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um so besser ist es für Deutschland  , vor allem aber für das Rheinland  . Darüber sollte man sich jedenfalls im flaren sein: Je schneller die Rüdwirkungen der deutsch­nationalen Regierungskunst auf das Ausland durch die Schaffung flarer Berhältnisse behoben sind, desto günstiger wird es um die Rüdwirkungen von Locarno  ftehen.

Nachschrift der Redaktion: Die ruhig objet tiven Darlegungen unseres Pariser Korrespondenten bilden die beste Erläuterung zu den Pariser und Londoner   Meldun gen, die jetzt von der deutschen Rechtspresse veröffentlicht wer­den. Der Lokal- Anzeiger" zum Beispiel teilt seinen Lefern die angebliche englische und französische   Auffassung unter der dicken Schlagzeile mit: Ohne die Deutschnatio= nalen geht es nicht." Für diese Auffassung tann er fich freilich nur auf das nationalistische Echo de Baris" be­rufen, in dem ausgeführt wird, der Bertrag von Locarno   habe für Frankreich   nur dann Wert, wenn er von den Deutsch nationalen, den wahren Gegnern Frankreichs   unterzeichnet werde. Diese Aeußerung beweist nichts anderes, als daß die französischen   Nationalisten gern die Gelegenheit wahrnehmen, das ganze Berständigungswerk gemeinsam mit ihren deutschen  Gesinnungsgenossen zu bekämpfen und womöglich zu ver­

nichten.

Der Lotal- Anzeiger" weiß außerdem mitzuteilen, daß der Reichspräsident v. Hindenburg   in englischen Blättern wegen seiner Haltung in der Pattfrage fehr gelobt werde. Ein Glück, daß das diesmal Herrn v. Hindenburg   passiert ist und nicht dem Vorwärts". Sonst hätten wir gewiß im ., Lokal- Anzeiger" gelesen, es sei wieder einmal der Beweis dafür geliefert, daß der Vorwärts" nur die Geschäfte des Auslands beforge!

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Achtung, Manöver!

Sinowjew   und der Frontkämpferbund.

Merkwürdige Fortlaffungen.

In der Roten Fahne" vom 30. Oftober wurde wieder einmal eine Rede Sino wjems wiedergegeben, die in der Plenarsizung des ruffifchen Zentralfomitees über die Lage in der Kommunistischen Partei Deutschlands   gehalten war. Diese Rede ist höchst interessant, da fie die Stellung der Moskauer   Leitung zu der Krise in der KPD. wiedergibt. Wir nehmen an, daß fie auch bei den Berhandlungen auf der fommunistischen Parteifonferenz in Berlin   eine Rolle ge spielt hat. Deshalb ist nur bedauerlich, daß die Rede in der Roten Fahne" ungenau und unvollständig wiedergegeben worden ist.

Es dürfte die Teilnehmer der Konferenz, wie auch zahlreiche kommunistische Arbeiter interessieren, daß in dem Paffus der St­newjem- Rede über die Verhandlungen mit den Bertretern des deutschen Zentralfomitees in Moskau   der Sag fortgeblieben ist, daß man bei diesen Verhandlungen in Moskau   über die Zu sammensetzung des neuen 3entralfomitees Ber einbarungen getroffen hat. Weshalb die Rote Fahne die Tatsache dieser Bereinbarungen unterschlagen hat, ist un erfindlich. Oder sollte es ihr doch unbequem erscheinen, wenn die fommunistischen Arbeiter erfahren, daß die Zusammensetzung des Borstandes der Kommunistischen Partei Deutschlands   in Mostau beschlossen wird?

Nicht minder merkwürdig erscheint es, daß aus der Rede Si nowjews der Baffus über den Roten Fronttämpferbund start gekürzt ist. In dem Wortlaut der Rede, der in der Bramda" Dom 25. Oftober veröffentlicht ist, heißt es darüber wie folgt:

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Die Roten Fronffämpfer sind, nebenbei bemerkt, gut organi­fiert. Das ist die keimzelle der Roten Garde. Wie es früher im Jahre 1923 Rote Hundertfchaften gab, fo gibt es jetzt dort einen Roten Frontfämpferbund, der legal egiffiert. Nach diesem Splitter der deutschen Wirklichkeit kann man urteilen, daß die Elemente des Bürgerkrieges in Deutschland   aud heute nicht völlig verdorrt find."

Severing über die Polizeiorganisation. Ansprache zur Eröffnung der polizeiwissenschaftlichen Woche.

