spricht. Die politische und moralische Handlungs. freiheit die wir uns materiell gewahrt haben, indem wir niemals über die Borbedingungen unserer Zustimmung zu den Verträgen den leifesten 3meifel ließen, ist auch durch das Ber. halten unserer Minister in feiner Weise eingeengt.
den Hinweis auf die tschechoslowakische Scheindemokratie. I Bertragswertes von Locarno durch den deutschnationalen Minister Das erklärt aber auch die äußerst schwierige Stellung der deutschen Sozialdemokraten in diesem Wahlkampf. Von den Kommunisten und von den Deutschbürgerlichen werden sie angeflagt wegen der Regierungspolitik der tschechischen Sozialdemokraten. Eine Regierung, in der sozialdemokratische Minister saßen, benügt die Bodenreform zur Ueberführung des Bodens aus dem Besitz der Deutschen in die Hände von Tschechen, verdrängt die deutschen Arbeiter und Angestellten von ihren Arbeitsplägen, hat uns fast dreieinhalbtausend deutsche Schulklassen gesperrt." So flingt es den deutschen Sozialdemokraten aus dem Munde der Deutschnationalen entgegen.
Trogdem schlagen sich die deutschen sozialdemofratischen Arbeiter, die ja einst die Avantgarde der öfterreichischen Sozialdemokratie bildeten, außerordentlich gut. Die Bersammlungen der deutschen Sozialdemokraten sind über füllt, die der Kommunisten im deutschen Sprachgebiet meist tläglich. Daß die Kommunisten den Kampf ausschließlich gegen die deutschen Sozialdemokraten führen, braucht kaum betont zu werden.
Die deutsch nationalen Parteien versuchen, nachdem die Sozialdemokraten die Teilnahme an einer all deutschen Einheitsfront abgelehnt hatten, eine antimargistische Einheitslifte zu erzeugen. Fast war sie fertiggestellt da wurde sie durch die Mandatsgier der einzelnen Barteien zer riffen. Zwei Wochen lang tobte nun der Kampf zwischen den deutschbürgerlichen Parteien, die sich wechselseitig des Ber rates am deutschen Einheitsgedanken beschuldigten- bis fich plötzlich Agrarier, Christlichsoziale, Gewerbepartei und Nationalsozialisten zu einer„ völtischen Einheitsfront" zusammenschlossen. Die einzelnen Parteien führen zwar den Wahlkampf getrennt, aber fie mollen nach den Wahlen einen gemeinsamen Berband bilden. Außerhalb jeder solchen Kombination steht die ,, Deutsche Nationalpartei", die sich gegen den Ansturm ihrer freundlichen Feinde nur schwer wird behaupten tönnen.
Wertvolle Hilfe leisten den deutschen Sozialdemokraten piele deutschösterreichische Genossen und Genossen aus Deutschland , die wahrhaft aufopferungsvoll sich in den Berfammlungen mit den Kommunisten herumschlagen. Diese Hilfe wird über die Wahlen hinausreichen, denn die Genossen aus Deutschland lernen die Rompliziertheit der politischen Berhältnisse in der Tschechoslowakei , und die ungemein Schweren Kampfbedingungen der deutschen Arbeiter in diesem Lande aus eigener Anschauung fennen, und werden nun ficher mit bazu beitragen, daß die Arbeiter Deutschlands das Schidial und die Stämpfe ihrer Klassen- und Stammes. genoffen jenseits der Grenze besser als bisher verstehen lernen. Die deutschen Genossen in der Tschechoslowakei machen auch in diesem Wahlkampfe dem Nationalismus teinerlei Zugeständnisse. Sie führen den Kampf gegen den chechischen und gegen den deutschen Nationa lismus, und fie führen diesen Kampf in der Ueberzeugung, daß an seinem Ende stehen muß die Ueberwindung des Nationalismus und die endliche Rampfgemeinschaft deutscher und tschechischer Arbeiter.
