Das ,, Attentat" ein Spigelwerk!
Bon der schweizerisch- italienischen Grenge erhalten wir über die Stimmung der italienischen Bevölkerung zu dem sogenannten„ Attentat" auf Mussolini das folgende, vom 7. No vember datierte Stimmungsbild:
Welche Elemente besitzt man bis heute, um sich eine Meinung darüber zu bilden, ob das sogenannte Attentat auf Mussolini ein Polizeibluff ist oder eine Grundlage in den Tatsachen hat? Sehr wenige, denn man erfährt über die Sache nichts anderes, als was die„ Stefani" bekannt gegeben hat, zu welchem Komuniqué dann die Garnierungen und Ausschmückungen fommen, die ein in Fälschungen spezialisiertes römisches Blatt liefert.
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In der großen Mehrheit des Publikums ist man davon überzeugt, Polizeima che vor sich zu haben. Die Ausprägung der Sache in politischen Profit war gar zu prompt, um nicht stußig zu machen: die fofortige militärische Besetzung aller Freimaurerlogen, die Auflösung der sozialistischen Ein heitspartei mit militärischer Besetzung ihres Borstandes und Unterdrückung der Giustizia", der auf dem Fuße die der ,, Boce Republicana" folgte diese Maßnahmen waren zu ost von faschistischer Seite gefordert worden, als daß sie nur durch einen unerwarteten Handstreich ausgelöst scheinen fonnten. Für Polizeimache spricht auch die Ausschlachtung des Attentats" in Amerika bei der Schuldenfrage. Bekanntlich ist der nordamerikanische Staatssekretär des Schazes ein hoher Würdenträger des Freimaurerordens. Die Ereignisse von Florenz dürften ihn nicht eben mit Sympathie für das italienische Regime erfüllt haben. Wie vorteilhaft war es nun für diefes Regime, mit einem ,, Don Freimaurern angezettelten Attentat" aufwarten zu tönnen und zu sagen: unsere Freimaurer find nicht wie die englischen und nordamerikanischen, sie treiben nicht nur Politit, fie organisieren auch Verbrechen!
Wer ist der General Capello? Er hat während des I Krieges die zweite Armee befehligt, sich dann ganz dem Faschismus det ersten Monate ergeben, um sich von ihm abzuwenden, als die Freimaurerheze begann. Heute ist Capello einer der höchsten Würdenträger des Ordens. Er soll Geld geber des Attentats sein, für welche Behauptung auch geber des Attentats sein, für welche Behauptung auch nicht einmal der Schimmer eines Beweises versucht wird.
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Gesetzt, diese beiden Männer hätten sich vor dem Forum ihres Gewissens das Recht einer Gewalttat zugesprochen- nicht leichten Sinnes, denn es sind beide reife Männer, die im Krieg ihr Leben vielfach aufs Spiel gesetzt haben und sich schwerer Verantwortung gewachsen gezeigt gefegt, fie hätten gemeint, dadurch ihrem Baterlande und ihren Ideen noch einmal zu dienen, in einem Dienst, bei dem ihr Leben schon im voraus verspielt war: merist es, der Anklage gegen sie erheben fann? Wir, die Sozialisten, wir, die Demokratie, die wir die Gewalttat verwer fen, die wir das Leben heilig achten, die wir nicht an die Erlösung durch den Opfertod glauben, nur an jene Erlösung, die sich ein Bolf erringt.
