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satorisch tätig war Greuktch auch im Verband der deutschen  Arbeitervereine in der Schweiz  , die unter seiner Wirksamkeit ihren Anschluß an die Internationale Arbciter-Assoziation fanden. Als die Züricher   Genossen Ende der sechziger Jahre ein eigenes Parteiblatt gründeten, wurde Greulich sein erster Re- dakteur. Er ist es bis zum Jahre 1880 geblieben. Alle Klein- lichkeiten der Proletarierexistenz eines solchen Parteiorgans und ihrer Nedaktion hat Greulich mit durchlebt. Aber wenn die Züricher   Partei aus diesen bescheidenen Ansängen zu einem festen Gesüge wurde, das trotz aller von außen kommen- den Strömungen nicht ins Wanken geriet, dann ist das nicht zuletzt das Verdienst des schlichten Mannes, der jetzt Abschied nahm. Aber nicht nur im engen Parteikreis ist seine Arbeit und sein Verdienst beschlossen. Vielmehr"reicht seine Wirk- samkeit weit darüber hinaus. Anfang der siebziger Jahre Schweizer   Bürger geworden, widmete Greulich sich neben der Parteiarbeit vor allem der sozialpolitischen Tätigkeit. Was bis dahin noch so gut wie unerhört schien, machte Greulich zur Tat. Er widmete sich der ebenso mühseligen wie unschein- baren Arbeit der Statistik. Und seinen fleißigen Unter- suchungen über Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen, über die Lebensweise der Arbeiterschaft Untersuchungen, die er auch im Parteiblatt vielfach zum Abdruck brachte brachten ihm eine Berufung in das statistische Bureau des Kantons Zürich  , dessen Leiter er bald darauf wurde. Jedoch blieb er nicht lange in dieser Staatsstellung. Vielmehr folgte er freudig dem Wunsche der schweizerischen Eewerkschasten, die ihn an die Spitze des von ihnen ins Leben gerufenen Schweizerischen  Landesarbeitersekretariats stellten, des ersten seiner Art. das daher um die Entwicklung auch der deutschen Arbeitersekretariate als Vorbild und Anreger Außerordent- liches geleistet hat. Wertvolle sozialstatistische Untersuchungen, u. a. überArbeitslosigkeit und Llrbeitslosenfürsorge in der der Schweiz  " und die Jahresberichte des Landesarbeiter- sekretariats haben den Namen Greulichs auch in weiten bürger- lichen Kreisen bekannt gemacht, die sich um die Kenntnis der Arbeiteroerhältnisie ehrlich mühen. Seit Anfang dieses Jahrhunderts gehörte Greulich auch dem schweizerischen Nationalrat an. Seine tiefgründige Kenntnis des Wirtschaftslebens gab seinem Urteil ein beson- deres Gewicht, auch wenn es, wie zeitweise in der Zoll'rage, nicht iinmer mit den überlieferten Anschauungen der Partei übereinstimmte. Ein Dreiundachtzigjähriger nahm Abschied von der Be- wegung, der er seit sechs Jahrzehnten angehörte und der er nicht nur in seiner zweiten Heimat sein Bestes gab. Den Ueberlebenden in der Internationale gibt die kurze Nachricht von Tode Hermann Greulichs Anlaß, der Arbeit jener Alten zu gedenken, die die Bahn gebrochen haben für den großen Strom der sozialistischen   Bewegung, der hellte die Kulturwelt befruchtet. Und wenn man in der Partei der Mühseligen und Beladenen in Zukunft die besten Namen nennt, dann sei auch der Name Hermann Greulichs genannt!
Die yrovinziallanötagswahlen. Wahlblock der Rechtsparteien. Urezkau, S. November.(Eigener Drahtbericht.) Für die Vroyinziallandtagswahlen hat sich jetzt für ganz Schlesien   ein Wahl block der Rechtsparteien von den Völkischen bis zur Deutschen Volkspartei   und der Wirtschaftspartei gebildet, dessen Führung die Deutschnatio- n a l c n haben. Es wird Listenverbindung erklärt, aber außerdem offensichtlich auch agitatorischer Burgsrieden hergestellt, um die bürgerlichen Wähler nicht durch gegenseitig« Bekämpfung wegen Locarno   zu verärgern. Unsere schlesische Parteipresse beantwortet die Bildung dieses Rechtsblockes, der sich selbstverständlichVater- landische Arbeitsgemeinschast" bezeichnet, mit einem Appell an die Arbeiterschaft, nun auch chrerseits die Bedeutung der Selbstver- waltungswahlen am 29. November ernst zu nehmen.
