Unterhaltung unÜ Missen �
Matt vor Wahlen Im Sause Westarp.
,Nur nicht örüber reöen, Sie Parteikasse ist leer- und eine Hypothek auf unsere Gesinnung wird UNS kaum jemand geben."
Sozialiftisthe Lehr- unö Wanöerjahre. Erinnerungen eines Drelundsiebzigjahrigen. Von Louis Cohn. I. Diele Wege führen zum Sozialismus. Der Weg des zum Klassenbewußtsein gekommenen Arbeiter» ist geradlinig. Aber die aus dem Bürgertum stammenden Sozialisten hoben traditionelle Hemmungen,«in Gestrüpp von Klassenoorurteilen lichten müssen, um auf dem Wege der Erkenntnis dahin zu gelangen, wohin da» Proletariat oller Länder infolge seiner sozialen Loge weit schneller und leichter gelangen konnte. Wenn ich dem Rat« freundschaftlich gesinnter Genossen«nt- spreche und erzähle, wie ich Sozialdemokrat wurde, so soll damit weder dem Gelüste, von sich reden zu inachen, oenügt werden, noch weniger aber soll mein« Persönlichkeit auf«in ihr nicht zukommendes Postament gestellt werden, denn ich stand immer in Reih und Glied der Partei, entschloß mich niemals,«in politisches Mandat au»- zuüben, sondern begnügt« mich, mit der Feder und mit den prak- tiichen Erfahrungen meines Lebens iür die Partei und die große Sache des Sozialismus zu wirken Trotzdem hoff« ich. mit meinen Erinnerungen einen Beitrag zu einem kulturgeschichtlichen Bilde geliefert zu haben. « Di« in meinem Gedächtnis haftenden Eindrücke aus der ersten Schulzeit sind wahrscheinlich bestimmend für meine weiter« Ent- Wicklung gewesen. Meine Ellern, wohlhabende israelitisch« Bürger, standen unter den geistigen Nachwirkungen der Revolution von 18l48. Religion»- und Gewissensfreiheit. Gleichberechtigung aller Staatsbürger, waren für sie Selbstverständlichkeiten trotz des Sieges der Reaktion über die Uberal-demokratische Volksbewegung. Solch« polllischen Ueberzeugungcn erfuhren im Gegenteil noch eine Stärkung durch die im liberalen Bürgertum damals vorherrschend« philo- semitisch«, die volle Emanzipation der Juden erstrebende Stimmung. Um so tiefer mußten auf mich bei meinem Schulantritt in die .Frankesch« Stiftung* in Halle a. d. S.— 1R6S— die„Hepp-Hepp*- Leußerungen meiner Mitschüler wirken. Anfangs verstand ich sie gar nicht, bald aber bemächtigte sich meiner ein Gefühl der Zurück- setzung und Isolierung. Daran änderte auch nichts der später« Entschluß meine» sreiaesinnten Voters, mich gleichzeitig am israelitischen wie an dem pietistisch angehauchten evangelischen Religionsunterricht« der Schule tellnehmen zu lassen. Wurde ich dadurch doch im Gegenteil des RückHalles beraubt, den in jungen Jahren der Glaub« an ein bestimmtes Religionsbekenntnis bietet. So trat schon in frühester Jugend die Neigung zur Kritik und der Zweifel an die Gülligkeit religiöser Dogmen zutage. Weshalb es denn auch bald keinen Eindruck auf mich machte, wenn mein« Mit- fchüler mich am Schulschlusfe mit dem Absingen von judenhetzerischen .Liedern* begleiteten. Eine» davon— e» war das beliebteste— begann: Di« Juden haben ein Schwein geschlacht', Mose» hat draus Wurst gemacht. Bildet« der Antisemitismus meiner meist aus ländlichen und klein- bürgerlichen Kreisen stammenden Mitschüler— die Söhne des libe- ralen Bürgertums hielten sich meist davon frei— den ersten Anstoß zu meiner religiösen Indifferenz, so sollte bald darauf das Gefühl für soziale Ungerechtigkeit in mir erwachen. Im Vordergebäud« unsere» Hause» befanden sich nämlich unser» Wohn- und Geschäft»- räum«, im Rückgebäude hausten die für da» elterlich« Geschäft tätigen Heimarbeiter! teilweis« Familien mit Kindern, die eng zusammengepfercht ohne genügende Licht- und Lustzusuhr ein kümmerliche» Dasein führten. Der Anblick ihrer ousgemcrgellen