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verbände» der deutschen Industrie? Wo ist die PoNtit, die sich bemüht, dem doch sonst durchaus reaktionären amerika - nischen Unternehmertum nachzueifern? Die amerikanischen Unternehmer haben längst begriffen, daß hohe Löhne die beste Gewähr für einen gesicherten Be- schäftigungsgrad der Industrie sind. Selbst eine so reaktionäre und scharfmacherische Unternehmerschicht wie der amerikanische Etahltrust hat freiwillig das Zweischichtensystem beseitigt und das Dreischichtensystem eingeführt. In Deutschland aber sperrt man immer noch zu Zebntausenden die Arbeiter aus, wenn sie auch noch so bescheidene Lohnforderungen stellen oder den Achtstundentag fordern. Die einzige Kundgebung der Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände ist die breitspurig hingestellte Erklärung ihres Vorsitzenden, daß er persönlich das korrupte System der Syndizi deckt. Das mag ritterlich klingen, ist aber schließlich kein Programm. Die führenden Unternehmertreise haben durch ihre Scharfmacherpolitik die Arbeitsgemeinschaft gesprengt und jede Möglichkeit zerschlagen, eine Politik des Ausgleichs durchzu- führen. Sie haben in der Wirtschaft und in der Regierung ihren Scharfmacherstandpunkt durchgesetzt. Sie haben ebenso die Zoll» und Steuergesetzgebung wie» die Sozialpolitik unter ihre Diktatur gebracht. Deutschland , das mehr als jedes Land auf den Abbau der Zollschranken angewiesen ist, hat die Zollbarrieren erhöht. Das unter der kaiserlichen Zeit auf dem Gebiete der Sozialpolitik einst führende Deutsche Reich ist heute fast das rückständigste Land Europas . Was nun? Die Krise ist da. Mit Zollkriegen und Sli tischen Krisen wird sie sicherlich nicht behoben werden. o ist das Sanierungsprogramm der Unternehmer? Die Wirtschaftspolitik der deutschen Unternehmer hat Schiffbruch gelitten. Ihre Ratlo?lgkeit gegenüber diesem Bankrott beweist, daß sie nicht einmal fähig sind, aus ihm die unabänderlichen Konsequenzen zu ziehen.

Wilhelm Surfte nicht sterben... Nur dergemeine Mann" darf für das Baterland bluten! In einem deutschnationalen Blättchen, das w Berlin an Stelle der entschlafenenNationalpost" herausgegeben wird, finden wir an unscheinbarer Stelle eine Notiz, die wirklich wert ist, ans helle Tageslicht gezogen zu werden. Sie hat diesen Wortlaut: von dem ehemaligen Generaladjutanten des Kai- fers, Generaloberst a. D. v. P l « s s e n, läuft eine Erklärung um, in der es heißt:.Nach dem Pressebericht über den Münchener Dolchstoßprozeß hat General G r o e n e r in der Verhandlung vom 29. Ottober ausgesagt, er habe am 1. November ISIS che» Generaladjutanten" Seiner Majestät vorgeschlagen,»daß Seine Majestät unverzüglich an die Front gehen solle.... Dort solle es der Kaiser darauf ankommen lassen, ob eine Kugel ihn träfe..." Die Generaladjutanten hätten erwidert,»es ginge nicht an, den Kaiser an die Front zu bringen". Die Generaladjutanten, die damals im Allerhöchsten Hauptquartier waren, mithin nur in Frage kommen können, sind Generalleutnant von G o n t a r d, Gene- ralmajor Freiherr Marschall und ich. Generalmajor Freiherr Marschall ist tot. Für Generalleutnant v. G o n t a r d und mich stelle ich fest, daß an uns ein derartiger Vorschlag nicht gelangt ist. Aber auch wenn ein solcher Vorschlag an uns gelangt wäre, würden wir es abgelehnt haben, ihn Seiner Majestät zu unlerbreileu. Unseres Erachtens hat ein Monarch höhere Ausgaben, als im Schützengraben Tod und Verwundung zu suchen. Diese Erklärung ist nurim Umlauf". Und es ist wohl nur ein Versehen, wenn sie irgendwo in die Spalten eines Blattes gelangte. Aber trotz dieser Bescheidenheit verdient sie des Preises und Lobes die Fülle. Denn in ihr wird in geradezu brutaler Form ausgesprochen, was das Wesen der Monarchie ausmacht. Der Monarch ist für höhere Zwecke da, als Tod oder Verwundung im Schützengraben zu suchenl Für Tod und Verwundung, für Schlamm und Dreck sind nur die Muschkoten da. nur die Männer der Arbeit vom Pfluge und Amboß , vom Kontorschemel oder vom Arbeitstisch

