Dkfz;p!knarverfahren gegen Dr. Iaenicke. Verweis und Geldstrafe. Za dem Disziplinarverfahrea gegen Dr. Zae nicke verkündete nach mehr als einstündiger Beratung der Vorsitzende folgenden Le- fchlujj der Reich-difziplinarlammer: Der Angeklagte ist des D i e a st. Vergehens schuldig und wird deshalb zu einem verweis tmd zu einer Geldstrafe in höhe von einem Drittel fÄns» monatlichen Diensteinkommens verurteilt. Außerdem hat er die baren Auslagen des Verfahrens zu tragen. * Der Attache im Auswärtigen Amt . Dr. I a e n i ck e, der Schwiegersohn des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert , hat sich heute vor der Reichsdisziplinarkammer in öffentlicher Derhandlung in einem von Stresemann gegen ihn eingeleiteten Disziplinarverfahren zu verantworten. Dos Verfahren gründet sich auf die Tatsach«, daß Dr. Jaenicke in das Fremden- buch des Hotels Pogano auf der Insel Capri im Mai dieses Jahres die Eintragung gemacht hat: .Mein lieber Herr Pagano! In Ihrem gemütlichen Haufe v e r- aast ich hier sogar, daß ein Hindenburg Präsident der Deut- sch-n Republik geworden ist. Dr. Jaenicke und Frau!' Im Anschluß an eine Dienstreise, die Dr. Jaenicke nach Italien gemacht hatte, hatte er sich mit seiner Gattin noch der Insel Capri begeben und auf Wunsch des Hotelwirts Pagano, einige Zeilen in das Gästebuch zu schreiben, machte er die Eintragung, die jetzt den Gegenstand des Verfahrens bildet. Ein Charlottenburger Beamter, der nach der Abreise Dr. Jaenickes da» Hotel Pagano bezog und im Fremdenbuch die Eintragung fand, schnitt das Blatt heraus und sandte es dem Auswärtigen Amt SU! Darauf verfügte Stresemann die Einleitung des Disziplinar- verfahren» gegen Dr. Jaenicke auf Entfernung au » dem Amt«. In der Reichsdisziplinarkammer Berlin I. die sich jetzt mit dem Fall zu beschäftigen, wird die öffentlich« Verhandlung von dem Senatspräsidenten am Kammergericht Dr. Grosmann geleitet. ZL» Beauftragter des Auswärtigen Amts wird Legations - rat Siedler die Anklage vertreten. Als Bertcidiger Dr. Jaenickes fungiert Justizrat Dr. Werthauer. Der Vorsitzende stellte zunächst fest, daß als geladener Zeuge der Skadlamtmann Oskar Arnoldt aus Charlottenburg er- schienen ist, der seinerzeit dieses Blatt des Gästebuches dem Aus- wärtigen Amt zugeschickt hatte. Hierauf äußerte sich Dr. Jaenicke zur Anklage. Auf Befragen des Senatspräsidenten Dr. Großmann gab Dr. Jaenicke die Richtigkeit der Eintragung zu. Vor f.: Wie erklären Sie sich dies« Eintragung? Aeußern Sie sich bitte über die Vorgeschichte, über den Zweck und darüber, welchen Sinn der Nebensatz haben soll.— Dr. Jaenicke: Ich habe die Eintragung morgens um Uhr sehr eilig gemacht, und nach«iner verhältnismäßig schlaflosen Nacht. Es sollte lediglich eine Danksagung für die Ga st freund- s ch a s t des Herrn Pagano sein. Es ist richtig, daß ich damals d i e n st l i ch in Mailand war und mich auf Erholungsurlaub auf Capri befand, um mich von den Anstrengungen der Messearbeit zu erholen. Ich kannte Herrn Pagano schon fest meiner Abituristen- zeit und ich stand ihm auch politisch nahe. Ich stand damals unter dem Eindruck der