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Aber der Faschismus nicht! Er hat die Macht der Abwehr, die Macht der Rache, nicht das Recht der moralischen Ablehnung. Das hat er verwirkt, vor der Gegenwart und vor der Geschichte, durch systematische der Gegenwart und vor der Geschichte, durch systematische Berherrlichung und Verwendung der Gewalttat. Das hat er verwirkt durch das Beifallstelegramm des damaligen Unterstaatssekretärs De Becaji an die Mörder der Kommunisten von Turin , durch das Telegramm Mussolinis an die Faschisten von Toscana : hebt eu; er glühendes Blei für die Feinde des Faschismus auf", durch den Mord Matteottis, durch die Billigung des Mordanschlags auf Amendola. Der Faschismus kann den, der die Hand gegen ihn erhebt, töten lassen, martern, feinen Besitz tonfiszieren, seine Familie vernichten- das alles kann er und tut er. Moralisch richten fann er nicht! Denn er selbst hat den Kampf auf die Plattform der Gemalt Soweit zur Ausnüßung, die den Polizeibluff geschoben. Wir weichen nur der Gewalt hat Mussolini in plausibel zu machen scheint. Was gar das Belastungs allen möglichen Redewendungen gesagt. Dugendmal hat er material betrifft, so zerrinnt es in nichts, sobald man sich und Farinacci alle feig geheißen, die sich nicht an ihn herandie vorhergehenden Versuche vor Augen hält, Waffen, fom wagten. Borwärts, wenn ihr Courage habt!" Auf diesen promittierende Drucksachen und Geld in die Häufer von Per- Ton war der politische Kampf in Italien durch den Faschismus sonen zu schaffen, die man verhaften wollte. Es liegt durchaus herabgewürdigt worden. im Bereich der Möglichkeit, daß dieselben Polizeiorgane, die die Verhaftung vornahmen, das Präzisionsgewehr in das Hotelzimmer haben schaffen laffen! Daß Raniboni durch vier verschiedene Zwischenmänner vier verschiedene Hotelzimmer, die alle auf die Piazza Colonna blicken, hätte mieten laffen, wäre ein schwerer Ber: dachtsgrund, wenn er bewiesen wäre. Da keiner der Zwischen männer der Polizei bekannt ist, fönnte man ebenfoqut be haupten, daß alle auf die Piazza Colonna blickenden Zimmer durch Zwischenmänner für Baniboni gemietet worden waren. Diese Behauptung würde nicht mehr in der Luft schweben, als die andere. Die weiteren Einzelheiten, wie die Angabe, daß Zamiboni unter seiner Uniform als Major der Alpenjäger das Schwarzhemd getragen hätte, daß auf dem Platz ein Auto mit Lebensmitteln auf ihn gewartet hätte, haben an sich nur die Glaubwürdigkeit ihrer Quelle, nämlich des Blattes, das feinerzeit das gefälschte Freimaurer zirkular veröffentlicht hat, also gar feine
and Faffen wir nun die andere Alternative ins Auge: nicht Polizeibluff, sondern ein wirklich geplanter Anschlag auf das Leben Muffolinis.
Wer ist 3 aniboni? Cin Oberitaliener, der sehr jung in unsere Bewegung frat, fange als Arbeitskammersekretär in Mantua wirfte, immer mit voller Seele bei seiner Sache war, sich im Kriege fünf filberne Tapferkeitsmedaillen verdiente; nach der Ermordung Matteottis machte er viel von sich reden durch die eiserne Energie, mit der er sich der Ausforschung der Leiche widmete. Bor etwa vier Monaten trat er aus der sozialistischen Einheitspartei aus, wie es scheint, megen taktischer Differenzen.
Wenn auf diesem Niveau ein Mann den Fehdehandschuh aufgehoben hätte zu einem wahrhaftig ungleichen Kampfso mag die Regierung das ausschlachten für ihre Politik, wie fie das weiblich tut. Das Organ des Ministerpräsidenten schreibt in einer noch unter dem Niveau des 3ynismus ftehenden Schamlosigkeit, daß ein Attentat gerade noch fehlte, um Mussolinis Popularität voll zu machen". Aber mit sitt licher Entrüstung verschone sie uns!
Wir bedauern das Attentat als einen politischen Irrtum. Im Gegensatz zu Mussolini lehnen wir den Mord als Mittel des politischen Kampfes ab. Aber wir lehnen es auch ab, und das sei offen und laut gesagt, daß man 3aniboni, dem ein überpersönliches Ziel den Arm bewaffnet hätte, einen„ Sicario", einen bezahlten Mörder nennt. Die bezahlten mörder suche man im anderen Lager! Wenn der Mann, der uns jahrelang Genosse war, nicht das Opfer einer Bolizeimachination sein sollte, sondern unter dem Druck der Schmach seines Boltes gehandelt hätte, aus dem er feinert anderen Ausweg fah, so wird die Geschichte nicht dulden, daß man feine heroische Torheit zusammenwirft mit der Schuftigkeit jener, die den Mord des Gegners be zahlen und sich bezahlen lassen.