Kaisers unheroische Iuöith. Als Holpfernes, der Feldhauptmann Nebukadnezars, des Asjyrerkönigs, die Hebräsrstadt Bethulien belagerte und die Not der Kinder Israels   aufs höchste gestiegen war, begab sich Judith, die junge und schöne Witwe des Bethuliers Manasse, in das assyrische Heerlager und betörte des Holofernes Herz. Da sie mit ihm allein ivar in seinem Zelt und er schlief, trunken von Liebe und Wein, betete sie heimlich mit Tränen und hieb ihm mit seinem Schwert das Haupt ab. So erzählt chronikhaft und kindlich fromm die biblische Geschichte. Schon Hebbel   empfindet hier eine Lücke. In seiner Judith-Tragödie, die in der Doltsbühne am gleichen Tage aufgeführt wurde wie Georg KaisersJüdische Witwe" im Theater am Schiffbauerdamm, sucht er nach tieferen seelischen Motiven für die unerhörte und unweibliche Heldemat, läßt aber die historischen Umrisse unangetastet. Georg Kaiser   geht weiter. Er stülpt die ganze Historie um. Sein präziser Gehirnmechanismus empört sich gegen die innere Unwahrscheinlichteit der legendenhaften Ueberlieferung. Sein Skeptizismus erwacht, er glaubt nicht an den grandiosen Heroismus aus Frömmigkeit und Daterlandsliebe. Seine Judith ist ein gänzlich unheroisches Weib, deren Handeln von fast unbewußter Triebhaftiateit bestimmt wird. Der ihr von der Familie bestimmte Gatte Manasse ist zwar lüstern, aber ein Greis. Sie tötet ihn und wartet auf den Geliebten, der aus der jungfräulichen Ehe- srau ein Weib machen soll. Da kommt die dumme Belagerung, die zu ihrer Betrübnis die jungen Leute anderweitig beschäftigt. Der Trieb ist übermächtig in ihr. Sie schleicht ins feindliche Lager und bietet sich schmeichlerisch Holofernes an. Inzwischen entbrennt auch der junge Nebukadnezar in Sinnenlust, und Judith, die mit fliegenden Fahnen vom rohen Holofernes zum feingliedrigen und ästhetisicrenden König übergeht, schlägt dem Feldhauptmann den Kopf ab. Sie denkt sich nichts Gewaltiges dabei, sie will nur Nebukadnezar   einen Gefallen tun und ihn vom Nebenbuhler be- freien. Als im Lager Verzweiflung und Verwirrung entsteht, sagt sie enttäuscht und ganz verwundert:Jetzt brauchst du ihn doch nicht mehr zu fürchten, du mußt doch nun nicht fortrennen." In Kaisers gedrucktem Buch folgen einige von saftiger Satire strotzende Szenen, die er leider aus Wunsch der Theaterleitung selbst ver- ballhornisiert hat. Trotzdem bleibt seineJüdische Witwe" ein dramatisch belebtes, eindrucksvolles Gebilde. Mit teuflischem Grinsen zieht Kaiser   die Maske von der versälschenden und pathetisierenden Legende, von der Unwahrhaftigkeit der rituellen, erhaben scheinenden Gebräuche. Seine Komödie hat parodistische Züge, ist aber keine Parodie. Darum kann man mit Karlheinz Martins großzügiger Regie nicht in allen Punkten einverstanden sein, die überall das Parodistische unterstrich. Aber es gelingt ihr. ein grandioses Bild von dem Hohn ouf alles Phrafentum und Heiliggetue zu schaffen. Martins Inszenierung ist ein erlebnishaftes Ereignis, wie es uns die Durch- schnittsware zeigende Bühne nur festen bietet. Else Eckersberg   war ein entzückend anzusehendes Schmoll- weibchcn, das ihre Schauertaten mit selbstverständlicher Kindlichkeit und fröhlicher Unbewußtheit verrichtet. Oskar Homolka   gab den Holofernes in der Maske eines Donkosaken   und verlieh ihm
Lobes Rückkehr. Eindrücke in Amerika  . Hamburg  , 9. November.  (Eigener Drahtbericht.) Reichstags- Präsident Genosse L ö b e traf am Sonntag mit dem Dampfer Deutschland  " in Cuxhaven   ein und trat sofort die Weitersahrt nach Berlin   an. Dem Hamburger Vertreter desSoz. Pressedienst" erklärte Löbe, daß er am Montag zunächst mit dem Rcichspräsi- denten und dem Reichskanzler über die parlamentarische Lage Rück­sprache halten werde. Anschließend beabsichtige er mit den Partei- sührern zu konferieren. Seine allgemeinen Eindrücke über den Aufenthall in Amerika  faßte Genosse Löbe wie folgt zusammen: den sozialdemokratischen Mitgliedern der deuijchen Delegation hat es eine besondere Freude gemacht, die stark zerrüttete amerikanische Arbeiterbewegung durch Versammlungen und persönlichen Einfluß unterstützen zu können. Es wurden Versammlungen in New Pork, Chitago und Philadelphia   abgehalten, wo die Bewegung durch Krieg und kommunistischen Zwist sehr stark zurückgedrängt war. Erschwert wird die Aufwärtsbewegung der Arbeiterorganisationen durch das Eindringen der Neger in die Industriestädte, die noch nicht organisationsfähig sind, aber deren Borposten augenblicklich ihren ersten Kongreß in Chikago abhalten. Die Kriegspsychose, die einst stark gegen Deutschland   gerichtet war, ist durch das Auftreten der deutschen   Delegation zweifellos zurückgedrängt. Sie konnte so das Verhällnis zwischen Amerika   und Deutschland   bessern helfen, so daß praktisch eine gewisse politische Borarbeit für die finanziellen Aus- gaben Dr. Schachts geleistet wurde. Große Genugtuung löste in allen amerikanischen   Kreisen die Nachricht über das Werk von Locarno   aus. In öffentlichen Reden und noch deutlicher in privaten Unterredungen wurde der Freude Ausdruck gegeben, daß mit Locarno   ein Unruheherd, der die ganze Welt und auch die amerikanische   Wirtschaft gefährdet, aus- gelöscht wurde. Um so bestürzter war man, als durch den Austritt der deutschnationalen Minister der Glaube aufkam, daß das ganze Werk von Locarno   gefährdet sei. Die industrielle und technisch« Entwicklung Amerikas   geht in so mächtigen Schritten vor sich, daß Europa   kaum Aussicht hat, es jemals einzuholen. Es gerät vielmehr in immer größere Abhängig- keit. Es ist gerade deshalb jedenfalls äußerst wichtig, daß ein republikanisch und demokratisch geführtes Deutschland   auch in geistigem Koytakt mit Amerika   bleibt. keine frühere Einberufung ües Reichstags! Reichstagspräsident Löbe wird heute nachmittag die Derbin- dung mit den Führern der Reichstagsfraktionen aufnehmen und dann den Aeltestenrat einberufen, der wahrscheinlich am Mittwoch, dem 11. November zusammentreten wird. Eine Einberufung des Reichstages ist vor dem 23. November kaum zu erwarten, da am 15. und 16. November der Deutschnationale Parteitag und am 15. 18. November der Zentrumsparteitag in Cassel stattfinden.
die Schwierigkeiten painlevös. Der �i»anzausschuft fordert gründliche Umarbeitung. Paris  , 9. November.  (Eigener Drahtbericht.) Die Finanz- kommission der Kammer, vor der am Sonntag morgen zunächst Painlevö die Regierungsvorlage verteidigte, hat nachmittags mit 17 gegen 14 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen folgenden Antrag des Abg. A u r i o l(Soz.) angenommen: Die Finanzkommission, entschlossen, jede neue Inflation zu vermeiden und von der Aufsasiung ausgehend, daß die außer- ordentliche Abgabe, die von der Nation gefordert wird. nicht oussthließlich aus der Erhöhung der Cedularsteuer(eine Art Erfassung des Einkommens an der Quelle) basiert sein dürfe, ist der Uebcrzeugung, daß die Sanierung der Währung und der Finanzen nur gewährleistet werden kann, auf dem Wege einer wirksamen Heranziehung aller Kräfte der Produktion und aller Formen des Reichtums. Sie fordert demgemäß die Regierung auf, ihr end- güstiges Programm in diesem Sinne entsprechend abzuändern." Im Namen der Opposilion erklärte Abg. Bokanowski, daß die Rechte die Verantwortung für die von der Regierung geforderten neuen Borschüsse von der Bank von Frankreich ablehnen müsse. da diese notwendigerweise eine neue Inflation im Gefolge
nußknackerische Züge erhabener Lächerlichkeit. Neben diesen beiden Darstellern strichen Hubert v. Meyerrinck(Nebukadnezar  ) und Leonhard Steckt(geschwätziger Trottel von impotentem Ehemann) verdientermaßen den Beifall ein, der übrigens äußerst umstritten war, da sich ein Teil der Anwesenden in seinen heiligsten Gefühlen verletzt fühlte._ Ernst D e g n e r.