Gestalten und in Lumpe» gehüllten Kinder weckte in mir ein dunkle» Empfinden sozialer Gegensäge, deren Notwendigkeit ich mir nicht erklären konnte. Ich erinnere mich genau, wie ich diesen Gegen- sotz schon im Alter von 10 Jabren empfand. Al» ich bei einem Ausenthalt im Kontor hörte, wie der Buchhalter einem Lehrlinge «in« größere Summe in Goldstücken und preußischen Kassenscheinen — damals die wertbeständigst« Geldsortc— mit dem Auftrogs über- gab, diese Summ« in.wilde Scheine* bei einem Bankier umzu- wechseln, erhielt ich auf mein« n«ugl«rige Frage, warum das geschehe. die drastisch« Antwort: das versteht ein dummSr Junge wie du nicht. Ich war aber sehr neugierig, die.wilden Scheine* zu Gesicht zu bekommen: si« bestand«« au» bi« zur Unleserlichkell schmutzig«» und stinkenden Banknoten der Kleinstaaten. Meinem Vater ließ Ich keine Ruhe, mir eine Erklärung über den mir rätsel- hasten Vorgang zu geben. DI« Erklärung war sehr einfach: Bei der Umwechslung guten Geldes in minderwertiges würden 5 bis 6 Proj. verdient. Und es wäre allgemeiner Gebrauch der Arbeit- oeber, mit letzterem die während der Woche verdienten Arbeits- löhn« ouezuzohlen. Sache d«r Arbeiter war« es, dieses schlechte Geld so gut wie möglich zu verwerten Erregten solche imd ähnliche Vorkommnisse w mir unklare Begriff» von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, so sollten sie bald durch die Lektüre von Büchern aus der väterlichen Bibliothek eine Festigung erfahren. Infolge meiner Frllhretfe und eine« un- ezügelten Wissensdranges, der in der Schule kein« Befriedigung er- iell, verschlang Ich wahllos während joder freien Minute olles, was n>ir� in die Hände fiel. Das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern der damaligen Zeit war in dem Gymnasium ein sehr un- erquickliches. Es herrschte zwischen Ihnen und un» ein Verhältnis, da, nicht treffender al, mit dem Worte Kriegszustand bezeichnet werden kann. Welchen Genuß bot mir Im Gegensatz zu diesen Schulzuständen vor allem das Lesen unserer Klasslker! Wie oft hatte ich Schillers ..Räuber*,.Kabale und Liebe* und„Don Carlos* gelesen! Später aber macht« ich mich auch an Thier» und Mignet » Gefchichic der französischen Revolution und sogar an 0. von Steins Sozialismus und Kommunisinus in Frankreich . Derstaird ich auch nur wenige» davon und mißverstand ich sehr viel, so begann doch in mtr etwa» Revolutionäres zu gären, und mein» Neigung zur Kritik und zum Zweifel an allem ueberliefsrtin wuchs sich bald bis zur Unduld- samteit au». Förderung erfuhren diese Eigenschaften durch die Hauslehrer, junge Studenten, die gegen freie Kost und Wohnung mich und meine Brüder überwachen sollten. Bei dem häufigen Unioersitätswechsel verließen sie meist nach einigen Semestern unser Haus. Dl« meisten befanden sich noch in ihrer Sturm- und Drang- Periode, wodurch ihr erzieherischer Einfluß sich gerade nicht In den von den Ellern gewünschten Dahnen bewegt«. DI« meisten waren noch von dem allen burschenschäfllichen Wartburggeiste erfüllt, und st« suchten ihre Lebensweise möglichst burschikos zu gestalten. Man kann sich heut« kaum vorstellen, welch« soziale Stellung dir Studentenschaft in einer Universitätsstadt von zirka öZ liüy Ein- wohnern wie Hall« in der Mitt, de« vorigen Jahrhundert» einnahm. DI«»schlagenden* Verbindungen waren der Einwobnerschost gegen- über von einem auf falschen Ehrbegrissen fußenden Dünkel befangen, der Im Vergleich zu dem später ousblübenden preußischen Militär- und Beamtengeist nicht zurückstand. Konflikte zwischen der Studenten- schaft und den Einwohnern waren«in« stehende Einrichtung. Dummesungenstreiche der akademischen Jugend, wie Herabreißen der Geschäftsichilder, Verdrängung der Einwohner von den Bürger- steigen. Fenstereiui'chlagen und Belästigung der Fahrgäste in den Eisenbahnzügen sithrten in einem Falle zur gänzlichen Lahmlegung des öffentlichen Verkehrs und zum Einschreiten der Garnison . Einen besonders tatkräftigen Widerstand fanden diese akademischen Bürger an der Gilde der Sockträger: das waren muskulöse und zu Gewalt-
