Einzelbild herunterladen
 

24. Ottober verbreitet, zettig genug, damit ihn die Leiter der italienischen   Schulen ihrer Ansprache an die Schüler zugrunde legen fönnten. Der Mann, der heute in Italien   Minister für alles ist, schreibt da:

Es gibt falsche Deutungen, die man sofort richtigstellen muß. Sagt man z. B., daß der neue Schwung des Faschismus Beziehung hat zu de: Junitragödie, so verwechselt man die Chronologie mit der Kaufalität. Das heißt in der Entwicklung der Ereignisse jenen Menschen ein Verdienst zusprechen, die offenbar Matteotti   nicht zum politischen Märtyrer erheben wollten und daher nicht daran dachten, selbst zu Hauptpersonen oder Retten des Faschismus empor­zuwachsen. Die Unfreiwilligkeit dessen, was geschehen ist, ist nun­mehr geschichtlich, gerichtlich festgestellt: teinerlei Verdienst also, im Gegenteil!

Die Berknüpfung 3. Januar- Aventin  - Verbrechen ist einfach dumm. Die Faschister müssen sie abweisen. In Wirklichkeit führte der Scherz( Beffa) vom Juni, cin Scherz, der dann, unabhängig, ja gegen den Willen seiner Urheber, zur schredlichen Tragödie wurde, zu jenem vorübergehenden Stilistand, den ich erwähnt habe, und wenn das Regiine schnell in der Lage war, einen Gegenangriff zu machen, so liegt der Verdienst dafür bei den ländlichen Massen des Faschismus, die nicht auseinanderliefen, bei mir, der ich ruhig an meinem Plaz blieb im Toben der vielen Stürme, und beim tralienifchen Bolt, das die Vergangenheit nicht vergaß und an der Zukunft nicht verzweifelte."

Man sage es der Jugend des heutigen Italiens  : die an­gebliche Unfreiwilligteit des Mordes an Matteotti  nimmt den Tätern in Mussolinis Augen das Berdienst. Bei der nächsten Kirche, deren Grundstein Mussolini legt, set diese goldene Marime ferner Zukunft aufbewahrt.

Weiter hat Mussolini   gesagt:

Wenn eine Partei der Revolution die Macht in der Hand hat, nuß die Gewalttat in ihren Werkzeugen und End. zielen ausschließlich staatlich sein. Die Partei muß sich darauf teschränken, für die Ausübung eventueller staatlicher Gewalttat ein sympathisches" Milieu zu schaffen und zu er halten."

Was man mit der geschilderten Politik und den ange­führten Marimen schafft, das hat in Locarno   der britische Botschafter in Rom   dem Unterstaatssetretär Grandi zu verstehen gegeben. Unter Hinweis auf einen Stoß Telegramme über die Ereignisse in Florenz   fagte er: Cest ecécrable". Man fchafft ein Milieu, von dem sich alle anständigen Menschen mit Efel ab­wenden, das aber dem Berbrechertum des Lumpenproletariats günstig und sympathisch ift. In diesem Sinne wollen wir des ,, historischen Jahrestages" gedenten, des Tages, an dem mehr Wein gefloffen ist als Blut, die Freudenhäufer mehr gearbeitet haben als die hofpitäler, feine Lorbeeren geerntet, wohl aber viel Schafe ins Trodene gebracht wurden!

Mussolini   ermuntert seine Banden.

Rom  , 28. Oftober.( WTB.) Mussolini erließ anläßlich der bevorstehenden Dreijahrseier der faschistischen Herrschaft eine Kund­gebung, in. der er auf die Erfolge dieser drei Jahre hinweist, nämlich auf die Vernichtung des alten demokratisch­liberalen Systems, auf die Grundlegung für den faschistischen Staat durch ein organisches System von Gefezzen und endlich auf das Attivum der großen Werke, die für das Land voll­bracht seien. Darum müsse man fortfahren auf den beschritte nen Wegen. Die Legionen müßten sich immer eiserner zu­fammenschließen, immer disziplinierter, und wenn es nötig fei, gegen alle stehen. Bankenkrach.

Rom  , 28. Oftober.( WTB.) In Turin   hat der Zusammen­bruch der Banca di Credito, deren Leiter verhaftet worden sind, den Busammenbruch zweier anderer Bantinstitute herbeigeführt, nämlich der Bant Treves und der Bank Graffi. Die Höhe der Paffiva ist noch nicht bekannt.

