Str. 513+ 42. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Drei Vierteljahre deutscher Außenhandel.
Sinkende Rohstoffeinfuhr- steigende Ausfuhr von Fabrikaten.
1
Deutschlands Ein- und Ausfuhr von Rohstoffen und Fertigwaren 1923, 1924u.1925 Z In Millionen Reichsmark
Mit dem Fortschreiten der deutschen Wirtschaftstrije,| Einfuhrüberschusses in der gesamten Handelsbilanz doch Hoffnungen beren Wirkungen in einen raschen Anwachsen der Arbeitslosen für den deutschen Außenhandel rechtfertigt. Wie ein Vergleich mit zahlen der Arbeiterschaft nur allzu spürbar merden, wächst die Be- den Säulen ergibt, die den Monatsdurchschnitt der beiden verdeutung des Expertes für die Beschaffung neuer Sn gangenen Jahre in der Ein- und Ausfuhr der einzelnen Waren dustrie aufträge. Die ersten Dreivierteljahr des deutschen gruppen fennzeichnen, liegt die Ausfuhr von Fertigfabri Außenhandels ftanden sehr stark unter dem Einfluß von Fattoren, afen in diesem Jahre ganz wesentlich über den Ergebderen Wirkung sicherlich nicht von Dauer ist. 3war brachte der nissen der Vorjahre. 10. Januar endlich die Aufhebung der einseitigen Meistbegünstigung, die Deutschland nach dem Friedensdiktat den Ententestaaten gewähren mußte. In der Folgezeit blieben jedoch die Einfuhrverbote, die in der Inflation zur Regulierung der Wirtschaft geschaffen worden waren, großenteils noch in Kraft. Eine freie Konfurrenz mit dem Weltmarkt gab es auf vielen Gebieten nicht. Im zweiten und dritten Vierteljahr wirfte die bevorstehende Bollregelung als Anreiz zur Steigerung der Einfuhr, und dieser Anreiz wurde noch verstärkt durch große Auslandskredite, die sich immer in einer Zunahme des Warenimports auszuwirken pflegen. Die Einführung der Getreidezölle und die gute Getreideernte ließen mm September das Interesse an der Einfuhr fremden Kornes abflauen. Hingegen fanden in manchen Industrie waren noch starte Auslandskäufe statt, und zwar deshalb, weil die Industriezölle erst am 1. Oftober in Kraft traten und die Importeure ein starkes Interesse daran hatten, noch Bare zollfrei hereinzubringen. So stand die Einfuhrfeite der deutschen Außenhandelsbilanz unter den verschiedensten Einwirkungen. Der Export hingegen litt darunter, daß wir noch immer teine wesentlichen Erfolge in unserer Außenhandelspolitit haben dank jener deutschnationalen Bollpolitit, die frischfröhlich auf einen Zollkrieg hinarbeitet. Die hohen Zölle der fremden Staaten verhindern die notwendige Steigerung der deutschen Warenausfuhr, die deutschen Unterhändler vermochten, von Interessenwünschen hin und hergetrieben, weder vor, noch nach dem Infrafisezen des Bolltarifs Wesentliches zu erreichen. Die Hochhaltung der inländischen Preise für Rohstoffe und Halbfatrifate tut ein übriges, um der Verarbeitungsindustrie die Konturrenzfähigkeit am Weltmarkt zu erschweren, und schließlich ist unsere ganze Produktion außer mit der Kapitalnot noch mit rüd ständigen Betriebsmethoden zu sehr be lastet, als daß sie auf der ganzen Linie erfolgreich für den Belimartt produzieren könnte.
Alle diese Momente sind wohl im Auge zu behalten, wenn man ften, wenn die nachstehend in einem Schaubild dargestellte Entwicklung des deutschen Außenhandels seit Januar richtig würdigen und feine falschen Schlüsse aus ihr ziehen mill.
Einfuhr
Ausfuhr
382.0
676.2
.........
458.1
Rohstoffe und halbfertige Waren
149.5
12.9.2
75.6
57.3
249.0
602.5
515.9
432.6
376.6
Fertige Waren
255.3
185.5
148.
Reiner Warenverkehr Gold und Silber 10414.1 628.5
55.1
-4028.2
6386.2
115%
1178.5 10691
897.60
33.1 135.5
776.6
728 6854
742, 724.0
533.90--Z
4871 521
Einfuhr
Ausfuhr
1006. 993 100%
25.1
J F M A M J J A S Einfuhr Ausfuhr Hebt man mum aus der Außenhandelsstatistit die für die Ent midlung der Industrie außerordentlich wichtigen Spezialergebnisse der Rohstoffversorgung und der Fabrikatausfuhr hervor, so erhält man das in der Mittelspalte dargestellte Bild.