tote» geneigt« Männer, die aus den Saalekähnen die Getreldesäck« und ander« Waren ans Land schleppten. Auch die Halloren, die prtoUeglcrten Salzsieder.«in olles Zunftüberbleibsel mit eiaener Tracht, blieb an diesen Konflikten nicht unbeteiligt. Es tonnte daher nicht wunder nehmen, daß die jungen Akademiker die Einwohner- schaft von Halle mll der Signatur abstempelten, sie bestände aus .Hallensern, Halloren und Halunken*. Wort«, die mehr al». alles andere den unsozialen Geist jener Zeit kennzeichnen. Blick« ich auf meine Weilerentwicklung nach dem Schulabgang zurück, so find« ich, daß neben den Einwirkungen der Umwell an- geborener Charakter und Temperament den ursprünglichen Antrieb zur sozialistischen Weltanschauung bildeten. Sefahigung und Neigung wiesen mich auf da» Studium der MusU hin. Mein« Mutter unter- stützt« fi«— mein Vater wollte mich zum Kaufmann bestimmen, damit ich einmal das väterliche Geschäft übernähme. Für den tauf. männischen Beruf halle ich aber nichts übrig. Der Widerspruch so konträrer Tendenzen rief in der Familie eine auf die Dauer un- haltbar« Dishannonie hervor. Muller und Sohn standen gegen das Familienoberhaupt. Eine vorläufige Lösung fand dieser un- erquickliche Zustand durch den Entschluß, mich al« Volontär in ein Großhandelshaus in Frankfurt a. M.«intreten zu losten. Das geschah 1R67. Die Kriege von 1864 und 1666 hatten die Stimmung des libe- ralen Bürgertums In Preußen total verändert. Die Opposition gegen die preußisch-deutsch « Reaktion war In Begeisterung für Bismarck umgeschlagen. Da» war nur der politische Niederschlag de» wirt- schoftlichen Aufstieges de« sich zur Großbourgeoisie entwickelnden Bürgertums. In Frankfurt o. M. herrschte jedoch nach 1666 in den mittleren und unteren Schichten zunächfl ein fanatischer Preußenhaß vor. Di» sechs Hausdiener des Grohhandclshalise,— durchweg .Sachfenhäuser*— schienen einen Bund aeschlasscu zu haben, den in ihren Kreis«ingedrungenen„Preußen' möglichst bald wieder hinauszudröngen. Doch erregten die zu dlefeni Zwecke angewandten Mittel in mir Heiterkeit. Wo sie meiner ansichtig wurden, gaben sie besonders durch ihren Wortführer, den langen Hanne», merk- würdig» Sprüche von sich. Wie z. B.:»De Maanbrück(Mainbrücke) sollst überzwerg(quer) im Leib hawwe.* Oder:.verdammter Preuß', daham Host nix zu knabbere und hi« schlägst der dein Baach voll.* Diese hormlasen und naiven Ausdrücke der Bolksstimmunz vermochten jedoch nicht, mein Behagen ln dem von drei Chef« ge- leiteten Großhandelshau» z» schmälern. Diele Ehef» waren groß- zügige, beinahe„königliche Kaufleute*, die leicht viel Geld verdienten und davon Ihren Angestellten glich etwas zuwendeten. Bei der uneingeschränkten Freiheit dieser Lolontärstellung tonnt« ich mein« musikalisch« Ausbildung weiter betreiben und mich auch sonst meinen literarischen und polltischen Neigungen hingeben. Durch meinen Musiklehrer wurde ich mit der Familie de» Dichters Friedrich Staitz« und den Frankfurter Radikalen bekannt. Dadurch erhielten mein« politischen Anschauungen eine bestimmte Richtung. Die Frankfurter Pertod« nahm nach einem Jahre»in schnelle» Ende. Mein« Eltern waren noch Leipzig übergesiedelt, und ich sollt« nun meine in Frankfurt erworbenen kaufmännischen Fähigkeiten oerwerten. Es