die gehäffigste, ftrupelloseste Gegnerin der sozialdemokratischen| Noch mehr wäre es deutsche Art, wenn von dem Generalfeldmarschall| gericht( gl. Tafel") die Todesstrafe aufgehoben, Marffo Außenpolitit, die Deutschnationale Partei, als Regierungspartei gezwungen war, an der Erfüllung sozialdemokratischer außenpolitischer Forderungen mitzuarbeiten. Ist aber die demokratische Republik und ist der Kurs des Friedens gesichert, dann ist das Feld frei für die entscheidenden Kämpfe auf wirt schaftspolitischem Gebiet, und mögen sie auch hart und lang werden, wir zweifeln nicht daran, daß auch sie zum Siege führen.
Boraussetzung dafür ist, daß die ganze Energie der Bewegung auf die großen Ziele gerichtet bleibt. Taktische Situationen entstehen und verschwinden, und je nachdem, wie sie sich ändern, muß auch die taktische Haltung der Partei einer Menderung unterliegen. Das ist immer so gewesen und wird immer so bleiben. Bleiben muß aber auch die grundsäz lich flare Linie der sozialdemokratischen Politik. Sie wird gewahrt, wenn unsere Reichstagsfraktion jetzt für das stimmt, wofür fie immer aus tiefster Ueberzeugung eingetreten ist: für die Berständigung mit Frantreich, für friedensichernde Schiedsverträge, für den Eintritt in den Bölterbund. Wir stehen nicht an zu erflären: wir hätten es mit Bedauern gesehen, wenn diese grundsäglich flare Haltung auch nur vorübergehend zu tatti ſchen 3 mesen hätte verbunkelt werden müssen. Der Beschluß, den der Fraktionsvorstand und die Fraktion gestern gefaßt haben, führt uns von tattischen Nebenpfaden auf die flare grundfäßliche Linie unserer Politik zurüd.
Es bleibt die Aufgabe, den Einfluß der politischen und mirtschaftlichen Reaktion zurückzudrängen und entschei dende Kämpfe mit ihr vorzubereiten, die nicht lange auf fich warten lassen werden.
der Kampf aufgenommen würde gegen diesen Vertrag der Unehre von der Anklage des Bombenattentats im Elisabethstädter Kafino und Versflavung. Sollte allerdings der Reichspräsident die Locarno - fowie des Attentats auf die Redakteure Karl Rassay und Andor Politif für richtig ansehen, dann muß jeder deutsche Mann, der noch Millos freigesprochen. Hingegen wurde er in der Angelegen nicht schwarzrotgelb verseucht ist und sich allein dem Gott Mammon heit des Bombenattentatsverfuches gegen die französische G& verschrieben hat, sein haupt verhüllen, dann ist die Reichstörung und anderer Verbrechen zu jechs Jahren Zuchthaus sandtschaft, wegen versuchten Mordanschlags, öffentlicher Ruhepräsidentschaft des Generalfeldmarschalls eine Gefahr für den und einer Million Kronen Geldstrafe sowie zu zehn Jahren Amisnationalen willen geworden... Wehe den Männern, die perluft verurteilt. Ein Jahr und elf Monate waren als durch die das Bolt dahin bringen. Einst wird sie der Fluch dessehend Untersuchungshaft verbüßt abgerechnet. gewordenen Boltes treffen!"
Es ist getränkter Ehrgeiz und verletzte Eitelkeit, Haß gegen Hindenburg , die aus diesen Tiraden Ludendorffs sprechen. Vom politischen Kinderverstand gar nicht zu reden der ist am besten charakterisiert dadurch, daß die Völkischen der anderen Fakultät von Ludendorff in einer Münchener Bersammlung als von dem polnischen Ochsen" sprachen.
