Die polnische Krise.
Rein parlamentarisches Kabinett möglich.
Warschau , 16. November.( Eigener Drahtbericht.) Der Plan, das nicht tein parlamentarische Kabinett Grabski durch ein Parteiminifterium zu ersehen, ist aufgegeben. Wahrscheinlich wird der jehige Innenminister Radzkiewicz ein kabinett aus„ FachTeufen" bilden.
In unserer Sonntagsnummer war von der Aufforderung des gewesenen polnischen Staatspräsidenten Pilsudsti, der den Titel Marschall der polnischen Armee führt, aber feinerlei offizielle Funktion hat, an den jezigen Staatspräsidenten Wojciechomiti berichtet. Diese Aufforderung ging dahin, die Armee durch die politische Krise nicht antasten zu lassen und diese nicht etwa auf Kosten jener zu löfen. Der merkwürdige Schritt Pilsudskis läßt die inneren Zustände der polnischen Republif etwas eigenartig erscheinen wenigstens an dem Vorbild gemeffen, das für die polnische Ideologie gewiß maßgebend ist. In Frankreich , England, Nordamerika dürfte eine solche Einmischung eines Militärs in die Politik üble disziplinare Folgen für den betreffenden General haben. Auch Th. G. Mafaryt, der tschechoslowakische Präsident, dürfte sich ungebeiene politische Ratfchläge des Militärs ziemlich entschieden vom Halfe halten. Bon Deutschland sei bei dem eigenartigen Grad demokratischen parlamentarischen Empfindens, das gewiffe Maßgebende hier zulande noch im achten Jahr der Republit haben, nicht gesprochen; auch werden ja deutsche Zustände in Polen nicht als autoritativ anerkannt.
Nun hat Pilsudski allerdings eine besondere Stellung. Ihn als den revolutionären Rämpfer gegen die zaristische Fremdherrschaft, als Organisator und Führer der polnischen Legionen im Weltkrieg und besonders als Träger der Opposition gegen die Besagungs- und abgelehnten Fürsorgemächte Deutschland und Desterreich- Ungarn , umleuchtet der nationale Glorienschein, zumal diefe Opposition gegen die feligen Oberoft" ẞläne auf Bildung einer polnischen Hilfs armee für die Bentralmächte ihm zur Internierung in einer innerpreußischen Festung verholfen hat. Dieser Ruhm scheint jedoch etwas verblaßt zu sein. Bilfubftis Besorgnis um die Armee, richtiger um ihre Aufrechterhaltung in ihrer heutigen Stärke trotz der Entwaffnung Deutschlands , der Heeresverminderung Rußlands und dem Bündnisneß der großen und fleinen Entente- hat freilich aktuellen Anlaß. Polen leibet unter einem irt fchaftselend, das auch nach dem Wort bes bäuerlichen Abgeordneten Bry1 im Sejm bereits die Ratastrophe bedeutet. Das Bolt in Stadt und Land hungert buchstäblich. Lungenschwindsucht und Drüsenleiben haben nach amtlicher Statistit felbst unter den Schulkindern fürchterliche Berbreitung angenommen, eine wahre Selbstmordepidemie fordert was wir alles einem Artikel unferes Genossen Abgeordneten Bantrag Bromberg entnehmen in jeder Woche fünfzig und mehr Opfer; Soldatenbriefe an die Abgeordneten jammern über Ernährungsverhältnisse im Heer, bie fatal an unfere Spätkriegszustände erinnern; von ihrer Acht Groschen- Tageslöhnung fönnen sich die armen Teufel nichts dazulaufen aber der jüngste Warschauer Rummel mit dem unbefannten Soldaten und die ihm überall in der Broving errichteten Gebentiafeln famt Enthüllungsfeier haben den Staat 100 000 Blein geloftet Gelbit hundert prozentige Invaliden haben drei Jahre lang feinte Rente erhalten und beziehen jegt eine auf 20 Bro3. aufgewertete Und Kriegsminister Sitorfti hat erft legthin im Parlament ausgerufen, wenn man nicht mit eiserner Hand gegen bie alles überwuchernde Rorruption norgehe, werde Bolen bald teine Armee mehr haben!
