Die Organisationsform der amerikanischen Gewerkschaften wird nur richtig verstanden, wenn die mit der Geschichte des Landes untrennbar verknüpfte Entwicklung der Brüderschaften, des Organisationsgedankens über haupt, zugleich mitbetrachtet wird. Der Bruder Gewerf ſchaftler iſt nicht nur nehmendes, sondern auch dienendes Unsere deutschen Gewerkschaftsgenossen würden sich sehr wundern, wenn ihnen für unerlaubte Ueberstunden, für nicht genehmigte Sonntagsarbeit und für manches andere von ihrer Organisation wo möglich hohe Geldstrafen auferlegt würden, gegen die ihnen zwar ein Berufungsrecht gegeben ist, die aber, wenn die höhere Instanz dagegen entscheidet, unerbittlich eingetrieben werden, bei sonst unweigerlich erfolgendem Verlust der Mitgliedschaft, und damit praktisch dem Verlust des Unionlohnes, des gewerkschaftlich im geschlossenen Betrieb gesicherten Lohnes!
Am deutlichsten wird der Unterschied des Wesensinhaltes des amerikanischen und der deutschen Gewerkschaftsbewegung bei manchen Grenzstreitigteiten sichtbar. Sie zeigen zugleich, wie gegenfäßlicher Art der gleiche Begriff in zwei Ländern sein kann. Bei uns in Deutschland wird mitunter darum gestritten, welcher Organisation sich der einzelne Mann oder der einzelne Berufszweig anzuschließen hat. Hier in Amerika entstehen Grenzstreitigkeiten auch aus der Frage, welchem Berufe, und damit welcher Gewerkschaft eine bestimmte berufsartlich strittige Arbeit zuzubilligen ist. Man streitet sich dann um die Arbeit und nicht um den Mann, der ja, wenn er nicht organisiert ist, sowieso die Arbeit, ganz gleich welcher Gewerkschaft sie zuerkannt wird, nicht belom
men darf.
Die Federation of Labor etwa unser All- gemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund- berichtet, daß sie Herbst 1925 in den angeschlossenen Organisationen rund 2 900 000 Mitglieder zählte. Neben der Federation stehen nicht ganz kleine Berufsgruppen, die ebenfalls zur ameritanischen Arbeiterbewegung gezählt werden, einmal in der Bekleidungsindustrie und dann im Eisenbahnbetrieb; es handelt sich dabei um zum Teil recht gefestigte Organisationen. Während der jüngst vergangenen zehn Jahre entwickelte fich der Mitgliederstand der Federation of Labor- ohne die erwähnten außenstehenden Organisationen folgt:
1946 000 Mitglieder 2073.000
1915
1916
1917
2371 000
1918
2 726 000
1919
3 260 000
1920
4 078 000
1921
3 906 000
1922
3 195 000
1923
2 926 000
1924
1925
2 865 000 2.878 000
Man nimmt an, daß jetzt, nach der Kriegstonjunktur und nach der Krise von 1921, der normale Boden der Gemertschaftsbewegung wieder erreicht sei.
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Bei einer einfachen Umrechnung auf die Bevölkerung- in den Vereinigten Staaten 120 Millionen, in Deutschland deren 65 zeigt sich unser Organisationsstand als güns figer, was auch richtig bleibt, wenn man verschiedene für Amerifa notwendige Abstriche macht( faum Angestellten und wenig Beamtenbewegung, weil hier Angestellter und Beamter etwas anderes ist als in Deutschland , anderes Verhältnis zwischen Industrie und Landwirtschaft, anderes durchschnitt liches Lebensalter usw.). Wenn man aber berücksichtigt, daß auch heute noch die Vereinigten Staaten Einwandererland find, aus vielen Nationen zusammengefeßt, jeder einzelne noch, zum mindesten im Unterbewußtsein, mit Romantik und Illufion des Lollarglücks im Herzen dann kann man der ame rikanischen Gewerkschaftsbewegung in ihrem Umfang die Hochachtung nicht versagen.
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Wie steht es nun mit dem Geist, von dem die ameritanische Gewerkschaftsbewegung getragen ist?
Aus Otto Kösters Nachlaß.
