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Oerlin und die Hochbahn. Ein Vertragsskandal. Di« Stadt Berlin   führt bekanntlich gegen die Hochbahn einen Prozeß um die Gültigkeit der 50000 Vorzugsaktien, die die Hochbahn mit tausendfachem Stimmrecht aus- gestattet hat, um ein« angeblich bestehende Ueberfremdungsgesahr durch im Besitz der Stadt befindliche Stammaktien abwehren zu können. In der ersten Instanz ist die Stadt mit ihrem Einspruch gegen dies« Aktien kostenpflichtig abgewiesen. Die Begründung des abweisenden Urteils ist allerdings so einseitig auf di« Ar- gumente der Hochbahn eingestellt, daß ein« Korrektur dieses Urteils in der zweiten und eventuell in der dritten Instanz durchaus möglich erscheint. Dieser Prozeß und die Vorgänge, die in zwei Generaloersammlungen der Hochbahn zu diesem Prozeß führten, haben das lebhafteste Interesse der Oessentlichseit hervor- gerufen. Daneben ging aber ein« Zeitlang eine ander« städtische Aktion, die sich auf den Ankauf der Hochbahn durch die Stadt bezog, vor etwa 14 Tagen hat ein« gemischte Deputation des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung die Ausübung des Ankaufsrechts abgelehnt. Nur die Kommunisten stimmten da­mals für die Ausübung des Ankaufsrechts. Die Grunde, die die städtische Devutation zu ihrem Beschluß veranlaßten, sind in der Oeffentlichkeit wenig bekannt geworden. Maßgebend für die Ent- scheidung war die Aussichtslosigkeit, auf Grund der Bestimmungen des Konzessionsoertrogs zwischen Stadt und Hochbahn   zu einem wirtschaftlich erträglichen Preis die Bahn er- werben zu können. Es ist in der Tat ein unerhörter Skandal, wie di« frühere rathaus-freisinnige Berliner   Verwal- tung ihre Verträge zwischen der Stadt und den großen Privat- gesellschasten abgeschlossen hat. Grundlegend ist der Vertrag vom 25. Iuni/18  . Juli 18S5. Danach ist die Stadt berechtigt. 30 Jahre nach der staatlichen Genehmigung, erstmalig 1027 und dann in Ab- ständen vonzehn zu zehn Iahren die Hochbahn anzu- kaufen. Die Absicht zum Erwerb muh jedesmal zwei voll« Jahre vor dem Erwerbstermin erklärt werden. Ein Rücktritt ist nicht zu- lästig. Die Stadt hätte also jetzt zum 5. November ihre Absicht erklären müsten, am 5. November 1927 die Hochbahn zu kaufen. Äe am 5. November 1925 abgegeben« Erklärung wäre rechtever- biirdlich gewesen, die Stadt hätte nicht mehr die Möglichkeit gehabt, bei einer eventuellen Verschlechterung ihrer Finanzen von dem Ankauf zurückzutreten. Der Crmerbspreis ist der 25fache Betrag des durchschnittlichen Einkommens der letzten fünf Jahre. Unter Einkommen werden nach dem Vertrage verstanden die Ueberschüste, die als Aktienzinsen oder Dividenden verteilt werden, unter Hinzurechnung der zur Tilgung der Schulden od« des Grundkapitals«rr Verbesserung od« Ge- schöftsführung, sowie zur Bildung von Enwuerungs- und Reserve­fonds verwendcten Beträge. Das ergibt selbstverständlich«ine ganz ungeheure Kapitalsumme. Selbst wenn man an- nimmt, daß die Multiplizierung des im Vertrage als jährliches Einkommen bezeichneten Betrages mit 25 geändert würde, weil diese Multiplizierung mit 25 aus einer Zeit stammt, wo man mit einer vierprozentigen Kapitalvcrzinsung rechnete, also 25 mal 4 gleich dem Grundkapital war, selbst dann ergäbe sich immer noch eine unerhört hohe Summe. Im günstigsten»jalle könnte die Stadt bei Anrufung eines Schiedsgerichts damit rechnen, daß nicht der Multiplikator 25, sondern vielleicht ein Multiplikator zwi- schen 10 und 15 angewandt würde. Auch dann würde noch »ine sehr hohe Summe zur Bezahlung ausgewandt