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Spantag

15. November 1925

Alus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

Zwei Wiener   Filme.

Bolten Baeders hat seine langjährige Erfahrung als Schmantbearbeiter und regisseur benugt, um ein Wiener   Stück für den Film herzurichten. Der Herr ohne Wohnung" hat alle Reize eines Bühnenschwants, aber glücklicherweise auch ein filmisches Plus obendrein.( fa- Lichtspiele Zauengienpala ft.) 3war fezt die Handlung stockend und umständlich ein, aber einmal in Fluß gelommen, rollt sie sich spannend und lustig ab. Erfreu­licherweise sind nicht nur die Texte wizig, größtenteils im Wiener  Dialett, sondern die Vorgänge selber bieten alle die Ueberraschun­gen, Berwechslungen, die man vom Schwant her gewohnt ist. Am ergöglichsten aber find die nächtlichen Bummelfahrten des Wiener  Lebemanns, der seine Wohnung für einen balkanischen Fürsten her gegeben hat, die Straße der neuen Wohnung aber vergeffen hat und nun in Settstimmung von einem Einspänner in den nächtlichen Straßen herumgefahren wird und natürlich im Schlafzimmer der Frau antommt, in die er verliebt ist weil er seinen Mantel mit dem des Ehemanns vertauscht hat. Der verrückte Brinz, zwei alt. modische Professoren, der Altwiener Droschkentutscher sorgen für eine genügende Auffüllung mit ultigen Nebenfiguren. Georg Alexander   stellt den Nachtbummier mit viel Laune vor, Mar­garete Banner ist die schöne Frau, um die sich das Spiel dreht, eine gute Filmerscheinung, die aber ruhig noch etwas mehr Tem perament haben könnte. Die Photographie, die viel Bekanntes, als da find vornehmes Milieu, Telephongespräche und Autofahrten, wiederzugeben hatte, leistet ihr Bestes in dem Stimmungszauber der einsamen nächtlichen Gassen.

Der zweite Biener Film, Der Balzer von Strauß führt in das Bien der Nachkriegszeit mit den Schwindelblüten auf der einen und der Berelendung auf der anderen Seite. Die fröh. liche Musif des Straußschen Donauwalzers, nach dem der Film be nannt ist, flingt hinein wie ein Echo aus glücklicheren Beiten, da ein junger Offizier bei seinen Klängen das große Erlebnis feiner ersten Liebe hatte. Jetzt fommt er nach langer Kriegsgefangenschaft heim, bettelarm. Einer jener Neureichen, ein Bantpräsident, hat das päterliche Schloß in Besiz und feine Braut geheiratet. Um dies Rätsel zu ergründen, weiß fich der Offizier zum vertrauten Sefretär bes Präsidenten zu machen. Er erfährt nun, daß jener durch falsche Bergen feinen Tod hat beglaubigen lassen und feine Braut durch Standaldrohungen an sich gebracht hat. In einer abenteuerlichen Handlung, die an alte Kriminalromane erinnert, wird der Faden weitergesponnen, Der Sekretär benugt einen Börsentrach, um ben Reichtum des Präsidenten zu zerstören und mill eben unter den Klängen des von ihm bestellten Donauwalzers sich seiner ehemaligen Braut zu erkennen geben, als ein Schuß des Präsidenten ihn nieder streckt. Dieser muß fliehen, wird aber unterwegs ausgeraubt und Derunglüdt tödlich. Der Offizier tommt mit dem Leben danon und wird wieder ins Schloß seiner Bäter einziehen und die Jugende geliebte heimführen. Der Film, ber im ufa Theater Fried riftraße aufgeführt wirb, ist ein recht altes Spiel, er pruntt mit Zuguseinrichtungen und vornehmem Milieu, aber weiß weder inhaltlich noch filmisch tiefer zu intereffieren.

gauner

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Pat und Patachon."

( Alhambra am Kurfürstendamm  .)

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nede

T.

