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noch einmal zu kämpfen fommen, nachdem ber berüchtigte Rapitän| Ehrhardt über Portal IV die alte Reichsmarineflagge aufgezogen hatte. Nein, es war feine Kleinigkeit, aus der 3mingburg von ehedem ein Haus zu machen, das nach Bedeutung und Inhalt der deutschen Republik und ihrem schwarzrotgoldenen Banner würdig ist. Endlich für's Volk!

Wer heute aus sentimentalen oder rein sensationellen Gründen das für jedermann täglich zugängliche Berliner   Schloß besucht, tommt im Hinblick auf seine Motive nicht auf die Kosten. Tatsäch lich besuchen große Schichten der Bevölkerung nur aus Neugier und Lust am Intimen das Schloß. Als einmal bei einer Führung in fachlicher Weise an den Deckenkompofitionen Andreas Schlüters die Entwicklung des Barockstils erklärt wurde, unterbrach eine Dame mit dem Ruf Wann kommt denn endlich das Schlafzimmer ihrer Majestäten?!" Auf eine negative Antwort hin entfernte sich diese Besucherin und nicht einmal allein. Eine Mahnung an alle be­teiligten amtlichen Stellen, erst recht sachlich, ernst und ohne jede politische Mentalität zu verfahren. Die Zugänglichmachung der Wohnräume, die verwaltungstechnisch möglich und finanziell natür lich günstig wäre, ist durchaus unratsam; übrigens würden hier gegen sowohl Rechts- als auch Linksparteien protestieren. Dafür muß etwas geschehen gegen die heute übliche Art und Weise der Führungen, obwohl auf diesem Gebiet durch die Ausweisung allzu feichter" Ciceroni" bereits Fortschritte gemacht wurden. Selbst aus­ländische Blätter machten sich luftig über den Führer, der in einem Zimmer erklärte hier pflegte der Kaiser mit Hindenburg   und Ludendorff Kegel zu schieben". Aber der Saz Wenn Martin Luther  (!) unter diesen Kronleuchter trat, tat er jedesmal den Aus­spruch: Hier stehe ich, ich tann nicht anders.. steht auch nicht gerade auf höherem Niveau. Wenn schon Führungen notwendig find, dann ist Sachlichkeit und Schlichtheit auf dem Parkett des Berliner   Schlosses, das den meisten Deutschen   heute noch heißer Boden" ist, unbedingt notwendig. Das Schloß ist heute ein Museum das vergessen die Führer, viele übrigens ficher unbe­wußt; das vergikt auch das Publikum zu off. In nicht immer glücklicher Weise, aber aus durch Plazmangel erklärlichen Gründen, find in glänzender Belichtung in den meisten Prunfräumen die toftbaren Schäße aus dem früheren Kunstgewerbemuseum in der Brinz- Albrecht- Straße untergebracht worden. Geschichtlich ist hier bei interessant, daß der ursprüngliche Bestand des Kunstgewerbe­museums, die alte furfürstliche Kunstkammer, bis vor zweihundert Jahren im Schloß untergebracht war; jezt erst finden die Schäke wieder verdiente Beachtung. Bom fünstlerischen Standpunkt ist noch sehr erstrebenswert, daß das Schlütersche Treppenhaus im großen Schlüterhof, und der Schlüterhof selbst zum Schloßmuseum hinzubezogen werden, und den Ein- und Ausgang bilden zu den Paradefammern, zu denen sie von Schlüter einheitlich komponiert worden sind. Was ist nun heute zu sehen? Im Obergeschoß der Weiße Saal, die 1707 von Eosander   erbaute und 1914 von Ihne erneuerte Gobelin- Galerie mit einer schönen Gläsersammlung aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, die Menge jener von Schlüter prunt­voll ausgestatteter Fefträume, die vor allem repräsentativen meden dienten, dann der Riftersaal, eine Uhren-, Fayencen- und Majoliten­fammlung, Kunstgewerbe der Neuzeit, italienische Bilder, chinesische Wunderlichkeiten und viel foftbares Porzellan. Das Erdgeschoß enthält die Rofofozimmer und in seinen Sammlungen herliche Stücke aus Gotik und Renaissance; von der alten Innendekoration und Architektur ist seit der Renovierung von 1892 leider nichts erhalten. Im Mittelgeschoß sind Schöpfungen aus der französischen   Renaissance­und Barockzeit, aus dem deutschen   Barock, aus der süddeutschen Gotik untergebracht; zu bewundern ist hier ferner die Flucht der Königskammern", eine Offenbarung der klassizistischen Raumkunst. Was für ein schönes Symbol aber wäre es, wenn der berühmte Weiße Sa a l", in dem der Kaiser die Kriegserklärung an Frankreich   verlesen hat, für staatliche Feierlichkeiten oder Fest versammlungen von fultureller Bedeutung, für große Konzerte usw. verwandt werden würde! Die afuftische Eignung ist schon erwiesen, und das herrliche Vorbild des venezia­nischen Dogenpalastes anläßlich des diesjährigen Internationalen Mufiffeftes" follte anspornen.

