PaMchkrnng ÄnuerftanSen, Vas Kabwekk eins'chlletzlk'ch der deutschnationalen Minister hat dann die Paraphierung noch einmal gebilligt und Luther und Strese- mann beauftragt, diesen Schritt vor dem Auswärtigen Aus» schuß zu begründen. Die geheimnisvollen„Wir", die Einspruch erhoben haben sollen, können also unmöglich die Vertreter der Deutsch - nationalen Partei in der Regierung gewesen sein. Daß ein paar wilde Männer Lärm schlugen, ist bekannt. Die be- rufenen Vertreter der Partei aber haben keinen Einspruch erhoben, sie haben alles, was die deutschnationale Partei» leitung hinterher für„unannehmbar" erklärte, a n g e- n o m m e n. Im übrigen wird es wohl die Sache der Rumpf» regierung selbst sein, sich zu den ungeheuerlichen Be- schuldigungen, die die deutschnationale Parteileitung gegen sie erhebt, zu äußern.
Geßler, Sixt unü Ebermeper. Der General auch vom Reichsanwalt verschont! Nachdem das Reichswehrministerium in seiner von uns veröffentlichten Erklärung unter Ausfällen auf die Presse den General Sixt von Armin zu rechtfertigen oersucht hat, folgt prompt auch die Erklärung des Oberreichsanwalts Ebermeyer, daß er nicht einschreite, weil der Tat» bestand des versuchten Hochoerrats nicht gegeben und auch fönst kein strafbares Vergehen zu erkennen fei! Ueber diese Art, die Staatsautorität der Republik zn schützen, könnte auch ein Neger schamrot werden! Mag sein, daß die j u r i st i s ch e n Merkmale des Hochoerrats nicht er- füllt sind, weil dazu ein bestimmte Handlung, nicht bloß eine Rede gehört. Aber wenn man den Schauspieler Gärtner wegen des Vortrages von Gedichten anderer unter Anklage stellt und ihn auf lange Monate ins Gefängnis schickt, mit welchem Recht läßt man den General Armin laufen, der seine eigenen Worte und Ge» danken vortrug? Ist die Aufforderung zur„unwandel- baren Treue" an einen Deserteur nicht strafbar, warum sollen kommunistische Gedichte einen Hochverrat darstellen? Ist auch die Oberreichsanwaltschast seit dem 26. April 1925 schon in das monarchistifche Lager abgeschwenkt? Die Gleich- artigkeit der Fälle Sixt von Armin und Gärtner liegt ebenso auf der Hand, wie die Parteilichkeit in ihrer juristischen Behandlung. Der Fall Reichsanwalt ist einer, der andere aber und politisch wichtigere ist der des Reichswehrmini- st e r i u m s und damit des Kabinetts Luther . Noch niemals ist so unverhohlen die monarchistische Propaganda vor Reichswehrangehörigen beschönigt worden, wie durch die im Namen Geßlers herausgegebene Erklärung. Diese wagte es. die Dinge geradezu auf den Kopf zu stellen. Der st e n h- graphisch aufgenommene Wortlaut der Rede des Generals wird durch die B. S.»Korrespondenz verbreitet, im„Vorwärts" und anderen Blättern unverkürzt ver- öffenllicht, während die deutschnationale Presse sie unterschlug. Darauf festgenagelt, erklärt die.Kreuzzta.", jedes Wort der Rede entspräche dem Empfinden ihrer Leser. Der General Cramon macht sich das Treugelöbnis ausdrücklich zueigen. Aber der General Sixt von Armin kneift! Er, der Hauptbereiligte, erklärt, der„Vorwärts" habe gefälscht. Wir fragen ihn, wo und wie? Hat er nicht von„unwandelbarer Treue", nicht vom„erlauchten Sproß des Hohen, zollernhaufes" gesprochen, nicht von.Lriegsartikeln" und„Fahneneiden"? Alles in Gegenwart von Reichswehroffizieren und Reichswehr » soldaten? Der General hat auf diese Fragen in der Oeffent- lichkeit geschwiegen. Aber das Reichswehrministerium erklärt im Namen Dr. Geßlers den Bericht über die Rede für falsch, durch die Presse entstellt und im übrigen ganz harmlos? Ein dreisterer Mißbrauch mit dem Glauben an be- hördliche Autorität ist noch von keinem Ministerium getrieben