Das veranlaßt uns zu folgenden Feststellungen: In der Sigung des Auswärtigen Ausschusses am 22. Oftober antwortete der Reichskanzler Dr. Luther, wie schon befannt, auf die Frage des Genossen Breitscheid , ob das ganze Kabinett hinter Stresemann stehe, mit dem Zwischenruf: Der Herr Außenminister hat auf Grund eines einstimmigen Kabinettsbeschlusses berichtet.
Sozialdemokratischen Ausschußmitgliedern fiel es auf, daß diese Erklärung des Reichstanzlers die Auslegung zuließ, das Kabinett habe zwar einstimmig beschlossen, Stresemann im Ausschuß berichten zu lassen, habe sich aber nicht ein stimmig mit feinen Auffassungen solidarisiert.( Tat sächlich ist der Versuch einer solchen Auslegung auch von der deutschnationalen Preffe später gemacht worden.) Um vollständige Klarheit zu schaffen, begab sich daher noch während der Sigung ein fozialdemokratisches Mitglied des Ausschusses zum Reichsfanzler und fragte ihn, ob der Rabinettsbeschluß nur eine formale Ermächtigung zum Sprechen im Ausschuß für Stresemann, oder aber eine materielle Billigung der in Locarno erzielten Ergebnisse bedeute. Darauf antwortete der Reichstanzler wörtlich: Das Kabineff hat die in Locarno erzielten Ergebnisse einmütig gebilligt.
Auf die weitere Frage, ob der Reichstanzler geftatte, daß von dieser seiner Antwort öffentlich Gebrauch gemacht werde, lautete die Antwort bejahend. Während all dieser Vorgänge mar der damals noch attive Minister Schiele im Saale anwesend.
Diefer Tatbestand läßt doch nur zweierlei Erklärungen zu: Entweder der Reichstanzler hat dem sozialdemokratischen Fragesteller bewußt die Unwahrheit gesagt was mir was wir feineswegs annehmen, oder aber er war der leber 8eugung, daß die deutschnationalen mi. nister den Ergebnissen von Locarno zuge stimmt hätten. Zu dieser Ueberzeugung fann ber Reichsfanzler aber doch nur durch das tatsächliche Berhalten der deutschnationalen Minifter im Rabinett gekommen fein. Was ist also vorgegangen? Haben die Deutschnatio nalen im Kabinett ehrlich zugestimmt? Oder haben fie fich so am eideutig und unehrlich verhalten, daß Der Reichskanzler glauben konnte, fie ftimmten zu, während fie in Wirklichkeit innerlich nicht zustimmten?
Eine flare Antwort auf diese Frage scheint uns im Intereffe der perfönlichen Ehre der Herren Schiele, v. Schlieben und Neuhaus unumgänglich notwendig zu sein.
Schlange- Schöningen und Locarno .
Er fann nicht bis drei zählen.
Serr lange Edöningen, beuticnationaler Reims tagsabgeordneter, bat am Dienstag in Winden gegen den Bertrag von Rocarno gesprochen, den er als das seite Ber failles" bezeichnete.
Die deutsch nationale Mitverantwertung. Eine Antwort an den Grafen Weftarb. In der Kreuzzeitung " versucht Graf Bestarp aber mals, die Mitverantwortung der Deutschnationalen an den Das zweite Verfailles? Das ist ein Rechenfehler. Das Abmachungen von Locarno zu leugnen. Er wiederholt zu zweite Versailles war boch der Dawes Blan. und Seir diefem 3med die funstvollen Auslegungen der Rabinetts Salange Schöningen hat am 29. August 1924 mit 50 Broz. beschlüsse, die aus einem einmütigen Ja eine Meinungsverfeiner Fraktion gegen den Dawes- Plan gestimmt, weil er ihn da. schiedenheit zwischen den deutschnationalen Ministern und für aniah. den übrigen Kabinettsmitgliedern zu konstruieren versuchen, und tommt damit zu folgendem Ergebnis: Bewußte Fälschung begeht, mer jetzt noch von einer for mellen oder materiellen Billigung des Vertragsabschlusses und des
Novitäten.
Konzertumschau von Kurf Singer.