Nun ist also das Berliner   Schloß, die alte 3wingburg, mit ihren großen Schäßen ein wirklicher Kulturbau geworden, ein aus des Boltes" soll es bleiben und in noch stärferem Maße werden. Der Schlüterhof, der einftmals sogar von einer Straße durch zogen wurde, ist von Wilhelm II.   am Tage feiner Thronbesteigung für die Deffentlichkeit gesperrt worden. Demnächst soll er wieder eröffnet werden. Aber niemals wieder geschlossen! Dem Bolt die Straße frei! das ist die Forderung des 9. November.

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Wilhelm der Unvergängliche.

Was im fiebenten Jahre der Republit noch möglich ist! Seit sieben Jahren haben wir die Republik  . Seit sieben Jahren tämpfen wir Republikaner um die Beseitigung der alten Schul bücher, die von Kriegsverherrlichung und Hohenzollernbeweih räucherung erfüllt sind. Wie wenig auf diesem Gebiet bisher erreicht worden ist, weiß jeder, der als Lehrender im Dienste der Schule steht. Das weiß auch jeder Vater und jede Mutter, die noch Kinder in die Schule schicken und sich um die ihren Kindern aufgenötigte Geistestost fümmern. Was im siebenten Jahre der Republik   besonders auf höheren Schulen noch möglich ist, zeigt ein Lehrbuch, das in Ober: schöneweide immer noch benutzt wird.

Das von Professor P. Beer verfaßte Uebungsbuch zu D. Sandens Deutscher Sprachlehre für höhere Schulen erzählt in der achten Auflage, die im Jahre 1925(!) erschienen ist, an vielen Stellen noch vom Kaiser, im befonderen von Kaiser Wilhelm II.  , Don Wilhelm als Brinz, weiter von Residenzstädten, von Königreichen, Herzog tümern, Fürstentümern. Wir erfahren aus diesem

aller

der widerwärtigen Hohenzollernbeweihraucherung den Schulen fern. gehalten werden müssen. Einem Wilhelm II.   wird verständnis­volles Eingehen auf die Eigenart der verschiedenen Bölker Europas  " nachgesagt. Wie wirkt das heute, wo wir den durch sein Bramar­basieren und Säbelraffeln mit heraufbeschworenen Krieg hinter uns haben! Es ist doch eine Dreiftigteit, in einer Republik  den Schulkindern noch ein derartiges Buch in die Wer kann sich da noch über die Gesinnung Hände zu geben. wundern, von der die höhere Schuljugend erfüllt ist, und über die von den Monarchisten mit Beifall aufgenommenen Ausschreitungen, durch die sie immer wieder so unliebjam von sich reden macht! Wir fordern, daß die Schulaufsichtsbehörde, ohne zu fäumen, die Weiterbenugung dieses Lehrbuches verbietet.

Der Bothmer- Prozeß in Potsdam  .

Der Zeuge Stange soll ein Geständnis abgelegt haben. Gegen 2 Uhr nachmittags wird es merkwürdig unruhig in dem großen Gerichtssaal. Justizbeamte laufen zum Staatsanwalt, zum Vorfizenden. Und um 2 Uhr 10 verbreitet sich wie ein Lauffeuer das Gerücht im Saal, daß Stange ein Geständnis abgelegt haben soll. Schwarz auf weiß soll er es gegeben haben, daß ihn die Gräfin für 80 Mark und einige Liföre und Zigarren dazu ver­leitet haben soll, die Schuld des Polziner Diebstahls auf fich 3 nehmen und einen Meineid zu leisten. Ist es nur ein Gerücht oder ist es Wahrheit?

