Einzelbild herunterladen
 

.©oft es Leute gibt, die aus der monarchistischen Grond- stimmung eines grohen Teiles des bayerischen Volkes die verech- ligung sür einen monarchistischen Aktivismu» ableiten. der in den ZeitverhSllnissen nicht begründet ist, das mag wohl sein." Da ist doch das Leugnen selbst für diesen Augenblick lächerlich. Es bleibt bei der Tatsache, daß man in den frei staatlichen Amtsstuben einen Ge- w al ta k t des Herrn von Wittelsbach ernstlich zur Diskussion stellte; soweit ist es wieder einmal. Was gilt einem Rupprecht Deutschland? Wer im Sommer 1917 den Mut aufbrachte, in der tiefsten Not einer gemein- samen Schicksalsstunde für eine Lockerung des Reichsgefüges, für eine Umwandlung des Bundesstaates in einen Staaten- bund einzutreten, der kennt in seiner Seele kein deutsches Dasein, sondern nur die kleine, erbärmliche Welt einer könig- lich-napoleonischen Puppenstube. Adolf Hitler konnte wenigstens noch damit rechnen, daß Kahr und Lossow ihr Wort halten und die Verzweiflung der Inflationszeit ihm zu einem kurzen Dasein verhelfen würden. Bei den Königs- treibern von heute kann man nur fragen, gibt es wirklich solche Dumme und Verbrecher? Aber in einem Lande, in welchem man als der große Führer gefeiert wird, wenn man im Dezember 1918 dem Hochverrat das Wort redet und dann mit der Entente wegen einer Separation verhandelt, in einem Lande, in dem Fasching und Staatskunst identisch sind, ist alles möglich. Macht den Putsch! Wir bitten euch darum. So ganz zufällig ist ja schließlich die Fürstengewerkschaft im November 1918 nicht in die Brüche gegangen, und schließlich steht der deutsche Eckpfeiler nicht zwischen Ingolstadt und Dachau . Gegen den Hochverrat des Prinzen wird doch vielleicht noch eine Nation erstehen, die endlich aufräumt mit diesem elenden, treulosen bayerischen Partiku- larismus!

Se. Kgl. Hoheit/ Mit prinzlicher Vertretung und Ordensverleihung. Wie Rupprecht Wittelsbach im Freistaat Bayern seinen Staats st reich durch sonstige Streiche vorbe- reitet, dafür legt der Bericht Zeugnis ab, den ein Winkel» blättchen aus Waldmünchen in der Oberpfalz über einen Heimattag" desBayerischen Heimat- und Känigsbundes" bringt. Ganz wie in der guten alten Zeit, wo der Sere- nissimus Krähwinkel durch seinen Besuch beglückte, so geht's im Jahre 1925 in der Republik Bayern zu. Man lese diese herrlichen Darstellungen: Samstag abend traf trotz des Vorabends vom Markttag unser Lokalba hnzügle fahrplanmäßig ein und brachte den hohen Gast, den Vertreter Sr. kgl. Hoheit de» Kronprinzen Rup­ precht . den seht wie auch früher allgemein beliebten Prinzen Alfons mit. Der hohe Herr wurde am Bahnhof empfangen und in fein AbsteigequartierGasthof zur Post* geleitet. Mit dem Abendzuge kam auch noch der Patenverein Bayerischer Heimat- und Königsbund Amberg... und sonstige Gäste... Nachdem Se. kgl. Hoheit in der Turnhalle eingctrofsen war, sprach Fräulein Meta heindl einen schönen Prolog. Sonntags morgens weckten Böller- schösse und der Weckruf der Musik die Bewohner unseres Städtchens. Per Bahn, mit Lastauto und zu Fuß trafen die auswärtigen Der- eine und Gäste ein. Um 19 Uhr gruppierte sich der Kirchenzug, an dem sämtliche Waldmünchener und viele auswärtige Bereine teil- nahmen.. Se. kgl. Hoheit Prinz Alfons in Begleitung seines Adju- tonten und Frhr. v. Berchem war unter den Zugsteilnehmern. Die Weihe der prächtigen Fahne nahm Herr Stadtpfarrer Lehner vor, der auch in einer Ansprache die Bedeutung der Fahne würdigte. Mittags fand ein Diner in der Turnhalle statt, über welche» sich Seine kgl. Hoheit sowohl was die Schmückung der Tafel als auch die Zusammenstellung der Speisenkarle und besonder» die gebotenen kulinarischen Genüsse anbetras. äußerst anerkennend au»- sprach. Nachmittags 2 Uhr war Festzug durch die Stadt, an welchem