niederträchtigen hetze. r*
der mein Schwiegervater zum Opfer gefallen
war. war
'.''Dazu kam der Ausgang der Reichspräsidentenwahl. Für mich es gleich, ob Iarres oder Hindenburg gewähll wurde, für mich war Marx der Kandidat des Rechtes, die übriaen aber K a n- didaten der Gewalt. Unter dem Eindruck, wl« gegen meinen Schwiegervater gehetzt worden war. unter dem Eindruck des Aus- ganges der Reichsvräsidentenwahl. brachte ich meine Sorge über die Konsequenzen der Wahl auch Herrn Pagano gegenük.r zum Ausdruck, mit dem ich oft politisierte. Herr Pagano beruhigte mich damit, daß es doch in Italien viel schlimmer sei als in Deutschland und er bat mich, die politischen Sorgenzu vergessen und mich fn der Natur zu erholen. Di« Eintragung war nur ein Dank dafür, daß er mich beruhigt hatte. Ich wollte damit ausdrücken:„Ich danke Ihnen, daß Sie mich vergessen ließen, daß nicht ein Marx, also ein Bertreter de» Rechtes. Reichspräsident ge. worden ist.' Ich habe mir nicht denken können, daß meine Ein- tragung in großen Kreisen bekannt würde und konnte mir nicht denken, daß sie durch eine Denunziation, indem das Natt herausgetrennt wurde, der Oeffentlichkeit mitgeteilt würde. Senatspräsident Dr. Großmann: Was war das für ein Buch? War es so ähnlich wie das„Brocken-Buch', in dem alle Gäste ihre Eindrücke wiedergeben? Dr. Jaenicke: Es war viel- leicht das, was man bei jungen Mädchen ein Poesiealbum nennt. Vors.: War es ein Gästebuch, wie es auch in deutschen Famllien üblich ist? Haben Sie in dem Buch geblättert? Dr. Jaenicke: Ich habe das Buch vorher nicht gekannt und auch nicht darin ye- blättert. Herr Pagano hatte mich schon am Abend um die Em- tragung gebeten, ich hatte sie aber abends vergessen und holte es morgens sehr schnell nach. Der Vorsitzende verlas sodann die Aus- sage der Frau Dr. Jaenicke, in der sie schildert, daß in dem Hotel Pagano zum großen Teil deutsch gesprochen wird, daß sich dort deutschen Zeitungen befinden, und daß da» ganze Haus rein deutsches Milieu trage, daß es also zu erklären sei, wenn man deutsche Gespräche über deutsche Derhästnisie führe. Bezüglich der Eintragung hgndele es sich um eine rein spontane Eingebung. Ihr Mann habe ihr auch nichts davon erzählt, obwohl'er wichtige An- gelcgenheiten mit chr bespräche. Frau Dr. Jaenicke schildert in der Aussage dann weiter, daß ihr Mann durch die politische Hetze gegen seinen Schwiegervater, den früheren Reichspräsidenten Eberl . sehr erregt gewesen sei, und daß er ihn sehr verehrte Den Plötz- l i ch e n Tod Eberls hätten sie all« als eine Folge der Hetz« im Magdeburger Prozeß und der Barmat-Angelegenhelt aufgesaßt. Dr. Jaenicke sei besorgt gewesen, daß nun auch durch den Ausgang der Reichspräsidentenwahl das politisch« Werk seines Schwieger. oaters vernichte! werde.— Der Vorsitzende fragte dann, ob er sich denken könne, wie Herr Pagano die Eintragung deuten würde, und ob er, Dr. Jaenicke, damit die Person Hindenburg » und sein« per- sönlichen Eigenschaften gemeint hob«.