Als der Gerichtshof wieder den Saal betritt, spricht alles schon dom Geständnis des Hausdieners Stange. Das Gesicht der Gräfin deutet auf Ernstes hin. Der schwarze Mantel zugeknöpft bis unter das Kinn. Seitdem Hefter als Zeuge beurlaubt ist, hat die Gräfin aufgehört fofett zu sein, hat aufgehört zu scherzen. Der Andrang ist ungeheuer geworden. 3wei fleine Knaben, neun- und vierzehnjährig, die Söhne der Angeklagten, werden vernommen. Statt der Sensation gab es etwas sehr Ernstes. Der fleine Junge plapperte dahin, spielte dabei harmlos mit dem Schreibzeug des Borsigenden und konnte nicht den kleinsten Mosaikstein bringen für das Ganze. Auch der Bierzehnjährige wußte nichts. Gerichtsvoll­zieher Kahle aus Potsdam   hat einen Pfändungsauftrag am 30. Juni für den Grafen Ludwig v. Bothmer gehabt. Er betrug 299 Mart für Schulden der Gräfin in Berlin  . Der Ge­richtsvollzieher erhielt die Summe. Nächster Zeuge ist Geheimer Bostrat Köhler, Wohnungsnachbar des Präsidenten Ried. Am 15. August bemerkte dieser Zeuge, daß sich an der Bräsidentenwoh­nung vor der Tür etwas bewegte. Es war eine Dame von etwa 60-70 Jahren. Schwerfällig ging sie wieder von dannen. Bald darauf wurde der Diebstahl bekannt. Sie hatte aber mit ihm nicht das geringste zu tun. Und dann immer mehr Zeugen, die aber nichts befunden können.

Gegen 6 Uhr find sämtliche Prozeßbeteiligten reichlich erschöpft und der Vorsitzende vertagt die Verhandlung auf Mon= tag 9 Uhr 15. In den Straßen von Potsdam   reißt man sich um die Blätter mit dicen Ueberschriften, die bereits das Geständnis Stanges veröffentlichen, trotzdem er noch gar nicht vernommen ist. Botsdam hat seine dice Sensation und die Spießer freuen sich schon auf Montag.

Eine seltsame Explosion.

Das

Die Berliner   Unfallchronit ist durch einen nicht alltäglichen Vorfall in Neukölln bereichert worden. In der Leisingstraße 30 explodierte infolge von Ile berbizung und Gasanfamm­lung ein Dampfbadofen der Bäderei von Kummer. Schaufenster des Bäckerladens flog auf die Straße, ein aufällig vorübergebendes 12jähriges Mädchen erlitt Schnittwunden durch Glassplitter. Auf der Nettungswache wurde das Mädchen ver­Bunden. Die Feuerwehr beseitigte weitere Gefahren.

Das Rundfunkprogramm.

Sonntag, den 8. November.

weidet seine Herde

9 Uhr vorm.: Morgenfeier. 1. Präludium( Paul Schmidt, am Harmonium). 2. c) Massenet  : Elegie. b) Padre Martini- Kreisler: Andantino( Lisa Haupt- Heckenbach, Violine; Paul Schmidt. Har­monium). 3. Bibelrezitation( Bibelsprecher Johannes Schulzke). 4. Händel  : Rezitativ und Arioso: Die Schmach bricht ihm das Herz, aus Messias  "( Martha Oldenburg. Sopran; am Flügel: Erwin Hansche). 5. Ansprache des Herrn Pfarrer Thiel vom Ver­band Deutscher   Diakonissenmutterhäuser. 6. Händel  : Arie: Er Flügel: Erwin Hansche). 7. Thome: Andante religioso( Lisa Messias"( Martha Oldenburg; am Haupt- Heckenbach und Paul Schmidt). 8. Schlußchoral( Paul Schmidt, Harmonium). 12 Uhr mittags: Die Stunde der Lebenden. 1. K. B. Jirak: Streichquartett C- Moll in einem Satz. 2. M. Ravel  : Streichquartett, Alegro moderato Assez vif, très rhythmé Très lente Vif et agité( van Laar- Quartett. Louis van Laar, 1. Violine; Hans Ortleb, 2 Violine; Manuel Steuer, Bratsche Ernst Silberstein. Cello). 2.30 Uhr nachm.: Schachfunk für An­fänger( E. Nebermann). 3 Uhr nachm.: Hans- Bredow- Schule ( Bildungskurse). Abteilung Landwirtschaft. Privatdozent Dr.

