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Das Linkskartell wieder einig.

1ltimatum an Painlevé.

Paris , 11. November. ( EP.) Nach der Sitzung der Kartell­delegierten, die um Mitternacht zu Ende ging, begab sich Malon als Bevollmächtigter zu Painlevé, mit dem er bis um 2 Uhr morgens verhandelte. Allgemein wird angenommen, daß Maloy beauftragt war, Painlevé eine Art Ultimatum zu überreichen und ihn aufzu­fordern, einen Finanzplan auszuarbeiten, der mit der Kartellpolitit in Uebereinstimmung steht.

Paris , 11. November.( TU.) Das Kartell hat in dreistündiger Nachtfizung, die erst früh 1 Uhr zu Ende war, beschlossen, Painlevé ein legtes Mal eine Umarbeitung der Finanzpläne nahezulegen, und zwar dergestalt, daß sowohl die Radikalsozialisten wie auch die Sozialisten den Plänen zustimmen fönnen. Es heißt in den Morgen blättern, daß Loucheur mit der Ausarbeitung der Abänderungs­vorschläge beschäftigt ist, zu denen Painlevé heute nachmittag nach Anhörung der Finanzkommission wird Stellung nehmen müssen. Die Wiederherstellung der Einigkeit im Kartell, das durch die Stellungnahme der Sozialisten gestern nachmittag ge spalten schien, ist ein Ereignis von großer Tragweite. Der Bericht, der über die Sigung der Kartellvertreter herausgegeben wurde, befagt: Die Delegierten des Kartells haben angesichts der Schwierig feiten, die während der letzten Tage und besonders im Laufe des gestrigen Tages in der Frage der Finanzpläne hervorgetreten sind, einen Schiedsspruch herbeigeführt, der zur Wiederherstellung der Disziplin der Vertreter des Kartells innerhalb der Finanz­kommiſſion geführt hat. Das erzielte Uebereinkommen wurde ein stimmig angenommen. Ein Mitglied hat durchblicken lassen, daß die Finanzkommission wegen der ernsten Lage ein letztes Mal entgegenkommen will. Heute nachmittag wird sich zeigen, wie weit das erhoffte Kompromiß zwischen Painlevé und der Finanz­tommiffion möglich ist.

Die Entwaffnungsantwort fertig. Abgang heute.

die Entwaffnungsnote der Botschaftertonferenz fertiggestellt; Wie die Telegraphen- Union erfährt, ist die deutsche Antwort auf fie wird voraussichtlich noch heute nach Paris abgehen.

Eine Veröffentlichung des schriftlichen Verhandlungs­materials über die Entwaffnungsangelegenheit soll nicht vor Ab­schluß der Verhandlungen erfolgen.

Labour für Locarno .

Der Weg zur Abrüftung offen. Condon, 11. November. ( WEB.) Der Arbeiterführer Snowden führte in einer Ansprache aus: Das Locarno - Abkommen ist mit Be­friedigung aufgenommen worden, weil das Land der An­ficht ist, daß es ein Schrift vorwärts zur Aufrechterhaltung des Friedens bedeutet. Wenn durch das Cocarno- Abkommen die Sicher­heit der Nationen Westeuropas herbeigeführt ist, so steht der Weg zur Abrüstung wie zur allgemeinen Annahme des Schieds­verfahrens als der einzigen Methode der Regelung internationaler Steifigkeiten offen.

Lichtscheue" Sprache.

Oft tauchen Redensarten auf, die Allgemeingut werden, um ebenso rasch zu verschwinden. Die besten unter ihnen, die Beliebtheit erlangen und sich für länger, mitunter ſelbſt dauernd einbürgern, sind, entsprechend den Gesezen jeglicher Sprachbildung, niemals Kunstprodukte oder Erfindungen eines einzelnen; fie stammen viel mehr aus der Werkstatt des Volfslebens, und zwar aus dessen tief stem und am meisten verborgenen Treiben. Neben der Gauner. sprache, mit der man sich oft genug beschäftigt hat, besteht eine alb- und Kundenweltsprache von echt und gut Ber. Linerischer Färbung.. Sie ist geboren in Kellerineipen, greift über Asyl und Krankenanstalten in das weitere Boltswesen über und wird zuletzt eigentlicher Volksbesitz bilderreichen, anschaulichen Worte wirklich etwas zu sagen und zu und wird zuletzt eigentlicher Volksbesitz schon deshalb, weil ihre verdeutlichen haben.

