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fr. 548 42. Jahrg. Ausgabe A nr. 280

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Freitag, den 20. November 1925

Das Parlament der Totschläger.

Mussolinis Parlamentsbestien schlagen drei Kommunisten nieder. die Niedergeschlagenen.

Präsident verwarnt

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Rom  , 19. November.  ( WTB.) In der Kammer erschienen heute nachmittag drei kommunisten, von denen der eine er­klärte, die Haltung der Kammer entspreche nicht den Gefühlen der Mehrheit des Landes. Hierauf stürzten sich etwa 15 Faschisten auf die drei kommuniffen, gaben ihnen Ohr­feigen, schlugen unter dem Jubel der Tribüne auf sie ein und warfen fie mit Fußtritten aus der Kammer hinaus. Auf der Journalistenfribüne wurde gleichzeitig ein fom­munistischer Pressevertreter geohrfeigt. Nach Beendigung des Tumultes richtete der Präsident an die Opposition die Mahnung, in Zukunft die Gefühle der Mehrheit der Kammer nicht wieder herauszufordern.(!!)

Die volksparteilichen fatholischen Abgeordneten find entgegen ihrer Ankündigung auch heute der Kammer ferngeblieben, weil die Leitung des Faschismus die Volksparteiler und Demo­fraten in einem Aufruf für den auf Mussolini   geplanten Anschlag verantwortlich gemacht und erklärt hätten, allen faschistischen Abgeordneten freie hand gegenüber den Angehörigen dieser Parteien zu laffen.

Offiziöse Darstellung.

d

Rom  , 19. November.  ( WTB.) Zu dem Tumult in der Rammer meldet die Agenzia Stefani: Zu Beginn der heutigen Sigung der Kammer erhob der kommunistische Abgeordnete Maffi Ein­fpruch gegen die gestrigen Kundgebungen der Kammer für Mussolini  und erklärte, diese Kundgebungen seien eine Fälschung der Mei­nung des Boltes. Allgemein wurden diese Worte Maffis mit Ent­rüftung aufgenommen; mehrere Faschisten stürzten sich auf ihn und shrfeigten ihn. Es folgte ein allgemeiner Tumult; die tom munistischen Abgeordneten wurden aus dem Saal gewiesen und die Eizung auf zehn Minuten unterbrochen.

Nach einem Telegramm des römischen Berichterstatters der Bossischen Zeitung" ist es Farinacci selbst, also die faschistische Bossischen Zeitung" ist es Farinacci felbst, also die faschistische rechte Hand von Mussolini  , gewesen, der Maffi mit der Fauft auf den Kopf schlug, indem er rief: Wer den Duce beschimpft, verdient mur das!" In dem Telegramm heißt es weiter:

Maffi versuchte, die Schläge abzuwehren, aber schon waren über 20 Faschisten über das fleine Häuflein der Kommu­nisten hergefallen, das sie mit Fäusten und Fußstößen behandelten. Dabei wurde der kommunistische Abgeordnete Repossi die Treppe hinuntergestoßen, am Genid gepadt und unter dauernden Brügeln aus dem Saal gehauen. Der Tumult hörte erft auf, als Muffolini den Saal betrat. Der Rammer präsident, der bis dahin nicht eingegriffen und seelen ruhig zugesehen hatte, warnte nunmehr die Opposition, in Butunft die Gefühle der Mehrheit des Hauses zu verlegen"! In­zwischen wollte der verspätet ankommende Kommunist Picelli das Parlamentsgebäude betreten. Er wurde erkannt und auf offenem Platz mit knüppeln niedergeschlagen, so daß er schwer. verletzt ins Hospital gebracht werden mußte."

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Der

Der Berichterstatter deutet weiter an, daß es sich dabei nicht um einen Gefühlsausbruch", sondern um einen sorgfältig vorbe reiteten Ueberfall handelt, wie aus einem Rundschreiben des faschistischen Preßbureaus hervorgehe.

Einem Telegramm der Europa- Preß" zufolge wurde von den faschistischen Abgeordneten u. a. gerufen: Jet tommen die Populari( Katholiken) an die Reih e!" Ein eigener Draht­bericht aus Rom   befagt ferner, daß der faschistische General Stavaces sich bei dem Ueberfall besonders hervortat..