«.Iphigenie in Mulis/ Erstaufführung in der Städtischen Oper. Dem Beifall nach, der donnerte, knallte, klappte, toste, müßte die Ausführung der Gluck schenIphigenie * eine Meister- leistung der Städtischen Oper gewesen sein. Doch das zu be- haupten wäre inkorrekt. Zwar gab es einzelne vollendete Leistun­gen und eine ganze Reihe mindestens sehr guter: ober die große einheitliche Linie fehlte. Bruno Walter , der das Werk mit feinem Verständnis und großem Können leitete(einzig in de? Ouvertüre hätte ich mir eine größere Auffassung denken können), hat diese Einheit musikalisch wohl zu schaffen vermocht. Aber die Oper ist doch schließlich auch ein Bühnenwerk. Regie und Aus- stattung aber blieben hinter dem zurück, was man von der Städtischen Oper fordern darf, was vor allem auch die Künstler dieses Abends fordern dursten. Was entstanden wäre, wenn sie weniger Bühnen- kultur besessen hätten, ist nicht abzusehen. Doch dieAuffassung* des Achilles, den Carl Martin O c h m a n in einer sehr glän- zenden Rüstung prachtvoll alsHeld* spielte, ließ es ungefähr ahnen. Wann werden einmal die fahrigen Bewegungen, das Armewerfen und Blickeschleudern, von der Bühne der Städtischen Oper endgültig verschwinden? Gewiß ist nicht jeder befähigte Sänger immer ein ebenso begabter Darsteller; ober dafür kann die Regie wenigstens sorgen, daß auch die schauspielerischen Leistungen nie unter eine gewisse Grenze heruntergehen. Zudem befriedigte Herr Ochman gesanglich durchaus nicht in dem?Jiaßc, daß er damit für seine ganz roben Verstöße als Darsteller entschuldigt wäre. Sein Tenor, der in er ersten Hälfte des Abends matt und unfrei klang, hellte sich gegen den Schluß hin allerdings auf und reihte sich den Leistungen der übrigen� Sänger würdig bei. Aber trotzdem wäre eine Korrektur seines Spiels sehr zu seinen Gunsten gewesen. Die Glanzleistungen des Abends waren die Klytemnestra der O l s z e w s k a, Dr. Cmil Schippers Agamemnon und die Iphigenie der Delia Reinhard. Die wundervoll große und biegsame Stimme der Olszewska bot einen ganz ungetrübten Genuß: und wenn Delia Reinhard es manchmal schwer hatte, sich diesem Organ gegenüber stimmlich zu behaupten, so unterstützte die Inner- lichkeit ihres Spiels ihren weichen Sopran, der der rührenden Ge- stalt der Iphigenie so gut anstand. Schippers mächtiger Bariton gab seinem Agamemnon ebenfalls das richtig« Format. Den Kolchos sang Anton B a u m a n n. Arlas Dcsider Z a d o r, beide durchaus in dem musikalischen Siil des Abends, der die edlen. schlichten Linien der Gluckjchen Musik schön und eindrucksvoll mau darf nicht vergessen, daß es immerhin ein Experiment war, dem Publikum der Gegenwart dieses Werk vorzusetzen, und daß das Experiment gelungen ist zur Geltung brachte. Der Ausstattung sei noch ein Wort gewidmet: gewiß, sie hätte> schlechter sein können: mehr aber der Anerkennung kann man ihr nicht zubilligen. Man hatte es sich sehr bequem gemacht: die Bühne in ihrer ganzen höhe rot umhängt in Andeutung des Zeltes, das jedesmal, wenn es nötig war. wie ein Theateroorhang geöffnet wurde: dann ein paar Farbflecken herein: blau. gelb, einen dunklen Stuhl, violette Stufen. Das alles war noch das Beste. Daß Iphigenies Opferaltar ein marmorgestrichener Schornstein war, paßte weniger: am allerwenigsten aber die unbestritten sehr schicken.

