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Gesotz sie unterstützen, heißt das Gegenteil von dem tun. was das Interesse der Arbeiterklasse gebietet. O Um chre unmögliche Situation zu halten, haben die Kam- munisten aus Moskau das Märchen importiert, der Vertrag von Locarno fei»ein Kriegspakt gegen Sowjet- r u ß l a n d". Mit dieser lächerlichen Erfindung werden sie auch bei den kommenden Wahlen hausieren gehen. Wer wird sie ernst nehmen? Rußland hat in dem Augenblick, in dem Deutschland im Begriff stand, nach Locarno zu gehen, das neue Vertragswerk unterzeichnet, das es enger mit Deutschland verbinden soll. Niemand in Deutschland wünscht die guten Beziehurrgen zu Rußland zu stören, nur ein paar Narren in alter Generalsuniform spielen mit dem Gedanken einer Intervention. Allerdings, aucb von Rußland wird erwartet, daß es nichts tut. was oen Frieden Europas zu stören vermöchte aber ist das zuviel verlangt? Warum, wenn es Verdacht gegen den Völkerbund hegt, der eben erst bei der Beilegung des bulgarisch - griechischen Konflikts praktische Friedensarbeit geleistet hat, warum tritt Rußland nicht dem Völkerbund bei, um gemeinsam mit Deutschland seinen besürchtetan Mißbrauch zu westlich- imperalistischen Zwecken zu verhüten? Warum nicht? Etwa, weil sich Rußland in seinem östlichen Im- perialismus keine Schranken auferlegen will? Rußland und die deutschen Kommunisten übernehmen Gedankengänge der alten Machtpolitik, wenn sie meinen, jede Freundschaft zwischen zwei Völkern müsse auch eine Feind- schast gegen ein drittes in sich schließen. Solche Gedanken« gänge lehnen wir ab. Freundschaft mit Frankreich und England, wie wir sie verstehen, bedeutet nicht Feindschaft mit Rußland . Je unhaltbarer die eigene Position der Kommunisten im Kampf gegen Locarno ist, desto sicherer stärken sie die Po- sition der Deutschnationalcn. Es ist ein Jammer, immer wieder Teile der deutschen Arbeiterschaft in der politischen Gefolgschaft dieser schlimmsten Arbeiterfeinde zu finden. Immer wenn sie im Schmuck ihrer Sowjetsterne aufmar- schieren, wallt ihnen für jeden politisch Sehenden deutlich sichtbar eine mächtige schwarzweißrote Fahne voran. Aber diese Bünden sehen sie nicht!

Rechtsblockkrach. Die Deutschnationalen drohen mit Indiskretionen. Das Rumpfkabimtt des Rechtsblocks war den Versuchen der deutschuationalen Parteileitung gegenüber, die Verant- wortung für den Sicherheitspatt von sich abzuwälzen, ge- zwungen, den Kabinettsbeschluß zu veröffentlichsn, in dem die dcutschnvtionalen Minister einem Abschluß des Vertrags von Locarno z u st i m m t e n. DieK r« u z z« i t un g" und ähnlich auch die anderen deutschnationalen Blätter beant- warten die VeröffentlklMwj mit der Drohung, ohne Rück» ficht auf außenpolitische Interessen und ohne jede Bindung an die frühere Mitwirkung in der Regierung, das Material über den Gang der Locarno -Angelegenheiten der Oeffentlichkeit zu unterbreiten. Vorläufig stellt das Blatt des Grafen Westarp die Be- hauptung auf, die deutsch « Delegation habe die Richt- linien, die das Kabinett vor Locarno aufgestellt hatte, nicht befolgt und es deutet an, daß die Reglerungsricht- linien mit denen der D eu t s ch n a ti o na l e n Partei weitgehend übereinstimmten. Eine solche Kompctenzüber» schreitung sei die P a r a p h i e r u n g des Dertragswerks ge- wesen. Man kann sich schwer vorstellen, daß die Herren Luther und Stresemann zu diesen Unterstellungen schweigen werden. Sie enthalten einmal die Behauptung, daß sich die Reichs- regierung dem Diktat der Deutschnationalen glatt unterworfen hat, und werfen auf der anderen Seite der Delegation vor, daß sie sich an die Abmachungen mit den