DieTypographia" veranstaltete in der Hochschule für Musik ein erstes Winterkonzert. Das Programm wies eine Reihe von Boltsliedern auf, die in den anspruchsvolleren, ober dabei doch iinmer noch natürlichen Bearbeitungen Othegravens erschienen. Davon sang der Verein dasVogel   flieg weiter" mtt besonders ein- drucksvoller Art der Darstellung. Er zeigte sich überhaupt den ganzen Abend auf alter Höhe, rund im Tonlichen, die Tenöre mit vlel geschickter Handhabung der Fistelstimme, sauber, korrekt und plastisch in der Sprachbehandlung. Alexander Weinbaum, der mit seinem Chor durch lange Tätigkeit so innig verwachsen ist, prägt sich in ihm immer noch mehr ein fügsames und empfindsames Instrument. Bon den kunstvolleren Sätzen macht besonders KienzlsDer Nonne Abendgebet" den Eindruck einer absolut ge- schlossenen Leistung. Lachners launischer ChortanonWenn ich weiß, was du weißt", im Männerchor etwas unter Raumbewegung leidend, machte den fröhlichen Beschluß. Andreas Weißgerber spielte Mozarts O-Dur-Konzert mehr romantisch-empsindsam als rotokohaft-virtuos und später mit viel glänzender Technik drei kleinere Stücke. Der wohlgewngene Abend war die zweite Dar- bietung dieses ganz auf leichte Kleinkunst eingestellten Programms. S. G. Zosef Plaat ist zu seiner Gemeinde in den S ch i l l e r s a a l am Knie zurückgekehrt und macht wieder jung und alt mit seinen Spaßen klassischen und modernen Ursprungs lachen. Ob er Andersen- Märchen erzählt, ZetterströmsWeckeruhr" vorträgt, den Krah- winkler Landsturm marschieren läßt oder denErklärer im Kintopp" mimt: Immer folgt man ihm gern und willig und am Schluß ist des Beifalls kein Ende. Eröffnung der Londoner Znternatlonalen Ausstellung. In der Londoner Royal Academy fand die Eröffnung der von der Ivter- national Society ok Painters, Gravers and Sculptors veranstalteten internationalen Ausstellung durch den Staatssekretär für Indien  , Lord Birkenhead  , statt. In seiner Eröffnungsrede hob er hervor, daß zahlreiche bedeutende Künstler Deutschland  ». Großbritanniens  , Oesterreichs  , Ungarns  , der Schweiz   und der Tschechoslowakei   an der Arbeit der Gesellschaft teilnehmen. Dies fei gut so. Selbst unter den durch den letzten bedauerlichen Kampf erzeugten Leidenschaften zeige es sich, daß in dieser Frage in den verschiedenen Ländern der Welt ein Maß von Vernunft gewahrt werde. Dies sei denen zu verdanken, die an Ausstellungen dieser Art teilnähmen. Sie hätten es der Kunst ermöglicht, zur Harmonie der Welt und den aus der Ausstellung ersichtlichen freundschaftlichen Beziehungen beizuiragen. Die Auswahl für den Saal mit den deutschen   Bildern ist von der Pressestelle des Auswärtigen Am.'s dem Direktor d>er Bremer Kunsthallc, Dr. Waldmann, übertragen worden. Es ist ihm gelungen, durch eine Auswahl von zum größten Teil deutschen   Museen entstammenden Bildern von Menzel. Leibi, Thoma, Truebner, Uhde, Schuch, Liebermann, Eorinth, Slevogi,
haben müsse. Ein Antrag E a ch i n s(Komm.), die Regierungs  - vorläge in ihrer Gesamtheit abzulehnen, wurde mit 18 gegen 1 Stimme abgelehnt und mit der gleichen Stimmenmehrheit das Eintreten in die Diskussion zum zweiten Teil des Gesetzentwurfs beschlossen. Die Beratung des zweiten Teils ist jedoch über den Artikel 1 nicht hinausgekommen, da schon über den Artikel 2, der die Tilgungskasse zur Ausgabe von Schatz- obligationen ermächtigt, eine Einigung nicht erziell werden konnte. Es wurde beschlossen, darüber am Montag mit Painlev4 zu beraten. Das