeitsdisziplin, der Stolz des Werkes, bröckelte sichtbar ab. Offerten blieben aus, neu«, fremd« Gesichter tauchten in den Anmelde- und Wartezimmern auf. Jeder nahende Ultimo erzeugte fieberhaft« Unruhe. Ob wohl Geld einkommen wird? war stets die Frage oller. Dispositionen wurden in einem Atem gegeben und widerrufen, vi« Lager leerten sich, kein Zugang ergänzte sie. Arbestsunlust machte sich allenthalben breit, ergriff den alten Stamm. Konferenzen in den Prioatkontoren der Leitung jagten ein- ander. Unerfreuliches fand seinen Weg durch gepolsterte Türen. Hinter der ausgehenden War« her lief der Bote mit quittierter Rechnung. Die Lieferanten drängten, die Kunden lärmten, die Banken stöhnten und schickten Kontoauszug über Kontoauszug. Aufgeregt« Telephongespräche und lebhaste Auseinandersetzungen erfüllten di« sonst so stillen Kontore und drangen in di« Hallen, in die Werkstätten, in di« Arbeitssäl«. Kein Wunder geschah— di« Zeit des Werkes hatt« sich erfüllt. ,.. Letzte Löhnung, letzt« Schicht!... Roch klappern die Schreibmaschinen in den Kontoren, rascheln Papiere, kritzeln Federn. Die Unterschriftemnappe wandert wie immer ins Prioatkontor, die letzt« Post ist fertig. Draußen überm Hof dröhnen die Maschinen, fauchen die Ventile, strömt der Dampf und singen die Motoren das Lied der Arbeit und das Abschiedslied: schwer und schwarz entquillt der Rauch dem Schornstein, senkt sich wie eine Trauerfahl»« über das Fabritgelände. ... Als erster verläßt der Chef di« Bureauräume, wortlos, stumm nickend, fröstelnd in seinen Mantel gehüllt:«n Junge schließt die Türe hinter ihm. Dann schwirren holblaute Gespräche, Wortfetzen durchbrechen die drückend« Stille:„Was jetzt werden soll? Ja, wenn ich das wüßt«... Die sichern haben schon recht gehabt, als si« gingen vor zwei Monaten.., wenn auch nicht viel, ober sie sitzen warm... Na. und die klein« Vüll«r? Di« hat auch gewußt, wo sie bleibt... Ich? Ich werde mit einem Freund zusaminengehn, der hat sich da ganz nett eingerichtet... Was ich mache? Kunst- stück! Stempeln, stempeln, immer stempeln, so lang es geht: dann Arbeitsnachweis und so... Was? Adressen schreiben? Schon faul, so was di« letzt« O«lung... Bin n«ugi«rig, wann die Ära drankommt, auch Begräbnis erster Klosie... Meine armen Gören, meine arme krank« Frau! Und ich zu alt. zu alt... Kopf hoch, mein Lieber, noch ist Polen nicht verloren... Warum denn weinen, wenn man auseinander geht, summt ein Unbekümmerter— dann klappen Pultdeckel, klirren Schlüsiel, Kästen über Schreib- Maschinen schließen sich knallend, Moppenschlösier knacken und einer nach dem andern verschwindet aus den weiten Räumen, scheu— •(•brückt. Ad«!— Gähnende Leer « bleibt zurück. ..... Letzt« Schicht! Früher als sonst rüstet der Betrieb zum Feierabend. Ein Antrieb nach dem andern wird ausgeschaltet, eine Maschine nach der andern kommt zum Stehen, ein« Scheibe nach der andren macht di« letzt«, halbe, viertel Drehung, die Riemen fallen klatschend, ein« Stimme nach der andern verschwindet aus dem lärmenden Konzert der Arbeit: nur des Basies Grundgewolt. die großen Antriebsrvellen drehn sich blitzend, nrmmenniid und brummen den kleineren Kameraden spöttisch zu: Schon so müd? Schon so müd? Was sind da, für Kerle... Die Motoren knattern noch einmal ärgerlich— das Riesenschwungrad saust wie sonst! ... Ein Mann nach dem andern legt sein Handwerkzeug bei Seite, einer achtlos und gleichgültig, der andere mit der Sorgfalt jahrzehntelanger Uebung, fleischgewordener Gewohnheit: wie unbe- wüßt streicht mancher noch mit raicher Hand liebkosend über di« ihm liebgeworden« Maschin«— Abschied vom Freund und vom Er- nährer. Dann suchen sie di« Waschräume auf, wechseln die Kleidung, packen ihr« Sachen zum schweißgetränkten Bündel und treten Mann für Mann zur Löhnung an und zum Empfang ihrer Papiere.