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Gehen wir also in irgendein Rieß( meist ist es nach einem Bahnhof benannt.) Im Keller sizen Raaben und die Benner, feine Gannoven im eigentlichen Sinne, sondern jugendliche Ar­beitslose, früher Kunden genannt, die es aufgegeben haben, sich nach Arbeit umzusehen denn es riecht sauer, für so wenig wird sich schon irgendwie ermöglichen laffen man geht eben Geld die Woche über arbeiten zu müssen. Das Abkochen( Essen ) man geht eben ( Geld), dann geht man anschaffen oder adern und besorgt wadeln, man wadelt ab( betteln). Hat man teine Marie sich auf diese Art des außergesellschaftlichen Arbeitens Platten und Kohlen( d. h. ebenfalls Geld). Vor den Bullen( der Polizei) muß man sich in acht nehmen, ebenso vor den Achtern ( den Spigeln), die einen gern verlampen, und wenn man fängnis) nicht mehr fern. Lampen hat( gesucht wird), dann ist auch der Knast( das Ge Berladen ausgeht, wenn man einen Stubben hereinlegt und Den bekommt man, wenn man auf ihn aufs Kreuz schmeißt. Weniger gefährlich ist das Be latschern( Ueberreden auf gute Art), man muß aber, wenn man einen machen will, recht vorsichtig sein, daß man nicht vermacht wird, denn dies ist gleichbedeutend mit Berhautwerden. Ebenso muß man schauen, daß einem die Tour nicht ver. ( Rameraden). masseft wird; am besten ist es, man hat einen guten Pauker

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So schlimm das alles flingt, so bös die Welt der Keller zu sein scheint, hier sind doch noch nicht die eigentlichen Verbrecher, die etwas wegstoßen oder abbrüden und flißen und fürmen, wenn dicke Luft ist es sind die Anfänger, die, tot und ausgemist et, gern trampeln, d. h. einen, der mehr Marie hat, übers Ohr hauen und auf seine Roften papen( sich gütlich tun) auf die Schnelle( auf die Füße), auf die Reffe( wobei Tour zu ergänzen ist).

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Es genügt aber, um ein ernstes soziales Bild erkennen zu laffen. Darüber hilft auch das Anschauliche und Witzige nicht hin. weg erst die Erziehung zur Arbeit, so diese auch genügend vor. handen ist, kann rettend eingreifen, und dann mag man sich auch an der Urwüchsigkeit von Berliner Sprachbildungen freuen.

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Ein gesundheitbedrohender Unfug.

Unterhausdebatte nächsten Mittwoch. London , 11. November. ( WTB.) Der Parlamentsberichterstatter des Dail Telegraph" berichtet, es sei bereits vereinbart worden, daß die Unterhaussigung am nächsten Mittwoch voll tommen der Debatte über den Sicherheitspatt von Locarno gewidmet sein soll. Es verlautet, daß teine formelle Ent- machtlos. Der althergebrachte Unfug, die Umgebung der fchließung eingebracht werden wird, sondern daß das Unterhaus diese Frage anläßlich eines Bertagungsantrages erörtern wird. Bald­win, Chamberlain, Macdonald und Lloyd George werden sich an der Debatte beteiligen.

Locarno - Geist in Frankreich .

Ein Zirkular des neuen Unterrichtsministers. Der 11. November wird als Tag des Waffenstillstandes in ganz Frankreich gefeiert, auch in den Schulen wird der Kämpfer und Gefallenen des Weltkrieges gedacht. Der neue Unterrichtsminister Jean Delbos, ein noch junger radikal- sozialistischer Abgeordne ter, hat nun an alle Lehrer ein Rundschreiben erlassen, in dem er darum ersucht, daß bei den diesjährigen Ansprachen die Bemühungen Frankreichs zur Bermeidung neuer Kriege hervorgehoben werden. Insbesondere sollen ,, die in London und Genf gemachten Fortschritte, der Abschluß der Locarno Verträge und der erfreuliche und prompte Erfolg der jüngsten Initiative des Völkerbundes" dabei er­wähnt werden. Sodann heißt es in dem Rundschreiben:

Dank diesen Bemühungen organisiert sich Europa schon jetzt in wirksamer Weise; überhaupt wird sich allmählich die ganze Welt auf juristische und sittliche Grundsätze einstellen, deren Wert von den edelsten Borkämpfern der Menschheit in allen Zeiten verkündet wurde: Die inter­nationale Solidarität, die Achtung vor den Berträgen, das Berbot der Gewaltanwendung und die obligatorische Schiedsgerichtsbarkeit. Der Völterbund verförpert diese Ziele und gewährleistet die schwer erzielten Ergebnisse; man fann nicht nachdrücklich genug feine Rolle hervorheben."

Wenn die heranwachsende französische Generation in diesem Geiſte beeinflußt wird, so ist das jedenfalls besser, als wenn sie nur, wie bisher, mit nationalistischen Phrasen gefüttert wird. Auch in Deutschland täte ein solcher Schulunterricht not. Die Reichsverfassung schreibt sogar ausdrücklich vor, daß die Jugend ,, im Geiste der Völkerversöhnung" erzogen werde. Kann man aber von deutschnationalen und nationalliberalen Oberlehrern dergleichen erwarten? Und ist von den Kultusministern der Bürgerblod regierungen Bayerns, Thüringens , Mecklenburgs usw. jemals ein Rundschreiben zu erhoffen, das nur einen Hauch von dem Geiste atmen würde, der das Zirkular des französischen Ministers Delbos befeelt?

Der tschecheslowakische Wahlsonntag.

29 Parteien!

Das ganze Gebiet der tschechoslowatischen Republik ist für die Wahlen zum Abgeordnetenhause am 15. d. Mts. in 22 und für die Wahlen in den Senat in 12 Wahlkreise aufgeteilt. In den 22 Wahlkreisen für das Abgeordnetenhaus, in denen 300 Abgeordnete zu wählen find, fandidieren 3578 Kandidaten von insgesamt 29 poli­tischen Parteien. In den 12 Wahlkreisen für den Senat, der 150 Mitglieder hat, haben 24 Parteien 1540 Kandidaten aufgestellt. Die fünf Koalitionsparteien und die Kommunisten fandidieren zu beiden Wahlen in fämtlichen Wahlkreisen. Von den deutschen Parteien fandidiert der Bund der Landwirte für das Abgeordnetenhaus in 18 und für den Senat in 11 Wahlkreisen, die deutsche Sozialde. mofratie in 16 bzm. 8 Kreifen. Die jüdische Partei hat Kandidaten für 20 bzw. 4 Wahlkreise aufgestellt. Die Unabhängigen Kommunisten tandidieren nur für das Abgeordnetenhaus und zwar in 8 Wahl­treifen

Die hygienischen Zustände find in den Laubentolonien nicht immer so, wie man es für diese Erholungsstätten, der Minderbe­mittelten wünschen muß. Leider fehlt es auch hier nicht an Leuten, die ohne Rücksicht auf ihre Mitmenschen ihren( mit Berlaub, zu nisten besteht, wird solchem Mangel an Gemeinschaftsgeist scharf ent fagen) Dred umherwerfen. Bo eine straffe Organisation der Kolo gegengetreten und bald Abhilfe geschaffen. Aber gegen Belästigungen dieser Art, die von außen fommen, sind die Laubenkolonisten ziemlich Laubenfolonien und die zu ihnen führenden Wege als wilde Abladestätten für allerlei Unrat zu benugen, ist schwer auszurotten. Die Zustände, die da manch mal einreißen, werden durch eine uns aus einer Laubenkolonie zu­gegangene Schilderung beleuchtet. In der Laubentolonie Tiefland", die nahe der Landsberger Allee hinter der Eisen­bahnbrüde liegt, hat sich eine Versammlung der Laubenkolonisten mit der Frage beschäftigen müssen, wie dem Uebel abzuhelfen fei. Eine die Kolonie durchschneidende fünftige Straße, die noch nicht reguliert ist, wird ordnungs- und vor allem auch vernunftwidrig zur Schuttabladestätte gemacht. Auch Tierkadaver werden hier als Spielzeug ". Die Kolonisten haben von Zeit zu Zeit die Fleisch hingeworfen und dienen dann, wie die Schilderung sagt, den Kindern vernichtungsanstalt anrufen müssen, damit die Kadaver abgeholt wurden. Einmal war darunter sogar ein totes Fohlen von an= sehnlicher Größe. Auch die Leiche eines neugeborenen Kindes wurde einmal von Kindern gefunden, die spielend in der Erde buddelten". Die von dem Fund benachrichtigte Kriminalpolizei hatte Gelegenheit, fich die Gegend anzusehen. Aber geändert wurde nichts. Das Be­zirksamt Prenzlauer Berg ist gleichfalls von den Zuständen unter­richtet worden, ohne daß Besserung erreicht wurde. Die uns zuge­Unratsstätte die neue Großmarkthalle liegt. Wird da nicht bald für gangene Beschwerde hebt hervor, daß wenige Minuten von dieser Abhilfe gesorgt werden?