Liebhaber öes Toöes. Bon Paul Gutmann. Der Fall des Doktor Hauck ist sicherlich einer der merkwürdigsten Kriminalfäll« der letzten Zeit. Ein Dieb von Autogrammen und wertvollen Geschichtsdokumenten verteidigt sich mtt der Behauptung, daß ihn seit seiner Pubertätszeit schon der bloße Anblick seltener Drucke und Handschriften leidenschafllich erregt habe, jedoch nicht bloß in der geistigen Sphäre, jondern hauptsächlich in der des geschlechtlichen Erlebens. Was dem Seelenarzt als Fetischismus bekannt ist, bekommt hier durch das Losgelöstsein von allen lebendigen Beziehungen in seiner an Wahnsinn grenzenden Ver. irrung etwas grotesk Lächerliches. Man kann allenfalls noch ver- stehen, daß das Halsband der Geliebten einem die Geliebt« vor- täuscht, aber daß jemand beim Anblick einer Unterschrist Wilhelms II. in erotische Verziickung gerät, ist«in Witz, der den Teufel selbst zum Urheber haben könnte. Die Natur ist in ihren Schöpfungen jeder dichterischen Phantasie überlege». Was Nietzsche von den Gelehrten geahnt hat, als er sagte: »Ew Geruch ist. oft an ihrer Weisheit, als ob sie aus dem Sumpf stamme", das stellt die Künstlerin Natur in der Gestall de« Doktor Hauck als grandioses Symbol vor unsere Augen. Wie eine Hyäne wühlt dieser Gelehrte mit dem lebensfremden Anttig in den Gräbern der Vergangenhett und erschauert vor Erregung, nicht nur wenn er ein sellenes Autogramm auffindet, sondern auch wenn in seiner Gegenwart nachts aus einer Friedhofsgrust ein Skelett bloßgelegt wird. Der Modergeruch, der aus Totengebein und aus allen Folianten aufsteigt, duftet gleichermaßen lieblich in seine Nase. Lediglich die Berwesung, wovon die Geschichte kündet, macht die Be- schäftigung mtt ihr für diesen Bücher- und Totenwurm reizvoll. Visher schien es nur«ine bildliche Uebertragung zu sein, wenn man von gewissen Gelehrten als von den Totenbeschauern der Vergangen- heit sprach. Hier Ist ein Zusammenhang enthüllt, den selbst ein Psycholog wie Nietzsche , einer der grimmigsten Verächter des unfruchtbaren Historikers, nicht vermutet hat, als er sagte:»Vor ihren Augen liegt jeder Vogel entfedert." Ja. nicht allein das, sondern der Vogel hat überhaupt erst Reiz für sie, wenn das Fleisch von seinen Knochen abgefault ist. Nicht das blühende Leben In seinen Zusammenhängen mit der Vergangenheit suchen diese zu ver- stehen, sondern der Aasgeruch des Gestorbenen, des ewig Gestrigen, ist ihnen Inhalt und Erhöhung ihres Daseins. Was Goethe seinen Stubengelehrten Wagner sagen läßt:Wie ander, tragen uns die Geistesfreuden von Buch zu Buch.. das ist noch immer heiterster Lebensdrang im Vergleich zum Wesen jene» Liebhaber« de» Tode », de» Vektor Hauck . Er, der i» seiner pervertierten Leidenschaft»um Dieb g»«»rdeu ist. wird nunmehr al» da, Symbvl einer Geistesver- fasiung bleiben, d« nur das Gewesene, da» Verweste, s« es in der Wist-nfchaft, fei es im staeteleben, verehrungswert zu fein scheint. Die nicht begreisen kann, daß alle Seschichtskenntni», alle Selehr-

