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Nr. 51742. Jahrgang

Das Ende.

Ein Beitrag zum Dolchstoßprozeß.

3. Beilage des Vorwärts

Bon Hermann Schüßinger. Boche für Woche ergießt sich wie eine Manövertritit" das Zwiegespräch deutscher Generale vom Gerichtssaal des Münchener Dolch Boßprozesses" über das deutsche Bolt. Man debattiert über die Erfaglage" an der Front, konstruiert sinn voll durchdachte Statistiken und Aufstellungen über die Mus nitionierung, Artillerie- und Tankwirkung bei Freund und

nachdrängenden Feind ab, ohne Dedung, ohne Munitions referven, im flachen Feld. Ein wildes Sehnen nach dem Ende hat uns alle gepact, am Geschüß und am Maschinengewehr, und das Bewußtsein, daß heute nacht der Waffenstillstand fommen fann, liegt lähmend über uns. Und dann ging's nicht mehr. Die Maschine stand still; es fam die Agonie. Wer das gesehen hat, spricht davon nur, wenn er muß. Wer das Ende aber nicht erlebt hat wie mir, zwischen den Fronten, hat fein Recht darüber zu reden, der schweigt besser! Und wär's ein General!

Feind, und vergißt dabei vollkommen, diejenigen über die Gewerkschaftsbewegung

seelischen und materiellen Voraussetzungen des Zusammen­bruchs zu befragen, die darüber doch am besten Auskunft zu geben vermöchten: die Truppe, die Frontsoldaten!

"

Erst General Gröner, der Schwabe und Demokrat, rückt im Gegensatz zu den Militärs" des Herrn Coßmann, für die der Weltkrieg und der Zusammenbruch lediglich ein Krieg­fpiel", eine operative Rechenaufgabe bedeutet, die Kernfrage des Zusammenbruchs, das feelische Moment und den Geisteszustand der Truppe in den Vordergrund. Er spricht davon, daß nicht allein die Uebermacht der Gegner und unfer Mangel an Menschen und Material entscheidend für den Zu­sammenbruch gewesen sei, sondern die seelische 3er mürbung des einfachen Soldaten, der eben beim legten Totgeschlagenwerden nicht mit dabei sein" wollte!

Traurig genug, daß ein Gremium Kommandierender Ge­nerale und Admirale vierzehn Tage lang debattieren muß. um jetzt endlich zum Kernpunkt des Zusammenbruchproblems, zu der verheerenden Wirkung des Ludendorffschen Waffen­ftillstandsangebots, wenn auch nur ganz äußerlich, zu ge langen. Jeder, der den Krieg erlebt hat, als Frontsoldat und Mensch, steht völlig fassungslos vor diesem Münchener   Disput und fragt sich, wie es möglich ist, daß die Elite der einſtigen deutschen   Generalität die wahre geistige Verfassung der ihr unterstellten Truppe so wenig zu erfassen vermag!

Wie war das möglich? Zwischen der deutschen   höheren Führung und der Truppe war während des ganzen Krieges eine undurchdringliche Wand aufgerichtet, zunächst durch die Klassenscheidung innerhalb der Armee zwischen dem Offizier der höheren Stäbe, dem attiven, truppenfremd ge­mordenen Generalstabsoffizier und dem begüterten Reserve offizier der berittenen Waffen auf der einen Seite, und dem meist vermögenslosen Front- Infanteristen und Artilleristen des Aktiven oder Beurlaubtenstandes auf der anderen Seite. Weiter durch den Instanzenzug" zwischen Truppe und Stab. Beim Regiment, spätestens bei der Division wurde der Stimmungsbericht" über den Geist der Truppe" umgebogen und umgefärbt, und wenn er zur Obersten Heeresleitung gelangte, dann war dieser Bericht völlig farblos oder frisiert" und gab ein falsches oder doch ein start abgetöntes Bild. Je weiter aber der Mensch von dem unmittelbaren Gefahrenzentrum für Leib und Leben ent­fernt ist, defto eher ist er geneigt, seelische Depressionen der fämpfenden Truppe zu unterschäzen und den psychischen

( Siehe auch 4. Seite Hauptblatt.) Gelber Terror.

