verwischen, statt sie reinsich auszutragen, Zukünftiges im Dunkel zu halten, statt es in klares Licht zu stellen. Was ist das Zentrum, und was will das Zentrum? An einer klaren Slntwort auf diese Frage sind nicht die Anhänger des Zentrums allein lebhaft inter- essiert, auch wir sind es. D e n n d i e p o l i t i s che n B e- trachtungen und Handlungen der Sozial- demokratischen Partei sind von dem Ge- danken beherrscht, daß der Zerfall der Nechtskoalition nur eine vorübergehende Erscheinung ist und daß die Deutschnation a- len aus der Regierung nur herausgegangen sind, um alsbald wieder in sie zurückzu- kehren. Dieser Gedanke beruht aber wieder auf der Vor- aussetzung, daß das Zentrum bereit ist, den Schritt zu wieder- holen, den es mit der Unterstützung der Regierung Luther getan hat. Die Sozialdemokratie hat niemals der Illusion gehuldigt, man könne Klassengegensätze„versöhnen", ohne sie aufzuheben. Sie ist die Partei der Ausgebeuteten und sozial Unterdrückten, und sie ist sich wohl ihrer Gegensätzlichkeit zu den Kreisen bewußt, die an der Aufrechterhaltung des bestehenden Zu- standes der sozialen Ungerechtigkeit interessiert sind. Sie kann l'nd will nicht den Vorwurf auf sich laden, sie hätte durch ihre Taktik die Rückkehr fener zur Regierung begünstigt, deren Politik vom Haß gegen die Demokratie und vom brutalen Herreninstinkt diktiert ist. Das Mißtrauen in der Sozialdemokratischen Partei ist groß und, wie jeder objektiv Urteilende zugeben wird, berechtigt. Ein unklarer Ausgang des Kasseler Parteitags kann es nicht beschwichtigen. Mag ein solcher Ausgang auch dem augenblicklichen Interesse der Zentrümsführung dienen, dem Volksganzen dient er gewiß nicht, und, auf längere Zeit gesehen, auch nicht den Interessen der Zentrums partei selbst. Kann diese Partei nicht beweisen, daß eine„Volks- gemeinschaft" unter den Sternen des sozialen und demo- kratischcn Gedankens möglich ist, ist der Geist der christsichen Solidarität in ihren besitzenden Schichten nicht stark genug, um zu begreifen, daß die sozial Unterdrückten die For- d e r n d e n, die anderen aber die Gewährenden sein müssen, dann bricht mit der ideologischen Grundlage der Zentrums- parte? schließlich auch die Partei selbst zusammen. Der soziale und der demokratische Gedanke werden damit nicht verloren sein, in der Sozialdemokratischen Partei haben sie ihren starken Hort: ihr Sieg ist auf die Dauer nicht auf- zuhalten. Der Kasseler Parteitag entscheidet indes- nicht nur über die Zukunft d»» Zentrums, sondern auch kn hohem Mahe über die nächsten Schicksake des deutschen VKlkes.� Von ihm erwarten wir die Antwort aus die Frage, ob die Mleder- Herstellung des deutschnationalen Ein» flusfes auf die deutsche Regier ungsvolitik möglich ist oder nicht, von ihm hangt das ab. Möge er sich klar darüber aussprechen! * Am Sonntag tritt in Kassel der Reichsparteiansschuß des Zentrums zusammen, um die Tagesordnung des Parteitages einer Dorbesprechung zu unterziehen und auch den.Fall Wirth" zu erörtern. In dieser. Sitzung werden auch verschiedene Konnnls- sionen für besondere Ausgaben gewählt werden. Es handelt sich , dabei um die Finanzlage der Zechrumsparlei. um die Erweiterung der Organisation und die Ausdehnung' der Aufklärungsarbeiten Der Reichsparteitag selbst nimmt am Montag seinen An- fang und soll bis Dienstag dauern. Cr bringt zunächst einen Vor- trog des Reichskanzlers a. D. Marx über.Das Wesen und die Aufgaben der deutschen Zentrumspartei in der deutschen Politik". ' Den Bericht der Reichstagsfraktion erstattet Reichskanzler a. D. Fehrenbach.' Außerdem stehen noch die Neuwahl des Reichs- parteioorstandes und Anträge auf der Tagesordnung. Heute bereits treten die Windthorstbünde zusammen.