Se. kgl. Hoheit wieder teilnahm. Um 3.50 Uhr reiste Se. kgl. Ho­heit Prinz Alfons wieder ab. Se. kgl. Hoheit Prinz Alfons zog den Kapellmeister in ein längeres Gespräch und sprach ihm die beste Anerkennung aus. Der Geschäftsleiter der Kreisleitung, Herr Ge- bauer, nahm während des Llbends durch Uebergabe der hoch- zeitsmedaille König Ludwigs III. an verdiente Mitglieder der Ortsgruppe Waldmünchsn des Bayerischen Heimat, und Königs- bundes die Ehrung derselben vor. Die ganze Veranstaltung nahm, wie schon gesagt, einen glänzenden Verlaus. Se. kgl. hoheil Prinz Alfons hat sich sehr anerkennend ausgesprochen und es ist nicht aus- geschlossen, daß nächst� Jahr Se. Sgl. Hoheit Kronprinz Rupprecht selbst unserem Städtchen und dem Bayerischen Heimat- und Königs- bund einen Besuch abstatten wird. Nicht wahr, das ist für ein republikanisches Zeitalter allerhand. Wenn Ludwig Thoma noch lebte, würde er über die Knechtseligkeit seiner bayerischen Landsleute sicher die blutigsten Scherze reißen. Aber nicht Ludwig Thoma , der Dichter derLokalbahn", sondern Nupprecht Wittelsbach lebt. Wenn das jemand vergessen sollte, der wird rechtzeitig an seine Nochexistenz erinnert. Damit nämlich die Waldmünchener Oberpfälzer nicht den herrlichen Eindruck vonSe. Kgl. Hoheit", dem Prinzen Alfons, aus dem Gedächtnis verlieren, erhalten sie, das heißt der Stadtbaumeister, also republi- kanifcher Beamter Schimpf, als Vorsitzender besagten Heimat- und Königskindes" das folgende Schreiben: Hof- und Vermögensverwaltung S. K. h. des Kronprinzen von Bayem-: Tab i nett. München . 29. Oktober 1925. Sehr geehrter Herr Schimpf! S. S. S. der Kronprinz hat mit F r« u d« und aufrichtiger Befriedigung den Bericht S. K. h. des Prinzen Alfons über den gelungenen Verlauf des Heimattages am 24. und 25. Oktober erhalten und läßt Ihnen allen für alle treue Anhänglichkeit wärmsten sdanten. Al» äußeres Zeichen Allerhöchst Seiner An- erkennung Ihrer verdienstvollen Arbeit in der gefährdeten Böhmer- wold-Grenzmark läßt Seine Königliche hoheil das mitfolgende Bild mit eigenhändiger Unterschrift für ihr Vcreinslokal übersenden. Zw allerhöchsten Austrage Graf Soden. Die Herrschaften tun ganz so. als ob sie schon wieder zu Hause wären. Rupprecht hat vergessen, daß er einst vor der Liebe des Volkes in die spanische Gesandtschaft in Brüssel flüchtete, während sein hohenzollernscher Berufskollege gleich ganz über die Grenze ging. Rupprecht hat auch vergessen, daß die bayerischen Patrioten seinen Vater und seine Mutter auf der Landstraße ließen und ihnen in höchster Not Gastsreund- schaft verweigerten, weil sie die Liebe des bayerischen Volkes fürchteten... Dafür bereiten sie jetzt durch pflegsame Behandlung der Knechtsseelengesinnung die Zeit vor, in der siedie Staats- gewalt übernehmen" könnten. Will der Obsrreichsanwalt, der einen remitierenden Schauspieler wegen Hochverrats anklagte, die offen betriebene hochverräterische Propaganda der Wittels- bacher tolerieren? Oder ist er der Meinung, daß in Bayern seine Macht zu Ende sei? Dann soll er es doch offen sagen und nicht noch den Schein der Objektivität aufrechtzuerhalten suchen.