Verbot der roten Fahne.

Rom  , 19. November.  ( WTB.) Eine Gesegesvorlage regelt den Gebrauch der nationalen Fahne in Italien  . Die grün weißrote Fahne mit blauem Bande muß im weißen Teile das favonische auswappen zeigen. Andere Fahnen dürfen nur dann ausgehängt oder getragen werden, wenn die nationale Flagge die erste Stelle einnimmt. Kein Ausländer wird daher in Italien   die Fahne feines eigenen Landes aushängen dürfen, ohne daß zugleich die italienische Flagge, und zwar am Ehrenplay, gehißt wird(!!). Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafen von 1000 bis 5000 Lire geahndet. Durch das Gesetz wird es den So zialisten unmöglich gemacht, sich ihrer rofen Fahne zu bedienen, ebenso den Republikanern, die grünweißrote Fahne ohne das savonische Wappen auszuhängen.

Die Arbeiterkammer von Genua   aufgelöst. Genua  , 19. November.  ( WTB.) Ein Detret des Präfetten löst. die hiesige Arbeiterfammer auf.

auls

Auch der Corriere della Sera  " muß kapitulieren. Der Führer der radikalen Faschisten Farinacci   hatte am Dienstag in seinem Blatt das Ausscheiden des Senátors und Chef redakteurs Albertini aus den Corriere della Sera  " oder die Unterdrückung des Blattes gefordert. Er hat jetzt seinen Willen durchgesetzt. Ein Mailänder   Telegramm der Europa- Breß" besagt: rolls)

Der Rücktritt des Senators Albertini und seines Bruders von der Direktion des Corriere della Sera  " wird jetzt in aller Form bestätigt. Die Leitung des Blattes wird dem Kunst­tritiker der Zeitung, Hugo Bojetti, übertragen. Heute hat sich als Bertreter der Gebrüder Crespi, die die Hauptstützen der Zeitung find, Senator Ricci in die Redaktion des Corriere della Sera  " begeben und Senator Albertini zur Niederlegung seines Amtes als Verwaltungsratsdelegierter der Gesellschaft aufgefordert mit der Begründung, er habe die Vertragsverpflichtungen nicht einge­halten. Senator Albertini soll protestiert und erklärt haben, er weiche nur der Gewalt. Bei seinem Austritt soll Albertini für die erfolgreiche Entwicklung des Verlages des Corriere della Sera  ", der jetzt die verbreitetste italienische   Tageszeitung ist, eine Ab. findungssumme von 60 Millionen Lire erhalten.

Um Rußlands   Handelsmonopol. Eine grundsätzliche Frage des Bolschewismus. Mostau, 19. November.  ( Asien- Osteuropa- Dienst.) Sowjetregierung hat ein Gesetz ausgearbeitet, das eine Er­

Die

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Der Zeuge Admiral Scheer.

Bon Ph. Scheidemann.

Im Berlag von Quelle u. Meyer in Leipzig   ist soeben ein Buch des Admirals Seer herausgekommen, das den irre führenden Titel trägt: Bom Segelschiff zum U- Boot". Der Titel erweckt den Anschein, als handle es sich um ein Buch, das die Entwicklung der Marine schildert. Gewiß werden auf mehr als 200 Geiten des Buches auch fachtechnische Be­lehrungen gegeben und Reisen des Verfassers geschildert. Der wichtigere Teil ist aber die zweite, in dem Admiral Scheer Erlebnisse aus dem Kriege berichtet, seine politisch- strategische Meinung äußert und gewichtiges Zeugnis für die Ueber­lebtheit des alten Systems ablegt.