— Das Heer der Arbeitslosen ösfnet seine Reihen. Im Kesielhaus stehen die Maschinisten vor den Kesieln und prüfen Wosierstand und Manometer ganz wie sonst— zum letzten Mal«: die Feuerleute reißen die schon ersterbenden Gluten ausein- nnder'— ein Hebelruck und durch di« weiten Arbeitsräume geht ein Zittern, das schnell erstirbt, dem ties« Still« folgt— das Herz der Arbeit steht. Und die Sirene gellt— heiser und bang— den Tod des Werkes in die Welt. Sprien unö seine kllärchenstaöt. Don Romi. In Syrien und in Damaskus selbst, seiner zauberhaften Haupt- stadt, knallen die Gewehr«. Frankreich , das schon seit Napoleons Zeiten seine Fänge nach diesem herrlil�n Borgland ausgestreckt, führt einen schweren Kampf mit den chnstlichen und mohammedanischen Arabern. Syrien zu besuchen(wie etwa Aegypten oder Japan ), log nicht im Zuge der Mode, und so kennen es nur ver- holtnismäßig wenige Europäer. Und doch birgt es eine Füll« von Sehenswertem und von Schönheiten. Schon sein Hafen Bairut liegt prachtvoll zwischen Berg und See. Und min steigt die L'- banonbahn empor zwischen einer geradezu üppigen Vegetation von Palmen und blühenden Fruchtgärten. Immer neu« Ausblicke auf dos langsam zurückweichende, tiefblaue Meer und aus die schnee- bedeckten Kuppen des Libanon und Antilibanon bietet diese herrliche, überaus gut gebaute und komfortable Bahn. Dann die große Einöde weiter, hochgelegener Bergtäler. Nur Hirten hausen hier. Zwar die berühmte Libanon-Zeder findet man nicht mehr. Man hat sie bis auf wenige Eremplare vertilgt. Ueber Rojok(wir tauften sie die Hammel- station) nach Baolbek mit den berühmten Ruinen de, Sonnen-
tempels, dm größten des Altertums, mit den höchsten Säulen, in die sich die Nachfolger Mohammeds einbauten und einnisteten. Wie konnte die primitive Technik des Altertums solche Säulen aufrichten?! Dan geht es abwärts in weite Täler und durch wieder engere inmitten gelber Felswände. Eine biblisch anmutende Landschaft, mit biblischen, wasserschöpfenden, halboerschleierten Frauen. Und endlich Damaskus , die orientalischste der Großstädte des näheren Orients. Preis und Lob dir, du märchenhafte— du hast mir den Glauben an„Tausendundeine Nacht " und die Echtheit Reinhardt- scher Inszenierungen(„Sumerun") wiedergegeben! Liegt da nicht der Kalif Harun ol Raschid eben um die Ecke? Dagegen sind Kairo und Konstantinopel onentalisierte Europäerstädte. Dies ist endlich der unverfälscht« Orient mit seinen malerischen Gassen und Gäßchen, mit seinem Geschrei und Getöse(zuweilen auch seinem Schmutz und seinen Gerüchen), mit bepackten Kameltarawanen und dito Eseln, vor denen man sich eng an die Hauswand schmiegen muß. um nicht mitgerissen zu werden. Man blickt in traumhafte Höfe mit rauschen-
Die Unterernährten öes Weltkrieges.
„Generalstabtoffiziere. Redakteure. Geheimräte sind die Sachverständigen und Zeugen im Münchener volchstoßprozeh. An» lädt man nicht! Und wir haben doch auch nichts vergessen!"