Allerseelen. Von Paul Gutmann. Ain Tag nach dem heutigen Sonntag, der den Heiligen der katholischen Kirche gewidmet Ist, begeht diese das Fest der Abge- schiedcnen, das Fest Allerseelen. Einmal im Jahr erinnert man sich der Toten, jener stummen Gläubigervcrsammlung auf dem Friedhof. deren wortlose Mahnung um Lieb» mit Blumen, Kränzen, brennen- den Lmnpen befriedigt wird. Wie herrlich sind sie uns entrückt, in jene reine Sphäre, wo es keinen Haß. keine Mißgunst, kein« Tod- seindschast mehr gibt.»Und derb« Knochen, die sich tödlich schlugen/ sagt Goethe bei Betrachtung von Schillers Schädel,»sie liegen kreuz- weis. zahm, allhier zu rosten. Entrenkte Schulterblätter, was sie trugen, fragt niemand mehr." Man kann au» dem Beisammensein mit den Toten mitunter mehr lernen, als au» dem lärmenden Durcheinander der Lebenden. Die Toten sind sehr weise, und eine lächelnd« Ironie liegt auf ihren stummen Zügen. Sie, die aus einer Ewigkeit in die ander« über- gegangen sind, und nun auf dem Aldebaran oder dem Stern Alpha im Sternbild des Orion ebenso zu Hause sind wie auf dieser lächerlich winzigen Erde, sie wissen, daß es nichts Dümmeres geben kann al« den Haß da unten. Lohnt es etwa, nachdem man Billionen Jahre nicht gelebt hat und Billionen Jahr« nicht mehr leben wird, sich um«in Wort, eine Auslegung,«in Fahnentuch gegenseitig das Dasein unter dieser lieblichen Sonne zur verpesteten Hölle zu machen. Lohnt dieser Aufwand von Verleumdung und stinkender Niedertracht in dieser kurzen Daseinssekunde, die doch so schön hätte sein können. Kein Land ist dem Thristen so nah« wie das Küstenland Klein- ästen. Was stch hier begeben hat. ist heilige Geschichte, und während der Christ der Toten gedenkt, weilen seine Gedanken an jenen fernen Küsten am Mittelmeer . Der Apostel Paulus, der das Ehristentum nach Europa gebrocht hat, erfuhr dort drüben tn jener Stadt sein« Wandlung, wo dieser Tag« den Toten ein Schimpf widerfahren ist. der an die furchtbarsten Zeiten des Altertum» und des Mittelalters erinnert. Ein Bild von barbarischer Entsehllchkeit. das der Schändung der Leichnam« in der»Jliae" gleichkommt, taucht blutig auf in dem erleuchteten Zeitalter der drahtlasen Telegraphic. der Flugzeuge, der Bölkerkongresse. Die nackten Leichname von Arabern. die, an Kamele gebunden, durch die zerstörten Gassen von Damaskus geschleift wurden, sind eine Schmach, die kein Lebender von dieser Zeit abwaschen kann. Sie sind das furchtbore Menetekel, daß der Haß auf Erden und mehr denn se sein« Herrfchaft ausübt, und daß es gleichgültig ist, ob ein Verbrechen von dem primitiven Läufer des Altertums oder durch das staunenswerte Wunder geistigen Fort- schritts, durch Herrsche Wellen, den Mitlebenden bekanntgegeben wird. Die Grausamkeiten der Römer in Karthago und Korinth , der Spanier tu Peru , eine» französischen General, in Damoskus. sie