Großfeuer auf einem Holzplak.

Heute morgen gegen 5 Uhr wurde die Berliner Feuerwehr nach der Trakehner Str. 3 alarmiert, wo auf dem Holz play der Firma Stepputat u. Schwabe ein großer Schuppen, in dem Fournierhölzer lagerten, in Brand ge­B- Rohren gegen den Brandherd vorrückten. Bereits nach einstün­raten war. Drei Löschzüge waren schnell zur Stelle, die mit drei digem Wassergeben war die Hauptgefahr beseitigt. Die Aufräu­mungsarbeiten erstreckten sich jedoch noch bis in die achte Morgen stunde hinein. Wir erfahren hierzu noch folgendes: Gegen 3 Uhr morgens will ein Besizer, der in unmittelbarer Nähe des Platzes seine Wohnung hat, auf dem Holzplatz verdächtige Geräusche gehört und einige Männer über den Plaz haben laufen sehen. Er will auch auf die Fliehenden einige Schüsse abgegeben haben. Darauf begab er sich wieder zur Ruhe. Um 5 Uhr wurde Rauchwolken und Flammen aufstiegen. Sie alarmierten sofort die von vorübergehenden Passanten bemerkt, daß von dem Holzplatz Feuerwehr, die dann den Brand bekämpfte. Der Brandherd konnte glücklicherweise auf den einen großen Schuppen beschränkt werden. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt.

Der Zille- Film bei den Arbeitenden. Der Zille- Film ,, Die Berrufenen", der in einem eleganten Rino des Berliner Westens seine Uraufführung erlebte, seltsam tontra­stierend zu dem glänzenden Auf und Ab der anliegenden Straßen, hat mun in die Kinos der ganzen Stadt seinen Einzug gehalten. Selten verdiente aber wohl ein Film es so, einem möglichst breiten Bublifum vorgeführt zu werden, wie diese Folge von Elendsbildern aus dem Leben der Aermsten der Armen. Und wem die Abrundung zum Rinodrama verflachend erscheint, der darf nicht vergessen, daß gerade der Absturz des Mannes aus den bürgerlichen Kreisen Zahl­losen erst das Gefühl erweckt: das bist du; und daß der versöhnliche, nicht recht wahrhaftig scheinende Ausgang eine an fich belangloje Ronzession an den Geschmack des Durchschnitts- Kinobesuchers dar­stellt. Darüber hinaus hat der Film die Bedeutung eines Evange­liums! Das alles find Menschen wie du, Menschen die wirklich leben, unter diesen Verhältnissen leben; Kinder werden hier groß, in Wohnungen", die so naß sind, daß junge Kazen darin frepieren; und wenn es an Brot fehlt, so findet sich doch auch für sie hier und da ein Schluck Schnaps. Alle, die sich den Film freiwillig nicht

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anfehen, sollte man fast zwingen, hinzugehen. Vielleicht sputte dann etwas davon manchmal durch ihre Träume und breitete einen kleinen Schimmer von Nächstenliebe über ihr Handeln am Tage. Jedenfalls ist es überaus dankenswert, wenn jetzt auch das Bezirksamt Städtischen Jugendbühne eine Woche lang vorführt. Der Lichtenberg sich des Films angenommen hat und ihn in der hoffen. Und das ist gewiß: wer den Film sah, wird fünftig rascher rege Besuch am ersten Tage läßt auch für die folgenden Abende gutes im Berstehen und langsamer im Verurteilen der Berrufenen" sein.