-
Schon in der vorhergehenden Nummer richtete der Bölkische Kurier" scharfe Angriffe gegen Hindenburg :
„ Als er damals den Eid auf die Verfassung schwor, da nahmen ichon viele an, daß er troß feiner monarchischen Gesinnung seinen Eid sehr ernst nehmen würde, und auf diese Tatsache hatten seine heimlichen Gegner gerechnet. Hindenburg , dieser präch tige, alte Soldat, so fagten sie, tann doch feinen Meineid schwören! und nun war die erste Probe, die Probe mit Meißner, auch bereits gelungen. Schritt für Schritt ging es weiter. Die zweite große Enttäuschung, die das deutsche Volk an Hindenburg erlebte, war feine Stellung in der Aufwertungsfrage. Er unterschrieb dieses Enteignungsgefeß, diese planmäßige Berstörung von Treu und Glauben. Nicht genug damit. Bei dieser Gelegenheit ließ er auch mit aller wünschenswerten Deutlichkeit er. Den Standpunkt der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion in Politit des verantwortlichen Reichsfabinetts unterstütze. Das war flären, daß er nicht gewillt sei, Politif zu machen, sondern die der fommenden Debatte wird der Genoffe Otto Wels vertreten. also die grundsähliche Festlegung auf den Stresemannfchen ErUebrigens foll nach den neuesten Dispositionen der Reichsfüllungsfurs. Als Hindenburg den Besuch bei Ludendorff tanzler Montag 11 Uhr seine Erklärung abgeben und nach ab fa gte und die Absage in so schwächlicher Weise öffentlich be mittags um 3 Uhr der Auswärtige Ausschuß zusammen gründete, da war es vor aller Welt klar, daß Hindenburg fich dem treten, worauf die Debatte erst am Dienstag beginnen würde. Berderben nicht entgegenstemmen fonnte und es auch nicht wollte. Die endgültige Entscheidung darüber wird jedoch erst der Und seine Stellung zu Locarno ? Ein deutschnationaler LandAeltestenausschuß treffen, der heute mittag zusammentritt. tagspräsident verbreitete unwidersprochen durch die Presse die Nach politit von Locarno die einzig richtige fel. Ebenso wurde das harte richt, Hindenburg habe sich von Luther überzeugen laffen, daß die Urteil Hindenburgs über die deutschnationale Politik lediglich der Form, nicht aber dem Inhalt nach dementiert.
Deutschnationales Mißtrauen gegen Luther . Kampf gegen Locarno mit allen Mitteln. Die Pressestelle der deutsch nationalen Reichstags. frattion teilt mit: Die deutschnationale Reichstagsfraktion trat Freitag nachmittag 4 Uhr zu einer Sigung zusammen. Es wurden alle Möglichkeiten der gegenwärtigen Lage eingehend erörtert. Be. schlüsse wurden nicht gefaßt. Die Frattion ift sich aber völlig einig Darüber, alle parlamentarischen Mittel, auch das von Mißtrauenspoten anzuwenden, um die Vorlage von Locarno zu Fall zu bringen.
Er spricht seinen Fluch über ihn. Im Böllischen Sturier" äußert sich am Freitag Luben dorff in längeren Ausführungen zum Vertragswert von Lo carno . Die dabei zum Ausdrud tommende schwere Diffamie rung des Bertrages ist angesichts der politischen Bedeutungsslosigkeit des Generals vollkommen belanglos. Intereffanter ift bagegen, in welch scharfer Weife er in diefem 3ufammenhang sich über den Reichspräsidenten Hindenburg ausspricht, Den er u. a. für eine Gefahr für den nationalen Willen erflärt:
Ich habe bereinst mit dem Generalfeldmarschall von Hinben burg Ehren und Ruhm geteilt und, ich darf es ausfprechen, seinen Ruhm erhöht. Heute trampft sich mein deutsches Herz zusammen, wenn ich sehe, wie der Generalfeldmarschall im Begriffe ist, seinen Ruhm zu opfern, und er ist geopfert, wenn sein Name unter dem Dokument der Schande und Unehre steht. Lieber die Stellung preisgeben als Ruhm und Ehren und die eigene große Bergangenheit. Das ist deutsche Art.
Bußtage.
Konzertumschau von Kurt Singer .
Immer wieder drängt es uns, dem Unbekannten und den un bekannten jungen Künstlern nachzugehen. Immer wieder müssen wir uns den Genuß an Darstellungen versagen, deren Stilsicherheit und künstlerische Gestaltung uns davor bewahren, fritisch werden zu müssen. Wer möchte nicht immer wieder die 8. Sinfonie Brud ners in der vollendeten Wiedergabe durch Furtwängler er. leben? Aber dieser Dirigiermeister verstellt uns den Weg des Ge nuffes ein wenig durch ein zu langes Programm. Wer Brudners 8. Sinfonie auf dem Programm hat, braucht feine Ouvertüre und braucht teinen Soliften. Genußreich wäre es auch, mehr als ein paar Töne aus der Riesenstimme des Nordländers Helge Lindberg zu erhaschen, der sich bei Schubert und bei Russen als ein Meister der Atemtechnik und des ausdrucksvollen Vortrages bewährt; erfreulich auch, die Kehlfertigkeit eines Slezat wieder nachzuprüfen, All das will nur für einen Moment gelingen. Statt beffen Gänge zum Unvollendeten, Bußtage, Tage der Unzufriedenheit. Wofür büßen wir? Wahrscheinlich dafür, daß es eine Institution wie den Musiffritifer überhaupt gibt.