Daß man die at und Patachon- Filme einfach Gro testen nennt, genügt nicht. Wichtiger, amüsanter noch als die Bergerrung der Hauptgestalten und die Berstiegenheit der Zwischenfälle ist die parodistische Grundstimmung. Das macht den Reiz dieser Filme aus, daß sie mit satirischer Laune den sanften Teich bürgerlicher Glätte aufrühren. Und daß dieser parodierende Uebermut nicht zur galligen Unfröhlichkeit erstarrt, daß er unmer wizig, immer frech liebenswürdig bleibt, das macht das heitere Geheimnis dieses Films aus. Das Groteste fommt erft in zweiter Linie, es wirft barum nicht minder hinreißend luftig. Schon in den Dimensionen der beiden Hauptdarsteller ist diese groteste Einstellung gegeben. Gegen und flein und did fann auch hier nicht faz von lang und dünn perjagen und bleibt von der ersten Szene bis zum legten Bild ein optisch- wiziger Anreiz. Aber aud) hie Borgänge-- die Beräppelung beschaulicher Tugend, die Entlarpung wohledler Barone als Edel find durchaus in grotesken Linien durchgeführt. Und diese Er ist Mischung Parodie und Groteske macht den Erfolg. um jo größer, als diese Spensta Filme immer vorzüglich photo­graphiert find, als die Regie des Gustav Molander   reich an originellen, filmisch, nicht nur possenhaft wertvollen Einfällen ist, und Bat und Batachon eben zwei humorige Menschen von wigigftem Profil find. Die Boefie des Bagabundentums ist in ihre Gesichter geschrieben, in jeder ihrer munderbaren Bewegungen lebendig. Sie bleiben göttlich heitere Bagabunden, wenn sie auch, bem übermütigen Manuftript folgend, beide diesmal als Hüter der öffentlichen Ordnung auftreten, als würdenträger erscheinen müssen. Welch ein Kontraft melch ein Spaß! Hinter aller Scheinwürde triumphiert Güte und ein menschlich Herz und ein pfiffiges Köpfchen, versteht sich. Man hat sich in der Alhambra   über Bat und Batachon schief gelacht und auch das bunte Programm, einen guten Balanceaft( Hans Beez) und die Tänze der Geschwister Severus sowie die Spigentänzerin Gerard mit Beifall quittiert. M.

Das Paradies Europas."

( U. T. Nollendorfplah.)

In diesem Film wollte der Regiffeur Dr. Walther 3ürn das Schweizer   Bolt und sein Land son den verschiedensten Gesichts. punkten aus betrachten. Sein Geist war willig, fein können gut, und doch ist der Film schwach. Dem Wert, in dem ohne Zweifel an­ertennenswerte Arbeit stedt, fehlt die imponierende Geschlossenheit und der mitreißende Schwung. Rrrr, ein anderes Bild, der Be trachtenbe tommt nicht zum beschaulichen Genuß. Der Zuschauer mill zwar Bewegung, aber feine Haft, er will Leben, jedoch feine Ber wirrung. Die historische Belebung ist ein Kapitel für sich und wahr. lich fein gutes. Daß die Schweiz  , dank ihrer natürlichen Grenzen und dem Freiheitsfinn ihrer Bevölkerung, jeden frechen Landräuber abwies, wiffen wir alle. Aber der Kulturfilmregisseur von heute hat sich in die historische Belebung durch eine elende Masterade verrannt,

DHANTOM

Und trop aller fachwissenschaftlichen Berater stimmt irgendetwas nicht. Es fehlt der innere Elan.

Reiter wird gezeigt, welche Schönheiten in der Schweiz   auf dem Reifenden warten. Die vornehme Reisegesellschaft ist in jeder Land­schaft unerträglich, namentlich aber in der Filmlandschaft, weil sie in ihr zuweilen die ganze Aussicht verdeckt. Der tüchtige Photograph Kurt Selling bälte fich wirklich gegen diese Snobstaffage mehren fellen. Ein ganzer Filmabſchnitt iſt der Erschließung der Schweiz  durch die kühn angelegten Bahnen gewidmet. Wir bestaunen Wunder­werte der Technit, ohne sie näher kennen zu lernen. So sehen wir blos fahrende Züge.

Die Aßmanns

( Biophon- Theater- Lichtplele.)

-g.

Neue Kulturfilme.

Bellage des Vorwärts

Die fa, die für diesen Winter eine ganze Serie von Kultur­filmen herausbringen wird, hat sehr vielversprechend die ersten zwei in den Kammerlichtspielen vorgeführt. Im Strudel Rath in höchst eindringlicher und belehrender Weise die Gefahren des Berkehrs" behandelt nach einem Manuscript von Willi Rath in höchst eindringlicher und belehrender Weise die Gefahren des Großstadtverkehrs. Leo Peutert hat es verstanden, das Thema interessant und spannend zu behandeln und mit Humor und Biz zu würzen. Die Gefahren, die den Großstädter täglich um­

Lauern, werden anschaulich vorgeführt und in Beispiel und Gegen­beispiel wird gezeigt, wie sie zu umgehen sind. Auch eine Bor­führung im Schulunterricht, die Ausbildung der Berkehrspolizei und vieles andere wird behandelt. Köstliche Episoden aus der guten alten Zeit beleben die Handlung. Vor allem wird die entscheidende Rolie, die der Berkehrspolizist als rettender Engel für alle spielt, gebührend hervorgehoben. Der außerordentlich nüßliche Film sollte von jedem Großstädter gewürdigt werden in seinem eigenen Interesse.