— Dr. Jaenicke: E» han- delte sich für mich nicht um Hindenburg als Persönlichkeit, fondern nur um ihn als Kandidaten der Rechtsparteien, also der staatsfeindlichen Parteien.— Bors.: Sie meinten damit also lediglich als Vertreter der rechtegsrichteten Partelen?— Dr. Ja«. nicke- Ja Deutlicher hätte ich mich ausgedrückt, wenn ich ge- schrieben hätte, daß nicht ein Marx oder ein Gothein. also ein Kandidat de« Rechtes gewähll worden sei.— Vors.: Sie empfinden also Marx als einen Vertreter des Rechts ge- d a n k e n s und Hindenburg als-inen Vertreter des Macht. gedankens?— Dies besaht Dr. Joenicke. Auf die wellere Frage des Vorsitzenden, ob ihm nicht zum Bewußtsein gekommen sei. daß die Emtrcmung auch anderen Gästen Pagonos, der doch als Hotelwirt mit Personen aller Richtungen gute Vekarmtsckast schließe, zu Augen kommen tonne, erklart Dr. Jaenicke:' Ich konnte nur annehmen, daß das Gesinnungsgenossen sein würden, denn Pagano vertrat ähnliche Anschauungen wie ich. 3m übrigen war er für mich nicht der Hotelwirt, sondern ein guter Freund. Die Eintragung erfolgte in letzter Minute und war nur «ine plötzliche Eingebung. .Zudcnstämmliag'— eine Beleidigung. Der sozialdemokratische Rechtsanwalt Dr. Steffen Kann ln Hanau, hatte in einem Prozeß vor dem Amtsgericht Bergen in seinem Plaidoyer den bekannten völkischen Agitator Rechtsanwalt Dr. Freisler-Kastel als Judenstämmling bezeichnet. Freister strengte deshalb«ine Be> leidiaungsklage an, in deren Verlauf Kann zu einer Geldstrafe von bO M. verurteilt wurde.
Der Prozeß öer Pstsöamer.
Was ist dos für ein Prozeß?! Eine Affäre der Potsdamer Klatschbasen, die Konversation aller besieren Feldwebelzirkel voni Hauptmann aufwärts, ein Kitzel für die verlogene Korrektheit der Soldatenstadt. Diese Gesichter im Zuschauerraum, voller Spannung, voller Initiative, wenn familiäre Intimitäten und die.damenfreund- schaftlichen' Neigungen Hefters, des Don Juans vom Typ der be- tränten Gartenlaube, blond und voll näsenlnder Milltärdisziplin, behandelt werden, teilnahmslos, wenn das Ohr des Gerichts sachlich- puristischer Aufklärung gehört. In den Blicken dieser besseren„Bürger der Residenz' steckt sehr viel Bosheit, fast ebensoviel wie kleinstädtisch« Beschränktheit. Sagen wir es doch osfen: Was hat das Berliner Volk mit dem Prozeß dieser schauspielernden Gräfin zu tun? Wenn der Gras Bothmer den Fall seiner Frau behandelt, erschüttert sich die Seele des Schmocks programmäßig und nach Zeilen aufs tiefste. Da sieht man Tränen, die geweint wurden, da sieht man Berg« von Leid, weil die lüsterne Brutalität des Spießers Abendunterhaltung haben will. Diese Gräfin mit ihren Luxustoiletten, ihren Autospritztouren. ihren angeblichen Liebhabern, was hat sie mit den dringenden Problemen der Zeit, mll der Tragik und der Rot unseres Lebens gemein?