Die Mten gegen öie Hungen . Nur kurze Zeit ist vergangen seit jenem Sonntag, da Tausend« im Theater am Nollendorfplotz für die Freiheit der Kunst demon- striert und gegen ihre dauernde Vergewaltigung protestiert haben. Jetzt müßte man nach dem, was sich da gestern in den Mittags» stunden vor dem Schöneberger Schöffengericht zugetragen hat, wieder den,onstrieren. wieder protestieren. Allein es hat keinen Sinn. Die neue Vrunner-Epoche wird sich selbst zu Tode sitten, und wir „Sittenlosen" wollen ihre schlimmsten Auswüchse nur noch lächelnd registrieren. Die Iustizmaschine arbeitet ja auch schon ganz auto» matisch: Name, Beruf, Vergehen, ein Griff nach dem Gesetzbuch— schon ist das Urteil parat. Ein wunderschönes Gesellschaftsspiel, wenn auch das Spiel einer tuntenhast prüden und degenerierten Gesell- schaft. Im allgemeinen versammelt sie sich in der„Gartenlaube". Nächsten Sonntag ist sie bei Scherls eingeladen. Man höre den„Fall": Der Elena-Gotischalk-Verlag, Berlin , der sich um junge Dichtung und Dichter verdient gemacht hat, läßt in seiner Reihe„Die tollen Bücher" das dünn« Bändchen„Jack der Aufschlitzer" erscheinen. Der Verfasser der rund zwei Dutzend Ge» dichte ist Paul Althaus , der Zeichner Rudolf Schlichter , der wort- liche Lektor des Verlages der Schriftsteller Gerhard Pohl. Das Buch, an dem pro Exemplar nur 20 Pf. verdient wird, ist in einer Auflage von 2000 Exemplaren hergestellt. 1000 sind im Publikum. 1000 beschlagnahmte der Staatsanwalt. Nicht genug damit, wird Schlichter zu 200 Mk. Geldstrafe verurteill, Pohl ebenso, die Druck- platten müssen vernichtet werden, und dem Verfasser kommt man nur deshalb nicht bei, weil er im Ausland wohnt. Viel Lärm um einen Lustmörder und sein literarisches Dasein, viel mehr Lärm um ihn als um Haarmann in Hannooer. Nur daß oben der Lärm einzig und allein von einer hohen Obrigkeit gemacht wird, indessen die von der Verteidigung, Herrn Rechtsanwalt Dr. Elki vorgeschlagenen Sach» verständigen, Herr Dr. Paul Ferdinand Schmidt, Kunstkritiker am „Vorwärts" und Herr Paul Westheim , vom Gericht abgelehnt werden. Dafür darf der Kunstkritiker Dr. Max Osborn sein Urteil abgeben. Das Urteil ist negativ in bezug auf den literarischen Wert des Buches, es ist sehr positiv hinsichtlich der Illustrationen, die der Sachverständige als gekonnt empfindet.„Aber das Sadistische und das Perverse tritt doch außerordentlich stark in Erscheinung," meint der Herr Vorsitzende und„die Gedichte können nicht beanspruchen, als Zkunstteistungen angeschen zu werden", sachverständelt der Herr Staatsanwalt. Ja, dieser Herr Staatsanwatt legte sich für das Sttt- lichkettsempfinden des„Normalmenschen"— zum Donnerwetter. was ist das eigentlich? Ist denn ein Jurist ein Homunculus?— sehr warm ms Zeug, man muß e ihm lassen. Besonders das zweite Gedicht hatte es ihm angetan:„Morgengesang". Es wäre eine Parodie eines unserer bedeutendsten vaterländlichen Lieder. Und dann wären auf dem Bilde aus Seite 10 ein paar Waden eines Weib« zu sehe«— das geht nicht! Das Gericht verurteill zwar nicht
worven. wie er hier— nfchi zum ersten Male— vom Reichs» wehrministerium getrieben wird. Hat Dr. Geßler überhaupt einmal sich darum gekümmert, ob der Bericht des Vertreters der Zeitungskorrefpondenz zuverlässig war? Hat er auch nur versucht, sich das Stenogramm vorlegen zu lassen? Wir wagen das zu bezweifeln. Er wäre freilich nicht der erste Reichswehrminister, der dem Verlangen gewisser Offiziere, die Wahrheit zu„korrigieren", zum Opfer fiele. Als Zlntwort auf die Beschönigung des Armin-Vorftoßes. der ja nur ein Nachspiel jener wiederholt erwähnten Döberitz-Rede war, kommt aus A u g s b u rg die Mel- dung, daß bei einer Gefallenengedenkfeier der bekannte frühere General Gebsattel etwa folgende Rede gegen Geßler gehalten hat: „Ich erachte es nicht nur als mein Recht, sondern als meine Pflicht, des Mannes zu gedenken, der nach dem Gesetz und nach den Forderungen unserer