Der Sinn der neuen kommunistischen   Taktik. Die hier in Fettdruck wiedergegebenen Säge fehlen in dem Die Parteifonferenz der Kommunisten hat die Diskussion Bericht der Roten Fahne". Warum werden diese für tommu in der Kommunistischen Partei abgeschlossen. Die kommunistische Leser doch höchst bemerkenswerten Säße den Lesern vor­nistische Parteizentrale wird von den Führern der Ultralinken enthalten? Etwa, weil die Erinnerung an die Elemente des Bürger, gereinigt und mit Kommunisten befeht, die der Erefutive in friegs nicht in die neue Linie" paßt, die Opportunismus vor­Rußland ergeben sind. Die politischen Richtlinien, täuschen foll? die die Konferenz aufgestellt hat, entsprechen den Forderungen, die in dem bekannten Briefe der Erefutive an die deutsche  Kommunistische Partei aufgestellt worden sind. Es handelt fich darum, daß unter russischem Einfluß die deutsche   Kommu­nistische Partei größere tattische Gefchidlichteit in der Entwicklung einer Demagogie aufzeigen soll, die auf das Einfangen sozialdemokratischer Ar beiter berechnet ist. Die Entlarpungsstrategie" foll etwas verhüllter als in ihren Glanzzeiten, dafür aber um fo intensiver betrieben werden. Wenn jedoch die Kom­munisten daran denken, daß diese dummschlaue Entlaroungs ftrategie Erfolg haben fönnte, so graut ihnen selber davor. Der Bertreter der Erefutive auf der kommunistischen   Partei­fonferenz führte aus:

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Die rechte Gefahr tönnte uns mit einer neuen scharfen rechten Krise nur unter einer Bedingung bedrohen, nämlich wenn wir durch Intelligente Taffit im Kampfe um die Massen ein­hundert bis zwelhunderttausend fozialdemokratische Arbeiter ge­minnen werden. Diese neuen Schichten fönnten, wenn fie in die Partei eindringen, den Brandlerismus unzweifelhaft start galvani­fieren. Dann hätten wir uns in unserer Gesamtheit wieder gegen

diese neue rechte Gefahr zu wenden."

Das heißt also: Wenn sozialdemokratische Arbeiter der fommunistischen Demagogie erliegen und zur Kommunistischen Partei stoßen sollten, so werben die Kommunisten auf An­meifung von Mostou ihnen beizubringen suchen, daß fommu­nifische Bersprechungen in der Entlarvungsstrategie nicht rnst zu nehmen sind und daß fie lediglich wie Heloten jedim int von Mostau gegenwärtig stehen müßten.

Mit dieser unaufrichtigen auf offenen Betrug gegründeten Politik werden die Kommunisten ebensowenig Erfolg haben wie mit den Manövern, die sie bisher angestellt haben.

Medizin und Notgemeinschaft.

Bon Dr. med. Norbert Marg.

Zu der vom 25. bis 31. Oftober in Essen   stattgehabten Versamm lung der Notgemeinschaft der deutschen   Bissenschaft ist aus der Feder des Reichstagsabg. Dr. Georg Schreiber  ( Münster  ) eine Broschüre erschienen, die sich mit der Förderung der deutschen   Medizin durch die Notgemeinschaft befaßt. Die Notgemein jaaft ist ein wissenschaftlicher Selbstverwaltungsförper, der auf dem Gedanken der Genossenschaft bafiert. Sie umfaßt heute die gesamten Gedanken der Genossenschaft basiert. Sie umfaßt heute die gesamten deutschen Akademien der Wissenschaften, Universitäten, technischen Hochschulen, die Kaiser- Wilhelm- Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften  , den Berband technisch wissenschaftlicher Bereine und die Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte. Sie sollte ver. fuchen, den durch die Nachkriegszeit und die Inflation in Gelbbe­drängnis gekommenen wissenschaftlichen Instituten eine Unterstüßung init Geld und Materialien zu gewähren. Weiter ist es ihre Aufgabe, die vom kaiserlichen Deutschland   versäumte friedliche Durchdringung der Welt mit den Ergebnissen deutschen   Forscherfleißes nachzuholen; also einen Versuch zu wagen, den Frankreich   schon vor dem Kriege mit feinen sogenannten Missions scientifiques, d. h. freie Lieferung aller Literatur einzelner Spezialgebiete, mit großem Geschic ver felgte. Während der Inflationszeit war für den deutschen Mediziner besonders die Unterhaltung der Versuchstiere sehr foftipielig, toftete doch ein Hund im Monat so viel, wie das Gehalt eines wissenschaft lichen ffiftenten ausmachte. Ferner war durch die rapide Geldent­mertung die Ergänzung und Wiederanschaffung des Instrumen­tariums vollkommen ausgeschloffen.