Gesunde und schöne Wohnung. Im Südosten Berlins , im Gesundheitshaus Kreuz- b e r g, Am Urban lv, Untergrundbahn Hasenheide , wird heute eine Ausstellung erösfnet werden, die eigentlich jeden Menschen, zumindest jede Familie in Berlin , angeht, weil sie ihnen zeigt, auf wie einfache und billige Weise man zu einer schönen und hygienischen Wohnung kommen kann. Eine Wohnung aber, die dem Menschen nicht not- dürftige und schmugige Unterkunft, sondern ein gemütliches und be- hagliches Heim gibt: das ist der Urgrund und die Voraussetzung alles irdischen Glücks, oller körperlichen und seelischen Gesundheit. Man soll die Ausstellung schon deshalb besuchen, well man hier wahrhast gute, praktische, schöne Sachen für den täglichen Gebrauch erwerben kann; entweder durch Kauf oder durch eventuellen Gewinn auf ein Lotterielos zu 1 Mark. Es gibt nicht viele Geschäfte, eigentlich jsibt es gor kein?, in dem man diese einwandfrei« Qualität praktischer Geräte und Möbel zugleich erstehen kann. Die Schau veranstaltet das Bezirksamt Kreuzberg mst der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Hand» werkskultur(vom Reichskunj'twart gegründet) und dem Roten Kreuz zusammen. Das eigentliche Material lieferte im wesent» lich-n die Arbeitsgemeinschaft: der Zweck ist ein sozialhygienischer. aus der Aufklärungsarbeit entsprungen, die das Gesundheitshaus unter Leitung van Bürgermeister Dr. Tahle leistet. Mag der Apparat, in derlei Worten mühsam auseinandergesetzt, umständlich erscheinen: die Wirkung seiner Tätigkeit ist von ver- bluffender und durchschlagender Einfachheit. Die Tatsachen der Aus- stellunz reden eine so deutliche Sprache, daß teine mündliche Auf- klärungsarbeit dagegen auskommen könnte. Da ist Stube und Küche des Berliner Proletariers in ungeschminkter Wahrheit aufgebaut: zerrissen und verschmutzt und verwahrlost das Ganze, die herab- hängenden Tapeten'et-en scheinen von Wanzen zu wimmeln, Sofa- Überzug, Tisch und Kommod« starren von Schmutz und Trostlosig- kest, und diese Wohnung von abschreckender Scheußlichkeit an Möbel- sonnen und Verwahrlosung ist nicht etwa eine übel theatralische Mache, wie naive Gemüter denken könnten, sondern direkt aus der wirklichen Wirklichkeit hierher transportiert. Ihr gegenüber aber find die nämlichen Räume mit den nämlichen Möbeln so ausgestattet. daß sie einladend und anheimelnd wirken: und da» ohne«Pen Aufwand: die scheußlichen und überflüssigen Zierat- sind abgesägt, die Tapeten entfernt und Wände wie Möbel mit gutgestimmten Farben überstrichen. An alle» Stücken sind Teile in dem alten häßsichen Zustand, belassen morden, daß jeder sich davon überzeugen kann: hier handelt es sich nicht um einen Hokuspokus, sondern um eine ganz simple und kurzweilige Arbeitsleistung, die sich jedermann mit ein wenig Arbeitsgerät und zwei bis drei Farbentöpfen und ein wenig Geschmack selber leisten kann. Sogar die geringen Unkosten find dabei errechnet und abzulesen. Für die aber, die sich den Lurus einer neuen Wohnungseinrich- nmq leisten können oder müssen, haben die Architekten Ernst Müller und Bruno Taut je eins Zweizimmerwohnung mit Küche eingerichtet, die Schönheit, Brauchbarkeit und Billigkeit ver- estst. Leider sind heute Materialien und Arbeit so teuer geworden, daß eine billig» Küche immer noch 300 bis 400 Mark, das schön«
Dr. Wirth trifft erst am Sonntagabend in Kassel ein. Er wird also nicht an der Sitzung des Parteiausschusses, sondern erst am Parteitag selbst teilnehmen, dessen Sitzungen übrigens nach Absicht der Leitung unter Ausschluß der Presse und des Publi. kums stallsinden sollen. Dagegen besteht eine starke Opposition, die für die Herstellung der Oesfenllichkcit wirkt.