-w

. Falck: Die Fütterung des Rindes". 3.30 Uhr nachm.:.Funk­heinzelmann im Schlaraffenland". von Hans Bodenstedt  . Erzählt der Berliner   Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauff­vom Funkheinzelmann. 4.30-6 Uhr nachm.: Nachmittagskonzert man, unter Mitwirkung von Max Kuttner  , Tenor. 7.15 Uhr abends: Personenverzeichnis und Inhaltsangabe zu der Uebertragung aus der Staatsoper. 7.30 Uhr abends: Uebertragung der Staatsoper. Spielzeit 1925/26. 6. Uebertragung. Tiefland, Musikdrama in einem Vorspiel und zwei Akten. Musik von Eugen d'Albert  . Personen: Sebastiano, ein reicher Grundbesitzer; Tommaso, der Aelteste der Gemeinde; Moruccio, Mühlknecht; Martha; Pedro, ein Hirt; Nando, ein Hirt; Pepa; Antonia; Nuri. Ort: Hochalpe schließend: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeit­der Pyrenäen   und spanisches Tiefland_von Katalonien  . An­ansage, Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater- und Filmdienst.

10.30-12 Uhr abends: Tanzmusik.

Königswusterhausen  , Sonntag, den 8. November.

Jdealbibliotheken.

Die Ausstellung: Das deutsche Buch.

Am Sonnabend mittag wurde die von der Lessing Hoch schule in Gemeinschaft mit den maßgebenden buchhändle= rischen Verbänden ins Leben gerufene Ausstellung Das deutsche Buch" Berlin   1925 im Hause Merkur  , Kochstraße 6/7, in Anwesenheit zahlreicher Vertreter von Reichs- und Staatsbehörden eröffnet. In seinen Begrüßungsworten verwies Dr. Lewin von der Lessing- Hochschule  , der Leiter der Ausstellung, auf die entschei­dende Bedeutung des Buches für alle Menschwerdung. Nach ihm sprach für den Buchhandel Dr. Georg Paetel. Geheimrat Dr. W. Waehold ergriff das Wort für den am Erscheinen verhinderten Kultusminister. Er behandelte in ansprechender Weise das gegen das vorige Jahrhundert völlig gewandelte Verhältnis des modernen Menschen zum Buch und bedauerte, daß oft vergessen werde, neben den Wegen zu Kraft und Schönheit auch die Pfade zu wandeln, die zu Geist und Wissen führen. Die Ausstellung ist aber, wie der sich anschließende Rundgang bewies, durchaus geeignet, dem Buche wieder neue Freunde zuzuführen; sie ist reichhaltig und im großen und ganzen vollwertig beschickt. Die privatwirtschaftliche Methode, die Stände nach Verlegern aufzubauen, wurde zwar noch nicht völlig aufgegeben, aber doch schon in ihrer Kraßheit stark gemildert; daß an Ort und Stelle fein Berkauf stattfindet, ist allerdings Vorteil und Nachteil zugleich. In einer ganzen Reihe von Einzelzimmern werden, nach psychologischen und soziologischen Gesichtspunkten zusammen. gestellt, de albibliothefen" gezeigt: man sieht in architet tonisch und malerisch sehr geschmadvoll ausgestatteten Räumen die Bücherei des Kindes, der jungen Mutter, des Studenten( leider heißt sie treffend die erhungerte Bibliothet"), des Arbeiters, des Wander­vogels, des Kunstfreundes, des jungen Mädchens, des Europäers und, was sehr michtig zu sein scheint, des M. d. R. Das ist natürlich alles ein bißchen willkürlich zusammengestellt, trotzdem wird mancher selbstredend mertvolle Anregungen empfangen und sein Wissen ums Buch bereichern; als Ordner" waren für jede Abteilung namhafte Fachleute am Wert. Oft wird's freilich beim Wissen bleiben: die Bücher mögen relativ billig sein, wie die Verleger behaupten, im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen sind sie es jedenfalls nicht, und selbst das sich vom- Munde- absparen" ist gar nicht mal immer eine einfache Sache. So war es geradezu symbolisch, daß die Bücher­zusammenstellung des Arbeiters die Werke von Politikern, Wirt schaftlern in erster Linie und Schöngeistiges in zweiter Linie, nicht fertig geworden ist. Die Ausstellung ist bis zum 23. November täglich von 11-9 Uhr geöffnet, ihr Besuch empfehlenswert.