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Um die ftabilisierte, aber trotzdem bröckelnde Währung zu stügen, hat Grabfti die Einfuhr von Heringen , Reis, Tee und anderen Massenverbrauchsgütern mit ungeheuren Böllen belegt. Die erheblichen Zolleinnahmen aus der großen deutschen Einfuhr sind infolge des Handelstrieges weggefallen. Da erhebt sich immer lauter der Ruf nach starter Berringerung der Armee von 270 000 auf 150 000 Mann, wodurch eine Viertelmilliarde gespart würde. Der in Locarno mit Deutschland vereinbarte Schiedsvertrag, die fort bestehende Garantie Frankreichs für Polens Grenzen und die durch Tschitscherins Besuch in Warschau bezeichnete Anbahnung freundlicherer Beziehungen zu Rußland stüzen natürlich dieses Abrüstungsverlangen. Sollte die andauernde Grannung mit dem kleinen Litauen wegen des von Polen felbftherrlich befehten und annettierten Wilna allein die Beibehaltung des würgenden llebermilitarismus rechtfertigen, wo doch z. B. die Tschechen mit 150 000 mann fich begnügen?!
Wirth auf dem Zentrumsparteitag.
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Wirth bleibt beim Zentrum.
bie eingehalten werden soll. Warum ist es während des letzten Sommers nicht möglich gewesen, die innenpolitische Linie zu finden und zu sichern? Es war doch zu Besprechungen und Abmachungen mit den Rechtsparteien Zeit genug. Wir chriftlichen Republikaner im Zentrum haben mit Bedauern und mit Gorge vorausgesehen, daß wir benutzt wurden als Aschenbrödel, um 3oll- und Steuergefehe zu machen,
F. Kl. Saffel, 16. November.( Eigener Drahtbericht.) Das wichtigste und wuchtigste Erlebnis auf dem Barteitag des 3entrums war die Rede des Abg. Dr. Wirth, der am Montag nachmittag als erster Redner zu Worte tam, um törperlich ganz gefund, wie er versicherte mit Leidenschaft das Bekenntnis ur Republit auch innerhalb des Sentrums auszusprechen. Bon demonstrativem Beifall begrüßt, tritt er an das Rednerpult. Seine republikanischen Freunde im Zentrum find sehr zahlreich, wie aus diesem Beifall hervorgeht, und seine Ausführungen, rhetorisch von außerordentlicher Wirksamkeit, bannen auch die bedachtsameren unter den Delegierten. Wieder und wieder werden sie durch begeistertes Händeflatschen und Zurufe unterstrichen. Die Zuhörer. tribünen nehmen lebendigen Anteil an dem feierlichen Bekenntnis zur Republit und zu den Republikanern. Die fachlich nüchternen Darlegungen von Marg sind vergeffen. Man debattiert über das Broblem Wirth, das ein Problem des Verhältnisses des Sentrumschul- und innenpolitische Abmachungen im Reichstag zur Republik und zur republikanischen Politik ist.