Der Salkenbieger über Locarno . Tirpitz für Opposition. In der„Deutschen Tageszeitung" meldet sich der Dal- kenbieger zum Wort. Er stellt Leitsatze über den Vertrag von Locarno auf, die er mit dem Hinweis empfiehlt, daß sie„das Ergebnis längerer Erwägungen feien, die auf einer nicht unerheblichen politischen Erfahrung beruhen". Tirpitz gehörte bei der Erledigung der Dawes-Gesetze im vergangenen Jahre im Reichstag zu den Jasagern. Wenn er- jetzt öffentlich für die Ablehnung der Locarnö-Verträge eintritt, so bedeutet das eine nicht unerhebliche Verstärkung der Rein- sager-Front bei den Deutschnationalen. Seine Haltung ver- stärkt den Eindruck, daß die Deutschnationalen sich dauernd von der Verantwortung drücken und zur Politik der na- tionalistischen Phrase übergehen wollen, die ihnen im Parteiinteresie dankbarer zu sein scheint. Was Tirpitz sachlich gegen die Verträge vorzubringen hat, ist trotz seines Hinweises auf seine„nicht unerhebsichm Erfahrungen" ab- solut bedeutungslos. Höchstens ist es interessant zu sehen, wie Tirpitz in seinem Hinweis auf Rußland bolsche- w i st i s ch e r al s die Bolschewisten ist. Auch er sieht einen„Kreuzzug" des westlichen Europas gegen. den an- greifenden Bolschewismus voraus und möchte sich an einem solchen Kreuzzug nicht beteiligen. Dieses Argument werden die Bolschewisten selber Tirpitz und seinen Freunden bald genug nehmen. Im übrigen zeigt Tirpitz nur, daß er und feine Leute den Weg der deutschen Außenvositik, der über die Annabm« der Dawes-Gesetze nach Locarno und darüber hinaus zum Völkerbund bis zu«wer neuen europäischen Politik führt, nicht verstehen und nicht verstehen wollen. Er bescheinigt nur von neuem dadurch den Deutschnationalen seine gänzlich« U n- f ä h i g k e i t zur Leitung der deutschen Politik.
Prozeß Stoelzel vertagt. LandeSfchulrat Stoelzel schwer erkrankt.— Die Folge« der Justizheye. F. Fl. Drannschwelg, 13. November.(Eigener Drahtbericht.) Am Treppenaufgang zum Strafkammersaal im Draunschwelger Justizgebäude steht dieser drohende Satz: „Wehe, wer des Rechts und der Sitte göttliche Ordnung frech entweibt. Ueber des Frevlers irrendem Schritte schwebt das Schwert der Gerechtigkeit." Mit dem Schauer vor den Rachegöttinnen, deren furchtbares Watten hier angekündigt wird, steigt man die Steintreppe zur Stätte des Gerichts enipor.„Wehe, wer des Rechts und der Sitte göttsiche Ordnung frech entweiht". Das soll in unserem Fall der Landesschul. rat Stoelzel getan haben, deshalb bedroht ihn das Schwert der Gerechtigkeit. Freilich, dieses gewattige Schwert soll in diesem Prozeß auf Fleckchen- stoßen, die mit bloßlun. Aug» kaum, erkennbar sind. Der Landesschulrat ist Sozialdemokrat, das ist in den Augen der gegenwärtigen Stahlhettnregierung Braunschweigs schon ein todwürdiges Berbrechen.. Man hat ihn auch, sobald es ging, zur Disposition gestellt. Und dann fing man an, Material gegen ihn zu suchen. Denn schließlich will man doch einen Landesschulrat nicht dauernd mit Gehalt oderWartegeld laufen lassen. Nun hat man entdeckt, daß er in der Zeit vom Oktober 1921 big Ende 1324 dreimal von seinem Diensttelephon zu angeblich privaten Zwecken Gebrauch ge»