Troy all dem Unheil, den der Anschlag" über talien und besonders über das sozialistische Proletariat bringt, wollen wir scharf und sauber das sittliche Hüben und Drüben scheiden.
Nur offizielle Nachrichten zugelaffen.
andere Mitteilungen zu bringen als die offiziellen Nachrichten der Regierung, die durch das Bureau Stefani veröffentlicht werden. Die Maßregelungen der Opposition dauern inzwischen fort. So wurden in Mailand und Monza die Arbeitsfammern aufgelöst. Unter den Bersonen, die im Zusammenhang mit dem angeblichen Attentat verhaftet worden sind, befindet sich auch der frühere fozialistische Abgeordnete Corsi aus Sardinien . Es scheint auch, daß der Verzicht des Senators Frassati in Turin , des früheren | italienischen Botschafters in Berlin , der die Leitung der feit einigen Tagen wieder erschienenen oppofitionellen Zeitung Stampa" niebergelegt hat, in unmittelbarem Zusammenhang mit den drakonischen Maßnahmen Mussolinis gegen die Presse steht. Er begründet dieſen Verzicht vorerst mit„ persönlichen Gründen".
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Betrugsversuch an den Südtirolern.
Bozen , 9. November. ( Tul.) Nachdem die Italiener einen rüdfichtslosen Ausrottungskrieg gegen die deutsche Presse in Südtirol geführt haben, wird jetzt angekündigt, daß demnächst ein deutsch gefchriebenes Tageblatt heraustommen wird, das selbstverständlich in faschistischem Sinne gehalten sein soll. Um für
die faschistische Gründung auch Abnehmer zu erhalten, haben sich also ihre Urheber zunächst einmal durch die Regierung jede deutsche Konfurrenz vom Halfe zu schaffen gesucht. Herausgeber dieses neuen deutschen" Blattes wird der berüchtigte Faschist Neri- Leonardi sein, der bisherige Inhaber der Amtlichen Presseagentur Brennero. Die Faschisten tündigen an, daß sie für ihr neues Blatt einen ausge zeichneten Stab von reichsdeutschen Redakteuren erhalten würden.(??) Um die deutsche Bevölkerung zu täuschen, soll das Format, Typen und Aufmachung vollständig mit dem derzeit behördlich eingestellten deutschen Landsmann" übereinstimmend ge= macht werden.
Nachdem der Direktor der offiziösen Nachrichtenagentur Dr. mantler, in voller Kenntnis der Unterdrückung des füdtiroler Deutschtums durch Mussolini , demonstrativ in den Dienst der faschistischen Propaganda getreten ist, meinen wohl die Faschisten, sie fönnten noch andere reichsdeutsche Redakteure dafür gewinnen.
Das große Irrenhaus. Faschistische Stilblüten in der Polemik gegen Frankreich .
Das Pariser Gewerkschaftsblatt Peuple" zitiert folgende Stellen aus der Polemik der italienischen Faschistenpresse gegen die linksstehenden franzöfifchen Blätter, in denen festgestellt wurde, daß die Umgebung Mussolinis in Locarno auffallend viele Galgengesichter aufwies:
Man versteht, daß diese Franzosen, die nicht einmal fähig find, ihre Weibchen zu schwängern, die außerordentliche Beugungskraft der italienischen Jugend beneiden, die die wunberbaren Gebärmutter unserer prachtvollen Frauen in eine Quelle nationalen Reichtums verwandelt hat.
Unfere unerschöpfliche Rasse erlebt heute eine so machtvolle geistige und physische Wiedergeburt, daß sie auf die Welt Galgengesichter genug loslassen fann, um alle die schleimigen Demokratien mit Schrecken zu erfüllen, die nur im Geschwäß und in der Verleumdung Heldenhaftes leisten. Daneben ist sogar der Schriftleiter des„ Miesbacher Anzeigers" der reinste Waisenknabe.
asisid
Die Entwaffnungskontrolle.