„Lululachen' hat kürzlich ein feuilletonistischer Berliner Gerichtskorrespondent die wenig sinnvollen Heiterkeitsausbrüch« der an- getlagten Dame hinter der Barriere genannt. Dies Lululachen jedoch — es muh gesagt werden— ist nicht einmal mehr auf dem Theater oon Interesie, geschweige denn im Leben. Diese naivst« aller Lulus ist, wie der Gatte betont«,„leichtlebige Rheinländerin', die im lächer- lichen Tand eines genußsüchtigen Leben» ertrank, aber selbst im Untergehen noch heitere Spaße macht. Vielleicht, wahrscheinlich so- gar. ist die immer bewegllche. sehr ungeniert« Clinor v. Bothmer sympathischer als zene verstaubten Gamaschenknöpfe mit den Krieg s- artikeln in den Gliedern und dem wohlgeordneten Schubfach im Ge- Hirn— die jetzt an Hand ihres lokalen Leibblättchens in die Töpfe des gräflichen Nachbarn hineinschnüffeln.— Sicherlich wirkt sie ange- nehmer als jene dicke,' borniert« Bürgersfrau, die, die Hand am schwerhörigen Ohr, die Sensation dieses Prozesses gierig in sich auf- saugt. Wellfreinde Spießbürger, mit den, ganzen uferlosen Selbst- bewußtsein begabt, die aus der Schwäch« tramphaft«in« Tugend macht— das sind unser« Potsdamer und ebenso ist.ihr Prozeh'. vie heutige verhanülung. Gegen MIO Uhr wird die Verhandlung gegen die Gräfin v. Bothmer wieder eröffnet. Als sie die Treppe zur Zelle hinaus- geführt wird, lacht die Angeklagte wieder über das ganze Gesicht und wundert sich darüber zu dem Justizwachtmeister hin, daß der Hof so voller Menschen ist..Interessiert man sich so für mich?" fragt die Gräfin kokett. Verärgert sitzt die Angeklagte im Saal, denn ihre Verteidiger haben für sie noch Hochwichtiges zu erledigen: die Gräfin kam gestern damit hervor, daß sie sich in gesegneten Um- ständen befinde. Beim Ausruf der Zeugen stört man, daß zum heutigen Termin der Polizei stob oon Potsdam, an der Spitze Kriminoloberkommisiar Steinhauer, vernommen werden. Die katholischen Geistlichen werden aus Dienstag nachmittag 3 Uhr geladen. Man rechnet damit, daß noch die ganze nächste Woche ver- Handell wird. Während der Verhandlung wird sin Schriftstück verlesen, in dem eine Frau Bergenthal mitteill, daß sich die Gräfin im Jahre 1924?? Mark und ein« goldene Uhr von ihr geliehen halle. Vis heut« wartet Frau B. vergebens auf Rückgabe. Präsident Ollo
Rieck kennt die Familie Dochmer feit 1998. Der Verkehr. beiden Familien war sehr rege und intim. Kein Tag war ver- gangen, wo die Gräfin nicht in der Wohnung des Präsidenten war. In jeder Geselljchoft führte die Gräfin das Wort. Sie sei äußerst intelligent und nach Meinung des Präsidenten schr Hills- c bereit. Die Wohnungsaufsicht Hot er der Gräfin nicht übertragen, sondern er hat die Schlüssel seiner Wohnung nur für eventuelle Wassorbrüche usw. abgegeben. Die Aufwärterin Waduro sollte die Aufsicht führen. Am 28. August kehrte der Präsident zurück und fand nun seine ausgeplündert« Wohnung. Die Vermutung, daß die Gräsin gestohlen, erregt den Zeugen aufs höchste. Der Frau Wodura stellt der Präsident da» best« Zeugnis aus. Die Angeklagte nahm zu all diesen Vorgängen folgende Stellung dem Präsidenten gegenüber ein: Jnbezug aus die Teppiche meinte sie:.Opa, ich habe oon einem Optanten zwei Teppiche gekauft, die sahen beinahe aus wie Deine.' Aus Mitleid will die Gräfin noch mehr von dem Optanten gekauft haben. Am 39. September erschien die