herzen unser König wäre, des Krön- Prinzen Rupprecht von Bayern . Ich kann nicht verstehen, wie man sich das von Berlin ausgegangen« Desilieroerbot gefallen läßt. Kronprinz Rupprecht Ist Generalfeld- Marschall und als solcher nach militärischem Gesetz aktiver Offizier bis an sein Lebensende." Nach dieser Hetze gegen das Reichswshroberkommando brachte General Gebsattel ein Hoch auf den früheren Kronprinzen aus, wozu die Reichswehrtapelle den Tusch blies. Wir erwarten, daß das Reichswehrministerium auch hier» zu eine Erklärung veröffentlicht und sind überzeugt, daß sie das Verhalten des Bayern Gebsattel genau so rechtfertigt. wie das des Preußen von Armin. Und der Oberreichsanwalt kann feine ablehnenden Bescheide gleich hektographieren lassen. Denn wir leben unter der Präsidentschaft Hindenbutgs, der noch vor kurzem— in Gegenwart Geßlers— fast wörtlich dieselbe Rede hielt, wie Sixt. Da kann's nicht fehlen!
Groner über Ebert. Aussage» im Müncheuer Tolchftostprozest. Im Münchener Dolchstoßprozeß wurde gestern General G r ö n e r vernommen, dessen hervorragend« Rolle in den Herbsttagen des Jahres 1918 bekannt ist. Gröner bemühte sich. der Persönlichkeit Eberts von seinem Standpunkt aus ge- recht zu werden, seine Aussage verrät aber doch an einigen Stellen eine gewisse Unkenntnis der politischen Verhältnisse. So glaubt General Gröner, von seinem Standpunkt aus rühmend hervorheben zu müssen, daß Ebert und andere sozialdemokratischs Führer Anfang November zwar die Ab- dankung des Kaisers verlangten, aber sich mit dem Weiter- bestehender Monarchie einverstanden erklärt hätten. Tatsächlich wurde in jenen Tagen in der Sozialdemokratischen Partei die Frage.Fiepublik oder parlamentarische Demokratie mit monarchischer Fassade, wie etwa in England?" lebhaft erörtert. Gegen die Proklamierung der Republik wurde da- mals geltend gemacht, daß der Süden voraussichtlich monar- chisch bleiben würde, so daß Reichszerfall und Bürger- krieg zwischen Nord und Süd zu befürchten wären. Als aber Bayern am 7. November dem Norden mit der Ausrufung der Republik voranging, war diese Gefahr beseitigt und die Republik das selbstverständlich Gegebene. General Gröner hat ferner in seiner Aussage erklärt, Eberts Ziel sei es gewesen, die Unabhängigen aus der Re- gierung der Dolksheauftragten hinauszudrängen. Tatsächlich bestand jedoch zwischen den mehrhestssozialtstischen Volksbeauftragten und den Unabhängigen H a a s e und Dittmann zunächst ein gutes Verhällnis, und von keiner Seite wurde daran gedacht, die andere Seite herausdrängen zu wollen. Erst später ergaben sich Meinungsverschiedenheiten über die Behandlung der spartakistischen Bewegung, die den schembar schon sich schließenden Riß zwischen den beiden sozialdemo- kratischen Parteien für einige Zeit aufs neu« aufriß. Ebert hat in den Novembertagen als ruhig überlegender Realpolitiker gehandell. Ueber die Einführung des demo-
jeden Angeklagten nach dem Munde des Staatsanwalts zu 400 Mk., aber doch zu 200 Mk. Geldstras«, denn„das Gericht meint, daß ein Kunstwerk nicht vorliegt. Die Bilder sind zwar tünsll:risch, aber in dem gegebenen Zusammenhang vermögen sie auch unsittlich zu wirken....." Das Schlußwort soll der gewiß nicht im Derdacht porno- graphischer, sadistischer und perverser Anormalität stehende Pro- fessor Adolf von Harnack haben. Vor Jahr und Tag sagte er in den „Preußischen Jahrbüchern" anläßlich eines Prozesses gegen Suder- mann:„Wenn de« Mephistopheles' Witzwort von keuschen Ohren und unkeuschen Herzen zur ernstgemeinten Borschrift für den Dichter werden sollte, so würde der Beruf des Dichters zum wahren Kinder- spott." Er ist es geworden, seitdem preußische Richter«in Ber- gnügen daran finden, die Kunst zu bestempeln. Fememord« sind im allgemeinen nicht interessant genug. Ergo.
