Nr. 514 42. Jahrgang
Hellseher und Dunkelmänner.
Beilage des Vorwärts
Justizrat 25 men stein tnüpfte an die letzte Mitteilung des Bortragenden eine sehr scharfe Kritik an der Polizei resp. an der Staatsanwaltschaft an, Regierungsrat Dr. Weiß, der Chef der Berliner Kriminalpolizei, gab daraufhin die Erklärung ab, daß in Berlin sich die Polizei derartiger Hilfsmittel zur Aufklärung von Verbrechen eben wegen der damit verbundenen Gefahr nicht bediene. Aber dann verschob sich das Schwergewicht einer temperamentvoll geführten Diskussion vom Sachlichen immer mehr aufs Polemische. Diese Bolemit richtete sich gegen die Berichterstattung der bürgerlichen Bresse, vor allem gegen die der„ Bossischen Zeitung". Was" Sling" seinem Blatte aus Bernburg berichtet habe, sei im höchsten Grade fubjektiv unrichtig, zum großen Teil geradezu verdrehend gewesen. Sling war nicht anwesend, er fonnte sich nicht verteidigen. Aber seit wann ist es unzulässig, in der Presse Kritik zu üben an Sachs verständigen, an Zeugen, an der Art der Verhandlungsführung? Kritik ist nötig, und mer in der Presse nicht den Wut zu ihr hat, verdient nicht, ein Journalist zu sein. Und wägt man die Sünden der liberalen Bresse gegen die Sünden einer reaktionären Rechtsprechung, so ist noch fraglich, wo die Last am drückendsten ist.
Sitzungen selbst anlangt, so wäre einwandfrei festgestellt worden, daß man das Medium nicht etwa frei reden ließ,' ondern es locte, b. h. daß man falsche Aussagen verbesserte, wodurch es natürlich Die letzte Sigung der Psychologischen Gesellschaft im Institut für schließlich auf das Richtige zutappen mußte. Hellfeberet wäre nicht praktische Psychologie ron Prof. Moll lohnt ein näheres Eingehen. ei wiesen worden und damit schon gar nicht die Verwendbarkeit von Landgerichtsdirettor Hellwig beschäftigte sich fritisch für Hypnose geeignete Menschen zu Zwecken hellseherischer Aufmit dem Bernburger Hellseherprozeß, in dem er be- flärung. Leider war die Polizei in Bernburg anderer Ansicht, und fanntlich ein eingehendes Gutachten abgegeben hat. Hellwig versicher ist mit auf den Drostschen Einfluß hin ein Unschuldiger var= teidigte feinen negativen Standpunkt, da er deswegen, vor allem in uiteilt worden. der bürgerlichen Bresse lebhaft angegriffen worden ist. Bevor Hellwig mit seiner Preffepolemit begann, betonte er, daß die drei Sachverständigen in vielen Fragen des Drost- Prozesses durchaus einer Meinung gewesen wären. Dann resümierte er: Drost, ein Boltsschullehrer von nicht sehr großer. Bildung, beschäftigte sich mit Offultismus. Im Jahre 1921 tam er auf den Gedanken, ob es nicht möglich sei, seine Medien in der Hypnose zum Hellsehen zu erziehen. Eines Tages war in Bernburg die Frau eines gewissen Heese unter Umständen aufgefunden worden, die den Verdacht aufkommen ließen, daß ihr Mann fie erwürgt habe. Mehrere Tage später wurden Drost und sein Medium hinzugezogen und das Medium zur Aussage im Trancezustand veranlaßt. Ein Protokoll über die Angaben des Mediums besteht nicht, sondern nur der Bericht des damals anwesenden Polizeibeamten. Liest man den Bericht, könnte man allerdings die Empfindung gewinnen, daß das Medium ein Wunder vollbracht habe, denn als man dem im Trancezustand Beschuldigten den Bericht vorlas, legte er ein Geständnis ab. Nun, von der Tat und ihrem Berlauf hatten Drost und das Medium nichts gewußt. Aber einen Tag vor der Sizung war ein Zeitungsbericht erschienen, der richtige, d. h. tatentsprechende Angaben und Vermutungen, die sich ebenfalls bestätigten, enthielt. Diesen Bericht hat das Medium gelesen, ihn hat es wiedergegeben. Da ist dann weiter der Fall des Sanitätsrats Dr. Danziger in Ballenburg, dem das Medium bei einer Diebstahlsaffäre, bei der man ihm genau vorhergesagt hatte, was gestohlen worden war, die Angabe machte, daß ein Scheckbuch entwendet worden sei, von dem Herr Dr. Danziger selbst nichts wußte. Wohl aber war dem Medium vorher ein Heft Scheckformulare für de Landesbant" als fehlend angegeben worden. Hellwig beschwerte sich in diesem, in den vorher wiedergegebenen und noch in anderen Fällen über tendenziöse Berichterstattung einer offenbar gegen ihn bereingenommenen Presse, die den Tatbestand der Hellseherei gleichfam als erwiesen annahm, bevor aus rechtlichen, aber auch nur aus rechtlichen Gründen der Freispruch erfolgt war. Hellwig sagte, er fonne als Hellseherci nur den Erwerb von solchen Kenntnissen arsehen, die das Medium nicht auf normalem, also auch nicht auf suggestivem W: ge erlangt haben könne. Hellsehen und Telepathie wören bis heute noch richt eraff erwiesen, es gäbe wohl Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten, aber noch feine Beweise. Alle drei Beinburger Sachverständigen hätten darin übereingestimmt, daß nicht in einem einzigen der vorgetragenen vierzig Fälle der Beweis für collendete Hellseherei ertracht worden wäre. Die Protokolle wären durchweg ungenau und unvollständig gewesen, die Zeugenaussagen halten sich auf Dinge beziehen müssen, die Jahre zurückliegen, mun eigentlich stets schon vor der Sigung erfahren hätte. Was die das Vorhandensein einzelner Stücke zu verstehen, die, aus dem
Herr Landgerichtsdirektor Hellwig wünschte cm Eingang feirer Ausführungen, daß nun endlich ein besseres Verhältnis zwischen Justiz und Bresse geschaffen werden würde. Ach, gäben uns doch die Gerichte recht häufig Veranlassung zur Liebestat! Die ernste Bresse stent heute der Hellseherei noch sehr mißtrauisch gegenüber, aber ihr Haß richtet sich gegen alle Dunkelmänner. Es tut ihr aufrichtig leid, daß die Dunkelmänner so oft den Talar des Richters tragen. Erich Gottgeireu.