Gräfin bei Rieck mit dem katholischen Geistlichen. »Es lrilk jetzt eine Wendung ein." meinte damals Herr Pfarrer Warncke,„der Dieb wird wohl jetzt gefunden werden'. Darauf begaben sich olle zum HeiligenSee, wo das Silber gefunden wurde. Die Tochter des Präsi- denten hat dort das Paket entdeckt. Dabei fiel die Gräfin in Ohn- macht. Der Zeuge ist sofort zum Grasen ins Kronkenhaus gegangen und hat ihm den Fund gemeldet. Für alle im Gerichiesaal mutet das alle» wie«in Filmroman an. Manchmal, wenn der alt« 81jährige Präsident nicht mehr wester weiß, sieht er hilflos zu der Angeklagten hin, die ihm süß zulächelt. Der Präsident muß zugeben, daß er an der Gräfin doch manchmal stutzig geworden ist. Vorsitzender: Es ist in Ihrem Haufe schon einmal Geld weg- gekommen? Präsident: Die Gräfin und ihre Nicht« Ellinor waren zu der Zest bei uns. Es war heiß und ich hatte meine West« m>t Geld ins Eßzimmer gelegt. Da mußte die Gräfin plötzlich zur Toi- lett« und da rief die Ellinor:„Tante Mieze, was mach st Du da im Eßzimmer?' Die Gräfin rief damals lachend:..Ich war doch nicht im Eßzimmer.' Beim Abschied sagte die Gräfin: .Minder die Entreetür steht ja auf.' Nach der Abrechnung fehllen dann dem Präsidenten nach einigen Togen 199 M. Wo die hinge- kommen sind, weiß der Zeuge nicht.„Ich habe oft die Angeklagt« mit Geld ausgeholfen und Halle ich nichts, half die Gräfin m> r au»."' Die Angeklagte, immer mehr in die Enge getrieben, erzählt plötzlich dem Gericht von häufigen Ohnmachtsanfällen, die sie gehobt hätte, und die eine Folge einer von ihr ausgeführten Rettungsaktion sein sollen. Sie läßt sich das vom Präsidenten bestätigen. Vors.: Haben Sie die R e t t u n g s m e d a i l l e? A n g e k l.: Ja,«in Herr aus Berlin hat sie mir überreicht mit einem Diplom. Vors.: Ein Herr aus Berlin ? Die Nachsorschungen sind jetzt darüber im Gange, es ist aber merkwürdig, daß das gerettete Kind gar nickt ermittelt worden ist. In geradezu gehässiger Weise ergeht sich Frau von Bothmer gegen die Potsdamer Polizei. Sie ist von der fixen Idee befallen, daß die Polizei sie vernichten will. Die gräfliche Angeklagte fürchtet offenbar nichts so sehr als den Augenblick, in welchem die Potsdamer Kriminalbeamten ver- Nammen werden sollen. Vors.: Herr Präsident, es sind der Polizei hier Vorwürfe gemacht worden, daß sie unrichtige Feststellungen ge- macht hätte. Wissen Sie etwas persönlich davon? Zeuae- Dar- auf muß ich mich erst besinnen. Zeuge Landrat Rieck. ein > Sohn de» Präsidenten, hat keinen Verdacht gegen die Angeklagte.
Einschränkung öer Räumungsklagen: Vor einiger Zest berichteten wir über dte stark« Vermehrung der Räumungsklagen und Räumungsurtelle in Groß-Verstn. Dos Amtsgericht Lichtenberg arbeitet in dieser Hinsicht nach einer sozialeren Auffassung. Sein Geltungsbereich liegt in einer sehr dicht bevölkerten, hauptsächlich von Lrbestern bewohnten Gegend. Auch hier werden sehr zahlreiche Räumungsklagen ange- strengt, aber das Amtsgericht prüft jeden Fall äußerst genau und ist immer mehr geneigt, durch Ablehnung des Räumungsvsrlangens die