Scheer hat gewiß nicht die Absicht gehabt, das im No­Dember 1918 zusammengebrochene System in Grund und Boden zu verurteilen, und doch ist sein Buch nur ein neuer Beleg für die Kurzfichtigkeit, um nicht zu sagen Berruchtheit des wilhelminischen Systems. Alle Angriffe Scheers auf Bethmann Hollweg  , seine Schilderungen des Arbeitens hoher Würdenträger gegeneinander- was ist das anderes, als ein Nachweis für die unmöglich gewordene Aufrecht­erhaltung der Monarchie! Denn letzten Endes waren finds­köpfische Diplomaten und militärische Führer von der Un­zulänglichkeit, wie Scheer sie schildert, doch nur in einer Monarchie möglich, vielleicht freilich nur unter Wilhelm II.  

,, Nicht dem deutschen   Bolle ist der Vorwurf zu machen, es habe die See nicht verstanden, sondern den leitenden Männern, Deutschland   nicht unterliegen zu lassen, die sich der Waffe, die denen die Verantwortung oblag, in diesem gewaltigen Ringen Tirpik geschaffen, nicht zu bedienen getrauten und den Mann, der den Mut dazu hatte, auszuschalten verstanden. Das Problem des Feldherrn" ist gescheitert, weil es teine großen Geister bei der Reichsleitung gab."

Obwohl Scheer feststellt, wie trostlos von vornherein oben" alles gewesen ist, weist er den Bessimismus, den viele sehr frühzeitig gehabt haben wollen, zurück. Ihnen gegen­über befenne ich gern meinen Optimismus, den ich bis zum Ausbruch der Revolution behalten habe, und bestreite jenen die kluge Voraussicht. Denn bis zum legten Kriegs. mon at blieb es ungewiß, auf welche Seite sich die Wagschale mit Sieg oder Niederlage neigen würde... Solange die Fahne hochgehalten wird, folgt die Truppe vertrauensvoll, fobald sie den Führer schwanken und schwach werden sieht, wird sie auch bald versagen."

Für einen Admiral ist es ein wirklich starkes Stück, wenn er es noch im Ottober 1918 für möglich gehalten hat, daß Deutschland   fiegen tönne! Schon im September hatten ja die Heerführer Hindenburg   und Ludendorff   nach Berlin   telegraphiert, daß sofort um Frieden und Waffen­stillstand gebeten werden müsse!

Scheer scheint von alledem nichts zu wissen. Es sei nur daran erinnert, daß nach allen vorausgegangenen Bitt telegrammen der Obersten Heeresleitung um Frieden und Waffenstillstand, denen der Reichskanzler Prinz Max von Baden   sich widersetzte, Ludendorff am 1. Oktober den Wirkt. Leg.- Rat von Grünau  , der dem Kaiser als Vertreter des Aus­märtigen Amts beigegeben war, dringend gebeten hat, auf das Auswärtige Amt dahin zu wirken, das Friedensangebot fofort hinausgehen zu lassen und damit nicht erst bis zur Bildung der neuen Regierung zu warten, die sich ver zögern könne. Heute halte die Truppe noch, und wir seien noch in einer würdigen Lage, es fönne aber jeden Augenblick ein Durchbruch erfolgen und dann käme unser Angebot im aller­ipieler; es könne jederzeit irgendwo eine Division versagen... Berlin   weitergab, fügte hinzu: Ich habe den Eindruck, daß man hier( im Großen Hauptquartier  ) völlig die Nerven ver­loren hat." Die Reichsregierung behielt die Nerven und ersuchte das Große Hauptquartier   um nähere Auskünfte. Darauf telegraphierten Hindenburg  - Ludendorff am 3. Df­

Der Kabinettsbeschluß für Locarno  . Die Staats- und Ministerpräsidenten für Vertrag und Völkerbund. Wolff- Bureau teilt mit: Heute vormittag frafen die Staats­and Ministerpräsidenten des Landes mit den mit 3nnen- und Außenhandel vorfieht. Es sollen den ungünstigsten Moment. Er fäme sich vor mie ein Hasard­gliedern des Reichskabinetts unter Verfit des Reichstanzlers zu einer gemeinsamen Beratung der außenpolitischen Lage zu­fammen. Sie wurden über den gesamten Tatbestand, wie er sich in den letzten Wochen entwidell hat, unterrichtet.