Deutschnationalen und den Kabinettsmitgsiedevn nicht gehalten hat. werfen ihr also zwifchen den Zellen ein u n e h r- liches Spiel vor. Wenn sich die Dinge so abgespielt haben, wie die.Lreuzzeitung" sie andeutet, dann bleibt es unerklär- l i ch, weshalb die Parteileitung und die Kabinetts- Mitglieder der Deutschnationalen nicht spätestens in dem Augenblick, in dem die Herren Luther und Stresemann ihre Paraphe unter das Dertragswerk setzten, in oller Form vor der Oeffentlichkeit Einspruch erhoben, anstatt zunächst zu schweigen und hinhaltende Beschlüsse zu fassen und es den Landesvertretern zu überlassen, den Bruch zu voll- ziehen. Die verabredete Ausrede der deutschnationalen Partei- leitung. daß man erst nach den ausländischen Kommentaren zum Vertrag dessen Bedeutung habe übersehen können, hält heute noch weniger als vor Tagen stand, da die Beröffent- lichung der deutschnationalen Richtlinien dsn Beweis erbringt, daß die Deutschnationalen schon in einem viel früheren Zeitpunkt Klarheit über den Widerspruch zwischen ihren Wünschen und dem Erreichten hatten. Man kann mit gutem Gewissen als wahr unterstellen, daß die deutschnationalen Minister und ein Tell der Partelleitung denBetrug", dein sie der Delegation vorwerfen, selbst mit- machen wollten. Das alles ändert nichts an der Tatsache, daß der Krach im Rechtslager, den die Deutschnationalen herauf- beschworen haben, der Stellung Deutschlands empfindlich schaden muß. wenn auch die Gewißheit, daß der überwiegende Teil des deutschen Volkes das Friedens- werk von Locarno begrüßt, außer jedem Zweifel bleibt. Da- für haftet schon die einmütige Zustimmung nicht nur der Rheinlandvertreter, sondern auch der Minister- Präsidenten derLSnder einschließttch der d« u t s ch- nationalen, die sie dem Vertrag nach der Rückkehr der Delegation in zusammenfassenden Sitzungen gegeben haben. Aus Parteiegoismus jetzt die Deutschnationale Partei als Regierungspartei in der für die Gesundung Deutschlands wichtigsten außenpolitischen Frage das Ansehen und den Kredit des Reiches aufs Spiel. Sie ist nicht imstande, die Ziollkourage, die sie von anderen verlangt, für sich aufzu- bringen: sie, die VerSchkerin demokratischer Formen unter­wirst sich kampflos dem nationali st ifchen Mob der Straße. Es ist schon richtig, wenn dieGermania " erklärt, mit dieser Partei sei nicht nur nicht zu regieren, fondern sie sei auch eoen sowenig möglich Äs neutrale Partei. die man außerhalb der Regierung wohlwollend duldet. Aber wem sagt man das? Die, die es angeht, haben es noch immer nicht begriffen oder wollen es aus durchsichtigen inner- politischen Gründen nicht begreifen. Man wird also das Volk entscheiden lassen müssen, ob es dem Reichstag nicht eine andere Mehrheit wünscht als die der Brotwucherer und Vertragsgegner._ öruhn ins Stammbuch. Es hat V r u h n beliebt, uns wieder einmal durch die Gosse seinerWahrheit" zu schleifen. Wir hatten im Februar dieses Jahres seine Legitimation zu dem Beruf eines Reint- g e r s der öffentlichen Sitten in Frage gestellt, wobei uns Bor­kommnisse aus feiner entfernteren, aber auch aus seiner jüngsten DergangenheU die nötigen Fragezeichen lieferten. Der Edk« lief zum Kadi, er wollte auch einmal Kläger sein. Die Durchführung des Prozesses wurde aber durch die preußisch« Amnestie oerhindert. Druhn erzählt jetzt seinen bedauernswerten Lesern zum zweiten Male, wie schmerzlich ihm die Vinstellung des Verfahrens ist. Er hat also wenigstens in einer Beziehung ein feines Gefühl, nämlich darin, daß seiner ersten Versicherung kein Mensch Glauben ge- schenkt hat. Ihr« Wiederholung wirb ihm aber nichts nützen. Bruhn hat in unserem Prozeß selbst eingestanden, es ist aber trotz- dem wahr, daß er mit einem Spielklubbesitzer, der in der Wahrheit" wiederholt angegriffen worden war und erfahren hatte,