Nach Schilderung dieser Schwierigkeiten wendet sich Dr. Schreiber den einzelnen medizinischen Sonderfächern zu. Hier müssen mir bemängeln, daß für die einzelnen Gebiete für die soziale Hygiene verschwindend wenig geschehen ist.

Bei den Volksfeuchen werden nur rein bakteriologische Unter­fucjungen unterstüßt, also Forschungen, die in erster Linie nur einem fleinen Kreis von Erfranften zugute fommen fönnen, während gerade die vom sozialhygienischen Standpunkt wichtigsten Bezie hungen zwischen Krankheit und sozialer Lage, also die Boraus fegungen für die piel wichtigere vorbeugende Fürsorge, nicht in den Bereich der Untersuchungen gezogen werden. Wenn wir vom sozialistischen   Standpunkt die Leistungen der Notgemeinschaft hinsichtlich ihrer Förderung der Medizin betrachten, so müssen wir mancherlei bemängeln. Dankbarkeit ist eine schöne Tugend, daß aber gerade die Großindustriellen Karl Duisberg, Starl Friedrich v. Siemens, Florian Klöckner  , diese Nußnießer der Bolts­ausbeutung durch die Inflation, wegen des entgegengebrachten Inter effes die gespendeten Summen werden schamhaft verschwiegen als Wohltäter der Wissenschaft gepriesen werden, ist reichlich de placiert. Gerade durch die Intensivierung der Wirtschaft, d. h. burch rüdsichtslosestes Einspannen aller Forschungsergebnisse in den Dienst des Kapitalismus, werden digje proßen Bermögen erworben. Wenn folche Leute Paten der Notgemeinschaft find, so ist zu verstehen, daß die Hauptaufgaben der jozialen Hygiene feine Unterſtügung finden tönnen, bie fich mit der Erforschung der tieferen Beziehungen zwischen

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In den Räumen der Berliner   Universität wurde Montagmorgen die 2. Preußische polizeimissenschaftliche Woche er öffnet. Es zeugt von dem Wissensdrang, der innerhalb der Polizei­beamtenschaft herrscht, daß etwa 600 Teilnehmer aus ganz Preußen erschienen waren. Aus der geschickt zusammengestellten Bortragsfolge, zu der die Akademie namhafte Staatsrechtler gewonnen hat, sind be fonders folgende Themen erwähnenswert: Dr. Abegg, Ministerial­direktor im Preußischen Ministerium des Innern, über" Lehren aus dem Entwicklungsgange Friedrichs des Großen und Napoleons   für die heutige Zeit", Dr. Drews, Staatsminister a. D.: Das Wesen der Polizei", Dr. Fald, Ministerialdirektor: Disziplinarrecht in Gegenwart und Zukunft", Professor Dr. Lassar: Tagesfragen des Polizeirechts" u. a.

Die Eröffnungsansprache hielt der Staatsminister a. D. Drews, Präsident der Verwaltungsafademie. Darauf ergriff der Minister des Innern Severing das Wort, und führte aus:

Wir leben in einer schweren Reit. Wenn ich dies fage, Jo fürchten Sie nicht, daß ich eine hohe Politif vortrage. Zuversichtlich hoffe ich, daß noch in diesem Jahre die Organisation der Polizei zur Ruhe tommen wird, und daß wir dann verstärtt an der inneren Durchbildung der Polizei arbeiten fönnen. Gelingt es dem Vertrage von Locarno Ruhe in Europa   zu schaffen, dann fönnen wir auch in Ruhe unsere Polizei durchbilden. Nun einige Worte zur Organisation der Polizei. Es ist eine betrübliche Tatsache, daß wir unsrer volle Souveränität noch immer nicht zurridgewonnen haben, sondern noch immer bis zu einem ge­wissen Grade auf die Beschlüsse der Alliierten angewiesen bzw. von diesen Beschlüssen abhängig sind. Dies trifft ganz besonders für die Organisation der Polizei zu. In den nächsten Tagen werden die Berhandlungen mit den Alliierten über die Organisation der Polizei