Dem Film voran geht ein Lichtbildervortrag Bille als Mensch und Künstler", in dem Stadtinspettor Griepe es verstand, aus dem Wert des Künstlers geschickt das Verständnis für seine Absichten, und damit auch für die Absichten des Films zu erschließen.

Aufklärung des Raubmordes in Stralsund . Die Täter verhaftet und dreifacher Tat geständig. Wie wir seinerzeit berichteten, wurde am 13. Juli d. J. in Stral­fund ein betagtes Fräulein Kaiser in der Wohnung des Post­assistenten Fiedler in der Seestraße ermordet und beraubt auf­gefunden. Fiedler und Frau waren verreist und hatten Fräulein Kaiser, einer Verwandten, ihre Wohnung in Obhut gegeben. Ge­raubt waren besonders 5 Alben mit wertvollen Brief­marten, eine Sammlung, die in Philatelistenkreisen Stralsunds Beit tot in der Wohnung gelegen haben mußte. Die Raubmörder sehr bekannt war. Es ergab sich, daß die Ermordete schon längere waren spurlos verschwunden.

Nunmehr ist es dem Beamtenstab des Kriminaloberinspektors Gennat gelungen, die Bluttat vollständig aufzuklären und die beiden Täter hinter Schloß und Riegel zu bringen. Es sind Familien, ein 20 Jahre alter früherer Landwirtseleve Kurt bisher unbestrafte junge Männer aus besseren Raschte und ein 22jähriger Kaufmann Friedrich Böttger . Sie haben ein umfassendes Geständnis abgelegt. Raschte und Böttger lernten sich im März dieses Jahres fennen, als beide für ein hiesiges Hutgeschäft die Provinz bereisten. Sie hatten wenig Erfolg, gaben die Tätigkeit um Himmelfahrt auf, verließen Berlin und zogen ohne Beschäftigung im Lande umher. Wochenlang lagen fie auf der Landstraße und begingen auch fleinere Dieb Stähle. Fast immer waren sie ohne Geld. So kamen sie beide nach Stralsund , wo Raschtes Eltern wohnten. Er traute sich aber nicht hin, weil er ihnen vorgespiegelt hatte, daß er eine gute faufmännische Stellung habe. Eine Zeitlang nächtigten sie in der Nähe Stralsunds in einem Heuschober. Dann hausten sie in einem Lager, das sie sich auf der Schwedenschanze" zurechtgemacht hatten. So tamen fie immer mehr herunter. Da entfann sich Raschte des Bostassistenten Fiedler und seiner Briefmarkensammlung, besprach die Sache mit Böttger. Dieser mußte dann die Dertlichkeit deren man sich wohl durch einen Einbruch bemächtigen fönne. Er und die Gelegenheit ausfundschaften. Eines Abends flingelten fie Fiedlers Wohnung. Fräulein Kaiser öffnete, und von ihr er­fuhren sie nun, daß Fiedler und Frau erst am 20. Juli zurückkehren würden. Gleich am nächsten Morgen beschlossen sie darauf, die alte Dame unschädlich" zu machen und die Briefmarkensammlung zu rauben. Als Fräulein Kaiser auf Klingeln öffnete, warf ihr Böttger sofort Pfeffer ins Gesicht. Der Wurf ging jedoch fehl. Jeht drangen beide in die Wohnung ein, padten die Dame an der Kehle und steckten ihr ein Taschentuch in den Hals. Nachdem sie so wehrlos gemacht war, schnürten beide ihr Hände und Füße zusammen und legten fie im Schlafzimmer auf ihr Bett. Jetzt durchsuchten sie die Räume. In einer Kommode fanden sie eine Kaffette mit 60 Mart, die sie einsteckten, im Herrenzimmer im Bücherschrank die 5 Alben. Damit hatten sie ihr Ziel erreicht. Als sie die Wohnung verlassen wollten, fiel es Rajchte ein, daß das Taschentuch das Taschentuch aus dem Hals und steckte ihr ein Handtuch hinein. fein Monogramm trug. Er ging also zurüd, zog der Ueberfallenen Wie er behauptet, war das Fräulein noch am Leben.

