Einzelbild herunterladen
 
  
Sie wollen keine Reformen. Sondern beharre« ans dem alten Kurs. Die Mitteilungen desReichsdienst der deutschen Presse", ddsj man in den Kreisen des Rumpskabinetts an eine Reihe von notwendigen Reformen denke, werden bestritten. Weder auf dem Gebiet der Sozial- und Steuerpolitik, noch auf dem Gebiet der Beamtenbesoldung habe die Regierung Reformen in der vom Reichsdienst der deutschen   Presse an» gedeuteten Richtung in Aussicht genommen. Dies Dementi ist«in polirisches Armutszeugnis ersten Ranges. Auch nach dem Ausscheiden der Deutschnationalen steht das Rumpfkabinett noch durchaus unter dem Einfluß des reaktionären deutschnationalen Willens. Besonders blamabel ist dabei das Folgende: Der Reichsdienst der deutschen   Presse hatte mitgeteilt, daß die Regierung die ge- samtc Handelspolitik künftig auf der Basis einer ziel- bewußten Exportförderung fortführen werde. Damit ist es also auch nichts, sondern es bleibt bei der unmöglichen Handelspolitik, die der deutschen   Wirtschaft eine Reihe von Zollkriegen eingebracht haben. Da, Rumpf- kabinett sieht also seine Aufgabe nach wie vor darin, auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet in Deutschland   möglichst viel zu ruinieren._
yelfferich und tzttferömg. Eine Erfindung. Im Novemberheft derDeutschen Rundschau" wird ein Kapitel aus einem im Druck befindlichen Buch von Karl v. Lumm.Karl Helfferich   als Wöhrungspolitiker und Ge- lehrter" veröffentlicht, in dem die Behauptung aufgestellt wird. Helfferich habe in einer Besprechung mit Reichefinanz- minister Dr. Hilferding am 18. August Hilferding   gegenüber folgenden Sag gesprochen: ..Herr Minister, Sie sangen Ihr« Amtsgeschäste mit einem Bankrott des Reiches an. Ich warne Sie, an» dem einfachen Bankrott einen betrügerischen Bankrott zu machen. DerLokal-Anzeiger" beeilt sich, diesen Satz wiederzu- geben, um die dcutschnationale Parteilegende damit aufzu- frischen, daß Helfferich der Vater der Rcntenmark sei. Wie uns aus sicherster Quelle mitgeteilt wird, ist dieser Satz frei erfunden. 5) e l f f e r i ch konnte ihn nickt gebrauchen, weil er selbst vom Ernst der Finanzlage nicht unterrichtet war und erst von H i l f e r d i n g ins Bild gesetzt werden mußte. Er hatte angenommen, daß 3lZY Millionen Goldmark aus seinem Währungsprojekt genügen würden, um den Dantrott zu liquidieren, während, wie sich herausgestellt hat, 1,2 Milliarden Goldmark knapp ausgereicht haben. Als ihm der Finanzminister Hilferding Einsicht in das Budget gab. war er ebenso konstexniert wie die Kabinettsmitglieder. die dem früheren Cuno-Ministerium angehört hatten.