Auf Grund der Aussprachen wird die Reichsregierung nun­

Privatfapital Zugeständnisse eingeräumt, insbesondere aber jolt einigen Firmen erlaubt werden, auf eigene Rechnung Ge. schäfte unmittelbar mit dem Auslande zu führen. Dieser Entschluß bedeute einen Sieg des gemäßigten Flügels der Kommunistischen Partel. Das Gesetz foll auf der nächsten Tagung des Eegekutivkomitees ratifiziert werden. Gleichfalls sieht das Gesetz die Gewährung von Staatskrediten an den Privathandel vor.

mehr enf prechend dem vorgeffern unter Vorfil des Herrn Reichspräsidenten   gefaßten Beschlusse den gefeßgebenden Körperschaften, und zwar zunächst dem Reichstat, den Ent- land einen entscheidenden Schritt vollziehen, der es in die Wenn diese Meldung sich bestätigen sollte, so wird Ruß­wurf eines Gefehes über die Berträge von Locarno   und favitalistische Weltwirtschaft wieder eingliedert. Die Aus den Eintritt Deutschland   in den Völkerbund zugehen lassen. wirtungen eines solchen Schritts müßten von großer Be­deutung für die gesamte Weltwirtschaft werden.

Das Reichstabinett hat bereits im unmittelbaren Anschluß an die Aussprache der Reichsregierung mit den Ministerpräsidenten der Länder dem Gefehentwurf über die Ber­träge von Locarno   und den Eintritt Deutschlands   in den Bölker­bund zugestimmt.

Die Erleichterungen im Rheinland  .

Ab 1. Dezember.

ŏln, 19. november.( WIB.) Wie Wolffs Westdeutscher Provinzialdienst erfährt, treten die Abänderungen und Aufhebungen von Ordonnanzen der Rheinlandkommission, die in der geftrigen Kundgebung angekündigt wurden, am 1. Dezember in kraft Die Kölner   Stelle der Rheinlandkommiffion wird am 1. Dezember aufgehoben.

Ein solcher Schritt ist aber auch von großer grundsäh licher Bedeutung für den Bolichemismus. Das Außenhandels monopol ist eines der letzten Reste des ursprünglichen bolfches wistischen Systems. Die Abkehr davon bedeutet die Preisgabe der Aufrechterhaltung des bolfchemistischen Wirtschaftssystems. Die Bendung zum freien Außenhandel müßte als Zeichen dafür genommen werden, daß Rußland   seine ge­famte Außenpolitit neu orientieren will.

!!!

Der Reichsrat genehmigte am Donnerstag den Gefeßentwurf über den Handels- und Schiffahrtsbertran zwischen dem Deutschen Reich und Italien  . Er erklärte sich ferner einverstanden mit Deutschland   und der Schweiz   bzw. zwischen Deutschland   und einem Gelegentwurf über ein vorläufiges Zollabfommen awischen Desterreich.

tober 1918:

Die Oberste Heeresleitung bleibt auf ihrer am Sonntag, den Herausgabe des Friedensangebotes an unfere Feinde bestchen. In 29. September d. J., geftellten Forderung der fofortigen folge des Zusammenbruches der mazedonischen Front, der dadurch notwendig gewordenen Schwächung unserer Westreserven und in­folge der Unmöglichkeit, die in den Schlachten der letzten Tage ein. getretenen sehr erheblichen Verlufte zu ergänzen, besteht nach menschlichem Ermessen feine Aussicht mehr, dem Feinde den Frieden aufzuzwingen."

Herr Scheer, wie wird Ihnen? Sie hielten doch immer noch den Sieg Ende Oktober für möglich? Oder sagen Sie das jetzt nur, um Ihre Befehle zum Auslaufen der Flotte, die den Widerstand der Marinesoldaten provozierte, nach Möglichkeit zu rechtfertigen? Recht haben Sie gewiß mit der Bemerkung, daß die Truppe versagen muß, sobald die Führer Schwanken. Schwankte" denn Ludendorff   im September 1918 noch? Keineswegs, er lag schon vollkommen um! Als Scheer im Februar 1916 feine Ernennung zum Chef der Hochfeestreitkräfte erhalten hatte, wollte er sofort belunden,

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