Hoffmanns Erzählungen . MLachen. 11. November. (WTB.) Die Korrespondenz Hoff­mann nieldet amtlich folgendes:Mit Rücksicht auf die in letzter Zeit durch die Presse gegangenen Miueilungeii über einen beab­sichtigten monarchistischen Putsch in Bayern wird amtlich festgestellt: t Richtig ist, daß Graf von Soden vor etwa drei Wochen gelegentlich eines Besuches beim Herrn Ministerpräsidenten diesem Kenntnis gegeben hat von der Zusammenfassung der monarchisch ge- sinnten Organisationen in den VereinBayerntreue* sowie von den Zielen dieses Vereins. 2. Unrichtig ist, daß dabei General von Moehl sich in Begleitung des Grafen von Soden befand: General von Moehl ist seit Monaten nicht beim Ministerpräsidenten gewesen. 3. U n r i ch t i g ist, daß gelegentlich dieses Besuches Graf

Pull-overs der Thessalier. Alles zusammen wirkte wie die Aus- stattung zu einem Kostümfestim alten Griechenland*: dazu hätte ich mir auch die Tänzerinnen mit den sorbigen Federmusfen, die sich zu Boas verlängern ließen und wohl Girlanden andeuten sollten, gefallen lassen. Für die Städtische Oper bin ich eigentlich anspruchsvoller._ Tes.

Die verpönte Gefängnisstrafe. Die Richtung der Strafrechtspfleg«, die vor allem die Besserung des Verbrechers im Auge Hot, sieht in der Gefängnisstrafe ein recht bedenkliches Mittel. Auch bei uns werden jetzt immer häufiger bei den Strasurteilen Bewährungsfristen gegeben, während deren dem Verletzer des Gesetzes die Möglichkeit geboten wird, feine Besserung zu beweisen, bevor die eigentliche Strafe in Kraft tritt. In England macht man von dieser bedingten Begnadigung noch häufiger Gebrauch und hat damit gute Erfolge gehabt.Es ist seit langem ollen Kriminalisten bekannt, daß die Gefängnisstrafe nur allzuoft ein vollständiger Mißgriff ist,* schreibt der englische Strafrechtslehrer A. h. M. Brice.Immer wieder hat sich das Gefängnis nur als»in erfolgreicher Rekrulenanwerber für die Ver- brecherklasse erwiesen. Gewiß hat man in letzter Zeit große An- strengungen gemacht, um die Verhältnisse des Gcfängnislebens besser und menschlicher zu gestalten, und diese Bemühungen sind nicht ohne Erfolg gewesen: aber die Tatsache bleibt bestehen, daß das Gefängnis dem Einzelnen mehr Unheil als Segen zufügt, und nicht der geringste der schiechten Einflüsse ist der, daß ein Aufenthalt im Gefängnis dem Uebeltäter die Furcht vor dem Gefängnis nimmt. die vorher ein so starkes Abschreckungsmittel war. Sodann aber wirkt das bös« Beispiel der anderen Insassen, die z. T. aus den Reihen der alten Verbrecher kommen, onsteckend, und nicht nur der Anfänger im Berbrechen, sonder» auch der rückfällige Uebeltäter wird in fernem verbrecherischen hange bestärkt. Deshalb ist der Borfitzcnde des Londoner Obergerichts, Sir Robert Wallace, in immer größerem Umfang zu der Bewilligung von Bewährungs- flisten übergegangen und Hai damit gute Erfahrungen gemacht. Er