Keramik- Ausstellung.
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Getrennt von der eben veranstalteten großen Keramitausftellung zeigen die Steingutfabriken Belten Bordamm in der Vereinigten Staatsschule für freie und angewandte Kunst eine Ausstellung von teramischen Arbeiten von Charlotte Hartmann. Daß sie nicht den Spitzenleistungen, sondern dem gesamten Wert der Künstlerin gilt und in diesem Sinne einen Ueberblick geben soll, wird von den Ausstellern besonders hervorgehoben. Und in der Tat ist es unerläßlich, das in geschickter Uebersicht Dargestellte unter diesem Gesichtswinkel zu betrachten, um der Ausstellung gerecht zu werden. Denn das scheint mir ihr wahrer gewerbliches Schaffen ging, um zu dem längst bekannten und doch oft außer Acht gelassenen Ziel zu gelangen: den Charakter des
Sinn zu ſein: die Wege klar zu legen, die ein gesundes funft
besonders schwierig wäre auch festzustellen gewesen, was das Medium Grundmaterials zu erfassen und flar herauszuarbeiten. So nur ift
Freitag, 30. Oktober 1925
Ganzen herausgerissen, als schwache Versuche taum Beachtung ver dienen würden, sie aber inmitten des Wertes zu wesentlicher Bedeutung gelangt. Charlotte Hartmann ist fein überragendes Talent; doch ihr künstlerischer Eifer und ihre sichere Ablehnung alles Falschen, aus dem vereint ihr die Erkenntnis des Richtigen erwächst, geben ihrem Wert eine erstaunliche Geschlossenheit und machen es für jeden beachtenswert, der überhaupt Interesse für dieses Gebiet des Kunstgewerbes hat. Daß das Steinzeug in erster Linie für Gebrauchszwede bestimmt ist, betont sie immer wieder durch zwed. mäßige, hübsche Formen, ohne allerdings hier im wesentlichen neue, eigenartige Wege zu finden. Weit stärker prägt sich eine echte Begabung in Farbe und Dekoration aus. Die Befähigung der Künstlerin, ebene und gebogene Flächen ihrer Eigenart entsprechend auszufüllen, ist erstaunlich. Oft ist der Schmuck dabei in primitivster Art ausgeführt, doch mit einem überaus feinen Verständnis dessen, was für das betreffende Stück wirksam ist, und häufig mit bewundernswerter Ausschöpfung aller farblichen Möglichkeiten. Es hat keinen Sinn, einzelnes herauszugreifen, da das Berständnis dafür mur aus der Betrachtung der gesamten Ausstellung erwachsen kann. Nur auf eins sei hingewiesen. Mehrfach finden sich Wiederholungen des= felben Motivs für denselben Gegenstand. Gerade hier sind Bergleiche überaus anschaulich, da sie dem Betrachter besser als. Worte oft das Ziel der Künstlerin und die Wege dazu deutlicher machen.
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Jubiläen. Genoffe Karl Fiebiger, Ofbahn Nr. 17( 34. Abt.), beging fein 25jähriges Parteijubiläum. Der Hutmacher Emil Goepel und Frau geitstag. Geit diesem Tage ist er auch Leser unseres Blattes. Die Genoffen Ernst Hartmann und Mar Bartmann begingen in diesen Sagen in felten geistiger und körperlicher Frische ihren 70. Geburtstag. Beide Genossen find als Funktionäre der 32. Abt. heute noch sehr rührig für die Partei tätig.
Martha, geb. Rabe, Lebufer Gir. 15, begehen am 2. November ihren 40. Soc
Aus der Partei.
Die Exekutive der Sozialistischen Arbeiter- Internationale wirt am 4. und 5. November in London zusammentreten, um in erster Linie zu den Verträgen von Locarno Stellung zu nehmen. Außerdem stehen auf der Tagesordnung die internationale Attion für den Achtstundentag und die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Gewerkschaftsbund in der Frage des Wande rungswesens, ferner die Lage in Marotto und die Verhält nisse in Ungarn und Estland . Gleichzeitig werden zur Be ratung administrativer Angelegenheiten auch das Bureau und die Geschäftskommission der SAJ. zusammentreten.
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