werden müssen. Diese Summe müßte die Stadt selbstverständlich aus dem Anleihe- wegc ausnehmen und zu den heutigen hohen Zinssätzen mU etwa 9 bis 10 Proz. verzinsen und amortisieren. Dabei ließen sich natürlich die jetzigen Tarif« der Untergrundbahn nicht halten. Eine Ilebernabme der Hochbahn unter diesen Bedingungen liefe daraus hinaus, daß die gegenwärtigen Aktionäre aus Kosten der Allge­meinheit ein unverhofftes Geschenk erhielten und daß die Benutzer der Hochbahn diese» Geschenk mit hohen Tarifen zu be- zahlen hätten. Für di« Ausübung des Opttonsrecht» auf Grund dieses skandalösen Beitrags hätte man nur stimmen können, wenn man zu den deutschen Gerichten das Zutrauen haben könnte, daß sie eine auf die veränderten Aeitverhältnists zugeschnittene Aus- lcgung des Vertrags zulassen würden. Daran ist bei dem Tharakter unserer Justiz gar nicht zu denken. Ucbrigens steht der Vertrag noch ausdrücklich vor, daß die vorhandenen Reservefonds der Stadt nicht ausgehändigt werden. Der Vertrag ist offenbar abstchllich so abgefaßt, daß aus Grund dieser Fassung ein Erwerb der Dahn  durch die Stadt überhaupt nicht in Betracht kommt. Trotzdem wird die Hochbahn gezwungen sein, auf die Dauer irgendein« Verständigung mit der Stadt zu suchen. In den letzten Iahren ist der städtische Anteil am Schnellbahnnetz durch die energische Förderung des Baues der Rord-Südbahn ganz er- beblich gesteigert worden" Die Hochbahn ist zwar zurzeit Betriebs- fühmin dies« Nord-Südbahn. Dieser Bertrag läuft aber im Jahre 1932. also in einer verhältnismäßig kurzen Zeit ab und wird bestimmt nicht erneuert werden. Bis dahin wird aber die Stadt außerdem die AEG-Schnellbahn fertig­gestellt haben, während di« Hochbahn kaum in der Lage lein dürfte, ihr Netz zu erweitern. Im Besitz dies« beiden wichtigen Schnell- bohnlircien, gestutzt auf di« Konkurrenz der städtischen Straßen- bahn und auf die Totsack», daß im Jahre 1929 der ominöse Konturrenzbeseitigung, vertrag zwischen Straßen- bahn und Untergrundbahn abläuft, hat die Stadl soviel Trümpfe in der Hand, daß sie die Hochbahn zur UnveniabililÄ verurteilen kann Das ist der Grund, weswegen die Hochbahn selber daran interessiert sein dürft«, bevor ein« solch» Entwicklung eintritt, ohne Kamps eine Verständigung mit der Stadt aus dem Wege herbeizuführen, daß ans ollen Schnellbahnen«ine Gesellschaft mit städtischer Majorität gebildet wird. Eine solche Lo- sung würde sür die gesamte Verkehrsentwicklung auch deswegen von großem vorteil sein, weil die Vereinigung des Schnellbahn- netze» in einer Gcielljchast>m Aisammengehen mit der Stmßen- bahn und eventuell auch mit der smdtfwihn eine F.nanzkrast chosttz die den schwierigsten Ausgaben gewachsen ein durfte. Em so�es Unternehmen hätte selbstverständlich Kred.t und konnte d.e Er- schließung neuer Verkehrswege mit ganz anderer Energie übernehmen, als das die zurzeit auseina�rgehenden und widerstrebenden Gesellschaften können. Wabrscheinlich werden schon in den nächsten Monaten Delhandlungserflelmisse oorliegen. die uns dem Ziele der S ch a f f u n g« i n e r«. n he i tl ch-n Berliner Verkehrsgesellschaft wesentlich naher anngen.