Birth begann feine Darlegungen mit der Bersicherung, er wolle nicht. zeigen, wie start die Zentrumsleute in der Bolemit sein fönnen. Es handle sich vielmehr um die politische Zukunft des Es handle sich vielmehr um die politische Bufunft des deutschen Volkes und um die politische Linie, die nach den Erfahrungen des letzten Sommers innegehalten werden muß. Ich bin gern nach meiner Rückkehr aus Amerika in den Kreis meiner Gefinnungsfreunde auf dem Parteitag gekommen. Ich mußte mich fchon zeigen, um nicht den Eindrud zu erweden, als fet nur ein Mann über Bord gefallen.( Heiterfeit.) Darum fann es sich nicht handeln, vielmehr um bas Schicksal des deutschen Boltes, das aus den Erfahrungen der Sommerpolitit lernen muß. Im Auslande, besonders auf dem großen amerikanischen Kontinent, sah man die Regierung Luther als bie Regie. rung der fonservativen Clemente an. Man sah dort mit leberraschung, aber auch mit Genugtuung, daß diese Regierung des fonservativen Elements den Weg zur Berständigung der Völker beschritt, den Weg nach Locarno ging. Aber welche Gefühle haben uns deutsche Barlamentarier beseelt, als wir sehen mußten, daß die Exponenten dieser konservativen Regierung nach Abschluß der Berträge in Locarno wieder zurüdsprangen und aus der Ber antwortung flüchteten! Diese tonservativen Elemente des Besizes haben unser Deutschland genau wieder so tompromittiert wie bei der Friedensresolution von 1917 und bei zahlreichen anberen Gelegenheiten. Wir haben teine li fabe, um das Wert von Socarne etwa eine Bentrumsgloriele gu mben. Bas dort verhandelt und niedergeschrieben wurde, ist nicht unser Wert. Der Buntte gibt es stele, wo auch unsere Kritik einsetzen tönnte. Aber wer den Weg nach Cocarno befchrift, mußte ihn zu Ende gehen.( Lebhafter Beifall.)
Die fonfervativen Kreise sind auf dem Wege geblieben, um bann turz vor dem Ziel wieder auszubrechen. Dadurch haben sie das Reich außenpolitisch in eine viel schwierigere Lage gebracht, als wenn die Verhandlungen gar nicht erst begonnen wären. Ber steht heute hinter der Politik von Locarno ?
Nur auf die entschiedensten Republikaner tann fich verlaffen, wer die Berbrüderung der Böller ernstlich will Die Konservativen, die fid; Deutschnationale nennen, demonstrierten im Luftgarten, auf der Straße gegen die Politit, die ihre Regierung und unsere Parteifreunde während diefes Sommers getrieben haben. Wir müssen erkennen, baß bie Außenpolitit allem Doran( tebt Sit die außenpolitische Bage gellärt, dann folgt alles andere von felbft. Glaubt man ernstlich, die Steuerpolitit von der Außenpolitik trennen zu fönnen? Ich beneibe bie Barteifreunde nicht, die diesen Glauben haben. Wenn durch die Ablehnung von Locarno die außenpolitische Situation vollständig zerschlagen würde, dann tönnen fie alle paar Wochen neue Steuerreformen machen und fänden tein Ende. Nur die entschiedene republikanische Bolts. mehrheit fann Außen- und Steuerpolitit in Eintlang bringen.
Die politische Entwicklung wird jetzt beeinflußt durch den ölterbund. Aber glauben Sie nicht, daß die Politik im Bölferbund leichter sein werde, als die der letzten Jahre für uns gewesen ist. Auch dort wird man sich üben müssen in Geduld und Abwarten und in nie Verzagen.
Nur muß man sich flar sein über die politische Linie,
Sozialistisches Agrarprogramm. Referat Otto Bauers auf dem Parteitag. Wien , 16. november.( Eigener Drahtbericht.) In der Sonn tagsfizung unseres Parteitages referierte Dr. Otto Bauer über das Agrarprogramm der
während die anderen neben uns hergingen, um tm entscheidenden Augenblid uns in der Außenpolitik im Stich zu lassen. Die Tatfachen haben uns leider allzujehr Recht gegeben. Die Deutsch . nationalen haben Soll- und Steuergesetz mit unserer Hilfe ferliggebracht und überlassen uns nun wieder der nationalistischen eße, die fie felbst im ganzen Lande wider uns entfachen.( Stür mische Zuftimmung.) Es ist notwendig, auch einmal danach zu fragen, welche Art
getroffen worden sind, um die Zusammenarbeit der Fraktion mit der echten zu sichern. Darauf zu antworten, wäre auch eine Aufgabe für Herrn Stegerwald.( Beifall.) Um feinen Irrtum auftommen zu laffen, erklärt Wirth, er habe nie einen der Angriffe gegen Stegerwald geschrieben oder veranlaßt. Er sei weder direkt noch indirekt daran beteiligt. Gegenteilige Behauptungen seien VerIcumbungen, die nach dieser ehrenwörtlichen Erklärung hoffentlich für immer verschwinden.