Wie man Arbeifer in die gelben Organisationen preßt. vereins der Firma Attumulatorenwert Berlin­Bor uns liegt ein Brief des Baterländischen Arbeiter. Oberschöne weibe". Der Brief ist vervielfältigt an Arbeiter gerichtet, die Mitglieder bei den Gelben wurden, um dort unter­zufommen. Der Brief hat folgenden Wortlaut:

Wie wir bei Durchficht unserer Bücher feststellen fonnten, bist Du mit Zahlung der Beiträge dermaßen im Rückstand, daß bei uns Zweifel darüber besteht, ob wir dich noch als Kamerad be trachten nud in unserer Mitgliederliste weiterführen sollen. Wie Du

tommen...

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Mit fameradschaftlichem deutschen   Gruße

Der Vorstand gez.:

Rarl Brandt, 1. Borsigender, Berlin  , Memeler Straße 82. Otto Salemsti, 2. Borsigender, Röpenid, Dorothenstraße. 17. Josef Butoll, Kassierer, Oberschöneweide  , Battstraße 22. Hans Bossin, Schriftführer, Berlin   D., Weidenweg 70. Diese deutschen   Kameraden" drohen mit einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig läßt, daß die Arbeiter, die sich weigern, dem gelben vaterländischen Verein" anzugehören, entlassen und anderweitig nicht wieder eingestellt werden. Glüdlicher. weise ist dafür gesorgt, daß die Bäume diefer vaterländischen Deut zeigt wie diefelben Leute, die nicht genug schreien fönnen, selbst mit Hilfe der Unternehmer gegen ihre Kameraden vorgehen.

Sonntag, 1. November 1925

Demgegenüber muß festgestellt werden, daß die Bergarbeiter­organisationen, die dem Schiedsspruch des Schlichters nur mit den allergrößten Bedenten zugestimmt haben, bei den Schlich­daß die jetzige Lohnerhöhung den Forderungen der Bergarbeiter, die tungsverhandlungen mit allem Nachdrud darauf hingewiesen haben, befanntlich 15 Broz. Erhöhung verlangten, nur in geringerem Maße gerecht wird.

Internationale Hilfsaktion für Judien.

( JGB.) Wie bekannt, traten am 15. September in den Baum­mollfabriken Bombays 20 000 Arbeiter in den Streit. Die Zahl der Streitenden nahm in der Folge rasch zu und stieg auf 150000 bei einer Gesamtzahl von 156 000 beschäftigten Arbeitern. Die Ursache des Streits ist eine von den Unternehmern beabsichtigte Lohnherabjegung, gegen die sich die bereits jetzt schon elend bezahlten Arbeiter mit Recht entschieden zur Wehr sehen.

Da es bis jetzt noch nicht möglich war, zu einem Uebereinfom men zu gelangen, hat die indische Gewertschaftszentrale in einem Telegramm an den Internationalen Gewerkschaftsbund  internationale Hilfe beantragt.

Wenn auch die Gewerkschaften Indiens   dem JGB. noch nicht angeschlossen sind, so hielt es der Borstand doch für angebracht, dem erhaltenen Hilferuf zu entsprechen und eine Hilfsaftion einzu. leiten. Die indische Gewerkschaftsbewegung hat in den letzten Jahren gute Fortschritte gemacht und alles versucht, um durch gewerkschaft. liche Aktion die traurige Lage der indischen Arbeiter zu beſſern, wobei sie auch bereits Erfolge erzielte.

Der JGB. hat bereits aus ihm zur Verfügung stehenden Mitteln einen Betrag telegraphisch nach Indien   überwiesen, um sofort ein

Zeichen der Solidarität der dem JGB. angeschlossenen Organisationen

zu geben. Er bittet nunmehr die Landeszentralen, weitere nach Indien   zu überweisen.