bureau der Stadt Berlin  , provisorisches Bureau: DeffauerStr. 1, bis zum 21. November näher« ausführlich« Mitteilungen zu machen. Ein Seitrag zur Vohnungsnot. Normung und Typung als Ausweg. In dem Verein für Bauingenieurwesen   hielt Bourat L ü b b e r t über di« Frage der»Normung und Typung im Hochbau" einen Dortrag, dessen Gedankengänge sich wie solgt zusammensassen lassen: Während man unter»Normung" die Vereinheitlichung von Einzel- bauteilen, di« Vereinheitlichung der Werkstoffangabe, der Abnahm« und Prüfungsbestimmungen der Prüfungsmethode, der Liescrungs- bedingungen. der Bauleistungen und der Sicherheitsvorrichtungen versteht, wird bei der Typung ein bis ins einzelne durchkonstruierter Entwurf in die Werkstatt gegeben und dort serienweise hergestellt. Nach Ansicht Lübberts ist bei uns die Hochbauwirtschast sehr rückständig. Die Fortschritte, die gemacht sind, beziehen sich im wesentlichen auf den Warenhaus- und Hotelbau. Dagegen ist der Wohnbau schon nach ästhetischem Gesichtspunkte stark rückständig, insoseni, als sich hier ein Individualismus in den Bauformen aus- tobt, der sehr wesentlich zur Berichandelung des Straßen- und Stadtbtldes beiträgt. Hier ließe sich durch die Normung«in sehr wesentlicher Fortschritt infolge der Vereinheitlichung der Form er- zielen. Die Normung muß darauf ausgehen, die Werkstattarbeit zu vermehren und die Montagearbeit, die Arbeit auf der Baustelle, zu vermindern und damit die Bauzeit zu verkürzen: es muß mög- lich sein, die Bauzeit auf ein V>erteijahr herabzudrücken. Das stellt auch nach der Rentabilitätsseite insosern einen Fortschritt dar, als das Kapital, das bei der bisherigen Bauzeit von einem Jahr ein- mal umgeschlagen werden konnte, bei einer Bauzeit von einem Vierteljahr viermal im Jahre umgeschlagen werden kann. Was das bedeutet, ergibt sich daraus, daß wir bei einer B«< völkerung von 60 Millionen, wenn man 5 Personen aus eine Wohnung rechnet, einen Wohnungsbedorf von 12 Mil- l i o n« n haben. Rechnet man die Benutzungsmöglichkeit eines Hauses auf ungefähr 80 Jahr«,[o ergibt sich ein Wohnungs­bedorf von jährlich 150000 Wobnunaen allein für die Erneuerung der alten Häuser. Run haben wir feit 1870 einen Bevölkerungszuwachs von durchschnittlich 10 pro Mille. Für diesen Bevölkerungszuwach» ist eine Wohnungsmeng« von 120 000 pro Jahr erforderlich: im ganzen hat Deutschland  einen Wohnungsbedarf, mit der Erneuerung der alten Lauten, von jährlich 270 000 Wohnungen. Die Normung beginnt sich immer mehr durchzusetzen, besonder» bei den Preußischen Wohnungsbau-Fürsorgegesellschasten. di« auf diesem Wege«ine Malsenproduktion von Wohnungen erstreben. Es ist völlig verkehrt, anzunehmen, daß sich Normung nicht mit Kunst vertrage. Man kann auch Häusern, die nach der Normung aus- geführt sind, einen individuellen Anstrich geben. Durch die Nor- mung tritt im Baugewerbe immer mehr die Maschinenarbeit in den Vordergrund und es ist irrig zu glauben, daß dadurch der Handwerker verdrängt werde. Er wird nur gezwungen, sich Ma> fchinsn anzuschaffen und rentabler zu arbeiten: aus dem Handwerke- meister wird ein Baustofshändler und Monteur. Die Häuser müssen viel schneller als es bisher geschehen ist, erneuert werden, damit wir in der Lage sind, uns den Fortschritten der Wohnungswcise anzupassen. Die Ersparnisse, die wir dadurch haben, daß wir schneller und weniger massiv bauen, bringen mehr al» die Kosten heraus, die die schnellere Erneuerung des Hauses erfordert. Wie rückständig unsere Baustosfwirtschaft ist. das geht doch am beut- lichften daraus hervor, daß die Engländer die Fünfzimmer. wohnung für das Normale halten, während bei uns die Zweizimmerwohnung 52 Prozent sämtlicher Wohnungen ausmacht, in Berlin   sogar 80 Prozent, und trotzdem ist der Anteil der Miete an den Ausgaben ein viel höherer als in England. Hier kann mit Hilfe der Normung und Typung viel gebessert werden.