Wohnzimmer aus poliertem Kirschholz fourniert 2000 Mark kosten. Zwischen diesen Extremen bewegen sich die Preise: wer sie nicht erschwingen kann, wird sich nach der Methode der Selbsthilfe mit Säge und Farbentopf einrichten müssen. Aber diese kleinen Woh- nungen stellen das Anmutigste und Wohligste dar, das man mit unserer notwendig gewordenen spartanischen Einfachheit erdenken kann. Nicht Verzierung wirkt, sondern schöne», gediegen bebandettes Material und klargestinimte Farben an den großen Flächen von Möbeln und Wänden. Insbesondere Taut hat Meisterstücke von geschmackvoller Farbigkeit gebracht, mit der wir heute ja die schönsten Wirkungen erzielen können, unendlich erfreulich in ihrer Kühnheit der Kombination, wo er z. B. eine schwarze Decke über hellfarbige Wände setzt oder Braun, Grün und Hellgelb zum Dreiklang eint, in dem Möbel und Zimmerwänd« eine unlösliche Einheit bilden. Dazu stellt dann die Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Handwerks- kullur eine Ausstellung von Hausrat zusammen, die das Best« und Würdigste unseres heutigen Kunstgewerbes bietet. Man will nicht Namen der Hersteller und Manufakturen genannt wissen. So möge e« genügen, auf die Vollkommenheit und schlichte Schönheit dieser Kleingeräte hinzuweisen, deren Sinn in der Vereinigung von Brauch. barteit und aller Verwertung de» Materials liegt. Holzteller, Flecht- törbchen, Zinnschüsseln, Glasgefäße, Messinggeräte. Bauerntöpfe- reien sind in köstlichen Exemplaren mannigfach und begehrenswert dort zu haben. Vor allem aber fei auf die unübertrefflich schöne Farbigkeit und Form der Kunsttöpfereien hingewiesen, die aus Elber. selb und dem Bauhaus stammen, und auf die rein weißen Porzellane au» Berlin . Sehr zu begrüßen ist. daß die Schau den weitesten Kreisen zu- gänglich gemacht wird. Nickst nur durch Führungen, sondern auch durch Parosselausstellungen, die demnächst bei Wertheim und vor allem im Gewerkschafts hau» eröffnet werden sollen. Denn dieser praktisch« Anschamingsunterricht kann gar nicht weit genug verbreitet worden. Er sollte für jeden Menschen vom 12. Lebens- jähre ab obligatorisch werden. Dr. P a u l F. S ch m i d t.
Ein Kampf ums eichk. Heute feiert der Astronom und Schrift« steller Bruno H. Bürgel seinen 50. Geburtstag. Scheinbar unlöslich geschlagen in die Fesseln erschöpfender, sed« geistig« vitali- tät ertötender Fabrikarbeit, packte den noch nicht zwanzigjährigen Proletarier eines lichten Sonnnersonntapsmorgens auf dem Heim- weg noch durchzeckter Nacht die Sehnsucht nach Reinheit und schöpferischem Dasein. Bon diesem Augenblick an steigt trotz tausend- jacher Widerstände das Leben dieses Mannes in steiler Kurve auf- «ärts. Reinster Idealismus Schill-rscher Prägung ist die Trieb- kraft in diesem Kampf ums Licht. Cs ist schwer zu ermessen, welche Ströme von Segen und Lebenskraft von dem Werden und Wirken Bürgels ausgegangen sind und noch ausgehen können. Schon nähern sich mehrer« seiner Bücher, die teils wertvolle dichterisch« Gestaltungen philosophischen Welterlebens find, teils in leicht faßlicher Form die Friichis wissenschaftlicher Arbeit bergen, dem ersten H>'ndestsai'>ond. Erschienen find sein sämtlichen Werke„Aus fernen Welten"(von Ernst Haeck-l als„die beste volkstümliche Himmelskunde" bezeichnet), Stern von Afrika" und„Gespenster". AntstnlliWrtWche Vlchtmigen Nest Eerkrnd Ehsoldt heut«, nach mittags S Uhr, im Lessing-Museum, Brüder str. 13, vor. EinKitt frei