Räumungsklagen einzuschränken, jedenfalls den vielen söge- nannten Belästigungsklagen nur stattzugeben, wenn eine Kette sehr erheblicher Ungehörigteiten des Mieters feststellbar fft. Im völligem Gegensatz hierzu steht die Rechtssprechung des Amtsgericht Neukölln. Dieses sieht«in« Belästigung schon als vorliegend an, wenn Mieter in den: Glauben, es könne gegen sie nichts unternommen werden, die lausende Monatsmiete frühestens vier Wochen nach den Fälligksststags zahlen. Aus dein gesetzlichen Begriff der Mietschuld wird dann also der Begriff der Belästigung wegen Zurückhaltens der Miete konstruiert, wodurch schon viel« Mieter des Amtegerichtsbezirkes Neukölln ihre Wohnung verloren haben._ Die neue Berliner EiSarena. Der Berliner Schlittschuhklub und die Berliner S p o r t p a l a st- A.> G. veronstolteten gestern eine Besichtigung des nahezu opllendeten Umbaues im Sportpalast, der in kurzer Zest seiner neuen Bestimmung als Eis-Arena, Rad- rennbahn. Boxring und Tanzsaol übergeben werde» wird. Der Umbau der großen Halle, der nach dem Entwurf Oskar Kausfmanns vollzogen wird, hat bereits derartige Fortschritt« gemacht, daß schon der Rahmen erkennbar ist, in dem sich die großen Sportereignisie des kommenden Winters abspielen werden. Vom Erdgeschoß aus führen an den Sesten vier geschwungene Treypen zum ersten Rang, der durch Einbau zahlreicher neuer Logenpläge völlig umgestallet ist. Der ganze Riesenraum hat eine neu« warni« Farbenausstattung erhasten, die Decke ist schattiert vom zarten Gelb bis zum ttefften Orange und Rot. Die Brüstungen haben stilisierten Schmuck durch Sportfiguren in Reliefform erhasten. Das Kasino im ersten Stock soll zu einem intimen Festsaal ausgebaut werden, im Zwischenstock werden für die Eislaufvereinigungen Klubräume ge- schaffen. Der Einbau de? Fußbodenbelags über der Eisfläch« für die Veranstaltung von Boxkämpfen, Sechstagerennen usw. kann im Zeitraum von 18 Stunden vesp. mst Ausstellung der Radrennbahn innerhalb oon drei Tagen erfolgen.
dieser Abend, daß die Pflege de» Volkstanzes wie auch fies Volk?« liebes eine notwendige Kiilturaukgah« der heranwachsenden Jugend ist. Wie Kirchensteuern eingezogen werde«. Di« Kirche ist bekanntlich in der Wahl ihrer Mittel noch me- mals prüde gewesen. Dieser Tag« ließ der Gemeindekirchenrat von Stralau an sämuiche Hausreiniger des Ortes quartgroß« Zettel mit der Weisung verteilen, dieie Zettel in den Hau-kluren anzu- schlagen. Auf den Zetteln stand, wann und wo die Kirchensteüei: zu zahlen ist. Die Hausbesitzer oder Verwalter waren gar nicht gefragt worden, ab sie zu solchem Zettelankleben ihre Zustimmung geben. Die Zettel wurden daher größtenteils nickt anaeklebt, dr Hausflure kein Ort für kirchliche Anzeigen find. Wenn solches he- queme und bill'ge Rezept, Steuern und Gebühren eimutrsiben, auch andere Organs befolgen wollten, würden die Hausflur« bald wie Litfaßsäulen aussehen. Die Kirche soll lieber daraus achten. daß nicht immer wieder Personen, die längst au» der Landeskirche ausgeschieden sind, zu den Kirchensteuern herangezogen werden.
