„„rr,.,. Unterhaltung unö �Dissen die MMokratin. Bon M. Z e s ch e n k a. Grigari Iwanawitsch stieß zweimal auf, fuhr sich mit dem Aermel Ubers Kinn und sagte: „Sch mag keine Frauenzimmer mit chüten! Eine Frau mit einem Hute auf dem Kopte, mit Flarstriimpfen, einem Hund. che» im Arm und einem Goldzahn ist für mich«ine große Rull.— Trotzdem habe ich mich einmal in eine solche Aristokratin verliebt. Ich führte sie spazieren und auch ins Theater. Doch raor dies nichts für mich armen Kerl. Erst später erkannte ich ihre„Ideologie". Das erstemal erblickte ich sie in unserem Hause, wo Ich Prösi- dent des Hausbewohner-Komitees bin.— Da sah ich eines Tages im Hofe ein kleines Putzerl mit Florstrümpfen und einem glänzenden Goldzahn stehen.„In welcher Wohnung sind Sie zu Hause?" fragte ich sie. ,Ln Nummer sieben," antwortete sie kurz..Gut, gut, ich habe nichts dagegen!" sagte ich. Und ich muß gestehen, daß sie mir gefiel. Don da an machte ich älter Besuche bei ihr. Zuerst einmal offiziell.„Funktioniert die Wasserleitung bei Ihnen?" fragt« ich. ,jia' antwortete sie knurrig, mit ihrem glänzenden Goldzahn, in- dem sie mich mit ihren Blicken durchbohrte.„Sie sunttioniert!" Einen Monat lang ging ich täglich zu ihr. Sie gewöhnte sich langsam an mich und würdigte mich einer längeren Antwort. „Danke schön, Gregor Iwanawitsch... sie funktioniert!" Dann begannen wir gemeinsame Spaziergänge auf der Straße. Sie wollte immer von mir untergefaßt werden und ich sühlle mich unbehaglich wie ein Fisch ohne Wasser. Ich brachte dann kein Wort heraus und genierte mich schrecklich vor den anderen Leuten. Einmal sagte sie zu mir:„Warum gehen wir immer nur aus der Straße spazieren Gregor Iwanawitsch. Sie sind doch ein junger Mann in einer guten Position und könnten mich doch auch ins Theater führen.—„Mit größtem Dergnügen!" antwortete ich galant. Am nächsten Tage schickte uns die kommunistische Abteilung zwei Theaterbilletts. Eines für mich und eines für unseren Schlosser» meister Waska, welcher mir seines überließ. Ich konnte auf den Billetts nicht erkennen, wo unsere Plätze waren, und als wir ins Theater kamen, bemerkten wir, daß mein Platz unten im Parkett und Waska« oben auf der Galerie war. Äe Dame faß auf meinem Platze und ich auf Waskas. Ich kam mir da oben auf der Galerie vor wie stt einem Luftballon. Während der Pause ging ich hinunter und traf sie im Foyer, auf» und abspazierend. „Guten Abend!" sagte ich. „Guten Abend!" „Sehr interessant, nicht wahr?... Ob wohl hier die Wasser» leitung funktioniert?!" »Das weiß ich nicht!", antwortete sie, aufs Büfett zusteuernd. Wir traten zusammen an das Büfett und sie fing an. die Kuchen zu beäugeln. Ich sagte zu ihr wie ein guter solider Bourgeois: „Wenn Sie hungrig sind, können Sie einen Kuchen essen. Ich werde ihn bezahlen." „Merci," antwortete sie, packte einen Schlagsahnenkuchen und oerschlang ihn. Ich sah ihr angstvoll zu, denn ich hotte sehr wenig Geld bei mir, da» höchstens für drei Kuchen reichte. Einen Schlagsahnenkuchen hatte sie verschlungen und nahm nun den zweiten. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich fühlte Plötz» lich«in« bürgerlich« Verlegenheit: Wie kläglich ist doch ein Kavalier mit einem leeren Portemonnaie! Ei« strahlte übers ganze Gesicht und erwartete von mir ein Kompliment. Aber ich fragte nur: „Ist es nicht Zeit, auf unsere Plötze zurückzukehren?" Sie antwortete kurz: „Rein!" Sie nahm einen dritten Kuchen. Ich sagte: „Ich glaube, daß Ihnen so viele Süßigkeiten nicht gut tun werden." Sie jedoch: .O! Ja! Ich bin daran gewöhnt." Und nahm einen vierten Kuchen. Mir stieg das Blut zu Kopf. .Gib den Kuchen augenblicklich zurück!" schrie ich. Ihr Mund blieb offen vor Schreck und man sah den Goldzahn glänzen. Ich dacht«:„Jetzt ist alles verloren!" und schrie: „Geh' zum Teufel mit deinem Kuchen!" Sie legte den Kuchen zurück. Und ich fragte den Büfettier: „Wieviel kosten die drei Kuchen, welche wir gegessen haben?" Der Büfettler aber sagte kaltblütig: „Die„vier" Kuchen, die Sie gegessen hoben, tosten..." „Wieso„vier" Kuchen?" rief ich aus,„der vierte liegt doch noch hier auf Ihrem Tablett." „Gewiß," antwortete der Büfettier,„aber Sie haben ihn doch schon angerührt und sogar hineingebissen!" „Wieso angerührt?" schrie ich.„Sie phantasieren wohl!" Aber der kaltblütige Bllsetttier wollte nichts davon hören. Einige sagten, daß der Kuchen nicht angebissen sei, die anderen behaupteten, er wäre angebissen. Und ich legte mein ganzes Geld hin. Es reichte zufällig gerade für vier Kuchen. Wozu also die ganze Aufregung?!... Ich bezahlte und sagte zu der Frau:„Bitte, essen Sie den vier- ten Kuchen auf. Er ist ja bezahlt!" Aber sie war böse und wollte ihn nicht essen. Ein Mann aus dem Publikum trat vor und sagt«: „Ich will den Kuchen essen!" Und diese Kanaille fraß ihn wirklich auf. Für mein Geld! Als wir nach Haufe kamen,' sagte sie zu mir: „Da» ist eine Schweinerei von Ihnen! Wenn Sie kein Geld in der Tasche haben, so müssen Sie zu Hause bleiben und nicht Damen in» Theater führen." „Verzeihen Sie, mein Fräulein." sagte ich,„das Geld allein macht doch nicht glucklich!" So endete mein Liebesabenteuer. Sozialismus unö Klassenherrsthast. „Der Sozialismus will nicht eine neue Klasscnberrschaft. er will nicht«ins heute herrschend« Klasle zu einer beherrschten machen— er will die Abschaffung jeder Klassenherrschait. Der Sozialismus will auch keineswegs die Menschheit in«ine Glücks-ligkeitskaserne ein- sperren und nach einem vorgelegten Plane einem jeden sein Stück Glückseligkeit zuschneiden— der Sozialismus will für das arbeitende »ol » die Mittel errringen, sich de» Ertrages ssiner Arbeit selbst zu freuen. Wenn nun diese Mittel heutzutage von einer Klasse gewalt. sam angemaßt sind, so wird natürlich das Bestreben des Sozialismus dahin gehen, dies« Mittel dem ausschließlichen Besitz der«inen Klasse zu entziehen und als unveräußerliches und unvcrpfandbare» Gemein» gut des ganzen Bolkes zu erklären, und wenn die heutigen Bour» geois oder deren Nochkommen dann mit dem Volke arbeiten werden, so werden sie auch an dem Ertrag und am Lebensgenuß ihren Anteil haben und sich glücklicher befinden als in ihrer heutigen be» »erzugten Stellung." (Aus einem Artikel G r e u l i ch s:„Christ, anifterung und Huma- nisierung der Industrie."