Es gab in dieser Woche neben den üblichen Programmen ein paar Erstaufführungen von besonderem Reiz. Nicht nur der Wert ber erstmalig gehörten Rompositionen machte diesen besonderen Reis aus, sondern allein schon der Name der Komponisten. Es ist doch immerhin etmas Eigenartiges und spricht für die Sehnsucht unserer Rumftler nach Abwechslung, wenn heute, 1925, erstmalig Arien von Handel oder von Mozart gesungen werden, und die Uraufführung eines Streichquartetts von Hans Bfigner lockt die neugierigen und am Fortschritt interessierten Menschen besonders dann an, wenn das hochqualifizierte Amar Quartett der Interpret ist. Aus dem Geist einer Zeit heraus, der durch das Theater starte Beziehungen zu Händel gewonnen hat, sammelte Felig Günther Rezitative und Arien aus vergessenen, durch Leichtentritts Biographie aber wieder schärfer umriffenen Opern( Berlag Bote u. Bock). Es ist ein Berdienst der hochmusikalischen Maria Basca, ein paar dieser frei bearbeiteten, in der Begleitung stilvoll gefeßten Szenen aus Alcina, Floridante, Amadige und Bartenope vorgeführt zu haben. Diese Gesänge sind durchweg einfach und dennoch tunstvoll geschrieben, fie merbinden mit einer dramatischen Ausdruckstraft eine Gefälligteit der Melodie, die von dem naivsten wie von dem anspruchsvollsten Bubli fum als Bereicherung empfunden wird. Wenn Maria Basca ein gewiffes Drüden der Stimme im Moment der Affektgeladenheit Der. meibet, gehört fie zu den besten und eindringlichsten Sängerinnen mit gesundem Ausdrucksvermögen und empfindungsreichem Vortrag. Robert Heger brachte eine Szene mit Rondo ,, Ch'io mi scordi di te" zur Erftaufführung. Der Tert scheint von Mozart mehrfach tomponiert zu sein; diese von Ciba Lau meder leicht noch fauber gefungene Arie ist eine große Konzertarie mit echt Mozartfchem Bauber, in die Orchesterarbeit ist ein Klaviersolo als Begleitung ge schickt eingefügt. Wie weit das Original, wie weit Zutat von Eduard Steinberger ist, läßt sich nicht verraten. Am Anfang des Programms ftand ein rhapsodisches Borfpiel Triumph des Lebens" Don Rudolf Beterta. Das ist ein mehr lautes als beredtes Orchesterstück, das eine hymnische Sprache sucht, aber in der dauernd gehobenen Stimmung feineswegs zu überzeugen meiß. Der Einfluß von Richard Strauß ist so start, daß man die ersten Latte aus ,, Don Juan" zu hören glaubt. Rennte man Peterka nicht von seiner ver. innerlichten Rammer- und Liedmufit, die ganz anderen Meistern nadzugehen weiß, so fönnte man fürchten, er fei dem artistischen Spiel verfallen. Robert Heger aus Wien leitete das Konzert mit einer etwas strammen Sicherheit, die den routinierten Kapellmeister verrät, aber einer Mozartschen D- Dur- Sinfonie gegenüber an Gefchmeidigkeit und Lieblichkeit manches vermiffen ließ.
Das oben genannte Quartett in Cis Moll von Pfigner ge hört zu den gediegensten und gehaltvollsten Kammermusifwerfen des Baläftrina- Romponisten. Es ist außerordentlich schwer aut spielen, fomohl bezüglich der rhythmischen Knifflichkeiten, als auch bezüglich der Intonation. Pfigner hat das Wert in einer befonders fruchtbaren schöpferischen Stunde geschrieben. Die Partitur zeigt ein ebenso bewegliches wie buntes, doch durch straffe Thematit innerfich harmonisch ausgefülltes Bild, das Klangliche tritt besonders im
Wenn fon ein neues Verfailles, bann bitte, bas, britte". Sollte Herr Schlange nicht bis drei zählen können, oder will er ben Mantel deutscher Liebe über den Umfall vom 29. August 1924 breiten?
zweiten und im langsamen Sah nicht wie sonst auf Stoften der Fein arbeit zurüd, und ein großer Schwung geht durch das ganze Bert. Eine Arbeit, der man die Arbeit nicht anmertt, und der wieder zu begegnen eine musikalische Freude sein dürfte.