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Da, xremdenverkehrsbureau der v°rNn? stlr nächste Jahr ein« wohlorganis ie rt« W, feit für alle grrßen Veranstaltungen De�chlan�«wb�mder« Berlin  ?, einleiten, di- geeignet sind, eine stark« A"?>ehungskraft au? die Fremden auszuüben. Als Veranstaltungen in diesem S.nn« gelten: Festspiel«, Messen. Kongresse. großer Verbände. Ausstellungen. p° r» l. ch e Wettbewerb«, groß« Konzert« usw. All« DeHörden. L-ibävd- und Organiiationen, di» derartige V-ranlialtungen für da» nächste Jahr»omreiten, werden gebeten, dem Fremdenverkehrs-
Ausammentritt der Stadtverordnetenversammlung. Am nächsten Donnerstag, den IS. November, wird di« Ber- lmer Stadtverordnetenversammlung zu ihrer ersten Tagung unter der Leitung ihres Alterspräsidenten, des Demokraten Bamberg, zusammentreten. Diese Sitzung, die nur der Einführung und Der- pslichtung der Stadtverordneten, die bei ollen Mitgliedern der neuen Stadtverordnetenversammlung, auch bei den früheren Stadt- verordneten, vorgenommen wird. Es sollen Bestrebungen Im Gange sein, unmittelbar an die Einführung bereits die Wahl des Präsidiums, der Ausschüsie, Deputationen, Magistrotemitglieder usw. anzuschließen. Es ist aber noch fraglich, ob diese löblichen Bestrebungen, die vor allen Dingen von dem Bedürfnis des Ma» gistrats nach möglichst baldiger Wiederaufnahme der Arbeiten der Stadtverordnetenversammlung diktiert sind, Erfolg haben werden. Di« erst« Prob« auf die neue Parteiton- fi e l l a t i o n im Rathau» wird die Wahl des Präsidiums ein. In den letzten Jahren war die Vorsteherwahl politisch außer- ordentlich umstritten, weil sich die übrigen Parteien der parlamen- tarischen Auffassung der Sozialdemokratie nicht anschließen wollten, wonach die Wahl de» Präsidiums nach dem Stärkeverhältnis der Parteien zu erfolgen habe. Es bedurfte erst der K a t a st r o p h e des Herrn Dr. Caspari bei seiner zweiten Wiederwahl, um den Demokraten und dem Zeickrum di« Unmöglichkeit der dauern- den Vergewaltigung der Sozialdemokratie llarzumacken. Diesmal scheint unter dem Eindruck des Wahlergebnisse» bei den bürger- lichen Parteien di« Stimmung in Ermangelung einer Mehrheit sehr viel ftiedlicher zu sein. Offenbar haben alle bürgerlichen Parteien in der Sache bereit» kapituliert und sich mit der Wieder- wohl des j-tzigen Vorstehers, des Genossen Haß, abgesunden. Nach dem SwrkeverhäUnis der Parteien würden die drei Stell- Vertreter der Reihe nach von den Deutschnationolen, den Kom- munisten und den Demokraten zu stellen sein. Offenbar wollen aber die Kommunisten aus diese selbstverständliche Lösung nicht eingehen Sie scheinen so etwas wie ein proletarisches� Prä- sidium im Aug« zu haben, wobei all« Stellen nur van Sozial- demokraten und Kommunisten besetzt würden. Ein solche« Vor- gehen mag zwar den kommunistischen   Strategen äußerst heldenhaft erscheinen. Es wäre aber vom Standpunkt der Arbeiterinteresien aus die denkbar größte Torheit, so zu prozedieren. Di« Sozialdemokratie hat immer grundsätzlich den Standpunkt ver­treten, daß an der Leitung«ine» Parlamentes alle Parteien ihrer Stärke«ntsvrechend z» beteiligen sind, sie ohrfeigte sich selbst, wenn sie diesen Standvunkt ausgäbe und sie würde außerdem der Ar- beiterschaft moralisch schwer schaden. Bei der nächsten Gelegenheit könnte und würde natürlich der Spieß umgedreht werden und die Bürgerblbckler brauchten sich dann nur auf das ihnen gegebene Beispiel zu berufen. Sehr eifrig wird in bürgerlichen Kreisen über die künftig« Parteienkonstellation im Rathause orakelt. Paul Michaelis berechnet im»Perliner Tageblatt" haarklein, daß die groß« Koalition über«ine ausreichend« Majorität verfügen wurde.