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Dr. Wirth ironisiert dann die angebliche Frucht des konservativcentrümlichen Regierungsblocks, das angebliche Reichsschul. geseg, mit dem man beim katholischen Klerus eifrig Propaganda treibe als Beweis für die Güte der chriftlichen Rechtsregierung". Was ist das für eine Regierung, die ein derartiges Gesetz macht, von dem nachher nicht nur die volksparteilichen, sondern auch die deutschnationalen Stügen abrüden?
Dann tommt Dr. Wirth auf den Kern der ganzen Aus. einandersegungen zu sprechen. Wir haben verschiedene Strömungen im Zentrum, die politischer Art sind. Ich habe mich immer als Republikaner bekannt. Herr Stegerwald ist der Meinung, daß die Staatsform feinen Gegenstand der aktuellen Distussion bilden dürfe.( Widerspruch Stegerwalds.) Wir brauchen aber nur nach Bayern zu blicken, um zu erkennen, daß die Monarchisten am Werte sind, neue Unruhen hervorzurufen. Da follen wir entfchiedenen Republikaner schweigen und uns vor dem Bekennt is unferer Ueberzeugung briden? Das wird niemals geschehen. ( Etürmischer Belfall, Händeflatschen im Saal und auf den Tribiinen.)
Bet der Reichspräsidentenwahl hat man uns chrift fiche Republikaner nicht vergeffen. Damals hat man uns gern geholt, wenn es galt, die Massen für den republikanischen Kandidaten zu begeistern. Aber wenn man Politit machen mill, legt man uns gern auf Eis.( Heiterkeit und lebhafter Beifall.) Aber wir laffen uns nicht mehr an die Wand stellen. Ja sehe leinen Anlaß, die Zentrumspartei zu sprengen. Ich relche die Hand zum Frieden.
( Stürmischer Beifall.) Aber wir wollen nicht länger genötigt fein, über unsere Ueberzeugung zu schweigen, während die Monarchisten landauf landab von ihrer Ueberzeugung reben. Ich fühle mich wieder gefund und will deshalb die Kraft meines Lebens der republikanischen Entwidlung unseres Boltes widmen als tatholischer Chrift und chriftlicher Republikaner.( Stürmischer langanhaltender Beifall)
Als Dr. Mirth geendet, nimmt der Borsigende Marg bas Wort, um thm für seine Rede zu danten Sie zeige, daß Dr. Birth förperlich gesundet sei, und er hoffe, daß Dr. Birth bald wieder ganz dem Sentrum und auch der Sentrumsfraktion dienen werde.( Lebhafter Beifall.) Grundsägliche Gegensäge beständen zwischen den Anschauungen der Fraktion und denen, die Dr. Wirth soeben vorgetragen habe, nicht. Es tönnte sich höchstens darum handeln, ob die praktischen Maßnahmen immer richtig gewesen seien, darüber aber müsse in der Fraktion gesprochen werden. Wenn Dr. Wirth nur einen Teil seiner Beredsamkeit, die er heute ent wickelte, in der Frattion anwenden würde, so würde er sehr viele auf seiner Seite haben.
( Bericht über die Distuffion fiehe 2. Beilage 2. Sette.)
gramm fortgesetzt, und dieses nach einem Schlußwort Dr. Bauers einstimmig angenommen.