Zunahme der Arbeitslosigkeit.

Rom  , 28. Oftober.( WTB.) Im September hat sich die Ar­beitslosigkeit in Italien   gegenüber Auguft um 10500 auf 82 764 erhöht.

Münchener   Weltgeschichte.

Man muß ihn einmal erlebt haben, den Raum, der mo seit zehn Tagen Mittelpunkt aller Münchener   Sensationen ist. In dem wo der Amtsgerichtsdirektor Frant als Einzelrichter und Gerichts­hof" in einer Person über die Weltgeschichte und den Dolchstoß ent­scheiden tut:

Bom Marienplag fährt die Trambahn in fünf Minuten hinaus nach Mariahilf, dem Siz des Münchener   Amtsgerichts. Noch liegen dir die durch Autohupen zariflimpernden Löne des Glockenspiels vom Münchener   Rathausturm im Ohr, aber schon geht es hindurch zwischen Marktbuden und Fleischbänken, über die grünschäumende Isar, bis die Kirche von Mariahilf aufragt. Abermals ungezählte Buden, denn es ist gerade die Zeit der Auer- Dult". Du betrittst ein altes winfliges Gebäude, fragft dich durch ein paar Gänge und gelangit an eine Tür, aus der dir alsbald beim Deffnen eine un­definierbare Atmosphäre, ein wahrhaftes Stüd Bräuhausduft ent­gegenschlägt.

Du trittst ein und glaubst, in der einzigen Schulklasse der Dorf­schule von Klein- lechterig oder Schmachtenhagen zu stehen. Ein Raum von der Größe eines mittleren Eßzimmers, niedrig, verrußt, jaft schmucklos. Genau wie in der Schule füllen ihn 10 oder 12 Reihen Bänke mit Tischen davor, an denen die Schulkinder, pardon, die Bertreter von 50 großen Zeitungen dicht gedrängt figen. Die sonstige Deffentlichkeit wird durch vielleicht ein Dugend Zuhörer marfiert.

Born ist ein kleiner freier Raum, gerade soviel, wie er um das Katheder des Lehrers zu sein pflegt. In diesem Raum von der Größe einer Mädchenfammer find untergebracht das Tribunal, be­stehend aus Richter und Gerichtsschreiber, der Kläger   mit seinem Berteidiger, der Angeklagte mit dem seinen, drei oder vier Hilfs personen der Verteidigung und schließlich ein fleines Tischchen vor der Richterbank, an dem der jeweils zu verhörende Beuge figt. Willst du dieses Tischchen erreichen, so mußt du dich durch eine Gaffe von etwa einem Fuß Breite zwängen und reißt unfehlbar dabei einen eisernen Garderobenständer um, dessen jeder Hafen drei- und vierfach behängt ist. Es macht nig, mir find's gewohnt", ichmun­zein die Inhaber der heruntergefallenen Hüte.

Der Amtsrichter ficht beileibe nicht aus wie ein preußischer Assessor, und spricht auch nicht so. Sein Grüaß Gott" und Hob die Aehre" entlädt sich breit und einladend durch den Raum. Einem bayerischen Zeugen, der meint, er habe sich vielleicht im Ton etwas zu derb ausgedrückt, wird die freundliche Antwort:" Tut nig, mir soan hier a boarisches Gericht, hier darf amal a boarisches Wort falle."

Der Verteidiger Coßmanns ist ein Graf, Graf Pestalozza. Schaut aber auch nicht aus, wie man sich in Preußen einen Grafen vorstellt. Eher mie ein bärtiger Kapuzinermönch, der für ein paar Stunden seine Kutte abgetan hat. Ueberhaupt, man lernt hier schnell begreifen, was die Münchener am Breußen nicht vertragen

fönnen.

St wird eine Pause gemacht von fünf Minuten, die zwanzig, oder von einer Viertelsturade, die eine halbe dauert. Der Borsigende ist durchaus für Bausen. Sie tun aber auch not, da nach zwei bis drei Stunden die Luft im Saale nöllig ungenießbar ist. Dann er­

Fälscher Hussong.

