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Die Totenstaöt Damaskus  . Englische Presseberichte. London  . 30. Oktober.  (WTB.) Nach einer Meldung der..Daily Mail"' aus Kairo   schildern Flüchtlinge Damaskus   als eine Stadt der Toten. Es ist unmöglich, die Anzahl der Toten zu schätzen, da Hunderte Leichen unter den Trümmern begraben liegen. Eine Anzahl französischer Offiziere und Mannschaften brachen in eins der ersten Juweliergeschäfte von Damaskus  ein und schafften die dort befindlichen Gegenstände fort. Es ver- lautet, daß 1200 Insassen des Gefängnisses in der Zitadelle durch Granaten getötet wurden. Aus Jerusalem   meldetDaily Mall", daß die französische   Aktion in Damaskus   st arte Entrüstung unter den Arabern hervorgerufen habe. Der arabische Vollzugsausschuß bereitet einen formellen Protest an den Völkerbund vor, und die mohammedanischen Länder werden dringend ausgefordert, Protestkundgebungen an den Völkerbund zu senden, in denen betont wird, daß Damaskus   eine der heiligen Städte des Islams ist. Der oberste mohammedanisch« Rat telegraphierte an König Fuad von Aegypten   und an andere Persönlichkeiten. Die Rückwirkung in Paris  . Paris  , 30. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Di« Vorgänge in Syrien   beginnen die französische öffentliche Meinung zu a l a r» mieren. In der Kammer ist eine Reihe von Jnterpellatio- n e n über diesen Gegenstand angekündigt und die e r st e n B e. s ch l ü s s e, die das neu« M i n i st e r i u m zu fassen haben wird. werden wohl die Fragen der Verwaltung des französischen   Mandats in Syrien   betreffen. DerMatin" glaubt zu wissen, daß die Re- gierung jedenfalls einen Zivilkommissar für Syrien   zu ernennen gedenke, dessen Befehle Sarrell unterstellt werden soll. Havas berichtet, daß Ministerpräsident Painlevt dem sozialisti- schen Abgeordneten Paul Boncour   den Posten eines Zivil» residenten von Syrien   angeboten habe, doch habe dieser abgelehnt, well er auch fernerhin Delegierter beim Völkerbund bleiben wolle. Unter diesen Umständen, so schreibt die Agentur, scheint der gegenwärtige Zustand provisorisch beibehalten werden zu wollen. Es sei jedenfalls vorauszusehen, daß General S a r r a i l binnen kurzer Frist nach Paris   berufen werde, um über die Vorgänge m Syrien   und über die Mittel, ihnen ein Ende zu machen, Bericht zu erstatten. Diplomatische Konsequenzen. , Park, 30. Oktober.  (Eigener Drohtbericht.) Die aus Syrien  vorliegenden Nachrichten bestätigen, daß dort die Lage sehr viel e r n st e r ist als bisher angenommen wurde. Die Dementis, die General Sarrail den Meldungen aus englischer Quelle entgegen- setzt, finden selbst in Paris   wenig Glauben mehr, nachdem die dem Kabinett nahestehendeDepeche de Toulouse" am Freitag die sranzö- fischen Verluste bei den Operationen in Syrien   in den letzten sechs Wochen auf 6000 Mann allein an Toten beziffert. Die englische Meldung, daß die in der Umgegend von Damaskus  operierende Kolonne des Obersten Gamelin von den Drusen ein- geschlossen worden sei. und bei ihrem Rückzug aus die Stadt 3000 Tote verloren haben soll, wird trotz der offiziellen Ableugnung eben- falls für wahr gehalten. Auch auf diplomatischem Gebiete machen sich die Rückwirkungen der jüngsten Ereignisse in Syrien  für Frankreich   in sehr unangenehmer Weise bemerkbor. Wenn auch bestritten wird, daß die Regierungen in London   und W a s h i n g- ton wegen der Beschießung von Damaskus   in Pari» offiziell Protest erhoben haben, so wird doch vom Auswärtigen Amt   zu- gegeben, daß berell» eine Reih« von Schadensersatzansprüchen eng- lischer und amerikanischer Staatsangehöriger angemeldet worden find. Die.Liberte" will darüber hinaus wissen, daß der Völker- b u n d, in dessen Auftrag Frankreich   Syrien   verwaltet,«in« Unter- s u ch u n g an Ort und Stell« angeordnet habe. Bezeichnend für die Loge ist, daß nunmehr selbst linksstehende Blätter wie der«Paris Soir" die sofortige Abberufung des Generals Sarrail   fordern. Damaskus   vor dem Völkerbund? London  . 