Erstaufführungen find bei uns etwas Seltenes, besonders solche von Dauerwert. Daß es nicht überall so ist, daß vielmehr besonders in Süddeutschland und im Rheinland eine viel ftärfere und gefündere Propaganda für neues gemacht wird, beweist das von Rolf Cunz herausgegebene deutsche ,, musi? Jahrbuch", das neben polemischen und allgemeinen Auffägen eine Uebersicht über die Jahrestätigteit aller größeren deutschen Städte in fritischen zu fammenfaffungen bringt. Dieses bei Reißmann in Essen erschienene schmude Buch sei allen, deren Blick und Ohr über Berlin hinaus. reichen möchte, angelegentlichft empfohlen.
In gewiffem Sinne ist auch die Sündflut" von Friedrich E. Roch eine Erstaufführung. Den Tert zu diesem Oratorium hat der poetisch start begabte Atademieprofeffor Koch sehr geschicht nach der Bibelvorlage geschrieben. Hätte ich zu wählen, so zöge ich allerdings das viel ältere Dratorium„ Die Tageszeiten" vor, weil der erste Teil der„ Sündflut" durch die sehr bewußte Durchführung von dunklen und hellen Gesangstontrasten etwas einförmig wirti und erst durch die finnliche Komponente der Tanzfzene inneres Leben empfängt. Das ganze Werf zeigt aber die außerordentliche Be fähigung Kochs, dramatisch bemegte Chöre zu schreiben und ein Orchester in selbständiger Faktur dazu sprechen zu laffen. Gerade im ersten Teil fallen die stimmungsgerechten Orchestermalereien ange nehm auf. Die solistischen Partien sind nicht mit derselben Selb. ständigkeit und Melodiefreude geschrieben. Stilistisch geht das Wert auf die großen Oratorien Händels zurüd, zeigt dagegen in der harmonischen Fassung mehr Hinneigung zu Richard Wagner . Die Aufführung unter Friz Rüdward mar gut, doch dynamisch nicht sehr abschattiert. Frau Helfferich Salujay imponierte durch die Sicherheit, mit der sie die in höchste Lagen hinaufreichende Bartie der Moena sang, Willi Sonnen und Gunnar Graarud hatten die gleiche innere Sicherheit und persönliche Beteiligung noch nicht gefunden.
Juan Manén , ber einst berühmte spanische Geiger, gefiel fich darin, in einem Programm von adt Nummern fiebenmal fich selbst zu spielen, originaliter oder in Bearbeitungen. Die einzige Nummer, die einen anderen Komponisten zeigte, mar bie Chaconne von Bach. Aber biefe tlang in der Darstellung von Manén niat wie die uns bekannte, sondern wie eine Etude a la Bach. Selten wohl ist das Werk so von der Oberfläche her heruntergefpielt worden als von Manén. Seine technische Bravour in Chren, aber die Auf faffung ist so fleinlich, wie der silbrige Ton flein ist. Statt den Manen großer Toten zu opfern, opferte er diese Toten dem berühm ten Geiger Manén. Ein Klavierabend von Jan Smeterlin ließ aufhorchen; in den Bréludes von Chopin zeigte er eine ebenso fräftige Bianiftenhand, wie er der Geschmeidigkeit und dem Duft Chopinscher Melodie gerecht wurde. Er wirft im Spiel durchaus persönlich, ohne die Schranken diefes Ausdrucksvermögens irgendwie zu überschreiten. Baquita Hagemeyer dürfte noch am An fang einer Birtuosenlaufbahn stehen. Für Beethovens Opus 109 fehlt ihr wohl noch die Reife der Darstellung, doch ift die Technik so flüffig und die Gesamtdarstellung Jo einheitlich sorgfältig, daß mant von der jungen Spielerin Gutes erwarten darf.
Stahlhelmjustiz.