Die»Linaitafel de» Blose»". Bor einigen Tagen machte Pro- fessor Grimme von der Universität Münster die sensationelle Mit- teilung, daß er eine auf dem Sinai gefundene Schriftiajel dahin entziffert habe, daß darin ein Befehlshaber über Steinhauer und Tempelchef der Tochter des Pharao , der Hatefhepuc-su dankt, daß sie ihn aus dem Nil gezogen und zu großen Ehren gebracht habe. Als Name hat Grimme Moses oder auch Manaffeh entziffert. In den Aegyptologenkreisen de» Britischen Museums wird, wie der„Manchester Guardian" meldet, dieser Fund iehr skeptisch beur- teilt. Dr. Grimme hat seine Theorie bereits vor einiger Zeit in einem Buche niedergelegt. Sie ist also nicht neu. Noch ablehnender äußert sich Professor Flinders Petrie , der die nun von Grimme angeblich entzifferte Tafel 1905 am Sinai aus. gesunden hat. Die Lesung Grimmes sei noch„ganz unsicher". Die Zeichen beständen aus ägyptischen Hieroglyphen, vermischt mit „Schristzeichen, die am Mittelmeer im gemeinsamen Gebrauch waren". Die vom deutschen Gelehrten als Name der Pharaonin in Anspruch genommenen Schristzeichen seien„zufällige Zeichen". Einem unvoreingenommenen Äuge stellte sich die Inschrift als eine Mischung von Zeichnung, Schrift und bedeutungslosen Wellen- lmien dar. Die Leitung des Britischen Museums weiß ferner nichts von der durch Grimme behaupteten angeblichen Bereitwilligkeit der britischen Regierung, an der Ausrüstung einer Sinaiexpedition zur Klärung dieses Problems mitzuwirken. Die Karlsruher Technische Hochschule, die ättest« einheitliche technische Hochschule im Deutschen Reich«, begeht in diesen Tagen in großem Stile das Fest ihres 100jährigen Bestehens, bei dem sämtlich« deutschen Universitäten und Hochschulen durch ihre Rektoren vertreten sein werden. Außerdem werden auch Vertreter zahlreicher ausländischer Hochschulen anwesend sein. Die Hochschule zählte in den hundert Jahren ihres Bestehens eine auherordent- lich große Zahl führender Männer der Technik zu ihrem Lehrkörper. darunter Tulla, den„Bändiger des Oberrheins", den Architekten Weinbrenner, den Erbauer von Karlsruhe , und Heinrich Hertz , den berühmten Physiker und Entdecker der nach ihm benannten elet»
trastsch-pailamentiirischen Systems hinaus sah er in de« Tagen der Niederlage kein« revolutionären Möglichkeiten. Seine Hauptsorge war, die Demokratie zu sichern, die Einheit des Reiches zu retten. Zerfall und Bürgerkrieg abzuwehren. die nach seiner Meinung nur das Elend des arbeitenden Volkes bis zum Hungersterben der Massen steigern konnten, alle Aus- sichten aus den sozialen Aufstieg der Arbeiterklasse aber ver- Nichten mußten. Für diese Ueberzeugung hat er inft dem Ein- atz seiner ganzen Persönlichkeit gekämpft, nach ihr hat er alle eine Handlungen eingerichtet. Seine Unbeugsame Haltung hat ihm, wie es nicht anders sein konnte, leidenschaftliche Gegnerschaften eingetragen, ober auch die etwas naive Bewunderung von Leuten, die ihn nicht recht verstanden. Von solchen Mißverständnissen ist auch die Aussage des Generals Gröner nicht ganz frei. Wenn wir sie berichtigen, sind wir überzeugt, damit in Eberts Sinne zu handeln._