Freitag, 30. Oktober 1925
Folgen deutschnationaler Handelspolitik.
Die Mitteilungen der Industrie- und Handelstammer Solingen berichten für September außer über die Geschäftslage auch über die Wirkungen der Kündigung des deutsch - spanischen Handelsvertrags, das bekannte deutschnationale Meisterstüc". Die politisch ganz rechtsstehenden Herren der Solinger Kammer melden unter anderem: In der schwierigen Lage der Kleineisen- und Stahlwarenindustrie unseres Bezirks ist gegenüber dem Vormonat feine wesentliche Veränderung eingetreten. Die inländischen Abnehmer bestellen nur, soweit dies zur Aufrechterhaltung ihres Geschäfts unbedingt erforderlich ist. Auch die Weihnachtsaufträge sind nicht annähernd in dem üblichen Umfange eingegangen."
„ Die Aufhebung der Einfuhrverbote der Schweiz ist hier mit Genugtuung begrüßt worden. Dagegen hat die Kündigung des deutsch - spanischen Handelsabkommens bereits sehr nachteilige Folgen gezeitigt. Aufträge sind vielfach nur unter Borbehalt erteilt, bereits vergebene Aufträge annulliert worden. Ein Nichtzustandekommen eines erträg lichen neuen Abkommens würde die ohnehin in ihrer Ausfuhr bereits start beeinträchtigte hiesige Industrie sehr bedauerlich benachteiligen."
Inzwischen er weist sich, daß die wiederholten deutschen offiziösen Pressemitteilungen, ein neues deutsch - spanisches Abkommen werde rechtzeitig zum 16. Oktober zustande kommen, großen Scha den angerichtet haben. Die Erledigung und Expedition der spani schen Aufträge noch vor„ Toresschluß" ist längere Zeit nicht so bringlich behandelt worden, wie es dem wirklichen, aber in Deutsch land offiziös verschleierten Ernst der Situation entsprochen hätte. Nun wird gemeldet, daß in den spanischen Häfen bedeutende Mengen deutscher Waren erst nach dem 16. Oftober angekommen sind, die entweder den jetzt geltenden dreifachen Zoll zu bezahlen haben oder zurück beordert werden müssen. Den Schaden der deutschen Absender, der in jedem Falle entsteht, kann man noch nicht abschätzen, jedenfalls ist er sehr groß. Wer will nun noch bezweifeln, daß solche Handelspolitik der Deutschnationalen ein Meisterstüc war? r
Reisbant. Nach dem Ausweis der Reichsbant vom 23. d. m. haben auch in der dritten Oktoberwoche die Geldverhältnisse der Zentralnotenbank eine weitere beträchliche Entlastung erfahren. Der Wechselbestand ist um 171,7 auf 1311,9 millionen Rm. zurückgegangen. Die Lombardanlage erfuhr gleichfalls eine Abnahme, der Effektenbestand zeigt dagegen e eine Vermehrung um 9,7 auf 216,9 millionen. Die gesamte Wechsel, Lombard und Effektenanlage vermindert sich somit um 176,9 auf 1542,4 millionen M. An Zahlungsmitteln sind 98,7 millionen Reichsbanknoten und 91,7 millionen Rentenbankscheine in die Kajsen der Bank zurückgeflossen. Der Umlauf an Reichsbanknoten beträgt demnach 2395,2 Millionen, der Bestand an Rentenbankscheinen 410,9 millionen. Da der Goldbe stand und der Bestand an deckungsfähigen Devisen um 17,3 auf 1528,2 Millionen RM. vermehrt werden konnten, deckt er den Noten. umlauf zu 63,8 Proz. gegen 60,6 Proz. in der Borwoche.