den Lebensbedingungen des Proletariats und feiner Ausbeutung durch den zehnstündigen Arbeitstag, der Unterernährung, der Ueber anstrengung der Jugendlichen und der Frauenarbeit befassen müssen. So wird der Wunsch von Prof. Kräpelin, mit Hilfe der Notgemein­schaft die Frage der verschiedenen Arbeits- und Entlohnungssysteme in ihren Einwirkungen auf den Arbeiter zu erforschen und unter fuchungen über Arbeitspausen anzustellen, bei solchen Gönnern  " ein frommer Wunsch bleiben. Eine wirkliche Förderung der sozialen Hygiene und diese kommt für uns Sozialisten heute an erster tann nur durch Schaffung von Lehrstühlen an Universitäten Stelle- tann nur durch Schaffung von Lehrstühlen an Univerſitäten geschehen. Wie es damit bestellt ist, beweist die Tatsache, daß es in ganze Lehr- und Forschungsbetrieb von dem Professor allein zu ganz Deutschland   nur ein Ordinariat in Berlin   gibt und daß der erledigen iſt.

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Wenn jetzt indessen die Professoren verfuchen, Beziehungen zwischen den Arbeitermassen und der Medizin zu knüpfen, fo werden ihre Bersuche fruchtlos bleiben. Denn das Proletariat hat noch nicht vergessen, daß von seiten der deutschen Aerzte, den sogenannten be rufenen Hütern der Boltsgesundheit", mit Ausnahme des Sozial demokratischen Aerztebundes, fein Brotest gegen die lebensver teuernden Schutzölle erfolgt ist. Das Broletariat weiß auch durch feine Bresse, daß nach den Beschlüssen des Leipziger Berbandes der deutschen   Aerzte die Aerzteschaft die Abschaffung des§ 218 bekämpft, eines Paragraphen, der jährlich Tausende von Proletarierfrauen als Opfer fordert. Es wäre die Aufgabe der deutschen Professoren, zuerst die Reaktion im eigenen Lager zu befämpfen. Erst dann fann eine Einheit zwischen Proletariat und Wissenschaft zustande tommen.

Die Boltsbühne im Radio. Im Berliner   Rundfunt fprach Sonntag abend Genosse Dr. S. Nest riepfe über Die Ideeber modernen Boltsbühne. In seiner Darstellung der Ent wicklung des Theaters vom Kult des Altertums zum Schaugeschäft der Gegenwart, vom Zuschauervolk der alten Zeit zum Amüsier publifum des heute ließ er die wirtschaftlichen Gründe dieser Ent sidlung nicht unerörtert. Er verlangte, daß zwischen dem Theater und den Zuschauern ein engeres Berhältnis hergestellt merde, das uns der alten Bedeutung des Theaters für den Boltsgeist wieder näherbringt, auf daß es Künder eines neuen Ethos werde. Diese neue Stellung dem Theater im öffentlichen Leben zu erringen, ist das Ziel der Voltsbühnenbewegung; sie erstrebt das Kulturtheater vom Fundament, d. h. vom Bublifum aus. Nestriepte forderte denn die uns Berliner   Bollsbühnenmitgliedern längst vertraute Werbe- und Organisationsarbeit der Volksbühnen, die jetzt in so viclen deutschen   Stadten als Besucherorganisationen am Werte sind, auch ohne schon eigene Häuser zu befizen. Er umriß die gegenseitige Einwirkung von Theaterleitung und Bublifum aufeinander in der Bollsbühne und schilderte die rasche Entwicklung der deutschen Bolts bühnenbewegung zur tulturellen Großmacht, die Bolksbildung und Theaterkultur bereits start gefördert hat. Restriepte unterließ nicht, den Unterschied darzulegen zwischen dem chriftlich- deutschen" Bühnenvollsband und dem Berband der freien Boltsbühnen, beijen Waimadht, der Berliner   Boltsbühne, E. V., der Schluß des gerade durch ruhige Sachlichkeit propagandistisch wirkungsvollen Vortrages gewidmet war. r. bn.