den Springbrunnen und Säulengängen ringsumher, bald in«ine malerisch- schmutzige Karamanserei. in der die Dromedare schreiend logern. Vor den kleinen Cases— alle Typen Asiens und Afrikas sind vertreten— hocken die bunt oder weißgekleideten Turban- »röger auf Matten oder niedrigen Sesseln und rauchen ihre Wasser- pfeife oder Zigarette, schweigsam dem Kif, dem süßen Nichtstun, hingegeben. Dos Land ist fruchtbar, der OrieMale genügsam— er braucht nicht viel. Neben dem Notionalstolz des Arabers ist dies wohl einer der Gründe, daß Syrien sich so schwer europäischen Händen und ihrer Tatkraft unterwirft. Wer arbestet hier gern?I Die Männer am wenigsten. Orient! Natürlich trieben wir uns oft und lange in den riesigen Lasar- Hollen und-strahen umher, wo alles nach Handwerken und Gewerken geordnet ist. Denn Damaskus ist eine große Handelsstadt. Afrika »nd Arabien treffen sich dort. Man kann wundervoll« Teppiche kaufen, prächtig eingelegte Tische, Stickereien und Juwelen, aber auch den größten Europäerkitsch und Schund. Viele dieser„Do- maszener�klingen dürften in Solingen oder Manchester zur Welt gekommen sein, wie di« Ambraketten und unechten Perlen in Böhmen . Man kauft im allgemeinen billig. Freilich, in einer„Fabrik", einems kunstgewerblichen Großbetrieb, wo gehämmerte und getriebene Messinawaren und Intarsienmobel hergestellt wurden, entdeckten wir die beschämend« Ursache dieser Billigkeit. Hauptsächlich führten Kinder bis z»— fünfjährigen herab, das Einhämmern der Ber- zierungen(ost mit Silberdraht umrandet) aus. Vor den» Kriege betrug der Lohn bis— man staune— zu 20 und 30 Pfennige herunter, nicht pro Stund «, sondern pro Tag. Ob es jetzt besser ist? Freilich leben diese Menschen von«inigen Gurken und Zwiebeln zu ihrem Brot und versüßen es mit einheimischen Orangen, Datteln und Feigen. Wird Frankreich das bessern? Europas Einfluß ist auch sonst nicht immer von Segen für dies Land und Vrlk. Früher. erzählte man mir, führte jeder Arbeiter„sein" Stück nach eigenem Ermessen aus und bedeckte es mit Ornamenten seiner eigenen Erfindung(wie einst die Hondwerkerkünstler in Augsburg und Nürn- berg). Bei einzelnen Prunkstücken ist das noch jetzt der Fall: im allgemeinen aber kommen die Messingplatten und Formen aus— Europa und werden in Damaskus mit schablonenhaften orientalischen Verzierungen versehen. Dieser Großbetrieb hat auch dort fast olles an sich gerissen und die meisten Kleinbetriebe und Handwerker ver- drängt. Auch Teppichfobriken besuchten wir. di« freilich, nach alten Mustern und pflanzengefärbten Wollen und Seiden, noch prachtvolle Stücke herstellen, an denen viele Monate, zuweilen Jahre, mit der Hand geknüpft wird. Hier sind fast nur Frauen und Mädchen tätig. Altererbt« Tradition spricht da mit und die feiner« Hand der Frau. Aber selbst diese„Äunstgewerblerinnen* werden sehr schlecht bezahlt. Die Türkei hatte hier vor dem Krieg« eine riesige Militärmacht vereinigt, die in großen Kasernen außerhalb der Stadt lagerte. Diese Gebäude sind es wohl, von deren Beschießung und Bekämpfung die Depeschen melden. Wie jammerschade wäre es, wenn dies« von allen Orientzaubern umglänzte Innenstadt mit ihren alten Moscheen (Johannes des Täufers Haupt ist in einer begraben und ruht in einem kleinen prachtvollen Kuppelbau inmitten der„Großen Moschee"), wenn di.es auch nur teilweise von Fliegerbomben und Geschützen zerstört würde! Umringt ist diese märchenhaste Stadt, die auch von altein- gesessenen syrischen Christen bewohnt wird(Paulus, der Apostel, fand hier den„Weg nach Damaskus "), von großen, prächtigen Gärten, Palmenhainen und wohlbewässerten Gemüse- und Obst- plantagen. Dahinter kommt dann die steinige Wüste und sonnenheihe Ebene— der Weg nach Palästina und Arabien . Wer dich je sah, du prächtige Kalisenstadt(von Bagdad zogen sich diese Sultane später nach dieser neuen Hauptstadt), du Perle des Orients, die jeder Muselmann liebt, und die zu besuchen für ihn verdienstlich ist(zumal, wenn es nach Mekka geht), der wird deiner nie vsrgessen.