Wer
Einmal aber in der Woche war Festtag. Und zwar, als Sieg fried Ochs, feit 1917 zum ersten Male wieder, das Requiem von Berlioz aufführte. Es gibt Menschen, die Erschütterungen, welche zweifellos von diesem Wert ausgehen, als Erfolge einer außerordent lichen Technik und Bravour tennzeichnen wollen. Nun soll zu gegeben werden, daß die Gesamteinstellung Berlioz zu einer Toten meffe nicht die eines frommgläubigen Menschen gewesen ist. Dafür war dieser Mann zu intelligent und dachte zu viel nach. Wenn aber ein Meister imftande ist, selbst mit den gewagtesten und firchlicher Tradition widersprechenden Mitteln eine Stimmung des Aufgerüttelt seins, des feelischen und förperlichen Irritierens, der Aufwühlung aller Geister zu schaffen, wie hier, so ist die Reaktion auf diesen Angriff dennoch die große innere Erlebnisipur, die uns das Urgewaltige bes legten Gerichts in seinen furiofen Borstellungen ganz im Bewußt fein läßt. Alles was irdisch und eitel und menschlich ist, gleitet für ein paar Stunden von uns ab, alles Nichtige wird ertötet. hat in einem opus 5 jemals folches zuwege gebracht? In der Aufführung durch Siegfried Ochs war jede höchste Erwartung erfüllt. Die pielgeplagten Bläserorchester und die bis zur letzten Anspannung ihrer Kräfte bemühten Männerchöre sollen wegen der Disziplin ihrer Leiftung und der Sauberkeit ihes Spiels refp. Singens besonders belobt sein. Wenn diese Männerstimmen durch das Fegefeuer des Riefenblechapparates hindurch einmal zu hören sind, und andere Male flanglich verschwinden, jo ist auch diese Notlage, die nur durch einen Männerchor von 500 Stimmen überbrückt würde, noch schön. Wie durch einen Nebel hindurch flingt das Tuba mirum aus Himmelsregionen her. Die A- cappella- Chöre waren mustergültig studiert. Ochs selbst ist seinem ganzen Temperament nach für dieses Wert der Hize und des Borwärtsdrängens, des Hindämmerns und zartesten Ausdrucks, also des immerfort abgestuften Ausdrucs, der tongeniale Meifter. Es gibt teinen, der neben ihm die Dramatik diefer Messe jo zur Geltung brächte. Könnte man die Aufführung statt in der Bhilharmonie in das Baseler Münster verlegen, und Pönnte man es erreichen, daß sich an dem herrlichen Tenorsolo nicht
Insofern ist die Wahl Hindenburgs zum größten Triumph der Erfüllungspolitiker und zu einer geradezu fatastrophalen Miederlage für die nationale Oppofition geworden. Hindenburg wird von mun an ftets gegen die Deutschnationalen ausgespielt werden. Ihr Belastungszeuge ist zum Entlastungszeugen geworden." Wehe aber unserm Bolte, das an einem der letzten Männer Irre werden muß, auf die es noch fein Bertrauen fehle."
99
Den Bölkischen graut vor dem Retter". Man darf an nehmen, daß dieser Angriff gegen Hindenburg nicht eine bloße Redaktionsarbeit des Bölkischen Kurier" ist. Das ist Ludendorffs Geschoß! Ludendorff stattet auf diesem Wege seinen Dant dafür ab, daß Hindenburg als Reichspräsident es vorgezogen hat, den Burtschiften und Hochverräter Ludendorff in Bayern nicht aufzusuchen.
* Die anderen Faschistenländer. Milde für Waffenmörder in Horthy - Ungarn .