Ab Mitte Januar Völkerbundssache.. Baris, A. Nopember( Eigener Drahtbericht) Im Gegensaß, au den Informationen nach denen die Alliierten die Entwaffnung Deutschlands noch nicht als definitiv betrachten fönnten und deshalb die Fortführung der militärischen Kontrolle durch die allierten Rommiffionen in Aussicht zu nehmen gezwungen feien, wird bekannt, daß die Alliierten, vorausgefeßt, daß die deutsche Note befriedigend ausfällt und der erwartete Schlußbericht der Kontrollkommission in Berlin zu feinen neuen Beanstandungen Anlaß gibt, bereit sind, die Kontrolloffiziere im unmittelbaren Anschluß an die Räumung von Köln zurüdzuberufen und die Rontrolle von Mitte Januar ab dem Bölterbun8
Rom, 9. November. ( Eigener Drahtbericht.) Der italienische Ministerpräsident hat der italienischen Breise untersagt, über die Untersuchung des gegen ihn gerichteten Attentatsplanes| zu übertragen.
Welches Theater braucht der Arbeiter? ftellt wie einen rebenden Film, in dem die handelnden Bersonen von
Von Mar Hochdorf.
Henri Barbusse veröffentlicht soeben mit der Herzlichkeit und Leidenschaft, die ihn auszeichnen, einen Aufruf zur Gründung eines Pariser Arbeitertheaters. Bisher tamen die weiten Massen der werktätigen Bevölkerung von Baris sehr schlecht weg, wenn fie sich an der Bühnendichtung erbauen wollten. Nur die Anfänge einer Boltsbühnenbewegung sind erst in Paris festzustellen. Man spielt zwar ein bis zweimal in der Woche in einem Riesensaal vor 4000 Menschen; aber was gespielt wird, ist eigentlich nicht viel mehr als das laufende Repertoire eines bürgerlichen Theaters, das zu Gaste geladen wird. Daher fann man es nur begrüßen, wenn auch die intelligenten Bariser Arbeiter die Sehnsucht hegen, bald ihr eigenes Theaterhaus aufzubauen und dort eine Bühnenkunst zu sehen, die nach ihrem Geschmad ist.
Nun hat sich Barbusse aber nicht damit begnügt, diese sozialpolitische Forderung hinauszurufen, er hat auch gleich ein ästhetisches Programm aufgestellt, in dem er mit vielem Aufwand von Beredt jamkeit gegen alle bisherige Bühnendichtung protestiert. Was er will, das ist eine Vereinfachung der modernen Dichtung. Er meint ungefähr, die Dramatiker von heute verlangen, daß der Mann im Barkett oder auf der Galerie viel zu viel psychologische Nüsse knacken soll. Und nicht mehr und nicht minderes möchte Barbusse erreichen, soll. Und nicht mehr und nicht minderes möchte Barbusse erreichen, als daß er den Arbeiter vor solchen schwierigen Aufgaben bewahrt. Nur die großen, nicht verworrenen, ganz einfachen Bilder sollen auf dem fünftigen Arbeitertheater gezeigt werden. Alles soll nur Daseinsausschnitt dieser Arbeitereristenz sein, und mit 3orn wird alles abgelehnt, was diese Grenze überschreitet.
Soll man Barbusse nun recht geben? Braucht der Arbeiter wirtItch kein anderes Theater als etwa die Revue mit proletarischen Stoffen? Wer sich ernsthaft mit diesen Dingen beschäftigt, der muß zugeben, daß der Schriftsteller Henri Barbusse , dessen Herz so gewaltig am arbeitenden Volke hängt, diesmal gegen das Interesse der Arbeitermassen spricht. Nein, es würde entsetzlich sein, wenn das Theater des Volkes so hinabgezogen würde, wie Barbusse es fich denkt. Die Phantasie des Arbeiters, d. h. seine beste Seelen: traft, die ihn befähigt, die trockene Wirklichkeit nach seinem blühen den Sinn und Uebersim umzubilden, würde bei dem Theaterbetrieb, mie Barbusse ihn erträumt, vollständig einschrumpfen. Gerade wer an den Fortschritt des geistigen Verständnisses bei den großen Maffen des Boltes glaubt, muß sich davor hüten, die Kunstdinge allzu arg zu banalisieren. Es ist einfach nicht wahr, daß dem Arbeiter nichts Kompliziertes, nichts Rätselhaftes, nichts Dunkles, nichts Gespenstisches zugemutet werden darf. Im Gegenteil, man wedt die geheimen Kräfte der Erkenntnis und der Einbildung in dem Arbeiter, wenn man ihn mitfuchen und mitspielen läßt in der Erhellung der schwierigsten Menschenprobleme. Barbusse, der das Arbeitertheater vereinfachen mill, und sich dieses vereinfachte Theater ungefähr vor.