Dann murde die Wahl des Parteivorstandes vorgenommen. Dr Friedrich Adler hat in einem Schreiben an das Wahlkomitee erflärt, mit Rücksicht auf die Beschlüsse des Internationalen Ron
lebensnotwendigen Abbau übertriebener Rüstungen nicht So wird auf die. Dauer auch Biffudsfis Einspruch ben Kapitel Forderungen zur ebung der Produttivität der gresses in Marseille nicht absehen zu fönnen, wann er wieder ständig verhindern tönnen.
Offiziere demonftrieren für Pilsudski . Warschau , 16. November. ( WTB) Gestern abend fuhr eine Abordnung von über 1000 polnischen Offizieren, darunter 20 Gene räle, nach Slcjuwel, um dem Marschall Pilsudsti in seinem Landhause anläßlich der Wiederkehr feiner Befreiung aus dem Magdeburger Gefängnis zur lebernahme der Macht in Bolen ihre Huldigung darzubringen. Im Namen der Offiziere Sprach General Dreier, ber feine begeisterte Rebe mit ben Borstigen Gefellfaftsordnung, wobei bie G ten schloß, daß der Marschall bei der gegenwärtigen rise nicht abmelend sein werde", da er weber. Polen noch seine treuen Soldaten verlassen solle. Pilsudsti gedachte in seiner Antwort Jeiner Gefühle bei der Rückkehr aus Magdeburg und betonte, auf bie gegenwärtige Krise übergehend, daß er sich gelegentlich feines Iegten Besuchs beim Bräfidenten der Republit bemüht habe, bie Ehre der Armee und die 2 chtung vor der dort geleisteten Arbeit zu terteidigen.
Landwirtschaft auf und fordert die Befreiung der Landwirt. [ chaft von der Ausbeutung durch das Handels. tapital, Maßregeln gegen bielleberschuldung der Land. wirtschaft sowie eine Reform der Besteuerung, namentlich in der Richtung, daß das Einfommen des arbeitenden Bauern ebenso be steuert wird wie das des Arbeiters. Jm nächsten Kapitel werden die Forderungen zum Suz der Landarbeiter aufgestellt, wobei wird. Das dritte Kapitel betrifft den Uebergang zur fozia Die Errichtung von Heimstätten für befizlose Lanbarbeiter perlangt listischen Sozialisie rung bes lendwirtschaftlichen Großgrundbefizer verlangt wird. Im legten Rapitel wird die Stellung ber Bauern in der sozialistischen Gesellschaft betrachtet und an die Spike der Sag gestellt: Der So. zialismus befämpft das Agrareigentum ber herren flaffe, nicht aber das Arbeitseigentum der Bauern Durch die Sozialisierung des Agrareigentums der Herrentlasse wird das Arbeitseigentum der Bauern nicht gefährdet, fondern gefestigt" Das Referat Dr. Bauers füllte den größten Teil der Vormittagssigung aus. Dann begann die Debatte, die am Montag fortgesetzt wird.
in Desterreich arbeiten fönne. Er sei daher nicht in der Lage, eine Wahl in den Parteivorstand anzunehmen. An seiner innerlichen untrennbaren Berbundenheit mit der österreichischen Bartei ändere sich jedoch nicht das mindeste. Das Mahltomitee nahm daher von einem Wahlvorschlag Dr. Adlers Abstand. An seiner Stelle murbe der Obmann der Gemertschaftstommission, Benoffe Anton Hueber gemählt. An Stelle der beiden ver. und des Abgeordneten David, wurden die Abgeordneten ver und ftorbenen Genossen, des früheren Wiener Bürgermeisters Reumann Boelzer in den Parteivorstand gewählt, während die übrigen bisherigen Mitglieder wiedergewählt wurden.
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Der Borsigende des Parteitages, Genoffe Seitz, gab einen furzen Rückblick auf die Arbeiten des Parteitages und wies auf die Bedeutung des neu beschlossenen Agrarprogramms für die Bartel hin. Mit einem Hoch auf die internationale Sozialdemokratie würde dann der Parteitag geschlossen.