Tagung der Kriminalbeamten.

Am Freitag und Sonnabend fand im Lehrervereinshaus am Alexanderplatz   eine Tagung der Vereinigung höherer Kriminalbeamten Preußens statt. Während der erste Tag der Erledigung interner Angelegenheiten diente, fanden am Sonn­abend Vorträge statt, die darüber hinaus Interesse erweckten. Der frühere Chef der politischen Polizei, Regierungsdirektor Dr. Weiß, eröffnete die Reihe mit einem Referat über die Landeskriminal­polizei. Er führte darin ungefähr aus: Die Kriminalpolizei ist bis­her örtlich organisiert gewejen, ihre Machtbefugnis endete an der territorialen Genze des Drtes. Besonders erschwerend blieb dieser Umstand auf dem Lande, da es dort keine qualifizierte Kriminal­polizei gab. Die Arbeit der Kriminalpolizei litt darunter, da keine einheitliche Organisation vorhanden war. Deshalb war die Schaffung der Landeskriminalpolizei eine dringende Notwendigkeit. Augen­blicklich sind in Deutschland 22Landeskriminalpolizeistellen vorhanden über einen Regierungsbezirt, andere über ganze Provinzen. Dieser von völlig verschiedener Ausdehnung. Manche erstrecken sich nur Zustand ist wenig ideal. Ist der Kreis zu groß, so tommen die Aufklärungsbeamten zu spät am Tatort an und die Nachforschung wird unnötig verzögert. Der Wirkungskreis der Landeskriminal polizei erstreckt sich auf alle Straftaten, die die öffentliche Sicherheit beeinträchtigen. Die Ortspolizei ist angewiesen, bei diesen Straf­taten sich augenblicklich an die Landeskriminalpolizei zu wenden, meistens tut sie dies allerdings nicht, weil sie eine Unterordnung fürchtet. Ohne Antrag darf die Landeskriminalpolizei nicht ein­fchreiten, Antragsteller können allerdings auch der Staatsanwalt und der Regierungspräsident sein. Ein neues Gesetz, das noch der Ber  abschiedung harrt, sieht eine grundlegende Regelung dieser Fragen

Dor.

Es folgte darauf ein ausgezeichnetes Referat des Berliner  . Bolizei- Bizepräsidenten Friedensburg über Polizei und fiaatsordnende Tätigkeit mit den Ansprüchen des wirtschaftlichen Wirtschaft", das sich mit den Schwierigkeiten befaßte, die polizeiliche, Menschen in Einklang zu bringen. Medizinalrat Dr. Place? sd, loß Die Vortragsreihe mit dem Referat Der Phantasie- Lügne:", das die Psychologie der Zeugenaussage behandelte.