Oer tzer? Staötamtmann. Ei« Nachtrag zum Verfahren gegen Dr. Jaenicke. Im Disziplinarversahren gegen D r. Iaenicke, dem Schmie- gersohn Eberts, wurde der einzig« Zeuge Stadtamtmonn A r n o l d t aus Charlottenburg   vernommen. Cr bekundet«, daß er bei seinem Cintreffen im Hotel Pagano die deutschen   Eäst« in großer Em- pörung wegen einer Eintragung de» Schwiegersohne« de» ver- itorbenen Reichspräsidenten gefunden habe. Man wollte die Sache den deutschen   Zeitungen zuleiten. Darauf habe er, der Zeug«, eigenmächtig und ohne Befragen de» Wirte, jene» Blatt au, dem Buch herausgerissen und es später dem Auswärtigen Amt   zugestellt. Diese Handlung ist für einen Beamten mindesten» eigenartig. Er hat sich einer Sachbeschädigung, sogar»ine, Eigentumsdelikte» schuldig gemacht, um eine Denunziation bewerkstelligen zu kännen. Da» ist wohl der ideale Typ eine» Beamten, wie er der Rechtspresse vorschwebt, die über das Urteil der Vlsziplintammer, und versteht sich, über I a« n t ck e herfällt. Am liebsten hätte sie
gesehen,«enn Saeni ck« durch den Spruch der Diszipllnkammer als Beamter für immer unmöglich gemocht worden wäre. Die Deutsche Tageszeitung" überschlägt sich geradezu, sie nennt das Urteil«in Tendenzurteil, das einer weiteren Beschimpfung des Reichspräsidenten   gleichkäme. Diese Hetze richtet sich gegen die republikanischen Be> a m t e n. Sie wird betrieben von einer Presie. die für Beamte wie N e h r I n g lstbevolle» Verständnis Hot, für den Disziplin- verstoß eines republikanischen Beamten ober nach drakonischen Strafen ruft._ der Zwiespalt im Zentrum. vuSeinandersetztutge« t« Westfalen  . Münster   l w 7. November.(Eigener Bericht.) Di« Lorberei- tungen zu den Prooinziallandtags- und Kreistags« wählen haben im westfälischen Zentrum zu heftigen Auseinandersetzungen geführt. Di« Zenlrumspartei steht hier bekanntlich unter starkem agrarischen Einfluß, der sich in poli- tischer Beziehung vollkommen reaktionär auswirkt. Antirepubli- kann und ausgesprochene Monarchisten beherrschen stellenweise das Feld. Als sie überall oersuchten, bei der Aufstellung der Ka n d i- daten ausschließlich die reaktionär« Richtung zur Gellung kommen zu lassen, wehrte sich der republikanisch-demokratisch gesinnte Teil der im Industriegebiet wohnenden Zentrumsmitglieder mit aller Entschiedenheit, ohne daß«» ihm gelungen wäre, sich wesenllich durchzusetzen. Infolgedessen sind die aussichtsreichen Stellen«ine» großen Teil» der Wahllisten mit Oekonomieräten, Großbauern und rechtseingestellten höheren Beamten besetzt worden. Die Empörung innerhalb der republikanisch gesinnien Zentrums- anhänger ist sehr groß. Man erwartet, daß sich ihre Vergewaltigung bei den Wahlen zu Ungunsten des Zentrums auswirken wird.
Kein Sozialabbau in Preußen. Konferenz der preußischen Landesdirektoren im Wohlfahrtsministerium. Auf Einladung de» Preußischen Minister» für Bolkswohlsahrt fand am Freitag im Wohlsahrtsministerium eine Konferenz der Landesdirektoren der preußischen Provinzen und ihrer Sachbear- heiter statt. Zur Beratung standen insbesondere die Fragen der Durchführung der Tuberkulosefürsorge und der K r ü p- pelfürsorg«. Die Aussprache mit den berufenen Bertretern der Provinzen hatte den Zweck, unmittelbar au» dem prakttschen Leben heraus ein Bild über die bisherige Durchführung und über die künftige Anwendung der genannten Gesetze zu gewinnen. Dieses Bild wurde vermtttelt durch die Referat« der Vertreter der R Heinprovinz und Niederschlesiens   und in wertosller Weif« durch die sich anschließend« Aussprache ergänzt. Bei der Besprechung der Tuberkulosebekämpfung er- gab sich als lettender Gesichtspunkt, daß bei aller Pflicht zur Spar- samteit angesichts der Not de« Lölkes vorhanden« Wohl- fahrtseinrichtungennichtabgebaut werden können und daß man daher.danach streben mllsie, durch eine rationell« Zusammen. sossung aller Kräfte mit denselben Mitteln Besseres zu erreichen. Da- bei fanden die Richtlinien der Provinz Grenzmark allseitige Zu- stimmung, die auf eine Zusammenfassung aller beteiligten öffentlichen und privaten Organisationen in eine Arbeitsgemeinschaft abzielen.!Zm wetteren Lerlauf« der Perhandlungen wurden auch die Grundzüg« de» geplante» Irren- g e s« tz e» besprochen und Uebereinstimmung zwischen den An- schauungen der Provinzen und de» Wohlsahrtsministerium» fest­gestellt.