Mittel zur Verfügung zu stellen, um diese gemeinsam telegraphisch Sattler  

, Tapezierer und Bortefeuillet- Berbanb.

ja selbst wissen wirſt, iſt die allgemeine Wirtschaftslage für uns In dustriearbeiter jetzt wieder ganz besonders schlecht und wird in nächster Zeit noch bedenklicher, da auch unsere Firma mit Ent­lassungen beginnen wird. In Erkenntnis dieser Wirtschaftskrise halten wir es für unsere vornehmste Pflicht, nichts unverfucht zu lassen, um unsere Kameraden vor Not und Entlassung zu schüßen. Können dieses aber nur insoweit, wie die Kameraden sich durch pünktlicher Betriebsräte aller Branchen am Montag, nachmittags 6 Uhr, im Ge­fiches Beitragszahlen ihre Mitgliedschaft erhalten haben wertschaftshaus, Gaal 5. Bericht über die Betriebsrätekonferenz. Erscheinen das Bersäumte nachzuholen, geben wir Dir gleichzeitig bekannt, daß neue Friedrichstr. 1. Um Dir nun in letzter Stunde noch die Möglichkeit zu geben, aller ist Bflicht. Die Ortsverwaltung. Aleber! Branchenversammlung Montag, abends 7 Uhr, Schlesische Heimat", mir am Sonnabend, den 31. Oktober 1925, nachmittags 1% Uhr, im Die Branchenleitung. Angestellte der MEB.( Charlottenburger Wasserwerke). Donnerstag, den Lokal von Heidemann, Wilhelminenhofstraße, Ede Rathenaustraße, 3. Ropember, abends Uhr, in ben Musikerfälen, Kaiser- Wilhelm- Str. 31, eine Mitgliederversammlung haben, wo Du Dich erklären fannst, Clektrizitätsmerte, Spandau  , Elektrizitätswerk Südwest", Berliner   Bororts. öffentliche Angestelltenversammlung der Betriebe: Brandenburgische Kreis. ob Du Dich noch als unser Mitglied fühlst oder nicht. Solltest Du Elektrizitätswerte Steglig, Charlottenburger Wasserwerte, Märkisches Elektri­zu dieser Sizung nicht kommen, Dich auch bei keinem unserer Versitätsmert. Tagesordnung: Die erhalten wir einen brauchbaren Rahmen- und Gehaltstarifvertrag?" 2. Stellungnahme zu dem am gleichen Tage gefällten trauensleute melden, so wirst Du aus unserer Mitgliederliste ge Schiedsspruch. Butab. DB. 8d. ftrichen und fühlen wir uns unserer fameradschaftlichen Pflicht Dir 8b. Bezirksversammlungen. Montag: Nordwesten: Achtung! Neues Lotal! Beginn 8 Uhr. 1. Arbeitsgerichtsgesch, gegenüber entbunden. In diesem Falle geben wir auch Deinen Restaurant Mattte, Turnifft. 78. Namen unserem Arbeitsvermittlungsbureau bekannt, fo daß es nicht Bernhard Göring  . 2. Verbandsangelegenheiten. 3. Berschiedenes. Schöneberg  Arbeitslosenversicherung und endgültiger Reichswirtschaftsrat. Referent: Rollege Friedenau, Berlin   B. 30, 3. 35,. 37: Achtung! Neues Lotal! Reſtaurant möglich sein wird, von dort aus neue Arbeit vermittelt zu be­Berwiebe, Schöneberg  , Ebersstr. 18. Beginn 8 Uhr 1. Areuz und Quer durchs Arbeitsrecht. Referent: Rollege Willi Weinberger. 2. Verbands- und Bezirks angelegenheiten. 3. Berschiedenes. Dienstag: Often: Andreas- Casino, Andreasstr. 3. Beginn 7.30 Uhr. Plattdeutscher Abend. Gesellige Unter haltung. Borher: Bericht des Werbeausschusses über seine bisherige Tätigkeit. Briz: Restaurant Raddaß, Chausseestr. 39. Beginn 8 Uhr. 1. Werden und Bachfen des 3d Referent: Rollege Rarl Bublig. 2. Bezirksangelegenheiten. 8. Berschiedenes. Niederschöneweide  , Oberschöneweibe, Johannisthal  , Baum Schulenweg, Rarlshorst. Restaurant Räthel, Niederschöneweide  , Brüdenfit. 15. Beginn 8 Uhr. 1. Die kommenden Arbeitsgerichte. Referent: Rollege Dr. Fris Kucharffi. 2. Verbands- und Bezirksangelegenheiten. 3. Berschiedenes. Adlers hof, Alt- Glienice, Grünau  , Bohnsdorf  , Fallenberg, Eichwalde  , Schmödwig: Restaurant Lehngut, Ablershof, Sedanftr. 