Es ist merkwürdig, wie toalitionsfreudig auf ei n.m a l gewiss« Leute geworden sind. In der alten Stadtver- ordnetenoersammlung wurde die Lag« dadurch gekemtzeichnet, daß der Führer der Volkspartei, Herr v. E y n e r n, ein« geradezu erstaunliche Geschicklichkeit an den Tag legte, alles, aber auch alles, auseinonderzumanövrieren. Die Führung der demokratischen Fraktion oerinied es aufs sorgfältigste, sich mit einem Sozioldemo- traten auch nur gesprächsweise sehen zu lasten, um ja nicht in den bösen Verdacht der Sozialistenfreundlichkeit zu kommen. Alle Parteigruppen auf der bürgerlichen Seite liefen dauernd ausein- ander und operierten ein« gegen die andere. Mit der Sozialdemo- tratie zu rechnen waren st« alle dank der Taktik der sozioldemo- kratischen Fraktion gezwungen. Aber keine einzig« der bürger- lichen Gruppen dachte daran, dem ständigen Durcheinander im Rathaus durch ein vernünitiges Zusammengehen ein Ende zu machen. Jetzt sind die Herrschaften alle miteinander sehr kleinlaut geworben und plötzlich kommen ihnen auch, etwas reichlich spät, uns will scheinen zu spät, vernünftige Gedanken. Die politisch« Entwicklung im Rathaus hätte sehr vorteilhaft beeinflußt werden können, wenn die Demokraten ihren lächerlichen Stolz gegen di« Sozialisten schon früher aufgegeben hätten. Jetzt mit dem Vor- schlag der großen Koalition zu kommen, ist wirklich etwas naiv. Man wird in der neuen Stadtverordnetenversammlung erst einmal abwarten müsten, ob die überraschende Zuneigung zur Sozial- demotratie, die links von den Kommunisten und rechts von den sogenannten Mittelparteien auf einmal an den Tag gelegt wird, eine dauernde ist. und ob hinter ihr der wirklich« ernste Will« zu positiver Arbeit im Interesse der All- gemeinheit steht. Da» wird sich erst zeigen müssen und erst im Lauf« der Entwicklung werden wir sehen, wie und ob überhaupt eine ständige arbeits- und leistungsfähige Mehrheit im Rathaus gebildet werden kann._ Aufwertung der städtischen Anleihen. Der ObcrprästdeM der Provinz Brandenburg   und von Berlin  , Dr. Maier, hat zum Treuhänder für die Wahrung der Interessen der Gläubiger, soweit Anleihen der Stadt Berlin  , der früher selb- ständigen Vorortgememden und de» Zweckoerbatches in Frag« kommen, den Oberregierungsrat Dr. Ähren dt» beim Oberpräst- dium Eharlottenburg bestellt. Nach den Bestimmungen des Aufwer. tungsgesetze« kann sowohl der Treuhänder im Interesse der An- leihegläubiger, wie auch die Stadt Berlin   als Schuldnerin bis zum 15. November beim Oberpräsidenten als der zuständigen Stell« einen Antrag einreichen, wonach die Anleiheschulden der Stadt Berlin   im Rohmen der gesetzlichen Bestimmungen über da» Mindest« maß hinaus aufgewertet werden sollen. Es kann der An- trag gestellt werden, daß die T i l g u n g s f r i st auf 20 Jahne herab- gesetzt und der Ablösungsprozentsatz aus 25 Prozent des Galdbstrages bei den Nachkriegsanleihen, des?tommalbetraaes bei den Vorkriegsanleihen heraufgesetzt wird. Der Treuhänder hat von diesem seinem Recht« Gebrauch gemacht. Der Magistrat dagegen Hot beschlossen, keinen Antrag auf Erhöhung der städtischen Anleiheverpflichtung zu stellen. Damit hat sich auch die Finanz- und Steuerdeputation in ihrer gestrigen Sitzung beschäftigt. Bereits vor mehreren Monaten kam bei einer Aussprache über dies« Fragen die allgemeine lieber- zeugung bei allen Stadtverordneten zum Ausdruck, daß die Stadt Berlin   auf eine gleichmäßige Lösung des Anleihejatzes und der übrigen mit der Aufweitung zusammenhängenden Fragen für alle preußischen