hatte lürzlich pegen 300 Personen auf seiner Liste, und er ist verschiedentlich so kühn gewesen, auch alten, vielfach besttaftea Ver- brechern Bewäbrunosfristen zuzubilligen. Di« Resultate sind ganz außerordentlich günstig und zeigen, in wieviele» Fällen es möglich ist. da: Gefängnis zu vermeiden und eine» Menschen durch Gnade aus den Weg des Rechts zurückzubringen. Leider solgen die Provinzgerichte nicht diesem Beispiel der Londoner Gerichtshöfe, und es werden hier noch zu viele Gefängnis- strafen verhängt. Durch das neue Strasrechtsgesetz, das in diesem Winter verabschiedet werden soll, wird der Bewährung ein noch größerer Spielraum«ingeräumt. Das ganze Land wird inBe- Währungsbezirke* eingeteilt, und in jedem dieser Bezirke sind mehrere Beamte tätig, um diejenigen zu beobachten, denen Straf- aussetzung zugestanden ist. Weibliche Beamte beschästigen sich mit den weiblichen Verbrechern und besondere Persönlichkeiten mit den jugendlichen. Wen» auch durch diese Fürsorge den Behörden große Kosten entstehen, so ist diese Form der Strafpslege doch noch viel billiger als das Gefängnissystem, ganz abgesehen von dem Gewinn, der d«r Allgemeinheit erwachst, wenn der Verbrecher wieder zum nützlichen Mitglied der Gesellschaft wird.*

von Soden an den Herrn Ministerpräsidenten die Frage gerichtet hat, wie die Regierung sich verhalten werde, wenn Kronprinz R u p p- recht in naher Zeit sich veranlaßt sehe, die Gewalt zu übernchinen 4. Unrichtig ist, was teils ofsen, teils versteckt behauptet wurde, daß gelegentlich dieses Besuches überhaupt davon die Rede gewesen ist, daß die Wiederaufrichtung der baye- rischen Monarchie eventuell im Wege eines Putsche? oder einer anderen Gewalttat erfolgen soll. Es wurde vielmehr mitgeteilt, daß auch der neue Berein ein illegales Vorgehen durchaus ablehne,"_

Geßler erklärt weiter. Reichswehrminister Dr. Geßler hat derBoss. Ztg." in bezug auf die bayerische Hochverratsaffäre folgende neue Erklärung zu- gehen lassen: 1. Die Vorgänge, über die Herr Emil Ludwig Eohn in der Reichsbannerocrsammlung vom 9. d. M. berichtet hat, sind mir völlig unbekannt. Die Behauptung über irgendeine Beteiligung von mir ist eine unwahre, unsinnige und nicdertrach- t i g e Verdächtigung. 2. Ich habe Ihrem Berichterstatter lediglich diese Information gegeben unter Bezugnahme aus Mitteilungen, die ich in der Presse- konferenz habe machen lassen. Dieser brachte dann die Sprache auf andere Mitteilungen, die Ihre Zeitung aus dem Bureau des Herrn Oberbürgermeisters von Nürnberg erholten habe. Ich Hobe es abgelehnt, dazu irgendwelche Stellung zu nehmen. Demgegenüber sind meine angeblichen Erklärungen eigene For- mulierungen Ihres Berichterstatters, zu denen er eine Stellung- nähme von mir erbat. Da sie außer jedem Zusammenhang mit den Behauptungen des Herrn Emil Ludwig Cohn stehen, habe ich es ausdrücklich abgelehnt, darauf einzugehen."