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Eben als die ungewöhnlich vielgestaltige Begabung Otto Köfters auf Bahnen gelangt war, in deren Rahmen sie der lähmenden Sorge um das tägliche Brot enthoben ihren Reichtum zu voller Blüte hätte entfalten fönnen, raffte ihn der Tod dahin. Nur wenige Monate nach langem aufreibendem Eristenztampf war ihm ein seiner Art gemäßer und gesicherter Wirkungsfreis beschieden. Als der" Borwärts" im vorigen Jahre fich um einen täglichen Rarifaturenbeitrag erweiterte, berief man ihn, der bereits durch ein Spottbild Die deutsche Jungfrau vor dem Porträt des Kron prinzen" die eigenartige satirisch- humoristische Schlagkraft feiner Stizzierungsfunft erwiesen hatte, zur Leitung dieses Teiles. Die da von ihm selber beigesteuerten Karikaturen sprühten von heiter ausgelaffener Laune, trugen das Gepräge einer von jeder Schablone freien Eigenwüchsigteit. Unvergeßlich steht mir noch immer das Bildchen vor Augen, das die drollige Verzweiflung der vereinigten Borwärts"-Karikaturisten darstellt, als ein so dankbares Objekt des Spottes, wie Hergt, mit feierlichem 3ylinder angetan, ihnen sein Scheiden aus der deutschnationalen Führerschaft anzeigt. Die bissige Satire verbindet sich mit liebenswürdigster Selbstironie. Aber so viele Borwärts"-Leser er ergögt hat, so wenig war sein Name, war der Mensch, der diesen Namen trug, in den weiteren Kreisen der Bartei bekannt.
Er war in anderen Kreisen aufgewachsen. Sohn eines hochgefteliten preußisch- fonjervativen Juristen, hatte des Vaters Willen ihn zu gleicher Laufbahn auserschen. Nicht durch die Umgebung, durch unmittelbare Berührung mit der Partei als durch einen tief in seinem Wesen wurzelnden Hang zu imbestochener Selbstverständigung, der ihn gleichzeitig von dem vorgeschriebenen Studium der Juristerei mehr und mehr ins Fahrwasser philosophischer Studien drängte, ist er zu sozialistischen Ueberzeugungen gekommen. Männer mie der Neutantianer Cohen und Natorp, die gewissen Zusammenhängen zwischen der Kantischen Ethik uno den Idealen des Sozialis mus nachspürten, wurden Wegweiser feiner eigenen Entwicklung. Er, der als Zeichner so launig scherzen fonnte, den es in den verschiedensten Formen zur Kunst und zur Literatur trieb, der, um die volle Freiheit individueller Selbstbetätigung und Fortentwickelung zu gewinnen, sich ohne Furcht vor Not und Elend von der vorge schriebenen Laufbahn und dem väterlichen Hause löste, war so in feiner Auffaffung des Sozialismus von vornherein ein ausgesproche ner Idealist. Entgegen allem Lamieren nach den jeweiligen Umständen, verlangte er eine feste Verankerung des Baueiverhaltens in allgemeinen als wahr und recht erkannten Brinzipien und hielt von diesem Standpunkt, ob nun mit Recht oder Unrecht, die Bewilli gung der Kriegstredite durch die Mehrheitssozialisten für eine Art von Abfall und Berrat.
Ich persönlich bin ihm nur einmal bei einem kleinen Feft des „ Vorwärts" begegnet. Sein Gespräch fam gleich auf allgemeines und ließ erkennen, mit wieviel Ernst und Hingabe der wißige Kari taturist sich in die systematischen kantischen Gedankengänge eingelebt. Ich gewann den Eindrud eines Menschen von ungebrochener Volltraft. Keine Spur verriet etwas von dem organischen Leiden, das ihn in wenigen Wochen niederstrecken sollte.