Städte drängen müsse. Jedenfalls wollte bei der, wie allgemein bekannt ist. prekrären Entwicklung der städtischen Finanzen kein Stadtverordneter das Risiko übernehmen, für ein« stärkere Belastung Berlins   einzutreten. Auch in der gestrigen Sitzung der Finanz- und Steuerdeputation zeigte sich die gleiche Stimmung. Nicht einmal die Deutschnationolen, diese angeblichen Vorkämpfer der Aufwertung, stellten«inen Antrag auf Erhöhung des Berliner   Aufwertungssatzes. Im Reichstag hat zwar Herr Dr. Steiniger phantastische Reden über die angebliche Leistungefähigkeit Berlins   gehalten, im engeren Kreis«. in der Finanz- und Steuerdetzutation. denken aber auch die Deutsch  - nationalen j)ar nicht daran, ihren großen Worten Taten folgen zu lassen. Im übrigen sind nach unserer Information die Verhandlungen im preußischen Innenministerium soweit gediehen, daß tu kurzer Zeit mit oer Aerösscntlichung der Ausführungsbestimmungen ge- rechnet werden kann. Es wird dabei höchstwahrscheinlich eine ein» h-itliche Regelung der Auswertung für die Anleihen aller Städt« vorgesehen sein. Für die Sportassen ist bereits durch ein« Verfügung des Innenminister» der Aufwertungssatz generell auf 12>i Prozent festgesetzt worden. Zu einem Schulbau kein Geld? In Kaulsdorf  -Süd, das zum Verwaltungsbezirk Lichten» berg   gehört, herrscht Erregung wegen der Sistierung See von der Bezirksversammlung Lichtenberg   und der Stadtverordnetenver- sammlung Berlin   beschlossenen Schulhausneubauee. Nach lang- jährigen Kämpjen um eine Schule in diesem von jedem Verkehr abgeschnittenen Ortsteil war in den Etat die Bausumme von 260 000 M. eingesetzt worden, und die Bevölkerung atmete auf. War doch endlich die Verwirklichung des Wunsches, eine Schule zu erhalten, nunmehr in greisbare Nähe gerückt. Jetzt geht der Einwohnerschaft die Mitteilung vom Magistrat zu., daß der Bau infolge Sparsamkeit ji stiert sei und alle Arbeiten in dieser Sache eingestellt werden. Wer die Derhältniss« hier kennt, wird zugeben müsten, daß die aus dem Mangel einer Schule sich ergebenden Zustände ein Skandal und einer so großen Stadt- gemeinde wie Berlin   ganz unwürdig sind. In den abgelegenen kleinen Orten Hmterpommern» sind die �chulrerhälmiste nicht schlechter. Hier in Kaulsdorf  -Süd müsten die Kinder fast ein« ganze Stunde über Land auf den größtenteils nicht regulierten Wegen bei jeder Witterung zu Fuß gehen, im Sommer in Sonnenbrand oder Regen, im Winter in Schnee und Kälte, was den meisten Kindern, besonders den schwächeren, sehr schwer fällt oder ganz unmöglich ist. Daß die Gesundheit darunter leidet, ist selbstver- ständlich. In einer in Kauledors-Süd von der SPD. einbe- rufenen Prot« st Versammlung gegen dies« Maßnahme des Magistrats kam die Entrüstung der den Saal füllenden Ein- wahnerschoft tröstig zum Ausdruck. Es wurde«in« Kommission gewählt, die beim Magistrat vorstellig werden und dahin wirken soll, daß der Bau zur Ausführung kommt. Falls da» etwa wirklich nicht geschieht, droht die Elternschaft mit dem Schul- streik. Ein« scharf« Resolution wurde gefaßt und dem Magistrat übersandt. Di« Einwohnerschaft wird nicht eher ruhen, als bis ihre Wünsche in der Schulsroge erfüllt sind. Es liegt beim Magistrat, die Aufregung zu beseitigen. »«»er sür?erN» und Umg-grvd. Wechielitde vewillune. mit etwa» sttmu bei leichtem Frost weiter(üt Deutsch   lard. Lm Ölten vielfach Schnee, im Nordwesten noch bciter. Ueberall Nachlsrost, auch am Tag» Temperatur nur oereinzelt üder Null. Ein LeEenskänstler" Nach dam Röman von Richard Vosa. »n jeder Ä. UttfeaaHule»