30. Oktober.  (WTB.) Der diplomatische Mitarbeiter desDaily Telegraph  " schreibt: Syrien   ist französisches Mandatsgebiet. Nun erörtern diplo­matische Kreise die Rechtsfrage, ob«ine Beschwerde Englands an die Mandatarmacht(Frankreich  ) auf dem üblichen diplvinati- schen Wege gerichtet oder im Völkerbundsrat oder m der ständigen Mandatslommission des Völkerbundes auf- geworfen werden sollte. Einige britische Juristen sehen das letzt- genannte Versahren ols das korrektere an. Dies würde jedoch llarer- weise für einen Staat wie Amerika  , der nicht Mitglied des Vulk�k» bundes ist, unmöglich sein. Andererseits vertreten namhafte Juristen die Auffassung, daß zunächst an die Mandatannacht direktherangetxeten werden sollte, wenn irgendeine Abhllfe gesucht werde, und daß e r st dann, wenn ein derartiger Schritt gescheitert sei. die Aufmertsamleit des Völkerbundes selbst auf die Beschwerde gelenkt werden sollte. Bisher hat keine Macht die Frage der Vorgänge in Syrien   auf- geworfen. Wenn diese Frage nicht noch besonders aufgeworfen wird. wird der Mandatskommission nur der Mandatebericht für das ver- ganzen« Jahr vorzulegen fein, der den Ereignissen in der allerletzten Zeit nicht Rechnung trägt. Der Dalkankonflikt geschlichtet. Schlußsitzung des Bülkerbundrates. Paris  . 30. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Der Völkerbundrat hat die zur Schlichtung des griechisch-bulgarischcn Zwischenfalls ein­berufene außerordentliche Tagung geschlossen. Nach der Verlesung des inzwischen eingetrossenen Berichtes der mit einer örtlichen En- guete beauftragten französischen, englischen und italienischen Militär- »Haches und der Feststellung, daß beide Parteien der erfolgten Auf- sorderung gemäß die Feindseligkeiten eingestellt und ihre Truppen hinter die Grenze zurückgezogen haben, dankten der bulgarische und der griechische Gesandte dem Rat für die schnelle Beilegung des Zwischenfalls. Mit kurzen Worten wiesen dann Briand   und Chamberlain darauf hin, daß dem Völkerbund zum erstenmal Gelegenheit gegeben gewesen sei, einen bs- waffncten Konflikt beizulegen und so von der Autorität und den Machtmitteln, die ihm im Interesse der Aufrechterhallung des Welt- sriedens übertragen worden seien. Gebrauch zu machen. Tie Untersuchung. London  , 30. Oktober.  (Amtlicher britischer Funkdienst.) Di« vom Völkerbundrat« bestimmte Untersuchungskommission für den grie- chisch-bulgarischen Konflikt, zu deren Vorsitzenden der britische Ge- sandte in Madrid   Sir Horace R u m b o l d ernannt worden ist, wird am 6. November in Genua   eintreffen, um sich von dort nach D e- mirkapu zu begeben, wo die Untersuchungsarbeit beginnen wird. In der Zwischenzeit haben aus Anordnung des Bölterbundrates britische, französische und italienische Offiziere das Material so weit zu sichten, daß sie bei der Ankunft der Kommission mit ihren ge» sammelten Informationen zur Dersüguna stehen können. Die grie- chisch««od die bulgarische Regierung habe» sich gegenseitig
Rückzug öes Weimarer   Staatsanwalts
Der Meineidsprozeß gegen Loebe.