Der Dolchftoßprozeß vor öem Enüe. Ein Gehilfe des Oberreichsanwalts als Zeuge. In der Fortsetzung der Beweisausnahme im Koßmann-Prozeß wurde am Mittwoch als weiterer Zeuge Senalspräsideni Seeber vom Obersten Landesgericht vernommen und zwar darüber, ob während des Krieges in steigendem Maße Landesverrat oerübt wurde, wobei vor allem als Täter Angehörige der Linkssozioldemo- kratie beteiligt waren. Das erste Flugblatt, das zur Einleitung eines Strafverfahrens unmittelbar vor dem Reichsgericht gcsührt hat, war ein Produkt, das im Zusammenhang mit einer Konferenz sozialistischer Frauen in Bern erschien. Diese Konferenz war zu Ostern 1913, und ihre Vorsitzende war Klara Zetkin . Es wurde eine Resolution ge- saßt, die wahrscheinlich von Klara Zetkin entworfen war. Außerdem wurde ein Monisest entworfen, daß die Ideen jener Resolution wiedergben sollte. Das Flugblatt ist alsbald in einer Schweizer Zeitung veröffentlicht worden, und wurde später auch in Deutschland in einem gewissen Umfange verbreitet. Aus Grund dessen wurde ein Verfahren gegen Klara Zetkin und eine Reihe anderer Personen eingeleitet. Zur Verhandlung kam die Sache wegen Erkrankung der Zetkin erst 1917. Die meisten AngeNagten wurden aber srei- gesprochen. Die ersten Flugblätter bedenklicher Art sind 1910 aus- getaucht. Im Frühjahr 1916 sind, und zwar sichersich in Berlin , kleine Zettel hergestellt worden, in denen vom Eroberungskrieg gesprochen, auf die zahlreichen Kriegsopfer hingewicsen, der Friede verlangt und gesagt wurde, es handele sich um keinen Verteidigungskrieg, sondern um kapitalistische Imercssen, das Doik wolle den frieden, müsse sich selbst Helsen usw. Das Bestreben der Lintsradikalen ist immer gewesen, gewisse Ereignisse für ihre Zwecke auszubeuten und sich an die große Masse zu wenden. Dazu war besonders geeignet das Strasversahren gegen Liebknecht , der 1916 als Landwehrmann eingezogen wurde und Ende April und am 1. Mai 1916 bei der M o i f e i e r e i n F l u g b l a t t verbreitet hat, das zu einer Demonstration aufforderte. Deswegen, und weil er rief:Nieder mit dem Krieg, nieder mit der Regierung", wurde er vom Kommandanturgericht zu 21� Jahren Zuchthaus wegen Landesverrat verurteilt. Diese Verurteilung war sür die Anhänger Liebknechts, die Spartakusgruppe, Anlaß, die Masse in Bewegung zu setzen und womöglich Streik in Rüstungsbetricben zu veranlassen. Es wnrde ein? Reihe von Flugblättern hergestellt und zum Teil in sehr großem Maße verbreitet. Infolge der Verbreitung eines solchen Flugblattes ist auch gestreikt worden, aber der Streik hat damals keine Ausdehnung angenommen, so daß die Kriegsmacht hätte geschädigt werden können.