Die„Sieben Steinhäuser�. Die„S iebcnSteinhäuser" in der Lüneburger Heide (im Kreise Fallingbostel ) sind eins der gewaltigsten und ehrwürdig- stcn Denkmäler aus vorgeschichtlicher Zeit. Es gibt zwar größere Steinsetzungen an anderen Stellen, aber die Art der Häufung der Gräber an dieser Stelle ist doch einzigartig. Bekanntlich sind von den sieben Steinhäusern zwei zum Zwecke von Landstraßenbauten zerstört worden, so daß nur noch fünf erhalten sind, die weitab von ollen größeren menschlichen Siedlungen in tiefster Still« und Verborgenheit auf einem Heidehügel ruhen den man seinerzeit mit Kiefern aufgeforstet hat. Die„Sieben Steinhäuser" haben neuer- dings wiederum dos Interesse der Archäologen gefunden, und es ist der erste Direktor des Provinzialmuseums zu Hannover , der Landes- archäologe Dr. Jacob-Friefen gewesen, der sein besonderes Augen- merk diesen Hünengräbern zugewandt hat. Man dachte an neue Ausgrabungen, sah aber bald, daß hierfür nur noch e i n Grob in Betracht kam, das an sich am besten erhalten und in seinein Innern fast ganz mit Sand angefüllt war. Diese Steinkammer ist dann schließlich geöffnet worden. lieber das ganze Ergebnis der Nachforschungen und Grabungen teilt nun Dr. Iacob-Friesen in einem Büchlein„Die sieben Stein- Häuser im Kreise Fallingbostel " u. a. folgendes mit:„Auf dem Boden der Kammer fanden wir drei große Knochenhaufen,«inen in der Mitte, ungefähr dem Eingang vorgelagert, den anderen in der linken und den dritten in der rechten Hälfte der Kammer. Schon der erste Blick auf diese Knochenhaufen zeigte, daß es sich hier nicht um Beisetzungen handelte, die noch in ihrer ursprünglichen Lagerung erhalten waren, sondern daß es wirr zusammengeschobene Knochen- Haufen waren, deren einzelne Bestandteil« immer verschiedenen Individuen angehörten. Diese Beobachtung darf uns nicht stützig machen, denn ähnliches haben wir auch in skandinavischen Gräbern festgestellt. Diese Steinkammern»varen eben Erbbegräbnisse, und wenn man sie wieder öffnetg. um neue Bestattungen vovzu- nehmen, schob man eben die Knochen der früheren Bestattungen auf einen Haufen zusammen. So entstanden große Knochenlager, von denen das im rechten Teil der Kammer befindliche allein die Bruchstücke von mindestens 18 Schädeln enthielt. Ein Ueberblick über das Knochenmaterial wird natürlich, wenn es in solchen Hausen und nicht in der ursprünglichen Lagerung gesunden wich, außerordentlich erschwert. Wir haben aber sorgfältig alle einzelnen Knochenteile geborgen, und es wird der Geschicklichkeit unserer Prä- paratoren wohl gelingen, das Material so zu rekonstruieren, daß es für wissenschaftlich« Untersuchungen brauchbar wird. Die einzige Bei- gäbe roar«in Feuersteinmesserchen am Unken Knochenhausen. Nach- dem diese drei unteren Knochenhausen angelegt waren,, muß man. die Kammer mit Sand angefüllt haben, um auf dieser etwa 20 bis 28 Zentimeter starken Sandschicht wiederum Bestattungen aufzubringen. Hier fanden wir in einer Tiefe von 120 bis 140 Zentimeter in drei kleineren, nicht so wirren Hausen, links, in der. Mitte und rechts wiederum Skelettreste. In dieser Schicht trat nun eine ganze Reih« von Funden auf. Die Scherben eines großen unverzierten, außen gerauhten Tongefäßes fanden sich über eine große Fläche verstreut. Dieses Gefäß war demnach absichtlich zerschlagen und Oskar Montelins, der in schwedischen Gräbern ähnliche Beobachtun- gen machte, glaubt, daß die Tongefäße beim Leichenschmaus ge- braucht und dann zertrümmert wurden." Außerdem wurden mehrere weitere Gefäß« und Gefäßscherben sowie einige FeuersteiniNesser gefunden, des iveiteren merkwürdigerweise auch ein Branzeqegen- stand, nämlich ein Bronzeband van etwa V/t Zentimeter Breite und 1 Millimeter Stärke. Es lag neben einigen wenigen verbrann- ten Knochenstückchen. Diese Sachen sind zweifellos erst in einer viel späteren Zeit beigelegt worden. Im ganzen saßt Dr. Jacvb-Fricsen das Ergebnis in den Worten zusammen:„So brachte dieses eine Steingrab Fund«, die für die