Seine philofophische Studie über Rant und Marg, von der er
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Hier fällt zuerst auf, daß in der amerikanischen Gewerf: schaftsbewegung Sozialdemokraten, Sozialisten in unserem Sinne, nicht allzuviele zu finden sind. Die Federation steht auf dem Standpunkte der Non- PartijanPolitif, das heißt, fie will für die Arbeiterinteressen wirten, ohne selbst Bartei zu ergreifen, sie unterſtützt im Bedarfsfall sowohl Republikaner mie Demofraten. So wurden 1924 insgesamt sieben republikanische und acht demofratische gewerkschaftsfreundliche Senatoren durchgesetzt. Unter die Lafollette- Bewegung Entwicklung einer dritten Partei, der die Gewerkschaftler sich angliedern scheint fürs erste ein Schlußstrich gesezt zu sein. Außer von der sozialdemokratischen Bewegung, die im Staate Wisconsin mit Milwautee Hauptsitz ersteht, fann im allgemeinen in den Vereinigten Staaten von einer beachtlichen sozialistischen Bewegung taum gesprochen werden. Um es kurz zu sagen: Die Berständigung mit den Gewerkschaften ist mangelhaft, es fehlt wohl aber auch manchmal das Verständnis und der Wille zur Verständigung.
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Preissturz bemirfte. Im übrigen ist bekannt, daß gerade das Reichs ernährungsministerium sich an der Preissenfungsattion fast gar nicht beteiligt, sondern durch ihr starres Beharren auf den Agrarzöllen ihr sogar direkt entgegengewirkt hat. Der In der für indu strielle Rohstoffe hingegen ist im Durchschnitt des Monats Oktober nicht einmal um den Betrag der Umsatzsteuerermäßigung gesunken, also um 0,5 Proz., sondern um ein Geringes weniger, nämlich 0,4 Proz. Auch der geringe Rückgang des Lebenshaltungsinder ist viel mehr auf die Bewegung des Weltgetreidemarktes als auf andere Momente zurückzuführen, ganz abgesehen davon, daß auf den übrigen Gebieten des Warenmarktes die anhaltende Wirtschaftskrise stärfer preisfentend wirkt als irgendwelche behördlichen Maßnahmen. Das festzustellen, ist notmendig, um den Erfolg der Preissenfungsaftion richtig zu fennzeichnen. Dabei soll durchaus zugegeben werden, daß das Vorgehen der Reichs- und insbesondere der Staatsbehörden sowie des Berliner Polizeipräsidenten Genossen Grzesinski durchaus nach der Richtung Anerkennung verdient, daß es den Uebergriffen der Kartelle und der unnötigen Erhöhung der Händler- und Berarbeitergewinne entgegenzuwirfen versucht.
Biel Staat läßt sich also mit dem Erfolg der Preissenfungsattion nicht machen, und man muß auf das entschiedenste dagegen Einspruch erheben, den Plan einer Preissenfung als Borwand zur verhinderung von Lohnerhöhungen zu benutzen. Ein ernsthafter Preisabbau ist nur möglich bei einer schärferen Einschaltung der Konkurrenz des Auslandes. Wir brauchen eben den
Abbau der Zölle. Der Abschluß des deutsch - italienischen Handels. pertrages ift auf einzelnen Gebieten ein kleiner Ansaz dazu, och schußpolitit aber und Preisfentung sind miteinander auf die Dauer nicht zu vereinbaren. Auf diesem Gebiet ist die Reichsregierung sicherlich sehr intonsequent verfahren und insofern ist sie für alle frisenhaften Zustände verantwortlich, die sich in Auswirkung der Schutzzollpolitit beim Absatz von Industriewaren und bei Verschlechterung des Arbeitsmarktes nur deutlich genug zeigen. Diese Verantwortung läßt sich auch mit den beredtesten Werten und mit einer Ueberschätzung der Preisabbau
Im besonderen in der New- Yorfer Arbeiterbewegung fucht man jetzt, nach dem organisatorischen Zusammenbruch der Kommunisten, etwa eine unabhängig- sozialdemokratische Politik zu gestalten. Das entfremdet aber eher noch mehr als daß es zusammenführt. Dazu kommt, daß die kommunistische Bewegung unter den jüdischen Bekleidungsarbeitern aufgeflammt ist. Die Sorge um die davon betroffenen Organisationen verstärkt bei den Gewerkschaften die völlige Ablehnung alles dessen, was als sozialistisch verstanden wird oder sich doch so gebärdet. Man unterliegt wohl auch etwas der offiziell- amerikanischen Angst vor dem Bolsche mismus( wie er ausgemalt wird). So ergibt sich das Resultat, daß man wünscht, es möchte in der amerikanischen Gewerk schaftsbewegung geistig der unseren verwandter aussehen als es tatsächlich der Fall ist. Aber daß dies nicht der Fall ist, auch das ist kein Zufall! Die Vereinigten Staaten find jung, sie sind erst drei Generationen alt. Infolge des Krieges ist Amerita eigentlich zum ersten Male in eine gewisse wirtschaft- attion nicht hinwegdiskutieren. liche Sättigung, eine Art Uebergründung gekommen, weltwirtfchaftliche Probleme, die früher, ganz gleich in welcher Form fie famen, abgelehnt wurden, sind zu brennenden Tagesfragen geworden. Wohl niemals ist so deutlich gewesen, daß auch in Amerika die Welt im wesentlichen verteilt ist. Daraus muß die Kraft erwachsen, die zur geistigen Frontbildung der amerikanischen Arbeiterbewegung führt.