Bor Beginn der gestrigen Beratungen der Bereinigung der höheren Kriminalbeamten Preußens ergriff Ministerialdirektor Dr. Abegg, der Schöpfer und Organisator der Schußpolizei, das Wort zu einer Begrüßungsrede, in der er nach einer Mahnung zum Zusammenschluß aller Polizeibeamten, damit sie auch nach außen hin ein Bild vollkommener Einigkeit und Einheit darstellten, u. a. ausführte: Wenn er auch die wirtschaftliche Not der Polizeibeamten­schaft anerkenne, so hätten unter den mißlichen Verhältnissen doch alle Volksschichten mehr oder weniger zu leiden. Der auf der Elber­ felder   Tagung des Verbandes der Polizeibeamten Breußens aus­gedrückte Wunsch nach heraushebung der Polizeibeam fenschaft aus der bestehenden Besoldungsord nung und Schaffung einer Besoldung auf neuer Basis habe im Landtage allgemeines Berständnis gefunden, und es stehe zu hoffen, Nachdem Dr. Abegg noch auf die Berliner   Polizeiausstellung im daß hierin bald grundlegende Aenderungen eintreten. September und Oktober 1926 hingewiesen hatte, die gegenüber den fleinen Versuchen in Zoppot   und Karlsruhe   ein großes Bild der gesamten Polizeiorganisation geben soll, schloß er mit den Worten: ,, Denken Sie an das, was bisher erreicht ist; denken Sie an die bei den Bolfsvertretern und in der Deffentlichkeit haben! In diesem Sinne bin ich der festen lleberzeugung von Ihrer glücklichen Zu­tunft."

neuesten Schulbuch, daß noch der Kaiser regiert, noch Kaiserfelder- Langer, Sopran; Otto Hutschenreuter, Cello; Hans Matthies, 3iele, die vor uns stehen; denken Sie an die Sympathien, die Sie

Wilhelm herrscht, noch Wilhelm II.   unser" Kaijer ist. Da wird gefragt, wo unser Kaiser gern seine Erholung sucht oder, wohin die Soldaten auf den Ruf des Kaisers ziehen. Die Antwort, die der Schüler in einem ganzen Sag geben soll, lautet: Unser Kaiser sucht gern seine Erholung auf der Jagd und: Die Soldaten ziehen auf den Ruf des Kaisers in den Krieg. Um den Bau eines einfachen Sages zu lehren, findet der Herr Professor fein anderes Beispiel als: Unser Kaiser heißt Wilhelm. Immer wieder begegnet man Gazz­beispielen, aus denen uns Wilhelm als der anscheinend Unvergängliche entgegenstrahlt. Wir lefen da: Die Eltern des jungen Brinzen schickten den Sohn zur Ausbildung auf das Gym nasium zu Kaffel."" Nach einem zweijährigen Universitätsstudium in Bonn   widmete der fünftige Kaiser des Deutschen Reiches seine Beit mit großem Eifer der Ausbildung im Heeresdienst und in allen Zweigen der Landesverwaltung."" Unser Kaiser übernahm die Re­gierung nach dem Tode seines Vaters, des Kaisers Friedrich, im Alter von 29 Jahren." Der jugendliche Herrscher schenkte nach dem Regierungsantritt seinem Bolte in weiser Fürsorge segensreiche Ge­fezze über die Wohlfahrt der Arbeiterbevölkerung." Wilhelm, der zweite Herrscher dieses Namens auf Deutschlands   Kaiserthron, ſtellte meitschauenden Blickes neben das gewaltige Landheer zum Schutze des ständig wachsenden Handels eine mächtige Flotte." Der un ermüdlich tätige Herrscher diente lange Zeit hindurch der Erhaltung des Friedens der Welt durch verständnisvolles Eingehen auf die Eigenart der verschiedenen Bölker Europas  ." Troßdem blieb zu feinem Schmerze der furchtbarste Krieg dem deutschen Bolte nicht erspart." Wo immer Deutsche   wohnen, begeht man des Kaisers Geburtstag."

So steht's noch in dem Schulbuch von 1925! Bei F. Hirt in Breslau   ist dieses Erzeugnis eines fönigstreuen unter­tanenverstandes erschienen. Hat man es neu gesetzt oder sind alte Blatten einer früheren Auflage ohne zeitgemäße Aenderungen be mugt worden? Schon vor der Revolution hätte das Buch wegen