3. Beginn 8 Uhr. 1. Bericht der Bezirksleitung über die bisherige Tätigteit. 2. Neuwahl des Werbeausschusses. 3. Berschiedenes. Nomames: Restaurant Gebauer, Wallstr. 62. Beginn 8 Uhr. 1. Die Angestellten in der Internationale. Referent: Rollege Bruno Lache. 2. Berbands und Bezirksangelegenheiten. 3. Verschiedenes. Mittwoch: Elben- Südmeften: Blücherfäle, Blücherstr. 61. Beginn 8 Uhr. Bunter Abend: Mufir Rezitation Gefang. Borher: Kurger Bericht über Verbands. und Bezirksangelegenheiten. Neukölln: Bürgerfäle, Bergstr. 147. Beginn 8 Uhr. 1. Die Bedeutung der Gewerkschaften für Bolt und Staat. Referent: Kollege Sans Gottfurcht. 2. Berbands- und Bezirksangelegenheiten. 8. Verschiedenes. Spandau  : Restaurant Roter Adler, Potsdamer Straße  . Beginn 8 Uhr. 1. AU­tägliches aus dem Stref. und Privatrecht. Referent: Rechtsanwalt Dr. Theodor Tichanter. 2. Verbonds und Bezirksangelegenheiten. 3. Berschiedenes. Copenid: Restaurant Autopeter, Berliner   Str. 27. Beginn 7.30 Uhr. 1. Rund. funt: Theorie und Bratis nach den Erfahrungen eines Bafflers. 2. Ueber tragung der Rundfunkdarbietungen des Berliner   Genders. 3. Berschiedenes. Donnerstag: Nordosten: Union- Feltfäle, Greifswalder Str. 222. Beginn 8 Uhr. 1. Menfchen- Defonomie( Das Broblem der Geburtenregelung im Zeit. alter des Rapitalismus). Referentin: Landtagsabgeordnete Frau Marie Runert. 2. Berbands- und Bezirksangelegenheiten. 8. Berschiedenes. Südosten Treptom: Grünauer Garten, Grünauer Str. 14. Beginn 8 Uhr. 1. Die Geburt der Rultur( Rulture und Wirtschaft im Altertum und Mittelalter). Referent: Alexander Stein( Sekretär des Reichsausschuffes für fozialistische Bildungs. arbeit). 2. Berbands- und Bezirksangelegenheiten. Neuwahl des Werbeaus. Schuffes. 3. Statt des geselligen Beisammenfeins: Der 9. November" Gedenk­worte, Regitationen( Rollege Curt Michaelis). Das Referat findet am 3. e. zember eine Fortfegung: Kultur und Wirtschaft im Zeitalter des Rapitalis. nuus". Steglig, Lantwis, Güdende, Lichterfelde  , Behlendorf  , Schlachtenfes, Dahlem  : Albrechtshof, Steglib, Albrechtstr. 1a. Beginn 8.30 Uhr. 1. Satire eine Waffe der Unterdrückten. Referent: Landtagsabgeordneter Erich Kuttner 2. Berbands und Bezirksangelegenheiten. 3. Verschiedenes. Wilmersdorf  , Salenfee, Schmargendorf  , Grunewald  , Berlin   23. 15, M. 50: Augustahof, Auguftafir. 1. Beginn 8 Uhr. 1. Rommunalpolitische Tagesfracen. Referent: Bezirksverordneter Otte Burgemeifter. 2. Verbands- und Bezirksangelegen. heiten. 3. Berschiebenes. Tempelhof  , Moriendorf, Marienfelde  , Lichtenrade  : Reftaurant Ringler, Tempelhof  , Berliner   Str. 100. Beginn 8 Uhr. 1. Sozia lismus als Rulturbewegung. Referent: Schriftsteller Felir Fechenbach. 2. Ber­bands- und Bezirksangelegenheiten. 3. Verschiedenes. Wedding- Gesundbrunnen: Gerrianta Brachtfäle, Chauffeeftr. 110. Beginn 8 Uhr. 1. Der Anaeftefte als Weltbummler. Referent: Rollege Curt Smolingin. 2. Berbands- und Bezirks. angelegenheiten. 3. Verschiedenes. Lichtenbera, Friedrichsfelde  , Biesdorf  , Raulstorf, Mahlsdorf  , Rummelsburg  , Stralan, Perlin   D. 112: Beaners Ver einshaas, Frankfurter Allee 226. Beginn 8 Uhr. 1. Die Kunst als Spiegel des Lebens( mit erklärenden Bildvorführungen). Referent: Rollege Walter Eichbach. 2. Berhands- und Bezirksangelegenheiten. 8. Berschiedenes. Beißenfee: Reftau­rant Johann, Berliner Allee, Ecke Lehderstraße. Beginn 8 Uhr. 1. Gewerk. bands und Bezirksangelegenheiten. 3. Berschiedenes. Schönhauser Borstadt:

Rnads" des im Trommelfeuer zermürbten Menschen durch fchen" nicht in den Himmel waber den angeblichen roten Terror

Forschheit und Schneidigkeit der Führung wettmachen

zu wollen.

So ging das deutsche   West heer legten Endes an der Lüge seiner Führerschaft zugrunde. Als die große Schlacht in Frankreich  " nicht zu dem erhofften Er­gebnis, zum Durchbruch großen Stils und zum ,, Bewegungs­frieg" führte, als die Teilschläge am Chemin des Dames und bei Armentières   vom Gegner aufgefangen waren, und die abgehegten Divisionen von Stellung zu Stellung, von Angriff zu Angriff herumgeworfen wurden, als die Bataillonsstärken von tausend auf fünfhundert und zweihundert Mann her untergingen, da setzte bereits im Juni und Juli 1918 eine drückende Lähmung, vor allem der Frontinfan terie, an allen Abschnitten der Westfront ein. Die Truppe war ausgepumpt und ausgebrannt". Ludendorff   weiß das heute noch nicht. Man hat das Bersagen der Truppe her­ausgefordert, weil man ihre Sprache nicht zu reden und ihre er ztöne nicht zu hören verstand! Die Klaffenscheidung in arm und reich, die mitten durch das Offizierstorps ging, und das Surrogat der Disziplin, das aus einem Heer von Bürgern und Soldaten eine technisch vollendete Militärmaschine gemacht hatte, durch deren Ge­triebe die Wahrheit nicht zu treiben war, hat uns den richtigen Augenblid zur Beendigung des Krieges verpassen lassen. Nun war das Ende da.