„Tagwacht" 1873.) Im bayerischen walö. Bon Edgar Hahnewald . Es war«in« Ficht«. Sie stand auf dem Lüsen , dicht unterm Gipfel, wo noch im Juni der Schnee in gerundeten, fest gewordenen Kissen liegt. Ter Wipfel, der sich über den festen, braunen Zapfen wiegt«, sah über alle anderen Wipfel hinweg nach der kahlen Lüsen » kuppe, noch diesem merkwürdigen Trümmerhausen auv verwitterten, von gelben Flech.en beschlagenen Gronitblöcken, die nach der Sage der Teufel zusammenschleppt«, um von da aus ins Land zu„lusen". Der Wipfel schaukelte leise über dem zähen, schlanken Stamm, der die federnd« Festigkeit eines S'ahlmastcs hatte. Er winkle über die unabsehbaren Wälder hin, aus denen die blauen Rauchsäulen verborgener Holzfeuer aufstiegen. Auf einer fernen Lichtung lag d e Sonne. Dort schimmerten die verstreuten Schindeldächer eines kleinen 1 Walddorfes, wie malte Silberplättchen. Sonst war weit und breit kein Dorf, keine Men�chenspur zu sehen. Ringsum nichis als Wald, dunkler, wogender Wald. Die Fichten wiegten die Wipfel, die ge- breiteten grünen Arme wie flüsternd« Beter. » Eine» Morgens kamen drei Waldarbeiter heraufgestiegen. Ein alter und zwei jung«. Der ein« trug die Bügelsäg« über die Schuster gehängt. Das blanke, gezähnt« Sägeblatt blitzt« im Morgenlicht. Ein anderer trug die langgestielten Äext«. In dem lockeren Waldstück, wo die Fichte stand, machten sie Holt. Sie hängten die Rucksäcke und die Jacken an die Bäume. Der Jüngst« der drei fachte«in Feuer an. Die Flammen züngelten in der blauen Morgenlust. Der Rauch stieg leicht sich kräuselnd über die Wipfel hinaus. Di« beiden anderen zündeten sich halblang« Pfeifen mit weißen Porzellanköpfen an. Der Grauhaarig« zog bedachtsam ein bunies Taschentuch hervor und schneuzte sich. Es trompetet« durch di« Still«. Dann pafft« er den Tabaksrauch„vor sich hin, nahm die Säge und befühlt« mit dein Daumen di« geschränkten Zähne. Und nun ging alles ganz schnell. Der eine hieb mit der Art ein« Kerbe in den Stamm. Durch den Baum lief ein erschrecktes Zittern. Dann ziicht? di- Säg« ins Holz. Der Baum stand hoch, schlank, von Schauern überwallt. Die Säge schnitt— Plötzsich schwieg si«. Der Wipfel schwankte, blickte noch einmal im Innersten getroffen und ganz schnell über die Berg« hin. über di« Wälder. Me Wipfel, das stlbern« Dorf in der Ferne— und neigte sich. Langsam, feierlich. Rauschend, mit aus» gebretteten Armen fiel der Baum vornüber, stürzt« mit brechendem Aechzen und Topfe di« Walderde mit allen Zweigen. Und lag lang. im Sterben gestreckt. Der junge Mensch hackte ihm di« grünen Arm« ab. Die beiden mst der Säge traten unter den nächsten Baum. Wir nahmen di« Rucksäcke auf und stiegen auf die Trümmer» kuppe und blickten rundum in die weite Welt. Die älteste Wanüerschrist. Zu den modernsten Wahrzeichen der Großstadt gehört heute die Lichtreklame. Als deren jüngstes Kind wiederum darf man die Wanderjchrist ansehen, die vor nicht langer Zeit aus Amerika , dem Lande der Reklame, nach Europa kam. Wenigen Menschen aller- dings dürste bekannt fein, daß bereits im Jahre 1798 in Paris eine Erfindung gemacht wurde, die man wohl als die erste Wander- schrift bezeichnen kann. Eine Berliner Zeitung berichtete damals: ..Paris , den 