? macht hat. Diese drei Gespräche würden heut« zusammen 45 Pf. ! kosten. Aber die angeblich vorschriftswidrige Verwendung des Dienst- telephons enthält nach Anklageschrift und Eröffnungsbcschluß die „Absicht, sich rechtswidrige Vermögensvorteile zu verschaffen". Weiter soll Stoelzel regelwidrig sich in der Zeit sich überstürzender Markentwertung eine Dienstreise mit einem Auf- schlag von 300 Proz. haben entschädigen lassen, dadurch hat er den Staat angeblich 35 500 000 000 M.(58 Milliarden, 500 Millionen M.) geschädigt. Furchtbare Summe! Aber nach heutigem Geld- wert sind dos nur 5,8 Pf.I Ganz ähnlich sind die Vorwürfe. die ihm sonst noch gemacht werden. Es ist ein Skandal sondergleichen, daß diese Anklage erhoben wurde und daß das Sericht dazu noch das Verfahren eröffnete. Das Schwert der Gerechtigkeit bedroht hier einen Mann, augenscheinlich deswegen, weil er die göttliche S t a h l h e l m o r d- n u n g in Braunschweig durch Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie entweiht hat. Die Hetze gegen ihn hat seine Nerven schon seit Monaten mitgenommen. Der Streich des Gerichts, der am Mittwoch die Verteidiger brüskierte und sie zur gemeinsamen Niederlegung ihrer Mandate veranlaßt«, hat das letzte getan, um ihn krank zu machen. Stoelzel lst schwer erkranft, so daß die für heule nachmittag mit etnem Osfizlalverleidiger angesetzte Verhandlung wegen Ver- Handlungsunfähigkeit des Angeklagten aus unbestimmte Zeit vertagt werden mußte. Inzwischen können Stoatsonwall und Gericht weiter darüber nach- sinnen, ob nicht noch einige Telephongespräche mehr geführt worden sind, um die„Absicht, sich rechtswidrige Bermögensvorteile zu ver- schaffen", einigermaßen glaubhaft erscheinen zu lassen. Der Fall Stoelzel-ist ein neuer Fall Loeb. Man will einen sozial- demokratischen Beamten als Betrüger und Dieb hinstellen, um so die Reaktion in bengalischem Lichte als Reiniger Deutschlands zu zeigen. Deswegen darf dieser Prozeß trotz seiner Vertagung gerade in republikanischen Kreisen.nicht vergessen werden.
Untersuchungen im thüringischen Lanütag. Tie Polizeiinahnahmen der„Ordnungs"regierung. Deimar, 13. November.(Eigener Drahtbericht.) Vor etwa einem halben Jahre hat der Landtag Thüringens einen Unter- suchungsausschuß eingesetzt, der verschiedene bedenkliche Polizeimaßnahmen der Regierung prüfen sollte. Bis jetzt ist dieser Ausschuß überhaupt nicht zur Arbeit gekommen, da ihm dir Regierung eine Tätigkeit nach jeder Richtung nahezu unmöglich macht. Jetzt versucht sie, ihm auch das Leweismaterial vor- zuenthaltsn. Am Freitag ließ die Regierung erklären, sie lehne es a b, die Polizeiakten der Stadt Gotha zur Untersuchung der Vorfälle bei dem Begräbnis des fruher-n Volksbeauftragten Schauder heranzuziehen, da durch eine öffentliche Besprechung des Aktenmaterials Nachtelle zum Schaden des Reiches und der Länder entstehen könnten. Der sozialdemokratisch« Vorschlag, den Mit- destgliedern des Ausschusses Schweigepflicht aufzuerlegen, wurde von der Regierung ebenfalls abgelehnt mit der Begründung, man könnte nicht damit rechnen, daß in einem Ausschuß, in dem Kommunisten süßen, die Schweigepflicht gewahrt werde. Infolgedessen kam es zu scharfen Auseinandersetzungen mit den Kommunisten, wobei die Sitzung des Ausschusses ausflog. Der Rechtsblock in Hannover . Tie Provinziallaudtagsliste der Reaktion. Hannover , 13. November(Telunion.) DieVereinigleHannoverich« ProvinziailandtagSliste umfaßt jetzt folgende Parteien und verbände: Deutsch-Hannoversche Partei . Deutschnationale VollSpaitei, Tenlsch« Bolkjpartei, Deulschvöikische Freiheitcparte«, Hannoveislber Landbund, die wirischakilichen und gewerblichen OrganUatione» der Pro vinz. Bezirkslandbiind Hannover , die Vaterländischen verbände, Deut'chnalionalerArbeiterbund. Deulscher Frauenbund und Arbeiter- ring der Dentichen VollSpartei. Die Vereinigung erläßt einen gemeinsamen Wahlanfruf.