dauerte jedoch nicht lange, bi» sich die früheren Disse- renzen wiederholten. Mich drängte es hinaus in die große Welt, Hinaue au» den Fesieln einer aufgedrungenen Beruietätigkeit. Meine gute Mutter hotte volles Berständnis für da» Unhaltbare der Situation, und chr hatte ich es zu danken, daß ich zu einem ihrer Brüder»ach Italien kam, um mir dort„die Hörner abzustoßen*. Diesem Onkel, der in Florenz die Filiale eine» Pariser Hauses leitet«, strebt« ich schon lang« mit der jugendlich-romantischen Be- gelsterung zu, dl« damal» all« Well für den Helden de« Jahrzehntes, Garibaldi , hegte. War doch dieser Onkel 1660 von Haus« ausgerissen. um sich dem berühmten Zuge Garibaldis nach Sizilien anzuschließen. Meinem Derweilen bei dem radikaldemokratisck gesinnten Manne war jedoch durch mein» Ertrankung nach«Inigen Monaten ein kurze» Ziel gesetzt. So traf ich denn wiederum in Leipzig ein. und das alle Spiel zwischen nüchternen praktischen Erwägungen und meiner aus andere höhere Ziele gerichteten Natur begann von neuem. Mit dem Endresullat. daß ich bei einem Geschäftsfreunde in Liverpool als Volontär eintrat. Damit vollzog sich die eigentliche Schicksalswende in meinem Dasein, sie fesselte mich für die ganze Lebenszeit an den Sozialis- mus und dl« deutsche Sozialdemokratie.
der Zlieger. von Otto Behren». Im nebelnd«« Frühlicht liegt die Welt, zaghaft beginnt«ln neuer Tag zu atmen. Lichtstrahlen der Morgensonne zerreißen gleich Flammenschwertern d«n Dunst des Nebels. Da» gelb keuch- tende Licht des jungen Tage» bricht sich ungestüm Bahn,«in Windstoß fegt über den Boden und verweht die weihgrausn Schleier. Wie ein blasser Oval wölbt sich jetzt der Himmel über dem Land. Am unfernen Wald lehnt das Schmeigen. Muntere Vögelein zwit- schern und zirpen, als wollten si« die Instrumente stimmen für die große Ouvertüre des neue» Tages. Blumenkelche erschließen sich
dem werdenden Licht: es glitzert wie unzählige Diamanten. Eine Anemone, ein« Windblum«, lächelt im leichten Luftzug des Windes. Schon bald ringen blinkende Sonnenstrahlen mit Milliarden Tau. tropfen, bis es immer freier und lichter wird und die Sonne hell strahlend al» Siegerin hervortritt. Ein Brummen und Surren in der Luft, das immer stärker und heftiger wird, läßt das Frühkonzert der Vögel plötzlich verstummen. Da siehst du es auch schon mit bloßem Auge— ein Riesenvogel schwebt durch die Lüfte— ein Flugzeug. Dort oben ledoch ist es nicht immer so lieblich und friedlich wie hier unten! Seitwärts und aus allen Himmelsrichtungen kommen mitunter die Luftacwalle» der Natur mit plötzlichen, heimtückischen Böen und suchen dich aus dem Gleichgewicht zu schleudern, möchte» dich Hundert« von Metern nach oben reißen, wollen dich Tausend« nach unten ziehen—»in den Staub wieder sollst du. aus dem du wurdest— fliegender Erdenwurm*— höhnt das Element der Lust, ober der Mensch vermag es zu meistern! llnd mm sitzest du im Flugzeug, einig« hundert oder tausend Meter hoch und siehst voll Staunen und Bewunderung auf die Erde hinab, die dir, tellerrund, wie«in» plastische Landkarte erscheint. Wie köstlich ist doch die Well! Du erblickst sie im Fluge in prangender Schönheit, Kraft und Füll« oufgebaut. mll Farbe und Ton gesättigt, erquickend in all chrer Pracht und Herrlichkeit. Du lernst die Natur verstehen, du kehrst zurück z» ihr, mag dein Gemüt noch so beeinflußt von abgeklärter, anempsundener und an- gelesener Blasiertheit sein. In der Natur erkennst du erst den Schöpfer alle« dessen, da» du in erhabener G-stall erschauen darfst. Du siehst auch den grauen Alltag als ein« Gabe an. du erhältst deinen Glauben wieder, formst dein Gemüt um, indem du vieles obstrelfst. was