Bor Jahr und Tag explodierte im liberalen. Elisabethstädter Club in Budapest bei einem Feit eine Bombe. Behn Menschen wurden durch tüdischen Mord aus froher Stimmung in grauen haften Tod gestürzt, andere schmerer Krankheit und dauerndem Stechtum überliefert. Nach längerer Zeit wurde zwei bekannten Erwachender Madjar", also zwei Völlischen, Marffy und Ma. rosin, die Täterschaft nachgewiesen. Marffy wurde zum Lode verurteilt, Marosin und einige weitere mittäter erhielten Freiheitsstrafen. Die Berurteilten hatten es sehr gut und ließen öfter ihre Freunde wissen, daß fie feine Sorge um ihre verurteilten Bor. fämpfer zu haben brauchten. Und richtig, jezt hat das Oberlandes
an zwei Tagen gleich zwei namhafte Chöre blamieren, so wäre ein in der Form und im Inhalt abwegiges Wert eines bizarrgenialen Mannes unter der Leitung von Ochs in sich zur letzten Bollendung gediehen.
Mit solcher Aufführung ist zwar die Aufführung des Samson" von Händel weder inhaltlich noch nach der Art der Darstellung zu vergleichen. Das Streben nach stilvoller Biebergabe ist aber dem Dirigenten Heinz Unger , der aus ganz anderen Quellen fein musikalisches Herz nährt, hoch anzurechnen. Schon die Bearbeitungsfrage fann einen Kapellmeister nervös machen. Eine Aufführung von über drei Stunden ist aber in jedem Fall zu revidieren. Der fleine Cäcilien- Chor sang die nicht schweren Ensembles fauber, im ersten Teil ziemlich monoton, und auch die Solisten( bis auf die herrliche Lotte Leonard) wußten mit ihren Arien nicht viel anzu fangen. Es ist entschieden leichter, als Tenor auf der Bühne seinen Mann zu stehen, oder mit Liedern von Mahler berühmt zu werden, als dem herberen Stil der formell geschlosseneren Arien Händels gerecht zu werden.
begabter, herzhafter Mufifer, daß man wünschen muß, feine weitere Der junge Geiger Edmund Bartos ist ein so frischer, Ausbildung besten Lehrhänden anvertraut zu sehen. Der SevcikSchüler hat eine verkrampfte Bogentechnit, der Lon ist nicht aus gejungen, nicht voll, am Frosch sogar traßend, und mit der Größe des Tones scheint auch die Größe der Auffassung zu leiden. Bartos ist noch in einer Krise der Entwicklung, die zum Guten oder zum Bösen ausschlagen fann. Hat er das Glüd, bei einem Flesch um zulernen, so ist er ein gemachter Mann. Emil Telmanŋi ver teidigt mit bestem Gelingen seinen Ruf als ernster, an der Spitze der Birtuosen stehender Geiger. Geord Rüdert hat ein paar schöne helle Töne in seiner Kehle, die ihn zum Tenor prädestinieren. Er flebt im übrigen noch sehr an den Noten und Texten, fämpft auch mit muskulären Spannungen, die zu überwinden bleiben, auch wird in der Anstrengung die Stimme heifer. Auch er ist noch zu früh auf dem Konzertpodium erschienen, so daß vorläufig das Interesse an dem Begleiter Mar Saal größer war. Jeanette Schwarz hat fchon ein großes Bublifum, das wahrscheinlich auf Konto gefell. schaftlicher Beziehungen ihrer Lehrerin Lola Beth gesezt werden muß. Die Stimme ist noch nicht fertig, die junge Sängerin übernimmt fich an Kraft und Ausdrud, sie sucht durch unschöne Armbewegungen den Vortrag temperamentvoller zu steigern. Das hat sie nicht nötig; ihr Sopran ist hübsch genug, um durch sich selbst zu wirfen, und wenn die Tiefe gefräftigt wird, werden Monotonien und Risse des gesanglichen Vortrags bald überwunden sein. Sie hatte einen außer ordentlichen Erfolg.
Bei der November- Gruppe wird immer wieder der Bersuch gemacht, für neue Musik zu interessieren. Diesmal waren es Brager Romponisten, für die sich das Novat Frant.Quartett ein fezte. Bratsche und Cello scheinen hier Bedeutenderes zu sagen zu haben als die Geigen. Ein Streichquartett von Martinu soll in der Freiheit und Fröhlichkeit seiner Weisen sehr gefallen haben. Das Streichquartett von Armann, der ein Schüler von Novat ist, läßt meder ein ausgeprägtes Gefühl für Form erkennen, noch für Sinn lichkeit der Streichinstrumente. Möglich, daß ein Abglanz heimat licher Klänge in das Wert einvermoben ist, das Unorganische und Krampfige des Quartetts bleibt trotz einzelner auffallenden Klang. neuigkeiten dennoch bestehen.