18. Julius 1798. Eine neue Erfindung: der „redende Turm" oder„Teleloge"(Fernsprecher) hat folgende Ein- richtung. In einem Turm sind ringsherum große Oeffnungen, durch welche man einen mächtigen Zylinder erblickt, der von einem Pferde horizontal gedreht wird, und die Worte, die man bekanntmachen will, in kolossalischen Charakteren nach und noch an allen Oefs- nungen darstellt,»sowie eine Zeile die Runde gemacht hat, wird sie durch einen einfachen Mechanismus, der mit den Tasten eines Klaviers Aehniichkeit hat, von einem einzelnen Manne wegge- schoben und macht einer anderen Platz. Die Buchstaben sind in einer weißen Fläche, hinter der ein schwarzer Schirm steht, aus- geschnitten und können auch des Nachts durch ein in der Mitte des Turmes angebrachtes Licht sichtbar dargestellt werden. Die Absicht des Erfinders geht dahin, vielen tausend versammelten Menschen zu gleicher Zeit etwas zu wissen zu tun. Man kann sich, sagt er, von der Sache eine Dorstellimg machen, wenn man auf einem mit großer Schrift gedruckten Buche eine Karte, welche durch eine Oessni'.ng 3 bis 4 Buchstaben sehen läßt, allmählig weiterschiebt." Was aus der Erfindung geworden ist, läßt sich leider nicht mehr feststellen._ Berufliche Erkrankungen der Schristgießer. Die Hauptursachen der beruflichen Scbädigung im Schriftgiehereigewerbe bestehen im Verschlucken von Blei und Antimon: vorwiegend beim Essen mit samutzigen Fingern. Dagegen ist die Gefährdung durch giftige Gas« io"hygienisch einwandsreisa Betrieben sehr gering. Eine Reihe der austretenden Beschwerden muß aus die häufig rn Schriftgießerei. betrieben herrschenden hohen Temperaturen der überaus feuchten Luft zurückgeführt werden. Durch gründlich« Staubbekämpsiing. Dunsthauben, automatische Temperaturregulierung und persönliche Hygiene laisen sich die Gefahren der Schnstgicßerei auf ein geringes Maß herabsetzen. Biolette Augen. Die gibt es sonst natürlich nicht, die waren— eine kaum bisher beobachtete Seltenheit— bei einem vierjährigen Kinds in Wien zu sehen, das sich beim Spiel über eine Schachtel mlt übermangansaurem Kali, diesen dunkelviolettcn Kristollen, die zum Mundwasser usw. benutzt werden, hergemacht und sich davon etwas ins Auge getan hatte. Die Kristalle lösen sich leicht, auch hier in der von den Augapselbindehäuten abgesonderten Flüssigkeit und färbten die Bindehaut der Lider und des Augapfels intensiv dunkelviolett. Der hinzugerufene Arzt verordnete reickliche Spülungen mit Borwasser und Wasserstoffsupereoxyd, so daß im Lause des Taaes der größte Teil der Biolettfärbung beseitigt war. Aber noch nach drei Wochen war diese selten» Augenfärbunz nickt ganz getilgt. Rupprecht putscht! wie sorgsam Rupprecht seine Krone putzt! Ja freilich, sieben lange Vulüerjahre Lag sie im Vinkel, wurSe nicht benutzt. Nun ist bie gute, alte Dauerware von Rost zerfrelsen unö von Staub beschmutzt. Dann ist in Deutsch lanö Die Herrn Kollegen voller Seelenqua» vetrachten Rupprecht nelöisth allzumal. Steigt öer als Erster wieder auf den Thron! Ja, gegen Wittelsbach kommt ihr nicht an, Denn wenn stch's hanöelt um die Reaktion, Sapern stets voran!
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