11.30-12.50 Uhr mittags: Konzert. Mitwirkende: Gertrud Hirsch­am Flügel. 1. Händel  : Caro padre, aus der Oper Ezio"( für Sopran, Cello, Klavier) 2. Liszt  : La Gondoliera( für Klavier). 3. Goltermann: Konzertandante( für Cello). 4. a) Liszt  : O komm im Traum. b) Mendelssohn- Seidler- Winkler: Frühlingslied, c) Bene­dikt: La Capinera( für Sopran). 5. H. Matthies: Freie Improvi­sation( für Klavier), 6. a) Valensini: Alt- Italien, Menuett, b) Davidoff: Am Springbrunnen( für Cello). 7. Verdi: Arie der Violetta aus Traviata  "( für Sopran). 8. Rossini  : Cujus anima aus der Stabat mater"( für Sopran, Cello, Klavier). 12 Uhr mittags: Esperantovortrag. Montag, den 9. November.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

4.30 Uhr nachm.: Novellen von Gottfried Keller  , gesprochen von Werner Kepich. 5-6 Uhr nachm.: Nachmittagskonzert der Berliner   Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauffman. 6.40 Uhr abends: Zehn Minuten für die Frau. 6.55-8.05 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Bildungskurse). 6.55 Uhr abends: Abteilung Technik. Technische Wochenplauderei( Jng. Joachim Boehmer). 7.20 Uhr abends: Abt. Sprachunterricht. Französisch ( Professor Colson). 7.55 Uhr abends: Abteilung Völkerkunde. Japans   in der Weltwirtschaft". 8.30 Uhr abends: Populärer Or­Dr. Paul Ostwald: Das moderne Japan  ". 3. Vortrag. Die Rolle chesterabend. Unter Mitwirkung von Constantinos Petropulos, Tenor. Dirigent: Bruno Seidler- Winkler  . 1. Rossini: Ouvertüre zu der Oper Wilhelm Tell  . 2. a) Verdi: Holde Aida, aus der Oper " Aida", b) Puccini  : Es blitzen die Sterne, aus der Oper Tosca  ( Constantinos Petropulos). 3. a) Busoni  : Indianisches Tagebuch, b) Busoni  : Tanzwalzer( dem Andenken Johann Strauß  ). 4. a) Meyer b) Verdi: Nun ach für immer fahr wohl, aus der Oper Othello" beer: Land. so wunderbar, aus der Oper Die Afrikanerin ( Constantinos Petropulos). 5. Jean Louis Nicodé  : Faschings­bildersuite: a) Maskenzugpolonase, b) Liebesgeständnis, c) Selt­samer Traum, d) Humoreske( Berliner   Funkorchester). An­schließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten. Theater- und Film­dienst. 10 Uhr abends: Schachfunk( E. Nebermann)

Baudrama in Stichworten.

Wie der Magistrat die Wohnungsnot befämpft. Im Juli faufte die von Berliner   Gewerkschaften und Bau­genossenschaften gegründete Gehag" einen Teil des Rittergutes Brig von der Stadt Berlin  , um für Minderbemittelte 500 Wohnungen zu erbauen. Die Pläne für diese Siedlung wurden im Juli zur Genehmigung bei den 26(!) Dienststellen der Stadt eingereicht. Die letzte Instanz, der Magistrat, hielt sie an und ließ das Bauen verbieten.

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Der Leutnant mit den Grünen" erschien auf der Baustelle und wollte die Arbeiter fort jagen. Danach Verhandlung mit dem Oberbürgermeister. Erfolg: angefangene Bauteit werden still gelegt und neue begonnen. Der Magistrat braucht Zeit für jein Urteil".

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Der Bau der Einfamilienhäuser wird verboten. Der Wohlfahrtsminister aber verlangt Einfamilien. häuser. Der Magistrat muß also nachgeben. Kostbare Zeit geht verloren. Der Magistrat findet neue Bedenten. Die Treppenhäuser sollen 30 Millimetere breiter werden, als die baupolizeilichen Vorschriften verlangen. front geringere Bedeutung hat als die hinterfront", die auf städte­Bäder sollen nicht nach der Straße liegen, obgleich die Straßen­baulich wertvolle Plätze schaut. Schließlich sollen die dreistöckigen Bauten feine flachen Dächer erhalten.

Die

Der Entwurf und die Bauleitung der Wohnungen liegt in der Hand von zwei Künstlern und Städtebauern von Ruf.( Stadibau­