Der Finanzausgleich.
Die Ausführungsgesetze vom Reichsrat gebilligt. Der Staatsrat lehnte in seiner heutigen Sigung den pom Ausschuß vorgelegten Einspruch gegen das Ausführungsgesetz zum Finanzausgleich, das gestern vom Landtag in dritter Lesung angenommen wurde, einstimmig a b. Das Gesetz wird also wahrscheinlich noch vor Weihnachten verabschiedet werden und zum 1. April in Kraft treten.
Der Erfolg der Preissenkungsaktion.
In seiner Rede vor dem Berein deutscher Kaufleute und Indufirieller hat der Reichskanzler Dr. But her auch Ausführungen über den Breisabbau gemacht, die festgehalten zu werden verdienen, weil sie die einseitige Einstellung der Reichsregierung. zu diesem Problem wieder einmal vor aller Deffentlichkeit zeigen. Luther rühmte sich, daß die bisherige Preisabbauaktion die Preise zum Stillstand, ja fogar zum Weichen gebracht hätte. Er hat offenbar die Inderziffern, auf die er sich beruft, nur sehr oberflächlich gelesen; denn sonst hätte er festgestellt, daß der Großhandelsindeg bereits im September und auch später im Oftober fast ausschließlich bereits im September und auch später im Oftober fast ausschließlich deshalb gesunken ist, weil die Großhandelspreise der am Weltmarkt gehandelten Nahrungsmittel in der fraglichen Zeitmartt gehandelten Nahrungsmittel in der fraglichen Zett panne zurückgegangen find. Dr. Luther wird doch nicht behaupten wollen, daß die Preisabbauaktion der Reichsregierung die Preisabbauaktion der Reichsregierung die günstige Ernte am Belt martt herbeigeführt hat, die den Weltmartt
mir damals erzählte, ist nun nach seinem Tode herausgekommen. Unter dem Titel 3ur Kritit des historischen Materialismus", als Broschüre in der von Destreich herausgegebenen Sammlung„ Entschiedene Schulreform". Ein Dokument, in dem sich; der aufrechte und hohe Sinn des seltenen Mannes, der weitgespannte Umkreis seiner Weltanschauung eindru fengu toderspiegelt. Er steht in seiner Grundauffassung den Genoffen Karl Borländer und Mar Adler nahe, die fantische Gedanken im Sozialismus wiederfinden wollen, und meint, duich ein Zurüfgehen auf Kants Idee des fategorifchen Imperativs und deffen Freiheitslehre eine allerallgemeinste in fich wiederspruchslose philosophische Fundamentierung des Sozialismus geben zu können. Mir scheint ein solcher Weg nicht gangbar. Indes auch, wer die fantischen Konstruktionen im Gegensatz zu Köfter nicht für überzeugend hält und darum eine solche Untermauerung des Sozialismus von vornherein als dogmatisch ablehnt, wird aus der Art von Köfters Ringen um Selbstverständigung fruchtbare Anregungen für sich selber schöpfen. Man spürt in allem einen Geist, dem reine unbestochene Erkenntnis Herzenssache war.