Also ein Film nach der Frau Courths Mahler  , die bekanntlich das deutsche Wolf mit Romanen aus dem gutfituierten Liebesleben nach Bedarf und Kräften versorgt. Demgemäß ist es auch eine Der zweite Film, Die Wunder des blauen Golfes", Familienangelegenheit voll jener jeltsamen Tragit", die die Leute, die es angeht, ernst nehmen. Ein sauberes junges Mädchen( Grete führt in die herrlichen Landschaften des Golfs von Neapel. Straßen­Reinwald, blond und tränenreich), natürlich aus guter ieben, Ausbruch des Vesuvs, die blaue Grotte auf Capri   erstehen por unseren Augen, leider manchmal etwas zu schnell und sprung­Familie", befindet sich im Hause einer bösertigen Verwandten, die haft. Bon noch föstlicherem Reiz sind die Bilder aus dem Tierleben dem Mädchen das Leben zur Hölle macht. Einige freundliche junge ber See, die Dr. Schulz mit hingebender Ausdauer auf die Platte Leute( Bruno Kastner   und Friz Stüwe) beehren das Fräulein gebracht hat. Die Szenen aus dem Leben des Einsiedlerkrebses, bie mit der ihm einesteils angenehmen, anderenteils widerwärtigen Bu neigung. Es tommt dann noch eine Spielertragödie hinzu. Der lebenden Blumen und Juwelen des Meeres( Seerosen und Nelken) zaubern Kunstformen der Natur herbei, wie sie fein Stünstler bei von dem Mädchen Nichtgeliebte braucht 3000 Mart, die ihm pon dem aller Phantasie schöner entwerfen fönnie. Bon spannendem Reiz hartherzigen Onkel verweigert werden, so daß der Unglückliche" find die Kämpfe zwischen dem Hummer und einem großen Polypen, dem selbstzuwählenden Tode gefaßt entgegensieht. In diesem Stadium ber sich rabenschwarzer Tintenschüsse bedient, um dem Gegner das der Angelegenheit tritt das blonde Mädchen in Aktion, spendet die Schlachtfeld zu verdunkeln. Dieser Film würde erst zur vollen 3000 Mart, und wird nach einigen Mißverständnissen programm Geltung fommen, wenn ein Vortrag ihn begleiten würde, denn der mäßig von dem anderen, dem Geliebten, auf der Insel Helgoland Buschauer   soll nicht nur schöne Eindrücke mit nach Hause nehmen, feierlich geheiratet. Man hat viel Mühe auf den üblen Inhalt verwandt und einen Film geschaffen, der sich gut ansieht, dem Ruffondern auch in der leichten Form des Films naturwissenschaftliche Belehrung einheimsen. der deutschen Filmproduktion aber schlecht bekommen wird. Borher läuft eine reizende Kleinigkeit von Bat und Patachon.

PICCADILLY

DAS NEUE URAUFFÜHRUNGS THEATER AM UNTERGRUND BAHNHOF BISMARCKSTRASSE

PAT UND PATACHON

ALS MULLER

EINE LUSTIGE GESCHICHTE VON WINDMOHLEN UND DER LIEBE MAHLSTEINEN   IN SECHS KAPITELN REGIE: LAU LAURITZEN  

DIC GESUND

MIT

JIMMY MACHY' NE NERVENKUR BILLIE ALS FAMILIENVATER

URAUFFÜHRUNG AM MONTAG, 16. NOV. 25

7 UHR

9 UHR VORVERKAUF TAGLICH AB 1 UHR KARTEN VORBESTELLUNGEN STE.NPATZ 8604-8605

K

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Wenn Du eine Tante haft." ( Marmorhaus.)

D.