1923 1924 J FMAMJ JAS bag 3 Millionen benötigte Kredite in der geforderten Höhe bisher
Monats
durchschnitt
19 2 5
Auf die Förderung der Ausfuhr von Fertigwaren aber hat die deutsche Industrie den größten Nachdruck zu legen, wenn ihr und der Arbeiterschaft eine steigende Betätigung gewährleistet werden sell. Borbedingung ist dazu eine Stärkung des inneren Marftes, die den Industrien zunächst einmal einen ausreichenden Absatz für eine rationelle Beschäftigung gewährleistet. Erst dann werden die Produktionstoften soweit sinken können, daß ein erfolg reicher und gesunder Wettbewerb am Auslandsmartt möglich ist. Wenn troh der bereits erwähnten Schwierigkeiten, trotz der hohen Auslandszölle, trog Kapitalnot und trop leberteuerung der inländischen Rohstoffe der Crport fertiger Waren sich in aufsteigen der Linie bewegen fonnte, so ist das ein Beweis dafür, daß die deutsche Wirtschaft über ausreichende Produktionsmöglichkeiten vertönnten, wenn eine gesunde die Entwicklungsmöglichkeiten der deutschen Produktion unterstützen würde. An der Steigerung der Ausfuhr von Rohstoffen und Halbfabrikaten ist das Interesse der deutschen Wirtschaft wesentlich geringer, da es natürlich für ein Land mit unzureichenden Rohstoffquellen viel nützlicher ist, einen möglichst großen Teil seiner eigenen Rohstoffe zu hochwertigen Produkten zu ver arbeiten und diese auf dem Weltmarkt anzubieten. Dazu gehört aber eine freihändlerisch gerichtete 3oll. und Handelspolitit, zu der sich die bisherige Regierung nicht auf
Zur Geschäftslage der Aga. Die Lage ist gegenwärtig die, daß nicht aufzutreiben waren. Die Verhandlungen mit der amerikanischen Gruppe haben sich zerschlagen, mit der italienischen Gruppe sind sie nie aussichtsreich gewesen. Während bei voller Beschäftigung 2200 Arbeiter im Wert ihre Tätigkeit fanden, sind jetzt nur 800 beichäftigt; die Produktion stellt sich auf etwa 120-130 Wagen, während vorher 500 Wagen bei voller Beschäftigung hergestellt wurden. Das vorhandene Material läßt den Bau von etwa 1000 Wagen zu, vorhanden sind im Werke 300 Wagen.
Schöllersche und Eitorfer Sammgarnfpinnerei A.-G. Wegen Unrenfabilität ftillgelegt.. Wie WTB. erfährt, wird die ihren Betrieb in Breslau auflösen. Sämtliche Maschinen
der Breslauer Fabrik werden nach Eitorf gebracht. Die Auflösung, bon der 400 Arbeiter und Arbeiterinnen betroffen werden, erfolgt, weil sich der Betrieb nicht mehr rentiert.
fügt, bie noch viel ft ärter nubbar gemacht werben Die echten holländischen
Man sieht zunächst, wie der Wert der in den einzelnen Monaten eingeführten Rohstoffe aus Halbfabrikaten( punktierte Linien des cberen Teiles) eine erst allmählich sinkende, dann wieder ansteigende und im September start absteigende Linie ergiebt. Die Ausfuhr von Rohstoffen und Halbfabritaten hat im Berhältnis viel geringere Schwankungen aufzuweisen. Der Rüd. gang im Roh- und Halbstoffimport läßt darauf schließen, daß die deutsche Produktion in der Zeit ihres immer noch günstigen Geschwingen fonnte. schäftsganges sehr weitgehend von Vorräten früherer Jahre gezehrt hat, wie wir das für die Eisenindustrie und ihre Erzversorgung bereits früher im einzelnen nachgewiesen haben. Vom Juli ab steigt dann die Rohstoffeinführung wieder an, um im Sep. tember noch stärker zu finfen jeßt offenbar im Zusammenhang mit der geringeren Beschäftigung der Industrie.
-
Die Einfuhr fertiger Waren( punktierte Linie im unteren Schaubild) verläuft ziemlich stetig. Hingegen wird deutlich die allmählich ansteigende Tendenz der Ausfuhr von fertigen Waren erkennbar, die troß des immer noch großen
Istoiterum
and
Belgische Industrieeinwanderung ins Ruhrgebiet . Nach dem Luxemburger Moniteur" wird die mit 90 Millionen Frank Kapital ausgestattete belgische Glasfabrik Libbey- Owens bei Gelsen firchen unter der Bezeichnung Deutsche Libbey- Owens- Gesell schaft für maschinelle Glasherstellung " eine neue Glasfabrit errich ten, die vorläufig mit zwei Defen und vier Maschinen arbeitet und ein Kapital von sechs Millionen Mar? besitzt. Die belgische Zeche Dahlbusch, die geldlich an dem Unternehmen start beteiligt ist, wird die erforderlichen Glasmengen liefern.
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