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Prozeß Stölzel in Braunschweig . Das Gericht nimmt Niederlegung der Vers der Verteidigung die Aften. teidigung. Braunschweig , 11. November. ( Eigener Drahtbericht.) Am Mitt woch fand in Braunschweig die Gerichtsverhandlung gegen den der fozialdemokratischen Partei angehörenden Landesschulrat Dr. Stölzel statt. Gen. Stölzel ist seit dem 28. Dezember 1924 Bostens enthoben. Um diese Maßnahme zu rechtfertigen und ihn als von der reaktionären Stahlhelmregierung Braunschweigs seines Beamten unmöglich zu machen, wurde versucht, ihm mit allen Mitteln den Prozeß zu machen. Die Anflage legt Dr. Stölzel zur Last, einige Schulbücher, die bei ihm zur Besprechung eingegangen waren, seinen Kindern zur Verfügung gestellt zu haben; ferner foll er einige Male mit dem Landestheater Braunschweig telephoniert haben, ohne die Gebühren dafür zu bezahlen. Dr. Stölzel fonnte nachweisen, daß er dienstlich wegen der Abhaltung von Schülervorstellungen telephoniert habe. Ebenso verhält es sich bei einem Gespräch mit einem Zahnarzt, das ihm die Anklage anzufreiden sucht. Hier hat Stölzel mit dem Bahnarzt wegen der Einrichtung einer Schulzahnpflege ver. handelt.
Aus der stundenlangen Bernehmung Dr. Stölzels durch zwei Richter, die in dem Geruch stehen, besondere Sozialistenfresser zu sein, ging hervor, daß Stölzel monatelang bespielt wurde. Die Berhandlung ergab weiter, daß der Fall Stölzel" fett über acht Monaten von der Staatsanwaltschaft unter. sucht wurde und sie sich allein über vier Monate lediglich mit der Untersuchung dieser Borwürfe gegen Stölzel beschäftigte. Der Ver teidigung standen dagegen zur Borbereitung nur elf Lage zur Berfügung. Der Braunschweiger Rechtsanwalt Philipps hatte deshalb, um überhaupt eine ordnungsmäßige Verteidigung zu ermöglichen, die Gerichtsaften abschreiben und seinen Kollegen in der Verteidigung zustellen lassen. Außerdem stellte er Auszüge aus den Atten dem Angeklagten zur Verfügung. Als der Vorsitzende davon erfuhr, beschlagnahmte er die Abschriften und drohte mit der Einleitung eines Disziplinarnerfahrens gegen Philipps. Darauf legten die drei Unwälte gefchloffen die Verteidigung nieder. Das Gericht bestellte nach stundenlanger Beratung einen Offizial perteidiger und setzte die Fortführung der Verhandlung auf Freitag an. Der Offizialverteidiger foll also in 1% Tagen die Arbeit bewältigen, zu der zwei Etaatsanwälte insgesamt acht Monate 3eit gehabt haben.
Die bayerischen Ableugnungsversuche.
Erklärung der Frankfurter Zeitung ". Frankfurt ( Main ), 11. November.( Eig. Drahtbericht.) Begen
über dem bagerischen Dementi hält die„ Frankfurter 3ei. tung ihre Angaben vollständig aufrecht. Sie verweist darauf, daß die meisten Puntte des Dementis fich gegen Angaben wenden, die sie gar nicht gemacht habe.
Sie habe weder behauptet, daß möhl bei Dr. Held, noch Freiherr von Soden bei dem Kommandeur der Reichswehr , Areß von ressenstein, noch bei dem Kommandeur der Landespolizei, Oberst Seißer , gewesen sei.
Tatsächlich habe Graf Soden den Ministerpräfi. benten besucht und General möhl hat beibe anderen Herren besucht Tatsächlich fei deft drei amtlichen Stellen mitgetellt worden, daß die wittelsbachischen Attivisten mit ihrem Thronprätendenten die Zeit für gefommen glaubten, zu handeln, und tatsächlich wurden die besuchten Herren gefragt, wie sie sich zu einem solche Handeln stellen würden.
Bon einem geplanten utfch" habe die Frankfurter Zei tung" niemals geschrieben. Der 3med jener Besuche set ja eben gemelen, anzufragen, ob der Staatsstreich auf dem Wege stillschweigender Duldung durch die maßgebenden Behörden oder mit der ausdrüdlichen Kooperation friedlich und ohne gemalt. famen Butsch gemacht werden fönnte.