Schon wieder ein schwarzweißroter Zitatenkünstler. Im Lokal- Anzeiger" zitiert Herr Friedrich Hussong   die Stellen aus einem in der vergangenen Woche im Vorwärts" er­schienenen Artikel, in denen alle Gründe aufgeführt wurden, die vom deutschnationalen Standpunkt aus die Bilanz von Locarno   als sehr mager erscheinen lassen mußten. Er bringt es aber fertig, an der Stelle, auf die es ihm besonders ankommt, gleich zwei Fälschun­gen durch Unterschlagung zu begehen. Wir geben hier die voll= ständige Stelle wieder und heben die von ihm unterschlage nen Säge durch Fettdruck hervor:

Man mag sich nun darüber wundern, daß wir Sozialdemo­fraten, die wir dem nadten Ergebnis von Locarno fritisch gegen überstehen, die dort zustande gekommenen Verträge begrüßen. Nun, wir begrüßen das Werk von Locarno   in der Taf als den Beginn einer neuen Mera des Friedens, Wir Sozialdemokraten, denen es mindestens ebenso sehr auf die Rüdwirkungen" an tommt, wie den Deutschnationalen, wir sind mit dem Ergebnis von Locarno   deshalb zufrieden, weil wir in die Erfüllung der dort ab­gegebenen Bersprechungen Briands, Vanderveldes und Chamber­lains Bertrauen haben. Vor allem aber begrüßen wir Locarno  als den Kanosfagang der Deutschnationalen. Denn die Katastrophe der deutschnationalen Jdeologie, so erfreulich sie uns ans inner­politischen Gründen fein mag, ist uns aus außenpolitischen Gründen noch tausendmal wichtiger. Der Weg zum wahren Frieden, wie wir ihn erstreben und wofür wir seit 1919, leider oft vergebens, ge­tämpft haben, fonnte nur über den kadaver deutschnationaler Revancheparolen führen. Der schwarzweißrote Inflationsdrachen schwimmt verendet im Lago Maggiore  ."

Herr Hussong hat die hier im Fettbrud wiedergegebenen, ent­scheidenden, weil erläuternden Säße nicht nur unterschlagen, sondern er hat in feiner Weise auch nur angedeutet, daß in feinem 3itat irgendwelche Säge fehlen. Darüber hinaus hat er die Kühnheit ge­habt, den von ihm herausgerissenen Sah über den Kanoja gang in Fettschrift abzudrucken!

Daß wir Locarno   begrüßen, weil wir, im Gegensatz zu den Deutschnationalen, aber in Uebereinstimmung mit Luther   und Strese: mann, Vertrauen in die zwar nicht schriftlich bindenden, aber mündlichen Versprechungen Briands, Banderveldes und Chamber lains hinsichtlich der Rückwirkungen haben, das darf der Leser des Lokal- Anzeigers" nicht erfahren. Ebensowenig darf er wissen, daß mir den wahren Frieden erst dann für möglich halten, wenn die deutschen   Nationalisten ebenso entscheidend aufs Haupt ge­schlagen sein werden, wie es die franzöfifchen Rationalisten bei den Maimahlen von 1924 wurden. Dagegen soll ihm eingeredet werden, wir begrüßten lediglich aus innerpolitischer Schadenfreude einen für Deutschland   ungünstigen Bertrag!

Erst vor wenigen Tagen hat Genosse Dittmann im Borwärts" nachgewiesen, daß der Abmiral von Trotha in seiner Zeugen aussage im Münchener   Dolchstoßprozeß sich genau derselben Methode bedient hat. Die Bitatenfälschung gehört also neuer­dings wieder zu den vornehmsten Kampfmitteln der Deutschnatio­nalen. Die Beschimpfungen, die Herr Hufsong in Zusammenhang mit seinen Fälschungen gegen uns schleudert, tönnen uns unter diesen Umständen nicht berühren.

fünstler triumphierend festzustellen glaubt, daß die Deutschnationalen Benn im übrigen der Hugenbergsche Federhalter und Scheren durch den Rücktritt ihrer Minister den Kanoffagang nicht angetreten haben, so befindet er sich gewaltig im Irrtum: indem die Deutsch­nationalen als stärkste Regierungspartei acht Monate lange Baft­politit mitgemacht haben; indem sie ber Entfendung einer Delegation nach Locarno   zugestimmt haben; indem sie nach dem Bericht Kemp ners die Paraphierung der Locarno  - Berträge durch ihren Ver­trauensmann Luther   gebilligt haben; indem das Kabinett nach Locarno   einstimmig, also mit Schiele, Schlieben   und Neuhaus, Stresemann beauftragt hat, das Wert von Locarno   im Aus­wärtigen Ausschuß zu verteidigen; indem sich Schiele und Bestarp und der Lokal- Anzeiger" selbst gegen den Austritt der Deutschnatio nalen aus der Rechtsregierung, also für die endgültige Unterzeich nung von Locarno   aussprachen, haben sie den Gang nach Ka. nossa bereits vollzogen. Der Austritt aus der Regierung ist ein Fluchtversuch nach vollbrachter Tat