"

General Gröner bezeichnet in seinem Resumee über den Zusammenbruch als eines der größten Gefahrenmomente die Druckstelle" der Amerikaner nördlich Verdun  . Dort stand ich in diesen entscheidungsvollen Tagen, in der Gegend von Dun an der Maas  . Ein Artilleriefeuer, wie ich es im ganzen Krieg noch nie gesehen habe, beherrscht den Gefechts­raum zwischen Stenay  , Monimedy, Longuyon und Dun. Der Bergiegel von Dun, als Edpunkt der Antwerpen­Maas- Stellung gedacht, zerfällt förmlich wie Zunder im Fern feuer der amerikanischen   Geschütze. Wer sich nicht rechtzeitig retten kann, wird von den niedergehenden Stein- und Schuttmassen erschlagen.

Wir hoden in unseren Granatlöchern und warten, von Hunger und Durst gequält, Tag für Tag, Nacht für Nacht. Das Trommelfeuer der Amerikaner wirft uns, die ausgemer gelten, zerlumpten Geftalten der zermürbten Regimenter hin und her; die feindlichen Flieger beherrschen die Luft über unseren Köpfen; die Ratscher" fegen uns die Höhe von Liny hinunter, und in Gemütsruhe, wie im Manöver, fezt der Amerikaner über die Maas  . Kein Finger rührt sich, fein General wagt es nur, den Gegenangrifff zu befehlen. Wir flammern uns in den Boden, da wo wir gerade stehen, und fämpfen uns schrittweise, aber unaufhaltsam zurüd, von einer Lähmung befallen, die mir vierundeinhalbes Jahr nicht gekannt haben; denn vor uns stand Tag und Nacht- das Ende, nach dem wir schrien: der Waffenstillstand.

,, Warum soll gerade ich noch in der letzten Biertelstunde Sterben", das denkt sich jeder von uns, und der Amerikaner drüben vielleicht auch; doch der rennt an und schickt eine fressende Feuerwand vor der angreifenden Truppe her!

Hinter uns aber zerbrödelt die Front. Das Fernfeuer der Amerifoner legt alles in Trümmer, die Mu­nitionsdepots, die Gerätelager, die Feldbahnhöfe, die La zarette. Alle Straßengabeln und Ortsunterkünfte liegen im fchwersten Feuer. Die Truppe bimafiert, zitternd vor Kälte in den Wäldern und feuert dann ibre Felbtanonen auf den

Arbeitsmangel oder Arbeiterfeindlichkeit.

In der Brotbäderei von Modrom.

Im Laufe eines Jahres hat die Brotbäckerei von Modrom in Reinickendorf  , trotzdem dauernd und teilweise in erheblichem Um fange Ueberstunden bzw. Ueberschöffe von dem größeren Teil der Belegschaft verlangt wurden, in zwei Fällen den jeweiligen Obmann nach dem Betriebsrätegejez wie auch den Stellvertreter des Obmanns megen Arbeitsmangel" entlassen. Diese Ueberstunden bzw. Ueber­schöffe wurden allerdings nicht gleichmäßig von allen Arbeitern des Betriebes verlangt, sondern zufälligerweise fast nur von den Schich ten, in denen der Obmann und fein Stellvertreter nicht arbeite ten. Man hatte aus betriebstechnischen Gründen" es auch so ein­gerichtet, daß der Obmann stets Nachmittagsschicht arbeiten mußte, wodurch er auch von allem fulturellen Leben ferngehalten wurde. Daß, um dem Obmann die Ueberstunden nicht zu augenfällig zu machen, die Frühschicht auch das Nachtbackverbot nicht so genau nahm, ergibt sich schon aus der Tatsache, daß die Innung Reiniden­dorf den Inhaber Modrow in eine Ordnungs ftra fe von 100 m. nehmen mußte. Daß in dieser Frühschicht, welche aus Betriebs­gründen" dauernd leberstunden und Ueberschöffe leisten muß, ein Wertmeister und dessen Sohn arbeiten, welche als Vertreter und Vertraute des Betriebsinhabers gelten, ist wohl nur Zufall. Daß dieser Werkmeister und sein Sohn durch diesen Zufall fast den doppelten Lohn erhalten, ist unter diesen Umständen eine nicht zu umgehende Tatsache.