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denn
Bortragsabend Klaus Mann . Klaus Mann hat das zweifelhafte Glück, der schreibende Sohn eines dichtenden Vaters zu sein. Mag auch dem Anfänger der berühmte Name zum Vorteil dienen, da er die Neugier eines meiten Publikums reizt in der Folge wird er es um so schwerer haben, sich zu behaupten. Wird es Klaus Mann gelingen? Niemand vermag es heute bereits zu entscheiden. Wir hörten ihn in der Gutenberg- Buchhandlung aus eigenen Werfen lesen: Borwort und Schluß des Romans „ Der fromme Tanz ", zwei Novellen. Aus allem gewann man ben rührenden Eindruck der fühlenden Jugend der Gegenwart, die dunkel das Geheimnis des Lebens ahnt und daran glaubt wie tönnte sie anders ihre Eristenz ertragen? und die ihm doch nirgends so nahe kommt, daß er auch nur Umriffe für sie gewänne. Doch für wen hat es die? Bleibt uns allen nicht schließlich die offene Frage, deren Antwort bisweilen ein Dichter in seinen Träumen findet, ohne daß auch er sie in den Alltag hinüberretten fann? Aber Klaus Mann ist heut noch kein Dichter, nur ein Mensch; für einen Jungen ist das vielleicht mehr. Als Oberton feines Wesens und Schaffens schwingt die große Liebe zu dem unendlichen Mosait, das uns Leben" heißt. Und da er es nicht übersehen kann, be trachtet er jedes einzelne Teilchen in dem Bewußtsein, daß Leben ein großes Unteilbares ist, das auch in jeder Einzelheit das Ganze bleibt. Darüber hinaus aber sehnt er sich nach Zusammenballung, nach Relationen, die er noch nicht findet, sondern konstruiert. So fehlt feinen Werken noch die Einheit, ein Mangel, der fühlbarer dadurch wird, daß Klaus Mann den Leser- oder Hörer nicht mit dem Surrogat des Wortes betrügen tann. Denn wenn noch nicht. Aber vielleicht freut man sich in fünftigen Werten, dem er auch um die Schönheit der Sprache weiß, ihre Kraft fennt er Dichter Klaus Mann zu begegnen, wie es uns diesmal gern genügte, die Bekanntschaft des Menschen zu machen. Tes
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auch
Minuten, die zu Millionen werden. Wie seinerzeit gemeldet murde, wird in London demnächst ein neues Untergrundbahnnetz geschaffen werden, das ausschließlich dem Frachtverkehr dienen foll Rach den nunmehr endgültig feststehenden Plänen wird die Anlage
Faschistenlügen der Hugenberg- Presse.
,, Kein Verständnis für Südtirol ."
Der Hugenberg- ,, Tag" bringt einen telegraphischen Bericht seines römischen Korrespondenten, der unter Berufung auf Aeuße rungen eines Baron Sardi dagegen Anflage erhebt, daß der Kongreß der Interparlamentarischen Union in Washington nichts für das Schicksal des deutschen Südtirols übrig gehabt habe. In dem Telegramm heißt es:
„ Der Südtiroler Abgeordnete Linzl hatte, wie Sardi dem Bertreter des" Popolo Roma" erzählte, den Antrag eingebracht, daß auch Italien der Kontrolle der Großmächte für den Schuh der Minderheiten unterstellt werde. Barzilai und Sardi wandten sich scharf dagegen mit der Begründung, daß es in Italien tein Minderheitenpro. blem gäbe, daß die Deutschen Südtirols in absolut beruhigenden Bedingungen leben und ihnen das Gesetz den Geist jener Generosität und Legalität garantiere, der feit Jahrhunderten Italien leitet und bei jeder Gelegenheit die erhabenste aller Sicherheiten bilde. Der Kongreß habe dies zu stimmend angehört, seine Sympathie und Bewunderung für Italien ausgedrückt und die Vorschläge des Abdiese Sorte Pazifismus, den das Zeid deutscher Mindergeordneten Tinzl nicht der geringsten Beachtung gewürdigt. Und heiten völlig talt läßt, wird von der deutschen Lintspreise schweifwedelnd verherrlicht."