gießt sich alles auf die Gänge, raucht Zigarren und Pfeifen, was hier nicht verboten ist. Die meisten aber scharen sich um einen ge­mütlichen Mann, der aus einem wohlverpadten Refsel marme Weiß mürfte verfauft. Schade, daß das Bier fehlt! Aber auch so stehen Freund und Feind friedlich vereint um den nahrungspendenden Ressel und niemand ahnt beim Anblick dieses appetitanreizenden Bildes, daß die gleichen Menschen eben noch mit größter Erbitierung gegeneinander gestritten haben. Persönlichen Bontott wegen diver­gierender Anschauungen übt man hier nicht. Die einzigen, die in dieses Bild nicht hineinpaffen, find die Coßmannschen Zeugen, die forreften, gradlinigen, gebürsteten und gescheitelten, frähenden und schnarenden preußischen Generäle und Admiräle. Die Sigung  

-

ocht wieder an, alles ergießt sich in die Klasse, Berzeihung, in den Gerichtssjaal So wird in München   Weltgeschichte gemacht. E. R- T.

-

Herbstausstellung der Berliner Sezession  . Zum erstenmal seit dem Tode ihres Präsidenten Lovis Corinth  der als Präsident feinen Nachfolger erhalten und also mit seinem Namen auch fernerhin die Vereinigung zusammengehalten wird hat die Sezeffion zu ihrer Herbstschau geladen. Bildhauer Wend hielt die Eröffnungsrede, die sich ernst und feierlich zu der Gesinnung Corinths befannte. Eine überraschende Fülle herorragen der Gäste gab dem Ganzen besonderen Glanz: am meisten bemerkt und umdrängt war Macdonald mit dem grauhaarigen, vornehm raffigen Kopf von unverkennbar schottischem Gepräge, neben dem Botschafter Lord d'Abernon. Hohe Politik fühlte in die Regionen der Kunst vor. Und, doppelt erfreuliches Begebnis: auch die Schau selber stand im Zeichen der heute alles beherrschenden Bölker­versöhnung.

Denn die beiden Bole, im Hauptsaal einander gegenübergestellt, hießen: 2. Corinth   und französische   Austausch­ausstellung. Jaft die Hälfte des Raumes war den Gästen aus Paris   eingeräumt; und wie diefer erste offizielle Besuch von jenseits des Rheines so gar nichts Offiziöses hat, sondern wirklich geistiger Initiative entsprang und echtes Kulturgut vermittelt, so sollen auch die deutschen   Künstler durch die Sezession demnächst ihr Beftes in Paris   zeigen. Zug um Zug.

Hoffen wir, daß sie ebenso gut abschneiden.

Denn das, was wir hier aus Paris   vor uns haben, ist eine Zusammenstellung der besten Namen aus der heute wirkenden Gene­ration; Zusammenfassung dessen, was wir in verschiedenen Kunst­handlungen und in der Jurnfreien stückweise erlebten, und viel mehr dazu, eine wirkliche Gesamtrepräsentation. Es fehlt feiner der wirklichen Führer: Matisse  , Derain  , Léger, Picasso  , Braque  ; und die Fülle der Talente, welche der franzöfifchen Malerei erft ihre unvergleichliche Stoßfraft und europäische Bedeu­tung geben, ist ungefähr lückenlos beisammen: die ehemaligen Fauves" Don Buillard, Bonnard   und Roussel bis zu Buy, Manquin, Camoin  , Marquet, Flandrin, Dufy   usw.-, die stärker Persönlichen wie Friesz, Blamind, Dufresne, Segonzai, Marchand bis zu Rouault, Utrillo  , Laurencin, die uns Flechtheim   fürzlich vermittelte, und dem überraschend amüsanten Las caur( der aber wohl gar zu amüsant und naiv- geschickt ist).

Finanzkonflikt in Köln  .

-

10 Millionen Defizit. Die Industriellen für Abban der Wohlfahrt. Die Bürgerlichen unentschieden.- Vor großen Kundgebungen.