des Gelehrten! Die Schwätzer. Nichtsiuer und G e» n i e ß e r. die sichMonarchen" nennen, haben samt ihrem Troß aus Prinzen. Eenerqladjutanten, Hof- und Ober- Hofmarschällen besseres zu tun, als für das Vaterland zu sterben! S i e können hinter der Front, wennalles Gold der Reichsbank gehört", ruhig weiter ihre Schätze in ihren Schlössern behalten. S i e brauchten nicht der Hungerblockade zu erliegen, weil sie gleich dem übelsten Schieber ihre Vor- ratskammern bis zum Bersten gefüllt hatten und immer neu auffüllen ließen! Wilhelm von Hohenzollern , der gekrönte Schwätzer, war S höherem da, als Tod oder Verwundung zu suchen! Dieser ilhelm war deshalb wohl auch der einzige Vater in Deutschland , von desien sieben Söhnen nicht ein einziger auf demFelde der Ehre" fiel! Sie alle hatten ja höhere Aufgaben. Sie mußten sich sämtlich dem Vater­lande erhalten, damit sie später bei Kriegervereinsparaden dem in Ehrfurcht ersterbenden Untertanengeschmeiß alsedle Sprossen aus dem erlauchten Hohenzollernhause" vorgeführt werden könnten. In der Vaterlandsliebe läßt sich derMonarch" und lassen sich seineedlen Sprossen" von niemand übertreffen. Sie wissen, was sich schickt. Und da sie selber vorsichtigerweise weder den Tod noch die Verwundung im Schützengraben suchten, so können sie wenigstens jetzt bei den Gefallenen-Denkmälern als Zeugen ihrer eigenen Tapferkeit Paraden abnehmen und warten, bis ihnen die bürgerlichen Parteien im preußischen Landtag dazu noch die Milliardenwerte nachwerfen, die sie zur Fortführung ihres Drohnenlebens benötigen. Den für das Vaterland des Dreiklasiensystemsgefallenen Helden" setzt man steinerne Denkmäler. Der für das Vaterland vor dem Tod und der Verwundung rechtzeitig ausgerissenen Monarchen- und Prinzensippe schaufelt man goldene Schätze zu und schenkt ihm herrliche Schlösser! Der Generoladjutant a. D. v. Plesien hat in seiner Um- lauf-Erklärung die Situation treffend gekennzeichnet. Nur hat er den Verzeihung! jüdischen Dichter Heinrich Heine mangelhast nachempfunden. Der hat den Gedankengang der Monarchisten schon vor hundert Iahren in die klassischen Worte gefaßt:Leben b l e i b e n wie das Sterben für das Vaterland ist schön!"_ Neues aus Sorkum. Blamage der Antisemiteriche. Di« deutschnotional« Press« hat sich seinerzeit sehr empört gezeigt, als die preußischen Behörden den antisemi- tischen Hetzaposteln in Borkum , die die Kurkapell« in den Dienst ihrer pöbelhaften Tätigkeit stellten, auf die Finger Nopften. E» gab die üblichen Deklamationen über da» Recht der freien Meinungsäußerung und die Gerichte, die sich natürlich bei- leibe nicht als die Lorkämpfer gewisser Klassen fühlen, taten zy- nächst das, was sie so oft zu tun pflegen, wenn Deutschnationale gegen die Repräsentanten der Republik Sturm laufen: sie nahmen gegen die preußischen Behörden Stellung. Die nochmalige Nach- Prüfung rechtfertigte dann die Maßnahmen der preußischen Be- Hörden in vollem Umfang. Damit ist aber die Angelegenheft aber noch nicht erledigt. Wie sich nämlich jetzt herausstellt, ist einer der Haupthetzer in Borkum , Pfarrer Münchmeyer, da gestrandet, wo er schon lange hätte stranden müssen: die Kirchenbehörde hat gegen ihn, wie die «Rhein-Ems-Zeitung" meldet, endlich«in D i s z i p l i n a r v« r« fahren eingeleitet. Der Grund dafür ist ein Unter- fuchungsverfahren wegen Betrugs an der Gemeinde, das die Staatsanwallschaft gegen Münchmeyer«ingelettet hat. Außer- dem schwebt gegen ihn ein Verfahren wegen Lotteriever- g e h e n s. Es ist also wieder einmal so, daß einer der anttsemittschen Haupthetzer und völkischen Granden sich als ein innerlich voll- kommen brüchiger Mensch erweist. Daß sich die Deutschnattonalen schützend vor derartig« Elemente stellen, ist nichts Neues. Ihre Phrasen von Christentum und össent- licher Reinheit stehen schon lange im Gegensatz zu ihren Handlungen.