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Bunächst fuhren die beiden nach Stettin und von dort nach Berlin , wo sie die Briefmarkenalben ihres Inhalts beraubten, die Alben im Ofen eines Hotelzimmers verbrannten und die Marten für 500 Mart vertauften. Das Geld war natürlich bald alle. So fannen sie auf neue Pläne. Böttger erinnerte sich eines Verlegers von Fachschriften, bei dem er einmal beschäftigt gewesen war. Er selbst durfte sich dort nicht sehen lassen. Deshalb mußte Raschte den hier geplanten Raub ausführen. Er erbeutete da­bei 250 Mart. Auch die hielten nicht lange vor. Der nächste Plan galt einem Steinfegmeister in der Heidestraße, den Böttger ebenfalls fannte. Er scheiterte jedoch an dem Widerstand des überfallenen Meisters. Die beiden Räuber mußten fliehen, entfamen zunächst und trennten sich. Nach einiger Zeit wurde Böttger auf dem Bahnhof obachtungen stellten fest, daß er vorgestern endlich nach Berlin Charlottenburg ergriffen, Raschke war verschwunden. Ständige Be­zurüdgetehrt war. Jetzt wurde auch er ermittelt und fest­Ueberfälle zu. genommen. In eingehenden Verhören gaben endlich beide die drei

Stadtverordneter Dr. Kirchener verstorben.

Heute vormittag ist plötzlich der bekannte deutschnationale Stadtverordnete, der frühere Obermedizinalrat Dr. Kirchner an einem Schlaganfall im 72. Lebensjahre gestorben. Kirch als solcher an den Arbeiten der Stadtverordnetenversammlung einen ner war Borsitzender des Städtischen Haushaltsausschusses und nahm sehr lebhaften Anteil. Er gehörte zu den älteren und in vielen Fragen gemäßigteren Führern der deutschnationasen Stadtverord­netenfraftion. Kirchner war in die neue Stadtverordneten­versammlung in Schöneberg gewählt worden, wo die Deutsch­nationalen eine ihrer stärksten Organisationen haben. An seine Stelle rückt der deutschnationale Arbeiter" Johannes Köbber­ling ein.

Zu dem Boofsunglück auf dem Tegeler See . Dem Reichs­wasserschutz ist es bisher nicht gelungen, die Leiche des bei dem Unglüd ums Leben gekommenen Studenten der Hochschule für Leibesübungen Heinrich Weber zu bergen. Auch gestern waren wieder den ganzen Tag zwei Boote mit Suchleinen in Tätigkeit. Man nimmt an, daß die Zeiche in der Nähe des Borsig. dammes, der zurzeit aufgeschüttet wird, angespült ist; das vor­handene Geröll aber erschwert die Sucharbeiten ungemein. Es ist aber auch die Möglichkeit vorhanden, daß der Tote schon von Reiche wohl kaum ans Tageslicht. Schutt und Geröll vollständig bedeckt ist; in diejem Falle täme die

Millionendiebstahl im Museum in Sofia. Im Ethnographischen Museum in Sofia wurde ein frecher Einbruch verübt. Die Einbrecher erbeuteten zahlreiche Wertgegenstände, darunter eine fost bare Sammlung von Goldmünzen und eine goldene Statuette Alexander des Großen, die aus dem vierten Jahrhundert vor Chrifti Geburt stammt. Der Gesamtwert der ge­stohlenen Gegenstände wird auf etwa zwei Millionen Mart geschäßt. Die Polizei hat über 35 Personen, darunter mehrere An­gestellte des Museums, verhaftet.

In den

Schwere Grubenkatastrophe in Sowjetrußland. Naphthagruben von Croznij hat ein Explosionsbrand 7 Arbeiter getötet und 14 schwer verlegt.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

Alle

11. Kreis Schöneberg - Friedenau. Donnerstag, 12 November, abends 8 Uhr, bei Rosenthal , Schöneberg . Eberstr. 66, Gigung der Arbeiterwohlfahrt. Abteilungen müssen vertreten sein.

14. Abt. Achtung! Der Sahlabend findet heute abend nicht bei Höhnke, sondern bei Bant, Lorgingstr. 20, statt.

132 Abt., Blantenburg. Achtung! Die Mitgliederversammlung findet nicht heute abend, sondern erft morgen Donnerstag, den 12. November, abends 7 Uhr, bei Slug ftatt.