Gold au » Wasser. Aus Quecksilber soll Gold gewonnen, sa ge- radezu gemacht werden tönen, indem sich Quecksilber unter dem Em- fluß der Elektrizität in Gold verwandctt. Allerdings ist man in wissenschaftlichen Kreisen nicht ganz einig darüber, von sehr be° achtenswerten Forschern wird die Meinung vertreten, daß das Gold schon vor den Versuchen sich als Beimengung in dem Quecksilber befand, und daß beim Arbeiten mit völlig reinem Quecksilber keine Spur von Gold gewonnen wird. Anders verhält es sich mit der Goldgewinnung aus Wasser. Allerdings behauptet niemand, daß das Wasser sich in Gold verwandelt, wohl ober, daß im Wasser Goldteilchen schweben, und daß es darauf ankommt, diese» Gold durch Irgendwelche physikalischen oder chemischen Methoden abge- sondert zu erhatten. Daß im Meereswasser Gold enthalten ist, Ist seit langem bekannt— hat doch ein phantasiebegabter Schriftsteller aus der Goldgewinnung aus dem Meere einen Umsturz aller wirt- schaftlichen Berhättnisse ausgebaut. Wissenschaftliche Untersuchungen über den Goldgehalt des Meereswassers hat jüngst der berühmte Darsteller des Luststickstofss, Professor Haber im Berein mit Dr. Jaenicke angestellt und im Zusammenhang damit auch das Flußwasser des Rheins auf seinen Goldaeholl untersucht. Die an verschiedenen Stellen em- nommensn Wasserproben zeigten einen sehr ungleichmäßigen Gold- gehatt, der bis auf ein hundertiertausendstel Milligramm im Liter. also ein Hundertstel Milligramm im Kubikmeter stieg. Als Mittel- wert aus den von den beiden Forschern angestellten Versuchen er- gibt sich nur etwa der dritte Tell dieses Wertes. Immerhin schätzen sie die Goldmenge, die der Rhein alljährlich ins Meer führt, auf rund 200 Kilogramm. Auch Silber konnten sie im Wasser des Rheins nachweisen, und zwar in etwa doppelt so großer Meng« als Gold. Für eine technische Gewinnung von Gold und Silber haben diese wissenschaftlichen Methoden und Forschungen, zunächst wenigstens und für absehbare Zeit, nicht die geringste Bedeutung. Der materielle Gewinn, der aus wisienschastlichen Untersuchungen vielleicht zu ziehen wäre, ist ja aber auch etwas, woran zu denken dem echten Forscher ganz fern liegt. Bt. Zn der verlker Sezckssvn spricht Prot. Eecrg Siernremt om Bußtnq (18, November), abend« 8 llbr,«um Kedächtni« von Lovi« Forint b. Ter Borliag wird von etwa 50(Zum Teil wrbiecn) Lichtbildern beeleitet werden, garten sind nur in der Berliner Sezession , Kulfürftendav'Nl-23-2. erhältlich. Zavenlsch« ZandallZiize, Vasanalplele vnb(Bametotimufik. Arckchließ-nb an d e javaniich.indonefilS e AnSsseNung. die vom 15. bi« 30 November im ktUNilgewerkebe.liS stiietmenn u. Weber veranfialtet imrd. finden om l»., tg., 20.»nd 2l. ini Küiiftlrrba»«. Billeonefir. Z. Zlufiücrimoen der be- rllbmten ZLojongspiel» lSä aildnchiele) siait. Ziiifiride», werden Lugmal Tandaklänze gezeipt und zwar mit Begleitunz echter Gamrlanmu.stt. Friedrich»ad Lacle 7Nann'-elm weiden in einer Feie, stund« Im IuzendalbeiiSlieii«.Hipe- Zonnioa voimiliag tlss, Ndr im Büreer« aal de» Berliner Ratbalise« Märchen und andere« lesen,«arten ,u 1 M. bei Sertbcim nnd am Saaleingang. Ver tlersidetz«?elitl«<og«lke der Zühue-genossenl�ess findet am Semi» tag, den 29 November, 4 llbr nachmittags, üi den Wandelgängen und dem Plenarsaal de« Ncich-ttag« statt. V e niukiinss,«tu iüt Serufebera'uvg amZentralinsissut lilr Erziebun» und Unlerricht, PolSdamer Str. 120, veranstaltet vom 2.-5. Januar 1928 eine Tagung.Schuir und BeruiSberatung» zur Klä.ung der schrocdendca Fragen in der Zusammenarbeit bei der Jlistiiuiioa.