samkett nur dem einen Zweck zu dienen hat, das Verständnis der Gegenwart zu erleichtern, die Menschheit vom Staub und Moder des Gewesenen zu befreien.

Der zweite Abend des Verbandes deutscher Erzähler galt dem Dichter Ludwig Fulda . Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß uns eine Well von jener bürgerlichen muffigen Gesittet- heit der achtziger Jahre trennt, so hätte dies Fulda , der zwei Stunden lang eine Novelle:»Die Hochzeitsreise nach Rom" vorlas, einwand- frei erbracht. Die Probleme, die seine Figuren bewegen, der ober- lehrerhaste Idealismus des Ehemanns, der seinem Frauchen auf den Ruinen Roms vorschwärmt, die Albernhett dieser norddeutschen Zier- pupp«, die beim Anblick des vom Vollmond bestrahlten Kolosieums Tränen über einen Weinfleck auf chrem Kleid vergießt, das sind Dinge, für die wir nur noch ein gelangweittes Kopsschüttcln aus- bringen. Banal wie der Gegensatz: bürgerliche Steifheit und in Bildung schwelgendes Künstlertum ist auch die ganze Diktton der Erzählung. Frauchen ist ein kleiner Schalk und hat natürlich ein silberhelles Lachen. Eine Künstlerin gilt als emanzipiert, well sie abends ohne Mama mtt Freunden beim Wein fitzt. Kurzum, das Tantenhafte der seligen.Gartenlaube" lächeft holdselig aus dieser altmodischen Geschichte. Ein harmlos amüsantes Gedicht, das Fulda zum Schluß noch vortrug, konnte den üblen Eindruck des Abends, der einer zum Glück vermoderten Vergangenhett gehörte, nicht ver- wischen. n. 3n der kanadischen Wildnis.(Filmvortrag in der Urania .) Kanada ? Man repetierte noch schnell, was man davon wußte: Ge- treidelond und undurchdringliche Wälder, dann Klondike mit seinen Goldgräbern und schließlich Pelzjäoer in Gegenden, in denen sich eigentlich nur noch Eskimos wohssühlen. Also mit der Wildnis war es im allgemeinen wohl richtig. Bewahre, sagte Emil D r o o n- berg, der den Film mit seinen Aussührungen begleitete: Kanada ist das kultiviertest« Land des amerikanischen Kontinents, die Ber - einigten Staaten nicht ausgenommen. Drei riesige Eisenbahnlinien durchquer«» das Land, die von keiner Eisenbahn aus der ganzen Weil übertroffen werden. Aber es gibt auch Wildnis und noch Wildnis in Kanada , vielleicht allerdings nur noch wenige Jahrzehnte. Heute findet man noch unendlich wette Wälder, die eine Fülle von jagdbaren Tieren bergen, und der Fischreichtum erinnert geradezu an die Geschichte vom Schlarafsenland: zwei riesige Lachse hängen im Verlaufe von einer Minute an der Angel. Und die Filme rollen sich ab, die uns den Lachs und Hummernsang und die zugehörigen Industrien vorführen: durch wundervolle Landschaften verfolgen wir das Elentier und die kleinen schwarzen Bären, die so erstaunlich« Kletterer sind; ein Wasserflugzeug führt uns auf den Spuren des ersten Weltumseglers Kapitän Cook nach der Vanconver-Jnsel, und wir hören, daß es die Fahrt in drei Stunden zurücklegt, zu der Cook damals vier Wochen brauchte. Droonberg folgte, was nicht genug anerkannt werden kann, mit seinem interessanten Vortrag stet» treu den laufenden Filmen: da» war nicht immer einfach, da der vor- führer über die Reihensolg« seine eigene Meinung hatte. Aber weshalb liefen die Filme mcht vorher bereits einmal Probe? Die Urania, nicht wahr, ist doch ein aroßftädtisches Jnstttut: und es ist zu bezweifeln, daß solch« neckischen Ueberraschungen als Wohltat empfunden werden. Te».