Weimar  , 30. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Wer heute ahnungslos in den Schwurgerichtssaal in Weimar   gekommen wäre, hätte geglaubt, in einem langweiligen Verficherungs- prozeh zu fein. Stundenlang wurde geredet über Transport- Versicherung und Aufruhrversicherung, über Ansichten von Ver- sicherungssachverständigen, von Reichsbeamten, von Zeugen. Vor- lesung und Diskussion, manchmal einschläfernd, manchmal inter- essanter. Aber es gibt neben diesem Dersicherungsprozeß noch«inen MeineidsprozeßLoeb. Und es gibt einen Angeklagten. um dessen Schicksal es geht. Was ihn betrifft, das fällt mehr so nebenbei ab, so daß der Zeug« Becker, Referent im Reichsaussichts- omt, mit Bestimmtheit aussagt, Loeb sei nicht bei ihm gewesen. daß er angibt, die erste Senatsentscheidung über die Genehmigung»- Pflicht der Aufruhrversicherung sei am 30. Januar 1920 erfolgt. Damit erhält die Auskunft, von der Loeb geschworen hat. daß er sie im Oktober 1919 im Reichsaufsichtsamt erhallen habe, innere Wahrscheinlichkeit. Sie ging nämlich dahin, daß eine Ent- scheidung des Senats bevorstehe. Bei der Befragung des Zeugen Becker gab es einen Zusammen- stoß zwischen dem Rechtsanwalt Dr. Alsberg und dem Borsitzenden. Auf die Frage von Alsberg  , ob man von vornherein die Form der Aufruhrversicherung als Transportoersicherung als unzulässig bezeichnen könne, wichderZeugesichtlichous. Erst Rechts­anwall Levi erhiell von chm die Antwort, daß das Reichsaufsichtsamt auf diese Frage nicht von vornherein eine positive Antwort geben konnte. Man Halle den Eindruck, daß das Reichsaufstchtsamt sein« Entscheidung in Sachen der Süddeutschen von damals unter allen Umständen stark verteidigt. Aber der Prozeß Loeb ist kein Versicherungsprozeß und die Antwort, die Alsberg   nicht erhiell und die schließlich Levi durch schärfste Formulierung erzwang, war von großer positiver Be- deutung für die innere Wahrscheinlichkeit der beschworenen Loeb'schen Aussage, also für das Schicksal des Angeklagten. Bei Vegil'i» der Vernehmung von Loeb stellte der Vorsitzende fest, daß Loeb nicht vorbestraft sei. Loeb tovrigierte ihn und stellte fest: 1. Es ist einmal von einem Rechtsanwalt K. gegen ihn Privat- klage wegen Beleidigung erhoben worden. Loeb hatte behauptet, er habe den K. zur Staatsbank herausgeschmissen. Di« Klage endete mit einem Vergleich.
verpflichtet, ihre Gefangenen freizugeben, ebenso das r e- quiriertc Vieh und das übrige, dem anderen Staate ge, hörende Eigentum oder deren Gegenwert z u r ü ck z u- erstatten._ Die Regierungskrise ist zu Enüe. Tie Ainanzkrise dauert an. Paris  , 30. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Die Schnelligkeit, mit der es Painleve gelungen ist, fein neues Ministerium zu bilden, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß damit die Schwierig- leiten, die zum Ausbruch der Krise geführt haben, noch keines- wegs überwunden sind. Durch die Ausschiffung Caillaux  ', mit dem di« überwiegende Mehrhell der Linken ein weiteres Zusammen- arbeiten abgelegt Halle, ist zwar die Voraussetzyng für einen neuen Zusammenschluß der Parteien des K a r t« l lj» zu einer soliden und tragfähigen Mehrheit der Kammer geschaffen. Die finan- zielle Misere aber dauert mll unvermindsrter Heftigkell fort. Painleve, der mit einem Mute, der selbst im gegnerischen Lagpr An- erkennung findet, die dornenvollste Aufgabe des neuen Kabinetts übernommen hat, hat nur wenige Tage zur Verfügung, um di« Maßnahmen und Gesctzesentwürfe vorzubereiten, die der un- gewöhnliche Ernst der Situation erfordert. Gleichviel welcher Art diese sein werden, das Kabinett wird damll nicht nur in der Kammer, sondern vor allem im Senat mit der erbitterten Gegner- schaft der gesamten Reaktion rechnen müssen, zu der sich aller Voraussicht nach viele persönliche Freunde des Herrn Caillaux   ge- setzen werden. Caillaux   hat bereits heute mit dem von chm angekündigten Kampf begonnen, indem er imPetit Parisien" den von ihm im letzten Kabinettsrat vorgelegtenSanierungsplan" ver- öffentlichen ließ,«in Expose von stark theoretisch-akademlschcn Charakter ohne konkrete und positive Vorschläge, dessen ganze Tendenz ossensichtlich darauf hinausläuft, die Loge in einem weit günstigeren Licht erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich ist. Der Ouotidien" hat unter diesen Umständen nur allzu recht, wenn er von einem Wechsel in der Taktik der Gegner spricht, der zweisellos dahin zielt, die von dem neuen Ministerrum geplanten«ner- glichen Maßnahmen van vornherein zu diskreditieren durch die Behauptung, daß sie im Grunde gar n i ch t n ot w« nd i g seien. Die Linkspresse warnt Painleve auss eindringlichste, m diese Falle zu gehen._ Die sozialistischen Gemeinden Zrankreichs. Bildung eines Verbandes. Paris  , 30. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Die Gemeinde- wählen des Frühjahres haben in Frankreich   der Sozialistischen Parrei in einer ganzen Reihe Gemeinden, darunter Lyon  , Lille  , Marseille  . Roubair, G renoble usw. die ab- s olu t e M e h r h« i t' gebracht. Ein von allen Gemeinden mit sozialistischer Mehrheit beschickter Vertrctertag. der am Freitag in Paris   zusammengetreten ist, hat nach eingehender Aussprache ein- stimmig die Kründung eines Verbandes sozialistischer Gemeinden beschossen. Zur Ausarbeitung der Satzungen wurde ein Ausschuß eingesetzt, der am Sonnabend vormittag der Konferenz einen Ent- wurs vorlegen soll.__ Kölns Destzi/. Arbeitsloscnunruhen. Köln  . 30. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Di« Kölner S t a d t- oerordnetenoersammlung, die am Donnerstag abend eine Entscheidung über die Erwerbslosenunterstützung fällen sollte, wurde auf Antrag der bürgerlichen Mehrheit vertagt. weil man sich über die Dorschläge zur Deckung des bisher vorhandenen Defizits in der Wohlfahrtsfürsorg« nicht einigen konnte. Dieser Beschluß hat in den Reihen der Kölner Erwerbslosen eine ungeheure Erregung hervorgerufen. Am Frellag vyrmittag kam es am Kölner   Arbeitsnachweis zu lebhaften An- sammlungen. wobei kommuni(tische Drahtzieher den Versuch machten, die erregte Stimmung parteipolitisch auszuschlachten und noch mehr zu schüren. Die Folge war, daß die Polizei eine berittene Hundertschaft vorgehen lieh, wobei nicht nur der Polizei- säbel und Gummiknüppel eine Rolle spielten, sondern auch blinde Schliffe abgegeben wurden. Nachdem«ine Anzahl von Verhaftungen vorgenommen war, wurde die Straße ohne weiter« Zwischenfälle gesäubert. Bei dem Kölner   Arbeitsnachweis sind gegenwärtig rund 20000 Erwerbslose gemeldet.
2. Ex ist mit einem S t r a f b e f e h l über 330 Mk. im ver- einfachten Verfahren wegen Beleidigung vorbestraft und er hat in einer Broschüre einem Beamten widerliches Verhalten gegen seine Kollegen vorgeworfen. Zu Beginn der Nachmittagssitzung wurde der Zeuge Ober- regierungsrat Meißner vernommen, der im Jahre 1919 die frag- liche Auskunft an Loeb erteitt haben soll. Der Zeuge hat an die Vorgänge vor 6 Jahren keinerlei Erinnerung mehr. Er schließt weder die Möglichkeit aus, ein solches Gespräch gehabt zu haben, noch eine derartige Auskunst gegeben zu haben. Er Hütt es nicht für möglich zu konstruieren, was er vor 6 Jahren auf ein« bestimmte Anfrage geantwortet haben würde. Er wird mit dem Zeugen Slocker konfrontiert. Stocker schildert in allen Einzel- hellen Ort, Gang und Umstände seiner Besprechung mll Meißner, aber Meißner kann sich auch jetzt nicht erinnern. Er bestätigt jedoch, daß die Angaben Stockers über die Aeuherlichkeiten voll- ständig zutreffen u.id gibt durchaus die Möglichkeit zu. daß er Stocker eine derartige Auskunft gegeben habe. Am Schluß der Zeugenvernehmung gab der Staatsanwatt eine Erklärung ab, die nicht anders als Rückzug und als V e r- such gewertet werden kann, die Verantwortung für die Anleitung des Strafverfahrens und damll für die entstandenen Kosten von der Staatsanwaltschaft auf den Angeklagten abzuwälzen. Er führte aus, daß. wenn Loeb seinerzell nicht auf seiner kommissarischen Vernehmung bestanden hätte, sondern zur Hauptverhandlung nach Frankfurt   gegangen wäre, das Gericht schon damals in Frankfurt   die Zeugenvernehmung und Gegenüberstellung hätte vor- nehmen können, so daß diese Verhandlung in Weimar   erspart geblieben wäre. Der Angeklagte Loeb antwortet daraus:Ich habe bei Beginn meiner Vernehmung lediglich gesagt, daß am Schluß der Anklageschrift steht, ich hätte die drohend« Gegenüberstellung in der Hauptoerhandlung in Frankfurt   zu verhindern gewußt. Ich bin zu dieser Hauptverhandlung nicht geladen gewesen. kann also eine drohende Gegenüberstellung nicht verhindert haben." Morgen früh 9 Uhr beginnen die Plädoyers. Das Urteil ist kaum vor dem frühen Nachmittag zu erwarten. Di« Revision im Hermann-Prozeß verworfen. Weimar  , 30. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Die Revision der Staatsanwaltschaft im Prozeß Hermann ist heute mittag vom Reichsgericht in Leipzig   verworfen worden.