3um Abschluß gelangen. Ein wichtiger Buntt bei diesent Berhandlungen ist die eftfehung der Kopfzahl Ein ge ringer Abbau, besonders bei der Schußpolizei, wird sich taum um­gehen lassen. Dies ist aber fein Grund zu Befürchtungen für den einzelnen Beamten, denn es ist darunter fein Abbau des einzelnen Beamten zu verstehen, sondern man wird die Kopfzahl derart ver­ringern, daß man freiwerdende Fehlstellen streichen wird. Wenn mir aber einen Abbau vornehmen, dann kann man uns wohl auf­geben, die jetzige Kopfzahl der Polizei auf eine bestimmte Zahl zu verringern, nicht aber fann man uns verweigern, bie Qualität unserer Polizei zu verbessern. Hier müssen wir auf­bauen, müssen durch Qualität die Quantität ersehen. Hier müssen auch Sie eingreifen und helfen, die Polizei immer mehr durchzubilden, ausgehend von dem Grundfag, daß die Gewalt der Ber­nunft und die Menschlichkeit der Schußwaffe und dem Gummifnüppel voranzustellen ist."

Wer führt irre?

Der Putschift setzt sich aufs hohe Roß.

In seiner Landtagsrede vom 14. Oftober hatte Genoffe Gerering auf die Butschpläne der sog. Bateríändischen Verbände Hamburgs im Frühjahr 1923 hingewiesen und von den Dokumenten gesprochen, aus denen die Bürgerkriegsabsichten dieser Gesellschaft flar hervorgingen. Dazu erläßt mun ein Generalmajor a. D. Hellfrig, ein Führer der Hamburger Baterländischen", eine bochnäßige Erflärung, in der er sich darauf beruft, daß die damals verhafteten Persönlichkeiten nach richterlicher Bernehmung frei. gelassen wurden und daß der Oberreichsanwalt später des Verfahren wegen Geheimbündelei einstellte. Daher jeten die Angaben Severings cine 3rreführung der öffentlichen Meinung".

Wir sind dem Lotal- Anzeiger" dafür dankbar, daß er uns durch die Beröffentlichung dieser Erklärung Gelegenheit gibt, auf jene Dinge zurü zufommen, die leider viel zu schnell in Bergessenheit gereten find. Die Dokumente, auf die Genoffe Severing anspielte und deren Cristenz Herr Hellfriz dreift leugnet, sind seinerzeit zum erstenmal gelegentlich des Prozesses des Generals von Watter gegen ben Borwärts" im Juli 1923 vor Gericht verlesen worden. In einem Brief eines Obersten Freiherrn von Stoltenberg an den General von Watter, dessen Echtheit nicht bestritten wurde, fendern defen. Empfang Batter bestätigen mußte, heißt es:

Alle Verbände( Ehrhard, Baltifum, Stahl. helm, Oberland) in unserer Provinz haben sich General Sellfrig unbedingt zur Verfügung gestellt. Das gleiche hat auch der Niederdeutsche Heimatbund am 6. April getan. Die Schlußfizung, bei welcher General Hellfrig zugegen war, am 6. April 1923 ergab dann in Gegenwart von zwei Offizieren als Vertretern der Reichswehr   die unbedingte Unterstellung des Niederdeuschen Heimatbundes unter General   Sellfrig, den alleinigen Beauftragten der Reichswehr  , für Zwede militärischer Verwendung in Fällen innerer und außenpolitischer Cage. Die Finanzierung des Niederdeutschen Heimatbundes geschieht weiter nach Anweisung des Provinzialleiters. Die einzige Sorge, tah die Reichswehr   bei einem lediglich inneren Konflikt na ch lints rutschen tönnte, besteht für mich nicht, da in diesem ganz unmahrscheinlichen Fall General   Hellfrig wie alle Bater­ländischen Verbände nicht nur mitmachen würden, fondern, wenn erfolgreich, gegen die Reichswehr   mit der Waffe vorgehen würden. Mit treudeutschem Gruße

Oberst Freiherr von Stolkenberg.

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Diefer alieinige Beauftragte der( schwarzen) Reichswehr   in Hamburg   und Umgebung war also nach den Befundungen feiner engsten Mitarbeiter entschlossen, nicht nur gegen die Arbeiterschaft mit der Waffe vorzugehen, sondern sogar gegen die Reichs. why, falls diefe in einem von den VVB. hervorgerufenen Bürger erfaffung gestanden hätte. Und diefer felbe Halfilz, der segar frieg nach Irts rutschen" follte.- lies. treu zur republikanischen rit dem reibrecherischen Gedanken spielte, die ich marze Reichswehr   mit der Waffe gegen die iegale Reichs. to ehr marschieren zu lassen, wie man das wenige Monate später in Küstrin   erlebt hat, der wagt es heute, fich aufs hehe Roß zu sehen und den preußischen Minister des Innern der Jurefuhrung zu be.

zichtigen!