Volkstanzfest. Immer weiter« Kreise zieht heute die Jugendbewegung, die im Grunde nicht» weiter ist als«in gesunder Protest gegen die Me- chanisterung und Verflachung des. gegenwärtigen Lebens. Man will zurück zu den Quellen de» Lebens, zur Natur, man sucht in Lied und Tanz Anknüpfungen an vergangene Zellen, die naturhaster und erdverbundener waren als die Gegenwart. Und diese Bewegung ist aus einem großen Gemeinschaftsgefühl erwachsen, nur dadurch, daß diese jungen Menschen wissen, daß sie in ihrem Denken und Fühlen eine Gemeinschaft bilden, gelingen ihnen die allen Volkstänze, er« wachen die asten Bolkslieoer bei ihnen zu neuem Leben. Auch
.. Tänze nicht den jungen.., lich aufgepfropst worden sind, sondern daß sie ihr Erlebnis bilden. daß sie einen echten Ausdruck ihres Lebensgefühls bedeuten. Für einen Außenstehenden wirkt es zuerst merkwürdig, wenn hier mit Begeisterung Polka und Rheinländer getanzt werden, aber allmäh- lich fühlt man. daß hier überhaupt ein anderer Lebensrhythmuz schlägt, daß hier ein starker Wille lebt, die Gegenwart zu verein- jachen und von der Gefühlsseite zu oertiesen. Wiederum zeigte
Ter Preisaushang für Brot. Die Polizeiverordnung vom 4. November 1025 über den Aushang der Preise und des Gewichts des zum Verkauf gestellten ortsüblichen Roggsngraubrotes, Weißbrotes und der Schrippen tritt am Montag, den 9. November, mit dem Erscheinen der Sonderausgabe des Änitsbkattes der Regierung Potsdam und der Stadt Berlin in Kraft.
Die Kriegsopfer zu den..Revlenerhähuagea'. Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebensn. Ortsgruppe Neukölln. Geschäftsstelle Donaustraße Nr. 128, Abteilung 14, veranstaltete kürzlich eine öff-ntlich« Versammlung aller Kriexiopfer. in welcher M e i n h o l d- Zwickau über das Thema: „Wir wollen nicht vergessen werden' referierte. Dos Referat wurde mst großer Zustimmung aufgenommen und folgende Resolution an, genomiu- n:„Die Kriegsopfer des 14. Verwaltungsbezirkes stellen mit Entrüstung fest, daß durch die 3. Novelle ziun NVÄ. die Leicht« beschädigten und erwerbsfähigen Hinterbiedenen nur auf Kosten ihrer schwerbeschädigten Kameraden und erwerbsunfähigen Hinter- bliebenen ein« gering« Rentenerhöhnng erhalten haben und die wichtigsten Forderungen der Organisation unberücksichtigt geblieben sind. Sle fordern vom Reichstag, daß er bei seinem Zusan.men- tritt sofort die Verhandlungen wieder aufnimmt und die Anträge der Organisation erfüllt.' Lou-llnsall. Aus einem Neubau in der Zimmerstraße stützk« der dort beschäftigte 24 Jahr« alt« Schlosier Paul H a a ck, Schön- hauser Allee 194 wohnhaft, aus der ersten Etage fn den Fahr- stuhlschacht hinab. Dem Verunglückten wurde aus der nahe- liegenden Rettungsstelle in der Kommandantenstraßs erste Hilf« zu- teil, wo eine Hüftverletzung und starte Hautabjchürsungsn fsstgesielst wurden. Don hier tonnte H. in sein« Wohnung transportievt werden. Zprechchor für Proleiattsche?eierst>n>dev. Die Ordner der Proletoriichen Feierstunden Kesten sich Sonntag früh um S>/, Uhr im©rohen Sckäu- spielhau«. Um pünktliches Erscheinen wird gebeten. ES findet«ine Do>. besprechung statt.__ Gesckästlicbe Mitteilungen. Sa» oUbttamtf« iUafhea* au* Sirle», Moabit . Zumftr.«, beginnt am Montag, den 9. Rovember, wie alljährlich, mit dem WeidnoKtoooroerlaus. De » bentigen GeldoerbSItnissln Rechnung tränend, find oan» besonder» vorteil» baft« Llialitätsanoedo'e in 14 Abteilungen bereitqeiiellt, die schau jegt»ine oitnitig« Selegenbeit«um Sinkauf vraltischer ffesiaeschenke bieten. Moni--- Dienetag unb Mittwoch erhält ieder ttunb« beim Einkauf von Ib M. ah e vornehm yeholten«» Majolika-Tablett mit Nickelraird und-griff«rati».