Fleisch und Blut find, vergißt, daß die meisten Filme heute von bürgerlichen Autoren und Produzenten hergestellt werden. Und diese Fabrikanten der Manuskripte und der Bilder wollen nur den der Begierde bei den Massen befriedigen, die ihnen zulaufen. Diese allergröbsten, den noch nicht verzogenen und verfeinerten Instinkt Masse, die heute die Kinos füllt, muß für das Theater zurüdgewonnen werden. Doch man darf dieses Unternehmen nicht anfaffen, indem man das Kino durch ein Kino- Theater ersetzt. * Barbusse hat sich mit seinem Aufruf für das Arbeitertheater tüchtig verrannt. Auch das russische Beispiel, das er zur Stüßung seiner Thefe gebrauchen will, reicht nicht zu. Eben hat der Oberste Leiter des russischen Bildungswesens, der Volkskommissar Lunaticharski anmutiges, fogar rührendes Bühnenwert, was aber feineswegs ein Drama herausgegeben, den ,, Entfesselten Don Quichote", ein sehr die von Barbusse so gepriesenen russischen Theaterideale deckt. Im Gegenteil, dieses Stüd ist voll von psychologischer Kompliziertheit. Der Dramatiker will einen Menschen der Güte zeigen, der sich gegen alles falsche Heldentum in seiner Herzensaufopferung behauptet. Die Tendenz wird wunderschön in das Sinnbild des Theaters eingefleidet, und man kann dieses russische Stück nur loben. Barbusse, heute ein politischer Glaubensgenosse Lunatscharstis, müßte das Stüd in Grund und Boden verurteilen, da es ganz mit der durch Jahrhunderte verfeinerten Seelenfunde ausgestattet ist. Woher tommt das? Weil Barbusse eben mur theoretisiert und nicht, wenig ſtens soweit es sich um das Theater handelt, nach den lebendigen Dingen fragt. Das Theater, das der Arbeiter auch heute noch braucht, und heute, da sein Denken reich wurde, mehr als je, darf nicht mehr das primitive Schautheater sein. Es muß ein Theater sein, das auch den erlesensten Köpfen gefallen fann.
Die Haichischorgien der Drufen. Einer der Haupttriebfräfte des rasenden Fanatismus der Drusen ist ihr ungehemmter Haschisch genuß, der sich bei ihnen zu einer Art von öffentlichen Boltsfesten ausgewachsen hat. Diese Feste werden in Abständen von etwa zwei Monaten begangen und man bereitet sich auf sie durch strenges Fasten vor. Am Nachmittag des Festes werden auf den Dorfstraßen große Tische aufgestellt, auf denen die Krüge mit Haschischwein aufgebaut werden. Ueber offenen Feuern werden auf den Straßen riefige Mengen von Geflügel- und Ziegenfleisch gekocht. Die Häuser werden mit Fackeln und Lampen illuminiert und bei Eintritt der Dunkelheit setzt man sich zu Tisch. Nachdem die Speisen rasch hinuntergeschlungen sind, widmet man sich dem Haschischwein, der bald seine Wirkung erkennen läßt. Die Männer beginnen zu lärmen und fingen die alten Kampflieder und Hymnen ihres Stammes. Bei fortschreitender Trunkenheit beginnt man mit wüsten Tänzen, zu Wer fann, schleppt sich noch in feine Hütte, um den Rausch aus: denen Flinten und Pistolenschüsse unheimliche Begleitmusit liefern. zuschlafen, die meisten aber fuchen sich in der nächsten Straßenede eine Zuflucht, und der kommende Tag zeigt die unverwischten Spuren des nächtlichen Pandemoniums.