Deutsch -Donimirstl. Noch einmal der Fall des polnische« AmkSvorsteherS. Unsere Deutschnationalen haben das ausgesprochene Pech, daß die Führer der Groh-Litauer im Memellande, die Herren Gaigalat. Stre k i es, Boni n aus den Reihen der.de utsch- konservativen Partei hervorgegangen sind, der der erste als Abgeordneter, der zweite als Reichstagskandidat, der dritte als Iour- n allst gedient hat. Ader in dem kleinen uns gebliebenen gemischt- sprachigen Gebiet an der Rogat hallen sie treu für das Deutschtum Wacht. Kosten dürfen ihnen daraus natürlich nicht erwachsen. Des- halb ziehen sie Scharen polnischer Arbeiter von jenseits der Grenze ins Land. Hierdurch wird ihrer Auffassung nach da» Deutschtum nicht nur nicht gefährdet, sondern geradezu gefördert: verschafft doch die Genügsamkeit der fremden, auf einem niedrigen Kullurniveau stehenden Leute ihnen, den Deutschesten der Deutschen , erheblichen Profit Wenn aber ein in Preußen ansässiger Pole mit einem Ehrenamt belehnt wird, so erblicken sie darin, auch wenn gegen seine Amtsführung nichts einzuwenden ist, einen Verrat am deutschen Volke, der nur mit dem Sturz« Seoerings gesühnt werden kann. Der Name des Herrn von Donimirfti. der fortan das bedeutsame Amt eines Amtsoorstehers in Wcstpreußen„zur Unter- minierung des preußischen Staates mißbrauchen" wird, erinnert an einen Vorgang von Anfang der 90er Jahre, der deullich erkennen läßt, daß sich die Abneigung gegen die Polen bei den Vorkämpfern des Deutschtums sofort verliert wenn die Wahrung materieller Interessen es erheischt Man lebte damals in der Aera der von den Agrariern mit Wut bekämpften Handelsverträge. Im November 1832 fand in dem überwiegend deutschen Reichstagswahlkreise Stuhm- Marienwerder ein« Nachwahl statt, die durch die Beförderung des zur freikonservativen Partei gehörenden Mondatsinhabers, eines Herrn Wessel, nötig geworden war. Wessel kandidierte wieder. Er hatte im Reichstag für den deutsch -österreichischen Handelsvertrag gestimmt und dadurch die Wut der Agrarier erregt Deshalb stellten die Deutsch-Konservativen und die Landbündler gegen ihn einen Herrn von Dieskau auf. Für die Polen bewarb sich um den Wahlkreis ein Herr von Donimirski, wahrscheinlich der Vater des gefährlichen Amtsvorstehers. Es kam zur Stichwahl zwischen ihm und Wessel. Und nun gaben die deutsch -konservativen und die agrarischen Führer ganz ungeniert die Parole aus: Alle Stimmen für den Polen Donimirski gegen den ge- mäßigt-konservattven Wessel. Erwarteten sie doch von dem Polen , dessen Partei stet» extrem schutzzöllnerisch war, wahrscheinlich, weil sse sich von der Absperrungspolitik eine schwere Schädigung Deutsch - lands versprachen, ZLaffeichllfe im Kampfe gegen die Handelsoer- träge! In einer Bündlerversammlung in Sttchm wurde Herr von Donimirski geradezu gefeiert Don maßgebender agrarischer Seite wurde ihm bezeugt daß er unbeschadet seines Polentums ein guter Deutscher und sogar Offizier gewesen sei. Die Unterstützung der Deutsch-Konservativen und der Landbünd- ler oerhalf Herrn von Donimirski zu einem glänzenden Wahlsiege. Er war auch wirklich Offizier gewesen,— nämlich im polnischen Insurgenten-Heere des IbOZer Aufstandes!