Budapester Blätter erinnern an die Worte des Verteidigers Dr. Ulain, des Führers der Erwachenden", der am ersten Berhandlungstage den Staatsanwalt mit den Worten ansprach: Herr Staats anwalt, Sie wissen hoffentlich schon von dem Urteil?" Ulain:„ Sie wissen hoffentlich schon, daß der Freispruch be. Als der Staatsanwalt fragte, was er damit meine, erflärie reits beschlossen ist? Sie werden doch nicht überrascht werden durch das Urteil?" Nun ist, wenn auch nicht der Freispruch, wohl aber die Wendung tatsächlich eingetreten,
Marffy und Marossy, die beiden Hauptschuldigen, dürften trotz der verhängten Kerferstrafe in einigen Wochen freige. laffen werden.
Zum tschechoslowakischen Wahlausfall. Man wird die Minderheitenfrage lösen müffen!
Aus Prag wird uns geschrieben:
Die neue Regierungsmehrheit wird noch brüchiger sein beftehen, aber sie werden die Wählermehrheit nicht mehr hinter sich als die alte. Statt aus fünf tschechischen Parteien wird sie aus sechs haben. Eine dauerhafte Regierung wird dadurch nahezu zur Unmöglichkeit. Somit wird nach diesem Wahlausfall der tschechoslowakische Staat erst recht nicht um eine Lösung seines großen innerpolitischen Problems herumfommen: der Umwandlung sta a t. des Nationalstaates in einen Nationalitäten
fchiebungen eingetreten. Gegenüber den Gemeindewahlen von 1923 Innerhab der tschechischen Regierungsparteien sind große Bérhaben die tschechoslowakischen Sozialdemokraten in Böh men , Mähren und Schlesien zwar erfreuliche Fortschritte erzielt. Gegen die ersten Barlamentswahlen im April 1920 er leidet die Partei starten Mandatsverluft, ihre Abgeordnetenzahl Partei ber Nationaldemokraten( Kramarsch) hunderttausenbe geht von 56 auf 28 zurück; in erster Linie ist das auf die Spal. fung zurückzuführen. Erfreulich ist, daß die chauvinistische Stimmen verloren hat. Eine ziemliche Stärkung hat die tschechisch- katholische Boltspartei erfahren. Im ganzen ist innerhalb der Regierungsparteien ein deutlicher Bug nach rechts fichtbar geworden.
Unter den deutschen Parteien ist die stärkste bürgerliche Partei der Bund der Landwirte. Er hatte knapp vor den Wahlen allen deutschen Parteien eine Einheitsliste vorgeschlagen. Der Bund wußte sehr wohl, daß die deutsche Sozialdemokratie aus prinzipiellen Gründen darauf nicht eingehen fonnte. Gerade deshalb hoffte er, damit einen Schlag gegen die Sozialdemokratie führen zu können. Aber schließlich zogen sämtliche deutichen Parteien gesondert in den Wahlkampf, und statt der Einheitslifte gab es im deutsch - bürgerlichen Lager eine große Kaybalgerei. 21s einzige deutsche Partei ging die Sozialdemokratie mit einem flar umrissenen Brogramm in den Wahlkampf. Ihre Forderung gipfelte in der Autonomie der deutschen Gebiete, um auf diese Weise eine nationale Verständigung des tschechischen und deutschen Bolles zu erzielen. Die sieben Jahre nationalistisch überspannter tschechischer Regierungspolitik haben viele deutsche Arbeiter aus Protest gegen die nationale Unterdrückung in das Lager der Nationalisten und Kommunisten getrieben.
Im Vergleich zu den Gemeindewahlen 1923 fann die deutsche Sozialdemokratie einen starten Fortfchritt verzeichnen in Brag selbst hat sie nahezu breimal soviel Stimmen als 1923. Bie die tschechischen und flomatischen Klerifalen haben auch die deutschen Chriftlichsozialen eine Stärtung erfahren, desgleichen der Bandbund. Der zweifelhafteste Gewinn ist der der na
tional ungetrennt aufgetretenen Kommunisten. Ihr Sieg on Stin
men und Mandaten wird ausschließlich nur zur Folge haben, daß auch in der Tschechoslowakei mittelbar durch ihr Wirken die Reattion in den Sattel gehoben wird.