Die Gründung von Berlin . In den Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte veröffentlicht der Berliner Stadtarchivar Ernst Kaeber eine interessante Untersuchung über die Gründungsgeschichte der Städte Berlin und Kölln. Der Gelehrte widerlegt darin besonders die Aufstellungen von Robert Mielke und schen Dorfe beweisen wollten. Wie Kaeber darlegt, ist Berlin viel Don Albert Stiefebusch, die die Entstehung Berlins aus einem deutmehr fofort als Stadt gegründet worden. Wenig später wurde auf dem gegenüberliegenden Spreeufer ebenfalls gleich als Stadt Kölln gegründet. Am 7. März 1232 wurde der Stadt Spandau zugesagt, daß alle fünftig in Teltom, Glin und Barnim zu gründenden Städte Spandauer Stadtrecht erhalten sollten. Nun erhielt Berlin aber nicht Spandauer , sondern Brandenburger Stadtrecht. Raeber stimmt daher der Ansicht des Staatsarchiorates Krabbo zu, nach der Berlin Dor jenem Termine gegründet wurde. Dann aber spricht alles für den Anfaz des Gründungstermins auf die Zeit um 1230.
Radio und Arbeiterschaft in Holland . Am 1. November murde in Amsterdam eine auf dem Boden der SDAP. stehende ArbeiterRadioliebhaber- Bereinigung gegründet. An der Gründungsver fammlung nahmen etwa 200 Bertreter aus dem ganzen Lande teil. Die Vereinigung will nach ihren Statuten unter der Arbeiterschaft nicht nur das Intereffe für die Radiotelephonie weden, sondern unter Zuhilfenahme der Radiotelephonie auch die Grundsäge der Niederländischen Arbeiterbewegung, soweit sie auf dem Boden der SDAP . steht, verbreiten. Zu diesem Zwecke will fie Vorträge, Borlesungen, Konzerte usw. durch Radio verbreiten, eine möglichst große Personenzahl an den Radioverkehr anschließen, ihren Mitgliedern die Radioapparate billig verschaffen und danach trachten, in ben Befiz einer eigenen Sendestation zu gelangen. Die Ortsgruppen der SDAB. sollen sich laut Beschluß der Tagung überall um ver fügbare Säle bemühen, in denen Lautsprecher zur Beranstaltung von Hörabenden aufgestellt werden können.
Ein fostbares Vermächtnis für die Berliner Museen. Der befannte Chinatenner und Chinajammler Dr. Otto Burchard hat, wie im„ Cicerone" berichtet wird, seine überaus wertvollen Schäze dem preußischen Staat vermacht. Die Sammlung Burchard ist zurzeit im Berliner . Ostafiatischen Museum ausgestellt, und ein neuer Raum foll in Kürze eröffnet werden, der die seitdem gemachten großartigen Neuerwerbungen Burchards der Deffentlichkeit erschließt.
Städtische Oper. Fräulein Stelmay, die Darstellerin, der pbigenie, ift heiser geworden. Durch freundliches Entgegenkommen der Staatsober ist es gelungen, Frau Reinhardt, melche diele Bartie bei der Einüudierung der obigenie in München gesungen hat, für die hiesige Erstaufführung zu gewinnen.
Bruno Walfer bleibt in Berlin . Die Jrtendang der Stäblichen Cher
teilt mit: Die schon seit langer Zeit schwebenden Verhandlungen zwischen der Verwaltung der Staatstheater Bien und Herrn Generalmusikdirektor Walter haben sich zu einem neuerlichen Antrag verdichtet: Herr General musikdirektor Walter bat erklärt, daß er nicht in der Lage ist, den Antrag anzunehmen, da er sich nicht nur vertraglich, sondern auch moralisch gebunden fühlt, die in Berlin begonnene Arbeit fortzulegen.
Ueber das bewente Bührenbild" spricht Brof. Dscariiche I unfec Boltbbne E. B. im Hörfaal des Kunstgewerbe Museums, Borführung von Lichtbildern am 11., abends 8 Uhr. auf Einladung der Bring- Albrecht- Straße 7. Dem Bortrag werden noch brei weitere folgen. Starten für jeden Abend zum Preise von 70 Pf. am Saaleingang.