-

Köln  , 28. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) In der jüngsten Sigung der Kölner   Stadtverordnetenversammlung teilte Oberbürgermeister Adenauer   mit, daß im Haushalt der Stadt Köln   in den ersten sechs Monaten ein Defizit pon über 10 millionen Mart entstanden ist. In der Hauptsache sei dieses Defizit auf die ungeheure Notlage der Kölner   Bevölfe­rung zurückzuführen, die in immer ftärterem Maße unter der Die Zahl der Arbeitslosen Arbeitslosigkeit zu leiden hat. beträgt gegenwärtig über 20 000. Fast ebensoviele Wohlfahrtsunter­fiügungsempfänger find vorhanden. Neben diesen erhöhten Aus. gaben für Wohlfahrtsunterstützungen steht eine Mindereinnahme aus den lleberweisungen der Reichssteuern in Höhe von etwa 4 Millionen Mark. Die wirtschaftlichen Berbände Kölns   unter Leitung des Bereins der Industriellen haben in einer großen Kundgebung gegen die Finanzpolitik der Stadt Köln   protestiert und verlangt, daß mehr wie bisher vor allem in der WohI= fahrtspflege gespart werden soll. Die bürgerlichen Stadtverordneten erflärten unter dem Eindruck dieser Kund­gebung, daß fie vorläufig nicht bereit sind, das vorhandene Defizit durch Erhöhung der Realsteuern zu decken. Die kommunisten find ebenfalls, trotzdem fie Forderungen stellen, die erhebliche Mehrausgaben verursachen, nicht bereit, die Deckung in der allein möglichen Weise durch Erhöhung der Realsteuern vorzunehmen, so daß die Kölner   Stadtverordnetenversammlung, wenn nicht die

bürgerlichen Fraktionen zu einer anderen Auffassung kommen, voil­Stadtverordnetenversammlung, in der über die tommen arbeitsunfähig ist. Eine für Donnerstag vorgesehene sozialdemokratischen Fraktion auf Wunsch der bürgerlichen Frat­Deckungsfrage beraten werden sollte, ist tros des Widerspruches der tionen abgesagt worden. Jezt werden die Gewerfimaften, Genossenschaften, die Arbeiterwohlfahrts- und Kriegsbe. schädigtenorganisationen als Gegenfundgebung gegen die Bersammlung der mirtschaftlichen Verbände in den nächsten Tagen zu einer großen Protestlundgebung aufrufen, in der gegen den Abbau auf dem Gebiete der Wohlfahrtspflege demonstriert werdent soll.

Das Linkskartell bleibt bestehen.

Pariser   Presse und Kabinettskrise.

Paris  , 28. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Morgen­blätter meinen fast einmütig, daß sehr wahrscheinlich ein neues Ministerium Painlevé der Ausgang der Krise sein wird. Matin" glaubt, daß Bainlevé in diesem Falle das Portefeuille des Kriegsministers beibehalten und das Finanzministerium einem Führer des Lintstartells für geeignet, die Lösung der Krise herbei­Barlamentarier anvertrauen wird. Deuore" hält Herriot   als zuführen, glaubt jedoch, daß er nicht bas Amt des Minister­präsidenten übernehmen werde und schlägt für diesen Fall vor, Herriot   in das neue Ministerium Bainlevé eintreten zu lassen. Obwohl man heute über die Person des zufünftigen Ministerpräsi denten noch nichts Bestimmtes fagen tann, wird doch die neue angesichts der Beschlüsse des letzten Barteitages nicht in Betracht Eine Beteiligung der Sozialisten an der Regierung scheint Regierung ihre Mehrheit im Kartell der Linken zu suchen haben. zu fommen. Jedoch werden die Sozialisten einer Regierung, die die Kapitalsabgabe zu ihrem Programm macht, Unter­ftügung gewähren. Der lintsraditale ,, Quoditien" fagt: Die wirfiche rage ist: Gibt es eine stabile Mehrheit in der Kammer? Diese Frage fann nur mit 3 a beantwortet werden, wenn man hinzufligt, heit in der Kammer, so daß also das Ministerium, das heute, morgen mit den Sozialisten. Ohne fie gibt es feine stabile Mehr oder übermorgen gebildet wird, entweder den Rampf dämpfen oder ihn unter lebhafteren Formen wieder auferstehen lassen. muß. Journal" glaubt, daß drei Persönlichkeiten für die Bildung des Kabinetts in Frage kommen: Herriot  , Painlevé   oder Briand  .