zeugen davon, daß aus der Herrschaft des Schwertes immer neue Verbrechen entstehen müssen und daß nur die Lehre der Liebe, ob nun sozialistisch ob christlich, die Paulus in jenem heute blutbesudelten Damaskus aufgegangen ist, uns retten kann. Während man in Frankreich , in Italien , in Oesterreich , am Rhein oder in Schlesien der toten Seelen gedenkt, wird wie ein Gespensterreigen der Zug der Kamel« mit den Leichnamen der Erschlagenen auf ihren Rücken durch den Novembernebel ziehen. Und jene stummen Gläubiger auf den Friedhöfen, unter den eittlaubten Bäumen, werben Rechenschaft fordern, daß die Lebenden Spott mit den Toten treiben, und daß der friedliche Tod dazu dienen soll, die Flamme des mörderischen Hasses bis zum Weltbrand anzufachen. Wer aber fühlen und sehen gelernt hat, dem kann es bei dem Anblick der mit Leichen belodenen Kamele nicht anders ergehen, als jenem Paulus, von dem da geschrieben steht:Und da er auf dem Wege war und nahe bei Damaskus kam. umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel.. 5r!eörich hasse. Za seinem 100. Geburtstag am 1. November. Die Rachwelt kann diesem Mimen zwar nicht die Kränze flechten, auf die sein beispielloser Ruhm zu Lebzeilen ihm Anwartschast gegeben zu haben schien, apf jeden Fall aber muß man seiner gedenken als des ersten und virtuosesten unter den vielen Schau- spielern, die den Ruf und Ruhm des deutschen Theaters in die Well getragen haben. Er war der Sohn des ersten Kammerdieners des nach- maligcn Könige Friedrich Wilhelm IV. , dieses Romantikers auf dem Throne, der denn auch früh mit sicherem Instinkt das Talent witterte, das dem Sahne seines Diener? beschert worden war. Er nahm sich der Pflege dieses Talentes persönlich an, ließ den jungen Friedrich Haase von Ludwig Tieck ausbilden und verschaffte ihm 1846 ein Engagement am Hoftheater zu Weimar , ohne vorerst vurch sonder- lich« Erfolgt seines Schützlings belohnt zu werden. Erst fünf Jahre später, am Präger Theater, zog Haases darstellerische Virtuosität die Aufmerksamkeit Dmgelstedts auf sich, der Haas« alsbald für seine Musteroorstellungen in München engagiert«. Hier begründete Haas« mit den Kabinettstücken seines Hofmarschall von Kalb und seines Marinelli seinen Weltruf, den er in den folgenden Il-h Jahr- zehnten durch ganz Europa trug. Die zwingende krast seiner schau- spielerischen Leistungen war in der Hauptsache ein Erbe des Milieus. in dem er aufgewachsen war und da-- ihm Gelegenheit gegeben hatte, olle Stufen und Schattierungen der Aristokratie aus aller- nächster Nähe zu studieren. Allerdings läßt sich darauf auch zurück- führen, daß feine Kunst mehr Sache beispiellos«irkungssicherer mosaikartiger Kleinarbeit ol» organischer Gestaltung war. Auch gelang es ihm infolge dieser persönlichen Bedingtheit nicht, au« dem Virtuosentum zum zusammensassenden und ausbauenden Schaf- fen eines Theaterdircktvrs auipisteigen, obschon er mehrfach diesen Versuch machte. Jsür seine Zeit ober bedeutete er den Inbegriff darstellerischer Höchstleistung und hat einer noch mehr erlebnis» frohen als krittklüsternen Welt einen tiefen und nacbwirkenden Ae» griff von deutscher Bühnenkunst gegeben.