Immunität nach Reichstagsauflösung. Beschluß des RechtsauSschusses. Der RechtSauSschuß de« Rcichjtag« beschäftigte sich am Sonnabend zunächst mit der Frage der Immunität derjenigen Abgeordneten, die nach Ablauf der Legidlaturperiobe oder nach Auf« lösung de» Reichstag» einem dir Zwischen ausschüsse(Au»- Wärtiger Ausschuß und Ausschuß zur Wahrung der Recht« der DolkS-
als man dachte, ist in die Dichtung Hebbels übergegangen, und Selbstverräterei übt er besonders, wenn Holoferyes monologisch redet. Die Zwiesprache zwischen dem Assyrier und der hebräilchen Judith wird dann weiter zum Zeugnis dessen,«a» Hebbel   der Frau zuzumuten wagte. War es ein Traum, war es seine Erfahrung, daß die Frauen sich in Haß, der mtt Begierde glühend durchtränkt war, zu seinen Füßen winden sollten? Der sexuelle Phantast tobte sich mit Bergnüglichtelt aus. Dielleicht hat er selber gefürchtet, daß er bei all diesem grausamen Spiel einmal den Kopf werde lassen müssen, wie es dem Holofernes auch zustieß. Es ist bestimmt wahr. daß dieser junge Hebbel, der dieJudith" dichtete, in sehr verworrene Frauenschicksale«ivgekettet war und den Untergang sehr nahe über seinem Scheitel sah. Alle Frauen hätte er dulden können, nur kein Kätzchen. Aber Ellen Widmann  , die an der Volksbühnen die Judith spielte, um später weiter spielen zu dürfen, verirrte sich vollkommen in die Meinung, daß Judith ein Kätzchen sei. Sie führte, da sie als Besessene zu Halo- fernes kam, eher ein Licbesgeschnurre auf als die tragische Wirrnis, in die sie geraten muß. Dabei widerspricht solches Spiel eigentlich der Nottir der Künstlerin, die mtt einem bersdtfamen Kopfe, durch­aus leidenschaftlichen Augen und einem schönem Munde begabt ist. Diesem Munde«ntströntt«in« dunkle, schwere Stimme. Der Stimme wird es schwer, gefühlvoll oder zärtlich zu sein. Sie ist dem Getra- genen eher gewachsen als dem Fröhlichen. So kommt es wohl auch. daß Ellen Widmann   sich im Ton« oergreift, wenn die unklaren Ge- fühle des Grauens und der Ueberschwenglichkeit auszudrücken sind. Hier wäre noch viel Studium notwendig. Doch der Regisseur darf nicht entschuldigt werden, daß er seine Künstlerin so ratlos zwischen den Stimmungen hsrumtaurneln ließ. Herr R e u h, der den Holo. fernes spielle, vermied die Gedankentiefe, Verfinsterung. Sein Holo- fernes war mir ein Bluthund, der geil wird und darum sehr bald In da» Todesnetz gerät. Aber der Hebbelsch« Howfernes ist eben auch der Grübler, der gewaltig in sich hinein sinkt und dem Untergang verfällt, weil er eimnal schwächer ist al» seine riesige Ruhmsucht. Vielleicht darf Holofernes nicht der athletische Muskelfpieler sein, al» den Herr Zdeuß ihn auffaßt«. Vielleicht muß er nur sein der Tyrann. den die Nachtgestatten nicht schlafen lassen und der die Wctt zer- stören möchte und der die Götter anpettscht, weil er selbst ein Gott sein will. Hebbel   deutet das gleich am Anfang des Stücke» an, da Holofernes gelobt, den Nebukadnezar übermächtig zu machen, um die Macht de» Uebermächtigen dann selber an sich zu bringen. Das sind alles nusstisch« Züge, da» sind alles ungeheuer kam- plizierte Probleme, denen Hebbel   sich mtt Inbrunst unterwarf. Auch im Theater darf diese blühende Äeistigkeit nicht allzu arg durch Theattalik banalisiert werden. Max Hochdorf.  
varletö-Abend im Oesstngthealer..Die grün« Flöte." Wie lange ist es her, daß wir sie zum erstenmal sahen, dies« schwarz- goldene Symphonie in Samt und Bronze, dieses flammende, färben- jubelnde, chinesische Rokokomärchen? Zehn Jahre? Ein Menschen- alter? Jedenfalls war es!n der vorwigmanschen Urzeit des Tanzes. Damals schien die Rcinhardtsch« Tanzpaittomime Epoche zu machen. Heut«, wo eine..Internationale Patomlmen- Gesellschaft' sie im Lessingtheoter auferstehen laßt, er- kennen wir, daß es kein« Epoche, daß es nur«ine Episode war.