Wir sind nun der Sache nachgegangen und haben folgendes in Erfahrung gebracht: Die Reden der Italiener Barzilai und Sardi in Washington wurden nicht zustimmend und mit Bewunderung an gehört, sondern löften allgemeinen Widerspruch aus. Daß ein Antrag Tinzls nicht angenommen wurde, liegt daran, daß ein solcher von ihm leider gar nicht eingebracht wurde. Die Behandlung des Minderheitenproblems wurde, im Einverständnis mit den linksstehenden deutschen Delegierten, faft ausschließlich den rechtsstehenden deutschen und auslandsdeutschen Abgeordneten überlassen; für die Reichsdeutschen sprach der Volksparteiler
den Riesenbetrag von 650 Millionen Mart verschlingen. Trotzdem erwartet man, daß sie sich privat und voltswirtschaftlich sehr gut bezahlt machen wird. Man hat berechnet, daß, selbst wenn es nur gelingen sollte, den Güterverkehr zwischen den Stationen Euston und Waterloo um zehn Minuten zu beschleunigen, dies eine Ersparnis von mindestens 2 Millionen Mar! jährlich für den Handel und die Industrie der britischen Reichshauptstadt bedeuten würde. Eine eben. solche Beschleunigung des Personenverkehrs würde sogar eine jährliche Ersparnis an Arbeitszeit im Wert von 80 Millionen Mark ergeben.
Sprichwörter. Der Lehrer behandelte die Sprichwörter und fragte die Klasse nach Beispielen. Die Klaffe schwieg. Mergerlich schalt der Lehrer, weil niemand eine Antwort auf seine Fragen wußte. Da hob das kleinste Knäblein auf der vordersten Bank sein Fingerchen hoch.
,, Also, Peter, du weißt ein Sprichwort?"
Ja, Herr Lehrer. Ein Narr fann mehr fragen, als zehn Weise beantworten fönnen."
Entrüstet sagte der Lehrer: Weißt du fein anderes Sprich wort als das, dummer Junge?"
,, Gewiß, Herr Lehrer. Wem der Schuh paßt, der zieht ihn an." Da war das Maß voll, und der Lehrer lief zum Direktor, damit dieser den frechen Bengel zur Rede ftellen solle. Zu zweien betraten sie wieder die Klasse.
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,, Nu jag doch mal, Peter, weißt du denn feine besseren Sprichwörter?" Gewiß, Herr Direktor," fagt Peter. Ein Unglüd tommt felten allein." ( Aus Het Weekblad", den Haag.) Cudwig Hardt wird auf Einladung der Boltsbühne E. V. am Mittwoch, dem 18., im Bechstein - Saal erstmalig in Berlin Moderne Prosa" lesen. Einlaßtarten M.
Die Ausstellung Wohnung und Haustat wird am 14., mittags 12 Uhr im Gesundheitsbaus Kreuzberg . Am Urban 10/11, eröffnet. Gie enthält ausgewählte Erzeugnisse des Handwerks( Möbel, Beberrien, Glas, Steramit, Holz. Metall usw.), die als Gewinne der vom Deutschen Roten Kreuz und der Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Handwertstultur ( Borfitender Reichskunstwait Dr. Rebslob) zu veranstaltenden Wohltätigkeits. Lotterie in Aussicht genommen sind. In Verbindung biermit wird die Ausstellung Die gesunde Wohnung" eröffnet, die das Bezirksamt Kreuzberg veranstaltet, und die Hinweise zur Verbesserung unserer Wohnungen in hygienischer Hinsicht enthalten wird.
Eliabeth Bergner wird mit Rezitationen eine gefire de Bilbelms von Scholz umrahmen, die der Dichter zur Feier der bundertfünfzigsten Wiederkehr des Tages von Goethes Anfunft in Weimar halten wird. Die Feier, mit der die Ortsgruppe Berlin der Goethe- Gesellschaft ibre diesjährigen Veranstaltungen einleitet, findet am Sonntag, dem 15., 11%, Uhr, im Deutschen Theater ftatt.- Karten bei Bote& Bod, Bertheim, Invalidendant und an der Kasse des Deutschen Theaters.
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Herrmann Effigs Tragödie, Maria Heimfuung wurde vom Renaissance Theater erworben. Die Uraufführung findet unter
der Regie von Theodor Lagger noch vor Weihnachten statt.
Der Papst im Radio. Wie die Sabio- llmichau mitteilt, ift im tommenden Jahre eine Friedensrede bes Babftes im Radio zu erwarten. Ax alle foll der Titel sein. Mögen alle es hören!