Die Heringslawine.
Die englische Heringsfischerei hat in diefer Saison ein Refordjahr zu verzeichnen, und in den beiden Hauptorten des britischen Heringsfangs, in Varmouth und Lowestoft , brachten die letzten dret Tage des Ottobers geradezu eine Heringslamine", die fich über Man sieht an diese beiden Häfen der britischen Ostküste ergoß. schreibt ein Fischereisachver diesen Tagen fieberhafter Tätigkeit," ständiger in einem Londoner Blatt, Heringe zu Haufen aufgetürmt, in Tonnen und Kissen; Heringe werden in große Behälter geschaufelt; man riecht die Heringe schon in weiter Ferne, wenn man mit der Eisenbahn ankommt, man geht über Heringe und stolpert über Heringe; in großen Massen werden fie nach dem Hafen ge bracht und auf die Schiffe verladen. Ueberall gibt es jeringe, nur nicht zum Essen, denn die Restaurants scheinen zu glauben, daß einem bei dem Anblick der Appetit vergangen ist. Ende Oftober meldete der offizielle Bericht die Berfrachtung von 100 000 Ion= nen Heringen, und es war ein titanischer Kampf, den die Menschen drei Tage und drei Nächte hindurch mit dieser HeringsLamine ausfochten. Seit den reichen Ernten von 1913 ist nichts Aehnliches mehr erlebt worden.
Während der Fangzeit sind 1300 Dampf- und Motorschiffe mit 12 000 Männern an Bord tätig, um von den 25 bis 60 Kilometer entfernten Fischgründen die Beute einzuholen. Jede Nacht sind Nege in einer Länge von 3000 Kilometern über das Meer ausgespannt, damit fich die filberne Flut in ihnen fange. An der Küste erwarten 6000 Burschen die Ankunft der Fische, um sie in Tommen und Kisten zu verpacken. Da herricht überall die regste Tätigkeit, und Darmouth und Lowestoft erstrahlen im Glanz von Tausenden von Lichtern, die ihren Schein über das bunte Treiben werfen. In tiefer Zeit fennt der Fischer keine Ruhe, sondern arbeitet unermüdlich Tag und Nacht. Das Auswerfen der Neke fann zu jeder Tages- und Nachtzeit be. ginnen, je nachdem die Fische erscheinen. Eine geübte Mannschaft hebt 80 Mege mit 20 000 Tonnen Heringen in 5 bis 6 Stunden. Mehrere Stunden müssen dann mit dem Reinigen der Nege per. bracht werden, da sich viele Heringe zu feft in den Maschen ver fangen haben. Das geschieht, während das Schiff dem Hafen u dampft, und in fünf meiteren Stunden ist die Beute gelandet. Die meiften frischen und eingefalzenen Heringe werden von Lowestoft nach Hamburg verfrachtet. Da stehen lange Reihen von Lasttrafimagen hintereinander, die immer neue riefiae Riften hie ganze Macht durch zu den Dompfern hinunterbringen. 117 000 Stiften mur den in dieser Saison nerladen und in zwei Tagen verließen 6 voil. beladene Schiffe den Hafen zur Fahrt nach der Elbe ."
Borfräge. In der Polotecnischen Gesellschaft foricht Donnerstag, 8 Ubr. Direktor Karl Lange über Die internationale Eisenfrage" im Meifteriaal Köthener Straße 38 Galle willfommen.
der Meisterschule Huban- Stuber, veranstaltet beute, Minifchronit. Edmund Pártos, ein junger unnarischer Beneffe aus abends 7, 11hr, im Meifteriaal ein Biolinkonzert. Billetts bei Bote& Bod, Leipziger . Str., Barenhaus Bertheim.
Die Schweizer Kunstausstellung wird 1. 8t. im Stronbringen. balais, bas beswegen größtenteils gefchloffen fit, vorbereitet. Sie wird
bas mittlere Stodiert und das Obergeschoß einnehmen. Im Untergeschos wird man die bauptwerte aus dem eigenen Befige der Nationalgalerie, bie fonft in diesem Hause zu fehen find, bereinigt finden.