«ber jene Gerichte, die der preußischen Verwaltung in den Arm stehlen, als sie nicht dulden wollte, daß unlauter« Elemente das öffenttiche Leben in Borkum terroresteren und vergiften, hoben wieder einmal gezeigt, wohin es führt, wenn man die deutsch- national-völkische Pöbeltaktik als ein Dlümlein Rühr-mich-nicht-an betrachtet. das üeutsck- spanische tzanüelsprovisorium. Ter Inhalt deS Abkommens. Das deutsch -spanische Zollabkommen, durch das der Zollkrieg zwischen Deutschland und Spanien beigelegt wurde, hat im einzelnen folgenden Inhall: Spanien gewährt auf deutsche Waren die Kolumne n seines Zolltarifes, also einen Tarif, der wesentlich unter dem Maximattarif liegt, aber immer noch über den anderen Ländern gewährten Vertragszollsätzen. Für die Einfuhr spanischer Waren nach Deutschland gill ganz allgemein der deutsch « a u t o- nom« Tarif, von dem nur einige wenige Ausnahmen bei Süd- fruchten und ähnlichen Waren gemacht werden. Es sind dies die folgenden: für T o m a t e n 2 M. bzw. 1,50 M. Zoll nach Jahres- zeit. Weintrauben 5. 7. 10 M. Zoll je nach Jahreszett und Packung, Bananen mtt Stämmen 1,50, ohne 3,50 M.(der autonome Zoll beträgt hier 30 M.). Der Zoll für Apfelsinen ist mtt 2,50 M. noch niedriger festgelegt al, im italienischen Handels- vertrag, nach dem er 3.25 M betragen sollte. Der Zoll auf s p a n i- sche Oelsa rd inen ist mit 30 M. festgesetzt. Die niedrigen Weinsätze des spanischen Handelsoertrage» werden für die Südweine nicht mehr in Kraft gesetzt: nur auf roten Lerschnittwein. der zur Veredelung deutschen Ratweines verwandt wird, ist ein ermäßigter Zoll von 20 M. zugestanden. Das Provisorium sieht vor, daß Perhandlungen über den Ab- schlug eines endgültigen Handel, oertrage, wieder auf- genommen werden sollen. Bon einer gegenseitigen Meistbegünstigung kann also in dem vorliegenden Handelsprovisorium nicht die Red« sein. Spanien hat den Vorteil, die Saison der Ausfuhr von Südfrüchten, die jetzt einsetzt, für sich ausnutzen zu können, während aus der anderen Seite Deutschland , wenn auch nur mtter Opfern gegenüber dem früheren Vertragszustand immerhin seinen Export nach Spanien in Gang halten kann. Der ganze Zustand, der jetzt erreicht ist, e n t- spricht jedoch den Handelsdedürfnissen zweier aufein- ander angewiesener Großstaaten keineswegs. Groß« Teile der deutschen Industrie bleiben immer noch im Nachteft gegenüber der Konkurrenz anderer Länder auf dem spanischen Markt. Diese Teil« der deutschen Industrie werden noch aus längere Zeit hinaus die Kosten der frivolen Kündigung des deutsch -spanischen Vertrages zu tragen haben, die seinerzeit durch die Demagogie der Deutschuatio- nalen veranlaßt wurde. Rücktritt ües MemelAirektorkums. Am Montag Landtagseröffnung. Memel . 20. November.(Eigener Drahtbericht.) Heute vor- mittag ist dos Direktorium des Memelgebiets zurückgetreten. In dem Rücktrittsgesuch des Präsidenten Borchert an den Gouver. neur des Memelgebiets Zilius heißt es u. a daß das Direktorium seine Pflichten als erfüllt ansieht, nachdem das Memelgebiet sich einen Landtag gewähtt hat. Am Montag wird im Stadtverordnetensitzungssaal« in Memel der Landtag feierlich eröffnet werden. Im Jahr« ISIS wurde in dem gleichen Saale die Verwaltung de« Memelgebiets in die Hände de» französischen Besatzungskommandeurs gelegt. Die ursprüngliche Absicht des Gouverneurs, das alte Standes- direktorium wieder zu bestöttgen, ist an dem entschiedenen Wider- spruch der memelländischen Einheitsfrontparteien gescheitert, so daß bis zur Stunde nicht gesagt werden kann, in welcher Weise die Re- gierungsbildung erfolgen wird.