Der Anschlußgedanke in der Sozialdemokratie.
Die tschechische Preffe verzeichnet voll Sorge unter der Ueber. fchrift Anschlußpropaganda" die Worte des Parteitagsvorsitzenden Seiß über die Notwendigkeit des Susammenschlusses aller Deutschen Mitteleuropas . Sie hebt den Saz hervor:„ Der Anschluß Defter proletarischen Politik hüben und drüben sein."
fichtlichem Bezug auf diese Offiziersfahrt nach Sulejuwet den Offi. tag vor dem Standgericht hat erwiesen, daß es sich um Handlungen reichs an das Mufferland müffe der tragende Gedanke der deutschen
Die rechtsgerichteten Blätter zeigen sich über diese Huldigungs. fahrt der Offiziere ziemlich erregt und bezeichnen fie als cine überflüffige Demonstration, die geeignet sei, Bolen im Auslande zu haben: Allgemeines Aufsehen erregt, daß ber im Demissionszustand befindliche Striegsminister Sitoriti noch diese Nacht eine amtliche Berlautbarung ausgeben ließ, in der er unter zieren streng verbot, an Rundgebungen teilzunehmen, die entweder politischen Charakter tragen oder zum mindesten von der Bresse so ausgelegt werden. Der Bilsudski ergebene „ Kurjer Boranny" greift Sitorffi megen dieses Befehls, der nichts anderes jei, als eine politische Demonstration im Stile der Rechten, aufs heftigste an.
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3m Münchener Doldstoßprozek begannen geffern die Blai doyers. Der Verteidiger des Bribatllägers ofmann, Rechtsanwalt Graf Pestalozza, behauptete, daß Cofmann feine Geschichtsfälschung begangen babe, wenn er von dem gegen die dentiche Front geführten Dolchftos in seinen Heften iprede. Heute werden die Verteidiger des angeklagten Rebalteurs der Münchener Post", Gruber, fprechen.
Um Schluß der Sonntagssigung wurde noch folgender Antrag einstimmig angenommen: Die ungarische Regierung ist wieder einmal im Begriff, im Verfahren gegen Ratssi und Genoffen die Ge. e ihres eigenen Landes mit Füßen zu treten und die brutale Gewalt an die Stelle des Rechts zu setzen. Der erste Berhandlungs. bon unreifen, zum Teil jugendlichen Schwärmern handelt, gegen welche die Anrufung des Standgerichts eine unge heure und bewußt heuchlerische Ueberschägung der Bedeutung ihrer Handlungen darstellt. Der Parteitag protestiert vor ganz Europa gegen die der Blutgier der gegenwärtigen Machthaber Ungarns entsprungene, durch nichts gerechtfertigte Einsegung des
Standgerichts.
Am Nachmittag besichtigten die ausländischen Gäste und die Delegierten die großen Bauten der sozialistisch verwalteten Gemeinde Bien.
Neuer anfifaichistischer Protest. Der Parteivorstand der Schwe. bischen Sozialdemokratischen Partei bat eine Refolution gefaßt, in der die Gewaltpolitik des faschistischen Regimes in Italien gegen die italienischen Sozialisten scharf fritisiert wird.
Stadt Jrunfe". Der verstorbene Kriegstommiffar des Sowjetbundes, run fe, entstammte einer beficrabischen Familie, doch lebten feine Eltern zur Zeit feiner Geburt in Fischpet in Ture luk ber Tagung testan. Die Einwohner diefer Stadt baben jegt in einer großen Wien , 16 November.( Eigener Drahtbericht.) In der Montags. Berfammlung beschloffen, ibrer Stadt zu Ehren ihres Mitbürgers fizung des Parteitages wurde die Debatte über das Agrarproben Namen Frunfe" au geben.
Ergebnis der Vorstandswahlen.