Urgeschichte Niedersachsens van größter Bedeutung sind und deren Wert' dadurch noch erhöht wird, daß npr zum ersten Male in Niedersachssn Skelettmaierial aus den Riesen- steingräbern bergen konnten, das für die Rassenförfchung zweifellos von größter Bedeutung sein wird. H. W. Vorgeschichtliche Amerikaner. Di« wissenschosiliche Forschung hat über die Vorgeschichte des Amerikaners bis jetzt noch nicht allzu viel Tatsachenmaterial zutage fördern können. Es bedeutet des- halb«inen wichtigen Fortschritt, daß man in Trenton am Delaware- sluß einen Fundart entdeckt hat, der ja manche neuen Ausschlüsse über das Alter des Menschen aus dem amerikanischen Kontinent bietet. Daß dt« Emwanderung der ältesten Bewohner Amerikas auf dem Wege über die Beyringstraße von Asien her erfolgte, worauf die Verbreitung noch Nord uird Süd stattfand, kann heute als Tatsache gelten. Es hat sich aber bis jetzt noch nicht feststellen lassen, zu welcher Zeit diese Emwanderung vor sich ging. Nun hat man zwar an vielen Orten im Norden Amerikas Reste mensch- licher Skelette gefunden. koi»nt« an ihnen aber kein sehr hohes geologisches Alter erkennen, überhaupt boten sie keinen sicheren An- Haltspunkt für eine evakte Zeitbestimmung. Besseren Ausschluß gaben dagegen die Funde-von Trenton , die vor allem Reste istr Lenape-Jndioner umfaßten. In der durchforschten Erdschicht fanden sich außer Geräten, die aus geschlagenem Qliarzit und Argitit her- gestellt waren, auch fossil« Reste des Moschusochsen. Daraus läßt sich schließen, daß es sich hier um eine aus der Eiszeit stammende Ablagerung handelt. Auch in der unter dieser Ablagerung liegen- den Erdschicht fand man noch roh behauen« Geräte aus Quarz und Ouarzit. Diese Funde haben also in erster Linie die Tatsache er- wiesen, daß Amerika schon vor Beginn der geologischen Jetztzeit von Menschen bewohnt roar. Was die Zeit der Einwanderimg aus Asien her betrisstz so oertritt die Forschung zum Teil die Annahme, daß erst in der letzten Nacheiszeit die Menschen den amerikanischen Kontinent zu bevölkern begannen, zum Teil nimmt sie an, daß die Einwanderung im Verlauf einer wannen Zwischenzeit erfolgte.- Auch in Südamerika fanden sich Spuren und Reste, die ver- mutlich von fossilen Menschen stammten, und zwar namentlich in Argentinien , doch weisen diese Reste die gleichen Merkmale auf, die dem Gegenwartsmenschen eigen sind. Dann fand man auch in Patvgonien aus Stein behanen« Geräte von paläolithischer Form, allein auch von ihnen läßt sich nicht genau feststellen, aus welcher Zeit sie herrühren. Aus den bisherigen Feststellungen kann man aber jedenfalls den sicheren Schluß ziehen, daß die Menschen auch nach Südamerika schon in einer ziemlich frühen Erdepoche ein- wanderten, jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach erst im Quartär, und zwar zu der Zeit, als Mastodon und Wildpferd lebten. Als Weg von Norden noch Süden diente diesen ältesten Bewohnern des aweri- konischen Kontinents zweifellos die mittelamerikanische Landbrücke. Di« älteste Siedlung Bayern ». Nicht weit von einem der neuesten Kulturwerke Bayerns liegt auch die ästest« bayerisch « Sied- lung. di« bisher gesunden worden ist. Dicht beim Walchenseewerk im sogenannten Altjochwinkel zwischen Kochelse« und Herzogsstand erhebt sich ein bewaldeter etwa 100 Meter hoher Hügel. Rings Up» ihn zieht sich ein Steinwall, der heute noch zum größten Teil erhalten ist. Dann lausen in konzentrischen Halbkreisen, die sich gegen die Spitze des Hügels zu immer mehr verengen, noch mehrere Wälle, nur durch Zugange unterbrochen. Di« ebene Fläch« auf der Spitze war die letzte Berteidigungs- und Zufluchtstätte in Zeiten des Kampfes, auch wohl Versammlungsstätte. Am äußeren Wall lagen stufenförmig angelegt die Wohnstätten. Außerhalb des Burg- bereiches wurden Urnenlager, also Begräbnisstätten gefunden. Innerhalb der Siedlung selbst aber ebensalls Knochenreste. Stein- waffen und Bronzegerate. Die Siedlung dürste in» zweite Jahr- tausend». Chr. zu oerlegen sein, t