Heuze gestorben. Im Alter von 44 Jahren ist am Donnerstag der sozialistische Abgeordnete Olivier Heuze, der da» Departement Sarth« in der Kammer oertrat, gestorben. Heuze war sett 1924 Bürgermeister der Stadt Le Man».

Gibt es einen zweiten Monö! Bor kurzem ging die Nachricht durch dl« Blätter, der amerika - nische Astronom Pickering habe aus Störungen im Laufe des die Erde begleitendengroßen" Mondes gesunden, daß unser Heimat- stern noch einen zwetten kleinen Mond besitze, durch den jene Ad- weichungen des großen Mondes von seiner berechneten Bahn her- vorgcbracbt würden. Man behauptete, daß dieser Kleinmond«inen Durchmesser von nur 120 Meter habe und in einem Abstand von etwa 4000 Kilometer in etwa 3 Stunden den ganzen Erdball von Westen nach Osten umkreise. Diese Mitteilung ist von den deutschen Astronomen sofort mtt großem Zweifel aufgenommen worden, und M. Valier führt nun in der Leipziger Illustrierten Zeitung" aus, daß die Annahme eines solchen Kleinmondes ganz unmöglich sei. Es ist ausgeschlossen, daß ein Körper von nur 120 Meter Durchmesser den Lauf unseres großen Monde» so stark beeinflussen könne, daß das rechnerisch bemerkbar würde. Trotzdem ist die Möglichkett, daß unser Erdball einmal einen zwetten Mond bekommt, keineswegs ausgeschlossen. Unser Stern ist vermutlich beständig von einem ganzen Schwärm vonKlemmonden" ckingeben, wenn man die meteonäschen Blöcke und jene Eiskörper dazu rechnet, die nach der Wetteislehre von der Erdschwere«ingefangen werden. Der Meteorforscher v. Nissl fand schon vor vielen Jahren unter einige« hundert Meteorbahnen, die er berechnete, auch vier Meteore, die sich elliptisch um die Erde herumschlossen. Dalier hat am 12. Oktober 1920 in Bozen am hellen Nachmtttag im Fernrohr«inen Körper in Sichelgestatt gesehen, dcr die Erde ebenfalls nach der Berechnung in einer elliptischen Bahn umkreiste, während die meisten Meteorbahnen hyperbolisch geöffnet sind. Zweifellos könnten bei systematifchem Nachsuchen eine Meng« solcher Kleinmond« gesunden werden, um die sich die Astronomie bisher noch nicht gekümmert hat. Da» sind natürlich alles keine Himmelskörper von größeren Ausmaßen. Gäbe es wirklich einen zweiten Erdmond von größerem Um- fang, dann hätte dieser unmöglich den astronomischen Beobachtungen entgehen können. Was aber nicht ist, das kann noch werden. Wir wissen, daß einig« Kleinwandelsterne die Mars-Bahn nach Innen überschneiden. So kommt der Planetoid« Wbert der Erde bi» auf 28, Eros sogar bis auf 21 Millionen Kilometer nah«. Wenn man nun einen Asteroiden entdecken würde, der sich der Erde bis auf nur 1 bis 2 Millionen Kilometer nähert, jo wäre durchaus die Möglich- keit gegeben, daß unser Erdball sich eines solchen Körpers bemächtigt und sich so tatsächlich einen zweiten Mond zulegt. Der Mar» be- sitzt bereits zwei Monde, Phobos und Daimos» die er zweifellos auf diese Weis« sich eingesangen hat.

volksbübne. Jnlolg- plötzlicher Eittankimq von Ariur Schnabel muh da« Konzerl vom. November, mittag« 11«/, Udr. aus den Lt. Febiuar ver legi weiden. Erlöste Karlen detzalleo wüttigieil. Am Tolensvvnlog. abend« 8 Uhr. findet im Vl0lbn«r-Saal, LStzowier"8, ein Solisten-Abend de« Verl . Sins-Orcheslert ball. Klagechöre an« dem.Saal-, Chöre au« dem»Orbheu«- und ftorellen- Quintett. Sailen von W. 1. an in den bekann- ten Doro« tau s« stellen, ck!n weland-Sowan. von San» ltzr. B l» n t erscheint koeben n» Ver» laz Keora Müller in München em neu« Zioman»Strett mtt hur&öuttu', pic Geschichte Lei and», de« Flieg«».