irischen Wellen, die bahnbrechend und grundlegend gewarden ssnd für die drahtlose Telegraphie und Telephonie. An der Stätte des Wirkens des letzteren, im Ehrenhof der Technischen Hochschule, ist jetzt ein von den Physikern und der Funkindustrie Deutschlands gestiftetes Heinrich-Hertz-Denkmal errichtet worden, das während der Jubiläumsfeier mit einem Festakt enthüllt werden wird. Am Schlüsse des Festaktes überreichte der frühere badische Staatspräsident eine Spende der deutschen Wirtschaft. Industrie, Handwerk und Gewerbe im Gesamtbetrage von 683 000 Mark, die von 650 Gebern gezeichnet ist. Eine chinesische Universität wird in Moskau Anfang Dezem- ber eröffnet werden. Sie wird den Namen Sunyatfens tragen und 260 Ehinesen aufnehmen. Zum Rektor der Universität ist Rädel ge- wähtt worden. Dieser erklärte Pressevertretern, die Tätigkett der Universität werde strengen wissenschaftlichen Charakter tragen und namentlich den Sozialwissenschasten und der Volkswirtschaft gewid- met sein. Zum Unterschied von den in China bestehenden auslän- bischen Schulen werde keine Propaganda betrieben werden.(Außer der einen für das hl. Rußland und seine Lehre.) Die Türken führen die christliche Zeitrechnung ein. Bisher war in der Türkei der mohammedanische Kalender in Gebrauch, der sich nach dem Monde richtet! nur in Finanzangelegenheiten hatte man schon vor einigen Jahren ein Sonnenjahr angenommen, das sich aber weder mit den Daten des Gregorianischen noch des Iulianischen Kalenders deckte. Nunmehr hat sich die türkisch« Kommission für die Kalenderreform dahin entschieden, daß der Gregorianische Kalender eingeführt werden soll, und es ist ein Gesetz der Nationaloersamm- lung vorgelegt worden, das die sofortige Einführung der christlichen Zeitrechnung in der Türkei besiehst.
va» Sch'oßpart-rhealer Steglitz bat die Komödie:„Jedermann «IN eigener Hahnrei- von Walter Guttelch für Mitte November zur Uraufsührung erworben. Z» der Städtischen Oper wird Freitag die„Fledermau»- zum ersten Mal« vollständig ansgejilhrt Die neue Tanzleiterin Lizzie Maudrik tanzt al» Einlage im zweiten All den CsardaS . Hermann ploetz- Abend. Die Liters r. Bereinigung de Berliner Lebreroerein« veranstaltet am 31., abend« S Uhr, in der Aula de« Friedrich-Witkelm-Gtimnaiinm«. Kochitr. 13. einen Hermann Bloetz- Abend. Dr. Leonhard Blaß lieft au» den Werten des Dichter«. Eintritt l Mk. an der Abendlasse. Vi« Einheit» turzschcist in Württemberg . Nach einer Beiordnung de« StaatSministerium« darf vom t. Oktober lS2S an im staatlichen Schreib- und Kanztetdienft nur noch die EinheitSwrzschrist verwandt werden. Va» Elend da SchnUinder in Japan . Infolge der wirtlchastlichen Depresfion und der zunehmenden ArvcitStosigkett in Japan tönnen viete Schulkinder nicht die Schule besuchen, weil die Eltern ihnen nicht mehr Esten und Kleidung taufen können. Die Zahl der abwesenden Schulkinder beträgt im ganzen Lande etwa 300 000. Aunerdem kann man überall be- obachien, dag viele Schulkinder sehr unterernährt sind. In Tokio und Osaka geben dt« Stadtbebörden freie Beköstigung für manck» Kinder in Armenvierteln. Datz diese Unterstützung ober bei weitem noch nicht genügt, beweift die oben angegebene Zahl.