Plenum der Kammer tritt Montag nachmittag zusammen, um mit der Beratung des Gesetzentwurfes zu beginnen. Man glaubt jedoch, daß die Finanzkommission nicht vor Ende dieser Woche in der Lage sein wird, dem Plenum den Gesetzentwurf zu prä- sentieren, vorausgesetzt, daß die Regierung bis dahin die von ihr oerlangte vollständige Modifikaton der Steuervorloge beendet haben wird._ Die Rückwirkungen. Havas-Darftellung der Milderungen des BesatzungS- regimes. Paris  , 9. November. Der Londoner   Havas-Bsrichterstatter will über das Regime im besetzten Gebiet folgendes erfahren haben: Die Alliierten haben Erleichterungen zugestanden, die eine Aende- rung des Bcfctzungsregimes sowohl vom militärischen, als auch vom zioilrechtlichen Gesichtspunkt aus vorsehen. Die Erleichte- rungen, die in Frage kommen, haben bereits begonnen. Sie erstrecken sich auf das Paßwesen, die Aufenthalts- e r l a u b n i s in der zweiten und dritten Zone, das Aufenthalts- verbot, von dem gewisse Deutsche bisher betroffen worden sind, die Requisitionen und die Unterbringung der Militär- und Zioilverwaltungsbehörden. Ferner werden Aende- rungen im Militär-, Zivil- und Justizwesen vorgenommen werden, so z. B. will man eine Verminderung der Befugnisse der Kriegsgerichte zugestehen, sowie die Uebertragung von Aburteilungen auf die deutschen Zivilgerichte und die Ueber- tragung der örtlichen Verwaltungsfragen auf die Gemeinde- behörden. Ganz allgemein wird so gegen die von der deutschen Regierung in der Zioilvcrwaltung geforderten Erleichterungen nichts eingewendet. Nichtsdestoweniger werden sie nur unter der Bedingung der Gegenseitigkeit zugestanden, d. h., daß Deutschland  , abgesehen von der Beobachtung der Cntwasfnungs- tlaufeln, auch den von den Alliierten geforderten Bedingungen Rech- nung tragen muh, besonders was die Wiederherstellung des Postens des O b e r k o m m i s f a r s bei der Rheinlandkommission anbelangt, was übrigens bereits geschehen ist. Deutschland   muh ferner die so- genannten Ordonnanzen des passiven Wider st ande« auf- heben. Die Frage der militärischen Besetzung wird gegenwärtig studiort. Deutschland   möchte gern(und Versailles  schreibt e» vor! Red.), daß die Alliierten im besetzten Gebiet nicht mehr Truppen belassen, als Deutschland   selbst im Jahre 1914 dort gehabt hat, d. h. ungefähr 40 000 Mann: doch die Alliier- ten haben diesem Wunsch nicht stattgegeben. Ein« Herabsetzung der Besatzungstruppen werde sich ohnehin au» der Aufgabe der ersten Zone ergeben, und man sehe voraus, daß man sich hinsichtlich der zweiten und dritten Zone werde einigen können. Keine Hastgesänge mehr. London  , S. November.(TU.) Die kommende Woche steht Eng- land unter dem Zeichen der Waffenstillstandsfeier. Die Sonntags- blätter bringen Erinnerungen an den Waffenstillstandstag, b e- mühen sich aber im Gegensatz zu früheren Jahren, diesmal die Waffenstillstandsfeier als«inen Tag der Versöhnung und des Ausgleichs darzustellen. Irgendwelche Ausfälle gegett Deutsch- land werden peinlichst vermieden.
In Görlitz   fand am Sonntag eine große republikanische Kundgebung des Reichsbanner» statt, in deren Berlauf Bundespräsident H ö r s i n g über Entstehung, Weg und Ziel« der Organisation sprach. Große Erregung rief die von ihm gemachte Mitteilung hervor, daß der demokratische Polizei- dezernent den geschlossenen Aufmarsch der Reichsbannerleute zu dem Festlokal verboten habe. Hörsing bezeichnet« diese Handlungs- weise als eine Gesetzwidrigkeit.