Gegen Darwin , Jazz und Lippenffifte. Der fleine Ort Oltewah im Staate Tennessee ist dieser Tage moralisch" gesäubert morden. Die Fundamentalisten haben nicht nur bei den Buchhändlern, sondern felbst in den Privatwohnungen alle Bücher beschlagnahmt, die sich mit der Evolutionstheorie beschäftigen, ferner alle Romane, alle Jazzmusif, alle Grammophonplatten außer solchen, die religiöse Lieder enthielten. Der Eifer dieser Berteidiger des Glaubens ging fogar soweit, daß sie in die Schlafzimmer der jungen Mädchen ein brangen, um fich der Reispuderbehälter, der Lippenstifte und sonstiger Schönheitsmittel zu bemächtigen, turz, all der Gegenstände, die der Moral Abbruch zu tun geeignet erscheinen. Am Nachmittag murde dann die Beute dieser Razzia mit großem Bomp verbrannt.
Gorki über feinen Eintritt in die Literatur. Der schon seit längerer Zeit in Sorrento in Italien lebende Marim Gorfi hat sich Schritte im Reich der Dichtkunst geäußert. Dieser Brief, den die dieser Tage in einem Brief an einen alten Freund über seine ersten Mostauer Blätter veröffentlichen, ist an 21erander Kalushny jährigen Berufstätigteit dieses Mannes hat Gorki das erwähnte gerichtet, einen ehemaligen Politiker und Mitglied der Volksfreiheits. partei, der heute in Tiflis lebt. Anläßlich einer Feier der dreißigSchreiben an ihn gerichtet, in welchem er ihn an ihre langjährige Freundschaft erinnert und mit ganz besonderer Dankbarkeit dessen gedenkt, daß Kalushny der erste gewesen sei, der in dem damals Beschtow( bekanntlich Gorkis bürgerlicher Name) das nach Beganz unbekannten armen und verwahrloften Wanderburschen tätigung drängende dichterische Talent erkannte. Die wohlwollenben und verständnisvollen Ratschläge des damals schon gereiften und ihm fchreiben seiner Erlebnisse und Einfälle ermutigt. Sie sind der an Bildung weit überlegenen Ralushny hätten ihn zum Niedererste gewesen", schreibt Gorfi, der mich zwang, mich felbft ernst zu nehmen. Ihrer Anregung verdanke ich es, daß ich nun schon seit dreißig Jahren der russischen Kunst in Ehren diene."
Stefan Jeromsfl, der bekannte polnische Romanschriftsteller, if im Alter Obdachlosen." bon etwa 60 Jahren gestorben. Sein verbreitetstes Bert find„ Die
in der Herbstausstellung der Akademie der Künfte die Werte folgender Saatsanfäufe in der Utademie- Austellung. Das Kultusminifterium hat Stunftler für ben Preußischen Staat angelauit: Karl Hagemeifter, Dito S. Engel, Schmidt- Rottluff , August Kraus, Artur Degner, Rudolf Großmann , Ernst Fritsch , Wilhelm Kohlhoff , B. Merling, Bilbelm Defterle, Frig Heins. heimer, Wilhelm Lategabn, Ernst Oppler , Julius Jacob, Mag Neumann, Otto Beftermann, Carl Sturzkopf, Ludwig Rath. Gine große Anzahl an Berlen von Ulrich Hübner, Mar Bechstein, Barlach , Blontfe, Dettmann, erworben worden. Die Ausstellung wird noch bis Ende November geöffnet Domscheit, Jaedel, Robricht und anderen Künstlern ist von Privatpersonen bleiben und ist auch an den Sonniagen und am Bugtag von 10 bis 5 Uhr augänglich.
Ranbestheater für die Inszenierung der im Februar, März und Lee Dahl, der bekannte Berliner Bühnenbildner, ist vom Dit deutsche t April geplanten Aufführungen von Armut und Der eingebildete Strante verpflichtet worden.
Die Ausstellung„ Das deutsche Buch" im Haufe Merkur , Rochftr. 6/7, lann nicht verlängert werden. Der legte Sonntag ist also der 22. November.
7, Ubr, ftatt. Brof. Hahn spricht über das Thema:" Was lehrt uns die Der 2. öffentliche Vortrag der Akademie findet beute Unter den Linden 38, Radioaktivität über die Geschichte der Erde?" Karten zu 2 M. beim Pförtner.