Vertretung gegenüber der Reichsregierung) angehöre», nnd»ahm einen Antrag an. durch den die Immunität dieser Ausschußmitglieder für die Zwischenzeit sichergestellt wird. Zum Strafoerfahien gegen Kußmann knoll Beschwerden gegen de« Slwnestiebeschlnß. In dem Strafverfahren gegen jinoll und Kußmann ist da« Schöffengericht von Amt» wegen, nicht etwa, wie teilweise vermutet worden zu sein scheint, aus irgend ein« Anregung de» Justizministerium» in eine Prüfung der Frage eingetreten, ob die Preußische Amnestieverordnung anzuwenden sei. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, wird die Staatsanwaltschaft gegen den Amnestiebeschluß Beschwerde einlegen. Luch die Verteidigung will Beschwerde einlegen.___ Zrantreichs Sanierungsversuche. Kopfsteuer und Vermögensabgabe. Paris  , 7. November.  (Eigener Drahtbericht.) Die mtt großer Spannung erwarteten und am Sonnabend der Oeffenttichkett unter- bretteten Finanzvorlogen stellen zwar nicht, wie man erwartet hatte. beretts ein endgültig abgeschlossenes S a n i e r u n g s p r o g r a m m dar, enthalten aber zweisellos dessen Kernstücke, nämlich die an- gekündigte Schaffung einer Kasse zur Amortisierung der schwebenden Schuld und die zu ihrer Dotierung in Aussicht genommenen neuen Steuerquellen. Als solche sind vor- gesehen zunächst eine von der Gesamthett der Steuerzahler aus die Dauer von 1t Iahren zu erhebende Personal st euer in Höhe von 20 Frank jährlich. Es ist das eine rohe Kopfsteuer, die ohne Unterschied und ohne Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit des einzelnen von dem kleinen Lohn- und Eehaltscmpfäntzcr in gleicher Höhe wie vom Muttimillionär erhoben werden soll. Dieser Plan ist geradezu ein Hohn auf die elementarsten Prinzipien steuer- licher Demokratie und Gerechtigkeit. Die zwette bedeutsamere Borlage enthätt die angekündigte E r- fassung desReichtums in allen seinen Formen". Diese Wgab« ist als außerordentliche und einmalige gedacht, was jedoch keineswegs bedeutet, daß sie auf einmal zu entrichten ist. Es wird vielmehr jedem Steuerzahler onheimgesteltt, sich ihrer in Form einer einmaligen Zahlung mit entsprechender Ermäßigung oder in 3 oder 1t Jahresraten zu entledigen. Die Form der Abgabe ist sehr kompliziert, da für jede Art von Dermögensbesitz eine besondere Art der Veranlagung und Erhebung vorgesehen ist. Für den bebauten und unbebauten Grundbesitz beträgt die Abgabe 130 Proz. de» zur Grundsteuer für das Jahr 1926 veranlagten Jahreseinkommens. Für die Unternehmungen von Handel und Industrie soll die Abgabe 80 Proz. de» im Durchschnitt der letzten drei Jahre veranlagten Betriebsgewinns betragen. Dia Unternehmungen de» Bergbous sollen zu einer jährlichen Abgab« in Höh« von 5 Proz. de» Betriebsüberschusses herangezogen werden. Für den mobilen Dermögensbesitz in- oder ausländischer Natur beträgt die Abgab« 15 Proz. de» efsettiven Werte«, zahlbar in 1t Jahresraten unter den gleichen Bedingungen wie die Einkom- mensteuer. Einkommen au» Gehältern» Pensionen, Lcbensrenten usw. unterliegen ebenfalls der Abgabe, soweit sie den Betrag von 60 000 Frank(etwa 8500 M) jährlich übe'» steigen. Di« Abgabe beträgt 3 Proz. für Einkommen von 60 000100 000 Frank. 4 Proz. von 100000�.200 000 Frank und S Proz. für Einkommen über 200 000 Frank. Aller unproduktive Aermögensbesitz von Privatpersonen und Gesellschaften, insbe- sonder« Mobiliar, Gold- und Eilberwaren, Schmucksachen. Anti. guttäten, Bilder und Sammlungen unterliegen, soweit ihr Wert insgesamt den Bettag von 50 000 Frank übersteigt, einer Steuer von 8 Proz. In der Finanzkommission haben die Dorlagen sowohl auf der Rechten wie vor allem bei den Abgeordneten der Linken schärfste Kritik erfahren. Die Aussichten für ihr« Annahme werden außerordentlich skeptisch beurteilt. Für die Sozialisten hat der Ab­geordnete Dincent Auriol beretts einen Gegenvorschlag«ingebracht, der die Schaffung einer einheitlichen Abgab« auf alle Vermögens- werte fordert.