Großmann, Pechstein und anderer hervorragender deutscher Maler sowie einigen kleinern Werken bedeutender deutscher Bildhauer ein Bild der künstlerischen Entwicklung Deutschlands   in den letzten 50 Jahren zu bieten. Der deutschen   Abteilung ist ein eigener großer sehr gut beleuchteter Saal der Royal Academy   zur Bersügung gestellt worden. Zur Eröffnungsfeier waren die diploinatiscken Vertreter der fremden Länder, darunter der deutsche Botschafter Dr. Schamer, sowie die Spitzen des politischen, künstlerischen und gesellschastlichen Lebens anwesend. Eine neue Entdeckung Skeinach». In der jüngsten Sitzung der Wiener Akademie der Wissenschaften wurde ein« neue Arbeit Pros. Steinachs und seiner Assistenten Dr. Heinlein und Dr. Mesner überreicht. Danach wurde durch Tierveijuche in der Wiener biolo- gischen Versuchsanstalt festgestellt, daß durch kleine Jnjektionsdosen eines Extraktes aus weiblichen Keimdrüsen, dessen Gewinnung Steinach noch geheimhält, an kastrierten Weibchen volle Weiblich- keit ausgelöst wird. Bei normal gealterten Weibchen wird durch diese Injektionen der erloschene Sexualzyklus wieder belebt. Uufallverhülungssport in Amerika  . Die amerikanische Industrie mar lange wegen ihres rücksichtslosen Ruubbau.-s an Menschenleben berüchtigt. Manche Zweige, so die mit Frauen und Kindern arbeitende Textitindustrie der Sudstaaten, haben sich in dieser Hinsicht nicht gebessert. Andere aber legen heute Wert auf menschliche Ar- beitsweise, die sich zugleich als nutzbringender erwiesen hat. In einem Aufsatz über Unfallverhütung und Zusammenarbeit in der amerikanischen Hütten industrie, den H. K o p p« n b e r g in der Wiener Zeitschrift für Gewerbehygiene usw. veröffentlicht, wird das Borgehen und der Erfolg der.Safety"-(Sicherhcits-)Bewegung dargestellt. Durch wirksame und zwecks Verhütung der Abstumpfung des Interesses stets wechselnde Plakate werden die Arbeiter zur Vorsicht aufgefordert. Ein Plakat enlhält das Bild zweier Kinder mit der Umschrift:Denkt an eure Kinder! Seid vorsichtig!" Ein anderes Bild zeigtdie Geschichte eines Nagels", der, in den Fuß getreten, einen Mann zum einbeinigen Krüppel macht. Solche Plakate sind jetzt auch in der deutschen Industrie in Aufnahme. Echt amerikanisch aber ist die Art, in der die Unfallverhütung zum Sport mit allen dessen anspornenden Wirkungen gemacht wird. Möglichst wenig Unfälle zu haben, sst Ehrensache des Betriebs. So"werden zu Anfang des MonatsSafety"-Fahnen aufgezogen, die beim ersten Unfall niedergeholt werden müssen. Mtt Stolz ver- kündet der Anschlag einer Fabrik mit 4500 Arbettern, daß während eines Monats keine einzige Feierschicht durck Unfall nötig geworden sei. Und die riesige Steel Corporation(Stahltrust) macht bekannt, daß von 1906 bis 1922 die Unfallzahl um fast 56 Proz. gesunken ist. Zu dem Eigennutz, der wohl die stärkste Triebfeder ist, und der Menschlichkeit kommt hier als dritte und wirksamste Kraft der Geist des Wettbewerbs, der durch Borträge, Filmvorführungen und sonstige Ausklärungsmittel erfolgreich unterstützt wird.
vic«rfellfck'alt der Slurmlrevnde 6. U. veranstaltet den ersten Sturm« ball(Uo-iümtest der Expressionisten) am 14. November in sämtlichen Räumen der Gescllschast der Freunde, Potsdamer Ettahe v. Die expressionistische ZluSnatiunz der Säle wird durch Hugo Scheiber  -Budapesi ausgejiihrt. Auskunft und Einladungen Lützow   4443.