Benn man Weltmeisheiten erflären will, muß man mit Ruhe an das Thema gehen, wenn man Nebensächlichkeiten zu erzählen hat, muß man schon Temperament haben, um nicht langweilig zu werden. Und da hier nur eine Tante aus Amerita fommt, die einen Geiztragen umtrempelt und zu ihrem Mann macht und ferner. hin dafür sorgt, daß die Tochter des belagten Geizfragens einen Mann und der Sohn eine Frau bekommt, muß man bei dieser Bilbererzählung unbedingt Tempo vorlegen. Das beachtete der Regisseur Karl Boese nicht und so verfiel er in eine langausgefpon­nene Typenschilderung. Die Typen sind freilich hervorragend. Vor allen Dingen Hermann Picha   als Rentier Kaltenbach. Das ist der ver­fnitierte Beizfragen, der sichpor Selz und Rafflucht selbst a ffrißt und seinen Rindern nicht die geringsten Lebensgeftaltungsmöglich feiten gönnt. Eympathisch ist Margarete upfer, die in Amerita sehr selbständig, schneidig und anspruchsvoll gewordene Tante, die alles auf den Kopf stellt. Eugen Reg und Helga Mo­ lander   fpielten mit Berständnis die gebrüdien Menschen, die endlich, als ein bißchen Sonnenschein in ihr Leben tommt, langsam auftauen. Robert Garrison   ist als Filmregisseur prächtig, wie immer, menn er aufgeregt sein parf. Wilhelm Diegelmann  murde offenbar nur beschäftigt, damit man die Anziehungskraft feines Namens für die Darstellerlifte und ein paar unpassende Terte für die Filmleinwand hatte. Maly Delfchaft spielte mit Geschic die unbeholfene Tochter, mauserte sich aber nicht genügend, um liebenswert zu sein, zumal fie einen Bruno Ka st ner heiratet. Dieser spielt sich selbst, und dabei wird eine derartig grobe, ungeschlachte Reflame für ihn gemacht, daß man über solchen Mangel an Ge schmad nur erstaunt sein tann. Alfred Hansen   lieferte eine saubere Photographic. Berlin   wurde in schönen und inter­effanten Bildern festgehalten: so wird der Berliner   vergnüglich ge stimmt und dem Brovingler ein nettes Stüdchen Reichshauptstadt gezeigt. e. b.

Zwei amerikanische Sensationen.

Die John Hagenbed Film G. m. b. S. ftellte, bei porerst schlechter Borführung, im Colosseum zwei amerikanische Senjctionefi.me vor. Die Infel der Erkenntnis" ist, was Manuskript und Technik anbelangen, so recht der typische amerikanische Spielfilm. Auf einer einsamen Insel wirft unter Dunilen ein amerikanischer Missionar. Er wird von einem bildschönen Mädchen, einem Misch ling, mit der ganzen Gefährlichkeit dieser Charaktere rasend geliebt. Das führt zur Katastrophe, als eine weiße Frau an die Insel ge­schwemmt wird. Diese Frau wollte ihrem Gatten, einem Lebemann, entfliehen, weshalb fie in selbstmörderischer Absicht über Bord sprang. Natürlich verliebt der Missionar fich in fie und sie sich in ihn. Es wird ein Kind des rechtmäßigen Gatten geboren, und als dieser auf der Insel erscheint, um seine Frau zu holen, verrät der Mischling den Aufenthalt der sorgfältig Bersteckten. Nun gibt es wüste Haue. reien und verschiedene Katastrophen zu Wasser und zu Lande, bis zur amerikanischen Patentlösung, die den Gatten auf einem Riff fterben läßt, bevor der Missionar Hilfe bringt. Nun rettet er Frau und Kind für sich. Die Regie führte John Griffith Wray. Er ist der Meister eller Sensationen in der Berwendung von Waffer­Patastrophen. Er versteht es, Schiffsuntergänge in Szene zu setzen, Menschen mit den Bellen fämpfen zu lassen usw. Haargenau hat er das Wellenspiel beobachtet. Oft muß er Trids gebrauchen, wirft aber dabei wahr. Wer will, tommt nicht aus dem Staunen und Herz­flopfen heraus. Beatrice Joy, endlich mal eine Darstellerin ohne Bubitopf, sieht in der Inselkostümierung beffer aus als in der Gesell­schaftstoilette. Adolphe Menjor hat man schon in glücklicheren Rollen gesehen.

Die zweite Sensation ist Donner, der stille Held", den der Regiffeur Henry Mc Carty in starter Anlehnung an die Rin­Tin- Tin- Borbilder schuf. Alle Schönheiten und Dreffurmöglichkeiten des deutschen Schäferhundes find voll erfaßt. Donner   ist ein sehr fluges, trefflich gewachsenes und vor allen Dingen vorzüglich ge zeichnetes Tier. Als Donner in Gefahr steht, unschuldig erschossen zu werden, bangt ein jeder der Zuschauer um ihn, denn Donner hat nicht nur ein lebhaftes Mienenspiel, er hat einen wunderbaren, Bublifumsrührung erzwingenden Augenausdruc e. b.

Ein gewaltiger Erfolg

bei Publikum und Presse

Auch in der 2. Woche täglich sich

DER DEsteigernder Andrang

Wochentags 5, 7, 9 Uhr Sonntags 330, 515, 7, 9 Uhr Vorverkauf für 3 Tage im voraus, auch Sonntags 11-1 Uhr Telephonische Vorbestellungen: Lützow   7095

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