Ein Umweg, ein Irrweg. DI« Entwicklung geht auf ander« Ziele. Auf eine szenische Kunst, die Farbsormen und Töne zu einheitlichen rhythmischen Organismen zusammenschließt. Wa» hier gegeben wird, ist stilistert« Schauspielerei mtt Tanzeinlagen. Ein Zwitter- gebilde, das nur mtt Hilf« des gedruckten Programms verstanden wird, nicht, wie das moderne deutsche Tanzdrama, unvermittett zur Seele dringt. Optische Orgien, die die äußeren Sinne beschäftigen. Amüsierkunst, Zerstreuungskunst. Dariet4. Don den drei vonto- mimischen Einaktern, die den Abend einleiteten, zeigten zwei den- selben Charakter: dt« technisch virtuose Marionettenparodie.Dos Leben hängt an einem Faden" und die Dexierszenc .Spiegelbild". Der dritte, das Straßenbild.Broadway", war stilistisch einheitlicher. Der Rhythmus der Bewegung und der suggestiven Musik gingen gut zusammen. Aber die Wirkung litt unter choreographifcher Phantasiearmut und Monotonie. Träger der Hauptpartten: Katta Sterna  , dl« die settene Fähigkeit besitzt, hohlen Ballettformen persönliche Ausdruckskraft zu gebe". ihr« jugendlich-anmutige, tänzerisch noch unfertige Schwester Maria S o l v e g und Ernst Matrey, stark in der Groteske. I. S. Kaiser» Zudlkh Komädi«. Bei der gestrigen Erstaufführung von Georg KaisersJüdischer Witwe' im Theater am Schiffbauerdamm wäre«e beinahe zu einem frisch-fromm- fröhlichen Theaterskandal gekommen. Man pfiff bei offener Szene. Beim Fallen des Dorhonges kämpften Rufe der Empörung und der begeisterter Zustimmung um die Uebermacht. ein äußeres Zeichen dafür, daß es sich um eine künstlerisch bemerkenswerte Angelegen- heit handelt. Kaiser hat in seiner.Lüdischen Witwe' die biblisch« Iudith-iiegende jeglichen Schimmer» von Pathetit entkleidet und sie mtt grimmigem Humor und glitzerndem Geist in seinem Sinne umgemooell. Karl Heinz Martin   verlieh der Komödie in seiner bizarr schimmernden Inszenierung dramatische Bewegtheit. lieber die imerejsante Ausführung und dl« entzückend« Gestaltung?- kraft der Hauptdarstellerin Else Eckersberg   soll am Montag noch ausführlicher gesprochen werden. Dgr.