daß diese alosra maxima neuen Schlamm über ihn auszuschütten im Begriffe sei. sich zuVerhandlungen" m einem Cäfö ge- troffen hat. Er hat weiter zugestanden, es ist aber trotzdem wahr, daß sein Freund und Mitarbeiter, der wegen Unterschlagung von Mündelgeldern aus dem Anwallstand ausgeschlossene frühere deutschkonseroative Reichstagskandidat Bredereck von eben diesem Spielklubbesitzer regelmäßig« Geldzuwendun- gen empfangen hat, ohne daß die Kenntnis dieser Tatsache den Bruhn zu einer Lösung der geschäftlichen und freundschaftlichen Beziehungen zu dem Stipendiaten des Spielhausunternehmers ver- anlaßt hätte. So wenig es einer Kennzeichnung des Bruhn für die Oeffentlichkeit noch bedarf, sie hätte immerhin die ösfenlliche Fest- stellung dieser Tatsachen als eine Bestätigung der Richt i gleit des allgemeinen Urteils über ihn mll Interesse entgegengenommen. Und weiter wäre bei einer Verhandlung des Prozesses die deutsche Sentlmentalllät auf ihr« Rechnung gekommen durch die Enthüllung eines rührenden, innigen Freundschastsverhällnisses zwischen dem Antisemiten Bruhn und einem jüdischen Renn- stallbesitzer, das beiden Teilen in gleichem Maße zur Ehre gereicht und das Aussicht auf Dauer hat, da es für Bruhn von Nutzen ist. Der Borkämpfer ,,für deutsche Art und natio- nale Ehre" bekommt nämlich von seinem jüdischen Intimus Wink«, die er am Totalisator schon mit vielem Erfolg verwendet hat. Man weiß, daß der Bruhn gegen die Berührung mll heißem Wasser un- empfindlich ist wie ein indischer Fakir. Trotzdem haben wir keinen Zweifel, daß er dem gegen uns angestellten Prozeß im Hinblick auf die bevorstehende Stäupung mit viel weniger Gemütsruhe«nt- gegengesehen hat als wir, die wir zu unserem Bedauern durch die Amnestie auch des Vergnügens beraubt sind, im Gerichtssaal die Vorgänge aus der Reichstagswandelhalle zu rekonstruieren, die den Beweis geliefert haben, daß die durch die Deutschnationalen be- trogenen Sparer ein ebenso richtiges wie für Bruhn wenig schmeichelhaftes Urteil über seinen Charakter haben. Aber so erwünscht uns in unserem anstrengenden Beruf eine Erheiterung ist, wir trösten uns mit dem Ersahrungssatz, daß auf- geschoben nicht aufgehoben ist. Wir wissen, daß der Bruhn seine politisch-geschäfllichen Grundsätze nicht ändern kann und wird und daß wir noch manchesmal genötigt sein werden, Beiträge zu seiner Biographie zu liefern, deren Porträtähnlichteit zu beweisen er uns hoffentlich Gelegenhell geben wird. Vielleicht erleben wir dann eines Tages noch die Genugtuung, daß sogar auf den Gesichtern seiner eigenen Gesinnungsgenossen die Richtigkeit des Wortes Platos in die Erscheinung trllt: Der Mensch errötet, w-nn er die ,,W a h r h e i t" in ihrer Nacktholl fleht.

Futterkrippe, Futterkrippe! Ein Landwirt über den Landbnnd. In derFrankfurter Zeitung " rechnet ein nori deutscher Landwirt mit dem verkrachten Landbund ab. Er schreibt ihm u. a. folgendes ins Stammbuch: Der Zahl nach sind natürlich die K l e i n b a u e r n am stärksten in der Guppe Landwirtschafr oertreten. Diese möglichst restlos im graßagrarischen Interesse im Reichslandbund zusammenzu- fassen, war das Hauptziel der skrupellosen Agitation. Ein ungeheurer Bcamlenapparal war dazu erforderlich, der natürlich Unsummen ver­schlang, und zu dessen Unterhaltung die Bauern bluten mußten. Als Befähigungsnachweis für Landbundführer und»beamten genügte: Deutschnationale Gesinnungstüchti gleit. Namentlich die höheren militärischen Chargen wurden gerne gesehen. ä'"'..... Aus Mitglledsbeiträgen allein, das sah man bald ein, war nicht so viel Geld zusammenzubringen, wie zur Eroberung der polttischen Macht erforderlich war. Darum gedacht« man den ganzen Waren- verkehr der gesamten Landwirtschaft in der Regie des Reichsland- bunde» zusammenzufassen, um durch den Handel, durch Preiszu­schläge. die Parteikassen stillen zu können. Die Landbundgenossen. schoflen wuchsen wie Pilze aus der Erde. Betriebsleiter wurden meist Leute, die von kaufmännlschen Geschäften kein« Ahnung hatten. Nur tüchtig auf die»verfluchten Juden" zu schimpfen, darin berauschte man sich und die ahnungslosen