Die entlassenen Obmänner sind allerdings so unintelligent", daß sie an die Zufälle wie auch an die Betriebsnotwendigkeiten nicht glauben, um so mehr, als diese Erscheinungen alle erst zutage traten, als die Belegschaft sich einen Obmann wählte. der so permessen war, die Intereffen der Kollegenschaft dem Unternehmer gegenüber zu vertreten,

Da an diese Zufälle nicht geglaubt wurde, flagte der Obmann auf Grund des Betriebsrätegefezes. Leider fam ein Bergleich zu­stande, durch den feine klare Entscheidung getroffen wurde. Der jetzt entlassene Obmann fann leider die Hilfe des Gerichts nicht in Anspruch nehmen, da durch einen Krankheitsfall, den der Unter nehmer ausgenügt hat, die Wahlperiode abgelaufen war, ohne daß gleichzeitig zur Neuwahl geschritten wurde. Dieser Umstand, daß Diese Gelegenheit der versäumten Wahl aus Krankheit von dem Bäckereiinhaber Modrow schnell benutzt wurde, wegen Arbeits­mangel" den Obmann zu entlaffen, trotzdem Ueberstunden und leber. schöfe gefordert werden, läßt mit großem Recht die Annahme zu, daß Feindseligkeit gegen das Betriebsrätegesetz und die organisierte Arbeiterschaft der Grund der Entlaffung sind. Für die Arbeiter­schaft ergibt sich aber daraus die Mahnung, nun erst recht die Gesetze für sich in Anspruch zu nehmen und Formfehler zu vermeiden, die dem Arbeitgeber versteckte Maßregelungen unterbinden.

Nur keine Lohnerhöhung!

Sie könnte den Profit fürzen. Effen, 31. Oftober,( Eigener Drahtbericht.) Bon bergbau­industrieller Seite wird gegen die in dem Schiedsspruch vom 29. Oktober vorgesehene durchschnittliche Lohnerhöhung von 6 Broz. ein neuer Propagandafeldzug eröffnet. Die schwerindustriellen Blätter behaupten, daß die in den letzten Wochen durch Leiftungs­steigerung und Betriebsmechanisierung erzielte Berbesserung im Bergbau, die ohnehin schon durch die neue Rohlenpreisermäßigung zum größten Teil vorweggenommen worden ist, nicht nur mit einem Schlage beseitigt würde, sondern darüber hinaus die Gefahr neuer Rückschläge afut werde. Die Kohlenabsagnot werde eine weitere Verschlechterung erfahren. In diesem Zusammenhang wird das Gefperit neuer Betriebseinschränkungen und Rechenstillegungen an die Band gemalt.

fchaftliche Reit, und Streitfragen. Referentin: Kollegin Frieda Licht. 2. Ver Schönhauser feitfäle, Schönhaufer Allee 129. Beginn 8 Uhr. 1. Probleme ber internationalen Gewerkschaftsbewegung. Referent: Kollege Karl Beiß. 2. Ber­

banbs- und Bezirksangelegenheiten. 3. Berschiedenes.

Zu Anfang des Monats

ift die beffe Zeit neue Abonnenten für das Parteiblatt zu werben.

Wer will die günstige Gelegenheit verfäumen? Jeder hat die Mög­lichkeit, einen Freund oder Nachbarn auf die Borzüge des Borwärts" hinzuweisen und ihn als neuen Cefer zu gewinnen. Nachstehender Bestellzettel ist auszufüllen und an die Hauptgeschäftsstelle des Borwärts", Berlin   S 68, Linden­straße 3, einzusenden.

Ich abonniere den Borwärts" mit der illustrierten Sonntagsbeilage Bolt und Zeit und den Beilagen Unterhaltung und Wissen", Aus der Filmwelt", Rinderfreund" und Frauenstimme" in Groß- Berlin täglich zweimal frei ins Haus.

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