Staatsoper. In der beutige«.TamchZuser'-Aufführung fingt Barbara K« m p die Parti  « der Elisabeth. Paul Casflrer erötznet am S. ein« SonderauSltellmig.Sanbschaitev von O S t a r Kokoschka  -, die zum erstenmal den Künftler al» Land- IchasiSmaler von den Bniingen seine» Schaffen» bi»»u den Schöpsungen de» letzten Jahre» au» Südsrankreich, Spanien   und Holland   umfallend vor- tührt. Auch die Mutten haben ihren Besitz an Koloschka-Landschaslen sür diese Schau zur Verfügung gestellt. .Zaag« Lichter»ar dt« Jroutl- Montag, den 9., abend« 8 Uhr. Lande». bau». Mattbäikirchftr. zoiSl. zweiter Abend.-AlionS Paquet Sprecher: Erna Feld. Fra  », Sonrad Hoesert. Mittler: Leo Hirsch  . Zutritt t o st e n I o». TNvseum für Aleer«, binde. Am 10. Nov., abend» 8 Uhr. spricht Pros. Dr. I a e l« l über.DieSinttlut unddieLrcheNoah-.(Vit Lichtbildern.) Karten sind täglich und am Vortragscbind im Museum sür Meer«»künde. Seorgenstr. SS/SS. zu erhalten. Mufltabend der Kovembergrupp«. Da» nächste Konzert der November. gruppe iindel am 13. im neuen Arotrian-Stetnweg-Saal, Belleuueftr. 14, statt, vier Werte der Drager Komponisten B. Martin». ft. Armann. K. B. Jira! und E. Schulhoff   gelangen zur Uraussllhruilg durch da« Novak-Fvank-Ouartett, Prag  .
November. TSoa Hans Heinrich Strätner. Bon durchgeistigten Farben des Herbstes waren alle Dinge umhaucht und große versonnene Augen ruhten über der Landschaft. Gab mich den Tagen hin mit Nerven, wie Eominerfäden, die zucken und knistern und zittern, wenn sern«in Vogel   krächzt, ein Blatt vom Baume sich löst, in herbstlich herber Lust durchsomtte Gedanken hängen. Mein Kind, wir gehen durchs falb« Laub. Leise singt es sein Totenlied. Es stimmt schwermüttg. Dein Lachen ist eingeschlummert. Dort löst sich das letzte Blatt vom Baum. Es fällt, taumelt in bleichen Sonnenhänden, jetzt müde aufleuchtend, jetzt Im Baumschatten ver- glühend. Herber rauschen die Blätter, schwerer drückt da» Wetter. Du fühlst den Schaum de» Bergehen«, die du katim da» Wunder des Werdens ahnst. Kahle Birkenzweig« ranken in Sonn«, in untergehend«. Rocht- wind trägt herbe Klänge in rätselhaften Händen, entführt sie un- gelöst, im falben Laiibe raschelnd. Wir stehen einsam, rätselbang. !!»» ist so weh, so seltsam weh im ungelösten Schwelgen. Die bunte Pracht de» Herbste» löst der Nordwind. Durch die i'lattentblößten Bäume rückt die Weit« näher, wir gehen durch» salb« Laub, olles nüchtern überdenkend ohne Leidenichast. in Traum- Müdigkeit. Vom stahlliarten Blau des Himmels hebt sich.unser Leben nur schwach ab, wie«in müder Sommervogel.... Wenn Sturm losbricht, stehen wir fest, Bruder Mensch, wie die »otzigen kahlen Bäume. Mögen dann die Kinderträum« von uns abfallen wie Blätter des lauen Lenze». Wir sind auf harten Grund gepflanzt, hart geworden in Fronarbeit, aber nicht lebensschwach und unfroh, denn über unserem Leben steht eine Idee, für die«» sich lohnt, alle Kräfte einzusetzen. Im Novembersiurm 1918 pflanzten wir da» Banner der neuen Zeit, im Novembersturm 1926 halten wir es hoch! Volksbühne. Judith" von Hebbel  . Regie Fritz Holl  . Iudüh, die auszieht, um dem Assyrier Holofernes den Kopf abzuschlagen, war gewiß eine Besessene. Der Kamps, in den ihre sinne geraten, sst nur d'e reale Erregung de? armen Weibes, das ihr Land retten möchte. Hebbel   wollte die heroische Empfindung und die sexuell« Trance durcheinander mischen. Sein erstes Stück war dieseI u d! t h'. Er zählte noch nicht dreißig Jahr«, aber die Frauen hatten seinen Weg vielfach gekreuzt, oder vielmehr, er botte sich ihnen leidenschasttich entgegengestellt. Und in ihm selber iebie ein gut Teil von dem Temperament de» Holofernes, der kall  - Hütig zuschauen kann, wenn die Frauen sich vor seinen Augen um» bringen. Aue   Dokumenten, die bisher nicht sehr zugänglich waren. wurde eben diese raffinierte Menscheufresserei, der Hebbel von Jugend n»f bis in lein« späten Tage huldigte, enthüllt. Biel   mehr