unschön und häßlich ist: dein Inneres wird wieder den Idealen zugewendet. Ich sehe dein iranisches Lächeln: du sagst, ich sei«in Phantast? Fliege, fliege, und du wirst den Wert de» Lebens besser erfassen! Genau unter dir geht eine Bahnlini« Ein Zug fährt mll dir in gleicher Richtung. Aus dem Schornstein der Lokomtive quillt«n weißliches Rauchfähnchen: wie der Qualm einer Zigarette sieht stch's an. Das.Zügel«* macht sein« 60 Kilometer in der Stund«, doch du überholst es in wenigen Augenblicken, hast vielleicht gar den Wind Im Rücken und fliegst mll dreifacher Geschwindigkeit. Gleich vor dir glitzert der gewundene Laus eines Flusse«, wie der Körper einer Schlang« Im hellen Sonnenschein. Berge von großen Ausmaßen türmen sich auf dem Erdboden auf. Dir erscheinen sie in lächerlicher Kleinhell wie schwache Hügel. Fluß und Eisenbahn machen weit« Umwege um sie herum, Landstraßen erklimmen In zahllosen Win- düngen ihre Höhen. Dort liegt«in stilles Dörfchen im Tal wie Spielzeug aufgebaut. Die roten Ziegeldächer grüßen freundlich zu dir herauf. Der spitze Kirchturm erscheint dir wie ein warnender Finger: �Hab acht, hob acht, fliegender Mensch!* Aber Verweilen gibt es nicht. Wie Filmstreifen huscht«« blitzschnell vorüber. Die Zeit verrinnt. Ueber dir ziehen ein paar Federwölkchen behaglich ihre Bahn. Die Lust ist klar und sichtig. Du blickst hinaus und be- wunderst die Farben, mit denen die sich neigende Sonne den Himmel zu tönen beginnt: Rostgrot, gelblichweiß— blaßbläulich, wo die Schallen sind. Du schaust und beginnst zu träumen, genießt die Poesie de» Fliegens in vollen Zügen, möchtest die Arme aus- breiten vor lauter Glück imd Seligkeit. Die Natur wird dein Kamerad. Du vergißt, daß du mutterseelenallein hier oben im Weltall schwebst, abhängig von der Seele deiner Moschine, vom Motor und von den Launen der Nall-r. Da siehst du in ver Ferne den Landungsplatz. Vorsichtig nimmst du dem Motor Gas fort. Da» Donnergebrüll der Explosionen in den Zylindern wird Ich-»och und schwächer, bis es verstummt. Du aleitest mll rasender Ge» schwindigkell hinab, hörst das Pfeifen der vi« Lust durchschneidenden Gpannkabel und fühlst bald festen Boden unter den Rädern—■ die Erde hat dich wieder. Ein erhebendes, herrliches Erlednis hat dir den grauen Alltag verschönt und läßt dir das Dasein wieder lebens- warter erscheinen.______ Die»tenographiermaschine. Nach jahrzahntelangen versuchen. Schreibmaschinen für Kurzschrift zu konstruieren, soll jetzt ein Fron- zose nach dreizehnjähriger Arbeit«in« Stenographiermoschin« gebaut haben, die tatsächlich alle Anforderungen«rsülll, die man im prak- tischen Betrieb an«in« solche Maschin» stellen muß. Di« 2t lasten dieser Schreibmaschine entsprechen einer Reihe bestimmter Klang» silben. d. h. es entspricht zum Beispiel(«» handelt sich hier um »rainöstsche Sprachklänqe!) der Buchstab «« den Klangsilben er, oi, ez und et. Da» Schriftbild« m« würde also da» Wort almer(lieben) be- deuten. E» sollen mll dieser Methode in Gegenwart von Sachverstän- digen berells außerordentliche Erfolg« erziell worden sein. Wöhrend bei der gewöhnlichen Stenographie der Rekor» zurzeit 160 Wort« in der Minute betrSgt. wurden mll ber Stenographlermaschine durch- schnittlich 210 bis 231 Worte, als höchste Leistung 267 Wort« in der Minute erreicht. Angeblich ist diese Maschine bereit, in mebrerrn französischen Stenographenschulen in Betried, im allgemeinen sollen zwei Monate zur Erreichung großer Schreibgeschwindigkeit genügen. Ein besonderer Dorteil bestebt darin, daß dieses Stenogramm ein- deutig und klar genug ist, um von jeder anderen Schreibkraft in Normalschrift übertragen werden zu können.