Pokasch und Perlmutter beim Film. Im jüdischen New Park sind Potasch und Perlmutter so populär, wie bei uns der Raffketyp. Die Herren(Blaß und Goodman haben dl« Taten der immer smarten Geschäftsleute dramatisch ausgeschöpft, in nicht weniger als vier Teilen. Den ersten TeilPotasch und Perlmutter bei der Kon- fektion" hat man in Berlin bereits mit großem Vergnügen gesehen. Den zweiten Teil, in dem die beiden, der Konjunktur folgend, unter die Filmfabrikanten gegangen sind, gab man gestern im Lust- s p i e l h a u s. Seine groteske Komik versetzt die Zuschauer für ein vaar Stunden in quietschfidele Laune. Schon lange ist der Zu- schauerraum eines Berliner Theaters nicht von solchen Lachsalven erschüttert worden. Es ist auch zum Schreien komisch, wenn die beiden aus der Konfektion, die ohnehin von der Filmerei nichts ver- stehen, durch die Einmischung ihrer Familienmitglieder der Misch» poche, wie es in dem Iargonstück heißt, in die verzweifellsten Situationen geraten. Die Hauptdarsteller. Friedrich' Lobe und Paul Gr ätz, sind in ihrer mit Armen und Beinen arbeitenden Groteskkomik nicht zu überbieten. Neben ihnen ernteten Käthe H a a ck(die eine etwas hausbackene Filmdiva gab), Robert Scholz, Else B ä ck> N e f t, John G o t t o w t Beifall auf offener Szene. Dgr. »Der leßke Kuß." Im Nollendorf-Theater wird«in« neu« Operette von Roberr Winterberg gespielt:»Der letzt« Kuß. " Wie sich von selbst versteht, ist die Handlung" mehr als aperetten- Haft, burlesk, grotesk, zeitweilig clownhaft. Ihr Kern etwa folgen- der: Eine Kabarettdiva(Hilde Falk) hat einen.Freund"(Kurt Desp ermann), den sie stürmisch liebt, der sie aber oerlassen will. Er will«ine Tochterau» gutem Hause" heiraten, well er lein Geld hat. Aber der Teufel reitet die Frau Schwregermama, ausgerechnet die Diva in die Gesellschaft zu laden, die sie zur Feier der Unterzeichnung de» Ehekontrakts oeranftaltet. Die Diva kommt, trifft ihren Freund und na, das übrige ist Allerwells- komik, die gleichermaßen den Ersatzfreund in Gestalt eines exotischen Exgensrals(H a i n i s ch) und eine junge Ehefrau in Person eines hypermodernenMädchens aus guter Familie"(Hilde M u t h) bringt. Di« Aufführung war flüssig und schmissig. Das Publlkum spendete mehr als lebhaften Beifall. Es gall gleichermaßen der Darstellung wie dem Komponisten.».

Die'llloholMikerei" im Zllm. Durch die Gewinnung von Alkohol au» den beim Brotb.'ck«n enislcdenden Schwaden wurde da» allgemein« (Xnteresse auf die Lichtenbciger Großbäckerei der Berliner tlonsumgenoffen- Ichast gelenkt. In dieser Riesenbäckerei, übrigen» der größten der Welt. spielt ein Teil eine» KuItiiijilmS, den die Deullg-Film A-G. unier der Regie von Alfred ZeiSler (Photographie Tonrad Wieneck«) fertiggestellt hat. Märcher oorOevnrgen. Am Sonniag nachmittag gehen im Residenz- Theater.Schneewittchen und die sieben Zweige' in Szene, wobei die Zwerge von Schäser« Lilipulanergrurp« dargestellt werden. Di« erste Kinder- Vorstellung im Tdeater w der Kommandantenstratze.Rotkäppchen' findet am Mittwoch nachmittag 3'/, Uhr statt. varlräge. Im Rad wen der Vorträge zur Andersen-AuZstellung stricht Pros. Guslao Rcckel am Montag. 8 Uhr, in der alten Aula der Universität üb«:»Andersen und Deutschland '. DU vorgeschlchtllche Abteilung der Staatlichen Multen erhält in Dr. Unverzagt einen neuen Leiter an Stell« beb wegen Erreichung de» Höchstalter» pcnfionierlen Pros. Schuchhardt.