-

bestehen des Kartells ist, zeigt u. a. eine Entschließung der Wie starf der Wunsch der Linksparteien nach dem Weiter. darauf hinweist, daß die Lösung der augenblidlichen Miniftertrife Graftion der republitanischen Sozialisten, der Partei Bainlevés, tie nur auf dem Boden des Lintstartells möglich sei.

Dem gegenüber vertritt eigentlich nur Corinth   das deutsche Brinzip ebenbürtig und geschlossen; dies allerdings mit einem halben Dugend Bilder, so start und eindrucksgewaltig, daß fie allein der ganzen Franzosenschau standhalten. Vor diesen mächtigen Visionen vom Balchensee, von Interieurs und Blumen, von Selbstbildnis und einem durch Abwesenheit alles Lärmenden und Brutalen felt. jam ergreifenden Ecce homo", vor diesen großen Schöpfungen seiner legten Zeit, die bis zum physischen Tode produttiv war in einem ganz großen Sinne Bollendetes fie bisweilen bringen, doch am Ende das absolut 3win­wird offenbar, daß all den Franzosen  , so gende fehlt.

-

Es liegt nicht daran, daß sie meist nicht mit Hauptmerken ver­treten sind; am wenigsten die Führer, wie Picasso  , Matiffe, Derain  . Auch wenn man ihr Bestes hier eingesetzt hätte: für unser Empfinden müßte es hinter Corinth   und seinem malerischen Erlebnis zurüd­stehen.

Die übrigen Deutschen   find in ähnlicher Lage. Bortreffliche Einzelleiftungen, aber nichts unbedingt Einmaliges, wie Corinth  . Hervorzuheben find von Malerischen": Lesser Urn, Degner, Domscheit, Ahlers- Hestermann  , hedendorf, Deim ling, Röhricht; Felir Müller vertritt den erregten Expreffionismus so gut wie Jädel den fortschrittlichen Akademis­mus. Die neue Sachlichkeit" ausgezeichnet: Fritsch und Riege, ein bisher unbekannter Mann; Leo v. König und Auguste von 3igemik die gedämpfte Porträtvornehmheit.

-

Unter den Bildhauern ragen die Franzosen- Maillol, Despiau und vor allem der hochbegabte Manolo so weit heraus, daß von den Deutschen   eigentlich nur Ernst end daneben in Erwägung zu ziehen ist. Dr. Paul F. Schmidt.

Enfdedung einer Stadt auf dem Meeresgrund. Bie die Tele dampfer, der auf dem Wege von Persien   nach Batu feinen gewöhn­graphenagentur der Sowjetunion   meldet, entdeckte ein Handels­der Halbinsel Schachowa eine altertümliche Stadt. Infolge lichen Kurs änderte, zufällig auf dem Meeresgrund in der Nähe des ruhigen Wetters waren die Straßen und Gebäude von alt­asiatischer Architektur deutlich erkennbar. In der Nähe liegen die schon früher entdeckten Ruinen der Stadt Charabasheger, von der eine auf dem Meeresgrund sichtbare Straße bis zur Feftung Baku   führt. Die vorläufigen Vermutungen der Gelehrten gehen da hin, daß die Städte auf dem Meeresgrund infolge von Erdbeben ge.. funken seien, die eine starke Aenderung der Küstenlinien herbei­führten.

Direttor Frig Holl von der Boltsbühne am Balomplat Ibrit auf Einladung der Boltsbühnenjugend Freitag, den 30, abends 8 Uhr. in der Aula Beinmeister str. 16/17 über den Spielplan ber Bollsbühne. Prof. Leo Kestenberg   hält auf Einladung der Boltsbühne 5 Vorträge über Beethovens Biolinionaten an Sonntag Abenden 8 Uhr im Bechsteinfaal, Linkftr. 42. Erster Bortrag: 1. November. Miitoirkung: Hans Baffermann.

Der Bund Deuflcher Gebrauchsgraphifer verlegte den Borstand seines Verbandes von München   nach Berlin  . Die Geschäftsstelle der Bundesleitung, deren Aufgabe die Vermittlung stoischen den Rellameverbrauchern und ben Berbelünstlern ist, befindet sich S. 11, Röniggräger Straße 80.