Wenn sich Herr Hellfrih unter folchen Umständen auf den Ober. reidheanwalt beruft, der trotz alledem das Berfahren einstellte, so ist das für ihn keine Entlastung.

Es ist höchstens eine Belastung für den Oberreichsanwalt!

Aschenbrödel." 3m Thalia Theater ist die Weihnachts fomödie eingezogen. Aschenbrödel", das unglückliche Kind in Sad und Afche, mit den fleinen Füßen, auf die nur die flein­ften Pantoffelchen passen, linsenlesend, erbfenzählend. Es spaziert piel Herzzerbrechen über die Bühne, viel fanftes Stöhnen macht sich aus gepreßtem Herzen Luft. Aber dann geht's um so lustiger zu, wenn Tüde und Hinterlift feige vor der Tugend fliehen, die geradenwegs vom Aschenherd kommt. Die böse Stiefmutter und bie schlimmen Töchter entweichen irgendwohin in die bunfle Nacht, und die nun zurückbleiben, die tonnen nach Herzenslust tanzen und luftig sein. Sie haben's verdient, weil es ihnen vorher fa Gut und Böse, auf Beiß und Schwarz gestellt, daß der Charakter lange Zeit schlecht gegangen ist. Die Aufführung ist so ganz auf bes Märchens, wie bei jeder Dramatisierung, arg zu leiden hat. Aber alles ist so prächtig und bunt, sehr viel Musit schmettert hinein, nur ein bißchen zu phantasielos für die Kinder, für die es doch eigentlich gemacht ift.

St.

er

Goldherstellung. Vor einiger Zeit erregten fenfationelle Nach richten über die fünstliche Goldherstellung im Laboratorium Professor Miethes das Intereffe der Deffentlichkeit. Jetzt erzählte Dr. Stammreich, der Affiftent des Gelehrten, in einem Vortrag über den Aufbau der Stoffe", ben er in der Humboldt. Hochschule hielt, einiges über das Wesen dieser Entdeckung. Er fagte, daß man eigentlich erst im Jahre 1913 die Be deutung der Elektrizität für das Wesen des Atoms flor  tannt hätte, indem man feststellte, daß das Atom eigentlich gar nichts anderes als eine Form der Elektrizität sei. Prof. Miethe, hätte nun mit seiner Arbeit das Biel verfolgt, Atome AU gerlegen refp. zu zertrümmern, also aus Quedfilberatomen Gold­atome zu machen, nachdem mit durch die Entdeckung des Radiums durch Madame Curie   bewiesen worden sei, daß die Unverwandelbarteit der Elemente nicht mehr fest stünde. Das Atom sei gewissermaßen teine Einheit, sondern es verfüge über einen Bau. Näheres über den Bau des Atomternes und über die mit ihm zusammenhängenden energetischen Borgänge wüßten wir freilich nicht und wenn das Rabium zerfiele, so wäre das eigentlich gegen jebe Theorie. Auch der sogenannte Rutherfordsche Atomzerfall hätte nicht viel Aufklärung geboten. Als es tatsächlich gelungen war, aus Qued fiber Gold zu machen, da hätten über den Vorgang im einzelnen auch nur Ber mutungen angestellt werden können. Man wüßte heute noch nicht einmal genau, wieviel Strom nötig fei, um aus einer be. stimmten Menge Quecksilber eine bestimmte Menge Goldes zu ge winnen, aber weil man nicht glaubt, daß fich andere Atomverbin dungen chemisch einfacher nachweisen laffen können, würde vorläufig weiter experimentiert werden.

ergo.

Erffe Tanzmatinee der Boltsbühne. In der erften diesjährigen Tanz matinee der Boltsbühne, die am Sonntag, ben 15. November, mittage 12 Uhr, im beater am Bülowplat stattfindet, wird die Tanzgruppe rumby unter Mitwirkung der Tanzgruppe alucca. Kompofitionen von Berthe Trumph, Bret Balucca, Rud. b. 2aban, Mary Bigman und Bere Storonell sur Aufführung bringen. Starten für Boltsbühnenmitglieder zum Preije von 1 Mart in den bekannten Berlaufstellen erhältlich.

Staatsoper. Generalmusikdiretor Rleiber wird auch die 3igeuner baron" Borstellung am Sonnabend, dem 7., im Opernhause dirigieren