Frauen hinler Gillern.* Nach einem Roman imLokal- Anzeiger* zimmerte EugenKlugeein Schauspiel in sechs Bildern zurecht, das den Ausklang der Haremsherrlichkeit schildert. Schauer- lich schön. Eunuchen, Sultan und Sultona , englische Erzieherin, geraubte englische Generalsfrau, wilde orientalische Lust und dazu hört man von unterirdischen tiefen Kellern im Palast des letzten Sultans Mehmed VI . DerLokal-Anzeiger* und sein dramatisierter Roman sind einander wert. Immerhin, wer sich erheitern kann, wenn rührselige Tränen der anderen fließen, denn die Leserinnen des Romans geben sich hier ein Stelldichein, wer die berückend« Pracht des Orients auf sich wirken lassen will, der kleine Moritz würde sie noch stilechter hinstellen, der gehe insTheaterinderLützow- st r a ß e. Der einzige Gewinn war die Bauchlänzenn h a r w e y, die dem Sultan vortanzte, der auf seinem Stuhle saß wie ein pensio- nierter Opapa. Die anderweitig verlobte Haremsfrau Fatima brauchte sich wirklich nicht zu beunruhigen, ste wäre nicht noch einmal als Blume gepflückt worden. B. Sch. Rüpeleien völkischer Studenten in Wien . In Anwesenheit des österreichischen Bundespräsidenten fand die feierliche Inauguration des neuen Rektors der Wiener Universität Dr. Karl Luick statt. In einem Bericht über das abgelaufene Studienjahr verwies der Pro- rektor Dr. Hans Sperl auf die vom Prosessoren-Kollegium gemeinsam mit der Studentenschaft veranstaltete Anschlußkundgebung an das Deutsche Reich. Vor der Inauguration kam es in der Aula zu einem Zusammenstoß zwischen den liberalen farbentragenden Stu- denten, deren Chargierte im Festsaal Aufstellung nehmen wollten, und den Völkischen und katholischen Studenten, die dies zu verhindern versuchten. Die liberale Verbindung verließ schließlich die Universität, woraus der neue Rektor auch die übrigen farbentragenden Studenten- gruppen zum Verlassen des Festsaales veranlaßt«. Volksbühne. Friedrich Kahßler spielt als Gast der Volks- bübnc die Titelrolle in der U r a u s t ü h r u n g von Lunatschorkl! Der befreite Don Ouichot». Das Werl ist in I. Gop's Uebcr- tragunz aus dem Russischen bei der Volksbühnen Verlags- und Vertriebs- G. rn. d. H.. Berlin , erschienen. Koyhler Sortner Com sprechen am 13. d. M.. 8 Ubr abends, in der Bbilbarmonie zum ersten Male Reden bekannter Politiler wie Kercnski, Lenin , Mussolini und Bismarck . Ein Vortrag wird die Reden einleiten und erläutern. Ueder.Kunst Im Zelloller der Technik und de» Sport»* beginnt Dr. Zldols Bcbne eine Votliagsreihe mit Lichtbildern am 111., Georgen« strahl 30/31, 8 g>/, Uhr abends. vroelkonzerle im Dom DaS nächste Orgelkonzert von Prof. Waller Fischer findet am 12, 8 Ubr. im Dom statt. Es wirken mit: Geich- Tlorch, Gesang: Richard Fehle, Violine und Felix Robert Mendelssohn, Cello. Programm zu 60 Pf. berechtigt zum Eintritt. Verbreitung der Elicheiwkurzschrist In den deutschen Schulen. Aus Grund einer Rundsrage über den 5tu> zschiistuntmicht in den böheicn Schulen Deutschlands gibt dieDeuilchc Ttenographeiizeiluiig* einen Bericht über den jetzigen Stand der Verbreitung der neuen Emheilskurzschiist. Danach find an 1280. höheren Schulen Deulschlands 55 481 Schüler m CinheitSkurzschrift, 3801 in Stolze- Schrey, 768 in GabcISberger. 110 in andern Systemen im vergangenen Jahr unterrichtet worden. Fit Württemberg und Bayern , eben- so in Sachsen wird fast auSjchlichlich noch dem Einheitssystem unterrichtet. Fn Preuhen erlernen 8778 Schüler die EinheitSftenographie, 3528 Stolze- Schrey, 409(Babelsberger , 110 andere Systeme. Neuerdings ist auch M Oeslerreich die Einheitsturzschrist amtlich vorgeschrieben worden.