Gegen Sie Wuchergewinne. Ein Vorstoß des bayerische« Sozialministers. Wümhen. 30. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Der bayerisch  « Sozialminister Oswald, der Mllglied der Bayerischen Dolkspartei ist, machte in einer Rede in Waldsassen  , wo er für die Reichszentrale für Heimatdienst sprach, einen scharfen Vorstoß gegen die über- mäßigen Gewinne von Industrie und Groß- Handel. Seine Angriffe belegte er mit einigen bemerkenswerten Beispielen. So erhalte der Handel die bayerisch« Kohle pon den Gruben für 1,10 M., verlange ober selbst 2,10 M. Die Z i e g e- leien oerlangten für 1000 Ziegelsteine 48 M.. mährend der Werk- preis 39 M. sei. Bon Innungen hob« er Kalkulationen in der Hand, die de«reinsten Wucher darstellten. Allgemein werde von Arbeitgeberseite auch der Lohnanteil an den Produktionslosten auf das Doppelte und Dreifache von dem, was der Wirklichkeit ent- spreche, angegeben. Gegenüber den Klagen der Industriellen über die zu hohe soziale Belastung erklärte der Minister, er gebe zu, daß die sozialen Lasten wesentlich zugenommen hätten, aber di« Arbeit- geber hätten die s i t t l i ch e Verpflichtung, nicht nur Arbeiter zu haben, wenn sie sie brauchen, sondern auch mitzuhelfen für die Zell  , wenn die Arbeiter nicht, mehr arbeiten können. Der Streit gehe heute darum, wer die Ablieferungen an unsere ehemaligen Kriegsgegner zu bezahlen habe, und da stehe«r auf dem Standpunkt, daß nicht die gesamten Lasten wie bisher auf die Schultern der Arbeiter abgewälzt werden dürfen.
�bbau üer Selbstverwaltung. Reaktionärer Kurs in Bayern  . München  , 30. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Die b o y e r i s ch e Regierung versucht seit längerer Zeit, das durch di« Umwälzung der Jahr« 1918/19 zustandegekommene bayerische Selbst- Verwaltungsgesetz abzubauen und die damals den Gemein- den, Bezirken und Kreisen eingeräumten Freiheiten in wesent- lichen Punkten zu beschneiden. Die vor kurzem zu diesem Zweck fertiggestellten Regierungsentwürf« haben nunmehr im Hauptausschuß des Bayerischen Städtebundes, der am Frellag in München   tagte, eine grundsätzliche Ablehnung erfahren, und zwar einmütig von allen Parteien. Welche Folgen dies« Niederlage des bayerischen Innenministers haben wird, ist im Augen- blick nicht zu sagen. die Reichswehrmunition. Borstellungen bei der Entente wegen des Jüterboger  Unglücks? Wie der.Reichsdienst der deutschen Presse" erfährt, wird der Unglücksfall in Jüterbog   Gegenstand vof Vorstellungen bei der Botschafterkonferenz werden, im Zusammenhang mit den Verhandlungen über die Entwaffnung. Der Unglücksfall be- (tätigt nach Ansicht amtlicher Stellen den oft betonten deutsch  «« Standpunkt, daß das Verbot der Munitionsher st ellung bedauerliche Folgen haben kann. Bei Uebungen wird Munition aus der Kriegszeit verwendet, deren Pulver durch chemische Zersetzung die Schubsicherheit so beeinträchttgt. daß ähnliche Unglücksfälle, wenn auch nicht mit so tragischem Ausgang, sich in den letzten Iahren öfter ereignet haben.
Der Streik im Kohlengroßhanüel beendet. Der Deutsche Derkehrsbund, Sektion II, teill mll: Es haben im Laufe des gestrigen Abends zwischen den Der- tretern des Deutschen Verkehrsbund«» und der Arbeitgeber der Berliner   Kohlengroßhandlung neue Verhandlungen stattgefunden. die mit dem Ergebnis endeten, daß die Arbeitgeber nunmehr den Schiedsspruch mit Wirkung vom 2. Ottober ab bis zum 31. Dezember restlos anerkannt haben. Damit ist der Streit beendet, die Arbeit wird heut« Sonn- abend früh wieder aufgenommen. Weiter« Einzel- hellen folgen noch.
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